Besuche und Begegnungen in Israel von Mitgliedern des "Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau"

Der "Evangelische Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau" mit Sitz in Heppenheim führt vom 1. bis 15. August 2005 eine Israelfahrt durch. Mit dieser Fahrt will die 14köpfige Delegation ein deutliches Zeichen der Solidarität mit den jüdischen wie den arabischen Menschen in Israel und Palästina setzen. "Immer noch ist der Prozess zum Frieden äußerst gefährdet. Fragen wie der Abzug Israels aus den besetzten Gebieten oder das zukünftige Handeln der Intifadagruppen, Fragen der Existenzfähigkeit eines arabischen Staates und gegenwärtige Sorgen und Nöte in den autonomen Gebieten beschäftigen die Menschen vor Ort. Angesichts einer nach wie vor bedrohlichen Situation bleiben die Touristen aus und die Menschen vor Ort fühlen sie sich allein gelassen," erklärt der Vorsitzende des Arbeitskreises, Pfarrer Ulrich Schwemer aus Heppenheim an der Bergstraße. Schwemer ergänzt: "In dieser Zeit ist es nötig, dass diejenigen, die wie wir viele Jahrzehnte hin den Kontakt zu den Menschen in Israel und Palästina gehalten haben, dies nun auch und gerade in dieser schwierigen Zeit tun."

Unter anderem umfasste der Aufenthalt folgende Stationen:
Kinderheim Neve Hanna
Jad wa Schem
Studium in Israel
Dormitioabtei
Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste
Neve Schalom
Konrad-Adenauer-Stiftung
TRUST-Organisation
Berater beim Bürgermeister von Jerusalem
NTV-Korrespondent Ulrich Sahm
Ökumenisches Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI)
Besuch beim scheidenden deutschen Botschafter Dressler
Jerusalemer Stadtkibbuz Reshiet
Internationales Begegnungszentrum in Bethlehem
Jüdisch-arabisches Sommerlager in Haifa


Kinder in Israel backen für ihre Zukunft
Ein Kinderheim im Negev geht neue Wege

Mit strahlenden Augen verkauft ein Junge eine Packung selbstgebackener Kekse. Der Erlös des Verkaufs kommt dem Kinderheim Neve Hanna zu Gute, das der Evangelische Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau im südisraelischen Kiriat Gat besuchte. Die hiesige Bäckerei setzt mit der Beschäftigung von Kindern den Slogan "Kinder backen für ihre Zukunft in die Tat um", erklärt Dudu Weger, der Leiter von Neve Hanna. Kinder aus sozial schwachen Familien lernen hier mit den eigenen Händen ihr Leben in die Hand zu nehmen. Die Bäckerei produziert so leckeres und hochwertiges Gebäck, dass auch die israelische Fluggesellschaft EL AL zu ihren Kunden gehört.

Drei Formen des Zusammenlebens werden mit den hier betreuten Kindern umgesetzt. Einerseits das Zusammenleben in Wohngruppen, in denen Kinder im Alter zwischen vier und vierzehn Jahren, betreut von einer weiblichen und einer männlichen Fachkraft, wie in einer Familie zusammen leben. Für die 65 Kinder, die aus sehr schwierigen zerrütteten Familienverhältnissen kommen, ist diese Lebensform "der beste Weg zu einem Leben in Eigenverantwortung und Solidarität", wie Antje Naujocks, die Öffentlichkeitsreferentin von Neve Hanna, erklärt.

Über die Wohngruppen hinaus besuchen etwa 30 Kinder den Tageshort von Neve Hanna, um unter Anleitung und Betreuung von Fachkräften das Erledigen ihrer Hausaufgaben und den aggressionsfreien Umgang mit anderen Kindern einzuüben.

Aus diesen beiden Angeboten für jüdische Kinder entstand das dritte Projekt von Neve Hanna, der "Pfad zum Frieden". Die 2002 verstorbene Gründerin des Kinderheimes, Hanni Ullmann, hatte bereits ein Betreuungsangebot für beduinisch-muslimische Kinder mit ihren Familien in der nahe gelegenen Beduinenstadt Rahat aufgebaut. Daraus entwickelte sich im Oktober 2004 eine Nachmittagsbetreuung für 5 jüdische und 5 beduinisch-muslimische Jungen, die hier Tag für Tag ein friedliches Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen spielerisch erlernen. Begleitet von jeweils einem arabischen Lehrer und Sozialarbeiter sowie einer jüdischen Lehrerin lernen sie allgemeine Umgangsformen und werden schulisch begleitet. Sie lernen die Sprache des jeweils anderen besser und erfahren etwas über deren Kultur und Religion. Durch regelmäßige Gespräche mit den Eltern und gemeinsame Aktivitäten kommen sich auch die Familien der betreuten Jungen näher. Sie werden damit zu "Boten des Friedens", wie es Esther Cohn, die beteiligte jüdische Lehrerin ausdrückt.

