Sabbat und Sonntag

Eine Textcollage zusammengestellt
von Hans-Georg Vorndran

Sabbat - Geschenk Gottes für die ganze Schöpfung
  • Sabbatheiligung ist Treue zu Gott gegen alle geschichtlichen Widerstände.
  • Die Liebe zum Sabbat und die Liebe zu Tora gehören für das jüdische Volk untrennbar zusammen.
  • Tora ist die Weisung Gottes an sein Volk Israel, wie sie in den fünf Büchern Mose und dem Talmud bezeugt wird.
  • Die Sabbatruhe hat ihre Wurzeln in der Zuwendung Gottes an sein Volk. Israel antwortet darauf mit der Annahme der im Sinaibund gegebenen Gebote.
  • Jeder Sabbat wiederholt stets das Geschehen vom Sinai und vergegenwärtigt es für das jüdische Volk.
  • Der Sabbat ist ein Geschenk Gottes. Die Antwort darauf ist ein freudiges Feierabendmahl mit anschließenden Liedern.
Sabbatheiligung ist Einhaltung der Tora und Einverständnis mit der Tora. Ziel der Erfüllung der Tora ist die Gotteserkenntnis und ein messianisches Friedensreich für alle Völker. Vollkommene Sabbaterfüllung ist der Beginn der messianischen Zeit.

(nach: Alfred Wittstock, Toraliebe im jüdischen Volk, Berlin 1981)

Sabbat - Der siebte Tag der Schöpfung
Rev. Luther-Übersetzung und im
Kursivdruck Buber-Rosenzweig-Übersetzung

Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.
3 Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.

Vollendet hatte Gott am siebenten Tag seine Arbeit, die er machte,
und feierte am siebenten Tag von all seiner Arbeit, die er machte.
3 Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn,
denn an ihm feierte er von all seiner Arbeit, die machend Gott schuf.
4 Dies sind die Zeugungen des Himmels und der Erde: ihr Erschaffensein
.

1. Mose 2,2+3

Wenn du deinen Fuß am Sabbat zurückhältst und nicht deinen Geschäften nachgehst an meinem heiligen Tage und den Sabbat »Lust« nennst und den heiligen Tag des HERRN »Geehrt«; wenn du ihn dadurch ehrst, daß du nicht deine Gänge machst und nicht deine Geschäfte treibst und kein leeres Geschwätz redest,
14 dann wirst du deine Lust haben am HERRN, und ich will dich über die Höhen auf Erden gehen lassen und will dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob; denn des HERRN Mund hat's geredet.

Hältst du zurück deinen Fuß
wegen der Wochenfeier,
vom Tun nach deinen Gelüsten
am Tag meiner Heiligung,
rufst die Feier du: Erquickung,
die MIR heilig ist: Ehrwürdige,
ehrst du sie,
statt deine Wege zu tun,
statt zu finden dein Gelüst
und Gerede zu reden,
14 dann wirst du dich laben an MIR,
ich fahre dich
über Kuppen des Lands,
ich atze dich
mit Jaakobs deines Vaters Eigen.
Ja, geredet hats SEIN Mund.

Jesaja 58,13+14

Sabbat als Befreiung
Den Sabbattag sollst du halten, daß du ihn heiligest, wie dir der HERR, dein Gott, geboten hat. 13 Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun.
14 Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Rind, dein Esel, all dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt, auf daß dein Knecht und deine Magd ruhen gleichwie du.
15 Denn du sollst daran denken, daß auch du Knecht in Ägyptenland warst und der HERR, dein Gott, dich von dort herausgeführt hat mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm. Darum hat dir der HERR, dein Gott, geboten, daß du den Sabbattag halten sollst.

Wahre den Tag der Feier, ihn zu heiligen, wie ER dein Gott dir gebot.
13 Ein Tagsechst diene und mache all deine Arbeit,
14 aber der siebente Tag ist Feier IHM deinem Gott:
nicht mache allerart Arbeit,
du, dein Sohn, deine Tochter, dein Dienstknecht, deine Magd, dein Ochs, dein Esel, all dein Vieh,
und dein Gastsasse in deinen Toren, -
damit ausruhe dein Knecht und deine Magd,
dir gleich.
15 Gedenke, daß du Knecht warst im Land Ägypten,
daß ER dein Gott dich von dort mit starker Hand, mit gestrecktem Arm ausgeführt hat:
deshalb gebot dir ER dein Gott, den Tag der Feier zu machen.

