Die Kirche Jesu Christi - berufen zum Dienst an Israel
von Klaus-Peter Lehmann

Der folgende Artikel ist ein Beitrag zum alten, aber immer noch wichtigen Thema einer Christologie bzw. Ekklesiologie im Rahmen einer Israeltheologie. Zur Stellungnahme haben den Autor dabei die interessanten Beiträge von Peter Hirschberg gereizt, aber auch der von Friedhelm Pieper gereizt (vgl. Blickpunkte Nr. 2/2009). Etwas anders als sie orientiert sich Lehmann nicht an einem Modell der Komplementarität von jüdischem und christlichem Glauben. Auch wenn Komplementarität in der dialogischen Verständigung unerlässlich sei. Theologisch wird es nach Lehmann immer wichtiger, („auch angesichts der neuen ideologischen Zuspitzung im Nahost-Konflikt, die Kirchen müssen aus ihrer Schweigsamkeit heraus und nicht alles dem Zentralrat der Juden überlassen“) nach der besonderen Zuordnung der Kirche zu Israel zu fragen, nachdem die israeltheologische Exegese ergeben habe, dass alle Teilnahme-Modelle an den Erwählungs-Charakteristika Israels für die Kirche nicht begehbar seien. Dazu befragt Lehmann einige neutestamentliche Bibelstellen und versucht eine Kurzauslegung eines längeren Evangeliumsabschnitts (Mt 1-3).

  1. Unsicherheit über die besondere Berufung der Kirche

Der Aufsatz von Peter Hirschberg über das christlich-jüdische Verhältnis im Spiegel des Neuen Testamentes  (1)  regt in besonderer Weise zum Nachdenken an. Zeigt er doch in systematischer Übersichtlichkeit die theologischen Stolpersteine auf, die bei einer Selbstfindung der Kirche im Gespräch mit dem Judentum umgangen werden sollten. Die eigenartige Schwierigkeit, in der sich die Kirche durch die neue Begegnung mit der Synagoge nach dem Zweiten Weltkrieg vorfindet, liegt darin, dass ihr alle traditionellen ekklesiologischen Kategorien der Selbstbestimmung genommen sind. Wir wissen mittlerweile sehr genau, was die Kirche Jesu Christi nicht ist: nicht Bundesvolk nach, mit oder neben Israel; sie ist nicht hineingenommen in den Bund Israels; sie ist nicht Volk des neuen Bundes; sie ist kein abgespaltenes oder eigenes Gottesvolk. Trotzdem sind die Christusgläubigen Erwählte (Eph 1,4; Kol 3,12) und Miterben der Verheißung (Eph 1,11; 3,6).  (2)  Unzweideutig schreibt das Neue Testament ihnen eine Anteilhabe an der Erwählung Israels zu. Aber wozu die εκκλησια / Ekklesia im besonderen, in ihrem Verhältnis zu Israel, berufen ist, darüber herrscht m.E. weithin Ratlosigkeit. Mir scheint, man ist der Frage, so wie sie dankenswerterweise Peter Hirschberg zuspitzt, noch nicht recht nachgegangen:

„Heilsgeschichtlich betrachtet sollten beide Berufungen besser unterschieden werden. Die Berufung Israels ist eine andere als die Berufung der aus den Völkern gesammelten Kirche.“

Wir gehen davon aus, dass die Berufung Israels im Neuen Testament dieselbe ist, wie im Alten Testament (Röm 11,28f). Was aber ist die Berufung der Auftrag der aus den Völkern gesammelten Kirche neben oder in Beziehung auf die bleibende Berufung Israels als Bundesvolk Gottes? Der Hinweis auf die gemeinsame Berufung, das Reich Gottes zu bezeugen und für Gerechtigkeit einzutreten, reicht als Antwort nicht aus.  (3)  Denn es geht um eine Bestimmung des Verhältnisses zueinander. Unsere Frage lautet: Wie ist die Kirche Jesu Christi in ihrer Berufung zur Verkündigung des Reiches und zur Völkermission - unter Ausschluss der Judenmission - auf Israel zugeordnet?  (4)

2.) Schriftstellen von definitorischer Kraft 

Zunächst möchte ich die Aufmerksamkeit auf einige Schriftstellen richten, die für die Verhältnisbestimmung des messianischen Dienstes Jesu zu Israel von geradezu definitorischer Kraft sind.

