Mut zur Unterbrechung
Schabbat und Sonntag als Hilfe zur Entschleunigung Teil I
von Peter Hirschberg

Der Fluch der Beschleunigung

Eine der fürchterlichsten Krankheiten unserer Zeit ist die rasant zunehmende Beschleunigung. Alles muss immer schneller gehen, und alles geht auch immer schneller. Das erleben wir im Alltag, wo es als Kennzeichen von Effizienz und Professionalität gilt, möglichst viel in möglichst wenig Zeit zu erledigen. Das erleben wir im Bereich der gesellschaftlichen Entwicklungen, die in einem atemberaubenden Tempo vor sich gehen. Früher dauerte es Generationen, bis sich Veränderungen durchgesetzt haben. Heute ereignen sich in nur einer Generation schon zahlreiche Brüche. Längst haben die prägenden Faktoren der eigenen Kindheit nicht mehr viel mit dem zu tun, was unsere Kinder beeinflusst und bestimmt. Dornröschen konnte beruhigt 100 Jahre schlafen. Sie hat in dieser langen Zeit nicht allzu viel verpasst und nach dem erlösenden Kuss sich wieder schnell ins Leben hineingefunden. Heute würde schon ein nur zehn- bis zwanzigjähriger Dornröschenschlaf eine erneute Integration in unsere Gesellschaft äußerst schwierig machen. Zu schnell folgt ein Modernisierungsschub auf den nächsten. Es ist ein durchaus interessantes Experiment, zu dem ich sie gerne einladen möchte. Stellen Sie sich ruhig einmal vor, Sie wären Anfang der 90er Jahre eingeschlafen und soeben erwacht. Internet, E-Mail, SMS, I-Phone, all das und vieles mehr wären für Sie Fremdworte. Vom Internet hätten Sie vielleicht eine rudimentäre Vorstellung, weil sie damals in einer klugen Zeitschrift schon etwas darüber gelesen haben, aber dass „das Netz“ die Welt einmal derart einschneidend bestimmen würde, das wäre Ihnen vor zwanzig Jahren ganz gewiss nicht in den Sinn gekommen.

Diese immer rasanter werdenden Entwicklungsprozesse haben viele Ursachen. Dazu gehört sicher die Globalisierung, die unserer einheimischen Wirtschaft durch einen sich immer mehr steigernden Wettbewerbsdruck kräftig einheizt, so dass auf dem Markt nur noch der Chancen hat, der schnell, flexibel und dynamisch agiert. Dazu gehört die atemberaubende technische Entwicklung, die es uns heute möglich macht, immer mehr in immer weniger Zeit zu erledigen. Mühelos überbrücken wir durch unsere modernen Kommunikationsmittel große Distanzen. Fast immer sind wir – zum Segen und zum Fluch – erreichbar. Und was die Mobilität angeht, macht uns schon lange keiner mehr etwas vor. Wir jetten in wenigen Stunden um den halben Globus, und sparen auf unseren Reisen im Vergleich zu früheren Generationen Tage, Wochen oder gar Jahre ein.

Das Paradox besteht nun freilich darin, dass uns trotz aller Zeitersparnis faktisch immer weniger Zeit zur Verfügung steht. Nun mag das auch damit zusammenhängen, dass unsere Maßnahmen der Zeitersparnis nicht nur Zeit sparen, sondern auch zusätzliche Zeit kosten. Wer hat denn nicht schon die Erfahrung gemacht, dass das relativ mühelose Schreiben und Versenden von E-mails einen recht inflationären Gebrauch zur Folge hat. Im Klartext: Oft muss man sich am Beginn eines Arbeitstags durch eine Flut von E-mails quälen, von denen – wenn es ein schlechter Tag ist – 90% nur Schrottwert haben. (…)

So entstehen zahlreiche neue und nicht immer nur sinnvolle Gewohnheiten, und das Leben wird immer hektischer. Nicht selten führt das dazu, dass wir an dem Ort, wo wir uns gerade aufhalten, nicht mehr wirklich sind. Aber selbst dort, wo wir wirklich Zeit gewinnen, wird die gewonnene Zeit sofort wieder mit allen möglichen Aktivitäten voll gestopft, so dass am Ende nicht mehr viel davon übrig bleibt. So wird der Mensch immer mehr zum getriebenen Menschen, einem Wesen, das den Sinn seines Lebens in der Beschleunigung selbst sucht. Wir bewegen uns unaufhörlich, aber nicht mehr um ein Ziel zu erreichen. Oft wird die Bewegung selbst zum Ziel. (…)

