Israel in der Apokalypse des Johannes
von Klaus-Peter Lehmann

1.) Das Problem

Alle Ausleger der Apokalypse des Johannes betonen die enge Verbundenheit des Autors mit der jüdischen Tradition; er sei in sie eingebunden. Dieser Konsens geht einher mit einer unterschiedlichen Bewertung einer Reihe von Passagen, die unserer Meinung nach deutlich von Israel, vom jüdischen Volk als solchem sprechen, ohne darin ein Bild der Christengemeinde zu sehen. Auch wenn diese Stellen z.B. von der Israelbestimmtheit  (1)  der Gemeinde reden sollen, bewegt sich solche Auslegung noch in der christlichen Tradition, die Jüdisches als Projektionsfläche christlicher Identitätsfindung interpretiert. Wir sehen Johannes in seiner Schrift in der Spur des Apostels Paulus, der von der Mitgenossenschaft  (2)der messianischen Jesusgemeinden an der Leidens- und Verheißungsgeschichte des Bundesvolkes Israel schreibt. Es geht ihm bei der Rede von Israel nicht um Selbstfindung der Jesus-Gemeinden, sondern um einen Hinweis auf den Horizont ihres Leidensweges. Durch das Lamm, das für Johannes der König von Juda ist, nehmen sie teil am Leidensweg des erwählten Gottesvolkes im Horizont des messianischen Menschheitsfriedens.

Zuerst blicken wir auf die Passagen, die u.E. von Israel selbst sprechen und fragen, ob es sich auch so verhält. Unmittelbar daneben finden wir Abschnitte über die Jesus-Gemeinden. Daraus ergeben sich deutliche Aussagen über beider Verhältnis zueinander (Abschnitte 2-5).

Unsere Auslegungen fügen sich in ihrer Zusammenschau zu folgendem Bild. Johannes spricht von dem, was er kommen sieht. Die Bausteine seiner Visionen sind Worte der Thora und der Propheten. Es ist deshalb missverständlich vom Christusereignis zu sprechen. Es handelt sich um ein alttestamentliches Ereignis, dem Jesus als Messias und Lamm dient. Von dieser Dienerschaft Jesu für die Verheißungen der alttestamentlichen Schriften und ihren geschichtlichen Träger Israel spricht Johannes. Martyrium und eschatologische Hoffnung der Jesus-Gemeinden sind eingebettet in den Horizont der Geschichte des Bundesvolkes, ohne dass jene mit diesem verschmelzen. Die messianischen Hoffnungen der Gemeinden Jesu sind nicht nur die Israels, sondern auch deren geschichtliche Bestätigung und Rechtfertigung.   (3) 

In der Vision von der Wallfahrt der Völker zum neuen Jerusalem (Kap 21f) entfaltet Johannes diese Sicht vom Dienst des Lammes, der auf die Verherrlichung Israels zielt (Abschnitte 6+7).

2.) Der Messias aus dem bedrohten Israel läutet den Menschheitsfrieden ein (Kap. 12)

In Kapitel 12,1-17 spricht Johannes von einer Frau, die mit der Sonne bekleidet, den Mond unter den Füßen und mit Sternen bekränzt sich am Himmel zeigt (V.1) und von einem feuerroten Drachen mit 10 Hörnern und 7 Kronen auf seinen 7 Köpfen bedroht wird (V.2ff). Der Drache will das Kind, das sie gebären soll, verschlingen (V.4). Psalm 2 aufnehmend heißt es: Und sie gebar einen Sohn, der alle Heiden (panta ta ethnee) weiden soll mit eisernem Stabe. Aber das Kind wird entrückt zu Gottes Thron (V.5). Das Weib flieht in die Wüste, wo es von Gott behütet noch 1260 Tage ausharren wird (V.6). In einem Himmelskrieg (V.7) wird der Drache, der Satan, von Michael und seinen Engeln besiegt (V.8) und auf die Erde geworfen (V.9). Eine Stimme verkündet das endgültige Königtum (basileia) des Gottes Israels, die ausübende Macht (exousia) seines Gesalbten und die Rechtfertigung der Märtyrer des Lammes (V.10f). Die Himmel und die in ihnen Zeltenden werden aufgefordert deshalb zu jubeln (V.12f). Der zur Erde geworfene Drache verfolgt die Frau (V.13), die aber mit Adlersflügeln sich in die Wüste rettet (V.14). Der Versuch des Drachens, die Frau in einem ausgespienen Wasserstrom zu ertränken, schlägt fehl (V.15f). Über die Frau ergrimmt, macht der Drache kehrt, um zu bekriegen die Übrigen seines Samens, die seine Gebote bewahren und das Martyrium Jesu haben (V.17).

