Benedikt XVI. in Israel
Randbemerkungen zu einem Staatsbesuch

Es ist schwer, im Schatten eines großen Vorgänger zu stehen, besonders wenn es sich um einen Staatsbesuch handelt. Johannes Paul II. war wie ein großer Star in Israel vor neun Jahren empfangen worden, unvergessen in der israelischen Volksseele. Sein Besuch in Jad va-Shem mit den Umarmungen von Haolocaustüberlebenden, sein Besuch an der Klagemauer mit dem Zettel in der Mauer, der um Vergebung für die Sünden der Christen an den Juden bittet.

In Jad va-Shem reagierte man verbittert. Der jetzige Papst hatte von Millionen Juden gesprochen, die "getötet" (killed) worden seien, nicht von 6 Millionen und nicht von ermordeten Juden Wer die Mörder waren, sei auch nicht erwähnt worden, kein Wort des Bedauerns dazu und kein Schuldeingeständnis, so der Vorsitzende von Yad va-Shem, Oberrabbiner von Tel Aviv Israel Lau, selbst Holocaust Überlebender. "Nur viel über huminitares Leid, allgemeine kosmopolitische Worte", sagte Lau. "Banal und bedeutungslos" lautete die Überschrift des Kommentators Tom Segev in der Zeitung Haaretz. "Es gibt nichts Leichteres, als wirkliches Entsetzen zu zeigen, wenn man über die Schrecken der Shoa spricht, sich mit dem Leiden zu identifizieren, mit dem Schmerz und  der Trauer. Wenn das nicht geschieht, scheint es beabsichtigt zu sein...Was er zur Schoa zu sagen hatte, war  zu durchdacht, zu diplomatisch, zu professionell."

Segev glaubt, dies sei vatikanische Politik. Der Papst habe sich bei vielen Gelegenheiten eindeutig und besser erklärt, was er über Antisemitismus, Judenfeinschaft, Holocaustleugnung und den Staat Israel denkt.

Sicher hatte es ein Papst leichter, der zu den Okkupierten gehört hatte und nicht zu den Okkupanten, der als junger Mann, einen Juden von den Gleisen gezerrt hatte in den Endwirren des Krieges, als jemand, der bei der Hitler Jugend war und bei der Wehrmacht, wenn er auch 1944 desertierte, wie Haaretz vermerkt. Der Papst habe seine Chance verspielt, schrieb Lily Galili in Haaretz, sich seiner Vergangenheit als Deutscher und Christ zu stellen.

Die Absperrungen in der Stadt und die Lahmlegung des gesamten Verkehrs waren dem eines hohen Staatsbesuchs angemessen, das letzte Mal erlebt beim Besuch von Bush, damals noch Präsident der Vereinigten Staaten. Irgendwie habe ich immer das Glück im Sperrgebiet zu wohnen am Fuße von Jad va-Shem und dem Herzlberg. So strandete ich auf dem völlig autolosen Herzlboulevard, wo die Menschen verzweifelt auf einen Bus oder auch nur ein Taxi warteten, aber es kam nichts. Und doch wollte ich die Einladung zum interreligiösen Treffen mit dem Papst im noblen Notre Dame Zentrum wahrnehmen, was mir denn auch gelang.

Von der Planung war alles ein Fiasko, so wie der Verkehr, so die vielen Kontrollen vor dem Eingang, die lange Wartezeit. Eine Stunde musizierten rührend junge Musikschüler der päpstlichen Musikschule Jerusalems vor dem geladenen Publikum, denen zwangsweise nichts anderes übrig blieb als dem rührenden mal schlecht mal rechten Versuchen der jungen Leute zuzuhören. An die 700 Leute mögen sich in dem Saal befunden haben. Erstaunlich, dass es so viele Menschen in Jerusalem gibt, denen der interreligiöse Dialog wichtig ist, dann scheint es ja um diesen Dialog nicht schlecht bestellt zu sein. Aber auch diese Illusion sollte auf dem Treffen verloren gehen.