In ihrem Buch „Das Leben als letzte Gelegenheit“ weist Marianne Grönemeyer darauf hin, dass der hauptsächliche Grund für unsere innere und äußere Hast in der Angst vor dem Tod zu suchen ist. Hatte man im christlich geprägten Mittelalter noch die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, so geht der Blick in der säkularisierten Neuzeit oft nicht mehr über die Grenze des Todes hinaus. Die Folge davon ist, dass man alles, was man für sinnvoll hält, in dieses Leben packen muss. Gleichzeitig werden die Lebensmöglichkeiten aufgrund unseres technischen und zivilisatorischen Fortschritts immer größer. Kamen die Großeltern manchmal kaum aus dem eigenen Dorf oder der eigenen Stadt heraus, so gehören heute Fernreisen zu den Selbstverständlichkeiten einer normalen Durchschnittsfamilie. Kurz: Zur durch den Tod angefachten Lebenssehnsucht gesellt sich eine inflationäre Steigerung der Lebensmöglichkeiten. Mit den Worten des Philosophen Hans Blumenberg: Die Schere zwischen Lebenszeit und Weltzeit geht immer weiter auseinander. Die Folge davon ist ein rasanter Beschleunigungswahn. Das Leben wird bis zum Letzten voll gepackt, damit man mitnehmen kann, was nur geht. Freilich: Eine Qualitätssteigerung bedeutet dies nur selten. Die innere und äußere Hetze führt nämlich dazu, dass wir technisch zwar fast alles können, aber es immer weniger vermögen, den Augenblick zu genießen. Wer auf einer Studienreise jeden Tag unzählige Orte „mitgenommen“ hat, hat ohne Zweifel eine erstaunliche Leistung vollbracht, fast schon ein Martyrium. Aber vermutlich hat er weit weniger „gesehen“ als Goethe auf seiner ein Jahr dauernden Italienreise. (…)

Der Schabbat als Hilfe zur Entschleunigung

Wir brauchen heute zweierlei: Eine neue Form der Langsamkeit. Eine Achtsamkeit, die das Leben wieder genießen kann. Eine Gegenwärtigkeit, die uns nicht immer schon beim Nächsten und Übernächsten sein lässt. Wir brauchen gleichzeitig aber auch einen neuen Sinnhorizont. Denn wenn wir keinen Glauben und keine Hoffnung haben, die unser irdisches Leben übersteigen, dann wird es nur schwer möglich sein, eine Lebenshaltung der Gelassenheit zu entwickeln. Meine Hoffnung ist, dass der jüdische Schabbat oder ein im Geist dieses Schabbats gefeierter christlicher Sonntag uns wieder zu beidem verhelfen kann. Diese Hoffnung auf Heilung ist dann auch der entscheidende Grund, warum ich im Folgenden versuchen möchte, mich dem Geheimnis des jüdischen Schabbat anzunähern. Ich tue dies bewusst als Christ, als jemand, der sich von außen in diese faszinierende Seite jüdischen Glaubens einfühlt, und der dabei die überraschende Entdeckung macht, dass das Herzstück jüdischen und christlichen Glaubens einander in tiefer Weise entsprechen. Gerade diese Entsprechung hat mich zur Einsicht geführt, dass jüdische Schabbattheologie und Schabbatpraxis auch für Christen von hoher Relevanz sind. Vielleicht ist der Schabbat ein Geschenk, das der Gott Israels nicht nur seinem Volk, sondern der ganzen Menschheit gemacht hat. Damit will ich nicht sagen, dass wir als Christen nun den jüdischen Schabbat übernehmen sollen. Nein, die Feier des Schabbats im eigentlichen Sinn gehört nur zur Berufung Israels. Aber vielleicht wäre ja schon viel gewonnen, wenn wir uns vom Geist des Schabbat inspirieren lassen, um ihn in passender Weise in unseren christlichen Kontext zu übersetzen. Es geht deshalb auch in keiner Weise darum, Juden etwas wegzunehmen, wie das schon häufig in der christlich-jüdischen Geschichte geschehen ist. Meiner Ansicht nach sind Juden und Christen je auf ihre Weise von Gott erwählt und dazu bestimmt, einander durch ihr jeweils eigenes Selbstverständnis zu inspirieren und – wo nötig – auch zu provozieren.

