Probe bestanden?
10 Jahre nach der Änderung des Grundartikels
der Kirchenordnung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

von Gerhard Wendland


Pfarrer Wendland am Rednerpult der 9. EKHN-Synode 2001

Herr Präses, verehrte Synodale und Gäste der Synode!

10 Jahre nach der aufregenden letzten Tagung der Siebten Kirchensynode im Dezember 1991 werden es alle, die sich damals über den Beschluss gefreut haben, dankbar empfinden, wenn die neunte Kirchensynode dieses Datum zum Anlass für eine Stunde der Erinnerung nimmt und ihr durch Musik und Ansprachen einen festlichen Charakter gibt. Andererseits: 10 Jahre - das ist kaum schon Abstand genug, um die Bedeutung jenes Vorganges für unsere Kirche abschließend zu bewerten. Neben der Dankbarkeit melden sich auch Fragen, so wie es schon damals bei manchen, die dabei waren, der Fall war. Zwei Sätze wurden formuliert. Sie fanden mehrheitlich Zustimmung. Aber haben sie sich bewährt? Haben sie die Probe bestanden? Sie gelten, aber wie viel gelten sie? Ohne diese Fragen würde in dieser Stunde etwas fehlen.

"Aus Blindheit und Schuld zur Umkehr gerufen, bezeugt sie (die Kirche) neu die bleibende Erwählung der Juden und Gottes Bund mit ihnen. Das Bekenntnis zu Jesus Christus schließt dieses Zeugnis ein".

Nicht was diese Sätze über die Kirche und ihr Verhältnis zu den Juden sagen, musste sich bewähren. Diese Wahrheit steht - denke ich - außer Frage. Die im Jahr 2000 zum Thema "Christen und Juden" erschienene dritte Studie der EKD beschreibt gut den breiten Konsens, in dem sich die EKHN mit ihrem Grundartikel aufgenommen sehen kann. Er kommt in vielen Erklärungen und auch Verfassungsänderungen evangelischer Landes- und Freikirchen zum Ausdruck. Die Erinnerung an die jüdischen Wurzeln unseres Glaubens und die Verbundenheit mit den Juden im Vertrauen auf die Treue Gottes gehören zum Selbstverständnis der Kirche, übrigens seit dem 2. Vatikanum auch der römisch-katholischen Kirche. Diese Wahrheit steht nicht mehr in Frage. Dafür können wir nur dankbar sein.

Aber entsprechen jene beiden Sätze im Grundartikel unserer Kirche auch ihrer Lebenswirklichkeit? Sie erwuchsen aus einem Prozess des Umdenkens und der neuen Wahrnehmung. Er wurde bei uns ausgelöst durch die fürchterlichen Erfahrungen des Holocaust und die Erinnerung an das Versagen der Kirchen in dieser Zeit. Dieser Prozess war in der EKHN auch schon 10 Jahre vorher in der 6. Kirchensynode Thema einer Tagung gewesen. Nun war er weit genug fortgeschritten in den Gemeinden und unter den Pfarrerinnen und Pfarrern unserer Kirche, so dass schließlich eine verfassungsändernde Mehrheit der Änderung im Grundartikel zustimmen konnte. Hat sich dieser Prozess fortgesetzt? Wurde er durch jene beiden Sätze gefördert? Wirkten sie vielleicht eher als der Schlussstrich unter einer Entwicklung, wie es schon während der Diskussionen gelegentlich befürchtet wurde?

Vor kurzem hat der Evangelische Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau versucht, mit Hilfe einer Umfrage solchen Fragen nachzugehen. Die Ergebnisse mögen nicht wirklich repräsentativ sein. Aber soviel lässt sich erkennen: Es gibt Anlass zu selbstkritischem Nachdenken, wenn uns der respektvolle Umgang der christlichen Gemeinde mit ihren jüdischen Wurzeln und ihren älteren Geschwistern wichtig ist. Dass im Verhältnis der Christen zu den Juden Wahrheit und Wirklichkeit übereinstimmen, ist eine Lebensbedingung der Kirche.