Die kirchliche Auslegung kennt mehrere Deutungen für die Frau: die heilige Gottesmutter,  (4)  die Kirche,  (5)  die Menschheit,  (6)  die christliche Gemeinde in ihrer Israelgebundenheit,  (7)  Israel. (8)  Die lakonische Feststellung Schlatters rückt hier alles zurecht: Es war die Bestimmung Israels, dass aus ihm der Messias hervorgehe. Das stimmt sowohl mit dem jüdischen Selbstverständnis wie mit den möglichen biblischen Bezügen überein. Der Prophet Jesaja kündet von einer jungen Frau, deren Sohn die Rettung Israels herbeiführt, wie sein Name anzeigt (Jes 7,14: Immanuel = Gott mit uns). Die Leiden Israels durch die assyrische Zerstörung und Verschleppung, die Jesaja erlebte, wie die Bedrückung unter dem römischen Imperium, die Johannes erlebte, passen zur Vision vom verfolgten und bedrohten Weib. Aber der messianische Sohn bringt mit der Rettung Israels auch einen umfassenden Völkerfrieden. Psalm 2 sieht beides zusammen. Der als Sohn Gottes ausgerufene König auf dem Zion wird die Völkerkönige zur Gottesfurcht weise machen und so die Völkerfeindschaft von Israel abwenden. Jüdische Ausleger sehen im Messianismus die Bestimmung, die zum Wesen Israels gehört. Wer den echten weltgeschichtlichen Messianismus als die Aufgabe des jüdischen Volkes erkennt, der muss in der jüdischen Geschichte den Wegweiser erblicken für dieses Ziel, dass der demütige Spross Davids Gerechtigkeit und Frieden auf Erden herstellt.  (9)  Eben dies wird von Johannes mit der Entrückung (V.5) des von der leidenden Frau (= Israel) geborenen Gesalbten in Gottes Friedensregiment  (10)  ausgesagt. Gottes ausgereckter Arm, seine Rechte, beschützt Israel (Ps 18,36; Jes 41,10) und befriedet die Völker in seinem Umkreis. Einläuten des Menschheitsfriedens.

Bemerkenswerterweise verfolgt der Drache die Frau gleich zweimal, nämlich vor und nach der Geburt des Messias (V.2ff; 13). Schwer nachvollziehbar erscheint uns, im Drachen etwas anderes zu sehen als die Israel bedrohenden Mächte, die im Alten Testament  mit dem Drachen (thannijn) identifiziert werden, die Ägypter (Ez 29,3; 32,2), die Babylonier (Jer 51,34). Und nun erlebt Johannes, wie die Römer das jüdische Volk gleichermaßen bedrohen - vor und nach dem Leben des Lammes.

Auch die Bekleidung der geschauten Frau spricht für ihre Identität mit Israel. Die zwölf Sterne stehen für die Söhne Jakobs. Sonne und Mond unter ihren Füßen deuten auf eine neue Zeit und Weltordnung, mit das messianische Israel schwanger geht. Denn Israel ist durch sein Gottesverhältnis aus schicksalsmäßigen Zusammenhängen herausgehoben.  (11)

Wichtig ist die Rede von den Übrigen ihres Samens (toon loipoov tou spermatos autees, V.17). Diese Unterscheidung entspricht der rabbinischen Auslegung vom Samen Abrahams, die einmal die leiblichen Nachkommen Isaaks kennt, aber auch diejenigen, die durch den Geist der Versöhnung Abrahams geistlich zu seinem Samen gezählt werden: Der Keim des Gedankens, welcher dem volleren Begriff eines messianischen Zeitalters zugrundeliegt, existierte schon seit den Tagen der Begründer des Volkes Israel. Durch deine Nachkommen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden. (13)Das Judentum rechnet also seit alters her mit Sympathisanten Israels, weil sie im Geist der Thora leben.  (12)  Johannes spricht von denen, die seine Gebote bewahren (toon teerountoon tas entolas tou theou). Diese Nachfolger des Gottes Israels, die gleichzeitig das Zeugnis von Jesus haben (V.17),  gelten Johannes als Angeld auf die von Israel erhoffte Zeit des messianischen Menschheitsfriedens (15,3f).

3.) Ganz Israel wird gerettet werden (Kap. 7)

In einer anderen Vision sieht Johannes, wie die Boten Gottes die Todesgewalten zurückhalten, um die Knechte Gottes (tous doulous tou theou) als für alle Zukunft gerettete zu kennzeichnen, zu siegeln: 144000 aus allen Stämmen der Söhne Israels (V.4). Jeder Sohn Jakobs wird betont, namentlich aufgeführt und steht für 12000 Bezeichnete (V.5-7). In einer anschließenden Vision (V.9-17) schaut Johannes eine unzählbare Menge aus allen Völkern (ek pantos ethnous), die in weißen Kleidern vor dem Thron Gottes und vor dem Lamm stehen und beiden lobsingen. Interessant, wie einer der Ältesten nach der Identität der letzteren fragt. Die der 144000 Gesiegelten aus Israel bedarf offenbar keiner Frage, aber die der Vielen, weiß Bekleideten. Im Blick auf sie handelt es sich um ein von Zweifeln umgebenes Wissen. Da müssen in aller Demut Zweifel zurechtgerückt werden. Denn der fragende Älteste gibt selber Auskunft, nachdem Johannes ihn an sein Wissen erinnert hat: Mein Herr, du weißt es (V.14). Es handelt sich um die vielen heidenstämmigen Märtyrer in der Nachfolge des Lammes (V.14b). Mit ihnen verbunden ist die Verheißung eines von allem Leid befreiten Lebens (V.16f). Sind sie doch die zu Israel kommenden Völker. Sie sind Angeld auf die erhoffte Zeit des messianischen Menschheitsfriedens (s.o.).

