Informationen aus Israel

von Michael Krupp, Jerusalem

Weitere Bestattungshöhlen aus der Zeit der Mischna in Bet Shearim entdeckt

Zwei weitere Höhlen auf dem Gelände der großen Nekropolis in Bet Schearim sind in jüngster Zeit entdeckt worden und sollen dem Publikum zugänglich gemacht werden. Die neu entdeckten Höhlen fügen einen ganzen Komplex, reich an Sarkophagen und weiteren Funden den bisher bekannten Höhlen hinzu. Hauptattraktion der neuen Höhlen ist ein in die Wand gemeißelter großer siebenarmiger Leuchter, dem Hauptsymbol des Judentums und des Staates Israel. Aus diesem Grund nahm der Sprecher des Parlaments, Reuven Rivlin, an der Eröffnungszeremonie zur Vorstellung der neuen Funde teil. Das Parlament bezahlt einen Teil der Ausgrabungen.

Die Bestattungshöhlen von Bet Schearim sind das größte in Israel gefundene Beerdigungsareal. Über 20 Höhlen wurden bisher entdeckt. Der prominenteste Tote ist Jehuda, der Fürst, der Redaktor der Mischna, der 220 u.Z. verstarb. Die Mischna ist der erste Teil des Talmud. Reiche Juden aus aller Welt, vom Jemen bis Syrien ließen sich hier bestatten. Die Höhlen wurden 1936 von Alexander Zaid, dem Begründer der zionistischen Wächterbewegung, zufällig entdeckt auf der Suche nach einer verloren gegangenen Ziege. Bei den Höhlen handelt es sich um künstlich in den weichen Kalkstein geschlagene Säle und Gänge, die bis zu hundert Meter lang sind. Aus dem weichen Kalksteinmaterial wurden auch die reich verzierten Sarkophage geschlagen.

Regierungskommission gegen geschlechtergetrennte Autobusse

Eine Regierungskommission hat sich gegen die von den großen Buskorporationen Egged und Dan betriebenen geschlechtergetrennter Autobusse gewandt. Ca. 90 Buslinien verkehren zwischen den ultraorthodoxen Vierteln in Jerusalem und Bne Brak mit der Aufschrift „Haridim“ (Ultraorthodox). Hier sitzen Frauen und Männer getrennt, die Frauen hinten und die Männer vorne. Die Männer steigen vorne ein, die Frauen hinten. Auch unter der ultraorthodoxen Bevölkerung sind diese Busse umstritten, ein Dittel würde es nach Umfragen vorziehen, mit ihren Frauen und Töchtern zusammenzusitzen. Die Busse dürfen auch keine besondere Kennzeichnung mehr tragen.

Die Kommission verurteilte die zwangsweise Trennung als diskriminierend und erniedrigend für die Frauen. Sie erlaubt aber eine freiwillige Trennung, falls keine Zwangsanwendung von seiten der Busgesellschaften und Fahrgäste verübt werde. Geklagt hatten Frauenverbände und ein Rechtsforum des liberalen Judentums.

Orthodoxe gegen evangelikales Geld

Das Oberhaupt der Litauer Orthodoxen, Josef Shalom Eljashiv, hat sich dem orthodoxen Boykott gegen evangelikales Geld angeschlossen. In einer Religionsentscheidung verbieten die Rabbinen „im Namen der Tora“, Gelder der „Stiftung  jüdisch-christlicher Freundschaft“ zu akzeptieren. Die „Freundschaft“ wird von Rabbi Jehiel Ekstein geleitet und unterstützt mit vielen Millionen Dollar jährlich israelische und jüdische Unternehmungen weltweit. Das Geld wird von evangelikalen Kreisen meist in den USA gesammelt.