Dazu eine Vorbemerkung. Der Dienst Christi, von dem das Neue Testament spricht, ist sein geschichtliches Werk als Auferstandener, zu dessen Ausrichtung er seine Apostel beruft. Die Kirche Jesu Christi, auferbaut durch seine Apostel, ist die Gemeinschaft derer, die das von Jesus initiierte messianische Werk, ihm nachfolgend, in der Geschichte auf seine Erfüllung hin fortsetzt. Dieser Zusammenhang von Christi Werk und apostolischem Dienst eröffnet für alle christologischen Aussagen eine ekklesiologische Perspektive. Aussagen über Christi Verhältnis zu Israel sind, so gelesen, unmittelbar Aussagen über das Verhältnis der Kirche zum ewigen Gottesvolk.

Röm 15,8 spricht von Christus als dem Diener der Beschnittenen. Demgemäß wäre die Kirche in der Fortsetzung des messianischen Werkes Jesu Christi in ein Dienstverhältnis zu Israel berufen. Das Christus-Wesen der Kirche wäre ihr Dienst an Israel, wie Paulus sagt: um die Verheißungen an die Väter zu befestigen (εις το βεβαιωσαι τας επαγγελιας των πατερων). Ihr Dienst bestünde darin, dass die Väterverheißungen für Israel im Blick auf ihre Verwirklichung eine geschichtlich feste Verankerung durch das Wirken der Kirche finden.  (5)

Um die Verheißungen an die Väter geht es auch im Lobgesang des Zacharias (Luk 1,68-75). Lukas entfaltet das messianische Werk mit den an die Namen David (V.69) und Abraham (V. 73) gebundenen göttlichen Zusagen. In der Spur des Königs David geht es um die Errettung von unseren Feinden und aus der Hand aller derer, die uns hassen (V.71). Unter dem Horizont Abrahams um den Völkerfrieden, der es Israel ermöglicht, ohne Furcht ihm (Gott) zu dienen (V.73f). Der lukanische Psalm läuft darauf hinaus, Gott dafür zu loben, dass mit dem Werk des von ihm gesandten Messias seinem Volk Israel ein Horn der Befreiung aufgerichtet (V.69) wird, damit sie von Feinden unbedroht ihm dienen können in Heiligkeit und Gerechtigkeit (V.75). Der Auftrag der Kirche bestünde darin, als durch Christus zur Nachkommenschaft Abrahams Erwählte für Völkerfrieden zu sorgen, (Röm 4.5) um Israel Freiraum für seinen Gottesdienst zu verschaffen.

Ist das nicht der Auftrag des guten Hirten: seiner Herde Schutzraum zu sichern, dass sie ohne Furcht auf ihren Weidegründen leben und sich nähren kann? Matthäus verkündet Jesus als den Herrscher, der mein Volk Israel weiden wird (Mt 2,6; 2Sam 5,2; Mi 5,2.4). Klassisch beschreibt der Prophet Ezechiel das äußere Friedenswerk des Hirten (neuer David, Messias), der Israel in seinem Land weidet, damit Gott seinen Friedensbund in die Herzen der Israeliten senken kann (Ez 34,23-31). Der Auftrag der Kirche Jesu Christi bestünde dann darin, bessere Bedingungen dafür zu schaffen, dass der Israel verheißene neue Bund, wie Jeremia sagt (Jer 31,31-34), an Israel in seinem Land (Jer 31,15-17) Wirklichkeit wird: Der  Herr schafft Neues im Lande (Jer 31,22). Enteignungs- und Konkurrenzverhältnisse der Kirche zu Israel sind hiermit ausgeschlossen, weil die Kirche zum Dienst an der Verheißungsfülle Israels erwählt ist.

Von der Erwählung der ehemals heidnischen Christusglaübigen schreibt Paulus in Eph 1,3-14. Zweimal spricht er in diesem Abschnitt von Erlösung (απολυτρωσις), genauer von Auslösung, Loskauf. Die ehemaligen Heiden, ausgelöst aus der Welt, in der man die Tora missachtet und übertritt (V.7), haben ein Angeld ihres Erbes empfangen, den heiligen Geist, zum Loskauf seines Eigentums, zum Lob seiner Herrlichkeit (V.14). Bei diesem zweiten Loskauf kann es sich nur um die Befreiung von Gottes Eigentumsvolk Israel handeln. Das apostolische Amt des Paulus besteht darin, eine in Christus versöhnte Völkergemeinde in den Dienst an einem neuen Exodus Israels zu berufen, in den Dienst an der Auslösung von Gottes Eigentumsvolk aus Fremdherrschaft und am Wiederaufbau seines Königtums (Luk 1,68-75; Apg 1,6-8).