Die Mutter des 12-Jährigen Beduinenkindes Sharif berichtet: "Sein Hebräisch ist viel besser geworden, seit er in Neve Hanna am "Pfad des Friedens" teilnimmt." Und der Vater ergänzt: "Seine Fortschritte wirken sich sogar auf seine Geschwister aus, auch sie wurden viel selbstbewusster."

Als eine unter anderen Einrichtungen in Israel gehört die finanzielle Förderung von Neve Hanna seit vielen Jahren zu den Aktivitäten des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau. Ihn gibt es seit über 50 Jahren. Zu seinen Aufgaben gehört die Veröffentlichung von Schriften und Arbeitsmaterialien für Gottesdienst, Schule und Erwachsenenbildung; die Durchführung von Vorträgen und Seminaren.

www.nevehanna.de

Gedenken an die Holocaust-Opfer in Jad wa Schem
Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau erhält Namensplakette für langjährige Förderung

"Wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihre Unterstützung", mit diesen Worten empfing in Jerusalem Shaya Ben Yehuda, Direktor für Internationale Beziehungen der Holocaust Gedenkstätte Jad wa Schem, die Mitglieder des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau. Der Besuch des Arbeitskreises begann mit einer Führung durch die neu konzipierte geschichtliche Ausstellung. Dabei wies Jad wa Schem Mitarbeiterin Tamar Avialon auf die symbolträchtige besondere Architektur des neuen Museums hin: "Das Museum ist in den Berg hinein gebaut. Man steigt im Verlauf der Ausstellung immer tiefer hinab, wie in ein Grab. Am Ende der Ausstellung geht es wieder aufwärts und die Museumsbesucher blicken auf der anderen Seite des Berges in das vor ihnen liegende israelische Umland, das ist als Hoffnungszeichen gedacht: Trotz der Schoa war neues jüdisches Leben möglich."

Bei einer anschließenden Zeremonie in der Halle der Erinnerung gedachten die Mitglieder des Arbeitskreises der im Holocaust ermordeten Jüdinnen und Juden. Aus Ehrerbietung gegenüber den Ermordeten entfachte der Vorsitzende des Arbeitskreises, Pfarrer Ulrich Schwemer (Heppenheim), die ewige Flamme.

"Weil der Arbeitskreis Kirche und Israel die Arbeit von Jad wa Schem so kontinuierlich unterstützt, soll auch er in unserer Gedenkstätte stets einen Ort der Erinnerung haben", so begründete Shaya Ben Yehuda den Entschluss, dem Arbeitskreis eine Namensplakette im Verwaltungsgebäude von Jad wa Schem zu widmen. Diese wurde von Pfarrer Ulrich Schwemer und Vorstandsmitglied Pfarrer Otto Schenk in Anwesenheit der Arbeitskreis Delegation enthüllt. "Doch nicht nur in Jad wa Schem, sondern auch im Hause Gottes, werdet ihr einen Platz haben", beendete Ben Yehuda seine Ansprache, "denn durch euer Engagement für unsere Arbeit seid ihr auf dem Weg der Gerechtigkeit unterwegs."

www.yadvashem.org.il

 

 

 

 

Ein Studienjahr an der Hebräischen Universität in Jerusalem
Arbeitskreis Kirche und Israel trifft Studienleiter Andreas Wagner

"Was, du gehst nach Israel? Da besuche ich dich aber nicht!" Diese Reaktion eines Kommilitonen berichtete Rebecca Brückner, Theologiestudentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Sie hat sich entschlossen, für ein Jahr im Rahmen des Studienprogramms "Studium in Israel" in Jerusalem zu studieren. Eine Delegation des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau führte an ihrem neuen Studienort mit ihr und Dr. Andreas Wagner, seit zwei Jahren Studienleiter dieses Programms, ein Gespräch. Wagner betonte: "Das Studienprogramm bietet seit 25 Jahren bis zu 20 deutschsprachigen Theologiestudierenden verschiedener Konfessionen die Chance, ein Jahr an der Hebräischen Universität in Jerusalem zu studieren. Davon versprechen wir uns einen inhaltlichen Einfluss auf die Universitätstheologie in Deutschland."

Das Besondere dieses Studienjahres besteht in der Verbindung vom Studium jüdischer Theologie und der Teilnahme am Alltagsleben in Israel. Wagner bedauerte, dass im aktuellen Studienjahr nur 5 Studierende teilnehmen, gegenüber früheren Jahrgängen von bis zu 20 Personen. Im Gespräch mit dem Arbeitskreis wurde diskutiert, inwieweit dies auch ein Ausdruck gestiegener anti-israelischer und anti-jüdischer Ressentiments sein könnte. Darüber hinaus spiele neben veränderten Studienbedingungen in Deutschland die Sicherheitslage in Israel eine nicht geringe Rolle.

