ImDialog - Ev. Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau
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Erklärung zur Debatte um die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen

Die juristische Behandlung des religiösen Brauchs der Beschneidung im Judentum wie im Islam hat in der deutschen Öffentlichkeit eine breite Diskussion ausgelöst.

Dabei beobachten wir, wie in einen sachgemäßen Austausch von Argumenten auch antijüdische, ja antisemitische Stereotype eingebracht werden: Zum Beispiel das Bild von einem angeblichen „Rachegott“ des Alten Testaments oder die Darstellung der Beschneidung als einer Abschwächung des Menschenopfers. Solche Erklärungsmuster werden herangezogen, um die Grausamkeit der Beschneidung zu betonen, verfehlen aber ihren tatsächlichen biblischen Hintergrund und Vollzug in der Gegenwart.

Die Beschneidung ist ein identitätsstiftendes Zeichen der jüdischen Religion, die mit größter Verantwortung durchgeführt wird.

Als Christen erinnern wir daran, dass auch Jesus beschnitten war. Nach altkirchlicher Tradition wurde der 1. Januar, der achte Tag nach der Geburt Jesu, als Tag seiner Beschneidung gefeiert. Die Beschneidung war und ist bis heute Zeichen des Bundes Gottes mit dem jüdischen Volk und muss weiterhin in unserem Land praktiziert werden dürfen.

Daher erklären wir uns solidarisch mit den jüdischen Menschen und Gemeinden in Deutschland und fordern dazu auf, die Diskussion um die Beschneidung sachlich und unter Beteiligung ihrer ReligionsvertreterInnen zu führen und sie nicht mit antijüdischen Ressentiments zu vermischen.
Unsere Solidarität gilt auch Musliminnen und Muslimen, die in der gegenwärtigen Diskussion mit islamfeindlichen Äußerungen konfrontiert werden.

Darmstadt, 11. September 2012

Gabriele Zander, Pfarrerin
Vorsitzende von ImDialog - Ev. Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau

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