Nach der Überzeugung des Apostels Paulus schuldet die Kirche Jesu Christi Israel diesen Dienst an seiner physischen Existenz: denn wenn die Heiden an ihren geistlichen Gütern Anteil bekommen haben, sind sie schuldig ihnen auch in den leiblichen einen Dienst zu leisten (Röm 15,27). Auch wenn zurecht darauf hingewiesen wird, dass sich Paulus hier nur auf die judenchristlichen Gemeinden in Jerusalem bezieht, betrifft das Argument der Sache nach ganz Israel. Denn es geht letztlich darum, dass sich die Heiden mit seinem Volk freuen (Röm 15,10; 5Mose 32,43).

Die Christusgemeinden sind in den Dienst für die Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen an Israel berufen. Auf eine sehr erhellende Schriftstelle für diese Sicht hat Friedrich Wilhelm Marquardt hingewiesen. Die Resonanz auf seine überzeugende Auslegung von Apg 15,13-17 erscheint mir unangemessen gering. Ist es die ohne Vorbehalte ausgesprochene Unterordnung des neutestamentlichen Auftrages der Kirche unter die alttestamentliche Verheißungsgeschichte Gottes mit seinem Bundesvolk Israel, die viele zögerlich werden lässt? Marquardt sieht bei Lukas ein „zionistisches Motiv“. Der Zugewinn von heidnischem Gottesvolk „bedeutet ein Moment in Gottes ‘zionistischem’ Wiederaufbauwerk“. Deshalb erinnert Lukas angesichts der Vielzahl von gläubig gewordenen Heiden an die Verheißung des Propheten Amos: Darnach will ich mich zurückwenden und wieder aufbauen die zerfallene Hütte Davids (Apg 15,16; Am 9,11). Diese Vielzahl unter den Völkern wird demnach dazu verhelfen, Israels davidisches Königtum wiederaufzurichten. Christliche Völkermission ist Dienst an der zionistischen Hoffnung Israels.  (6) 

  1. Matthäus 1-3: Der Messias, der Israel von feindlicher Bedrückung befreit, kommt.

 Ein kursorischer Blick auf Mt 1-3 soll nun an einem größeren Sinnabschnitt einer Evangelienschrift diese Sicht bestätigen.

Die Geschlechterfolge Israels (Mt 1,1-17), mit der Matthäus sein Evangelium beginnen lässt, ist so etwas wie eine Kurzgeschichte des Bundesvolkes, in der ganz Israel unter dem Horizont der messianischen Verheißungen versammelt wird. Wir heben die heilsgeschichtlichen Wendepunkte, das Königtum Davids (V.6) und das babylonische Exil, hervor (V.11). Der dritte ist aktuell, das Kommen des Messias (V.17). Die Bezeichnung des Messias als Sohn Davids und Sohn Abrahams ist auffallend (V.1). Zusammen ergibt das die frohe Botschaft: die Geschichte Israels wird durch alles Leid hindurch von den messianischen Verheißungen getragen. Und alle Generationen des erwählten Volkes tragen sie mit, durch Zeugen oder Bezeugen. Die Erwähnung des Christos, des Sohnes Davids und Abrahams, am Anfang und am Ende der Geschlechterfolge (V.1.17) erklärt ihn zum Α und Ω von ganz Israel. Sie unterstreicht, dass die Geschichte Israels auf die vom König David, die Befreiung Israels von seinen Feinden, und die von Abraham, dem Vater vieler Völker, ausgehenden Verheißungen, den Völkerfrieden in seinem Namen, hinauslaufen. Jesus wird deshalb als Messias und Sohn beider proklamiert, weil er ihr beider begonnenes Werk, das diese Verheißungen für Israel in sich trägt, neu in Gang setzt. Schon die scheinbar so sperrige Geschlechterfolge verkündet die Botschaft: Das Reich der Himmel ist genaht (Mt 4,17). Der Messias kommt, der Messias, durch dessen Werk Gott sich seines Volkes annimmt (Luk 1,54f), indem er die Verheißungen von der Befreiung Israels und vom universalen Völkerfrieden im Geist der Tora auf ihre Erfüllung hin kräftig werden lässt.

