Vergewisserung des christlichen Glaubens durch den christlich-jüdischen Dialog

Ehrendoktorwürde für Pfarrer i.R. Ulrich Schwemer

Die Theologische Fakultät der Johann-Gutenberg-Universität Mainz hat am 15. Januar 2014 Pfarrer i.R. Ulrich Schwemer die Ehrendoktorwürde in Anerkennung seiner Verdienste um die Erneuerung der Beziehungen zwischen Juden und Christen verliehen. Ulrich Schwemer (Jahrgang 1944) leitete von 1972 bis 2006 den „Evangelischen Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau“, der heute den Namen „ImDialog – Ev. Arbeitskreis für das christlich-jüdische in Hessen und Nassau“ trägt. Dieser Arbeitskreis gab und gibt im Bereich der Ev. Kirche in Hessen und Nassau immer wieder Anregungen für das christlich-jüdische Gespräch. Mit den Veröffentlichungen für Gottesdienst und Gemeindearbeit sowie mit Informationen über den jüdisch-christlichen Dialog stellt er die Verkündigung der Kirche in den Horizont des christlich-jüdischen Gesprächs.

Im Jahr 1978 war Schwemer Mitbegründer der „Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden im Bereich der EKD (KLAK)“, deren Vorsitzender er bis 2000 war. Außerdem war er über viele Jahre Mitglied der Studienkommission „Kirche und Judentum“ der EKD und Mitglied in der „Ev. Mittelostkommission (EMOK)“. Außerdem gehört er seit den siebziger Jahren auch der „Arbeitsgruppe Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag“ an.

Schwemer war während seiner Tätigkeit im christlich-jüdischen Dialog zugleich jahrzehntelang Gemeindepfarrer, zunächst  in Frankfurt am Main und zuletzt in Heppenheim an der Bergstraße. Seit seiner Pensionierung lebt er in Michelstadt im Odenwald.

Die Verbindung von christlich-jüdischem Dialog und Gemeindepfarramt prägt die Verkündigung Schwemers. Leitmotiv ist die Frage, wie Theologie, Glaube und Verkündigung nach Auschwitz noch möglich sind. Das führt zu Verwerfungen beim Umgang mit den biblischen Texten, die gelegentlich auch gegen ihre eigene Intention zu predigen sind. Denn der Glaube der Verfolgten zerbrach oft an der Brutalität der Vernichtung. Auch wenn manche bis in die Gaskammern ihren Glauben erhalten konnten, muss sich die Verkündigung doch der Wirklichkeit der Gottesferne angesichts von Auschwitz stellen.

Diese Erfahrungen prägen auch Veröffentlichungen von Ulrich Schwemer, vor allem seine Predigtmeditationen, die er für die dreiteilige Reihe „In Israels Gegenwart“ geschrieben hat und wie er sie für die von „Studium in Israel e.V.“ herausgegebene Reihe „Predigtmeditationen im christlich-jüdischen Kontext“ verfasst.

Darüber hinaus bestimmt die gesamte Bandbreite des christlich-jüdischen Dialogs Schwemers theologisches, aber auch politisches Denken, ob es sich um die Vermittlung von Grundkenntnissen des Judentums handelt, um die Diskussionen um Israel und Palästina, um die Prägung des christlichen Glaubens durch die jüdische Schwesterreligion oder um theologische Grundfragen wie die nach dem Monotheismus, der Trinitätslehre oder dem Messianismus.

In all den Themenfeldern geht es Schwemer immer darum, Ängste vor christlichem Identitätsverlust zu nehmen. Vielmehr setzt er sich dafür ein, gerade in der Hinterfragung des eigenen christlichen Glaubens durch die Begegnung mit dem Judentum eine Stärkung der eigenen christlichen Identität zu erfahren, die sich nicht aus der Abgrenzung vom Judentum speist, sondern aus der Begegnung mit dem Judentum lebt.

zur Titelseite

zum Seitenanfang

ImDialog. Evangelischer Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau
Robert-Schneider-Str. 13a, 64289 Darmstadt
Tel 06151-423900 Fax 06151-424111 email