Informationen aus Israel

von Michael Krupp, Jerusalem

Wie ein Propst einen verborgenen Schatz hebt

Die Stadt hatte die deutsche protestantische Geistlichkeit zu einer letzten Tour im aufgegebenen Compound der ehemaligen Schneller Einrichtung nahe der orthodoxen Viertel in Jerusalem eingeladen. Die Armee hatte den Compound „Schneller“, jedem Jerusalemer Rekruten wohl bekannt, vor zwei Jahren geräumt und bevor er abgerissen und teilweise restauriert werden sollte, um Platz zu machen für ein orthodoxes Wohnviertel, sollten die Protestanten noch einmal Abschied nehmen können von dem einst so wichtigen Zentrum deutscher Mission im Heiligen Land.

In der Kirche, die der Armee als Sporthalle gedient hatte, und wo jetzt nur eine große Müllhalde war, sah der Propst Uwe Gräbe beim Vorübergehn eine geschlossene Holzkiste, ohne sich dabei viel zu denken. Aber sie verfolgte ihn beim späteren Rundgang und am nächsten Tag war er wieder mit Brechstangen zurück und öffnete die geheimnisvolle Kiste. Sie hatte hier unbemerkt und ungeöffnet die letzten 60 Jahre gestanden.

Zu seinem Erstaunen entdeckte er darin einen Schatz, den alten Marmoraltar der Kirche, der zu schwer gewesen war, als 1948 der Lutherische Weltbund alle religiösen Objekte mitgenommen hatten, bevor der Compound zum Militärhauptlager Jerusalems des jungen Staates umgewandelt werden sollte. Die israelische Armee übernahm das Compound von den Engländern, die ihn nach Kriegsausbruch beschlagnahmt hatten, als sie die Deutschen, auch die Priesterschaft, internierte.

Was nun mit diesem Schatz anfangen? Nach den Regeln der Restauration müsste er am Platz verbleiben, aber was soll ein christlicher Altar in einer ultraorthodoxen Kulturhalle, für die neuen Bewohner das Symbol des Götzendienstes. Also entschloss sich die Stadt, dem Drängen der Lutheraner nachzugeben und den Altar woanders aufzustellen. Er steht jetzt in der Auferstehungskirche Auguste Victoria und wird dort im November feierlich eingeweiht werden.

Die englische wie hebräische Ausgabe der Zeitung Haaretz widmete der Geschichte mit Bildern einen Platz auf der ersten Seite und im Inneren der hebräischen Ausgabe eine ganze Seite. Hier erhielt der Propst auch die Ehrenbezeichnung Bischof. Vielleicht hatte man gedacht, dass der arabische lutherische Bischof von Jerusalem jetzt Präsident des Lutherischen Weltbundes geworden ist, man einen neuen lutherischen Bischof in Jerusalem braucht.

Rabbiner wegen Aufhetzung verhaftet und verhört

Der Rabbiner der Westbank Jeshiva „Od Josef Hai“ (Noch lebt Josef), Jitzhaq Shapira, ist von der Polizei verhaftet und verhört worden unter dem Verdacht der Volksaufhetzung. Shapira hatte im letzten November ein Buch unter dem Titel „Torat ha-Melech“ (Gesetz des Königs) veröffentlicht und dort geschrieben, dass es unter gewissen Umständen nach der Halacha (dem jüdischen Recht) erlaubt sei, Nichtjuden zu töten. Zwar stellt er am Anfang fest, dass es verboten sei, Nichtjuden zu töten, die folgenden Ausnahmen aber haben den Zorn der Gesetzgeber erregt. Hauptgrundsatz ist nach Shapira, dass man jeden Nichtjuden töten darf, der sich an einem Krieg gegen Israel beteiligt, und dies legt er sehr weitschweifig aus. Sein Buch plädiert für die Aufrichtung einer Monarchie nach den Grundsätzen der Tora. Aufmerksam auf das Buch waren die Gesetzgeber durch Annoncen geworden, die das Buch anpriesen.

Shapira war schon im Januar verhaftet worden unter dem Verdacht, dass er wisse, wer von seinen Schülern eine Moschee in einem benachbarten arabischen Dorf angesteckt hat. An seiner jetzigen Verhaftung haben Rechte wie Linke Anstoß genommen. Die Linken begrüßten das Vorgehen der Polizei, nahmen aber Anstoß an der Verhaftung, da keine Flucht- und Verschleierungsgefahr bestehe, alles sei schwarz auf weiß gedruckt, deutlich und klar.

Wegen eines ähnlichen Falls war bereits ein anderer Westbankrabbiner verhaftet und verurteilt, später aber vom Obersten Gericht freigesprochen worden. Ido Alba, Rabbiner von Kirjat Arba bei Hebron hatte ganz ähnlich wie Shapiarin seinem Buch „Birur dine harigat goi“, Klärung der Gesetze über das Töten eines Nichtjuden“ in der Sammelschrift „Baruch ha-Gever“ zu Ehren des Massenmörders Baruch Goldstein, argumentiert. Das Oberste Gericht hatte ihn freigesprochen, weil sein Artikel eine theoretische Abhandlung zu dem Problem sei, aber keine Anstiftung zum Mord.