Es liegt offenbar eine klare Unterscheidung der 144000 Gesiegelten von der unzählbaren Menge vor. Soll die betonte namentliche Aufzählung der großen aber zählbaren Menge aus den Söhnen Jakobs (7,1-8) neben der unzählbaren Menge derer aus den Völkern (7,9-17) keine Spielerei sein, sondern einen Sinn haben, dann kann es nur um die Verheißung gehen, der zufolge Gott nach der großen Bedrängnis  ganz Israel als Volk vollkommen herstellen und aufrichten wird (1Mose 15,15; Am 9,9-12; Apg 15,16). 144000 ist eine theologische Zahl, sie meint: ganz Israel als für einen Einzelnen unübersehbar großes Volk (1Mose 12,2; 15,5) aus den 12 Söhnen Jakobs. Eine Identität mit der namenlosen, für niemanden zählbaren Märtyrermenge kann u.E. ausgeschlossen werden.  (14)  Wir zitieren hier die Anmerkung von Johann Albrecht Bengel: Israel ist hier im eigentlichen Sinne zu nehmen; denn in diesem Buch wird manches von Israel im eigentlichen Sinne gesagt. Überhaupt, sagt ein Ausleger, muss man in der Offenbarung, weit mehr an die Juden denken, als manche Ausleger darin für sie finden wollen.  (15) 

Hier sind auch die Zwischenüberschriften der Zürcher Bibel hilfreich und treffend. Über Kap. 7,1-8 steht: Erstes Zwischenstück: Die Bezeichnung der aus Israel Erwählten mit dem göttlichen Siegel und über Kap. 7,9-17: Zweites Zwischenstück: Die unzählbare Schar der Märtyrer aus allen Völkern. Wir schließen uns der darin enthaltenen klaren Unterscheidung zwischen dem Volk Israel und den Vielen (Mk 10,45) an.

Andererseits sehen wir aber eine Identität der unzählbaren Vielen aus den Heidenvölkern, die überraschend neben den 144000 Versiegelten aus der Bedrängnis herauskommen (7,9), mit den Übrigen des Samens Israels (12,17).  (16)  Denn beide werden ausdrücklich ausgewiesen als Nachfolger des Lammes Jesus: Sie halten in Thoratreue sein Zeugnis fest (12,17) und haben sich in seinem Blut reingewaschen (7,14).

So unterscheidet Johannes in Kap. 7 und in Kap. 12 klar und ohne jede Vermischung Israel hier (7,1-8; 12,1-6.13-16) und die Kirche Jesu Christi dort (7,9-17; 12,7-12.17).

4.) Israel und die Jesusgemeinden – ein Volk und eine Völkermenge (Kap 14,1-5; 7,1-8)

Widerspricht dieser Auslegung, was wir in Kap. 14 lesen? Hier schaut Johannes das Lamm mit 144000, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben trugen (V.1). Diese hören ein neues Lied, das nur sie, die 144000, die von den Menschen erkauft sind, lernen können, die untadeligen Erstlinge für Gott und das Lamm (14,1-5).

Die Auslegungstradition geht von einer integrativen Beziehung dieser 144000 mit den 144000 in Kap. 7 aus. Im Ergebnis sind sie immer identisch und stehen für die Kirche Jesu Christi. Das führt zu einem theologischen Bild, wo sich das Judentum in der Kirche auflöst und die Mission unter den Juden unausgesprochen legitimiert wird.  (17) 

Nichts jedoch nötigt, die beiden Scharen der 144000 in eins zu setzen. Denn ihre nähere Beschreibung passt nicht zusammen. Das betrifft ihre Herkunft und ihre Kennzeichnung. Die einen sind aus allen Stämmen der Söhne Israels (7,4), die anderen erkauft von der Erde und von den Menschen (14,3f). Die ersten sind als Knechte unseres Gottes… mit dem Siegel bezeichnet (7,3), die zweiten haben seinen Namen und den Namen des Vaters auf ihren Stirnen geschrieben (14,1).

