Informationen aus Israel

von Michael Krupp und Ulrich W. Sahm, Jerusalem

Innenminister erlaubt nicht religiöse Eheschließungen im Land
Der israelische Innenminister, Nathan Scharansky, hat bekanntgegeben, dass sein Ministerium in Zukunft auf Konsulaten in Israel geschlossenen Eheschließungen anerkennen wird. Damit ist es nicht mehr nötig, für Partner, die nach religiösem Recht in Israel nicht heiraten können, ins Ausland zu fahren. Damit können auch die ca. 300.000 als Juden nicht anerkannte Einwanderer aus den GUS jüdische Partner in Israel heiraten.

Damit hat das Innenministerium einen Bann des Innenministeriums der früheren Regierung, das in der Hand der orthodoxen Schas-Partei stand, aufgehoben kurz bevor das Oberste Gericht über die Rechtmäßigkeit dieses Bannes zu entscheiden hatte. Scharansky gehört der von russischen Einwanderern gebildeten Israel-Bealija-Partei an, die besonders am Wohl dieser Einwanderungsgruppe interessiert ist.

Die ausländischen Konsulate haben häufig nur das Recht, Eheschließungen vorzunehmen, bei denen wenigstens einer der Partner Staatsbürger des betreffenden Landes ist. Einige Länder, wie Zypern und Paraguay, erlauben allerdings auch Eheschließungen bei Paaren, von denen keiner Bürger des eigenen Landes ist.

Scharansky sagte, dies sei noch keine ideale Lösung. Bis zur Einführung eines zivilen Standesamtes (das es in Israel bisher nicht gibt) sei es ein weiter Weg, er ermögliche aber eine Lösung in den meisten der Fälle.
Michael Krupp
Interreligiöses Treffen in Nablus
Bei einem ersten Treffen der Israel Interfaith Association in der palästinensischen Stadt Nablus Ende Februar hat der Bürgermeister der Stadt, Rafan Shaka, den Besuch als Zeichen der Hoffnung für die zukünftigen Beziehungen von Israelis und Palästinensern bezeichnet angesichts des derzeitigen Stillstands politischer Verhandlungen. Die Palästinenser seien zu einem vollen Frieden bereit, Nablus werde sich freuen, in Zukunft Tausende Israelis zu empfangen und ihnen ihre "Stadt von Stolz und Ruhm" zu repräsentieren.

Der Bürgermeister betonte die guten Beziehungen innerhalb der verschiedenen Religionsgemeinschaften der Stadt, die zum größten Teil moslemisch ist mit einer kleinen christlichen Minderheit verschiedener Konfessionen und der alten biblischen Gemeinschaft der Samaritaner, die ihr Zentrum auf dem die Stadt überragenden Garizim-Berg haben. Die Stadt sei willens, interreligiöse Kontakte auch zum Judentum zu pflegen und begrüße deshalb den ersten Besuch einer religiös gemischten Gruppe aus Israel.

Shaka kündigte an, dass er einen der Ratsmitglieder der Stadtverwaltung mit der Pflege dieser Beziehungen betrauen werde und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass dieser Besuch nur der Anfang einer dauerhaften Begegnung ist. Für das nächste Jahr wurde die Abhaltung einer größeren Konferenz in der Stadt vereinbart, die von der Stadtverwaltung und der Interfaith Association gemeinsam veranstaltet werden soll.

Die ca. 40 Israelis trafen auf eine Gruppe ebensovieler Palästinenser, von denen die meisten Mitglieder der palästinensischen Friedensgruppe "Nablus Youth Federation" waren. Diese Gruppe umfasst 750 meist jugendliche Mitglieder und wurde 1995 gegründet als Kontaktadresse für israelische Gesprächspartner zur Normalisdierung der zwischenmenschlichen Beziehungen auf der unteren Ebene. In einer Diskussionsrunde wurden zuerst die gegenseitigen Vorwürfe jeder Gruppe gegen die andere ausgetauscht und anschließend nach Möglichkeiten gesucht, zu einer Verständigung zu kommen.

Der Höhepunkt war für die meisten Israelis ein Besuch in der Altstadt von Nablus, der sogenannten Kasba, Hauptkampfgebiet zwischen palästinensischen Jugendlichen und israelischen Soldaten in der Vergangenheit. Unter der kundigen Führung des Chefarchäologen der palästinensischen Regierung für Nablus, Ibrahim El-Fanni, besuchte die Gruppe letzte Ausgrabungen des alten biblischen Sichem und erhaltene Reste römischer Bauwerke, so das Theater und die Basilika, die heute die Hauptmoschee ist.