Wörtlich heißt es in der Erklärung: „Siehe, wir erklären im Namen der heiligen Tora ein absolutes Verbot, Geld oder sonstige Vergünstigungen in jeder Art und Weise von der 'Stiftung jüdisch-christlicher Freundschaft' oder ähnlichen Stiftungen zu akzeptieren.“ Jeder, der ihnen helfe oder mit ihnen zusammenarbeite, übertrete die schwerwiegenden Verbote der Tora und sei wie jemand, der „Götzenanbeter und ihren Götzen“ und „ihre zukünftige missionarische Tätigkeit“ unterstütze.

Rabbi Eckstein beschuldigte Rabbi Eljashiv, dass er den üblichen „Lügen“ über die Evangelikalen erlegen sei. Die Christen unterstützten auch zahlreiche orthodoxe Unternehmen, auch der Litauer Orthodoxie. Dies werde dazu beitragen, sagte Eckstein, dass zum Beispiel „die gesamte orthodoxe Erziehungsarbeit der Litauer in Odessa, Ukraine, zusammenbricht. In Israel wird diese lügnerische Falschinformation dazu führen, dass tausende Kinder keine Mahlzeit, tausende Alte keine Heizung im Winter und dutzende orthodoxe Familien keine Unterstützung mehr erhalten.“

Die „Stiftung jüdisch-christliche Freundschaft“ unterstützt vor allem Einwanderungsprojekte. Die Gegner der evangelikalen Hilfe in Israel werfen den Christen vor, dies alles nur zu tun, weil nach ihrem Glauben Jesus erst wiederkehre, wenn alle Juden im Land Israel sind. Dann würden auch alle Juden zum Christentum übertreten. Kreise, die bereit sind, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen, sind von den möglichen Intentionen der Christen wenig irritiert und überlassen die Zukunft gerne dem Messias. Hauptsache die Christen betrieben keine aktive Mission in der Gegenwart.

Entsetzen bei den Orthodoxen:  Keine Fahrstühle am Schabbat

Die Religionsentscheidung des Oberhauptes der Ultraorthodoxen der Litauer Richtung, Rabbi Yosef Sholom Elyashiv, keine Fahrstühle am Schabbat zu benutzen, hat orthodox weltweit Empörung und Entsezen hervorgerufen. Viele Rollstuhlfahrer in Altersheimen können so nicht mehr die Synagoge am Schabbat aufsuchen, wenn sie sich in einem anderen Stock befindet. Orthodoxe in Hochhäusern stehen vor einem ähnlichen Problem.

Bisher gab es eine seltene Einigung zwischen allen Orthodoxen weltweit, dass sogenannte Schabbatfahrstühle am Schabbat benutzt werden dürfen. In den meisten Hotels in Israel und in vielen Häusern gibt es zwei Arten von Aufzügen, einen normalen und einen Aufzug, der am Schabbat anders verkehrt. Er hält in jedem Stock, öffnet sich und schließt sich, ohne dass der Fahrgast irgendeinen Knopf zu betätigen braucht, was am Schabbat verboten wäre.

Die Ultraorthodoxen der Litauer Richtung, die sogenannten Mitnagdim, (Gegner der Chassidim), sind eine starke antichassidische Bewegung in der Welt. In Israel haben sie eine eigene Partei, ein eigenes Schulwesen, Sozialverwaltung und ähnliches. Orthodoxe Ultraorthodoxe anderer Richtungen sehen sich an die Religionsentscheidung von Elyashiv nicht gebunden.

Angeblich Münzen mit dem Potrait des biblischen Josef in Ägypten gefunden

Münzen mit dem Namen des biblischen Josef und seinem Portrait sind angeblich im ägyptischen Museum in Kairo gefunden worden. Dies berichtet die Jerusalem Post und zitiert einen Bericht der ägyptischen Zeitung Al-Ahram. Die Münzen seien datiert und die Datierung entspräche der Zeit, in der sich der biblische Josef in Ägypten aufgehalten habe. Leider verrät der Bericht nicht, welches Datum angegeben ist und für welche Zeit man den Aufenthalt Josefs in Ägypten annimmt. Die Münzen seien in einem Konglomerat „unsorted artifacts“ gefunden worden.

