"...neu..."

Das Bekenntnis der Kirche wurde durch alle Jahrhunderte hindurch immer wieder angesichts veränderter politischer Verhältnisse, wissenschaftlicher Erkenntnisse und Veränderungen im Weltbild neu formuliert. In Bekenntnisformulierungen flossen Urteile wie Vorurteile ein. Die frühkirchlichen Glaubensbekenntnisse aus den ersten Jahrhunderten, die bis zum heutigen Tag in unseren Gottesdiensten gesprochen werden, spiegeln diese Entwicklungen wider.

Wenn ein Bekenntnis "neu" formuliert wird, gerät nicht das Fundament des Glaubens ins Wanken. Kein kirchliches Bekenntnis ist unumstößlich. Das Fundament des Glaubens liegt allein in der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes. Zu hinterfragen sind aber dogmengeschichtliche Entwicklungen auf ihre Schriftgemäßheit hin.

Eine neue Bestimmung des Verhältnisses zwischen Juden und Christen wirkt sich auf das christliche Bekenntnis aus. Die schuldbeladene Geschichte der Christen mit den Juden und die traumatische Erfahrung des Holocaust in diesem Jahrhundert fordern ein neues Hören auf die Schrift. Von der Schrift her muss versucht werden, Bekenntnisse neu auszudrücken. Dies ist mit der Erweiterung des Grundartikels geschehen.

In diesem neuen Bekenntnis sind in zusammengedrängter Form Ergebnisse eines längeren, teilweise auch schmerzhaften Diskussionsprozesses eingeflossen. Jetzt geht es darum, dass sich dieses Bekenntnis auf das theologische Arbeiten, auf die Verkündigung im Gottesdienst und auf die Lehre im Konfirmanden- und Religionsunterricht auswirkt. Alle Aussagen, die jeweils dort gemacht werden, sind auf ihre Vereinbarkeit mit dem neuen Bekenntnis zu prüfen.

Damit werden frühere Ordinationsgelübde nicht hinfällig. Wie schon immer in der Kirche bleiben sie gültig, müssen aber um das neue Wissen ergänzt werden.

Der Grundartikel fordert alle, die auf den bisherigen Grundartikel ordiniert bzw. verpflichtet worden sind auf, sich der neuen theologischen Erkenntnis zu öffnen und ihr theologisches Reden und christliches Handeln daran zu messen.

Diese theologische Erläuterung der beiden Sätze, um die der Grundartikel der EKHN erweitert wurde, hat der heutige Evangelische Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau - ImDialog, 1991 veröffentlicht.
Wie hat sich seitdem die christlich-jüdische Verhältnisbestimmung entwickelt? Welche der in dieser Erklärung formulierten Erläuterungen wären heute eventuell anders zu formulieren?
Wir bitten Sie, uns Ihre Anregungen über ga25@imdialog.org mitzuteilen und haben vor, diese demnächst öffentlich zugänglich zu machen.

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