Die politischen Spannungen waren daran zu messen, dass es nicht möglich war, das antike Josef-Grab mitten im Herzen von Nablus aufzusuchen, das unter israelischer Verwaltung sich befindet und eine jüdische Talmudhochschule beheimatet. Die ganze Exkursion wurde von einem Trupp palästinensischer Polizisten begleitet, die für die Sicherheit in der Stadt zuständig waren.
Michael Krupp
Israel gibt Veröffentlichung der Eichmann Tagebücher frei
Israel hat Ende Februar die Tagebücher des hingerichteten "Architekten der Judenvernichtung", Adolf Eichmann, zur Veröffentlichuing freigegeben. Eichmann hatte die Tagebücher während seiner Haft in Israel nach seiner Verurteilung 1961 bis zu seiner Hinrichtung 1962 geschrieben. Eichmann-Richter Gideon Hauser hatte seinerzeit Premierminister David Gurion nahegelegt, die Tagebücher nicht zu veröffentlichen.

Die Tagebücher, die inzwischen computermäßig erfasst wurden, werden als erstes den Rechtsanwälten der Professorin Deborah Lipstadt übergeben, gegen die ein Verleumdungsprozess des Historikers David Irving läuft. Lipstadt hatte Irving in einem ihrer Bücher als "gefährlichen Sprecher im Dienst der Holocaust-Leugner" bezeichnet. Die Tagebücher sollen jetzt klären helfen, ob Hitler selbst nichts von der Judenvernichtung gewußt hat, wie Irving behauptet, der inzwischen eine gerichtliche Niederlage erlitt.

Eine Auslieferung der Tagebücher war vor Jahren von einem der beiden Söhne von Eichmann gefordert worden. Die Bitte wurde seinerzeit abgelehnt mit dem Hinweis, dass die Tagebücher nur einem Stab deutscher Wissenschaftler zur Verfügung gestellt werden sollten, die die Tagebücher veröffentlichen sollten. Der Fall Lipstadt hat die Prozedur um die Veröffentlichung beschleunigt.

Eichmann war seinerzeit vom israelischen Geheimdienst mit deutscher Hilfe in Argentinien aufgespürt, entführt und nach Israel gebracht worden. 1961 wurde er angeklagt, der Todesmaschinerie der Judenvernichtung geleitet zu haben. Er wurde anschließend zum Tode verurteilt und im Mai 1962 hingerichtet, als erster und bisher letzter in der über fünfzigjährigen Geschichte des Staates Israel. Der Text der Eichmann Tagebücher kann im Internet abgerufen werden.
Michael Krupp
Fond zum Aufbau des Dritten Tempels gegründet
Sechs rechts stehende jüdische Organisationen haben einen Fond zum Aufbau des "Dritten Tempels" auf dem moslemisch verwalteten Tempelberg gegründet. Als erste Aktivität hat der Fond den biblischen "Halbschekel" (7 gr. in Silber), die biblische Tempelsteuer, herausgegeben, der für umgerechnet 10 DM verkauft wird. Die eingenommenen Gelder sollen dazu dienen, die nötigen Vorbereitungen für den Bau zur Verfügung zu stellen wie später den Bau selbst zu bezahlen. Inzwischen hat der Fond eine Architektenwettbewerb ausgeschrieben.

Zum Vorsitzenden des Fonds wurde Professor Hillel Weiss aus der Westbank-Siedlung El-Kana gewählt. Die sechs Organisationen, alle durch frühere Tätigkeiten bekannt, sind: Das Tempelinstitut, die Bewegung zum Aufbau des Tempels, Hai wekajam, El Har Hamor, Zo Arzenu und Frauen für den Tempel. Auf den Kongressen der letzten Jahre haben diese Organisationen Tausende Leute zusammengebracht.