Die messianischen Geburtswehen in Israel(Mt 1,18-3) sind eine alttestamentliche Zitatenreihe mit aktuellem Kommentar und künden vom endzeitlichen Schalom, dem universalen und um den Zion zentrierten Versöhnungsgeschehen zwischen Israel und den Völkern, das sich im Kommen Jesu ankündigt (Mt 1,21; Sach 3,4): Messias ante portas. In dieser vom Messias in Gang gesetzten Versöhnung wird der Gott Israels seine Treue zu seinem Volk bewähren: Gott mit uns (Mt 1,21-23; Jes 7,14). Unter der Macht des römischen Imperiums lebt Israel im eigenen Land wie im Exil. Der von Rom abhängige und kollaborierende König Herodes versucht mit allen Mitteln jede messianische Regung zu ersticken (Mt 2,4f.16).

Die Weisen aus dem Morgenland (Mt 2,1-12):Aus den Völkern kommen Magier, die dem neuen Herrscher von Juda (Mt 2,2; 1Mose 49,10) huldigen wollen, der mein Volk Israel weiden wird (Mt 2,6; Mi 5,2.4), der Israel aus Feindeshand befreit und den Völkerfrieden aufrichtet (Ez 34,23-31).

Flucht, Kindermord, Rückkehr aus Ägypten (Mt 2,13-23) : Unfreiwillig verdrängt Herodes den kommenden Messias in das Geburtsland des messianischen Volkes, nach Ägypten. Für Israel ist das Leben unter Rom wie Sklaverei in Ägypten. Ein neuer Exodus (Mt 2,13-15; Num 23,24), die endgültige Befreiung aus dem Exil (Mt 2,16-18; Jer 31,15) und die Errichtung des universalen Friedensreiches mit dem Herrscher aus Israels Spross (Nazoräer) (Mt 2,19-23; Jes 11,1-10) stehen bevor. Herodes kann die Befreiung Israels aus dem feindlichen Exil und den Völkerfrieden nicht verhindern, er fördert ihn ungewollt.

Johannes und Jesus (Mt 3):Plötzlich stehen Johannes und Jesus da, die zusammen alle Gerechtigkeit erfüllen (Mt 3,15). Jesus wird vom Himmel als Gottes geliebter Sohn beglaubigt (Mt 3,17; Ps 2,7). Der Sohn, der Israel aus der feindlichen Bedrängnis durch die Völker befreit (Ps 2,1-8), indem er sie dem unwiderstehlichen (V.9) Gerechtigkeitswillen Gottes (V.10f), der zum Frieden führt (V.8.12), unterwirft. Das ist alle, weil universal erfüllte Gerechtigkeit der Tora. Der Bogen zurück zu Kap. 1, das Jesus als den Sohn Abrahams, der Völkerfrieden bringt, und als den Sohn Davids, der Freiheit für Israel bringt, verkündet, ist gespannt.

4.) Zusammenfassung

Mt 1-3 verkündet Jesu messianisches Werk. Der Nazarener gilt als der Spross aus dem Hause Davids, der den von den Propheten verheißenen Frieden bringen wird. Er wird als Auferstandener durch seine ekklesia dahingehend wirken, dass Israel vom quasi-ägyptischen Joch Roms befreit wird und in seinem Land in Heiligkeit und Gerechtigkeit leben kann. Er wird dies dadurch tun, dass er als der verheißene und darauf getaufte Sohn Gottes Völker zum Erbe erhält (Mt 3,16f; Ps 2,7f), d.h. mit Gojim ein Friedensreich aufrichtet und durch sie, d.i. der Leib Christi, mein Volk Israel weiden wird (Mt 2,6; Mi 5,4).

  1. Zu Asymmetrie und Komplementarität

Unser exegetischer Ansatz führt zu einer ekklesiologischen Weiterentwicklung der Asymmetrie zwischen Israel und der Kirche, statt zu ihrer Ersetzung durch Komplementarität.  (7)  Selbstverständlich gehen auch wir vom Dialog auf Augenhöhe aus. Er ist der unaufgebbare Rahmen für jedes theologische Gespräch. Diesbezüglich herrschte in den christlich-jüdischen Gesprächen nach dem Zweiten Weltkrieg hoffentlich immer Komplementarität. Sie tangiert aber nicht die möglicherweise unaufhebbare Asymmetrie eines theologischen Verhältnisses, das nur in jenem Rahmen adäquat kommnuniziert werden kann. Unsere These vom Dienst an Israel, zu dem der auferstandene Jesus seine Kirche beruft, führt die Asymmetrie fort und spricht nicht nur vom Angewiesensein kirchlicher Existenz auf Israel, sondern vom Zugeordnetsein kirchlicher Existenz auf Gottes Ziele mit Israel. Sie ist aus einem komplementären Lernen entstanden, einem neuen Lesen der Verheißungsgeschichte Gottes mit Israel. Aber sie tendiert nicht auf einen „theologischen Inklusivismus“, dass sie schon jetzt auf die Anerkennung von seiten jüdischer Gesprächspartner angewiesen sein will. Die jüdische Anerkennung des Dienstes der Kirche für Israel ist für den kirchlichen Glauben ein eschatologisches Ereignis. Denn sie kann erst erwartet werden, wenn die Kirche konsequent zu ihrem messianischen Auftrag umkehrt und Israel von einer revolutionierten Kirche her das Antlitz seines barmherzigen Gottes entgegenstrahlt.

