Informationen aus Israel

von Michael Krupp, Jerusalem

Rabbiner will Richter vom jüdischen Gebet ausschließen

Die israelische Gerichtsverwaltung hat den Staatsankläger beauftragt, zu prüfen, ob der Rabbiner der Stadt Holon wegen Verleumdung von Staatsbeamten gerichtlich zu belangen ist. Der Rabbiner von Holon, Avraham Josef, Sohn des ehemaligen Oberrabbiners und jetzigen geistigen Vorstands der orthodoxen Shaspartei, Ovadja Josef, soll in einem Interview erklärt haben, dass jeder, der zum Richter ernannt wird, vom zehn Männer Gremium (dem sogenannten Minjan) eines jüdischen Gottesdienstes auszuschließen ist.

Wörtlich soll Josef gesagt haben: „Ein Richter, sogar wenn er sehr genau das Gebet kennt und alles völlig richtig zu verrichten versteht - von dem Moment an, wo er zum Richter bestellt ist, hat er sich selbst vom Minjan ausgeschlossen... Sogar wenn er verspricht, alle seine Entscheidungen strikt nach dem jüdisch-religiösen Recht des Schulchan Aruch auszurichten, ist er trotzdem jemand, „der seine Hand gegen die Tora des Mose erhoben hat“ und unwürdig, an etwas Heiligem teilzunehmen.“

In dem Schreiben an den Staatsankläger heißt es unter anderem: „Die Aussagen des Rabbiners enthalten Schaden zufügende und verächtliche Aussagen gegenüber Staatsbeamten, staatlichen Einrichtungen und Gerichten.“ Josef fordere seine Hörer auf, Richter zu missachten, als ob sie nicht existierten. „Solche Verlautbarungen eines vom Staat angestellten (und bezahlten) Rabbiners, der in seiner Gemeinschaft hoch geachtet wird, sind ein Aufruf zur Verunglimpfung“.

Die Äußerungen Rabbi Josefs sind auf dem Hintergrund des seit langem in Israel anhaltenden Streits zwischen Orthodoxie und säkularem Staat zu verstehen, in dem die Orthodoxen (oder Ultraorthodoxen) die Abschaffung der Demokratie und die Aufrichtung einer Theokratie nach den jüdischen Religionsgesetzen fordern.

Wie das Leben so spielt, Jude Christ Moslem Jude

Wie das Leben so spielt. Seine Mutter, eine Jüdin, heiratete einen christlichen Afroamerikaner, und so war es selbstverständlich, dass er am Sonntag zur Kirche ging und als guter Christ aufwuchs. Mit der Religion habe er es immer sehr ernst genommen, sagte Korey Bronson aus Amerika, wenn Christ dann ganz Christ. Seine Geschichte veröffentlichte die englische Ausgabe der Zeitung Haaretz unter der Überschrift, „Ein Jude, ein Christ und ein Moslem in einem Panzer“.

Dass dies alles eine und dieselbe Person war, ging aus der Überschrift nicht hervor. Bronson dient zur Zeit in der israelischen Armee in einem Panzerregiment. In einem Panzer bist du eine Familie, nicht nur Freunde, sagte er der Zeitung gegenüber. In einem Panzer hängt das Leben eines jeden einzelnen von seinem Nächsten ab, einem Nächsten, den man im normalen Leben nie getroffen hätte. Es ist eine Lebensgemeinschaft, die es sonst nirgendwo gibt.

Aber zurück nach Amerika, Bronson ist 13 Jahre alt, als sein Vater an Krebs stirbt und seine Mutter einen gläubigen Moslem heiratet und statt Bar Mizwa zu feiern oder die Konfirmation, wird er Moslem mit dem Rest der ganzen Familie. Das Judentum hatte er bisher kaum kennengelernt, obwohl ihm seine Mutter nie verschwiegen hatte, dass er ein geborener Jude sei. Zwar hatte ihn ein Onkel, der orthodox geworden war, mehrfach über Schabbat eingeladen, aber alles war ihm doch sehr fremd geblieben.

