Informationen aus Israel

von Michael Krupp und Ulrich W. Sahm, Jerusalem

Fanatische jüdische Tempelgetreue wollen Bau des Dritten Tempels
Mehrere bekannte Rechtsgruppen in Israel, die seit langem versuchen, auf dem von Moslems verwalteten Tempelplatz in der Jerusalemer Altstadt Fuß zu fassen, haben eine Konferenz einberufen, um eine Bank zur Wiederaufrichtung des jüdischen Tempels zu gründen. Das eingesammelte Geld soll in Gold eingetauscht werden und im sogenannten "Tempelschatz" deponiert werden, bis die Zeit zum Bau des Tempels gekommen sei.

Vorsitzender der "Tempel-Schatz-Organisatuion" ist Jehuda Etzion, ehemaliges Mitglied des "Jüdischen Untergrundes", der 1980 unter anderem geplant hatte, die moslemischen Heiligen Stätten auf dem Tempelberg zu sprengen, um Platz für den jüdischen Tempel zu machen. Die Gruppe war seinerzeit zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Die "Bewegung zur Wiedererrichtung des (jüdischen) Tempels" plant für die Laubhüttenfest-Woche eine gigantische Zählung aller Priester und Leviten in Israel, um für die Wiedererrichtung des Dritten Tempels gerüstet zu sein. Die Zählung solle ihren Anfang auf einer Konferenz im Jerusalemer Kongreßzentrum nächste Woche nehmen, zu der mehrere Tausend Teilnehmer erwartet werden. Das Überraschende ist, daß nicht nur der recht kleine Kreis von Fanatikern der Bewegung den Aufruf zum Zensus unterschrieben hat, sondern auch bekannte Rabbiner und Parlamentarier der Siedlerbewegung wie der Abgeordnete Hanan Porat (Nationale Einheit).

Auf dem Kongreß wird es eine Einführung in die Gesetze der Priesterschaft geben, über die Reinhaltungsgebote, die für den Priester- und Levitendienst erforderlich sind, ihre rituellen Gewänder und dergleichen. Mehrere hundert Priester und Leviten sollen darin geschult werden. Vor dem Tempeleingang soll einer der Priester in traditioneller Priestertracht aufgestellt werden, der die jüdischen Besucher unterweisen soll, wie sie sich auf dem Tempelplatz zu bewegen haben und welche Teile des Platzes für Juden nicht betretbar sind.

Priester (Kohanim) und Leviten haben nach der Bibel den Tempeldienst zur Zeit des ersten und zweiten Tempels versehen. Sie haben die Opferhandlungen vorgenommen und für den Ablauf der liturgischen Handlungen der Gottesdienste im Tempel Sorge getragen. Durch die Jahrtausende haben sich im Judentum die Zugehörigkeit von Familien zur Priester- und Levitenklasse erhalten, was schon in der Namensgebung wie Kohn, Kühn, Katz oder Levi zum Ausdruck kommt. Fast ein Zehntel der jüdischen Bevölkerung gehört heute den Priester- und Leviten-Familien an. (Michael Krupp)

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Althebräische Inschriften gefunden
Bei Ausgrabungen im Hafenbereich der antiken Stadt Javne sind althebräische Inschriften aus dem 7 vorchristlichen Jahrhundert gefunden worden. Die Ausgrabungen finden neben dem heutige Chof Palmachim statt, zwischen Tel Aviv und Aschdod. Die althebräischen Inschriften finden sich auf verschiedenen Gebrauchsgegenständen, unter anderem auf einem Gewichtsstein. Neben den eindeutigen jüdischen Fundstücken weisen zahlreiche Fundstücke auch auf eine griechische und ägyptische Präsenz in dieser Gegend zu dieser Zeit hin.