Wenn der Bericht der Wahrheit entsprechen sollte, müsste man den Beginn des Münzwesen viel früher ansetzen als bisher angenommen. Die klassische Numismatik setzt den Beginn der Münzprägung im 7. oder 8. vorchristlichen Jahrhundert an. Geht man davon aus, dass Josefs Aufenthalt in Ägypten, falls er historisch ist, spätestens im 12. vorchristlichen Jahrhundert anzusetzen ist, so hätte es in Ägypten eine Münzprägung gegeben, die der griechischen mindestens 500 Jahre voraus gewesen wäre. Der ägyptische Gelehrte Said Muhammad Thabet sieht in dem spektakulären Fund die Bestätigung der Angaben des Koran, dass es bereits im alten Ägypten Münzen gegeben hat.

Schatz von Bar Kochba Münzen gefunden

Der größte Schatz von Bar Kochba Münzen, der je von Archäologen gefunden wurde, ist in einer Höhle der Wüste Juda entdeckt worden. 120 Silber und Bronzemünzen Bar Kochbas und weitere römische und Stadtmünzen Palästina der Zeit, darunter Goldmünzen, haben Archäologen, die systematisch die Höhlen der Wüste Judas untersuchen in einer verborgenen Ritze einer der Höhlen gefunden, zusammen mit Waffen und Gebrauchsgegenständen der Zeit.

Wie bei Schriftfunden sind auch die meisten Münzen in der Wüste Juda nicht von Archäologen, sondern von Beduinen entdeckt worden. Besonders nach der Einführung von Metalldetektoren wurde der Münzmarkt in Jerusalem mit Münzen überschwemmt, die zum Teil zuvor völlig unbekannt gewesen waren. Der Preis der Bar Kochba Münzen sank auf dem Markt auf ein Drittel des früheren Wertes, erholte sich aber nach Abebbung der ersten Flut wieder auf das Preisniveau zuvor (zwischen 200 und 20.000 Dollar je nach Seltenheit).

Bar Kochba bedeutet „Sternensohn“, ein messianischer Name, der ihm aufgrund der Bibelstelle in Num 24,17 beigelegt wurde. Der Stern über der Tempelfassade, manchmal in der Form eines Kreuzes, ist vielleicht eine Erinnerung an den messianischen Titel. Im Jahr 3 wurde der Stern zu einer Wellenlinie verwandelt, vielleicht weil dann die messianischen Erwartungen verblasst waren. Rabbi Akiba, einer der größten rabbinischen Autoritäten, hatte den  Mann, der eigentlich Bar Kosba hieß, wie aus Originaldokumenten aus der Wüste Juda hervorgeht, zum Bar Kochba erhoben. Nach Scheitern des Aufstandes im Jahr 135 u.Z. nannten ihn die Rabbinen Bar Kosiba, „Lügensohn“. Bar Kochba Münzen wurden aber Jahrhunderte lang von Juden in Palästina als Talisman getragen. Das beweisen die vielen durchlöcherten Münzen.

Auf den Münzen, die drei Jahre lang verausgabt wurden, finden sich Abbildungen von Tempelgeräten und die Tempelfassade, wie Aufschriften „Jerusalem“, „zur Befreiung Jerusalems“ und „Jahr eins/zwei der Befreiung Israels“, uä. neben dem Namen „Schimon“. Alles das sind Kennzeichen, dass Bar Kochba an die Wiedererrichtung des Tempels in Jerusalem dachte, nachdem die Römer hier die heidnische Stadt Aelia Capitolina angefangen hatten zu bauen. Vermutlich wurde Jerusalem aber nie erobert, jedenfalls wurden dort keine Bar Kochba Münzen gefunden. Sein Hauptquartier war das nördlich von Jerusalem gelegene Grab des Herodes, Herodion, wo die meisten Münzen geprägt wurden und später zum Schluss des Aufstandes Betar, das heutige arabische Dorf Batir. Hier in der Nähe wurde auch die Höhle mit den Münzen entdeckt.

