Mit Kindern nicht nur über den Holocaust sprechen …
Notwendiger Perspektivwechsel auch zur Thematisierung jüdischen Lebens in Geschichte und Gegenwart

von Monica Kingreen

„Wie kann ich am besten mit meinem Kind oder mit meinen jüngeren Schülern über den Holocaust sprechen?“ Mit dieser Frage und der Bitte um Antworten und Hinweise sind die Pädagogen im Fritz Bauer Institut seit seinem Bestehen immer wieder konfrontiert. Für die Beratungsarbeit für Erwachsene, die mit Kindern im Alter von neun bis zwölf Jahren den Holocaust thematisieren wollen, haben sich einige Grundsätze herauskristallisiert, die auch in das Konzept des Pädagogischen Zentrums eingegangen sind. Einige dieser grundsätzlichen Hinweise, verbunden auch mit den Warnungen vor „Fettnäpfchen“, werden hier erläutert.

„Was sind das eigentlich - Juden?“ An der Beantwortung dieser Frage wird in der einen oder anderen Weise kein Erwachsener vorbeikommen, der mit Kindern den Holocaust thematisieren möchte – sei es im familiären Rahmen oder in der Schule.

In den Antworten wird häufig entweder auf eine „schon immer verfolgte Minderheit“, oder auf den Antisemitismus hingewiesen. Der Blick auf Juden in ihrer vermeintlich permanenten Opferrolle und als Objekte verschiedenartiger Verfolgungen setzt diese in der Regel in den Rahmen der Thematisierung des Holocaust.

Der einfache Verweis auf den jüdischen Nachbarn, den jüdischen Klassenkameraden oder die jüdische Freundin ist heute kaum üblich zumeist trotz der gewachsenen Anzahl von Juden in Deutschland.

Kindern sollte ein anderer sinnvollerer Zugang ermöglicht werden. Die Kenntnis einiger Basics zum  jüdischen Leben in der Vergangenheit und in der deutschen Gegenwart ist allerdings für den vermittelnden Erwachsenen vonnöten, um die in der öffentlichen Wahrnehmung dominierende Fixierung auf die eher abschreckend wirkenden anonymen Opfermassen und entsprechende unvorstellbare Millionen-Zahlen an der Rampe von Auschwitz nicht zu verstärken. Die Vorstellung bei Kindern zu erwecken, Juden seien per se im Fokus von Verfolgung oder – überspitzt ausgedrückt - Bestandteile von Leichenbergen – gilt es bewusst und gezielt zu vermeiden. Erinnert sei an den Witz aus den dreißiger Jahren: Zwei Personen treffen sich: Der eine sagt: „Die Juden und die Radfahrer werden verfolgt!“ fragt der andere: „Versteh ich nicht. Warum denn die Radfahrer?“

Kinder sollten gegenwärtiges jüdisches Leben kennenlernen oder eine Vorstellung davon bekommen. Der Besuch eines Gottesdienstes in der Synagoge oder eines jüdischen Gotteshauses kann eine wichtige Erfahrung sein, um eine Vorstellung von einem Ort religiösen jüdischen Lebens zu haben. Wenn es dann noch jüdische Gesprächspartner gibt, die von „ich“ oder „wir“ sprechen können anstelle eines Dozierens über Juden von nichtjüdischer Seite , ist das für Kinder eine wichtige Möglichkeit zur direkten Begegnung.

Dies ist ein anderer Zugang, als nur über zerstörte Synagogen während der Novemberpogrome zu hören, die Kinder sich dann ausschließlich als zerstörte Gotteshäuser vorstellen müssen. Auch der Besuch heute restaurierter ehemaliger Synagogengebäude, die heute oft leere Räume für Ausstellungen und Veranstaltungen sind, führt als Erstpräsentation leicht in die falsche Richtung.