Diese Feststellung ist in diesen Tagen von besonderer Aktualität, wie jeder weiß. Die gegenwärtige Verschärfung des Nahost- Konflikts zwischen dem Staat Israel und den Palästinensern quält uns alle. Sie gibt jedem, der sich im Sinne unseres Grundartikels mit Israel verbunden weiß, bedrängende Fragen auf. Zwar sind die beiden Sätze kein politisches Glaubensbekenntnis. Aber sie verpflichten uns, dafür zu beten, dass Juden, wo immer sie leben und also auch im Staat Israel im Frieden mit sich und ihren Nachbarn leben können. Es ist kein Zweifel, auch das ist eine Bewährungsprobe für unser Bekenntnis zu Gottes Bund mit seinem Volk der Juden.

Liebe Schwestern und Brüder! Es sind nur zwei kurze Sätze, die dem Grundartikel angefügt wurden. In ihrer Kürze lassen sie nichts mehr von der Intensität erkennen, mit der sie in 3 ½ Jahren Ausschussarbeit, synodaler Debatten und begleitender Informationsarbeit in Dekanaten und Gemeinden bedacht und auch umstritten wurden. Sie sprechen eine in hohem Grad verdichtete Sprache. Dies deutlich zu machen, würde eine ausführliche Darstellung des vielschichtigen Entstehungsprozesses erfordern. Ich möchte nur drei Aspekte aufgreifen, die die wichtigsten sein mögen.

1. Die Kirche bezeugt "die bleibende Erwählung der Juden und Gottes Bund mit ihnen". - Man hat oft kritisiert, dies sei die Sprache Kanaans, allenfalls Theologen verständlich. Es wurde gefordert, die Formulierung müsse für den Menschen heute unmittelbar zugänglich sein. Nun gilt für den ganzen Grundartikel wie für alle sprachlichen Gebilde solcher Art, dass sie nicht für den raschen Ge- und Verbrauch bestimmt sind, sondern immer ein gewisses Maß Anstrengung des Verstehens fordern. Aber davon abgesehen gilt einfach wahrzunehmen, dass es sich hier um nichts anderes als ein Bibelzitat handelt. Es sind die Worte aus dem Römerbrief, Kapitel neun, mit denen Paulus seinen Stammverwandten aus Israel, auch wo sie Jesus nicht als ihren Messias bekennen, die Sohnschaft, den Bund und die Verheißungen Gottes zuspricht. Wenig später erteilt er der Vorstellung, Gott könne sich von seinem Volk abgewandt haben, eine Absage: "Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er einst erwählt hat" (Röm 11,2).

Es wird also den Bekenntisgrundlagen der EKHN durch die Änderung ihres Grundartikels nichts Neues hinzugefügt, wenn anders die Bibel immer schon dazugehört. Wenn aber dennoch "neu bezeugt" wird und manchem damals und vielleicht heute noch, was da beschlossen wurde, allzu neu vorkommt, dann hat das einen anderen Grund.

Über eine lange, allzu lange Zeit war die Botschaft der Bibel in diesem Punkt in der Lehre und im Leben der Kirche verdunkelt und verdeckt. Israel galt als verstoßen und wegen seiner Ablehnung des Messias Jesus als von Gott verworfen. Dagegen verstand sich die Christenheit als das "neue Israel", das den Platz des Erstgeborenen eingenommen hatte. Die Juden enterbt, die Christen jetzt die Auserwählten. Ich brauche nicht weiter zu beschreiben, wie tief sich die Spuren dieser Verdrängung einer biblischen Wahrheit in die christliche Geschichte eingegraben haben. Was Paulus vielleicht in dunklen Stunden geahnt und gefürchtet hat, wurde schreckliche Wirklichkeit. Die Überheblichkeit der herrscherlichen Kirche war die Ursache der Leidensgeschichte des jüdischen Volkes. In ihrer Blindheit und ihrem Irrtum und zuletzt ihrem Schweigen, als Jüdinnen und Juden in die Gaskammern gehen mussten, wurde die Kirche mitschuldig an dem, was Israel geschah.

Wir bezeugen "die bleibende Erwählung der Juden und Gottes Bund mit ihnen". Damit erteilen wir jeder antijüdischen und antisemitischen Deutung unseres Glaubens eine Absage. Ein christliches Glaubenszeugnis, das sich ausgrenzend, exklusiv, sich selbst verabsolutierend gibt, soll bei uns kein Recht haben. Wir hören auf Paulus und auf viele andere christliche Zeugen, wir hören auch auf das jüdische Selbstzeugnis, das wir so oft überhört haben oder nicht wahrhaben wollte: Gott hat sich von seinem Volk, das er einst erwählt hat, nicht abgewandt. Seine Treue wacht über ihm, wie sie über uns wacht.