Schließlich wurde verabredet, dass der Arbeitskreis künftig verstärkt auf die Angebote von "Studium in Israel" in seinen Veröffentlichungen hinweisen wird. Besonders erwähnenswert sei dabei das neu entwickelte Pastoralkolleg in Jerusalem für Pfarrerinnen und Pfarrer.

www.studium-in-israel.de

 

Friedensakademie für Juden und Araber auf dem Zionsberg in Jerusalem
Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel zu Besuch in der Benediktinerabtei

Pater Elias von der Benediktinerabtei Hagia Maria Sion empfing die Delegation des Arbeitskreises in dem fast 100-jährigen Klosterkomplex auf dem Zionsberg. Der markante Kirchturm und das mächtige, runde Kirchenschiff gehören zur unverwechselbaren Silhouette von Jerusalem. Ihre besondere Lage zwischen dem jüdischen und dem arabischen Jerusalem bietet den etwa 20, überwiegend deutschen Mönchen, eine Chance, in den Konflikten zu vermitteln. "Dies versuchen wir dadurch, dass wir auf quasi neutralem Boden seit Jahren ein Diskussionsforum für Juden und Araber bieten", sagte Pater Elias.

Aktuell entsteht mit dem "Beit Benedikt" eine sorgfältig geplante Friedensakademie. Zunächst wird an der Konzeption und der Ausbildung von Experten gearbeitet. Anschließend soll die Akademie gebaut werden. In ruhiger Überlegung entsteht hier ein Beitrag zum harmonischen Leben in Jerusalem.

www.Hagia-Maria-Sion.net


Neues Begegnungszentrum der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste mit Hilfe der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau errichtet

"Es ist mir eine große Freude, die Partner aus Deutschland, durch das neue Gäste- und Tagungshaus von Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste hier in Jerusalem führen zu können." Mit diesen Worten präsentierte die kommissarische Leiterin, Katharina von Münster, das gelungene Projekt der Delegation des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel aus Hessen und Nassau, der Planung und Bau des Hauses seit vielen Jahren aus Kollektenmitteln der hessen-nassauischen Landeskirche finanziell unterstützt hat.

Das dreistöckige Gebäude fügt sich gut in die Architektur des Jerusalemer Vororts Talpiot ein. Gleichwohl setzt die glatte Fassade mit der schmalen Fensterfront am Obergeschoss einen besonderen Akzent. Auf dem selben Grundstück befindet sich auch das ehemalige Wohnhaus von Elieser Ben Yehuda, dem Begründer des modernen Hebräisch, das nun der Verwaltung dient.

Seit über 40 Jahren, arbeitet Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste (ASF) in Israel. Junge Freiwillige helfen für ein Jahr an sozialen Brennpunkten: in Pflege- und Altenheimen, bei der Betreuung von Überlebenden der Schoah oder in Instituten wie der Gedenkstätte Yad wa Schem.

Mitglieder des Arbeitskreises Kirche und Israel waren in der Vergangenheit selbst als Freiwillige in Israel tätig; so entwickelte sich die intensive Verbindung und Förderung des Werkes. ASF hofft, in diesem neuen Zentrum Jugendgruppen und junge Erwachsene aus Deutschland empfangen zu können, damit ihre Versöhnungsarbeit bekannter wird.

Bild oben: Altes und neues Gebäude der ASF. Auf der Treppe die Vorstandsmitglieder des Arbeitskreises Kirche und Israel, Pfarrer Ulrich Schwemer und Pfarrer Otto Schenk mit den vier Mitarbeiterinnen von Aktion Sühnezeichen: v.l.n.r. Katharina von Münster, komm. Leiterin der Begegnungsstätte; Franziska, Freiwillige; Juliane Leinker, Praktikantin; Anke Menz, Vertreterin der Landesbeauftragten von ASF

www.asf-ev.de


"Oase des Friedens" für Juden und Palästinenser in Israel

Achmed Haijaz begrüßte die Delegation des Arbeitskreises in Wahad Al-Salam/Neve Schalom, einer 1972 gegründeten Dorfkooperative, in der jüdische und palästinensische Israelis miteinander leben. Sowohl der arabische als auch der hebräische Name bedeuten "Oase des Friedens". "Es ist leicht gegen die Diskriminierung der palästinensischen Israelis zu sein", sagt Haijaz, "schwieriger dagegen wird es mit der konkreten Umsetzung positiver Alternativen." Das versuchen die 50 Familien in dem gleichweit von Jerusalem, Tel Aviv und Ramallah entfernt liegenden Friedensdorf, in dem zur Zeit 35% jüdische und 65% palästinensische Israelis miteinander leben. Obwohl er die Zahlen so nennt, möchte Haijaz von dieser Zählart, die nach jüdisch und palästinensisch unterscheidet, wegkommen. "In einer humanen und gleichberechtigten Gesellschaft, sollten wir nur noch Menschen zählen."