Der Leiter der Ausgrabungen, Professor Moshe Fischer von der Universität Tel Aviv, bezeichnete die Funde als außergewöhnlich und wichtig zur Erhellung der damaligen Zeit, über die bisher wenig bekannt ist. Die Funde beweisen eine judäische Präsenz in dieser antiken Hafenstadt und damit den Versuch Judäas, einen Zugang zum Meer zu behalten. Bisher war von einer judäische Präsenz in diesem ehemaligen Philistergebiet nichts bekannt. Im siebenten vorchristlichen Jahrhundert, der Zeit des Propheten Jeremia, ringen Mesopotamien und Ägypten um die Vorherrschaft über den Raum Palästina. (Michael Krupp)

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Kein orthodoxer Widerstand gegen Abtreibungspille
Die Abtreibungspille RU-486 ist in Israel offiziell zwar noch nicht zu haben, aber die grundsätzlichen Vorbereitungen dafür stehen kurz vor ihrem Abschluß. Die Zulassung der Pille ist im Parlament beschlossen worden, es müssen aber noch eine Reihe technischer Vorraussetzungen geklärt werden, bevor die Pille auf Rezept und unter ärztlicher Betreuung zu erhalten ist. Von orthodoxer jüdischer Seite ist kein grundsätzlicher Widerstand dagegen zu erwarten, es gibt sogar orthodoxe Stimmen, die die Einführung der Pille, wenn eine Abtreibung nicht vermeidbar ist, begrüßen.

Der sefardisch-orientalische Oberrabbiner Elijahu Bakshi-Doron sagte vor der Presse, das jüdische Religionsgesetz sei grundsätzlich gegen Abtreibungen, in Fällen aber, wo sie erlaubt oder geboten sind, zum Beispiel bei der Gefährdung des Lebens der Mutter, sei die Pille besser als ein ärztlicher Eingriff. Die Pille könne jedenfalls nur erlaubt werden nach Rücksprache mit einem Rabbiner.

Die orthodoxen Abgeordneten haben bei der Abstimmung im Parlament um die Zulassung der Pille in Israel nicht für das Gesetz gestimmt, aber auch nicht dagegen. Der Abgeordnete der Liste "Vereinigtes Tora Judentum", Avraham Ravitz, sagte sogar im Parlament, er sei eher für die Pille als gegen sie, weil man die "am wenigsten für die Frau gefährliche Methode" anwenden müsse, falls eine Abtreibung geboten sei.

Mordechai Halperin, Gynäkologe und Vorsitzender des orthodox-ethischen Ausschusses, sagte, die Einführung der Pille sei zu begrüßen. "Medizinisch gesprochen schützt die Pille die Frauen und vermeidet Komplikationen, die durch einen chirurgischen Eingriff entstehen könnten. Finanziell ist die Pille von Vorteil, für beide, für den Staat und die Frauen, und in der Terminologie des jüdischen Religionsgesetzes ausgedrückt, ist die Pille erfolgreicher. ... Menschliches Leben steht an oberster Stelle im jüdischen Recht", sagte Halperin, "und einem Medikament, das Frauenleben weniger gefährdet, ist der Vorzug zu geben". Halperin forderte vor dem israelischen Parlament, über den Gesetzesantrag auf Zulassung der Pille noch hinauszugehen. Bei nötigen Abtreibungen sollten Ärzte angewiesen werden, der Pille den Vorrang vor allen anderen Mitteln zu geben. (Michael Krupp)

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Oberste Gericht verbietet jede Art von "Folter"
Das Oberste Israelische Gericht mit einer Starbesetzung von neun Richtern hat jede Art von Anwendung physischer Gewalt bei Verhören des israelischen Geheimdienstes angeordnet. Folter ist in Israel immer schon verboten gewesen, der Geheimdienst hatte aber die Anwendung "begrenzter physischer Gewalt" in Sonderfällen, die ihm durch frühere Gerichtsentscheidungen zugestanden worden war, nicht als Folter bezeichnet. Dies war von israelischen Menschenrechtsorganisationen nicht anerkannt worden. Sie bekamen jetzt vor Gericht Recht. Der Vorsitzende des Obersten Gerichts, Ahron Barak, begründete die Entscheidung mit der Notwendigkeit einer Demokratie, nicht alle Mittel anwenden zu können. Der Gerichtsentscheid benennt bei der Anwendung physischer Gewalt besonders heftiges Schütteln der Befragten, Schlafentzug, Aussetzung lauter Musik und Verharren langer Zeit in unbequemen Situationen. Alle diese Methoden galten bisher als erlaubt in Fällen, wo es sich um "tickende Bomben" handelt, wenn es also darum ging, einen Terrorakt durch Befragung von Mitwissern zu verhindern.