Der Übergang vom Christentum zum Islam sei ihm nicht sehr schwer gefallen, sagte Bronson der Zeitung Haaretz gegenüber. Schließlich sei das doch derselbe Gott geblieben, der jetzt etwas anderes verehrt würde, aber das sei doch nur marginal. Da er ja die Religion immer sehr ernst genommen hatte, wurde er jetzt ein guter Moslem.
Er lernte Arabisch, betete fünfmal am Tage und besuchte regelmäßig die Moschee. Wenn Moslem, dann ganz Moslem.

Inzwischen war Bronson 15. Das ganze Wochenende war manchmal mit Besuchen in Gotteshäusern gefüllt. Am Freitag ging er mit seinem Stiefvater in die Moschee, am Schabbat mit seinem Onkel in die Synagoge und am Sonntag in die Kirche, aus alter Gewohnheit. Aber irgendwie war das nicht befriedigend. So suchte Bronson sein Glück bei Sekten, aber auch das ließ ihm eine gewisse seelische Leere zurück, die er nicht zu füllen vermochte.

So kam er auf sein angeborenes Judentum wieder zurück. Er bat seinen Onkel, einige Wochen bei ihm bleiben zu dürfen, um das Judentum besser kennen zu lernen. Er blieb drei Jahre, lernte Hebräisch, bekam ein Stipendium für eine Jeshiva in Maalot-Tarshiha in Israel und landete so im jüdischen Staat.

Jetzt habe er seinen Platz gefunden, sagte er, er meldete sich zum Militär und hier in seinem Panzer, vereinige er endlich den ganzen Monotheismus, Jude, Christ und Moslem und wieder Jude, alles in einem Panzer.

Rabbiner wegen Aufhetzung verhaftet und verhört

Der Rabbiner der Westbank Jeshiva „Od Josef Hai“ (Noch lebt Josef), Jitzhaq Shapira, ist von der Polizei verhaftet und verhört werden unter dem Verdacht der Volksaufhetzung. Shapira hatte im letzten November ein Buch unter dem Titel „Torat ha-Melech“ (Gesetz des Königs) veröffentlicht und dort geschrieben, dass es unter gewissen Umständen nach der Halacha (dem jüdischen Recht) erlaubt sei, Nichtjuden zu töten. Zwar stellt er am Anfang fest, dass es verboten sei, Nichtjuden zu töten, die folgenden Ausnahmen aber haben den Zorn der Gesetzgeber erregt. Hauptgrundsatz ist nach Shapira, dass man jeden Nichtjuden töten darf, der sich an einem Krieg gegen Israel beteiligt, und dies legt er sehr weitschweifig aus. Sein Buch plädiert für die Aufrichtung einer Monarchie nach den Grundsätzen der Tora. Aufmerksam auf das Buch waren die Gesetzgeber durch Annoncen geworden, die das Buch anpriesen.

Shapira war schon im Januar verhaftet worden unter dem Verdacht, dass er wisse, wer von seinen Schülern eine Moschee in einem benachbarten arabischen Dorf angesteckt hat. An seiner jetzigen Verhaftung haben Rechte wie Linke Anstoß genommen. Die Linken begrüßten das Vorgehen der Polizei, nahmen aber Anstoß an der Verhaftung, da keine Flucht- und Verschleierungsgefahr bestehe, alles sei schwarz auf weiß gedruckt, deutlich und klar.

Wegen eines ähnlichen Falls war bereits ein anderer Westbankrabbiner verhaftet und verurteilt, später aber vom Obersten Gericht freigesprochen worden. Ido Alba, Rabbiner von Kirjat Arba bei Hebron hatte ganz ähnlich wie Shapiar in seinem Buch „Birur dine harigat goi“, „Klärung der Gesetze über das Töten eines Nichtjuden“ in der Sammelschrift „Baruch ha-Gever“ zu Ehren des Massenmörders Baruch Goldstein, argumentiert. Das Oberste Gericht hatte ihn freigesprochen, weil sein Artikel eine theoretische Abhandlung zu dem Problem sei, aber keine Anstiftung zum Mord.

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