Der Schabbat

Israel hat den Schabbat als wöchentlich gefeierten Ruhetag nicht schon immer gehalten. Vermutlich wurde der Schabbat erst in der Zeit des babylonischen Exils (6. Jh. v. Chr.) zu einem der zentralen jüdischen Gebote. Vorher scheint es zwar auch schon eine Art Schabbatfest gegeben zu haben, aber dieses wurde anfangs noch nicht wöchentlich gefeiert und hatte auch inhaltlich noch nicht viel mit dem späteren jüdischen Schabbat zu tun. Von dem Augenblick an jedenfalls, wo der Schabbat als wöchentlich gefeierter Ruhetag das Licht der Welt erblickte, scheint er auch gleich große Bedeutung bekommen zu haben. Ausdruck dieser hohen Wertschätzung ist die Tatsache, dass man den Schabbat im babylonischen Exil als Bundeszeichen, also als zentrales jüdisches Identitätssymbol verstand. Außerdem fand das Schabbatgebot seinen Platz in der Sammlung der Zehn Gebote, denen ohne Zweifel eine besondere göttliche Würde zukommt. So begegnet der Schabbat besonders ausführlich an den zwei Stellen des Pentateuch, wo der Dekalog zitiert wird (Ex 20 und Dtn 5). Die Begründungen für das Halten des Schabbat sind dabei durchaus unterschiedlich akzentuiert. In Ex 20,11 dient das Ruhen Gottes am siebten Tag als Begründung für die Feier des Schabbat, während in der zweiten Fassung der Zehn Gebote (Dtn 5,15) die Befreiung aus Ägypten in den Vordergrund rückt, also das Thema innerer und äußerer Freiheit. Ein Widerspruch ist das freilich nicht, da man aus dem Zusammenklang beider Texte schließen darf, dass wir nur dann die Chance haben freie Menschen zu werden, wenn wir auch der Ruhe des Schabbat genügend Raum in unserem Leben geben. Interessant ist übrigens auch, dass an beiden Stellen – und nicht nur dort (z.B. auch in Ex 23,12) – die soziale Komponente der Schabbattages betont wird: Auch die Sklaven und Fremden in Israel sollen an diesem Tag von der Arbeit befreit sein, ja sogar die Tiere sollen ruhen.

Das innerste Geheimnis des Schabbat: die Ruhe

Die Begründung, die wohl am nachhaltigsten in der jüdischen Tradition gewirkt hat, ist die Begründung des Schabbat im Ruhen Gottes, wie sie in Gen 1,31-2,3a und auch in Ex 20,8-11 Aufnahme fand. Diese Begründung ist deshalb grundlegend, weil in ihr implizit alle anderen Themen bereits enthalten sind. Für uns ist sie auch deshalb von Gewicht, weil sie an die Schöpfungsgeschichte anknüpft und damit den universalen, auf die ganze Schöpfung bezogenen Anspruch des Schabbat klar hervortreten lässt.

In Gen 1,31-2,4a steht: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag. So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und so vollendete Gott am siebten Tag seine Werke, die er machte, und ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.“ In diesen Worten finden die rabbinischen Ausleger einen offensichtlichen Widerspruch. Denn auf der einen Seite wird hier gesagt, dass Gott am siebten Tag ruhte, auf der anderen Seite heißt es, Gott habe an diesem Tag sein Werk vollendet. Nun ist Vollendung zwar ein schöner und großartiger Akt – man denke nur an einen Künstler, der nach der mühevollen Phase des Schaffens noch einmal Hand anlegt, um seinem Werk den letzten Schliff zu geben –, aber Arbeit ist es eben dennoch. Die Frage lautet für sie deshalb: „Was nun hat er getan, der Heilige, gepriesen sei sein Name? Hat er wirklich noch gearbeitet? Oder hat er sich, wie sich das für den Schabbat eigentlich gehört, aller Arbeit enthalten?“ Die Antwort, die wie ein Kompromissversuch klingt, heißt: Gott hat tatsächlich am siebten Tag noch etwas geschaffen. Aber das Schöpfungswerk des siebten Tages ist ein ganz besonderes. An diesem Tag schuf Gott die Menucha, die Ruhe. Erst in dieser Menucha wird die Schöpfung vollendet. So schreibt Raschi (11. Jh.), einer der bedeutendsten jüdischen mittelalterlichen Bibelkommentatoren: „Nach den sechs Schöpfungstagen, was fehlte dem Universum noch? Menucha! Dann kam der Schabbat und mit ihm die Menucha, und das Universum war vollendet.“ Die Krone der Schöpfung ist also nicht der Mensch, Krone und letztes Ziel der Schöpfung ist der Schabbat, und in ihm die Menucha!

Doch was hat man nun unter „Menucha“ zu verstehen? Eins jedenfalls nicht: den reinen Müßiggang, auch wenn das absichtslose Tun im Sinne von Muße oder Spiel durchaus ein wichtiger Bestandteil des Schabbat ist. Menucha meint mehr. Sie ist ein Hinweis auf unsere tiefste göttliche Bestimmung, steht letztlich für den Einklang menschlichen Lebens mit sich selbst, mit Gott, den Mitmenschen, ja der ganzen Schöpfung. So heißt es in einer Auslegung zu Gen 10,9 (Gen rabba): „Was wurde am siebten Tag geschaffen? Gelassenheit, Heiterkeit, Frieden und Ruhe.“ Abraham Heschel beschreibt die Menucha folgendermaßen: „Es ist der Zustand, wo der Mensch still liegt, wo die Gottlosen aufhören zu plagen und die Müden ruhen. Es ist der Zustand, in dem es weder Kampf noch Streit gibt, weder Angst noch Mißtrauen. Das Wesen eines guten Lebens ist Menucha. ‚Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er läßt mich auf grünen Wiesen lagern. Er führt mich an stillen Wassern entlang’ (den Wassern der Menucha).“