5. Mose 5, 12-15

Sabbat als Zeichen des Bundes
Und der HERR redete mit Mose und sprach:
13 Sage den Israeliten: Haltet meinen Sabbat; denn er ist ein Zeichen zwischen mir und euch von Geschlecht zu Geschlecht, damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin, der euch heiligt.
14 Darum haltet meinen Sabbat, denn er soll euch heilig sein. Wer ihn entheiligt, der soll des Todes sterben. Denn wer eine Arbeit am Sabbat tut, der soll ausgerottet werden aus seinem Volk.
15 Sechs Tage soll man arbeiten, aber am siebenten Tag ist Sabbat, völlige Ruhe, heilig dem HERRN. Wer eine Arbeit tut am Sabbattag, soll des Todes sterben.
16 Darum sollen die Israeliten den Sabbat halten, daß sie ihn auch bei ihren Nachkommen halten als ewigen Bund.
17 Er ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den Israeliten. Denn in sechs Tagen machte der HERR Himmel und Erde, aber am siebenten Tage ruhte er und erquickte sich.

ER sprach zu Mosche, sprach:
13 Und du, rede zu den Söhnen Jissraels, sprich:
Jedoch meine Wochenfeiern wahrt!
Denn ein Zeichen ist sie
zwischen mir und euch in eure Geschlechter,
zu erkennen,
daß ICH es bin der euch heiligt.
14 Wahret die Feier,
ja, Heiligung sei sie euch;
die sie schänden: sterben muß der, sterben!
ja, allwer an ihr Arbeit macht,
gerodet werde solch Wesen aus dem Innern seiner Volkleute.
15 Ein Tagsechst werde Arbeit gemacht,
aber am siebenten Tag ist
Feier, Feiern, in Heiligung IHM,
allwer Arbeit macht am Tag der Feier, sterben muß er, sterben.
16 Wahren sollen die Söhne Jissraels die Feier,
zu machen die Feier in ihre Geschlechter
als Weltzeit-Bund.
17 Zwischen mir und den Söhnen Jissraels
ist sie Zeichen auf Weltzeit,
denn ein Tagsechst
machte ER den Himmel und die Erde,
aber am siebenten Tag
feierte er und eratmete.

2. Mose 31, 12-17

Sabbat als Beginn messianischer Zeit
Gott sprach zu den Israeliten: Da ich für das Ende (d.h. die Tage des Messias) eine bestimmte Zeit festgesetzt habe, an der es kommen soll, ob sie Buße tun oder nicht, so kommt es zu einer bestimmten Zeit; wenn sie aber Buße tun nur einen Tag, so lasse ich es außerhalb seiner bestimmten Zeit kommen... und wie der Messias (Sohn Davids) wegen der Beobachtung aller Gebote vor der festgesetzten Zeit kommt, so kommt er auch vorzeitig wegen des Haltens eines Sabbattages, weil der Sabbat alle übrigen Gebote aufwiegt.

(Midrasch zu 2. Mose 25, 12; zitiert bei A. Wittstock, Toraliebe im jüdischen Volk, Berlin 1981, S. 66; Midrasch ist die aktualisierende, auf die jeweilige Gegenwart bezogene Auslegung der Schrift)

Keine Arbeit am Sabbat - was heißt das?
"Zunächst fassen die Bibel und später der Talmud Arbeit nicht als körperliche Anstrengung auf, sondern die Definition lautet etwa: "Arbeit" ist jedes Eingreifen des Menschen - sei es konstruktiv oder destruktiv - in die physische Welt. "Ruhe" ist ein Zustand des Friedens zwischen Mensch und Natur. Der Mensch muß die Natur unberührt lassen, er darf sie in keiner Weise verändern, indem er etwas darin neu errichtet oder auch zerstört. Selbst die kleinste Veränderung, die der Mensch im Naturgeschehen vornimmt, stellt eine Verletzung der Ruhe dar. Der Sabbat ist der Tag vollkommener Harmonie zwischen Mensch und Natur. "Arbeit" ist jede Art von Störung des Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur. Auf Grund dieser allgemeinen Definition können wir das Sabbatritual verstehen.