Einen Beitrag auf diesem Weg leisten Kinderkrippe, Kindergarten und Schule, in denen die Kinder der Dorfbewohner und seit 1991 auch Kinder aus der Umgebung unterrichtet werden. Zurzeit besuchen 300 Kinder, die von der ersten bis zur 10. Klassen führende Schule.

Um über das Dorf hinaus mehr Menschen für die Idee einer friedlichen Koexistenz zu gewinnen, wurde 1979 eine Friedensschule gegründet, in der Begegnungen für jüdische und palästinensische Jugendliche organisiert werden, aber auch Fortbildungen z.B. für Studierende, Lehrer, Journalisten, Rechtsanwälte, Psychologen stattfinden. Jährlich besuchen etwa 2000 Teilnehmer die Friedensschule. Seit ihrer Gründung haben also rund 40000 Menschen die Friedensschule von Wahad Al-Salam/Neve Schalom durchlaufen. Seit 1993 besuchen auch Palästinenser aus den besetzten Gebieten die Friedensschule.

Seit Beginn der zweiten Intifada im Jahr 2000 engagieren sich die Dorfbewohner in humanitären Aktionen in der Westbank. Ärzte, Krankenschwestern, Apotheker und andere Helfer behandeln in verschiedenen Dörfern die medizinisch unterversorgte Bevölkerung. Neu ist auch ein "Spirituelles Zentrum", das dem Andenken des Dominikanerpaters Bruno Hussars, dem Gründer des Friedensdorfes, gewidmet ist. Dieses Zentrum organisiert Konferenzen und Studientage. Das diesjährige Jahresthema lautet "Versöhnung".

"Die allgemeine Einsicht, dass wir doch alle Menschen seien, trägt wenig aus", sagt Haijaz. "Es geht bei uns sehr konkret und oft auch in schmerzhaften Lernprozessen darum, dieses in die Tat umzusetzen."

Bilder: Eingangsschild in hebräischer, arabischer und englischer Sprache zum jüdisch-arabischen Friedensdorf Wahad Al-Salam/Neve Schalom, "Oase des Friedens"
bzw. Logo der "Oase des Friedens"

www.nswas.com/deutsch

Mediation auf inoffizieller Ebene im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern
Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau besucht die Konrad-Adenauer-Stiftung

Im Hause der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) traf die Gruppe Dr. Johannes Gerster, den langjährigen Leiter der Stiftung in Jerusalem. Gerster betonte, "der Schwerpunkt unserer Arbeit besteht bei aller Gewalt, Verzweiflung und Not darin, für eine politische Kontaktebene zwischen Israelis und Palästinensern zu sorgen." Die KAS sei bei den Konfliktparteien ein anerkanntes Medium zur Vermittlung im akuten Konfliktfall, ohne eigene Profilierungsabsichten und ohne Öffentlichkeit.

Derzeit arbeiten sieben MitarbeiterInnen der Stiftung in inoffiziellen Arbeitsgruppen mit offiziellen israelischen und palästinensischen VertreterInnnen an den Themen: wirtschaftliche Zusammenarbeit, Wassernutzung, Grenzprobleme, strategische Planung, Politikerkontakte sowie Flüchtlings- und Sicherheitsfragen. Bereits seit 2004 werden israelisch-palästinensische Lehrerfortbildungsseminare mit jeweils 300 TeilnehmerInnen von jeder Seite zur Entwicklung neuer Lehrmaterialien durchgeführt. Die Ergebnisse fließen bereits inoffiziell in den Unterricht ein.

Nach seiner Einschätzung der Ursachen des israelisch-palästinensischen Konflikts gefragt, stellt Gerster die These auf, dass der Streit nicht zwischen den Religionen begründet liege. Anders als in Europa, wo durch die Aufklärung das Bewusstsein geschaffen wurde, dass es keine absoluten Wahrheiten gebe, sei in fundamentalistischen Kreisen absolutistisches Denken vorherrschend, das Kompromisse als Schande und Niederlage begreife.

Mit Blick auf den unmittelbar bevorstehenden Abzug der jüdischen Siedlungen aus Gaza und den zu erwartenden Schwierigkeiten sieht Gerster die Lage in Israel und den autonomen Gebieten kurzfristig eher pessimistisch. Langfristig zeigt er sich dennoch optimistisch in der Erwartung einer Zwei-Staaten-Lösung für Israel und Palästina.

