Informationen aus Israel

von Michael Krupp, Jerusalem

Amphitheater in Tiberias

In einer jüdischen Metropole ein Amphitheater zu finden, ist ungewöhnlich. So haben die Archäologen, die das Theater vor 19 Jahren in Tiberias unweit des Berges Bernidike entdeckten, wie der verstorbene Izhar Hirschfeld, angenommen, der monumentale Bau, der 7000 Menschen aufnehmen konnte, stamme aus einer späteren Zeit, aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert, in der es bereits einen größeren Anteil einer hellenistisch-heidnischen Bevölkerung aufwies. Wie aus Funden aber jetzt hervorgeht, wurde das Theater kurz nach seiner Gründung im Jahre 19 n.Chr. erbaut. Anders als Sephoris, die frühere Hauptstadt Galiläas, war Tiberias in seiner Frühzeit keine gemischte, sondern eine rein jüdische Stadt.

Tiberias wurde von Herodes Antipas, derselbe Antipas, der Johannes den Täufer enthaupten ließ, nach der Aufteilung des Reiches Herodes des Großen im Jahre 19  als seine Provinzhauptstadt zu Ehren des römischen Kaisers Tiberius gegründet. Das Gründungsdatum geht aus den datierten Münzen hervor, die die Aufschrift Tiberias aufweisen und nur jüdische Symbole, meist Palmen, Palmzweige und Datteln, enthalten.

Die Zuordnung des Theaters in seine Regierungszeit beweist, dass Antipas seinem Vater Herodes mit Monumentalbauten nacheifern wollte. Das Theater kann sich durchaus mit dem Theater in Caesarea messen, das sein Vater erbaut hatte. Der Theaterbau beweist, dass Antipas eine liberale, multikulturelle Stadt bauen wollte, die allen Teilen seines Reiches offen stand, obwohl die meisten Bewohner seiner Tetrarchie, Galiläa und Peräa, Juden waren.

Tiberias hatte nach seiner Gründung unter strenggläubigen Juden einen schlechten Ruf, weil es hieß, sie sei auf Gräbern erbaut worden. Diese Bedenken haben sich mit der Zeit verloren, nachdem im zweiten Jahrhundert Tiberias Sitz des Sanhedrin wurde und das meiste des Palästinischen Talmuds, des sogenannten Jerushalmi, in Tiberias redigiert wurde.

Interessant ist, dass das Neue Testament niemals einen Aufenthalt Jesu in Tiberias erwähnt, das doch nur wenige Kilometer von Kapernaum, dem Hauptwirkungsort Jesu am See von Tiberias (Joh 6,1) war. Vielleicht gehörte auch Jesus zu diesen Strenggläubigen, die sich in Tiberias, zumal Sitz der Regierung, nicht verunreinigen wollten.

Die israelische Antikenbehörde hat vor, das jetzt vollkommen ausgegrabene Theater möglichst bald der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Vielleicht wird es dann auch das Schicksal des Theaters in Caesarea teilen und kulturellen Zwecken dienen, und so den Theatern in Caesarea und Beit Shean Konkurrent sein.

Angeblich älteste Synagoge  am See Genezareth

Bei Notgrabungen zum Bau eines Hotels auf dem Gebiet der Franziskaner in Migdal am See Genezareth sind Archäologen nach eigenen Angaben auf einen „aufsehenerregenden Fund“ gestoßen. Nach Überzeugung von Ausgrabungsleiterin, Dina Avshalom-Gorni handelt es sich um den ältesten Synagogenbau aus der Zeit des Zweiten Tempels, der Zeit Jesu.

Die Synagoge erstreckte sich auf einen Raum von 120 qm. Neben den zahlreichen und gut erhaltenen Funden wurde ein quadratischer Stein freigelegt, der an seinen vier Wänden verziert ist, auf einer der Breitwände zeigt er die Darstellung des siebenarmigen Leuchters, umrandet von zwei Krügen. Nach den Ausgräbern ist die Darstellung des Leuchters sensationell und unähnlich allem bisher Gefundenen.

Der Leuchter steht auf einem dreieckigen Fuß und dieser wiederum auf einem Podest. „Dies ist eine äußerst aufregende und einzigartige Entdeckung“, sagte die Ausgrabungsleiterin. „Dies ist das erste Mal, dass ein Abbild des Leuchters aus der Zeit des Zweiten Tempels entdeckt wurde, die älteste Darstellung in einem jüdischen Zusammenhang aus dem Beginn der römischen Zeit.“

Vermutlich ist diese Feststellung nicht ganz richtig, denn bei den Ausgrabungen in der Jerusalemer Altstadt ist eine Wandzeichnung des Leuchters entdeckt worden, die auch auf die Zeit des Zweiten Tempels datiert wird und der Darstellung dieses Leuchters sehr ähnlich ist. Interessant ist auch ein Vergleich mit dem Abbild auf dem Titusbogen in Rom.

Ebenso ist fraglich, ob es sich wirklich um die älteste Synagoge, die je gefunden wurde handelt. Abgesehen von einigen frühen Synagogen in Ausland  sind in Israel einige Synagogen aus der Zeit des Zweiten Tempels gefunden worden. Wenn die Darstellung wirklich aus einer Zeit stammt, in der der Tempel zur Zeit bestand und die zwei Leuchter im Jerusalemer Tempel in Funktion waren, wäre die neugefundene Darstellung von großer Wichtigkeit, obwohl ein Laienkünstler den Leuchter im Tempel niemals hat sehen können, sondern nur ein Priester, der Zugang zum Heiligen im Jerusalemer Tempel hatte.

Migdal war zur Zeit Jesu und danach eine wichtige jüdische Siedlung am See Genezareth unweit der Hauptstadt Tiberias und unweit von Kapernaum, dem Hauptwirkungsbereich Jesu am See Genezareth. Aus Migdal oder aramäisch Magdala stammte Maria Magdalena, die ihren ihren Beinamen diesem Ort verdankte. Die Herren des Ortes, die Franziskaner, zeigten sich über den Fund hocherfreut und sagten, sie wollten das zu erbauende Hotel in einen Ort der interreligiösen Begegnung verwandeln.

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