Der Bar Kochba Krieg war ein wahrscheinlich nur im Gebiet von Judäa geführter Partisanenkrieg, wobei die jüdischen Kämpfer in Höhlen wohnten und von dort Ausfälle gegen die Römer unternahmen. Jeder neue Fund von Gegenständen aus dem Bar Kochba Krieg ist von Bedeutung und trägt zur Aufklärung der Geschichte und zum Verlauf des Krieges bei, weil es im Gegensatz zur ersten Revolte gegen die Römer keinen Geschichtsschreiber gab, der den genaueren Verlauf der  Kämpfe dokumentiert hat.

Amphitheater in Tiberias ausgegraben

In einer jüdischen Metropole ein Amphitheater zu finden, ist ungewöhnlich. So haben die Archäologen, die das Theater vor 19 Jahren in Tiberias unweit des Berges Bernidike entdeckten, wie der verstorbene Izhar Hirschfeld, angenommen, der monumentale Bau, der 7000 Menschen aufnehmen konnte, stamme aus einer späteren Zeit, aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert, in der es bereits einen größeren Anteil einer hellenistisch-heidnischen Bevölkerung aufwies. Wie aus Funden aber jetzt hervorgeht, wurde das Theater kurz nach seiner Gründung im Jahre 19 n.Chr. erbaut. Anders als Sephoris, die frühere Hauptstadt Galiläas, war Tiberias in seiner Frühzeit keine gemischte, sondern eine rein jüdische Stadt.

Tiberias wurde von Herodes Antipas, derselbe Antipas, der Johannes den Täufer enthaupten ließ, nach der Aufteilung des Reiches Herodes des Großen im Jahre 19  als seine Provinzhauptstadt zu Ehren des römischen Kaisers Tiberius gegründet. Das Gründungsdatum geht aus den datierten Münzen hervor, die die Aufschrift Tiberias aufweisen und nur jüdische Symbole, meist Palmen, Palmzweige und Datteln, enthalten.

Die Zuordnung des Theaters in seine Regierungszeit beweist, dass Antipas seinem Vater Herodes mit Monumentalbauten nacheifern wollte. Das Theater kann sich durchaus mit dem Theater in Caesarea messen, das sein Vater erbaut hatte. Der Theaterbau beweist, dass Antipas eine liberale, multikulturelle Stadt bauen wollte, die allen Teilen seines Reiches offen stand, obwohl die meisten Bewohner seiner Tetrarchie, Galiläa und Peräa, Juden waren.

Tiberias hatte nach seiner Gründung unter strenggläubigen Juden einen schlechten Ruf, weil es hieß, sie sei auf Gräbern erbaut worden. Diese Bedenken haben sich mit der Zeit verloren, nachdem im zweiten Jahrhundert Tiberias Sitz des Sanhedrin wurde und das meiste des Palästinischen Talmuds, des sogenannten Jerushalmis, in Tiberias redigiert wurde.

Interessant ist, dass das Neue Testament niemals einen Aufenthalt Jesu in Tiberias erwähnt, das doch nur wenige Kilometer von Kapernaum, dem Hauptwirkungsort Jesu am See von Tiberias (Joh 6,1) war. Vielleicht gehörte auch Jesus zu diesen Strenggläubigen, die sich in Tiberias, zumal Sitz der Regierung, nicht verunreinigen wollten.

Die israelische Antikenbehörde hat vor, das jetzt vollkommen ausgegrabene Theater möglichst bald der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Vielleicht wird es dann auch das Schicksal des Theaters in Caesarea teilen und kulturellen Zwecken dienen, und so den Theatern in Caesarea und Beit Shean Konkurrent sein.

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