Im Erleben eines heute genutzten jüdischen Gotteshauses ist auch die Möglichkeit enthalten, sich für die Zeit vor dem Holocaust eine Vorstellung von einem jüdischen Gotteshaus als Zentrum des religiösen Lebens einer Gemeinde zu machen. Die Vermittlung einiger Grundkenntnisse jüdischen religiösen Lebens, die Teil der Allgemeinbildung des vermittelnden Erwachsenen sein sollten, ergeben sich so:

- Bedeutung und Aussehen der Thora und des Thora-Schmucks,
- die hebräische Schrift als von rechts nach links zu schreiben und zu lesen,
- der Aufbau einer Synagoge,
- einige jüdische Fest- und Feiertage im Jahreslauf und im persönlichen Leben,
- die Speisegesetze,
- die Spezifik eines jüdischen Friedhofes,
- die religiösen Unterschiede von jüdischen Gemeinden.

Für die Vermittlung sind Kenntnisse über das religiöse Leben jüdischer Menschen nötig und zwar nicht als lexikalisch abzuarbeitendes Faktenwissen, sondern angebunden an konkrete Menschen. Über jüdisches Leben im Land Israel zu Jesu Zeiten zu sprechen ist damit nicht gemeint.

Hierzu gibt es ein gelungenes Kinderbuch „Mona und der alte Mann“ , das in einer didaktisch konstruierten Situation von der Freundschaft eines christlichen Mädchens Mona mit einem alten jüdischen Mannes erzählt, die sich zufällig auf einem Spielplatz kennenlernen. Die Erzählung ist im Deutschland der Gegenwart angesiedelt und beschreibt vor allem in Begegnungen Monas mit der Familie des Mannes, insbesondere dessen Enkel David, diverse Aspekte jüdischen und christlichen Lebens.

Ein solcher Zugang zum jüdischen Leben lässt sich für Kinder auf der historischen Ebene sehr gut verbinden mit dem lokalhistorischen Zugang zum jüdischen Leben vor dem Holocaust.

Für diesen lokal- bzw. regionalhistorischen Ansatz sind auch Elemente eines biografischen Zugangs wesentlich: Kinder hören von den Lebensgeschichten jüdischer Menschen, deren Heimat dort war, wo sie selbst heute leben. Diese Geschichten vom Alltagsleben im Miteinander jüdischer und nichtjüdischer Deutscher in der Schule, im Verein, in der Freizeit oder im öffentlichen Leben sollten erst einmal ausführlich und anschaulich erzählt werden und nicht reduziert als „Vorgeschichte“ im Hinblick auf die ab 1933 beginnende nationalsozialistische Verfolgung

Der Kinder-Stadtführer „Als die Kinder in Langen samstags zur Synagoge gingen“ setzt diesen Ansatz in seinem Stadtrundgang hervorragend um.

Wenn diese Normalität des Alltagslebens für Kinder nicht ausreichend deutlich wird, kann die in einem getrennten Lernschritt erfolgende Thematisierung der systematischen Ausgrenzung aus der NS-Gesellschaft - etwa „Erst mittendrin – dann außen vor“ - überhaupt nicht deutlich werden.

Mit Kindern dann die Verfolgung der jüdischen Deutschen und die Ermordung der europäischen Juden zu thematisieren ist nicht leicht und erfordert von Erwachsenen hohe Sensibilität und eine klare eigene Reflexion.

„Stellen sie sich ein Kind vor, das Sie ganz besonders lieb haben, bevor Sie anfangen zu überlegen, was Sie diesem Kind über den Holocaust erzählen wollen.“ Diesen essentiellen Ratschlag der israelischen Pädagogin Alisa Badmor, frühere Mitarbeiterin des israelischen Kindermuseums zum Holocaust „Yad Layeled“, sollten sich Erwachsene immer wieder zu Herzen nehmen, wenn sie mit Kindern über den Holocaust sprechen.

Wichtigster Grundsatz für die pädagogische Arbeit mit Kindern ab neun Jahren zu diesem sensiblen Thema muss sein, dass die verantwortlichen Erwachsenen sich selbst - auch emotional - auseinandergesetzt haben und sich selbst einen moralischen Standpunkt erarbeitet haben, was gerade nicht bedeutet, in der pädagogischen Vermittlung moralisierend wirken zu müssen. Diese selbstkritische Beschäftigung sollte auch eine Reflexion der eignen Klischees und Stereotypen über Juden einschließen.

Für das Gespräch mit Kindern im familiären oder privaten Rahmen sind Vertrauen, Ruhe und Zeit vonnöten, um das Kind zu begleiten. Sich Zeit für Gespräche mit den Kindern zu nehmen, ist außerordentlich wichtig. Gerade bei diesem Thema sollten Kinder nicht allein gelassen werden, sie benötigen den Erwachsenen als begleitende Stütze in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Menschheitsverbrechen.