Israelische Menschenrechtsgruppen sprachen von 800 bis 1000 palästinenschen Gefangenen, die jährlich dieser Art Befragung ausgesetzt worden waren. Die israelischen Minister, Jossi Beilin (Israel Achad) und Jossi Sarid (Meretz), bezeichnete den Gerichtssbeschluß als Meilenstein in der israelischen Rechtsgeschichte und als eine überfällige Korrektur in der israelischen Demokratie. Oppositionskreise kritisierten den Gerichtsentscheid als Gefährdung der israelischen Sicherheit. (Michael Krupp)

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Islamische Bewegung: Terroranschläge widersprechen "den Prinzipien des Islam"
Die Vorstände der arabischen Gemeinderäte von Daburieh und Maschad in Israel, Faisal Azajeh und Mohammed Jusef Hassan, haben die jüngsten Terroranschläge von Tiberias und Haifa aufs schärfste verurteilt und Terroranschläge dieser Art als "gegen die Prinzipien des Islam" bezeichnet. Die drei Attentäter waren israelische Araber und stammten aus den beiden Ortschaften. Einer von ihnen, Amir Masalha, war laut Jerusalem Post der Imman der Moschee von Maschad gewesen.

Die Attentäter waren in "Arbeitsunfällen" in mit Sprengstoff beladenen Fahrzeugen umgekommen. In Tiberias war eine 70jährige jüdische Frau schwer verletzt worden. Alle drei Attentäter waren Mitglieder der "Islamischen Bewegung" in Israel gewesen, der stärksten religiös-politischen Gruppierung israelischer Araber. Auch alle Vorsteher der "Islamischen Bewegung" verurteilten die Attentäter und ihre Tat. Sie forderten die israelische Bevölkerung auf, von einigen "Irregeführten" keine falschen Schlüsse auf die gesamte arabische Bevölkerung in Israel zu ziehen.

Auch der israelische Ministerpräsident, Ehud Barak, warnte vor einer Verallgemeinerung, bezeichnete aber die Tatsache, daß israelische Araber sich zu solchen Taten hätten verführen lassen, als sehr ernst. Die richtige und sofortige Lösung dieses Phänomens in Kreisen der israelischen Araber sei "Erziehung, Erziehung und noch einmal Erziehung", sagte Hassan, "den Mitmenschen zu lieben und zu respektieren und die Werte von Zusammenarbeit zwischen Juden und Arabern im israelischen Staat zu fördern." Einige Minister Israels riefen dazu auf, mehr für eine echte Gleichberechtigung von Arabern und Juden in Israel zu tun. (Michael Krupp)

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Neuer Leiter des deutschen archäologischen Instituts
Der Archäologe Hanswulf Bloedhorn ist im Gottesdienst am Sonntag, den 19.9., in der Erlöserkirche in Jerusalem von Propst Ronecker und Oberkirchenrat Achilles aus Hannover feierlich als neuer Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts auf dem Ölberg in Jerusalem eingeführt worden. Bloedhorn war bisher Mitarbeiter am Tübinger Atlas für den Mittleren Osten, Abteilung Jüdische Diaspora und Jerusalem, von 1990 bis 1996 Leiter des Troja-Projekte und Herausgeber der Studia Troica, in den Jahren danach wieder Leiter eines Projekts zur Jüdischen Diaspora.

Bloedhorn ist Nachfolger von Professor Volkmar Fritz, Alttestamentler an der Gießener Universität. Die Neubesetzung der Stelle war nur möglich geworden durch eine finanzielle Unterstützung des deutschen Staates, da sich die Kirche nicht mehr in der Lage sah, die Finanzierung des traditionellen und angesehenen Instituts, dem solch wichtige Persönlichkeiten wie Gustaf Dalman, Albrecht Alt und Martin Noth vorgestanden haben, allein zu unterhalten. Die finanzielle Ausstattung ist allerdings derartig gering, daß davon weder Ausstellungen, der Ausbau der Bibliothek und Ausgrabungen finanziert werden können. Als Haupttätigkeitsgebiet des Instituts bleiben die traditionellen Lehrkurse, die durch den gesamten Nahen Osten führen und dem jungen Nachwuchs christlicher Archäologie die Möglichkeit zu einer Ausbildung vor Ort offen halten. (Michael Krupp)