Religiöses Umweltbewusstsein: Zur Entlastung der Geniza und der Friedhöfe

Auf Iniative der religiösen Organisation „jarok chadasch“ (Neues Grün) hat Rabbi Jaakov Ariel, Rabbiner von Ramat Gan, eine Religionsentscheidung getroffen, die die Umwelt vor religiösem Müll in Schutz nehmen soll. Nach biblischer Vorschrift ist es verboten, etwas, das einen der sieben Gottesnamen in sich hat, zu vernichten, zu verbrennen oder in den Müll zu werfen. Das kommt einer Entweihung des göttlichen Namens gleich. Die Rabbiner haben verfügt, dass auch jedes Dokument, das einen vollständigen Bibelvers aufweist, ebenfalls nicht zu vernichten ist.

Nun werden wöchentlich zu jedem Schabbat Tausende von Synagogenzeitungen verbreitet, nach Schätzung jeden Schabbat zwei Millionen, die sich dem Thema der Wochenperikope widmen. Im Laufe der Zeit sind diese Blätter aber zu richtigen Zeitschriften ausgewachsen, die nicht nur einen Abschnitt über den Wochenabschnitt enthalten, sondern über Gott und die Welt Nachrichten bringen, unter anderem auch politische. Dies muss finanziert werden, so enthalten diese Zeitschriften auch Werbung für Waschmaschinen bis Kinderwindeln.

All dies musste bisher nach jüdischer Sitte nach Gebrauch, d.h. kurz nach Schabbatende, in die Geniza gebracht werden, den Ort in einer jeden Synagoge, der für diese Schriften mit dem Gottesnamen vorgesehen ist. Wenn dieser Raum voll ist, und das ist nach dieser Massenflut von religiöser Literatur sehr schnell der Fall, wird das Material in Säcke gepackt und auf dem Friedhof mit einer religiösen Zeremonie beerdigt. Hier verschmutzt die Druckerschwärze, die sich bald nach dem ersten Regen löst, das Grundwasser und belastet die Umwelt. Außerdem geht all dieses Material der Wiederverwendung verloren.

Die Religionsentscheidung verpflichtet nun die Herausgeber dieser Literatur, den reliugiösen Teil auf bestimmten Seiten zu konzentrieren und alle anderen Seiten mit einem grünen Streifen zu versehen. Die religiösen Seiten kommen in die Geniza, alles andere wird recycelt zum Wohl der Umwelt, denn die Umwelt ist schließlich die göttliche Schöpfung, und religiöse Menschen sind verpflichtet sie zu bewahren.

Internationale Umweltgruppe fordert Schließung der Taufstellen am Jordan wegen Gesundheitsgefährdung

Die Internationale Gruppe „Friends of the World Middle East“ (FoEME) hat Jordanien und Israel aufgefordert, die Taufstellen am Jordan zu schließen, weil das verschmutzte und verseuchte Jordanwasser die Gesundheit der Täuflinge gefährdet. 95 Prozent des Jordanwassers werde von Syrien, Israel und Jordanien abgezweigt, andererseits werde Schmutz- und Abwässer in den Fluss geleiutet.

100.000 Pilger besuchen jährlich die Taufstellen in Jordanien und Israel und einige der Pilger lassen sich in den verschmutzten Wassern taufen. Von der Verschmutzung seien auch 250.000 Jordanier, 60.000 Palästinenser und 30.000 israelische Siedler gefährdet, die im Jordangraben leben. Die Organisation fordern die Anrainerstaaten auf, Schritte zur Sanierung des Flusses zu unternehmen, der für Christen, Juden und Moslems eine große religiöse Bedeutung habe. Israel hat angekündigt, die Wasserqualität zu untersuchen und dann Entscheidungen zu treffen.

Orthodoxe Gruppe gegen Bevorzugung von verheirateten Jeshiva-Studenten

Die orthodoxe Gruppe Neemane Tora we-Avoda (Getreue von Tora und Arbeit), eine liberale Gruppe der proisraelischen Orthodoxie hat beim Erziehungsministerium und anderen staatlichen Stellen Beschwerde über die Bevorzugung von verheirateten Talmudhochschülern (Jeshivot) eingereicht und gedroht, vor das Oberste Gericht zu gehen, falls die Missstände nicht abgestellt werden.

Im letzten Monat hatte das Oberste Gericht die Stipendien für Studenten der Jeshivot gestrichen und sie anderen Studierenden gleichgestellt. Daraufhin haben die orthodoxen Parteien angekündigt, durch ein Gesetz im Parlament den Beschluss des Obersten Gerichtes aufzuheben. Die Gruppe Neemane Tora we-Avoda stellen nun fest, dass die Nationalversicherung der Talmudschüler aber bisher nicht aufgehoben wurde.