Im Alten Testament sind die Knechte JHWHs diejenigen Israels, die seinem Wort treu leben (Ps 34,23) wie Abraham (Ps 105,42), Josua (Jos 24,29) oder Hiob (Hi 1,8). Die Bezeichnung ist aber als Verheißung offen für das Volk als ganzes (Ps 69,3; 113,1; 134; Jes 65,8.10) oder meint es direkt (Jes 441f; 63,17). Diesem Sachverhalt entspricht Johannes in 7,1-8. Die theologische Zahl von 144000 der als Knechte zu Bezeichnenden weist auf ganz Israel. Sie sind aber einzeln zu Erwählende. So bleibt offen, ob wirklich alle Israeliten für die Zukunft versiegelt werden. Auf jeden Fall wird ihre Anzahl ganz Israel repräsentieren. D.h. Gott wird seinem Bundesvolk als solchem seine geschichtliche Treue halten. Diese Übereinstimmung mit dem Zeugnis des Alten Testamentes vom Rest Israels, der das ganze Volk für die Zukunft repräsentiert, schließt aus, diese 144000 mit denen des Lammes gleichzusetzen.

Viel näher liegt, die 144000 des Lammes (14,1) mit der unzählbaren Menge aus allen Völkern, die dem Lamm zurufen (7,9f), gleichzusetzen. Oder mit den Übrigen seines Samens, die die Gebote Gottes befolgen und das Zeugnis Jesu halten (12,17). Das Bekenntnis zum Lamm eint diese drei Stellen und unterscheidet sie von 7,1-8, der Bezeichnung der 144000 Knechte aus den Söhnen Jakobs.

Als Knechte werden die Versiegelten aus Israel werden bezeichnet (7,3) und Moses (15,3), aber auch Johannes (1,2), die Gemeinde Jesu (2,20), die Propheten (10,7). Weitere Bestimmungen der Jesusgemeinden betreffen ihre Herkunft, ihr Verhältnis zum Lamm, zum Gott Israels und zur Thora. Die ersten beiden trennen sie von Israel, die letzten beiden einen sie mit dem Bundesvolk. Die Angabe der Herkunft (aus der Erde erkauft, aus den Menschen erkauft (14,3.4), aus allen Völkern (7,9a)) findet sich zweimal. Die der Anrufung des Lammes, verbunden mit der Anbetung Gottes und unbedingter Thoratreue, sehen wir gleich daneben. Als Erstlinge für Gott und das Lamm sind sie untadelig, in ihrem Mund ist keine Lüge gefunden worden (14,4.5). Sie rufen Errettung durch unseren Gott… und das Lamm (7,10) und sind angetan mit weißen Kleidern und Palmen in ihren Händen (7,9b). Ihre Thoratreue, also ihr Gehorsam gegen den Gott Israels geht bis in jedes Wort und hält der Todesdrohung stand. Deshalb sind sie als Heilige bekleidet (3Mose 19,1; Apk 6,9-11) und tragen die Zeichen von Siegern, der eschatologischen Überwinder des Todes. Johannes fasst die Zusammengehörigkeit von Thoratreue und Treue zum Lamm in 7,17 noch einmal kurz: die Übrigen des Samens, die die Gebote Gottes befolgen und das Blutzeugnis Jesu (martyria Jeesou) haben.  (18)

5.) Israel und die Jesusgemeinden – Gottesvolk und Gottes Völker

Wenn sich die Schar der 144000 aus den Stämmen Israels nicht in die 144000-Gemeinde des Lammes integrieren lässt, muss über eine andere Beziehung zwischen beiden nachgedacht werden. Statt einer Integration, die Israel seiner Identität beraubt, wären ein Konkurrenzmodell oder ein exklusives, d.h. ein einseitig positives Beziehungsmodell möglich. Aus naheliegenden Gründen ziehen wir die zweite Möglichkeit vor. Sie bedeutet, dass die Jesus-Gemeinden ihre Existenz und ihre Orientierung  ganz aus Israel empfangen, Israel im Glauben angliedert sind, als Miterben und Miteinverleibte und Mitgenossen im Messias Jesus durch das Evangelium (Eph 3,6), wie Paulus es verkündet. Dann könnte die Zahl der 144000 des Lammes symbolisch als eine vollkommene Angliederung oder Assoziation – nicht Eingliederung oder Integration! - der Erwartungen und des Lebens der Gemeinden an die Erwartungen und das Leben Israels gedeutet werden.  (19)

Dem entspricht folgender Befund bei Johannes. Die radikale Thoratreue der weithin nichtjüdischen Gemeinden Jesu ist allein denkbar auf dem Boden einer Judaisierung von Heiden. Deshalb nennt Johannes sie auch ‚Gottes Völker‘ (laoi, 21,3) und nicht einfach Heiden bzw. Völker (ethnee). Ethnien sind die Jesus-Gemeinden ihrer Herkunft nach, Gottes Völker ihrem Glauben und Leben nach. Denn sie befolgen die Gebote. Der Thoragehorsam macht sie zu Nachkommen Abrahams, zu Israels ethischen Genossen (14,5; Zeph 3,13) und das geschlachtete Lamm, der Löwe aus Juda (5,5), zu seinen Weggenossen in Leid und Hoffnung (7,16; Jes 49,10). Israel bleibt Gottesvolk, die Kirche das sind Gottes Völker. Völker, die zum Gott Israels gehören und nicht mehr den Götzen ihrer angestammten Kultur (1Thess 1,9).