Nach der klassischen jüdischen Vorstellung wird der kommende Tempel nicht von Menschenhand gebaut, sondern mit dem Kommen des Messias vom Himmel heruntergebracht werden. Nach dem jüdischen Religionsgesetz ist es orthodoxen Juden untersagt, den Tempelberg zu betreten, da die Stätte des Allerheiligsten unbekannt ist und so durch Juden entweiht werden könnte. Gegen dieses Gesetz haben sich aber in der Vergangenheit prominente orthodoxe Juden ausgesprochen.
Michael Krupp
Grundsatzentscheidung des Obersten Gerichts gegen Apartheid
" Das israelische Oberste Gericht hat sich in einem Grundsatzurteil gegen jede Form von Apartheid ausgesprochen. Es hat dem Staat verboten bei Bodenverkäufen oder Vermietungen Bedingungen nationaler Art zu stellen. Es sei in einem jüdischen demokratischen Staat nicht erlaubt, irgendwelche Unterschiede zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen des Staates zu machen, so vier der fünf Richter.

Das Oberste Gericht war von der israelischen Bürgerrechts-Vereinigung im Namen des israelisch-arabischen Paares Adel und Iman Kadan aus dem Dorf Baqa el Garbija angerufen worden. Das Paar hatte in der jüdischen Gemeinschaftssiedlung Kazir im Norden des Landes ein Haus erwerben wollen, war aber von dem Dorfrat mit dem Bescheid abgewiesen worden, dass Kazir eine jüdische Siedlung sei und nur Juden offen stehe.

Die bisherige Praxis, die noch aus der vorstaatlichen Zeit stammt, war, Nationalböden nur an Juden weiterzugeben. Diese Praxis hat das Oberste Gericht jetzt als illegal erklärt. Der Parlamentabgeordnete, Chaim Druckman, von der Nationalreligiösen Partei, hat sofort nach Bekanntwerden des Urteils die Entscheidung gefällt wurde, scharf verurteilt und angekündigt, eine Gesetzesvorlage einzubringen, die den Entscheid des Gerichts aufhebt. Vertreter arabischer Partei haben das Urteil des Gerichts als Meilenstein auf dem Weg zur Gleichstellung der arabischen Bürger in Israel bezeichnet.
Michael Krupp
"Wiege des Christentums" - Milleniumsausstellung im Israelmuseum noch bis Oktober geöffnet
Ende März wurde im Israelmuseum in Jerusalem die - nach den Worten des Museumsdirektors, James Snyder - "größte und wichtigste Ausstellung des Museums im Rahmen der Milleniumszyklus" eröffnet worden. Die "Wiege des Christentums" zeigt in 300 Objekten aus 100 Fundorten den Rahmen zur neutestamentlichen Zeitgeschichte und den Prozess der Entwicklung des frühen Christentums bis zum Ende der byzantinischen Zeit bis zur Eroberung Palästinas durch die Araber. Eröffnet wurde die Ausstellung durch den Nuntius des Vatikans, Monsignore Pietro Sambi.

Gerade nach dem Papstbesuch, sagte Snyder auf einer Pressevorstellung, sei es nötig, das größer werdende Heer christlicher Pilger stärker zu berücksichtigen. Die Ausstellung richte sich aber auch an die vielen israelischen Besucher, um ihnen einen Einblick zu geben in die Bedeutung des Heiligen Landes für die Entwicklung des frühen Christentums.

Die Ausstellung gliedert sich in zwei Abteilungen. Die erste umfasst den archäologischen Befund zur Zeitgeschichte des historischen Jesus. Im Eingangsraum befinden sich eine Anzahl Ossuarien, Steinkästen für die Knochen der Verstorbenen, die alle neutestamentliche Namen aufweisen, fünfmal erscheint hier der Name Jesus, in seiner hebräischen Form "Jeschua", einmal heißt es sogar, "Jeshua bar Jehosef", Jesus Sohn Josefs, einen Namen wie ihn auch der historische Jesus getragen haben mag, bis er nach dem Tode Josefs nach jüdischen Brauch den Namen "Jesus Sohn der Maria" erhielt. Auch der Name Maria erscheint in mannigfacher Form, in der griechischen "Maria" und in der hebräischen "Miriam", jeweils in hebräischen Buchstaben. Neben Maria erscheint Martha, Johannes und Matthäus, Mattatja auf Hebräisch, in hebräischen und in griechischen Buchstaben.