Jede schwere Arbeit - wie Pflügen oder Bauen - ist Arbeit in diesem wie auch in unserem modernen Sinne. Aber ein Streichholz anzünden oder einen Grashalm aus der Erde ziehen, das erfordert zwar keine Anstrengung, aber beides ist ein Symbol für das Eingreifen in den Naturablauf, es stellt einen Bruch des Friedens zwischen Mensch und Natur dar. Dieses Prinzip erklärt uns, warum der Talmud verbietet, irgend etwas, und sei es auch noch so leicht, mit sich zu tragen. An sich ist das Tragen nicht verboten. So darf ich zum Beispiel innerhalb meines eigenen Hauses oder Grundstücks eine schwere Last tragen, ohne daß ich damit das Sabbatgebot verletze. Aber ich darf nicht einmal ein Taschentuch von einem Bereich in einen anderen bringen - zum Beispiel aus einer Wohnung in den öffentlichen Bereich der Straße. Dieses Gebot stellt eine Ausweitung der Idee des Friedens vom sozialen Bereich der Natur dar. Der Mensch darf nicht in das Gleichgewicht der Natur eingreifen oder es verändern, genausowenig wie er das soziale Gleichgewicht ändern darf. Das bedeutet nicht nur, daß er keine Geschäfte betreiben darf, sondern daß er auch die einfachste Form der Übertragung von Besitz, nämlich seine Beförderung von einem Bereich in den anderen, vermeiden muß.

Der Sabbat symbolisiert einen Zustand der Einheit zwischen Mensch und Natur und zwischen Mensch und Mensch. Indem man nicht arbeitet - d. h. indem man an dem Prozeß von Veränderungen in der Natur und in der Gesellschaft nicht teilnimmt -, ist man frei von den Fesseln der Zeit, wenn auch nur an einem Tag der Woche."

Erich Fromm, Ihr werdet sein wie Gott, Reinbek

Sabbat - ein Lebensquell
"Der Sabbat ist die wichtigste Idee innerhalb der Bibel und innerhalb des späteren Judentums. Es ist die einzige strikte religiöse Anweisung der Zehn Gebote, ihre Einhaltung wird sogar von dem im übrigen antiritualistischen Propheten gefordert. Es war das am striktesten befolgte Gebot in den 2000 Jahren des Lebens in der Diaspora, obwohl gerade diese Einhaltung erschwerte. Es ist kaum zu bezweifeln, daß der Sabbat ein Lebensquell für die in alle Winde zerstreuten, machtlosen und oft verfolgten Juden war; daß sich ihr Stolz und ihre Würde erneuerten, wenn sie wie Könige den Sabbat feierten. Ist der Sabbat nichts weiter als ein Tag der Ruhe im weltlichen Sinn der Befreiung des Menschen von der Last der Arbeit, wenigstens an einem Tag? Natürlich ist er auch das, und diese Funktion macht ihn zu einer der großen Errungenschaften in der Evolution des Menschen. Doch wenn dies alles wäre, hätte der Sabbat wohl kaum die zentrale Roll gespielt, die ich eben beschrieben habe. Um diese Rolle zu verstehen, müssen wir zum Kern dieser Institution vordringen. Es handelt sich nicht um Rhe an sich in dem Sinne, daß man jegliche physische oder geistige Anstrengung meidet; es geht um Rhe im Sinne der Wiederherstellung vollständiger Harmonie zwischen den Menschen und zwischen Mensch und Natur. Nichts darf zerstört und nichts aufgebaut werden; der Sabbat ist ein Tag des Waffenstillstandes im Kampf des Menschen mit der Natur. Sogar das Abreißen eines Grashalms wird ebenso als eine Verletzung dieser Harmonie angesehen wie das Entzünden eines Streichholzes. Auch keine gesellschaftlichen Veränderungen dürfen vorgenommen werden. Das ist der Grund, warum es verboten ist, etwas auf der Straße zu tragen, selbst wenn es so wenig wiegt wie ein Taschentuch, während es erlaubt ist, im eigenen Garten eine schwere Last zu tragen. Nicht das Tragen als solches ist verboten, sondern der Transport eines Objektes von einem privaten Grundstück zu einem anderen, da es sich bei einem solchen Transfer ursprünglich um die Veränderung von Eigentumsverhältnissen handelte. Am Sabbat lebt der Mensch, als hätte er nichts, als verfolgte er kein Ziel außer zu sein, das heißt seine wesentlichen Kräfte auszuüben - beten, studieren, essen, trinken, singen, lieben.