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900 Jahre nach dem ersten Kreuzzug
Die deutschen Kreuzfahrer-Orden "erobern" wieder das Heilige Land. 1099, vor genau 900 Jahren, waren die Kreuzfahrer aus Europa eingefallen, um die Heiligen Stätten von den Muslimen zu "befreien". Fast zweihundert Jahre lang, bis 1291, währte die Herrschaft der Kreuzfahrer. Unter 15 Königen von Jerusalem wurden riesige furchterregende Burgen im vorderen Orient errichtet. Die Kreuzfahrer brachten europäischen Baustil mit und vermittelten orientalische Kultur und Fertigkeiten nach Europa.

Eine Mischung aus Nostalgie wegen des bevorstehenden Mileniums, Gedenken an die Einnahme Jerusalems vor 900 Jahren, Buße, Suche nach den eigenen Ursprüngen und Profilierung treibt die meist adeligen Ordensherren wieder zur Krippe ihrer Sehnsüchte. Die Johanniter, die Malteser, die Ritter vom Heiligen Grab und der Deutsche Orden schickte schon Abgesandte.

Die Johanniter und die Malteser sind schon seit Jahrzehnten im Heiligen Land tätig. Die Matheser tun Gutes, nicht mit dem Schwert sondern mit dem Skalpel. Sie unterhalten in Bethlehem ein vorbildliches Entbindungshospital. Die Johanniter haben in der Altstadt Jerusalems ihr altes Hospiz renoviert und besannen sich Anfang des Jahres der Sünde, die ihre Vorfahren an den orthodoxen Christen im Heiligen Land begangen haben. Die byzantinischen Christen haben sich bis heute nicht von dem Schlag erholt, den aus Westeuropa gekommene Kreuzritter den Statthaltern der christlichen heiligen Stätten erteilt haben. Im Büßergewand prozessierten Johanniter von der lutherischen Erlöserkirche, die Kaiser Wilhelm II in Kreuzfahreruniform vor hundert Jahren eingeweiht hatte, zum griechischen Patriarchat, um sich beim Patriarchen zu "entschuldigen". Es war ein Glück, dass die an fremdartige Prozessionen gewöhnten muslimischen Basarhändler in den langen schwarzen Kutten der Johanniter und an ihren typischen aufgestickten Kreuzen nicht jene Ritter wiedererkannten, die bei Juden und Moslems ein bis heute lebendiges Trauma hinterlassen haben. Christliche Wissenschaftler behaupteten zwar bei einer Konferenz über die Kreuzfahrer im Notre Dame Kongresszentrum, dass die zeitgenössischen Augenzeugenberichte über "knietiefe Blutströme in den Gassen Jerusalems" maßlos übertrieben gewesen seien. Doch die Kreuzfahrer kamen gewiß nicht als moderne "Unfallhelfer" nach Jerusalem.

Der Hochmeister des Deutschen Ordens, Abt Arnold Wieland O.T. aus Wien, kam zusammen mit dem Prior der deutschen Brüderprovinz, Pater Keindl und dem Geschäftsführer der Deutsch-Ordens-Werke Werner Conrad für 24 Stunden nach Akko im Norden Israels, um die mögliche Wiederentdeckung jenes Hauses zu prüfen, wo 1190 der Deutsche Orden als Hospitalbewegung gegründet worden ist.

Vier Wochen lang hat der Historiker Georg Philipp Melloni zusammen mit dem israelischen Archäologen Dr. Adrian Boas mit einer Probegrabung nach dem "Deutschen Viertel" der Kreuzfahrerzeit gesucht. Die Hafenstadt Akko (auch Saint Jean dŽAcre) war im dreizehnten Jahrhundert wesentlich größer, als angenommen. Historiker bezeugen, dass Akko damals die "größte Stadt Europas" war. Sie wussten, dass das "Deutsche Viertel", wo der Deutsche Orden gegründet worden war, außerhalb der inneren Stadtmauer lag. Aber der genaue Verlauf der "äußeren Stadtmauer" östlich der Stadt war unbekannt, weil ihre Steine in der osmanischen Zeit für den Wiederaufbau der Stadt verwendet worden seien. Mit über 120.000 Mark finanzierte der Deutsche Orden die Probegrabung.