Prunkstück dieser Abteilung sind auch die wichtigsten Rollen vom Toten Meer, die zu diesem Zweck aus dem benachbarten "Schrein des Buches" in den Weissbord Pavillion überführt wurden, der die Ausstellung beherbergt. Weitere Glanzstücke sind wichtige historische Inschriften, die in Israel gefunden wurden, wie die Tafel, die es Heiden bei Todesstrafe verbietet, über einen bestimmten Bezirk hinaus den Tempelplatz zu betreten - die einzige Todesstrafe, die Juden damals verfügen durften - oder die Inschrift, die Pontius Pilatus als römischen Prokurator erwähnt. Zu den Zeitzeugen der neutestamentlichen Geschichte gehört auch der in einem Ossuar gefundene von einem Nagel durchbohrte Knochen eines von den Römern Gekreuzigten und das Ossuar mit der Aufschrift des zur Zeit der Kreuzigung Jesu regierenden Hohenpriesters Kaiphas.

Im weiteren zeigt die Ausstellung dieser Abteilung Nachstellungen neutestamentlicher Szenen, so sechs große Steinkrüge, die an das Weinwunder zu Kana erinnern sollen und ein mit zeitgenössischem Geschirr gedeckter Tisch vom letzten Abendmahl Jesu. Dazu finden sich zahlreiche Münzen der Zeit, Gewichte, Öllampen und andere Gebrausgegenstände, die den Besucher in die Lage versetzen, sich die Zeit Jesu plastischer vorzustellen: die jüdische Umwelt des Jesus von Nazareth.

Die zweite Abteilung zeigt archäologische Funde aus der Frühgeschichte des Christentums. Die Madabakarte, der Mosaikboden einer Kirche in Transjordanien, ist nachgebildet. Er nennt alle heiligen Stätten der byzantinischen Zeit des heiligen Landes. In einer Multimediaschau kann sich der Besucher die einzelnen Orte ansehen, erhält darüber Pilgerberichte der alten Zeit und Lichtbilder von dem Aussehen der Orte heute.

Das meiste der Ausstellung nehmen die Fundgegenstände aus den ersten byzantinischen Kirchen ein. Hier ist zum Beispiel aus Fundstücken 10 verschiedener Kirchen ein Altarraum mit Altarschranke, Altar, Taufstein, Mosaiken, aufgefundenen Kreuzen, einer Kanzel, Reliquienschrein und verschiedenen Ritualobjekten nachgebildet. Das frühe Pilgerwesen ist an den vielen Pilgersouvenieren, die bei Ausgrabungen vor allem in Jerusalem gefunden wurden, dargestellt. Es findet sich eine Säule mit einer Vertiefung und der griechischen Inschrift "Stein vom Berg Golgatha". Viele Weiheinschriften in den Sprachen der alten Kirchen, wie sie in Jerusalem und anderenorts gefunden worden, sind zu sehen, zum Teil die ältesten Schriftdenkmäler dieser Völker überhaupt, wie eine armenische Weiheinschrift.

Die Ausstellung ist zweifellos die größte Ausstellung dieser Art mit Funden aus frühchristlicher Zeit, die jemals gezeigt wurde. Sie macht zugleich deutlich, dass kein anderes Land als Israel über eine so reiche Fülle von Gegenständen aus frühchristlicher Zeit verfügt. Viele der Fundstücke werden hier zum ersten mal einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Das Museum hat größte Anstrengungen unternommen, die Fundstücke zu restaurieren und für die Ausstellung herzurichten. Der langwierige Restaurierungsprozess hat auch das rechtzeitige Erscheinen des Kataloges verhindert. Er wird erst in einigen Wochen zur Verfügung stehen.

Die meisten Gegenstände gehören der Antikenbehörde des Staates, einige Dutzend sind aber auch Leihgaben anderer, besonders christlicher Museen der Stadt und des Auslandes. Die Ausstellung ist noch bis zum Oktober des Jahres 2000 geöffnet.
Michael Krupp
Ephraim Kishon auf Jüdischem Filmfestival ausgezeichnet
Der aus Ungarn stammende israelische Satiriker, Ephraim Kishon, dessen zahlreiche Satiren teilweise verfilmt wurden, ist bei der Eröffnung des Zweiten Jüdischen Filmfestivals in der Jerualemer Cinematheque mit dem Preis des Festivals für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Die Laudatio hielt der Schauspieler Haim Topol. Er und der Preisträger führten in Rede und Antwort ein improvisiertes Satire-Duell. Die wichtigsten Filme von Kishon und Topol werden im Laufe des Festivals unter der Rubrik Classics zu sehen sein.

