Informationen aus Israel

von Michael Krupp, Jerusalem

Weiterer Steinbruch des Herodes in Jerusalem entdeckt

Bei Ausschachtungsarbeiten für einen neuen Gebäudekomplex in der Schmuel ha-Navi Straße im Bucharaviertel von Jerusalem sind Archäologen auf einen riesigen Steinbruch gestoßen, der aus der Zeit Herodes des Großen zu stammen scheint. Bisher ist ein Gebiet von 1000 qm freigelegt worden. Die hier gebrochenen Steine hatten eine Größe von bis zu 3 m Länge, und 2 m Höhe und Breite. Sie wogen zwischen 2 und 5 Tonnen je Stein. Steine dieser Größe wurden von Herodes für seine Prachtbauten verwandt und so auch für den Bau des Tempels, den Herodes völlig neu errichten ließ, um sich beim Volk beliebt zu machen. Die Stützmauern des Tempelplatzes mit Steinen von einer Länge bis zu 7 m sind heute noch in einer Höhe bis zu 30 m zu besichtigen.

Herodes war der größte Baumeister im Land Israel in der Antike. Für seine Bauprojekte hatte er mehr als 10.000 Steinmetzen angestellt. Im Steinbruch wurden zahlreiche Münzen der Zeit, sowie Keramik und Brechinstrumente gefunden. Dies ist der dritte Steinbruch des Herodes, der in Jerusalem bisher gefunden wurde.

Armeeoberrabbiner: Frauen sollten nicht in der Armee dienen

Auf einem Seminar religiöser Soldatinnen über ihre Probleme in der Armee hat sich der Armeeoberrabbiner, Avichai Ronski, gegen den Dienst von Frauen in der Armee ausgesprochen. „Ich persönlich glaube“, sagte der Armeerabbiner, „dass Frauen von vorneherein nicht in der Armee Dienst tun sollten.“ Die anwesenden Soldatinnen und einige Rabbiner zeigten sich fremdartig berührt von der Meinung eines Armeeangehörigen.

Rabbiner Ohad Tohar-Lev, Direktor des Lindenbaum College, eines der wenigen Institute für Frauen, das Armeedienst mit Torastudium verbindet, sagte, er respektiere die Meinung des Oberrabbiners, er frage sich nur, warum die Armee einen Armeerabbiner mit solchen Meinungen angestellt habe. Ronski ist nicht der einzige Armeeoberrabbiner, der der Ansicht ist, Frauen sollten überhaupt nicht in der Armee dienen, er ist aber der erste, der dies öffentlich noch im aktiven Dienst geäußert hat.

Einige Soldatinnen sagten, dass sie nicht verwundert seien über die Ansicht eines Rabbiners über ihren Dienst in der Armee, im Gegensatz zu seinen Vorgängern wäre aber Ronski immer bereit gewesen, auf die Nöte religiöser Soldatinnen in der Armee einzugehen. Vorgänger hätten häufig Rat suchende Soldatinnen abgewiesen mit dem nicht ausgesprochenen Vorwurf, warum sie überhaupt in der Armee seien. Eine der Soldatinnen brachte ihre Verwunderung über die Worte Ronskis zum Ausdruck, wenn man bedenke, dass Ronski seine eigene Frau in der Armee kennengelernt habe.

Ronski wandte sich besonders gegen den Dienst von Frauen in Kampfeinheiten. Komplikationen sexueller Art seien hier nicht zu vermeiden, was gegen die Religion sei. Wenn überhaupt, dann seien Frauen als Ausbilderinnen  zu verwenden, da sie mehr Geduld als Männer hätten.

Religiöse Frauen sind nach dem Gesetz grundsätzlich vom Armeedienst befreit. Religiöse Soldatinnen sind also freiwillig in der Armee. Nur wenige Soldatinnen sind aber in den normalen Armeeeinheiten involviert. Nationalreligiös eingestellte Frauen leisten statt Armee meist ein freiwilliges soziales Jahr ab. Ultraorthodoxe Frauen machen auch dies nicht, genauso wie ultraorthodoxe Männer, wenn sie in einer Talmudschule weiter studieren, keinen Armeedienst leisten.

Israel bereitet Gesetz für Ziviltrauungen vor

Israels Justizminister Yaakov Neemann hat den Entwurf eines Gesetzes für Ziviltrauungen in Israel abgeschlossen. Es wird jetzt im Parlament diskutiert und entschieden werden. In Koalitionsgesprächen zwischen der rechten Russenpartei „Israel Beitenu“ von Avigdor Liebermnn und dem Likud war ausgemacht worden, dass ein solches Gesetz geschaffen werden müsse.

Bisher gibt es kein ziviles Standesamt, sondern nur religiöse Gerichtshöfe für Familienstandsfragen, die nur Angehörige der eigenen Religion verheiraten können. Abgesehen, dass es auf diese Weise keine Mischehen geben kann, trifft der Zustand besonders hart die ca. 300.000 Religionslosen in Israel, meist Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion.

Das Gesetz sieht vor, dass Religionslose in Zivilämtern heiraten können. Sie können sich aber nicht mit jemandem verheiraten, der einer Religion angehört. Kritiker des Gesetzes argumentieren, dass das neue Gesetz lediglich eine neue Religionsgruppe schafft, die Gruppe der Religionslosen, aber die bestehenden Eheprobleme nicht löst, da Rabbinatsgerichte auch für Juden zahlreiche Obstakel gegen eine Eheschließung anführen, die mit biblischen Gesetzen begründet werden.