2. "Aus Blindheit und Schuld zur Umkehr gerufen", legt die Kirche ihr Zeugnis ab. Nach allem, was geschehen ist, kann es nicht anders sein. In den vielen Diskussionen um die Formulierung einer Aussage über das Verhältnis zu den Juden war das auch nie strittig. Hier muss jedes Wort Ausdruck der Metanoia sein, ein schmerzhaftes Umdenken und ein Versuch, einen neuen Weg zu finden. Es wurde aber immer wieder einmal die Frage laut, ob man es denn auch in diesem Zusammenhang sagen müsse, und ob man es so sagen könne. Der Grundartikel als Präambel der Kirchenordnung sei eine Zusammenfassung der Bekenntnisgrundlagen der EKHN. Die Rede von Blindheit und Schuld und notwendiger Umkehr sei aber eine ganz andere Art von Bekenntnis, eben ein Schuldbekenntnis. Als solches gehöre es wohl in den Gottesdienst und in unsere Gebete, aber eben nicht in diese Sammlung von Glaubenssätzen. Kirchenjuristen hatten ihre Schwierigkeiten mit der Durchbrechung der Rechtssystematik. Aber auch Theologen fanden, dieses Schuldbekenntnis sei zu zeitgebunden. Der Grundartikel solle auch noch für spätere Generationen aussagekräftig sein.

Ich denke, frühere Generationen, an deren Bekenntnisse im Grundartikel als verbindlich erinnert wird, haben ihren Glauben stets zeitgebunden formuliert. Genau deshalb konnten sie traditionsbildend wirken. So wird sich auch dieses Bekenntnis zu unserer Verbundenheit mit den Juden, das heute immer den Ruf zur Umkehr einschließt, dadurch nicht zeitgebunden abgeschwächt sondern über das Heute hinaus stark erweisen. Es kann ja im Ernst auch niemand erwarten, dass Irrtümer und Schuld vieler Generationen von christlichen Theologen und Gemeinden in einer Generation "bewältigt" oder "verarbeitet" sein werden. Wir werden noch lange gerufen sein, zu den Juden und mit ihnen zu uns selbst neue Wege zu suchen und zu finden.

3. "Das Bekenntnis zu Jesus Christus schließt dieses Zeugnis ein". Hier wird es deutlich gesagt: Die beiden Sätze am Schluss des Grundartikels dienen der Klärung des Selbstverständnisses einer Kirche. Das ist ihr Zweck. Sie sagen auch etwas über die Juden, und zwar soweit dies durch die ihnen und uns Christen gemeinsame hebräische Bibel gedeckt und durch unser Neues Testament für uns bestätigt wird. Sie sagen nicht alles, was hier gesagt werden könnte und was in vielen Erklärungen, die Kirchen inzwischen abgegeben haben, auch gesagt worden ist. Die beiden Sätze sagen nur das Wichtigste. Und sie stellen fest, dass dieses zum Kernbestand christlicher Verkündigung gehört. Das Zeugnis von der Treue Gottes zu den Juden gehört in die Christusverkündigung.

Im Verlauf der 3 1/2 Jahre, während der sich die Siebte Synode damit befasst hat, wurde der Wortlaut der zu ergänzenden Sätze mehrfach geändert. Es sollten möglichst viele Anregungen aufgenommen und manchem Bedenken Rechnung getragen werden. Besonders umstritten war eine Formulierung, von der erst in der letzten Fassung, wie sie nun aufgenommen ist, Abstand genommen wurde. Es ging um die schöne Metapher des Paulus, dass Israel jene Wurzel des Ölbaumes sei, die die an Christus Glaubenden trägt und mit ihrem Saft speist und ernährt. Die Erwählung der Juden und der Gottesbund mit ihnen sei die Wurzel christlichen Glaubens, so lautete ein Vorschlag. Es ist ein anschauliches und biblisch legitimiertes Bild für das Verhältnis der Christenheit und Israels. Wie alle guten Bilder ist es reich an Assoziationen. Aber daran scheiterte es zuletzt. Es sei nicht eindeutig genug. Es sei in einem nur historischen Sinn missverständlich, es lasse nicht deutlich werden, dass Christus das Fundament der Kirche sei. Es war - so muss man gestehen - nicht mehrheitsfähig. Viele haben das bedauert. Vielleicht hätte die Metapher lebendiger ausgedrückt, um was es letztlich geht: Dass das Zeugnis von der Verbundenheit mit den Juden unaufhebbar zur Lebenswirklichkeit der Kirche Jesu Christi gehört.