Das Ziel des Schabbat: Leben in gelingenden Beziehungen

Die genannte rabbinische Interpretation macht in großartiger Weise deutlich, dass das ganze Universum und insbesondere das menschliche Leben erst dort zur Vollendung kommen, wo die Menucha hinzutritt, wo alles Leben in Gott seine Mitte findet und so zur „Ruhe“ kommt. Biblisch gesehen ist der Mensch ein Beziehungswesen. Er steht in einer vierfachen Beziehung: der Beziehung zu Gott, zu sich selbst, dem Mitmenschen und der Schöpfung. Sinnvolles Leben ist daher im Wesentlichen Leben in gelingenden Beziehungen. (…)

Die Grundbeziehung in diesem menschlichen Beziehungsgefüge ist die Gottesbeziehung. Sie ist gleichsam die Garantie dafür, dass alle anderen Beziehungen in Harmonie gelebt werden können. So ist ein Mensch, der sich von seinem Schöpfer geliebt und angenommen weiß, ein Mensch mit königlicher Würde. Er lebt in einer gesunden Beziehung zu sich selbst, er hat ein intaktes Selbstwertgefühl. Er kann sich annehmen und bejahen, weil er angenommen ist. (…)

Ist die Gottesbeziehung intakt, dann wirkt sich dies positiv auf alle anderen Beziehungsebenen aus. Ja noch mehr: Die soziale Beziehungsfähigkeit wird durch die Gottesbeziehung erst konstituiert. So können Menschen, die nicht mehr von quälenden Gefühlen der Minderwertigkeit bedroht werden, andere annehmen und lieben. Sie müssen ihre Mitmenschen nicht erniedrigen, um sich selbst zu erhöhen. Indem sie sich im Licht Gottes betrachten und lernen, sich anzunehmen, lernen sie auch, andere in diesem Licht zu sehen.(…)

Menschen, die aus der göttlichen Liebe leben, sehen auch die Natur in einem anderen Licht: Sie empfinden sie als Gabe ihres Schöpfers, sie können staunen, haben einen Blick für die Schönheit des Seins, für die göttliche Herrlichkeit, die alles durchdringt. Der respeklose und ausbeuterische Umgang mit der Natur, der lange genug unsere Zivilisation beherrscht hat und es weithin immer noch tut, deutet im letzten auf unsere gestörte Gottesbeziehung hin. (…)

Schon dieser kurze Blick auf das Symbol der Menucha genügt um zu zeigen, dass unser Leben weit von diesem Ziel entfernt ist. Die Gottesbeziehung ist durch Hybris und Misstrauen schwer gestört, wenn man überhaupt noch mit Gott als Wirklichkeit rechnet. Das menschliche Miteinander ist nicht selten von Gleichgültigkeit, Konkurrenz und gegenseitiger Ablehnung geprägt, bis zu offener Feindschaft und der Anwendung von Gewalt. Die Schöpfung wurde zum ausbeutbaren Rohstoffreservoir degradiert. Unsere Selbstbeziehung ist so gestört, dass selbst die massenweise aus dem Boden schießenden Therapiezentren dem nur noch unzureichend gerecht werden. Unser Grundproblem sind gestörte Beziehungen. Die Bibel nennt dies Sünde, Zielverfehlung. Mit all dem ist eines hinreichend klar: Die Menucha als umfassende Größe beschreibt nicht den Zustand des realen Menschen, sondern ist als Zielbestimmung zu verstehen. Gottes Schöpfung ist ein nach vorne hin offener Prozess. Das Ziel ist der Schöpfung zwar von Anfang an eingestiftet, aber die Schöpfung hat dieses Ziel noch lange nicht erreicht. In diesem Sinn führt uns die Schöpfungsgeschichte keinen abgeschlossenen Zustand vor Augen. Zwar ist der äußere Rahmen zur Verfügung gestellt, auch hat der evolutionär-schöpferische Prozess bereits ein Stadium erreicht, wo der Mensch als selbstbewusstes und Kultur schaffendes Wesen hervortritt, aber das eigentliche Ziel liegt noch vor uns. Erst wo wir und die Schöpfung so von Gott und seiner Liebe durchdrungen sind, dass Gott uns und dieser Welt wirklich einwohnt, ist diese Schöpfung erlöst und damit wahrhaft zu ihrem Ziel gelangt. Dann ist Schabbat, dann ist Reich Gottes, dann ist messianische Zeit. So verfehlt ein Universum, das Gott ausklammert, seine Bestimmung. Die Schöpfung bedarf der Menucha. Die Schöpfung bedarf des Schabbat. (aus: Peter Hirschberg, Mut zur Unterbrechung. Schabbat und Sonntag als Hilfe zur Entschleunigung, S. 11 ff, Mabase-Verlag, Nürnberg 2012)

Der Schabbat als Vorwegnahme der messianischen Zeit

Der Schabbat ist in der biblisch-jüdischen Tradition ein Symbol für die letzte Vollendung, für den Zustand, wo alles in Gott zur „Ruhe“ kommt. Dieser messianische Endzustand wird im wöchentlich gefeierten Schabbat ein Stück weit vorweggenommen, so dass unser Leben von diesem Ziel her immer wieder neu Sinn und Bedeutung bekommen kann. So verbindet der Schabbat wie eine Brücke zwei Welten: diese Welt und die kommende Welt.