Dann kam er endlich, der Papst. Seine Ehrenrunde hatte vorher auf dem Podium Platz genommen, unter ihnen Sheikh Taysir al-Tamimi, Vorsitzender des obersten islamischen Gerichts in Jerusalem, und Rabbiner Shear Yashuv Kohen, Oberrabbiner von Haifa. Der Papst sprach von der Wichtigkeit der Trialogs, und nannte es einen Segen, dass so viele Menschen sich damit beschäftigten. Gegen Ende der Rede erhoben sich die Leute auf dem Podium, nur der Sheikh blieb sitzen. Dann stand dieser auf und ergriff  das Wort, im wahrsten Sinne des Wortes. Auch wenn die meisten nicht verstanden, was er zu sagen hatte, er sprach in Arabisch ohne Simultanübersetzung, sein Ton machte es  deutlich, er steigerte sich immer mehr hinein bis in ein regelrechtes Brüllen in den Saal hinein.

Mein Nachbar, ein arabischer Dozent, sagte, wieder eine seiner üblichen Hasstiraden. Eine solche hatte er schon bei dem interreligiösen Gespräch mit Papst Johannes Paul II  gehalten. Schließlich erhob sich der lateinische Patriarch, der vom Podium wohl der einzige war, der den Sheikh verstand in seiner Muttersprache,  und klopfte  ihm auf die Schulter, was diesen aber nicht irritierte oder aufhielt. Es sei unverständlich, dass die Organisatoren dieses Spiel meinten wiederholen zu müssen, sagte der Rabiner Kohen der Zeitung Haaretz gegenüber. Der Papst habe sich ihm gegenüber entsetzt gezeigt, nachdem er übersetzt bekommen hatte, was der Sheik gesagt hatte. Er hatte gesagt, dass  Saladin die Stadt Jerusalem befreit, aber die Christen geschont habe. Heute sei die Stadt von den Juden unterjocht, die in Gaza  Kinder, Frauen und alte Leute umbrächten, und jetzt sei es an der Zeit, dass Christen und Moslems gemeinsam gegen die Verbrechen der Juden angingen. Das sei der Auftrag des Papstes.

Irgendwann hatte es Applaus gegeben bei der Rede des Sheikhs, wie die Medien schrieben, sei dies Beifall von Klerikern gewesen. Die Leute, die ich klatschen sah, verstanden wohl kaum Arabisch, aber den Ton, und ihr Klatschen sollte wohl bedeuten, dass der Scheikh jetzt aufhören möge zu schreien. Die Presse schrieb auch, der Papst habe dann aus Protest den Saal verlassen. Auch davon war im Saal selbst nichts zu merken. Es war alles nach Plan abgelaufen.

Danach sollte es einen Empfang geben. Alles drängte sich aus dem weiten Saal in den schmalen Korridor und wurde dort vom Sicherheitspersonal für 20 Minuten festgehalten. Keiner konnte das Gebäude verlassen. Endlich befreit strebte das Volk in das Hauptgebäude von Notre Dame, lief dort eine geringe Zeit hin und her und verstreute sich allmählich, nachdem der Papst sich auch nicht sehen ließ. Diese Ruhe,  nach einem solchen Tag zumindest , hatte der Papst wohl verdient, denn der nächste Tag dürfte nicht weniger turbulent werden.

Antikes jüdisches Dokument von Antikenbehörde sichergestellt

Der "Antidiebstahl-Abteilung der Antiken Behörde" ist es gelungen, eins der wichtigsten Dokumente nach der Auffindung der Rollen vom Toten Meer sicherzustellen, kurz bevor es für einige Millionen Dollar den Besitzer wechseln sollte. Durch einen Tipp  aufmerksam gemacht, verhaftete die Behörde im Hyatt Hotel auf dem Skopusberg in Jerusalem zwei Araber aus Beit Sahur östlich von Bethlehem, die im Besitz eines 1900 Jahre alten Papyrus waren, das ein hebräisches Besitzverzicht einer Witwe enthält mit dem Namen Miriam Ben Jaakov.