Bild: Der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel, Pfarrer Ulrich Schwemer links mit Johannes Gerster, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem

www.kas.de/Israel


"Frauen haben ein großes Potenzial"
Die Arbeit der TRUST-Organisation in Israel

"Wir können uns nur für eine friedliche Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts einsetzen, wenn wir zugleich auch gegen die häusliche Gewalt in unseren Familien vorgehen." Mit diesen Worten bringt Farid Abu Gosh, Direktor des TRUST, seine Arbeit auf den Punkt. Seine Organisation bemüht sich durch soziale und kulturelle Projekte, die Lebenssituation der Palästinenser in Ost-Jerusalem, im West-Jordanland und in Israel zu verbessern.

Schon seit vielen Jahren leitet Abu Gosh die TRUST Organisation ("TRUST of Programms for early childhood and Community Education"). In den vergangenen 10 Jahren setzte er einige neue Arbeitsschwerpunkte wie die Unterstützung von Frauen und Kindern. Dabei scheut er nicht davor zurück Tabuthemen aufzugreifen. "Die Gewalt, der die Menschen im palästinensisch-israelischen Konflikt ausgesetzt sind, verstärkt die Gewalt in den Familien", betont Abu Gosh. "Auch wenn es totgeschwiegen wird, Inzest und sexueller Missbrauch kommen auch in der arabischen Gesellschaft vor. Zudem gibt es immer wieder so genannte "Ehrenmorde" an jungen Frauen, etwa wenn eine Muslima die Familienehre verletzt, weil sie einen Christen heiraten möchte."

Die TRUST Organisation geht gegen die häusliche Gewalt vor, indem sie das Selbstbewusstsein der Frauen stärkt, z.B. werden diese gefördert, einen Beruf zu erlernen. "Wir arbeiten mit arabischen Frauen, Christinnen und Muslima. Frauen haben ein großes Potenzial, die Gesellschaft von innen heraus zu verändern."

Der "Evangelische Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau" unterstützt aus Kollektenmitteln der hessen-nassauischen Landeskirche schon seit vielen Jahren Projekte von TRUST im israelischen Kernland.

Bild: Farid Abu Gosh (Mitte) von TRUST, Pfarrer Otto Schenk (links), Pfarrer Ulrich Schwemer (rechts), beide vom Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau.

www.freudenbergstiftung.de/html/projekt_detail.php?ID=203

 

Problemmanagement statt Problemlösung
Kirchliche Delegation trifft Berater des Jerusalemer Bürgermeisters

"Ich glaube, dass das Problem nicht gelöst, sondern nur Problemmanagement betrieben werden kann", mit diesen Worten beschrieb Mordechay Lewy, Berater für die nicht-jüdischen Religionen des Jerusalemer Bürgermeisters, die aktuelle Situation in der Heiligen Stadt der drei monotheistischen Religionen. "Alles was wir machen, gut oder schlecht, wird von den Palästinensern nicht akzeptiert werden, weil sie im Grundsatz nicht akzeptieren, dass Jerusalem nicht mehr muslimisch ist."

Kenntnisreich berichtete Lewy den Mitgliedern des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau beim Treffen im neuen imposanten Gebäude der Jerusalemer Stadtverwaltung von seiner Arbeit mit den diversen christlichen und muslimischen Gemeinschaften der Stadt. Spätestens seit seiner Zeit als Gesandter der israelischen Botschaft in Berlin in den Jahren 2000-2004 pflegen sowohl der Arbeitskreis als auch die "Konferenz Landeskichlicher Arbeitskreise Christen und Juden (KLAK)", in der der hessen-nassauische Arbeitskreis vertreten ist, den Kontakt zu Mordechay Lewy.
Lewy attestierte den ihm bekannten Mitgliedern des hessen-nassauischen Arbeitskreises und der KLAK ihre ehrliche Solidarität mit dem Staat Israel und anerkannte ihre Sorge um die dort lebenden Menschen. Dennoch wünschte er sich auch von der EKD, dass sie sich entsprechend ihrer finanziellen Unterstützung ausgewählter Projekte auch politisch stärker für Israel profiliere. Lewy warnte allerdings zugleich vor der Gefahr, sich als Organisation, Gruppe oder Einzelperson für die politischen Interessen einer Konfliktpartei missbrauchen zu lassen, sich dabei selbst Gefahren auszusetzen oder zusätzliche Provokationen zu verursachen.

Nach der neu gebauten, acht Meter hohen Mauer rund um Jerusalem als Schutz gegen Selbstmordattentäter aus den angrenzenden von Israel besetzten Gebieten (Westbank) gefragt, meinte Lewy, der "Sicherheitszaun", der mehr oder weniger entlang der Stadtverwaltungsgrenze verlaufe, habe seine Versprechen gehalten. Die Statistik gibt Lewy Recht, da es tatsächlich seit der Errichtung der Mauer weniger Selbstmordattentate gibt als vorher.