"Wir suchen unsere eigenen Spuren", sagte stolz der Hochmeister, als ihm auf einem staubigen und ungepflasterten Parkplatz vier Erdlöcher gezeigt wurden. Arabische Arbeiter waren noch damit beschäftigt, zu den verzerrten Klängen ohrenbetäubend lauter arabischer Musik aus einem Transistorradio die Reste monumentaler Mauern freizulegen. "Unsere Theorie wurde über alle Erwartungen voll bestätigt", strahlte der Historiker Melloni und wies auf das typisch gelb und grün bemalte Essgeschirr aus der Kreuzfahrerzeit. Eine zerbrochenes Form aus Keramik diente zur Herstellung von Zuckerhüten: "Den Zucker brachten die Kreuzfahrer aus dem Orient nach Europa und machten damit große Geschäfte." Von einer lateinischen Inschrift in Marmor ist nur noch der letzte Buchstabe erhalten, ein "d".

Für den Hochmeister waren diese Funde eine Sensation. Der Deutsche Orden, heute in sechs Ländern tätig , betreibt allein in Deutschland hundert Krankenhäuser, Entziehungsheime und medizinische Einrichtungen. Für ihn bedeutet die Entdeckung des "deutschen Viertels" eine "Rückkehr zu den Quellen". Wegen der sentimentalen Verbindung zu der biblischen Hafenstadt plant der Deutsche Orden in Akko die Einrichtung eines Heimes für Obdachlose.

Unter den Kreuzfahrern erlebte Akko eine Blüte erlebte. Nach der Vertreibung der Kreuzfahrer, blieb Akko vierhundert Jahre lang zerstört und verlassen. Die Stadt versank im Sand. Erst unter den Osmanen wurde sie wieder aufgebaut.

Anhand der ungenauen mittelalterlichen Stadtpläne war es unmöglich, den Verlauf der zerstörten äußeren Stadtmauer zu rekonstruieren und die Lage des deutschen Viertels festzustellen.

Jetzt, nach der Wiederentdeckung des Viertels wird erwogen, in Kooperation mit der Universität Haifa die Ausgrabungen in den nächsten Jahren zu erweitern.

Einen Eindruck von der monumentalen Bauweise der Kreuzfahrer in Akko erhielten der Hochmeister und seine Delegation zuvor bei einer Führung durch den Untergrund der Stadt. Seit 1991 sind israelische Archäologen damit beschäftigt, riesige Hallen unter dem osmanischen Akko freizulegen. Die gesamte Kreuzfahrerstadt ist fast vollständig und in bestem Zustand unter der heutigen Altstadt erhalten. Nach der Vertreibung der Kreuzfahrer durch die Mameluken blieb der Hafen zerstört. Die Stadt versandete. Die Mameluken waren kein Seevolk und wollten eine erneute Landung der Kreuzfahrer verhindern.

Um jetzt die Kreuzfahrerstadt wieder freizulegen, müssen erst Betonsäulen in den Boden getrieben werden. Die heutige Altstadt hängt nun auf Stahlbalken, während unter ihr ein Hospital, das Gefängnis und sogar eine ritterliche Toilette mit mindestens fünfzig "Sitzplätzen" freigelegt wurden. Meterdicke Schichten von Sand und Schutt mussten abgetragen werden. Ab November soll die Kreuzfahrerstadt den "Pilgern des Jahres 2000" zugänglich gemacht werden.

Unterirdisch werden sie entlang der Läden der Kreuzfahrerstadt flanieren können. Ein schön gestalteter Saal unter der zerstörten St. Johannes Kirche sei eine Kapelle gewesen, behauptet der israelische Archäologe Eliezer Stern. "Die ist aber doch gar nicht geostet", wendet der Hochmeister ein. Doch der Israeli lässt sich durch die theologischen Einwände nicht beirren. Neben dem Eingang befindet sich eine Nische, in der mal eine Marienstatue gestanden haben könnte. "Als die Kreuzfahrer kamen, haben sie ein vorhandenes Gebäude als Kapelle eingerichtet, auch wenn es in die falsche Richtung schaute. Später haben sie dann eine Kirche mit Richtung Osten gebaut."