Wenn man jüdischen Denkern folgt, die über die besondere Qualität der Zeit am Schabbat nachdenken, dann fällt auf, dass bei ihnen die 24 Stunden des Schabbat eine fast metaphysische Qualität bekommen. So schreibt Abraham Joshua Heschel, dass der Schabbat kein anderer Bewusstseinszustand ist, „sondern ein anderes Klima; es ist, als ob sich das Aussehen aller Dinge irgendwie veränderte. Allem voran steht die Wahrnehmung, daß wir uns im Schabbat befinden, nicht der Schabbat in uns.“ Es ist also keinesfalls übertrieben, wenn man den Schabbat aus christlicher Perspektive als eine Art Sakrament versteht, als ein Stück irdischer Wirklichkeit, das so von Gott in Anspruch genommen wird, dass es transparent wird für Gott. In diesem Fall freilich – und das ist das Ungewohnte – ist es eben nicht ein Stück Materie, sondern ein „Stück“ Zeit, das so von Gott in Anspruch genommen wird. Doch was zeichnet diese Zeit nun in besonderer Weise aus? Vielleicht kann man es so erklären: Am Schabbat kann und soll die Zeit dank der göttlichen Gnade schon jetzt zur erfüllten und in diesem Sinn auch zur messianischen Zeit werden. Doch was ist das eigentlich: „erfüllte Zeit“?

Normalerweise erleben wir die Zeit als etwas, das Ausdehnung hat. Wir stellen uns eine Zeitstrecke vor, die von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft reicht. Auf diesem Zeitpfeil werden die einzelnen Ereignisse verortet. Auch wir verorten uns darauf. Wir gehen davon aus, dass wir einst in der Vergangenheit waren, jetzt in der Gegenwart sind und einmal in der Zukunft sein werden. Wir pilgern gewissermaßen durch die Zeit, sind selbst aber immer in der Gegenwart. Doch ist das wirklich so? Vielleicht ist es objektiv betrachtet so, wobei man auch da Zweifel anmelden kann. Subjektiv betrachtet jedoch befinden wir uns nur selten in der Gegenwart. Meist schwankt unsere Aufmerksamkeit zwischen unterschiedlichen Punkten hin und her. Erfüllte Zeit zeichnet sich meiner Ansicht nach nun dadurch aus, dass wir ganz bei dem sind, was jetzt gerade die uns von Gott gegebene Wirklichkeit ausmacht, und wir uns dadurch dem Jetztzustand annähern. Ich gehe dabei nicht einmal davon aus, dass meine legitime Gegenwart nur das sein darf, was die äußeren Sinne wahrnehmen. Nein, ich muss nicht immer dort sein, wo mein Leib gerade (zufällig) ist. Meine von Gott gewollte Gegenwart kann auch darin bestehen, dass ich ganz in der Vergangenheit oder ganz in der Zukunft bin, oder weder hier noch dort, sondern „ganz bei mir“ bzw. „ganz bei Gott“. Wichtig für das „Erfülltsein“ von Zeit ist nur, dass ich dort, wo ich bin, ganz bin. Darum also geht es: dass ich kein zerteiltes und in sich gespaltenes Wesen bin, sondern ein in der Aufmerksamkeit geeintes Wesen, eben: ein achtsames Wesen. Wo ich das bin, verliert die Zeit in meinem Bewusstsein den Aggregatzustand der Dehnung, den Charakter der Zeitstrecke, und damit auch ihre Negativaspekte. Diese rühren nämlich größtenteils daher, dass ich „gedehnt“ bin: weder hier noch dort. Ich will dies durch ein Beispiel ein wenig erläutern: Ich rede mit einem Menschen, merke aber, dass ich nicht wirklich bei ihm bin, sondern mich in Gedanken wo ganz anders aufhalte. Das kann ja auch in Ordnung sein. Vielleicht ist es für mich in diesem Moment tatsächlich gut und richtig innerlich woanders zu sein. Aber dann sollte ich so konsequent sein, das Gespräch abzubrechen, und den anderen nicht durch eine vorgetäuschte Präsenz belügen. Oder eben: mich dem anderen in Wahrheit zuwenden und mich von dem „woanders“ abwenden. „Hier“ zu sein kann genauso legitim sein wie „dort“ zu sein. Nur eines geht nicht, wenn ich achtsam leben will: ein wenig hier und ein wenig dort zu sein, also „gedehnt“ bzw. zerstreut zu sein. Dann verliere ich meine Präsenz und werde von negativen Gemütszuständen überflutet. Von Gefühlen der Langeweile zum Beispiel, die ein Ausdruck dessen sind, dass ich mich nicht entscheiden kann irgendwo ungeteilt zu sein, weil mir nichts wirklich gefällt. Oder Gefühlen des Stresses, die ebenso ein Indiz dafür sind, dass ich mich für nichts entscheiden kann. In diesem Fall jedoch nicht, weil mir nichts gefällt, sondern weil mir alles gefällt, zumindest ein wenig, und ich deshalb auch am liebsten alles „machen“ möchte. „Erfüllte Zeit“ ist somit der Zustand, in dem wir bei vollem Bewusstsein – und damit in der Zeit – unser Zeitempfinden verlieren. Voraussetzung für dieses Zeitempfinden ist, dass ich – so gut es geht – bei mir bin. Karl Valentin hat einmal sehr treffend Weise gesagt: „Heute Abend gehe ich mich besuchen. Mal schauen, ob ich zuhause bin.“ Nur wer bei sich zuhause ist, kann präsent und achtsam leben:

Da sind zwei Menschen, die restlos ineinander verliebt sind. Sie sind so sehr von dem Glück des Verliebtseins ergriffen, dass sie alles um sich herum vergessen. Sie haben nur noch Augen füreinander. Genau dieser Zustand völliger Hingabe führt dazu, dass sie das Zeitbewusstsein verlieren. Stunden kommen ihnen plötzlich wie Sekunden vor. Da ist ein Meditierender oder ein Betender: Ganz hingegeben an seinen Gott verliert und findet er sich in der Schönheit und Fülle des göttlichen Seins. Er blickt nicht mehr auf die Uhr. Die Zeit scheint still zu stehen. Da ist ein Maler. Er ist von einer inneren Vision erfasst. Er ringt mit den Farben, mit dem Licht, mit dem Material. Er ist im wahrsten Sinn des Wortes besessen. Seine Frau ruft zum Essen. Er hört es nicht. Das Telefon klingelt, soll es ruhig. Die Welt um ihn her existiert nur noch in Schemen. Er geht ganz in der Hingabe an seine Arbeit auf. Er ist in der Gegenwart. Die Beispiele ließen sich um ein Vielfaches vermehren. Es ist immer dasselbe Phänomen: Dort, wo Menschen ganz an Gott, einen Menschen oder eine bestimmte Aufgabe hingegeben sind, wo sie „ganz bei der Sache“ sind, dort verlieren sie das Zeitbewusstsein. Man kann es auch anders ausdrücken: Dort, wo der Mensch ganz in der Liebe ist, dort ist Gegenwart, dort ist Erlösung, dort öffnet sich der Himmel hin zur Erde.

Erfahrungen „erfüllter Zeit“ sind nicht das Normale. Das zeigen alle diese Beispiele. So sehr wir uns bemühen sollen, achtsam zu leben, so sehr wir unseren Teil beitragen können, wir können es nicht erzwingen, dass unsere Zeit zur erfüllten Zeit wird, dass wir in Hingabe versunken jedes Zeitgefühl verlieren. Erfahrungen erfüllter Zeit haben immer Geschenkcharakter. Es ist ein göttliches Wunder, das da geschieht. Aber gerade weil es sich um ein Wunder handelt, um etwas, das man sich in vollkommener Weise erst für die messianische Zeit vorstellen kann, geht man im Judentum davon aus, dass am Schabbat als Vorwegnahme der messianischen Zeit auch dieses Wunder immer wieder möglich werden kann. Schließlich ist der Schabbat der Tag, den Gott selbst geheiligt, also aus dem Alltag ausgegrenzt hat, um unsere normale Zeit in erfüllte Zeit zu verwandeln. (…)

Der Schabbat als Kunst der Abgrenzung

Der Schabbat hat neben seiner positiven Funktion, Einübung in das von Gott gewollte Leben zu sein, auch eine „negative“, eine abgrenzende Funktion. Diese abgrenzende Seite besteht darin, nach Möglichkeit all das wegzulassen und zu vermeiden, was das neue Leben, das Gott uns schenken will, an seiner Entfaltung hindert. Deshalb hat ein Großteil der Schabbatgebote zum Ziel, uns in diese Kunst des Weglassens, in die Kunst der Negation einzuführen. Es handelt sich um eine Art Askese, mit dem Ziel, einen freien und leeren Raum in der Zeit zu schaffen, in den hinein sich das Geheimnis der Begegnung zwischen Gott und Mensch ereignen kann. Vielleicht kann man den Schabbat am besten als ein Heiligtum in der Zeit beschreiben. In ein Heiligtum tritt man ein, um darin Heil und Heilung zu finden. Man tritt aber nur dann recht ein, wenn man sich innerlich und äußerlich bereitet, was in unserem Fall eben vor allem bedeutet, dass man den Alltag bewusst hinter sich lassen muss. Wer in das Heiligtum des Schabbat eintritt, der „muß zuerst den Lärm profaner Geschäfte, das Joch der Plackerei hinter sich lassen. Er muß sich von den kreischenden Dissonanzen der Tage freimachen, von der Nervosität und wilden Gier und von der Täuschung, mit der er Verrat am eigenen Leben übt.“

