"...bezeugt die EKHN..."

Seit Bestehen der Christenheit haben Christen versucht, ihr Selbstverständnis als Christen in Glaubenssätzen zu formulieren. Das Zeugnis ihres Glaubens wurde so in feste Bekenntnisse eingebunden. Schon im Neuen Testament, z.B. im 2. Kapitel des Philipperbriefes begegnen uns solche Bekenntnisse, die christlichen Glauben bezeugen. Sie galten den Christen als Richtschnur ihres Handelns und machten sie fähig, auch in Verfolgungssituationen ihr Glaubenszeugnis abzulegen.

Diese Bekenntnisse sind Wegmarken des Glaubens. Immer waren sie aber auch umstritten. Veränderte Zeiten erforderten veränderte Bekenntnisse. Dies führte oft zu heftigem theologischem Streit und zu innerkirchlichen Machtkämpfen, aber auch zu Versuchen politischer Einflussnahme. Einige dieser Bekenntnisse sind in die kirchliche Tradition eingegangen und die Kirche hat sich seither auf diese altkirchlichen Bekenntnisse berufen. Das bekannteste von ihnen ist das "Apostolische Glaubensbekenntnis" aus dem 2. Jahrhundert nach Christus, das jeden Sonntag in den Gottesdiensten gesprochen wird.

Der Grundartikel der EKHN bezieht sich ausdrücklich auf die altkirchlichen und reformatorischen Bekenntnisse. Damit stellt sich die EKHN in die Tradition dieser Glaubenszeugnisse. Somit ist sie in die Entstehungsgeschichte der Kirche und in die über Jahrhunderte sich entwickelnde Dogmenbildung eingebunden. Sie muss ihr gegenwärtiges Reden und Verkünden an den Bekenntnissen der Kirche messen, so wie dies auch die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Theologischen Erklärung tat.

Mit dem Bezug auf die altkirchlichen und reformatorischen Bekenntnisse und die Barmer Theologische Erklärung tritt die EKHN aber zugleich auch in die oft von Antijudaismus geprägte christliche Tradition ein.

Der christliche Antijudaismus der frühen Kirche wie auch antijüdische Einstellungen der Reformatoren und das Schweigen der Barmer Theologischen Erklärung zu beginnenden Judenverfolgungen, halfen die Wege zu bereiten, die bis in die Gaskammern von Auschwitz führten. Das Bewusstwerden dieser Zusammenhänge veranlasste die EKHN zu einer Ergänzung ihres Grundartikels. In ihr wird die besondere Beziehung der Christen zu den Juden herausgestellt. Damit will sich die EKHN von der antijüdischen Tradition der Kirche trennen. Sie will aus der Geschichte des Holocaust lernen.

In Überwindung der Auffassung, dass das Christentum das Judentum abgelöst habe, erhebt sich nun endlich das Christentum nicht mehr über das Judentum. Mit der Erweiterung des Grundartikels formuliert die EKHN ihr Bekenntnis zu Jesus neu. Für sie ist und bleibt er der Messias aus Israel, der als solcher die enge Bindung zum Judentum herstellt. So bestimmt sich christliches Selbstverständnis von der jüdischen Herkunft Jesu her.

In diesem Zusammenhang muss betont werden, dass das Christentum zu keiner anderen Religion eine ähnliche Beziehung haben kann. Denn im Judentum hat die Kirche ihre Wurzeln.

Diese theologische Erläuterung der beiden Sätze, um die der Grundartikel der EKHN erweitert wurde, hat der heutige Evangelische Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau - ImDialog, 1991 veröffentlicht.
Wie hat sich seitdem die christlich-jüdische Verhältnisbestimmung entwickelt? Welche der in dieser Erklärung formulierten Erläuterungen wären heute eventuell anders zu formulieren?
Wir bitten Sie, uns Ihre Anregungen über ga25@imdialog.org mitzuteilen und haben vor, diese demnächst öffentlich zugänglich zu machen.

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