Das Kind muss stets im Mittelpunkt bleiben. Eine Einstellung Erwachsener, die sich äußert in Statements wie „Da müssen die heutigen Kinder durch, das müssen sie wissen, in der NS-Zeit mussten jüdische Kinder so viel erleiden“ verlässt diesen Grundsatz massiv.

Auch ist es für Kinder bedeutsam, die weite zeitliche Distanz von heute zu der nationalsozialistischen Vergangenheit zu betonen. Wichtig sollte es hier sein, zwischen Nazi-Deutschland (Vergangenheit) und Deutschland (Gegenwart) immer wieder auch sprachlich deutlich zu trennen.

In der Schule ist die pädagogische Arbeit mit Kindern zu dieser Thematik nur dann sinnvoll, wenn in der Gruppe grundsätzlich eine Atmosphäre des Respekts und des Vertrauens zwischen Lehrkräften und Schülern und damit auch zwischen den Schülern untereinander selbstverständlich ist. Falls diese Charakterisierung einer Klasse nicht zutrifft, sollte eine Lehrkraft besser auf die Bearbeitung dieses Themas verzichten und sich stattdessen mit der Möglichkeit beschäftigen, wie die Grundsätze einer respektvollen Kommunikation, beispielsweise die Prinzipien der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg, Eingang in den Klassenalltag finden können. Um es noch deutlicher zu sagen: Die angesprochenen Themen sind in keiner Weise geeignet, um in einer Klasse aktuelle Konflikte von Diskriminierung oder Mobbing mit dem Verweis auf die NS-Zeit zu thematisieren.

Der Holocaust kann nicht losgelöst vom Nationalsozialismus betrachtet werden. Seine auf der Ungleichheit des Wertes der Menschen beruhende Ideologie muss dem diametral entgegengesetzten Menschenbild einer demokratischen Gesellschaft von der Gleichwertigkeit aller Menschen deutlich werden. Die Gewalttätigkeit des Nationalsozialismus gegenüber Andersdenkenden, die Zertrümmerung der Demokratie und die Machtansprüche anderen Ländern gegenüber müssen in der zeitlichen Entwicklung ansatzweise deutlich werden.

Wenn sich bei den Kindern der Eindruck ergibt, dass der NS lediglich ein Problem jüdischer Deutscher oder der Juden in anderen europäischen Ländern sei, dann ist auch hier etwas falsch betrachtet worden.

Die Verfolgung jüdischer Deutscher in den ersten Jahren der NS-Zeit ist eben nicht der „Höhepunkt“ einer angeblich permanenten jahrhundertelangen Verfolgung von Juden, sondern ist als Folge der zu schwach entwickelten deutschen Demokratie und des Versagens des zivilen Gemeinwesens anzusehen.

Gegenüber Kindern gilt es eine ausschließliche Konzentration auf die Person Hitler zu vermeiden, eventuell erweitert auf „Hitler und seine Freunde, die das deutsche Volk verführten“. Die Personifizierung des Nationalsozialismus auf Hitler ist für Kinder erfahrungsgemäß leichter als eine soziologische Sicht. Doch sollte der Erwachsene immer auch die zentrale Bedeutung der Zuschauer und der Mitläufer benennen.

Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang auch, dass den Kindern vermittelt wird, dass nicht alle Deutschen Nazis wurden, dass es viele (leider insgesamt zu wenige) gab, die sich äußerlich und innerlich dem NS entgegenstellten, ihre Mit-Menschlichkeit beibehielten und Verfolgten zur Seite standen, ihre Beziehungen und Freundschaften aufrechterhielten. Auch hier ist der biografische Ansatz der pädagogisch angemessene Weg. Er zeigt den Kindern deutlich Handlungsentscheidungen auf und bietet positive Orientierungsmöglichkeiten, Personen kennen zu lernen, die sich in der NS-Zeit ihre Menschlichkeit und ihre Empathie gegenüber verfolgten Nachbarn, Freunden und Mitschülern bewahrt haben und sich nicht von der NS-Ideologie der Ungleichwertigkeit von Menschen und der Konstruktion von „Übermenschen“ und „Untermenschen“ beeinflussen ließen. Das Kinderbuch „Papa Weidt“ von Inge Deutschkron, in dem sie aus eigenem Erleben über Otto Weidt und seine Hilfe für Verfolgte erzählt, empfiehlt sich hier.