Der Hochmeister geriet in helle Aufregung, als der israelische Archäologe ihm an einer Säule eine steinerne Lilie zeigte. Das war in einem Saal der Johanniter.

Die Lilie war seit dem 4 Jahrhundert v. Chr. ein Symbol für Jerusalem. Schekelmünzen der Makkabäer beweisen das. Die Verwendung der Lilie in den Kreuzfahrersälen von Akko brachten den Hochmeister auf die Idee, dass die Lilie im Wappen des Deutschen Ordens nicht auf die christliche Ikonografie der Heiligen Maria zurückzuführen sei, sondern eher auf Jerusalem. "Wir wissen, dass Hermann Salzer als Repräsentant von Friedrich II in Jerusalem den alten Königspalast nahe der heutigen Zitadelle am Jaffator bezog. Seitdem wurden in das Wappen des Deutschen Ordens neben dem schwarzen Kreuz die Lilie und der Staufferadler aufgenommen", erzählt der Hochmeister und zeigt seinen Siegelring. Dieser Adler wurde später zum "Preussenadler".Auch das "Ritterkreuz", 1813 von Schinkel entworfen, war an das Kreuz des Deutschen Ordens angelehnt. (Ulrich W. Sahm)

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"Christliche Intifada" gegen Arafat
In der christlichen Kleinstadt Beth Jallah bei Bethlehem ist zu einer "Intifada gegen Arafat" aufgerufen worden. Anlaß für den Aufstand der Christen war die Bereitstellung eines Grundstücks. Darauf sollen Wohnungen für mehrere Tausend Mitglieder der Fatachpartei Arafats errichtet werden, also Muslime. Das würde den Anteil der Muslime in Beth Jallah von 20 auf 30 Prozent hochschnellen lassen. Neun Mitglieder des Stadtrats von Beth Jallah drohten, aus Protest zurückzutreten. "Wir wollen keine Entwicklung wie in Bethlehem, wo inzwischen 80 Prozent der Einwohner Muslime sind." Die Ratsmitglieder beschweren sich auch über mangelnde finanzielle Zuwendungen zu den Vorbereitungen zu den Milleniumsfeiern und Vetternwirtschaft zugunsten der "Ja-Sager" Arafats. Der PLO-Chef kümmere sich nicht wirklich um seine Bürger und befinde sich ständig auf Reisen im Ausland.

Der PLO-Chef ließ sich von dem Protest der Ratmitglieder von Beth Jallah nicht beeindrucken. Die Androhung eines Rücktritts verstand Arafat als vollendeten Rücktritt. Anstatt Neuwahlen auszurufen, wie das in einer Demokratie üblich wäre, ernannte Arafat seine eigenen Getreuen anstelle der aufmuckenden Ratsherren. Ähnlich ging Arafat vor, als das palästinensische Parlament versuchte, die Korruption in der Autonomiebehörde zu bekämpfen. Arafat blähte sein Kabinett auf 40 Minister auf, übergab jedem eine BMW-Limousine und brachte so seine Kritiker zum Schweigen.

Jene, die in Beth Jallah gegen die Politik Arafats demonstrieren wollten, seien nun ins Abseits gedrängt worden, klagt ein christlicher Sprecher, der namentlich nicht genannt werden wollte. (Ulrich W. Sahm)

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Westmauer ist "nicht heilig"
Die heiligste Stätte des Judentums, die Klagemauer in Jerusalem, sei "nicht heilig". Das behauptete Rabbi Jehoram Mazor, Generaldirektor der Vereinigung der Rabbiner des fortschrittlichen Judentums, die so genannten Reformjuden. Das in Israel allmächtige orthodoxe Judentum bekämpft die Reformjuden mit allen Mitteln.

In einem Diskussionsbeitrag in der Zeitschrift "Betelem" des Reformjudentums behauptete Mazor weiter, dass die Klagemauer von König Herodes errichtet worden sei, als er den Tempelplatz erweitert habe. Die Klagemauer anzubeten komme Götzendienst gleich. In Jerusalem gebe es bessere Stellen, wo man mit Inbrunst und in Ruhe beten könne.