Das jüdische Filmfestival wurde vor einem Jahr in Jerusalem unter anderen von der Cinematheque, einer religiösen Filmschule, dem Zentrum für religiösen Zionismus und Gescher, einer Organsiation zur Überbrückung des Gegensatzes von Religiösen und Säkularen in Israel initiiert. Lia van Leer, die Gründerin und Leiterin der Cinematheque, bezeichnete bei der Eröffnung den Film als eins der Medien, die in der Lage sind, die Konflikte zwischen Religiösen und Nichtreligiösen, sowie westlichen und orientalischen Juden in Israel zu überbrücken.

Auf das Problem Religiöse-Säkulare gingen auch die anderen Redner ein, unter ihnen der Oberrabbiner von Norwegen und Minister für Diaspora-Angelegenheiten in Israel, Michael Melchior. Auch der Premiere Film "Das Volk Israel lebt?" war diesem Konflikt gewidmet. Das Premierepupblikum war ganz im Gegensatz zum gewohnten Publikum der Hochburg des Säkularismus vorwiegend religiös-orthodox.

Das Filmfestival wird Klassiker und neueste Produktionen aus Israel und der Welt zu jüdischen Themen repräsentieren. Einen breiten Raum nimmt die Sparte "Die Bibel im Film" ein. Weitere Untergruppierungen sind u.a. "Orthodoxes Judentum in Israel heute", "Juden in der Diaspora" und "Jiddischkeit".
Michael Krupp
Neuer Streit zwischen Juden und Palästinensern um Heiligengrab
Rechtsextreme Juden und Palästinenser haben sich Ende April eine Schlacht geliefert um das Recht von Juden, am Grab Simons des Gerechten und des Nachmanides beten zu dürfen. Von jüdischer Seite nahm an dem Streit Benni Elon, Palamentsabgeordnete der rechts-außen Partei "National Union", von palästinensischer Seite der israelische Parlamentarier Ahmed Tibi von der "Bewehgung für arabische Erneuerung" und Feisal Husseini, palästinensischer Minister für Jerusalemangelegenheiten, teil. Die Polizei schlichtete den Streit und verfügte den status quo bis zu einer Entscheidung des israelischen Obersten Gerichts, das von palästinensischer Seite angerufen wurde.

Während das Grab des Nachmanides, eines spanisch-jüdischen Gelehrten, der im 13. Jahrhundert nach Palästina vertrieben wurde, als nicht authentisch gilt, wird die in der Nähe liegende Höhle als Grab des Simon des Gerechten, eines legendären jüdischen Gelehrten aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert, seit dem Mittelalter verehrt. Die Palästinenser argumentierten, dass das Gelände im alten Niemandsland zwischen Ost und Westjerusalem palästinensischer Privatbesitz ist und bisher nicht als heilige Stätte klassifiziert worden war.
Michael Krupp
Neues Museum für Yad Vashem
Mehr als zwei Millionen Besucher im Jahr 1999 allein hätten den Neubau zusätzlich zu dem bestehenden historischen Museum notwendig gemacht, heißt es in einer Mitteilung von Yad Vashem. In absehbarer Zeit werde es keine Überlebenden der Vernichtungs- und Konzentrationslager geben. Die haben durch persönliche Erzählungen ihre Erfahrungen während des Holocaust an die nachfolgenden Generationen weitergeben Künftig werden mordernste Technologien, Texte, Multimedia und Objekte die Geschichte der Judenvernichtung während des Dritten Reiches veranschaulichen.

Das neue Museum werde in der Form eines Dreiecks gebaut, 175 Meter lang und zum Teil unterirdisch in den Fels gehauen. So sollen die "langen Tage der Finsternis während des Holocaust" symbolisiert werden. Das neue Museum wurde vom Jerusalemer Architekten Moshe Safdie entworfen.

Die Finanzierung des Projekts wurde von der Wilf-Familie sichergestellt, Überlebende eines Arbeitslagers in Sibirien. An der Finanzierung beteiligt sind auch die israelische Regierung und die "Conference on Jewish Material Claims Against Germany".