Das Papyrus enthält 15 Zeilen und ist für sein Alter gut erhalten und lesbar. Es ist datiert auf das "Jahr 4 nach der Vernichtung Israels", eine Zeitangabe, die es bisher noch auf keinem Dokument gab. Unsicher ist, ob sich das Datum auf die Zerstörung Jerusalems im ersten Aufstand, 70 n. Chr. bezieht oder wohl eher auf den Untergang eines selbständigen Israel im Bar-Kochba-Krieg im Jahr 135. Die hebräische Kursiv-Schrift gehört eindeutig ins erste oder zweite nachchristliche Jahrhundert und ähnelt  Dokumenten, die am Toten Meer gefunden wurden und auch aus dieser Zeit stammen oder der Schrift auf Ossuarien aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert.

So gehen die Archäologen auch davon aus, dass es sich zu 95 Prozent um ein authentisches Dokument aus alter Zeit handelt und nicht um eine moderne Fälschung. Um 100 prozentige Gewissheit zu erlangen wird das Dokument z.Zt. in einem chemischen Labor untersucht. Vielleicht ergibt diese Untersuchung eine noch genauere zeitliche Einordnung.

Neben dem Datum und dem Namen der Witwe gibt es noch einer Reihe anderer Namen und Orte. Die Witwe stammte wahrscheinlich aus Shaalavim in der Nähe von Modiin auf dem halben Weg zwischen Jerusalem und Jaffo. Shaalavim ist im Alten Testament mehrfach erwähnt und erscheint auch im Onomastikon des Eusebios und im Hesekiel Kommentar des Hieronymus. Shaalavim, heute eine moderne jüdische Siedlung, ist vor allem berühmt geworden durch die Reste einer samaritanischen Synagoge aus dem 5. Jahrhundert mit althebräischen und griechischen Inschriften.

Gerichtsdokumente dieser Art, die in der Mischna und im Talmud genau beschrieben sind, wurden nur sehr selten gefunden, zumal aus dieser frühen Zeit. Besitzverzicht wird in der Mischna häufig erwähnt. Das es dazu auch ein Dokument gibt, war bisher nicht bekannt und ist somit von größter historischer und juristischer Wichtigkeit.

Seit dem Fund in Murabaat am Toten Meer im damals jordanisch verwalteten Palöstina und im Nahal Hever in der israelischen Wüste Jehuda durch Jigal Jadin, die auch Funde aus dem ersten und zweiten Jahrhundert zu Tage brachten, sind keine Schriftfunde dieser Bedeutung ans Licht gekommen.

Jesus Pilgerweg in Galiläa, ein Geschenk an den Papst

Inspiriert vom großen Erfolg von Pilgerwegen in Europa wie in Spanien der Camino de Compostela, der jährlich 200.000 Pilger anzieht, haben sich israelische Initiatoren daran gemacht, einen Jesus Pilgerweg zu schaffen, auf dem Jesus vermutlich von Nazareth nach Kapernaum gegangen ist. Begangen wird dieser Weg schon seit geraumer Zeit, angeführt gratis von einem begeisterten Touristenführer in Nazaraeth und im Internet (www.jesustrail.com) propagiert. Der Weg führt durch eine der herrlichsten Landschaften Galiläas. Man muss nicht unbedingt religiös und ein Jesusfan sein, um sich dafür zu begeistern.

Der 65 km lange Wanderweg wird jetzt offiziell vom israelischen Touristenministerium und der Gesellschaft zum Schutz der Natur adoptiert, genau ausgezeichnet und gepflegt. Er führt von Nazareth nach Kafr Kana (dem Ort der Weinverwandlung) über das Arbelgebirge an den See Genezareth zum Berg der Seligpreisungen, Tabgha und Kapernaum. Es gibt einen Rückweg, der am Jordanufer vorbeiführt, über Tiberias, zum Berg Tabor (dem Berg der Verklärung Jesu) zurück nach Nazareth.

Die Initiatoren versprechen sich Zehntausende Besucher jährlich auf diesem Pilgerweg. Im Internet finden sich detailierte Pläne und Karten, die man sich auf sein GPS herunterladen kann. Hier sind auch Busstopps, Herbergen, Wasserstellen und ähnliches auf dem Weg verzeichnet.

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ImDialog. Evangelischer Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau
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