Eine geistige Angliederung an Israel bedeutet auch die Gotteslobgemeinschaft zwischen Juden und den Gemeinden des Lammes. Beide preisen den Gott Israels, die Gemeinden auch das Lamm (5,13; 7,10; 15,3f).

Eine tiefe Zusammengehörigkeit ist auch in der gemeinsamen Benennung als Knechte Gottes zu erkennen. Israel (7,3), Moses (15,3), die Propheten (10,7; 11,18), die Heiligen (11,18), Johannes selbst (1,1), die Gemeinden Jesu (1,1; 2,20; 19,2; 22.4.6) werden so genannt, aber auch Juden und Jesusgläubige zusammen: Lobet unsern Gott, alle seine Knechte, die ihr ihn fürchtet  (19,5; Ps 134,1). Als Knechte Gottes sind sowohl Israel als auch die Jesus-Gemeinden dazu berufen, an Gottes geschichtlichem Ziel, dem universalen Reich des Schalom mitzuwirken.

Wie Israels Berufung aussieht finden wir im Alten Testament. Die partikulare Verwirklichung des Schalom durch thoratreues Leben auf dem Zion als Beispiel für alle Völker wird den Völkerfrieden einläuten.  Wie die folgende Auslegung vom Neuen Jerusalem (Kap 21f) andeutet, besteht die Berufung bzw. das Zeugnis der durch das Lamm zur Thoratreue geführten Gemeinden darin, Israels Existenz und seine universale Sendung durch ökumenische Wallfahrten zum Zion ins rechte Licht zu rücken, d.h. vor allen Völkern zu rechtfertigen und zu verherrlichen (Lk 2,32).

6.) Völkerwallfahrt zum himmlischen Jerusalem (Kap 21f)

Ein Blick auf die Verheißung vom neuen Jerusalem soll herausarbeiten, ob die Unterscheidung zwischen Israel und den Gemeinden des Lammes auch für die letzten Erwartungen, für die Eschatologie tragend ist.

Ein Hinweis für die Beibehaltung der Unterscheidung fanden wir schon in 21,3. Entgegen den meisten Übersetzungen, die von sein Volk sprechen, lesen wir im Griechischen: Siehe, das Zelt (skeenee) Gottes bei den Menschen und er wird bei ihnen zelten und sie werden seine Völker (laoi) sein. Die durch den Gesalbten, den Christos Jeesous, miteinbezogenen Völker bilden als seine Gemeinden kein neues Volk Gottes. Sie bleiben Völker, aber nicht als Ethnien (ethnee), sondern als Völker Gottes (laoi). Die Verwendung des israelitischen Volksbegriffes für sie, anstelle des heidnischen, kennzeichnet ihre Veränderung durch ihren Thoragehorsam und ihr Bekenntnis zum Lamm. Aus heidnischen Völkern sind judaisierte Völker geworden, aber keine Juden. Das wird unterstreichen durch die Aussage vom Zelt Gottes bei den Menschen. Man könnte auch so sagen: das Lamm versammelt Menschen, Scharen aus den Heidenvölkern, um das Zelt des Gottes Israels, dessen Mitte die Gebote in der Bundeslade bilden, der Ort, wo Gott mit Moses spricht (2Mose 25,22). So wird die Thora, deren geschichtliche Bewahrung Israel zum Volk Gottes macht, zur ethischen Lebensmitte von Heidenstämmigen. Das trägt zur Bewahrung Israels und zur öffentlichen Rechtfertigung seiner Erwählung bei. Auf diesem Weg wird sich die Verheißung von der zweiten Schöpfung ohne Leid und Todesdrohung erfüllen (21,4; Jes 25,8).

Dann spricht Johannes vom Bau der Stadt. Sie ist konzipiert als Braut des Lammes (21,9) und im Besitz der Herrlichkeit Gottes (21,10). Ihre zwölf Tore tragen die Namen der Söhne Israels (21,12), die Grundsteine die der zwölf Apostel des Lammes (V.14). An die 144000 wird erinnert. 144 Ellen misst die Mauer, 12000 Stadien der Umfang der Stadt. Die Grundsteine der Mauer sind nach den zwölf Edelsteinen auf dem Brustschild des Hohepriesters (2Mose 28,17-20). Das neue Jerusalem ist ganz nach den Maßen des priesterlichen Israel gebaut. Das ist aktualisierendes Eingedenken, wirksame Vergegenwärtigung ganz Israels – durch die Apostel des Lammes, die als Grundsteine, als Stellvertreter der Priester Israels für die Völker, das neue Jerusalem, das ewige Zion tragen. Wozu tragen die Apostel das neue Jerusalem? Damit die Völker in der himmlischen Israel-Metropole im Lichte des Gottes Israels wandeln und ihm huldigen, indem sie ihre Herrlichkeit und Pracht in sie hineinbringen (21,24-26).