Der Sabbat ist ein Tag der Freude, weil der Mensche an diesem Tag ganz er selbst ist. Das ist der Grund, warum der Talmud den Sabbat die Vorwegnahme der Messianischen Zeit nennt und die Messianische Zeit den nie endenden Sabbat; der Tag, an dem Besitz und Geld ebenso tabu sind wir Kummer und Traurigkeit, ein Tag, an dem die Zeit besiegt ist und ausschließlich das Sein herrscht."

Erich Fromm, Haben oder Sein, München 1979, S. 56

Sabbat im jüdischen Haus
"Wenn die Familie am Freitagabend aus der Synagoge nach Hause kommt, liegt der von der Mutter gedeckte Tisch bereits im warmen Licht der von ihr gesegneten Kerzen. Am Platz des Vaters steht der Kelch mit Wein und daneben die Schabbatbrote unter einer schönen Decke. Der Vater spricht über Brot und Wein den Segen. Zuvor nimmt die Mutter auf einem Stuhl Platz; den Vater und Kinder geschmückt. Ein schlichtes Lied begrüßt die Engel des Friedens, die ihren Einzug halten, danach wird ein Lied zur Ehre der jüdischen Frau und Mutter angestimmt. Das anschließende Mahl wird durch fromme und frohe Gesänge wieder und wieder unterbrochen. Wenn irgend möglich, verliest der Vater auch noch während des Essens oder nach Tisch den für jeden Schabbat bestimmten Wochenabschnitt aus den fünf Buchern Moses mit Kommentaren und bringt ihn damit seinen Kindern nahe. Am anderen Tag findet der Schabbat auch im Hause seine weitere Akzentuierung, wenn man sich zum mittäglichen Mahle niedersetzt und über Wein und Brot den Segen spricht. Die dritte häusliche Feier ist die Feier des Abschieds von einem Tag, der zwischen Weltschöpfungs- und Erlösungsgedanken die Mitte hält. Alle versammeln sich um den Vater, der den Segen über den Wein spricht, über wohlriechende Gewürze und zum Schluß über das Licht. Ausklang ist der Unterscheidungssegen über das Heilige und Werktägliche, Licht und Finsternis, Israel und die Völker, den siebten Tag und die sechs Werktage. Dann wird etwas Wein auf einen Teller geschüttet, und die Kerze, die der Kleinste bis dahin halten durfte, erlischt im Wein. Die Familie singt noch einmal von jüdischer Hoffnung und Erwartung in dem Lied des Propheten Elia, dem Vorboten des Messias."

Robert Raphael Geis, Vom unbekannten Judentum,
Freiburg 1961, 61 f mit Auslassungen

Mensch sein am Sabbat
"Am Sabbath ist der Mensch nichts anderes als Mensch. Er hat keine andere Aufgabe, als nur Mensch zu sein" (Erich Fromm). Dies bedeutet praktisch: "Verlangsame dein Leben. Denk an die Familie und an deine Freunde. Unternimm einen langen Spaziergang, singe Lieder, tanze, liebe, feiere, nimmt dir Zeit zum Beten, Meditieren und Studieren - aber nimm Dir zu allem reichlich Zeit."

The Jewish Catalog

Geschichte des Sonntags
Er wurde bereits von der frühen Christenheit neben dem jüdischen Schabbat als 'Tag des Herrn' gefeiert.

Der AUFERSTEHUNGSTAG wird sehr bald der ERKENNUNGSTAG der christlichen Gemeinde. An diesem Tag finden Versammlungen der Gemeinde statt, wird das Herrenmahl gehalten, werden Spenden eingesammelt und er gilt als Freudentag der Christen.

Bald wandelt sich die Bedeutung des Tages vom Gedenken an die Auferstehung hin zum Schöpfungstag und zum Erinnern an die Ausgießung des Heiligen Geistes.

Als christlicher Schabbat wurde der Sonntag in den ersten Jahrhunderten n i c h t und nirgends gefeiert!

Im Gegenteil: Der Sonntag galt als ein Beweis der christlichen Freiheiten vom jüdischen Gesetz. Heidenchristen sollten den jüdischen Schabbat nicht halten müssen. Mit der s t a a t l i c h e n Gesetzgebung nähern sich praktisch die Schabbatheiligung und die Sonntagsheiligung wieder sehr an.