Soll ein Raum, ein Heiligtum in der Zeit entstehen, dann muss dieser Raum also klar von der Welt des Alltags geschieden werden. Jede Vermischung dieser beiden Dimensionen unseres Lebens ist hier von Übel. Das ist auch unmittelbar einsichtig. Jemand, der an seinem freien Tag Abstand von der Arbeit gewinnen will, der abschalten will, der aber gleichzeitig der Versuchung nicht widerstehen kann, nun doch einen Blick in den Terminkalender oder in sein Arbeitszimmer zu werfen, bei dem ist die Gefahr groß, dass er von jetzt auf nachher wieder ganz von seiner Arbeit in Beschlag genommen wird. In Gedanken geht er die kommende Woche durch, überlegt sich, was zu tun ist, wie er die Dinge anpackt, und verliert zunehmend seine innere Freiheit. Deshalb brauchen wir eine deutliche Grenze. Um im Beispiel zu bleiben: einen klar abgesteckten zeitlichen Rahmen, innerhalb dessen der Terminkalender geschlossen zu bleiben hat. Allein so kann die Arbeit in ihre Schranken gewiesen werden. Ebenso wichtig ist es aber auch zu wissen, dass man sich von einem bestimmten Punkt an wieder „legitim“ seinen alltäglichen Geschäften zuwenden darf.

In der jüdischen Tradition ist diese so hilfreiche Scheidung zwischen Alltag und Schabbat vorbildlich durchgeführt. Dies wird sowohl am Beginn des Schabbat deutlich als auch an seinem Ende. Werfen wir zuerst einen Blick auf den Beginn. Bereits um die Mittagszeit hört man mit der Arbeit auf, um sich allmählich auf den Schabbat einzustellen. Klar ist dann der Anfang des Schabbat markiert. Wenn die Dunkelheit hereinbricht, wenn drei Sterne am Himmel zu sehen sind, dann ist es so weit. Natürlich muss man, um diesen Augenblick nicht zu verpassen, nicht unentwegt gen Himmel starren. In jeder jüdischen Zeitung steht, wann die Sonne genau untergeht und der Schabbat beginnt. In Jerusalem gibt es sogar eine Schabbatsirene. Diese erklingt kurz vor Anbruch des Schabbat, so dass man gerade noch genug Zeit hat, den Müll hinaus zu tragen und die Schabbatlichter anzuzünden. In einem religiösen jüdischen Haus ist der Unterschied zum Alltag nicht zu übersehen: Alle haben sich festlich angezogen, das Abendessen ist ein Festessen, die ganze Stimmung ist eine andere. Dass mit dem Schabbat wirklich etwas Neues in das alltägliche Leben hereinbricht, lässt vor allem das Ritual des Lichterzündens sehr schön erkennen. Zum Zeichen für den beginnenden Schabbat werden von der Frau des Hauses zwei Lichter angezündet, danach ein Segen gesprochen: „Gepriesen seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der du uns geheiligt hast in deinen Geboten und uns befohlen hast, Lichter zu zünden für den Schabbat.“ Dabei hält sich die Frau, die als Priesterin des Hauses gilt und gerade am Schabbat eine wichtige Funktion hat, die Hände vor die Augen. Wenn sie anschließend die Hände wieder von den Augen nimmt, dann soll es ihr so erscheinen, wie wenn das Schabbatlicht erst jetzt erstrahle. Es ist ein eigenartiges Paradox, das hier zelebriert wird: Man empfängt den Schabbat wie ein Wunder, das man nicht gemacht hat und nicht machen kann, und dennoch ist man dabei ganz und gar engagiert. Es ist wie so oft, wo es um Spiritualität und Glauben geht: Jeder weiß, dass er das Wunder der Gottesbegegnung nicht machen oder herbeizwingen kann, durch keine noch so spirituelle Übung oder Technik, und dennoch geht es auch nicht ohne das persönliche Engagement. Indem anschließend die Hände nach rechts und links bewegt werden, wird das Schabbatlicht auch symbolisch überall im Haus verbreitet. Nun ist die „Königin Schabbat“ eingetreten. Einen ebenfalls sehr eindrücklichen Gestus, der den Beginn des Schabbat veranschaulicht, gibt es im relativ kurzen Synagogengottesdienst, der noch vor der häuslichen Schabbatfeier stattfindet. Während dieses Gottesdienstes, auch Kabbalat Schabbat (Begrüßung des Schabbat) genannt, drehen sich alle beim Singen des letzten Verses des Liedes „Lecha dodi“ („Komm, mein Freund, der Braut entgegen, den Schabbat lasst uns froh empfangen“) in Richtung zur Tür, um sinnenfällig den Schabbat willkommen zu heißen. All diese Riten, die manchmal den Schabbat regelrecht mystifizieren, lassen erkennen, dass der Schabbat wirklich wie ein Wesen aus einer anderen Welt empfunden wird, wie ein Stück Ewigkeit, das in die Zeit einbricht.