Es handelt sich beim neuen Jerusalem kaum um ein Bild der Kirche, vielmehr um die Vision einer Zionswallfahrt, die die Versöhnung der Völker mit dem Gott Israels bekundet. Das neue Jerusalem ist die neue Metropole Israels, die insofern Braut des Lammes ist und von seinen Aposteln getragen wird, als die von ihm zum Thoragehorsam bekehrten Völkerscharen in sie hineinströmen. Das neue Jerusalem ist die Wallfahrtsstadt der eschatologischen Versöhnung der Völker mit Israel. Das Lamm selbst, Spiritus rector dieser Friedensbewegung für Israel und seine Verheißungen, überwacht den Zugang der Thoratreuen aus den Völkern: Nicht wird irgendetwas Unreines in sie eingehen, noch wer Gräuel und Lüge übt, sondern nur die, welche im Lebensbuch des Lammes geschrieben stehen (21,27). Das neue Jerusalem ist also nicht die Kirche, sondern die Stadt, zu der sie unterwegs ist, in der die Völker wandeln (peripateesousin ta ethnee, 21,24).  (20)

Wozu? Ein kräftiges Bild zeigt es an, die letzte Vision des Johannes. Inmitten der Straße und auf beiden Seiten des Stromes, die vom Thron Gottes und des Lammes ausgehen, stehen Bäume des Lebens, die zwölf Früchte tragen, indem sie jeden Monat ihre Frucht bringen. Und die Blätter der Bäume zur Heilung der Völker (22,1f). Wir gehen von theologischen Zahlen aus. Die Völker des Lammes leben 12 Monate des Jahres von den 12 Söhnen Israels, ihr ganzes Leben lang von ganz Israel (12x12=144). Sie leben von den Früchten der Bundesgeschichte Israels, von seiner Trost spendenden Bewahrung in Leiden, Irrungen und Hoffnungen auf die messianische Verheißung hin, wie die Schriften des Alten Testamentes bezeugen. Die Früchte der  zwölf Bäume des Lebens, die Gott und seine Geschichte mit Israel darstellen, geben den Völkern ein neues Leben, Gemeinschaft mit Israel und die Teilhabe an seinen ewigen Verheißungen. Die Blätter der Bäume heilen sogar ihre Leiden. Sie leben von der Hoffnung und dem Trost Israels. Im neuen Jerusalem werden die Nationen zu Israels ewigen Mitgenossen.  (21)

7.) Das Lamm führt  die Völker ins neue Jerusalem, um Israel zu verherrlichen

Widerspricht dieser Auslegung, dass Johannes das Lamm als Leuchte der Stadt bezeichnet, unter dem Lichtglanz der Herrlichkeit (kabod/doxa) Gottes, sodass sie der Sonne und des Mondes nicht bedarf (21,23)? Wenn dieses durchbohrte Passahlamm, das auch der Löwe Juda ist, als Lampe im neuen Jerusalem die hereinkommenden Völker geleitet, dann bleibt Israels Leidens- und Hoffnungsgeschichte nicht länger im Dunkel der Weltgeschichte, sondern ihr widerfährt Gerechtigkeit, Klarstellung als der Ort, an dem Gott sich selbst verherrlicht. Durch ihren apostolischen Dienst an Israel (Röm 15,8), als Grundsteine des neuen Jerusalem (21,14), helfen die Jesusgemeinden den Ort erbauen, in dem Gott sich vermittels der Leuchte des Lammes den Völkern als derjenige bekundet, der sich in seiner Bundesgeschichte mit Israel treu bleibt und also verherrlicht. Die Wallfahrt der Völker zum Zion, ins himmlische Jerusalem, die das Lamm in Gang setzt, dient der Verherrlichung deines Volkes Israel (Lk 2,32). Seine Erwählung zum prophetischen Volk wird vor aller Welt gerechtfertigt in der in Jerusalem beginnenden Erfüllung seiner Verheißungen vom universalen Völkerfrieden, dem Schalom, wo Tod und Leid nicht mehr sein werden. Israel und seine Erwählung zum universalen Friedensdienst werden von den zum neuen Jerusalem kommenden Völkern, die ihre Herrlichkeit in die Stadt bringen, verherrlicht. Die Völker eilen zum Zion, um mit Gott sein Volk zu verherrlichen: Ja, zu mir sammeln sich die Seefahrer, die Tharsisschiffe voran, deine Söhne aus der Ferne zu bringen; ihr Gold und Silber führen sie mit für den Namen des Herrn, deines Gottes, für den Heiligen Israels, weil er dich verherrlicht (Jes 60,9; vgl. Apk 21,24). Die Völker führen die jüdischen Exulanten zurück und bringen mit ihnen ihren Reichtum (= Herrlichkeit) nach Jerusalem zur Verherrlichung Israels: Du bist mein Knecht, an dem ich mich verherrliche.  (22)   