In der gleichen Zeitschrift schrieben andere Rabbiner der Reformbewegung, dass es wichtig sei, ausgerechnet bei der Klagemauer zu beten. Die Stelle dürfe nicht den gewalttätigen und intoleranten Orthodoxen überlassen bleiben. "Wir dürfen ihnen heilige Stätten nicht kampflos überlassen. Ihr Hunger ist grenzenlos."

Gegenüber der israelischen Zeitung Maariv äußerte sich der ultraorthodoxe Gesundheitsminister Schlomo Benisri von der Schass-Bewegung "glücklich" über die ketzerischen Bemerkungen des Reformrabbiners Mazor. "Sie beweisen, dass die Religion der Reformisten nicht das Judentum ist." Die Reformjuden hätten jetzt ihre "Karten auf den Tisch gelegt" und bezeugt, dass sie bei der Klagemauer nichts zu suchen hätten.

Dieser Diskussion gehen jahrelange, zum Teil gewaltsame Zusammenstösse bei der Klagemauer voraus, wo Reformjuden unter Polizeischutz versuchten zu beten. Als "anstößig" empfinden orthodoxe Juden vor allem die Tatsache, dass bei den Reformjuden Frauen gleichberechtigt sind, sich in einen Gebetsmantel hüllen und gemeinschaftlich mit den Männern beten. Bei den Orthodoxen spielen Frauen keine Rolle beim Gebet und müssen sich von den Männern getrennt hinter einer Sichtblende aufhalten. Der Minister riet den Reformjuden, sich das große Theatergebäude oder vielleicht eine Tribüne im Fußballstadion als Gebetsort auszuwählen. (Ulrich W. Sahm)

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Schon vor zwei Millionen Jahre Menschen im Heiligen Land
Deutsche Archäologiestudenten haben in der Jordanebene eine Entdeckung gemacht, die als Weltsensation gilt: Schon vor zwei Millionen Jahren lebten Menschen im Heiligen Land. Es ist der älteste Nachweis menschlichen Lebens außerhalb von Afrika in jener Epoche.

Die Grabungen nahe Kibbuz Gescher auf dem Tel Ark el Achmar leitete der Paläonthologe der Hebräischen Universität, Professor Eitan Tschernow. Die Entdeckung wirft neues Licht auf die Wanderbewegung des Menschen von Afrika in Richtung Norden. Vor einigen Jahren wurde in einem Tal bei Haifa der bisher einzige "Treffpunkt" des Neandertalers mit dem Homo Sapiens gefunden, beides Ahnen des heutigen Menschen. Die Ausgrabungen in der Jordansenke beweisen, dass der Mensch im Nahen Osten etwa eine Millionen Jahre früher als in Europa auftauchte.

In der Grabungsstätte wurden Messer entdeckt. Sie werden dem "Homo Habilis", als dem "werktätigen Urmenschen" zugeschrieben, das erste menschliche Wesen, das Werkzeuge herstellte. Nach Angaben von Professor Tschernow sei dieser Frühmensch etwas kleiner als der moderne Mensch gewesen. Seine durchschnittliche Körpergröße habe bei 1,60 Metern gelegen. Er habe sich von gesammelten Früchten und möglicherweise von dem Fleisch toter Tiere ernährt. Jäger sei der Mensch damals noch nicht gewesen. Die Archäologen haben auch Elefantenzähne gefunden. In der heute extrem heißen Jordansenke fast ohne Vegetation muß es damals eine reiche Flora und Fauna gegeben haben.

Der bis dahin im Heiligen Land "älteste" entdeckte Mensch lebte vor "nur" anderthalb Millionen Jahren. Es handelt sich um den technisch höher entwickelten "Homo Arktus". Der lebte auf einem Hügel unweit von der Fundstelle des Homo Habilis lebte. (Ulrich W. Sahm)

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Holocaust Überlebende werden schäbig behandelt
"In keinem Land der Welt werden Holocaustüberlebende so schäbig behandelt wie ausgerechnet in Israel." Das sagte Dr. Natan Durst von Amcha, einer Organisation, die Holocaustüberlebenden und ihren Kindern psychologischen Beistand leistet.