Verantwortung für den Gazastreifen künftig bei Ägypten
Arbeitskreis Kirche und Israel trifft NTV-Korrespondenten

In einem Gespräch mit dem Vorstand des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau nannte Nahostkorrespondent Ulrich Sahm, der unter anderem für den Nachrichtensender NTV aus Israel berichtet, mehrere Anzeichen dafür, dass nach dem Abzug der Israelis aus dem Gazastreifen Ägypten die Verantwortung für die dortige Situation zu übernehmen habe.

Sahm weiß, wovon der redet. Seit vielen Jahren lebt er in Jerusalem und ist deshalb als kompetenter Gesprächspartner gefragt. "Ich mag das Wort ‚Frieden' nicht, denn meistens bedeutet Frieden den Unfrieden des Anderen", sagte Sahm im Blick auf viele bestehende Wunschvorstellungen. "Die Grenze zum Gazastreifen wird nach der israelischen Räumung Ägypten überwachen, schon jetzt werden die Palästinenser in dieser Hinsicht beraten". Sahm glaubt, dass dies gelingen könne. Er erläuterte engagiert die Politik der israelischen Seite und ließ durchaus Verständnis für deren Maßnahmen erkennen.

Der Vorsitzende des Arbeitskreises Kirche und Israel, Pfarrer Ulrich Schwemer (Heppenheim), wies darauf hin, dass Menschen außerhalb Israels immer nur vorsichtig und zurückhaltend über dieses Land mit seinen komplizierten Problemen urteilen könnten.

www.sahm.com


"Wir sind keine menschlichen Schutzschilde"
Freiwillige an israelischen Checkpoints

Es scheint nicht ungefährlich zu sein, was sie tun: Sie begleiten palästinensische Kinder in Hebron vorbei an Siedlern und Soldaten zur Schule oder gehen mit Bauern über die Checkpoints zu ihren Feldern. Aber: "Wir sind keine menschlichen Schutzschilde! Wenn es gefährlich wird, verlassen wir die Situation", erklären Gemma Abbs aus Großbritannien und Erika Beckman aus Schweden im Gespräch mit dem Vorstand des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau in Jerusalem.

Beide junge Frauen gehören zum "Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel" (Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel - EAPPI) des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). 2002 startete dieses Programm auf Bitten der palästinensischen Kirchen im Land. Internationale Beobachter sollen in schwierigen Situationen wie den genannten dabei sein, sehen, hören, kurz: Öffentlichkeit herstellen.

Trotz der kurzen Vorbereitungszeit von einer bis mehreren Wochen fühlt sich Erika Beckman gut auf ihren dreimonatigen Freiwilligen-Einsatz vorbereitet, da sie das Land von früheren Besuchen kennt. Auch Gemma Abbs, die für ein Jahr die Öffentlichkeitsarbeit des Programms betreut, war schon mehrfach in Israel und Palästina. Als einseitig empfinden beide das Programm nicht. Obwohl die Initiative von palästinensischen Christen ausging, hätten sich schnell Kontakte zu jüdischen Menschenrechtsorganisationen wie den "Frauen in Schwarz" oder "Bezelem" ergeben. Jüdische Opfer von Selbstmordattentaten oder deren Familienangehörige gehörten jedoch nicht zum Personenkreis im Blickfeld des Programms.

www.eappi.org

"Ich bin nicht optimistisch"
Resümee des scheidenden deutschen Botschafters in Israel

Der "Evangelische Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau" mit Sitz in Heppenheim befindet sich zur Zeit mit den sechs Mitgliedern des Vorstandes auf einer Reise durch Israel. Dabei wurde er auch vom Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel, Rudolf Dressler, in den Räumen der Botschaft in Tel Aviv empfangen.

Kurz vor Dresslers Pensionierung Ende August gerät seine Darstellung der Situation in Israel zu einem Resümee seiner fünfjährigen Amtszeit im Lande. Sein Dienstantritt am 1.9.2000 fällt zusammen mit dem gescheiterten Abkommen von Camp David und dem Beginn der 2. Intifada unmittelbar danach. "Aus dieser und anderen Erfahrungen muss ich bekennen: ich bin leider nicht optimistisch", so Dressler zum Vorstand des Arbeitskreises.

Nach 20jähriger Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag und fast ebenso langem Vorsitz in der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe seiner Fraktion sei er immer gut informiert gewesen und in Israel von vornherein ernst genommen worden. "Ich bin aber schnell zu der Erkenntnis gekommen, dass ich nur die Oberfläche kannte. Israel zu besuchen oder hier zu leben, ist ein großer Unterschied."

