Redaktion: Hans-Georg Vorndran

BlickPunkt.e Nr. 6 / Dezember 2015

 

Präsentation der Ergebnisse der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission im Auswärtigen Amt

Das Auswärtige Amt und das Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung, stellen heute, am 23. Juni ab 18.00 Uhr, gemeinsam mit dem israelischen Erziehungsministerium und dem Mofet-Institut für Forschung, Curricula und Programmentwicklung für Lehrerbildner, Tel Aviv, die Befunde und Empfehlungen der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission (DISBK) in Berlin vor. Unter dem Titel ‚Bilder vom Anderen‘ werden die Ergebnisse der DISBK präsentiert und im Rahmen einer Podiumsdiskussion diskutiert.

Die vom Georg-Eckert-Institut koordinierte DISBK untersuchte über 400 zugelassene Schulbücher der Fächer Geschichte, Geographie und Sozialkunde. Sie analysierte über 90 Schulbuchkapitel im Hinblick auf die Darstellung Israels. Auf israelischer Seite wurden über 40 Schulbücher (von ca. 100 zugelassenen) im Hinblick auf das Deutschlandbild analysiert. Die Kommission hat detaillierte Empfehlungen erarbeitet, um Mängel, Fehler und Verzerrungen abzustellen bzw. zu vermeiden. Die gemeinsamen Schulbuchempfehlungen werden aus Anlass des 50jährigen Bestehens diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Ländern heute der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Publikation mit den Befunden und Empfehlungen ist als Band 5 der Reihe Eckert.Expertise erschienen und steht als online-Version zur Verfügung [1].

Mit wenigen Ausnahmen ist in den untersuchten Schulbüchern in Deutschland das Bemühen um eine objektive und ausgewogene Darstellung Israels erkennbar. Die Israeldarstellung in deutschen Schulbüchern erscheint jedoch in den Büchern aller drei Fächer fast ausschließlich im Kontext von Darstellungen des Nahostkonflikts. Darüber hinaus übt die DISBK Kritik an bestimmten Zügen der Israeldarstellung in deutschen Schulbüchern. Einer der in der Studie aufgeführten Kritikpunkte ist die Art und Weise der Verwendung von Bildquellen in den Schulbüchern. Hier wird ein starker Einfluss der Massenmedien und ihrer Bildsprache im Hinblick auf den Nahostkonflikt deutlich. Es werden häufig stark symbolhaltige und emotionalisierende Bilder eingesetzt, die Israel als Aggressor zeigen. Nur wenigen Schulbüchern gelingt es, etwa durch Bildanalyse die Intentionen und Aussagen der Bilder zu hinterfragen. „Berücksichtigt man ihre flächendeckende Verbreitung, so kann man Schulbücher als Massenmedien verstehen. Ein entscheidender Unterschied aber ist, Schulbücher müssen, ja dürfen nicht sensationsheischend und tagesaktuell um Aufmerksamkeit kämpfen. Ihre Aufgabe ist es, didaktisch strukturiertes gesichertes Wissen zu vermitteln und Lernende in die Lage zu versetzen, unterschiedliche Perspektiven und Argumente sachgerecht abzuwägen“, erklärt Prof. Dr. Simone Lässig, Direktorin des Georg-Eckert-Instituts - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung. „Wir erwarten von einem guten Schulbuch rationale Auseinandersetzung mit fachbezogenem Wissen, nicht Emotionalisierung oder Moralisierung, “ betont sie.

Neben der Darstellung des nationalsozialistischen Deutschland, die im Zusammenhang mit der Behandlung des Holocaust naturgemäß einen großen Anteil in den hierfür vorgesehenen israelischen Lehrwerken beansprucht, gehen israelische Geschichtsschulbücher auf deutsche Geschichte ausführlicher im Kontext mittelalterlicher Geschichte, im Zusammenhang mit der europäischen Aufklärung und vor allem im Hinblick auf die Entstehung nationaler Bewegungen in Europa seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ein. Die Behandlung geschieht hier in der Regel auf sachliche und wissenschaftliche Weise. Eine zusammenhängende Darstellung Deutschlands nach 1945 fehlt jedoch in den israelischen Schulbüchern aller drei untersuchten Fächer. In Geographie- und Sozialkundebüchern wird die Bundesrepublik Deutschland sporadisch in unterschiedlichsten Kontexten erwähnt, zumeist mit positiver Konnotation (z.B. in Geographieschulbüchern im Zusammenhang mit Wirtschaftsdaten oder Umweltschutz, in Sozialkundeschulbüchern z.B. im Zusammenhang mit der Entwicklung demokratischer Regierungsformen).

Um die Nachhaltigkeit der Schulbuchempfehlungen zu gewährleisten, plant das Georg-Eckert-Institut im Rahmen einer möglichen Fortsetzung der Tätigkeit der DISBK Schulungen für Autoren und Mitarbeiter von Schulbuchverlagen. Vorgesehen ist ebenfalls die Erarbeitung gemeinsamer Unterrichtsmodule durch deutsche und israelische Wissenschaftler und Fachlehrer, die neben ihrem praktischen Nutzen im Unterricht Modellcharakter im Hinblick auf die Israeldarstellung in deutschen Bildungsmedien und auf das Bild Deutschlands in israelischen Schulbüchern haben sollen.

[1] http://www.edumeres.net/de/publikationen/expertise/eckert-expertise-band/article/deutsch-israelische-schulbuchkomission-deutsch-israelische-schulbuchempfehlungen.html

Pressemitteilung des Georg-Eckert-Institutes

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