Die Holocaustüberlebenden erhalten von Deutschland eine monatliche Rente in Höhe von 500 Mark. Diese Summe wird an jene Juden gezahlt, die zuvor keine Wiedergutmachung erhalten haben und mindestens sechs Monate in einem Konzentrationslager oder 18 Monate in einem Getto verbracht haben. Diese Abmachung ist vor einigen Jahren ausgehandelt worden, als Holocaustüberlebenden eine letzte Chance gegeben worden ist, Ansprüche anzumelden.

Die Summe liegt weit unter dem in Israel üblichen Existenzminimum. Die israelische Nationalversicherung jedoch beruft sich auf ein Gesetz, das es ihr "verbiete", einen Zuschlag an Versicherte zu zahlen, denen "Nebeneinkünfte" nachgewiesen werden könnten. Nachdem herausgekommen war, dass Holocaustüberlebende nur mit jenen 500 Mark auskommen müssen, hat die Nationalversicherung von einigen Überlebenden schon ausgezahlte Renten retroaktiv

zurückverlangt.

Der Sozial- und Arbeitsminister Eli Yischai versprach, die Angelegenheit zu prüfen und notfalls die Gesetze ändern zu lassen.

Im israelischen Rundfunk wurde ein verantwortlicher Beamter der Nationalversicherung zitiert, der sich um die Holocaustüberlebenden kümmert. "Was meinen Sie wohl, wie viel Geld der Staat Israel einspart, wenn wir diesen Leuten keine zusätzlichen Mittel auszahlen. Wir sollten da keine Präzedenzfälle schaffen.", habe der Mann gesagt. (Ulrich W. Sahm)

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Jordanien verzichtet auf Heilige Stätten
Jordanien verzichtet zu Gunsten der Palästinenser auf die Hüterschaft der Heiligen Stätten des Islam in Jerusalem. Das erklärte Jordaniens Regierungschef Abdel Rauf Awabde im arabischen Fernsehsender MBC.

König Hussein verzichtete 1988 auf das 1950 von Jordanien annektierte Westjordanland, behielt sich aber die Leitung der muslimischen Behörde "Wakf" vor. Israels Ministerpräsident Rabin bestätigte 1994 die jordanische "Hüterschaft" an den muslimischen Heiligen Stätten in Jerusalem. Moslems verwalten fast ohne israelische Einwirkung den ehemaligen Tempelberg, von den Moslems als "Berg des Herrn" bezeichnet, mit dem Felsendom und der El Aksa Moschee. Der Berg gilt als drittheiligste Stätte des Islam nach Mekka und Medina.

Für verantwortliche israelische Stellen kam die jordanische Ankündigung "nicht überraschend". Der jordanische König Abdullah wolle sich "mit allen Seiten gut stellen". Israel sei durch diese Ankündigung nicht zum Handeln gezwungen und werde möglicherweise nicht reagieren. (Ulrich W. Sahm)

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Neues Heim für "Jesusboot"
Mit einem Aufwand von etwa 3,5 Millionen Mark wird das vor einigen Jahren im Uferschlamm des See Genezareth wiederentdeckte Fischerboot aus der Zeit Jesu im November in ein neues "Heim" umziehen. Seit seiner Entdeckung befindet sich das Holzschiff, das dem Petrus gehört haben könnte und das Archäologen auf die Periode zwischen 50 vor Christi und 50 nach Christi datiert haben, in einer winzigen Hütte. Nicht mehr als 20 Personen finden darin gleichzeitig Platz. In dem neuen klimatisierten Gebäude werden alle 5 Minuten 50 Besucher das Boot besichtigen können, also etwa 5000 Menschen am Tag. Eine Sprecherin des Museums im Kibbuz Ginnossar behauptete, dass das Boot "keine heilige Stätte" sei. Deshalb gebe es keine Beschränkungen während der üblichen Gebetsszeiten. Der Besuch des historischen Bootes könne dazu dienen, die erwarteten Pilgerströme am See Genezareth zu "ventilieren", um Staus an den eigentlichen Heiligen Stätten zu vermeiden.

Das Holzboot sollte eigentlich Ende des Jahres in den Vatikan geschickt werden. Der Plan scheiterte jedoch an israelischen Widerständen und Verärgerung im Vatikan über nicht gehaltene israelische Versprechen. (Ulrich W. Sahm) [Siehe MD2/99, S. 34]

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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