Der römische Kaiser K o n s t a n t i n erhebt 321 den SONNTAG zum RUHETAG! Seit dieser Zeit - also seit 1678 Jahren - ist der Sonntag als christlicher Ruhetag gesetzlich geschützt!

Bei Konstantin sind am Sonntag Gerichtsverhandlungen verboten,
später wird alle Sklavenarbeit untersagt,
dann verbieten - besonders die Germanen - alle schwere körperliche Arbeit.

Konzile verhängen harte Strafen gegen die christlichen 'Sonntagsschänder'.

Noch heute wird 'unnötige knechtische Arbeit' als Vergehen im Sinne der Bibel bezeichnet (5. Mose 12 f)

Auch die Reformatoren wenden das Gebot der Schabbatheiligung auf den Sonntag an (Siehe "Großer Katechismus Luthers").

Sie betonen allerdings auch: Die Heilige Schrift habe den Schabbat abgetan und den Sonntag als Zeichen der Freiheit des Christen gestiftet (Siehe "Augsburgische Konfession").

Sehr bald setzt sich aber wieder die sehr strenge Sonntagsheiligung durch. Zahllose Polizeivorschriften können aber besonders im 18. und 19. Jahrhundert nicht verhindern, daß viele Menschen im beginnenden Industriezeitalter am Sonntag arbeiten müssen.

(nach: Religion in Geschichte und Gegenwart)

Artikel 140 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland bekräftigt die Gültigkeit des Art. 139 der Weimarer Verfassung:
"DER SONNTAG UND DIE STAATLICH ANERKANNTEN FEIERTAGE BLEIBEN ALS TAGE DER ARBEITSRUHE UND DER SEELISCHEN ERHEBUNG GESETZLICH GESCHÜTZT."

Sonntags-Wirklichkeit heute
"Nach einer Untersuchung des Kölner ISO-Instituts arbeiten heute etwa 15 Prozent der Erwerbstätigen regelmäßig am vermeintlichen Ruhetag. 1989 waren es in Deutschland noch etwa zehn Prozent. Neben den klassischen Bereichen der Sonntagsarbeit in Krankenhäusern, bei Polizei und Feuerwehr arbeiten auch Betriebe, für die eine Unterbrechung der Produktion aus technischen Gründen unzumutbar wäre, etwa Stahlkocher oder Chip- und Glasfaserproduzenten.

Vor zwei Jahren aber lockerte der Gesetzgeber in Deutschland die zuvor eng gefaßten Ausnahmeregeln für sonntägliche Industriearbeit. Seither ist die "kontinuierliche Produktion" auch aus wirtschaftlichen Gründen erlaubt, wenn teure, schnellebige Maschinen optimal genutzt werden sollen und ausländische Konkurrenz drängt.

In 175 weiteren Betrieben (so der Stand im Sommer 1995) rücken seitdem die Arbeitnehmer auch feiertags an. Nicht mehr als 0,5 Prozent der Arbeitnehmer seien davon bisher betroffen, argumentieren Politiker. Doch wirklich beruhigen können sie nicht, denn der Ausverkauf des Sonntags vollzieht sich scheibchenweise. Vor allem der Freizeitsektor verlangt nach immer mehr dienstbaren Geistern. Seit Anfang der achtziger Jahre prozessieren Besitzer von Videotheken, Saunen und Kosmetikstudios, Spielhallen und Tanzcafés, Veranstalter von Gebrauchtwagen- und Flohmärkten um sonntägliche Öffnungszeiten, mit wechselndem Ausgang.

In manchen Bereichen ist der Sonntag bereits abgeschafft, auch wenn er dem Namen nach noch existiert. An Tankstellen und auf Bahnhöfen, Messen und Ausstellungen, in Gaststätten und Fitneßcentern geht es geschäftig zu."

Hedwig Gafga, in Sonntagsblatt, 28.7.1996

Schuften am Sonntag
Über ein Viertel der etwa 1,4 Millionen Arbeitnehmer in Berlin ist über das Wochenende beruflich tätig. Laut einer Umfrage des Statistischen Landesamtes gaben 27,1 Prozent der Beschäftigten für den April 1998 an, auch an Sonntagen arbeiten zu müssen. Das waren 403 000 Menschen. Knapp 50 000 arbeiten ständig, 136 000 regelmäßig und 216 000 gelegentlich an diesem Tag.