Damit ist nun doch wieder die Anerkennung Jesu Christi durch Israel in den Blick geraten. Auch hier stellt P. Hirschberg die entscheidende und unumgehbare Frage nach der soteriologischen Relevanz des Todes Jesu Christi für das jüdische Volk.  (8)  Nach neutestamentlichem Zeugnis starb Jesus für die Vielen, für die nichtjüdische Völkerwelt. D.h.: das durch die Rechtsprechung des Sünders allein aus Gnade zugängliche Reich Gottes, das das Alte Testament dem Bundesvolk Israel verkündete,  (9)  hat Jesus von Nazareth auch den Griechen (Röm 1,16), der Heidenwelt (Eph 2,11-13), eröffnet. Die damit bewirkte revolutionäre Veränderung der Völkerwelt durch die weltweit verbreiteten versöhnten Vielvölkergemeinden bringt die Menschheit ihrer schöpfungsgemäßen Bestimmung, nach dem Bilde Gottes im Schalom zu leben, immer näher (Kol 3,9-15). Diese internationale Wirklichkeit der Kirche Jesu Christi wird Israel von seinen Feinden befreien, seinem verheißenen Frieden entgegenführen und seine Existenz vor aller Welt rechtfertigen.

Dieser Dienst der Kirche an Israel ist in komplementären Strukturen verständlich zu machen. Verwirklicht und werden aber kann er nur durch die Umkehr der Kirchen zu einer auf Zion orientierten Ökumene, was auch die entscheidende Grundlage seiner Anerkennung durch andere wäre.

Anmerkungen:

  • Blickpunkt.e Nr. 1 / Februar 2009, S. 2-8

  • Ansonsten werden die Christusgemeinden als Gemeinde oder Geliebte Gottes (2Kor 1,1; Röm 1,7; 1Thess 1,1) oder als heilige und gläubige Brüder im Christos (Kol 1,1) angesprochen (s.a. Röm 1,7; 1Kor 1,2; 2kor 1,1; Eph 1,1), was den Tora- und Verheißungsbezug ihrer Existenz aufnimmt (Heiligkeitsgebot: 3Mose 19,2; Abrahamsverheißung).

  • So z.B. Synodalerklärungen ev. Landeskirchen: Baden 1984; Ev.-ref. Kirche Nordwest 1984; Berlin-Brandenburg 1984

  • Sebstverständlich enthalten fast alle ev. Synodalerklärungen Aussagen über ein neues Verhältnis der Kirche zu Israel. Sie betreffen überwiegend die Absage an Antisemitismus, gelegentlich auch an Judenmission, und ein solidarisches Verhältnis zum Staat Israel. Diesem Aufsatz geht es um Anregungen für eine biblisch-systematische Grundlegung des  Verhältnisses der Kirche zu Israel.

  • Mit Blick auf Kol 3,9-12 verankert der Leib Christi als die geschichtliche Gestalt der neuen Menschheit, als die Völker versöhnende Gemeinschaft von Juden und Gojim, die biblische Doppelverheißung für Israel in sich und so physisch in der Menschheitsgeschichte, den an den Namen Abrahams gebundenen Völkerfrieden und die an den Namen Davids gebundene Befreiung Israel aus der Hand seiner Feinde.

  • F. W. Marquardt, Was dürfen wir hoffen, wenn wir hoffen dürfen? Eine Eschatologie, Bd. 2, Gütersloh 1994, S. 376

  • F. Pieper, Von Asymmetrie zu Komplementarität, Blickpunkt.e Nr. 2 / April 2009, S. 9-15

  • P. Hirschberg, Blickpunkt.e, Nr. 2, April 2009, S. 2-8

  • K. P. Lehmann, Sola fide ohne Christus. Rechtfertigung aus Glauben im Judentum, Lutherische Monatshefte 2/1998, S. 29f

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