Liebe Schwestern und Brüder. Ich habe versucht, in Kürze zu umreißen, was die beiden kurzen Sätze sagen. Lassen Sie mich ebenfalls in Kürze eine Konsequenz andeuten.

Eine Aussage, die den Grundartikel der EKHN auf besondere Weise charakterisiert und vor anderen Bekenntnisformulierungen auszeichnet, lautet: "Als Kirche Jesu Christi hat sie - die Kirche - ihr Bekenntnis jederzeit in gehorsamer Prüfung an der Heiligen Schrift und im Hören auf die Schwestern und Brüder neu zu bezeugen". Das ist gewiss kein Dauerauftrag auf Grundartikelerweiterung. Aber doch eröffnete diese im Grundartikel gesetzte Verpflichtung die Möglichkeit, was zu sagen war, weil es an der Zeit war, den überkommenen Bekenntnissen anzufügen. So wurde das kleine Wort "neu" denn auch sprachlich die Brücke zu dem, was hinzugefügt wurde.

Aber die Verpflichtung zu immer erneuter Überprüfung dessen, wofür die Kirche steht, hat eine umfassende Bedeutung. Sie umgreift den neuen wie den alten Bestand an grundlegenden Formulierungen des Glaubens. Wenn die Berufung auf die Alte Kirche und die Reformation und Barmen 1934 und die Gemeinsamkeit der Erkenntnis, "dass allein Jesus Christus unser Heil ist, uns offenbart allein in der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes, geschenkt allein aus Gnaden, empfangen allein im Glauben" nicht bloße historische Reminiszenz und verstaubtes Theologenwissen bleiben soll, bedarf sie der immer neuen geistesgegenwärtigen Verkündigung, das heißt der Verdolmetschung in den heutigen Augenblick. Und das gilt nun auch von dem neuen, im Grund uralten Zeugnis von der Treue Gottes über Israel. Damit bin ich noch einmal bei den Fragen, die ich anfänglich nannte. Das Bekenntnis bezeugen heißt, es in der Wirklichkeit der Kirche heute auslegen, es ihre Lebenswirklichkeit sein lassen.

Im Hinblick auf die beiden 10 Jahre alten Sätze öffnen sich damit viele Perspektiven. Ich deute an:

Neu bezeugen und dabei auf die Schwestern und Brüder hören, so heißt es: Das sind nun gewiss auch unsere älteren Geschwister. Der reiche Ertrag an Einsichten und Erfahrungen, auch an offenen Fragen, den wir den intensiven Bemühungen im jüdisch-christlichen Dialog verdanken, darf nicht Expertenwissen bleiben sondern muss unter die Leute. Die EKHN hat sich einmal als lernende Kirche dargestellt. Sie muss es auch in dieser Sache bleiben.

Immer geht es auch darum, dass wir uns selbst besser verstehen. Wenn wir z.B. lernen, dass Tora die Weisung ist, für die Juden Gott täglich dankbar sind, weil in ihr ihr Leben aufgehoben ist, werden wir anders, menschenfreundlicher als oft geschehen und zuweilen auch verbindlicher über das Gesetz und die vielgeschmähte Gesetzlichkeit denken und reden.

Verbundenheit mit den Juden bezeugen - das mag zu neuen Formen gemeinsamen Lebens und Feierns und Betens führen. Vielerorts geschieht das ja längst.

Wenn wir an die Mitte unseres Glaubens denken, wie sie im Grundartikel in jenem berühmten vierfachen Allein zum Ausdruck kommt, bedenken wir wohl in Zukunft auch, dass die Juden, unsere älteren Geschwister, wie der Apostel Paulus schrieb "nach Gottes gnädiger Wahl Geliebte um der Väter willen" sind. Das wird unseren Lobpreis der Gnade Gottes, die uns in Jesus Christus begegnet, nicht ärmer machen sondern reicher. Und dieser Lobpreis kann uns vor dogmatischer Besitzstandswahrung und vor herrschaftlichen Ansprüchen bewahren.