Alle Schüler in Israel sind vom Staat rund um die Uhr, im In- und Ausland total gegen Unfälle versichert, was eine Lebensrente bei Invalidität einschließt und den Heimtransport bei Unfällen im Ausland. Dafür zahlen die Eltern eine Summe von ca. 5 bis 8 Euro pro Jahr. Unter diese Versicherung fallen auch die Studenten der Talmudhochschulen, auch verheiratete bis zum Alter von 45 Jahren. Um der Gerechtigkeit willen fordert jetzt die orthodoxe Gruppe die Aufhebung dieser Versicherung für verheiratete Talmudhochschüler. Die Gruppe beruft sich dabei auf die Tora und den Talmud selbst und sagt, das Studium der Tora darf den Studenten keine Vorteile geben, die andere Studierende nicht haben.

Vorsitzende der „Frauen der Mauer“ wegen Torarolle verhaftet

Anat Hoffmann, die Vorsitzende der Gruppe „Frauen der Mauer“ und langjährige Streiterin für die religiöse Gleichberechtigung von Frauen beim Gebet, ist an der Westmauer, der sogenannten Klagemauer, von der Polizei festgenommen worden, weil sie eine Torarolle mit zum Gebet gebracht hatte. Hoffmann wurde mehrere Stunden von der Polizei festgehalten und erst nach Zahlung von ca. 1000 Euro und der Versicherung, dreißig Tage der Westmauer fern zu bleiben wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Mitstreiterinnen der Gruppe demonstrierten vor dem Untersuchungsgefängnis die gesamte Zeit, in der Hoffmann dort festgehalten wurde.

Die „Frauen der Mauer“ sind ein Verband von liberalen und orthodxen Frauen, die für ihr Recht kämpfen, an der Westmauer eigenständig zu beten mit Lesung aus einer Torarolle. Sie versammeln sich an jedem Neumond eines jüdischen Monats zum Gebet an der Frauenabteilung vor der Westmauer, wobei es in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen mit ultraorthodoxen Frauen und Männern kam.

Die Polizei beruft sich auf ein Urteil des Obersten Gerichts von 2003, dass Frauen öffentliche Gottesdienste an der Mauer untersagt, „zur Aufrechterhaltung der öffentliche Ordnung und der Vermeidung von Provokationen“. Rabbi Steven Wernick, Vizepräsident des konservativen Judentum erklärte, er glaube nicht, dass die Frauen das geltende Recht verletzt hätten. „Nach meinem Verständnis“, sagte er, „steht nichts im Gesetz darüber, dass man keine Torarolle in der Hand halten darf. Das Gesetz verbietet das Lesen der Tora durch Frauen in der Öffentlichkeit und das Tragen von Gebetsmänteln...“

„Ich bin schockiert,“ sagte Wernick“, dass am Neumondstag des Monats Av, an dem nach neun Tagen der neunte Av (der Tag zum Gedenken an den Untergang des Tempels) begangen wird, ein Jude verhaftet wird, weil er irgendwo im jüdischen Staat eine Torarolle in Händen hält. Ich glaube, dass in einer Zeit, wo unsere Feinde die Legitimität eines jüdischen Staates uns absprechen wollen, die Botschaft des jüdische Establishment lautet, die Legitimität den liberalen Srömungen im Staat abzusprechen.“

Der Vorfall ereignet sich in einer Zeit, wo die liberalen und konservativen Strömungen des Judentums in Israel und in der Welt gegen einen neuen Gesetzesentwurf, der im Parlament eingebracht wird, Sturm laufen, Konversionen nur von den orthodoxen und ultraorthodoxen Rabbinaten zuzulassen. Dies widerspreche dem status quo.

Antiker Brief aus Jerusalem

Die Abschrift eines Briefes, der vor 3500 Jahren in Jerusalem geschrieben wurde, adressiert an einen Pharao in Ägypten, wirft neues Licht auf die Geschichte und Bedeutung Jerusalem vor der Eroberung Davids vor 3000 Jahren. Das Tonscherbenfragement enthält nur einige Wörter, dessen Zusammenhang schwer erkennbar ist. Trotzdem sind israelische Forscher der Meinung, dass der Brief von einem König Jerusalems geschrieben wurde, der Abed Chaba geheißen hat und von dessen Existenz man bisher nichts wusste. Jerusalem erscheint unter dem Namen „Urschalem“. Die Tonscherbe wurde vor einigen Monaten bei Ausgrabungen auf dem Ophel in Jerusalem entdeckt und wurde jetzt aufgrund ähnlicher Briefe, die in Ägypten gefunden wurden, entziffert. Nach Meinung der Archäolgogen bedeutet dieses Brieffragment, dass Jerusalem zu dieser Zeit ein mächtiges Stadtkönigtum im alten Kanaan war.

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