Johannes hat davon diese Vision. Der auf dem Thron sitzt baut die heilige Stadt neu als Braut des Lammes, sodass sich die Schalom-Verheißungen erfüllen werden (21,1-4). Er erbaut sie als von des Lammes Aposteln getragene Metropole Israels (V.10-14), die ganz Israel (V.15-17) und seiner priesterlichen Berufung (V.18-21) eingedenk ist. Das Lamm ersetzt den Tempel (V.22). Aber es tut, wovon Gott im Blick auf seinen Tempel sprach: Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker (Jes 5; 1Kön 8,41ff; Mk 11,17), indem es  dies ins Werk setzt: Die Völker werden in ihrem Lichte wandeln und die Könige der Erde bringen ihre Herrlichkeit in sie (Apk 21,24; Jes 60,3.5). Die Völker verherrlichen Israel und das Lamm führt sie in eine Gotteslobgemeinschaft mit Israel und leitet sie dafür an, von seiner Bundesgeschichte und ihren Hoffnungen  als Lebensbaum zu leben (22,1-4). Dann heißt es: Gott der Herr wird über ihnen leuchten und sie werden herrschen in alle Ewigkeit (V.5). Wer wird herrschen? Davor lesen wir: Der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein, und seine Knechte werden ihm dienen. Gottes Knechte sind bei Johannes, wie wir sahen, die Thoratreuen, Israeliten und heidenstämmige Anhänger des Lammes, Juden und Christen. Johannes hofft auf einen Völkerfrieden den Juden und Christen gemeinsam tragen. Das wird für ihn deshalb möglich, weil die ehemaligen Heiden unter Anleitung des Lammes für ihre Wallfahrt ins neue Jerusalem im Sinne des Schalom der Thora judaisiert, d.h. für den Frieden tauglich gemacht worden sind. Die Völker als Mitgenossen Israels rechtfertigen und verherrlichen seine messianischen Hoffnungen, indem sie durch ihre Thoratreue selber zum Menschheitsfrieden geleitet worden sind.

Was bedeutet der Thron Gottes und des Lammes (22,1.3) oder das Lamm, das mitten vor dem Throne steht (7,17)? Es geht den verfolgten thorareuen Jesus-Gemeinden um ihre unverbrüchliche Zugehörigkeit zum Gott Israels. Von der Mehrheit des Judentums werden sie abgelehnt, von den Römern verfolgt, zu keiner Synagoge haben sie Zutritt. Wie konnten sie sich ihrer so anderen Zugehörigkeit zur Verheißungsgeschichte vergewissern? Nur durch ihre Treue zu Gottes Gebot, die auch das Märtyrium auf sich nimmt. D.i. ihre Treue zum durchbohrten Lamm. Ihr Festhalten an der Zugehörigkeit zur Verheißungsgeschichte des Gottes Israels muss theologisch in die Zuversicht münden, dass Gott ihre Thoratreue mit seiner Treue beantworten wird. Daraus ergibt sich das theologische Bild, dass der treue Gott auf dem Thron sitzt und das Lamm bei ihm ist. Johannes hat eine himmlische Vision von dem paulinischen den Juden zuerst und auch den Griechen (Röm 1,17).

