Gottesdienstvorschlag zum "Tag des Judentums"

1. Eröffnung
GottesdienstleiterIn (L):

Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?

Alle: Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. (Ps 121,1f)

Lied: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, GL 258, EG 316/ 317, 1.-3. Strofe

1. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren,
lob ihn, o Seele, vereint mit den himmlischen Chören.
Kommet zuhauf, Psalter und Harfe wacht auf,
Lasset den Lobgesang hören!

2. Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,
der dich erhält, / wie es dir selber gefällt;
hast du nicht dieses verspüret?

3. Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet,
der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet.
In wieviel Not / hat nicht der gnädige Gott
über dir Flügel gebreitet!

2. Schuldbekenntnis
Alle: Herr, unser Gott,
wir bekennen vor dir, dass wir uns als Kirchen und oft auch als einzelne Christinnen und Christen schuldig gemacht haben an deinem Volk Israel.
Wir haben uns gerne die Gaben deines Volkes angeeignet -
den Bund, den Gottesdienst und die Verheißungen -,
aber mit ihm selbst wollten wir keine Gemeinschaft haben.
Mit tiefem Schmerz sehen wir die lange Spur an Blut und Tränen,
an namenlosem Leid und Tod durch die Jahrhunderte,
die Christen verursacht haben.
Wir bitten dich um dein Erbarmen und deine Vergebung.
Auch heute noch sind viele deiner Christinnen und Christen mit Blindheit geschlagen,
sodass sie nicht sehen, was du an deinem Volk und damit an allen wirken willst.
Öffne uns die Augen für das Geheimnis deiner Wege.
Wir bitten dich um dein Erbarmen und deine Vergebung.

Stille

L: Wo Schuld bekannt wird, ist Vergebung zugesagt. Hört die frohe Botschaft der Vergebung, die Gott uns durch die Worte des Profeten zusagt:
"Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden,
und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden." (Jes 1,18)

Lied: Lobe den Herren, EG 317, 5. Strofe "Lobe mit Abrahams Samen" (Diese Textfassung findet sich nicht im GL!)

5. Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen.
Alles, was Odem hat, lobe mit Abrahams Samen.
Er ist dein Licht,/ Seele, vergiss es ja nicht.
Lobende, schließe mit Amen!

3. Gebet
Gott unser Vater,
du hast die Welt erschaffen,
du hast gegenüber Noa für immer deine Treue zur Schöpfung bekräftigt.
Du hast Israel erwählt und mit ihm einen Bund geschlossen.
Du hast dein Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit
und hast ihm Erlösung geschenkt,
dein Bund hat ewig Bestand.
Du bist der Gott Abrahams und Saras,
der Gott Moses' und Miriams,
der Gott Davids und Salomos
der Gott von Ester, Judith und Ruth,
der Gott Jesu und seiner Mutter Maria.
Wir danken dir,
dass wir heute an deinen Heilstaten teilhaben dürfen,
die du an diesen Vätern und Müttern des Glaubens
und an ganz Israel für alle Völker geoffenbart hast.
Von Jerusalem kommt deine Weisung,
vom Zionsberg sprichst du Recht,
unter deiner Gerechtigkeit stehen alle Völker.
Führe und begleite uns auf diesem Weg
und gib uns Klarheit,
mit Israel das Licht deiner Weisung zu erkennen.
Amen.

4. Lesungen
In allen drei Lesungen - der alttestamentlichen sowie den beiden neutestamentlichen - ist die grundlegende und gleichbleibende Aussage: Gott hat Israel den Heiden zum Heil gesetzt. Aus Israel will er seinen Knecht berufen, nicht allein, um Israel zu sammeln, "es ist mir zu wenig ... ich habe dich zum Licht der Heiden gemacht, dass du seiest mein Heil bis an die Enden der Erde." Der greise Simeon darf den Berufenen noch schauen, seinen Knecht Jesus (Apg 3,13). Durch den Juden Jesus - seinen Knecht, den Gesalbten - will Gott die Heiden erleuchten zum Preise seines Volkes Israel. Wir - wir Heiden - aber sollen Gott loben um dieser seiner Barmherzigkeit willen mit uns Heiden und uns freuen mit Israel, dass Gott auch uns Heiden Heil bereitet hat aus Israel.

Wie konnten wir - wie dürfen wir das vergessen!

Anmerkung: Beim Gottesdienst selbst mögen die Texte aus einer Bibel vorgetragen werden!

1. Lesung: Jes 49,1-6

Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt. Er machte meinen Mund zu einem scharfen Schwert, er verbarg mich im Schatten seiner Hand. Er machte mich zum spitzen Pfeil und steckte mich in seinen Köcher. Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will. Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft umsonst und nutzlos vertan. Aber mein Recht liegt beim Herrn und mein Lohn bei meinem Gott. Jetzt aber hat der Herr gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht gemacht hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammle. So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt, und mein Gott war meine Stärke. Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heim zu führen. Ich mache dich zum Licht für die Völker; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.

Lied: Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all, EG 293, 1. Strofe

1. Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all, / lobt Gott von Herzensgrunde,
preist ihn ihr Völker allzumal, / dankt ihm zu aller Stunde,
daß er euch auch erwählet hat / und mitgeteilet seine Gnad
In Christus, seinem Sohne.