Es könnte sein, dass wir in der Begegnung mit den Juden Erfahrungen machen, die unserem Glaubensbekenntnis in einer sich verändernden Zeit und Welt neue Überzeugungskraft verleihen. Es ist die zunehmend säkularisierte Welt und doch zugleich die Welt, deren Frieden auch vom Frieden unter den Religionen abhängt.

In den Diskussionen um die Grundartikeländerung wurde häufig die Erwartung ausgesprochen, ebenso wie zu den Juden müsse die Kirche sich auch zum Islam äußern. Dabei wurde zuweilen der Unterschied übersehen zwischen der Religion, mit der wir als mit unserer Wurzel unauflöslich verbunden sind, und der anderen, mit der wir auf Grund unterschiedlicher Auslegung gemeinsamer Überlieferungen und ähnlicher Erfahrungen auf eine sehr andere Weise verwandt sind. Aber natürlich: Wie dringlich auch gegenüber dem Islam die Klärung unseres Selbstverständnisses ist, haben uns die letzten Wochen gelehrt.

Verehrte Synodale, lassen Sie mich einige wenige persönliche Bemerkungen anschließen. Ich hoffe, Sie werden mir folgen, wenn ich einige der Menschen nenne, die sich vor zehn Jahren um jenen Synodenbeschluss besonders verdient gemacht haben und denen ich mich als Vorsitzender des damaligen Theologischen Ausschusses immer noch dankbar verbunden weiß.

Ohne Frau Bettina Kratz, ohne ihre Anregungen und ihre energischen Bemühungen, sei es als Berichterstatterin hier im Plenum, sei es bei ihren kaum mehr zu zählenden Beiträgen und Diskussionen überall im Kirchengebiet, die sie, wie Sie wissen bis heute fortsetzt, wäre das Unternehmen Grundartikeländerung weder in Gang gekommen noch gelungen. Und das gleiche gilt vom Präses der Siebten Kirchensynode, Herrn Professor Helmut Gärtner. Seiner Anteilnahme an der Sache und seiner souveränen Verhandlungsführung ist es zu danken, dass der Beschluss am Ende auch noch vor dem Kirchlichen Verfassungsgericht Bestand hatte. Schließlich hätte die Synode ihre Entscheidung kaum treffen können, wenn sich nicht Kirchenpräsident Spengler, sein Stellvertreter OKR Heusel und das Leitende Geistliche Amt immer wieder dazu bekannt hätten. Der Evangelische Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau trug mit seinem Engagement und seinen Publikationen wesentlich dazu bei, dass das Thema nicht bloß ein Tagesordnungspunkt der Synode blieb sondern an vielen Orten diskutiert wurde.

3 ½ Jahre hat sich der Theologische Ausschuss federführend und im Kontakt mit dem Rechtsausschuss und dem Ausschuss für Ökumene geduldig und beharrlich immer wieder neu ans Werk gemacht, auch wenn die Fülle der sonstigen Aufträge ihm manchmal über den Kopf zu wachsen drohte. Ich erinnere daran: Es waren ja die Jahre, als bei uns zusammenwuchs, was zusammengehörte. Wir hatten zu danken für Beratung und Hilfe, bei Landesrabbiner Dr. Levinson, bei Professor Lapide und seiner Frau, bei den Professoren Dieter Georgi und Eilert Herms und bei manchem anderen. Die Professoren Stolleis und Stein äußerten sich als juristische Gutachter. Auch engagierter Widerspruch brachte den Prozess voran: Mainzer Professoren, Professor Wolfgang Kratz, Oberkirchenrat Karl Herbert, Synodale aus dem Kreis der Evangelikalen trugen zur Offenheit und Gewissenhaftigkeit der Debatten bei.

Schließlich war es natürlich die Siebte Kirchensynode selbst, die nach einer langen, vielfältigen und sehr ernsthaften Meinungs- und Willensbildung für die EKHN erklärte, dass die Verbundenheit mit den Juden ihre Lebenswirklichkeit ist. Dafür gilt es zu danken.

Vortrag am 7.12.2001 vor der 9. Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Pfarrer Wendland war 1991 Vorsitzender des Theologischen Ausschusses der Synode der EKHN.

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