Nur wenn klar wird, wie brutal dieses normale Leben jüdischer Deutscher durch die Zertrümmerung einer demokratischen Gesellschaft ab 1933 zerstört wurde, können Kinder diesen absoluten Lebensbruch in seinen weiteren Verfolgungsphasen von Diskriminierung, Ausgrenzung, Flucht bzw. Verschleppung und Ermordung verstehen.

Noch ein wichtiger Hinweis zur Sprache. Eine deutliche Abgrenzung zum NS-Sprachgebrauch und dessen Brechung ist notwendig. Begriffe wie „die Partei“ oder „der Führer“ sind interner NS-Sprachgebrauch, die Partei der NSDAP oder Adolf Hitler sind beschreibend. Die NS-Konstruktion von „Deutschen und Juden“ sollte unbedingt vermieden werden. Von nichtjüdischen und jüdischen Deutschen oder von Juden und Nichtjuden zu sprechen wäre angemessen. Von jüdischen Häusern oder Geschäften zu sprechen machte auch nur wirklich Sinn, wenn man von katholischen oder evangelischen Häusern oder Geschäften spräche, statt von Stein- oder Fachwerkhäusern oder von Textil- oder Lebensmittelgeschäften.

Im Mittelpunkt der Vermittlung sollte neben einigen Grundsatzinformationen einführend und als Ankerpunkt für mitfühlende Emotionen die Geschichte eines jüdischen Kindes und einer Familie möglichst aus Deutschland und nicht aus einem der besetzten Länder stehen. Über das Alltagsleben der Familie vor der NS-Verfolgung sollte ausführlichst gesprochen werden, vielerlei Anknüpfungs- und Zugangsmöglichkeiten sind so für die Kinder aufgrund ihrer eigenen Lebenserfahrungen möglich. Hier könnten auch Aspekte religiösen Lebens anklingen.

Für Kinder ist es als Faktor der eigenen inneren Stabilisierung notwendig, dass das im Mittelpunkt stehende Kind mit seiner oder seinen familiären Bezugspersonen überlebt. Wohl wissend, dass dies historisch die Ausnahmesituation ist, wird diese Position vertreten. Folglich ist die Geschichte von Anne Frank also kein geeignetes Thema für den Unterricht mit älteren Kindern. Für die Beschäftigung mit Anne Frank und ihrem Tagebuch ist die Altersgruppe der 14- bis 16-Jährigen bei weitem angemessener.

Zu empfehlen ist nach wie vor – auch unter den Aspekten der Förderung eines kritischen Geschichtsbewusstseins - das Buch von Inge Auerbacher: „Ich bin ein Stern“, das Erwachsene sich selbst erarbeitet haben sollten, bevor sie die Geschichte von Inge Auerbacher mit Kindern besprechen. Sie wurde Ende des Jahres 1934 in Süddeutschland geboren, wo ihre Familie seit Jahrhunderten ansässig war. Das Buch enthält zahlreiche Familienfotos. Sie wurde 1942 mit ihren Eltern in das Ghetto Theresienstadt verschleppt und erlebte 1945 gemeinsam mit ihnen die Befreiung. Für den Erwachsenen sei der Mut zum Kürzen und zum Weglassen empfohlen, aber gleichzeitig auch der Mut zur Ausführung einiger Aspekte wie das Leben der Familie Auerbacher vor der NS-Zeit oder die angesprochenen religiösen Aspekte. Eine gemeinsame Gesprächs-Lektüre dieses Buches bietet sich mit Kindern an.

Die Thematisierung der angesprochenen Aspekte bietet Kindern zahlreiche Möglichkeiten, sich auf verschiedene Art und Weise anzunähern. Erwachsene sind gefordert, sensibel die Reaktionen der Kinder zu beobachten und auf ihre Fragen zu achten. Im schulischen Kontext ist eine enge kommunikative Gesprächssituation unerlässlich auch im Austausch über Zeichnungen der Kinder, ihre Erzählungen und Texte.