Grundsätzlich begrüßt der Botschafter den aktuellen Abzug der Siedler aus dem Gazastreifen, sieht aber mit Sorge auf die künftige Entwicklung, sowohl dort als auch in der Westbank. Besonders im Blick auf den Trennungszaun, teilweise die Mauer, deren Existenz und Verlauf sehr umstritten war und ist, stehe die israelische Regierung unter ständigem Rechtfertigungsdruck nach innen wie nach außen. Allerdings habe er in dieser Region die Erfahrung gemacht: "Nichts muss so bleiben wie es ist, von einem Tag zum anderen kann sich hier alles ändern."

Schwäche in Stärke verwandeln
Jerusalemer Stadtkibbuz baut seine Arbeit aus

Wie alte Freunde begrüßt Tamar Friedmann-ben Schalom die sechs Vorstandsmitglieder des "Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau" im Jerusalemer Vorort Kiriat Menachem. Seit sechs Jahren fördert der Arbeitskreis der Landeskirche dieses Stadtsanierungsprogramm der Jerusalem Foundation durch finanzielle Zuweisungen.

Die fromme jüdische Frau, sie ist die Schulleiterin und Seele des Projektes, steht neben einem großen Wassertank und erzählt voller Freude: "Hier sammeln wir das Regenwasser von allen Dächern der Umgebung und die Kinder pflegen und wässern alle Blumen und Grünanlagen dieses Hochhausviertels." Im Kräutergarten arbeiten trotz der Ferien auch jetzt Kinder und Jugendliche.

Während des Gesprächs im Versammlungsraum, der gleichzeitig Synagoge und Speisesaal für die 25 Kibbuzfamilien ist, erfährt die Delegation des Arbeitskreises von Tamar: "Plötzlich wurden uns von den Behörden 150 äthiopische Neueinwanderer zugewiesen. Wir standen vor ungeheueren Problemen, aber ein erstes Ziel ist erreicht: Alle Kinder können jetzt lesen und schreiben, aber die Kluft der Gegensätze besteht noch weiter."

Die Verwandlung eines total verkommenen Stadtteils in ein attraktives, sehenswertes Wohngebiet macht beeindruckende Fortschritte: Zum neuen Schuljahr wird ein weiteres Gebäude bezogen, das gerade von Kibbuzmitgliedern renoviert wird. Die fünf Kindergärten reichen nicht mehr.

"Wir versuchen Schwäche in Stärke zu verwandeln", sagt Jerimia, der Ehemann von Tamar. "Früher war die Selbstachtung der Bewohner hier so tief wie das Tote Meer. Heute können wir stolz auf die Revolution der Veränderung verweisen."

Die Arbeit hier geschieht aus fester jüdischer Überzeugung und will bewusste jüdische Bürger formen, die sich verantwortlich fühlen für ihre Wohngegend und ihre Stadt Jerusalem. Reshit, der Name des Stadtkibbuz, bedeutet "Anfang" und bezieht sich auf das Psalmwort: "Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit." (Psalm 111, 10)

 

 

"Israelis und Palästinenser nicht zur Buße bereit"
Besuch im Internationalen Begegnungszentrum Bethlehem

In Bethlehem, mitten in dem Gebiet der Auseinandersetzung zwischen Israel und Palästina, ist mit dem Internationalen Begegnungszentrum unter der Leitung von Dr. Mitri Raheb im Lauf weniger Jahre ein nahezu einmaliger Mittelpunkt für Verständigung und Dialog entstanden. Raheb, der in Deutschland Theologie studiert hat, ist Pfarrer der Weihnachtskirche in Bethlehem, die zur "Evangelisch-Lutherischen Kirche Jordanien - Heiliges Land" (ELCJ-HL) gehört und Leiter des Begegnungszentrums. In den letzten Tagen waren 800 Koreaner für einen Friedensmarsch Gäste des Hauses, demnächst tagt der Lutherische Weltbund hier. Im Jahr 2004 waren nach Rahebs Angaben insgesamt 70000 Menschen an den verschiedenen Veranstaltungen des Zentrums beteiligt.

Innerhalb des Internationalen Begegnungszentrums versucht Raheb mit seiner Akademie Bildungsangebote für die palästinensische christliche und muslimische Bevölkerung zu schaffen. "Diese Akademie wird draußen gerne ‚Friedensakademie' genannt. Dabei bedeutet das arabische Wort einfach nur ‚Haus des Wortes Gottes'. Wir wollen die Gesellschaft mitgestalten und nicht bloß Zuschauer sein." Die Akademie ist ein modernes beeindruckendes Zentrum mitten in Bethlehem direkt neben der Weihnachtskirche. Angeboten werden u.a. Computerkurse, Kurse in Kunsthandwerk in Glas, Keramik, Mosaik und neuerdings Silber. Die Produkte werden im zugehörigen Laden verkauft. Ein Fernsehstudio zur Produktion von Filmen für die arabisch sprechende Welt wird gerade gebaut, mit Sendern bestehen bereits Vereinbarungen zur Ausstrahlung über Satellit.