Betroffen sind besonders Polizei und Rettungswesen, Krankenhäuser, die Gastronomie, der öffentliche Verkehr, Sicherheitsfirmen und die Medien. Arbeiten müssen Beschäftigte des Einzelhandels dort, wo es Sondergenehmigungen gibt, wie auf Bahnhöfen und Tankstellen. Ausnahmen gibt es auch im produzierenden Gewerbe, wo eigentlich nicht gearbeitet werden darf, etwa wenn Ausfallzeiten von Maschinen zu hohe Verluste einbrächten.

Nicht überall wird Wochenendarbeit gesondert vergütet. In der Hotel- und Gaststättenbranche sind 54 000 Menschen beschäftigt, die alle auch an Sonntagen arbeiten müssen. Peter Härig, Präsident der Hotel- und Gaststätteninnung: «Im Gastgewerbe gehört das zur normalen Arbeitszeit. Es gibt daher keine Zuschläge.» Die Arbeitszeit sei gleitend. Gesetzlich geregelt ist, dass alle auch einmal am Sonntag frei haben.

Auch Berliner Beamte, die für Sicherheit und Ordnung zuständig sind, müssen an Sonntagen Dienst tun. Sie erhalten allerdings Zuschläge in Höhe von 4,77 Mark pro Stunde. Von den 68 000 Berliner Beamten arbeiten an jedem Wochenende 6000, schätzt der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes in Berlin, Joachim Jetschmann und meinte: «In den Behörden wird es aber keine Öffnungen an Sonntagen geben.» Allerdings bemühe man sich um flexiblere Öffnungszeiten.

Regelmäßige Sonntagsarbeit ist ebenfalls für die 6600 Ärzte und 48 000 Schwestern und Pfleger der Berliner Krankenhäuser Alltag. Für viele Beschäftigte im Pflegebereich hat das aber auch einen positiven Effekt. Die Zuschläge an den Wochenenden bessern die nicht gerade üppigen Einkommen spürbar auf.

Das Personal in Warenhäusern ist bisher nicht zu überzeugen gewesen. Erst am Mittwoch lehnten Betriebsräte eine Sonderöffnung am Sonntag ab. Und Kaufhof konnte sonntags nur verkaufen, weil sich die Personalvertretung einem Schlichterspruch beugen musste.

Stefan Seewald, Berliner Morgenpost, 20.8. 1999

Bibelstellen zum Sonntag
Am ersten Tag der Woche, als wir versammelt waren, um das Brot zu brechen, lehrte Paulus.

Apostelgeschichte 20, 7

An jedem ersten Tag der Woche lege jeder von euch bei sich etwas zurück und sammele an (für die Gemeinde in Jerusalem).

1. Korintherbrief 16, 2

Am Tag des Herrn wurde ich (Johannes) vom Geist ergriffen.

Offenbarung 1, 10

3. Gebot: Du sollst den Feiertag halten
Der Geist des Herrn schwebt über einem Boot.
Dies liegt in einem Wellental,
im tiefsten Punkt,
in Ruhe.

Die Menschen genießen diesen Augenblick.
Kein Chef treibt sie zur Arbeit an,
kein entnervender Takt des Fließbands,
kein monotones Schwingen der Waschmaschine
und kein lästiges Telefon.
Es ist der Tag der Freude und der Ruhe.
Sie können aufatmen, dürfen ihren Hobbys frönen.
Sie haben Zeit füreinander,
für den Ehepartner, für die Kinder,
für die Freunde.
Sie haben Zeit für Gott.

Ein Rabbiner sagt:
"der Tag des Herrn gibt dir den Messias ins Herz.
Wenn du diesen Tag heiligst,
dann bist du König,
denn du bist mit allem verbunden.
Wenn du aber den Tag des Herrn nicht hälst, dann verfällst du einer geistigen Ausrottung."

Wir leben nicht,
um arbeiten zu können, -
sondern wir arbeiten,
um leben zu können.

Gott fordert mich auf: "Hetze ich nicht ab in pausenloser Arbeit.
Sei auch kein Opfer der Freizeitindustrie.
Gönne dir Stunden besinnlicher Ruhe und Freude.
Dann wirst du mich finden
und ich werde deinem Leben
Sinn und Erfüllung geben."

"Die zehn Gebote". Eine Dia-Meditation, Impuls-Studio, München



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