"...und Gottes Bund mit ihnen."

Schon die Rabbinen haben das hebräische Wort für Bund in engen Zusammenhang mit dem hebräischen Wort "erschaffen", "ins Leben rufen" gebracht. So wie Gott die Welt erschaffen und ins Leben gerufen hat, so hat er sich sein Volk erschaffen und ins Leben gerufen, als er Abraham herausrief aus seinem Vaterland und seines Vaters Haus und mit ihm den Bund schloss: "Geh ... in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen und ... in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden." (1. Mose 12, 1 - 3)

Und so geschah es. Auf ganz natürliche, leibliche Weise entstand - und entsteht noch heute - das Volk Gottes. Es sind die Nachkommen Abrahams, die Gott aus der Knechtschaft in Ägypten herausführte, um sie in das Land zu bringen, von dem er Abraham geschworen hatte: "Und ich will dir und deinem Geschlecht nach dir das Land geben, darin du ein Fremdling bist, das ganze Land Kanaan, zu ewigem Besitz, und will ihr Gott sein." (1. Mose 17, 8)

Und der Bund, den Gott mit dem Volk Israel am Sinai schloss, auf dem Weg in das verheißene Land, war eine Erfüllung, eine Bestätigung des Bundes, den Gott mit Abraham geschlossen hatte: "Und ich will aufrichten meinen Bund zwischen mir und dir und deinen Nachkommen von Geschlecht zu Geschlecht, dass es ein ewiger Bund sei, so dass ich dein und deiner Nachkommen Gott bin" (1. Mose 17, 7). Wenn Gott selbst gesagt hat, dass dies ein ewiger Bund ist, so kann nichts und niemand diesen Bund aufheben, ablösen oder ersetzen. Nach wie vor gilt: 1. Gott ist der Gott Israels, 2. die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs sind sein Volk von Geschlecht zu Geschlecht und 3. das Land Kanaan ist ihr Land zu ewigem Besitz.

Auch die 10 Gebote und alle Gesetze und Rechte, die Gott seinem Volk durch Moses am Sinai gegeben hat, gehen auch auf Gottes Bund mit Abraham zurück: "Ich bin der allmächtige Gott, wandle vor mir und sei fromm" (1. Mose 17, 1), leitet Gott den Bundesschluss mit Abraham ein. Und nun am Sinai sagt Gott in seiner Liebe seinem Volk, wie das konkret aussieht, fromm zu sein. Gottes Gebote, Gesetze und Rechte sind Worte des Segens, wenn Israel gehorchen wird und Worte des Fluches, wenn es nicht gehorchen wird (5. Mose 11, 26 - 28). Israel kann wählen zwischen Segen und Fluch, Leben und Tod, Gottes Bund zu halten oder von ihm abzufallen. Doch der Bund bleibt bestehen, weil nicht Israel, sondern Gott ihn geschaffen, ins Leben gerufen hat.

So hat auch Jesus, ein Jude, ein Israelit, hat den alten Bund nicht aufgelöst: "Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen" (Mt. 5, 17). Er kam, um den Bund zu erfüllen, ihn zu besiegeln und zu bekräftigen durch sein Blut: "Das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden" (Mt. 26, 28). Das Blut jenes Bundes, das schon beim Auszug aus Ägypten das Zeichen für die Zugehörigkeit zu Gottes Volk war, - nicht eines "neuen" Bundes. Der Bund ist der eine, der alte, der ewige.

Für die Nichtjuden erscheint der durch Jesus erfüllte und bekräftigte "alte" Bund als ein "neuer" Bund. Sie werden ja nicht leiblich ins Volk Israel aufgenommen, sondern geistlich, durch den Glauben an Jesus, also im Vergleich zu den Juden auf eine neue Weise. Wir, die Herausgerufenen aus den Völkern, dürfen durch Jesus, den Juden, an dem Bund, den Gott mit Israel für alle Zeiten schloss, teilhaftig werden.

Diese theologische Erläuterung der beiden Sätze, um die der Grundartikel der EKHN erweitert wurde, hat der heutige Evangelische Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau - ImDialog, 1991 veröffentlicht.
Wie hat sich seitdem die christlich-jüdische Verhältnisbestimmung entwickelt? Welche der in dieser Erklärung formulierten Erläuterungen wären heute eventuell anders zu formulieren?
Wir bitten Sie, uns Ihre Anregungen über ga25@imdialog.org mitzuteilen und haben vor, diese demnächst öffentlich zugänglich zu machen.

Startseite