2. Lesung: Röm 15,5-13

Der Gott der Geduld und des Trostes schenke euch die Einmütigkeit, die Christus Jesus entspricht, damit ihr Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, einträchtig und mit einem Munde preist. Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes. Denn, das sage ich, Christus ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener der Beschnittenen geworden, damit die Verheißungen an die Väter bestätigt werden. Die Heiden aber rühmen Gott um seines Erbarmens willen; es steht ja in der Schrift: Darum will ich dich bekennen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen. An anderer Stelle heißt es: Ihr Heiden, freut euch mit seinem Volk! Und es heißt auch: Lobt den Herrn, alle Heiden, preisen sollen ihn alle Völker. Und Jesaja sagt: Kommen wird der Spross aus der Wurzel Isais; er wird sich erheben, um über die Heiden zu herrschen. Auf ihn werden die Heiden hoffen. Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, damit ihr reich werdet an Hoffnung in der Kraft des Heiligen Geistes.

Lied: Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all, EG 293, 2. Strofe

2. Denn seine groß Barmherzigkeit / tut über uns stets walten,
sein Wahrheit, Gnad und Gütigkeit / erscheinet Jung und Alten
und währet bis in Ewigkeit, / schenkt uns aus Gnad die Seligkeit;
drum singet Halleluja.

3. Lesung: Lk 2,28-32

Da nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.

5. Predigt
Glaubensbekenntnis
Stille

Lied: Wachet auf, ruft uns die Stimme, GL 110, EG 147

1. "Wachet auf", ruft uns die Stimme
der Wächter sehr hoch auf der Zinne,
"wach auf, du Stadt Jerusalem!
Mitternacht heißt diese Stunde",
Sie rufen uns mit hellem Munde:
"Wo seid ihr klugen Jungfauen?
Wohlauf, der Bräut'gam kommt,
Steht auf, die Lampen nehmt!
Helleluja!
Macht euch bereit / zu der Hochzeit,
Ihr müsset ihm entgegengehn!"

2. Zion hört die Wächter singen,
das Herz tut ihr vor Freude springen,
sie wachet und steht eilend auf.
Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig,
von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig,
ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf.
Nun komm, du werte Kron,
Herr Jesu, Gottes Sohn!
Hosianna!
Wir folgen all / zum Freundensaal
und halten mit das Abendmahl.

3. Gloria sei dir gesungen,
mit Menschen- und mit Engelzungen,
mit Harfen und mit Zimbeln schön.
Von zwölf Perlen sind die Tore*
an deiner Stadt; wir stehn im Chore
der Engel hoch um deinen Thron.
Kein Aug hat je gespürt,
kein Ohr hat mehr gehört
solche Freude.
Des jauchzen wir / und singen dir
das Halleluja für und für.

*Offb. 21,21
6. Fürbitten
Für die jüdischen Gemeinden in unserem Land: Herr gib ihnen Bestand und Wachstum in Frieden, damit sie Zeugnis für deinen Namen ablegen können. Für den Staat Israel: Wir hoffen und beten, dass in ihm die Gerechtigkeit aufblühe und im Land selbst und zwischen seinen Nachbarn sicherer Frieden werde. Für alle Menschen: Gott, erfülle deine Verheißung, dass Israel zum Heil der Völker werde. Für die Kirchen: Dass sie den Reichtum ihrer jüdischen Wurzel, aus der sie wachsen und genährt werden, mehr und mehr erkennen. Für die christlichen Gemeinden: Gott befähige uns zur Freude über Gottes Treue zu Israel. Für Juden und Christen: Gott schenke uns ein neues Miteinander zwischen Juden und Christen.

In Orten, an denen früher jüdische Gemeinden bestanden hatten, empfehlen wir eine Fürbitte speziell mit lokalem Bezug:

Als Jüdinnen und Juden aus unserer Stadt vertrieben wurden, als sie den Weg ins Exil oder in die Vernichtung gehen mussten, als ihr Gottesdienst, dich Gott hier zu ehren sein jähes Ende fand, haben die Christinnen und Christen hierzu geschwiegen. Sie haben es hingenommen oder sogar aktiv unterstützt. Herr gib uns die Einsicht, den Mut und die Kraft, unsere Verbundenheit mit Israel stets zu bezeugen und deine Treue zu deinem Volk zu bekennen.

7. Schluss
Vater unser

Segen

L: Der Herr segne dich und behüte dich,
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr hebe sein Angesicht über dich
und gebe dir Frieden. (Num 6,24-26)

Lied: Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit, EG 502

1. Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit!
Lob ihn mit Schalle, werteste Christenheit!
Er läßt dich freundlich zu sich laden;
freue dich, Israel, seiner Gnaden
freue dich, Israel, seiner Gnaden

2. Der Herr regieret über die ganze Welt;
was sich nur rühret, / alles zu Fuß ihm fällt;
viel tausend Engel um ihn schweben,
Psalter und Harfe ihm Ehre geben,
Psalter und Harfe ihm Ehre geben.

3. Wohlauf, ihr Heiden, lasset das Trauern sein,
zur grünen Weiden stellet euch willig ein;
da läßt er uns sein Wort verkünden,
machet uns ledig von allen Sünden,
machet uns ledig von allen Sünden.

4. Er gibet Speise reichlich und überall,
nach Vaters Weise sättigt er allzumal;
er schaffet frühn und späten Regen;
füllet uns alle mit seinem Segen,
füllet uns alle mit seinem Segen.

5. Drum preis und ehre seine Barmherzigkeit;
sein Lob vermehre, werteste Christenheitit.
Uns soll hinfort kein Unfall schaden;
freue dich, Israel, seiner Gnaden,
freue dich, Israel, seiner Gnaden!

Quelle: www.jcrelations.com/cjoesterreich

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