Auch das Ende des Schabbat ist durch einen klaren Schnitt gekennzeichnet: das Ritual der Hawdala (Scheidung). Im Zentrum der Hawdala steht der Kiddusch, der Segen über dem Wein. Man füllt dazu einen auf einem Teller stehenden Weinkelch so voll, dass er überfließt. Der überfließende Wein soll die überreiche Lebensfülle des Schabbat noch einmal anschaulich vor Augen führen. In dem über dem Wein gesprochenen Hawdalasegen heißt es dann unter anderem: „Gepriesen seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der du scheidest zwischen Heiligem und Profanem, zwischen Licht und Finsternis, zwischen Israel und den Völkern, zwischen dem siebten Tag und den sechs Werktagen. Gepriesen seist du, Herr, der du scheidest zwischen Heiligem und Profanem! Amen!“ So schön und reich der Schabbat auch war, diese Worte schärfen allen an der Hawdala Teilnehmenden ein, dass er jetzt vorbei ist, dass jetzt der Schnitt zum Alltag vollzogen werden muss. So ist das nun einmal: Noch leben wir in einer unerlösten Welt, zu der eben auch Arbeit, Mühsal und die ganze alltägliche Plackerei gehören. Das Tor zum Himmel wird einen Augenblick geöffnet, dann aber heißt es, sich wieder in die Niederungen des Alltags zu begeben. Dieses endgültige Abschiednehmen wird durch einige Rituale nun vollends „internalisiert“. So wird eine Büchse mit wohlriechenden Kräutern herumgegeben, die wie der überfließende Wein für den Wohlgeruch des Schabbat stehen. Sie laden dazu ein, den Wohlgeruch des Schabbat mit in die nächste Woche zu nehmen. Sie sind aber auch dazu gedacht, den Blick schon wieder auf den nächsten Schabbat zu lenken. Kaum ist der Schabbat also vorbei, wird schon wieder die Sehnsucht auf den nächsten Schabbat in den Herzen der Menschen entzündet. Am Ende wird schließlich die Hawdalakerze, die am Anfang zur Erinnerung an das Licht der Schöpfung entzündet wurde, im Wein des Kidduschbechers gelöscht. Deutlicher und klarer kann man das Ende nicht besiegeln.

Diese Rituale zu Beginn und am Ende des Schabbat haben nicht nur die psychologisch wichtige Funktion, klare Zäsuren zu schaffen, sie helfen auch, den Übergang vom Alltag zum Schabbat und vom Schabbat zum Alltag so zu vollziehen, dass die Seele mitkommt. Sie sind in einem eminenten Sinn ganzheitlich. Wir alle wissen, dass es nicht einfach möglich ist, von jetzt auf nachher umzuschalten. Wenn man jedoch allmählich mit dem Arbeiten aufhört, Vorbereitungen trifft, sich anders kleidet, die dementsprechenden Gebete spricht, dann vollzieht sich die innere Wandlung fast automatisch. Es ist dabei auch von nicht zu unterschätzender Bedeutung, dass der Schabbat bereits am Freitagabend beginnt. Denn die Art und Weise, wie man einen Tag beendet, ist nun einmal ausschlaggebend dafür, wie man am nächsten Tag erwacht. So hat man die Chance, sich innerlich ganz auf den nächsten Tag einzustellen, schläft in Feiertagsstimmung ein und wacht dann hoffentlich auch in solcher auf. Auch die Hawdala am Ende des Schabbat hat eine wichtige Funktion: sie ist fast ein kleines Trauerritual, das die innerlich nötige Umstellung auf die kommende Woche unterstützt. Es ist jedenfalls erstaunlich, wenn man bedenkt, wie viel an psychologischer Weisheit in diesen Bestimmungen steckt. (aus: Peter Hirschberg, Mut zur Unterbrechung, Schabbat und Sonntag als Hilfe zur Entschleunigung, S. 29 ff, Mabase-Verlag, Nürnberg 2012)

     Gronemeyer, M., Das Leben als letzte Gelegenheit. Sicherheitsbedürfnisse und Zeitknappheit, Darmstadt 1993.

     Midrasch zu Megilla 9a; zitiert aus: Heschel, A., Der Schabbat, Neukirchen 1990, S. 21.

     Heschel, A., Der Schabbat 22.

     Heschel, A., Der Schabbat 19.

     Heschel, J.A., Der Schabbat 11.

Für die BlickPunkt.e vom Autor zusammengestellter Auszug aus seinem Buch „Mut zur Unterbrechung. Schabbat und Sonntag als Hilfe zur Entschleunigung“, Nürnberg 2012. Wird in der nächsten Ausgabe fortgesetzt.

Dr. Peter Hirschberg ist evangelischer Hochschulpfarrer in Bayreuth und hat einige Jahre in Jerusalem gelebt.

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