Wenn die Kinder ausreichend Gelegenheit haben, Bilder zu dem Erfahrenen zu malen, frei darüber zu schreiben und zu reden, was die damals verfolgten Personen sagen und fühlen, was ihre eigenen Gedanken und Gefühle sind, können Erwachsene sich bemühen, wahrzunehmen, was sie beschäftigt, und entsprechend sensibel darauf reagieren.

Für den die Kinder begleitenden Erwachsenen gilt es auch, sensibel darauf zu achten, ob hinter möglichen Fragen nach Details nicht die Frage steht, kann mir das auch passieren, meiner Mutter, meinem Vater, meinen Geschwistern etc. .

Gemeinsames Erarbeiten in vertrauensvoller Atmosphäre mit der Lehrkraft in der Schule oder dem Erwachsenen in der privaten Situation sollte im Mittelpunkt stehen. Die Haltung des innerlich beteiligten und empfindenden Erwachsenen wird dem Kind prägend sein, was Gefühle und moralische Überlegungen mit einschließt.

In der Schule ist dies bei bestimmten Unterrichtskonzepten nicht gewährleistet: beispielsweise bei autonomer Stationenarbeit, in der die Kinder durchgehend eigenständig arbeiten und der Lehrer sich „überflüssig“ macht, und auch nicht in der Abarbeitung von Arbeitsblättern mit oder ohne Lückentexten.

Gespräche zum Thema – sei es in der Familie oder in der Schule - sollten dann aber auch wieder beschließend abgerundet werden. Für das Kind ist es gestützt durch den Erwachsenen notwendig, innerlich wieder in der Gegenwart anzukommen. Kinder benötigen durch den vertrauten Erwachsenen die gefühlte und gelebte Stabilität, dass sie heute in einer anderen Zeit leben und in einer starken demokratischen Gesellschaft, die mit aller Kraft bestrebt ist, die Gleichheit von Menschen zu garantieren. Dies gilt auch, wenn Erwachsene aktuell die eine oder andere gesellschaftliche Schwachstelle sehen. Die Verurteilung von Unrecht und die damit verbundene Wiederherstellung eines Rechtszustandes und auch von Eigentumsverhältnissen ist ebenso wie Erinnern und Gedenken an die Geschehnisse der NS-Vergangenheit als bewusste Aktivität heutiger Erwachsener und als Handlungsoption für Kinder zu sehen.

Kinder sollten also nicht überstrapaziert werden mit allen möglichen Informationen und Details, über die der Erwachsene unter Umständen verfügt (insbesondere bezogen auf das Mordgeschehen). Weniger kann häufig mehr sein. Das Thema sollte sich keinesfalls zu einem „Dauerbrenner“ entwickeln. Es geht für die Kinder um eine erste Orientierung, verbunden mit einer erzählbaren Struktur, ausgehend von einer Familie und ihrem Alltag und dessen Veränderung durch das NS-Regime.

Wichtig ist für Erwachsene immer wieder zu bedenken, von Juden nicht nur im Imperfekt als in der NS-Zeit Verfolgte zu sprechen, sondern auch jüdisches Leben in Deutschland in der Gegenwart im Bewusstsein zu haben und zu thematisieren. Die Frage „Was sind denn eigentlich Juden?“ benötigt einen erweiterten pädagogischen Zugang zur Thematisierung nicht nur des Holocaust, der einen Perspektivwechsel zur Einbeziehung jüdischen Lebens in Vergangenheit und Gegenwart beinhaltet.

aus: Einsicht 04. Bulletin des Fritz Bauer Instituts

Noemi Staszewski, Mona und der alte Mann. Ein Kinderbuch zum Judentum, 2008.

Marion Imperatori: Als die Kinder in Langen samstags zur Synagoge gingen, 2009, Pädagogische Materialien Nr. 9 des Fritz Bauer Instituts. Zu beziehen über info@karl-marx-buchhandlung.de , Kosten des Heftes 5 €uro.

Inge Deutschkron: Papa Weidt. Er bot den Nazis die Stirn, Kevelaar 1999.

Inge Auerbacher: Ich bin ein Stern, Weinheim 2008.

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