Auch wenn sich Israel gerade aus dem Gazastreifen zurück zieht sieht Raheb keinen wirklichen Ausgleich zwischen den beiden Parteien in der Region. Er glaubt nicht, dass der Gazarückzug auch Folgen für die Palästinenser in der Westbank haben wird. So wie er die Selbstmordattentate nicht verteidigen könne, so möchte er den Juden sagen, sie sollten die Mauer nicht verteidigen. Das Leben der Völker brauche Brücken, nicht Mauern. Er sieht zu Gunsten des "Goldenen Kalbes Sicherheit" viele Freiheiten der Palästinenser geopfert.

"Das Scheitern von Oslo und Camp David war eine Katastrophe für beide Seiten. Beide wollten einander fesseln und haben dafür einen hohen Preis bezahlt. Theologisch gesprochen sind Israelis und Palästinenser nicht zur Buße bereit. Beide Seiten müssen innehalten." Raheb ist der Meinung, das Projekt Israel sei gescheiter und ebenso das, was aus Palästina werden sollte. "Wenn man das erst einmal zugibt, kann Gott uns eine neue Vision zum Aufbau schenken."

www.annadwa.org

Für die selben Dinge nur unterschiedliche Namen
Jüdisch-arabisches Sommerlager in Haifa

"Am Ende tauschen jüdische und arabische Kinder ihre Telefonnummern und ihre email-Adressen aus", sagt Daphna Algaba, die Leiterin des jüdisch-arabischen Sommerlagers, stolz. Seit 14 Jahren gibt es nun schon dieses besondere Projekt des Leo-Baeck-Erziehungszentrums in Haifa. Über 100 Kinder, davon die eine Hälfte arabisch, die andere Hälfte jüdisch, verbringen 14 Tage lang gemeinsam die Vormittage ihrer Sommerferien.

Dabei sind die Leiterinnen und Leiter des Sommerlagers sehr kreativ, um die Kinder einander näher zu bringen: So gab es z.B. einen Musiktag, an dem jüdische und arabische Rhythmen getrommelt wurden. Die jüdischen und arabischen Lieder, die die Kinder dabei lernten, begleiteten sie auf ihren gemeinsamen Ausflügen. Es gab einen "Farbentag" zur symbolischen Bedeutung der Farben in den beiden Kulturen. Beim gemeinsamen Picknick brachte jedes Kind ein spezielles Essen mit, und oft mussten sie feststellen, dass sie denselben Dingen nur unterschiedliche Namen gaben.

Das Sommerlager findet zweisprachig statt, dabei wird sehr auf die Gleichberechtigung der beiden Sprachen geachtet. "Es wäre ja unfair, wenn immer nur der jüdische Gruppenleiter die Anleitung auf Hebräisch gäbe und der arabische übersetzt. Ich achte mit meinem arabischen Kollegen Elias sehr darauf, dass wir die Anleitung für die Kinder abwechselnd geben", sagt Esthi, eine der jugendlichen 20 LeiterInnen des Sommerlagers.

In einer einjährigen Vorbereitungszeit werden die ebenfalls zur Hälfte arabischen und jüdischen GruppenleiterInnen im Alter von 16-17 Jahren ausgebildet. Themen dabei sind die Wahrnehmung der eigenen Identität, das Kennenlernen der jeweils anderen Kultur, Koexistenz und Pädagogik. Die Koexistenz von jüdischen und arabischen Israelis ist tatsächlich die große Idee, die hinter dem Projekt steckt. "Das ist in einer Stadt wie Haifa, in der Juden und Araber in derselben Nachbarschaft wohnen, auch leichter als in Jerusalem, wo jüdische und arabische Stadtviertel völlig voneinander getrennt sind", erzählt Esthi.

Dennoch machen die aktuellen politischen Konflikte vor dem Sommerlager nicht halt. Als vor einer Woche ein jüdischer Israeli vier arabische Israelis in einem Bus in Schfaram erschoss, erörterten die Kinder dies gemeinsam mit den GruppenleiterInnen. "Dabei war es auch für uns interessant zu sehen, wie wir zu dem Ergebnis kamen, dass es weniger um die Kluft zwischen Juden und Arabern geht, als vielmehr um das Problem der Extremisten auf beiden Seiten", berichtet Daphna Algaba. Für sie und die jüdischen und arabischen GruppenleiterInnen ist das Sommerlager ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Verständigung. Die Kinder und auch ihre Eltern, die am nächsten Tag zum großen Abschlussfest kommen, werden dem voll zustimmen.

Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
Robert-Schneider-Str. 13a, 64289 Darmstadt
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