20 Prozent aller Eheschließungen finden im Ausland statt. Solche Ehen sind vom Staat Israel anerkannt, nicht aber von den religiösen Familiengerichten.

Oberstes Gericht: Judenchristin muss Kaschrut Zertifikat bekommen

Ein langer gerichtlicher Streit ist jetzt vor dem Obersten Gericht in Israel gegen das Rabbinat und zugunsten einer Judenchristin entschieden worden. Die Richter Eliezer Rivlin, Zoram Danziger und Salim Joubran entschieden, dass die Judenchristin Pnina Comporati ein Kaschrut Zertifikat für ihre Konditorei „Pnina Pie“ in Aschdod ohne weitere Bedingungen bekommen muss.

Pnina Comporati ist eine jemenitische Jüdin,  51 Jahre alt, die vor 15 Jahren in den Vereinigten Staaten zum Christentum übertrat. Zurück in Israel eröffnete sie im  2001 eine Konditorei in der Siedlung Gan Yavne in der Nähe Tel Avivs und bekam vom örtlichen Rabbinat anstandslos und sofort ein Kaschrut Zertifikat. Als aber das Rabbinat von ihrer Glaubenszugehörigkeit erfuhr, entzog sie ihr 2004 das Zertifikat. 2006 eröffnete Comporati eine weitere Konditorei in Aschdod und bekam dafür ein Zertifikat vom Aschdoder Rabbinat, das ihr aber sofort wieder entzogen wurde, als man von ihrer Glaubenszugehörigkeit hörte.

In einer Vernehmung im Rabbinat entschieden die Rabbiner, dass man ihr, da sie an Jesus glaube, nicht vertrauen könne, die Kaschrut genau einzuhalten. Sie seien aber bereit, ihr ein Kaschrut Zertifikat auszustellen, wenn sie sich verpflichte, einen ganztags angestellten Kaschrut Inspektor anzustellen, der auch über die alleinige Schlüsselgewalt zu verfügen habe.

In den ersten drei Wochen nach dem Entzug des Zertifikats verzeichnete die streitbare Judenchristin eine finanzielle Einbuße von 70 Prozent. Comporati wandte sich deshalb an das (zivile) Oberste Gericht mit der Anklage, dass der Entzug der Kaschrut ein Verstoß gegen zwei Grundrechte in Israel sei, Freiheit der Berufswahl und Freiheit der Religionszugehörigkeit.

Das Oberste Rabbinische Gericht in Jerusalem, das die Entscheidung des Aschdoder Rabbinats gebilligt hatte, zeigte sich zu einem Kompromiss bereit und entschied, der Kaschrut Inspektor müsse nicht ganztägig angestellt werden, sondern es genüge, wenn er täglich von Zeit zu Zeit anwesend sei und man ihm Nachts die Schlüssel der Konditorei ausliefere. Der (säkulare) oberste Staatsanwalt, Menachem Mazuz, billigte die Bedingungen des Obersten Rabbinischen Gerichts. Inzwischen hob überraschend das Rabbinatsgericht in Gan Yavne  seine 2004 verhängte Rücknahme des Kaschrut Zertifikats auf und erteilte Pnina Comporati ein Zertifikat ohne weitere Bedingungen.

Das Oberste Gericht in Jerusalem lehnte die Argumentation des Oberrabbinats, wie des Rabbinats in Aschdod als auch die Entscheidung des Obersten Staatsanwalts ab und entschied, Pnina Comporati ohne Bedingungen das Kaschrut Zertifikat in Aschdod zu erteilen. Sie müsse wie jeder andere Mensch behandelt werden, und es sei nicht angängig, sie aufgrund ihrer Relkigionszugehörigkeit zu benachteiligen.

Geschäfte erhalten in Israel das Kaschrut Zertifikat von den Rabbinaten, wenn sie nachweisen können, dass sie die Kaschrut einhalten. Zur Überprüfung der Rechtmäßigkeit sind Kaschrut Inspektoren angestellt, die von Zeit zu Zeit einen Besuch in den Unternehmen machen, die Küche inspizieren und sich davon überzeugen können, dass alle Gesetze der Kaschrut eingehalten werden. Dieser Dienst muss von den Unternehmen bezahlt werden.

Ehemaliger Präsident des Obersten Gerichts kritisiert Menschenrechtsverletzungen

Auf einer Juristenkonferenz in Tel Aviv hat der ehemalige Präsident des Obersten Gerichts in Israel, Aharon Barak, die Verletzung von Menschenrechten in Israel und den besetzten Gebieten kritisiert. „Wenn ihr über Menschenrechte in Israel redet, müsst ihr auch die Menschenrechte in den (besetzten) Gebieten im Auge haben“, sagte Barak. Menschenrechtsverletzungen in den Gebieten tangieren direkt die Menschenrechte in Israel.

Arabische Bürger Israels seien benachteiligt. Die arabischen Bürger müssten dieselben Rechte wie jüdische Bürger haben. „Wenn wir keinen Weg finden, in Frieden mit der arabischen Minorität im Staat zu leben, werden wir auch nicht in Frieden untereinander leben“, sagte Barak.

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