(1) K. Wengst, Wie lange noch? Schreien nach Recht und Gerechtigkeit – eine Deutung der Apokalypse des Johannes, 2010
(2) Die Völker sollen… Mitgenossen der Verheißung sein in Christos Jesus durch das Evangelium (Eph 3,6)
(3) …dass Christos Diener der Beschnittenen geworden ist der Wahrhaftigkeit Gottes wegen, um die Verheißungen an die Väter zu bestätigen (bebaioosai) (Röm 15,8). Ähnlich Lukas, der das Messiasereignis so auslegt: Er hat sich Israels, seines Knechtes angenommen, zu gedenken (mneestheenai) der Barmherzigkeit wie er geredet hat zu unsern Vätern Lk 1,54). Wenn Gott im Himmel seiner Verheißungen gedenkt, werden sie durch seine Gesandten auf der Erde bestätigt.
(4) Katechismus der Katholischen Kirche, 1138, S. 323
(5) J. A. Bengel, Gnomon, S. 821
(6) K. H. Kroon, Der Sturz der Hure Babylon, 1988, S. 118
(7) Wengst, a.a.O., S. 91
(8) Diese Möglichkeit sprechen Kroon und Wengst a.a.O. an. Deutlich sagt nur Schlatter, Briefe und Offenbarung des Johannes, 1950, S. 237: Es war die Bestimmung Israels, dass aus ihm der Messias hervorgehe.
(9) H. Cohen, Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums, S. 310. 312. Die Halacha ist gleichsam die Verfassung des Bezirkes, der sich ganz und gar zum Königtum Gottes bekennt und sich selbst als die alle Zeiten überdauernde Keimzelle des messianischen Reiches versteht… Diese unsere Welt bleibt der Raum für das zukünftige Reich Gottes (R. R. Geis, Leiden an der Unerlöstheit der Welt, S. 190). Der Messias hat seinen Ursprung in dem Ernstmachen mit der Herrschaft Gottes, das entspricht dem Realismus des israelitischen Glaubens(ders., Vom unbekannten Judentum, S. 158).
(10) Johannes sieht das Lamm mitten vor dem Thron Gottes (7,17; 5,6), spricht  aber auch vom Thron Gottes und des Lammes (22,3).  Der himmlischen Mitregierung des Lammes entspricht in Kap. 4 der himmlische Thronrat der 24 Ältesten, wohl Engel, die die 12 Söhne Israels und die angegliederten Völkergemeinden repräsentieren (vgl. Wengst, S. 18). Im Unterschied zu Wengst sehen wir aber keinen Grund hier eine Integration in Israel zu sehen (vgl. Abschnitt 6).
(11) Und er führte ihn hinaus ins Freie. Abraham sagte vor ihm: Herr der Welt, ich habe in meinem Sternenbild erschaut, dass ich nur einen einzigen Sohn haben werde: Da sprach er zu ihm: Gehe heraus aus deiner Sternendeuterei! Für Israel gilt kein Sternbild (Nedarim 32a, Schabbath 156a).
 (12) J. H. Hertz, Pentateuch und Haftaroth, Genesis, S. 114; 1Mose 12,3. Vgl. B. Jacob, Genesis, S. 338f. Desselben Gedankens bedient sich Paulus in Röm 4,11; Gal 3,8.14. Abram, das ist Abraham. Anfangs war er Vater für Aram, und schließlich ward er Vater für die ganze Welt (Brachot 13a).
(13) Rabbi Meir sagt: Woher haben wir, dass sogar einer aus den Völkern, der sich mit der Weisung beschäftigt, dass er wie der Hohepriester ist? Eine Schriftstelle besagt: Der Mensch, der sie tut, wird durch sie leben. Es heißt nicht: Priester, Leviten und Israeliten, sondern: Mensch: Dies lehrt dich: Sogar einer aus den Völkern, der sich mit der Weisung beschäftigt, siehe, er ist wie der Hohepriester (Bawa kamma 38a).
 (14) Anders  Wengst: sie unterscheiden sich nicht in den angeführten Personen, (a.a.O., S. 239)
(15) J. A. Bengel, Gnomon, S. 794 zu Apk Joh 7,4
(16) In Apk Joh 2,18-28 erläutert Johannes, dass die Jesusgemeinde das Gebot des Nichtessens von Götzenopferfleisch unbedingt, also unter Inkaufnahme von Leiden und blutiger Verfolgung, zu befolgen hat (s. Wengst, a.a.O., S. 77-79: Enthaltung von Götzenopferfleisch als status confessionis,  als Nicht-Assimilation an die heidnische Kultur der Römer).
(17) Entweder treten die Juden in Kap. 14 in den herrlichen Stand des Christentums (Bengel, S. 839) oder es handelt sich um die Gemeinde als Integration der Völker in das Volk Israel (Wengst, S. 240ff).
(18) Im Ergebnis meiner Einzelauslegungen kann ich die Enttäuschung darüber nicht unterdrücken, dass eine den einzelnen Wörtern, ihrer Bedeutung, ihrer Gruppierung und ihrer Platzierung gründlich nachgehende Exegese nicht immer konsequent genug erfolgt. Diese Enttäuschung betrifft auch den insgesamt luzide geschriebenen und mit Gewinn zu lesenden Kommentar von K. Wengst. Auch er hat an manchen, m.E. bedeutsamen Stellen die notwendigerweise kleinliche, rabbinische Buchstabentreue, mit der auch das NT  ausgelegt werden sollte, vermissen lassen.
(19) Anders als Wengst,  der von der Integration der Völker in das Gottesvolk Israel spricht, S. 240; s.a. S. 18.
(20) Warum spricht Johannes 21,24 von ethnee, 21,3 jedoch von laoi? Wenn hier Ez 37,27 bzw. Jes 60,3 zugrunde liegen, entspräche das der hebräischen Bibel wie der Septuaginta. Ez 37,27 spricht allerdings explizit von Israel als Gottes Volk. Wenn Johannes dann statt des Singulars den Plural setzt, steht dahinter gewiss eine theologische Entscheidung. Oder einfach die Unmöglichkeit, Israel als Gottesvolk durch die Völker des Lammes zu verdrängen.
(21) J. A. Bengel, Gnomon, S. 888
(22) Jes 49,3; vgl. Apk 21,24; Jes 55,5; 60,5.9; 61,3; Lk 2,32. Für die Verherrlichung Israels wie für die Herrlichkeit, die die Völker bringen, wird dieselbe hebräische Wurzel gebraucht: p´ar. Im griechischen NT steht: doxa.

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