In Yad Vashem entsteht so ein Museumskomplex, mit einer "Internationalen Schule für Holocaust Studien", im Dezember 1999 eröffnet, einem im März eröffneten Archiv- und Bibliotheksgebäude, der "Halle der Namen", dem "Museum für Holocaust Kunst" und einem Zentrum für visuelles Lernen.
Ulrich W. Sahm
Empörte Reaktionen auf "Kinderreichtum"-Äußerung
Die Erklärung des Justizministers Jossi Beilin gegen den Kinderreichtum, weil mehr als sechs Kinder eine Belastung für Familie und Gesellschaft bedeuten, haben einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der orthodoxe Abgeordnete Mosche Karni meinte, dass Kindersegen nicht nur mit wirtschaftlichen Maßstäben gemessen werden dürfe. Den Vorschlag, die Kindergelder zu kürzen und die Ehepaare zur Geburtenkontrolle aufzufordern, bezeichnete er als einen unziemlichen Eingriff des Staates in die Privatsphäre seiner Bürger.

Der fromme Minister Jitzchak Levy bezeichnete die Aussage Jossi Beilins als einen "stinkenden Vorschlag, der den Werten der jüdischen Religion und des Staates Israel" widerspreche.

Der weltlich liberale Abgeordnete Tommy Lapid begrüßte Beilins Aussage, denn die mehrheitlich weltliche Bevölkerung Israels könne nicht gezwungen werden, einen unkontrollierten Geburtenboom bei den ultraorthodoxen und bei muslimischen Arabern zu subentionieren. Lapid beklagte, dass die meisten Ultraorthodoxen weder arbeiten, Militärdienst leisten noch Steuern zahlen. Sie leben von der Sozialfürsorge und liegen dem Steuerzahler auf der Tasche. Ihre unverantwortlichen vielen Kinder seien von vornherein zu Armut und schlechten Lebensbedingungen verurteilt.

Weiter sagte Lapid, dass beide Gruppen "aus politischen Gründen" bis zu 17 Kinder pro Familie auf die Welt brächten. Die Ultraorthodoxen wollten so Israels Weg zu einer jüdischen Theokratie beschleunigen, während die Araber das demographische Gleichgewicht zwischen Juden und Arabern zu ihren Gunsten verändern wollten.
Ulrich W. Sahm
Oberstes Gericht vertagt Konversionsurteil
Das Oberste Gericht Israels hat überraschend einen Prozess zur Frage der Anerkennung von Konversionen zum Judentum vertagt. Mehrere Menschenrechts- und Frauenorganisationen haben einen Prozess gegen den Staat vor elf Richtern des Obersten Gerichts angestrengt, um Klarheit in der Frage der Anerkennung nicht-orthodoxer Religionsübertritte zum Judentum zu erhalten.

Der Übertritt zum Judentum wird in Israel allein von orthodoxen Rabbinern vorgenommen. Übertritte durch konservative, reformistische oder andere Rabbiner werden nicht anerkannt. Für israelische Bürger, deren Zugehörigkeit zum Judentum umstritten oder unklar ist, kann das weit reichende und zum Teil schicksalhafte Folgen haben. Sie können in Israel nicht heiraten, weil das Standesrecht allein von den jeweiligen anerkannten Religionsgemeinschaften ausgeführt wird. Sie können nicht einmal begraben werden, weil es keine neutrale staatliche Friedhöfe gibt. Das Problem der "nichtjüdischen Juden" wurde akut durch die Masseneinwanderung aus Russland. Die Rabbiner zweifeln auch die Zugehörigkeit der 80.000 nach Israel eingewanderten äthiopischen Juden an und zwingen sie zu einem nachträglichen Übertritt.

Zu Beginn der Debatte kritisierten die Richter den Brauch der Rabbiner, Eltern von adoptierten Kleinkindern zu zwingen, einen Nachweis ihrer Frömmigkeit zu bringen, ehe sie bereit sind, die Kleinkinder zu Juden zu erklären. "Das ist ein Versuch, die Eltern zur Orthodoxie zu zwingen und hat nichts mit dem Adoptivkind zu tun." Wenig später erklärte Oberrichter Barak, "mit anderen Dingen beschäftigt zu sein". Er vertagte die Fortsetzung des Prozesses, ohne ein Datum zu nennen. Die Kläger und die angeklagten Vertreter des Staates äußerten sich gleichermaßen überrascht. "Wahrscheinlich wollen die Richter Zeit gewinnen, weil sie meinen, dass die Politiker eine Lösung des Problems finden sollten", sagte einer der Kläger.

Die Konversion zum Judentum gilt als eine "existenzielle Frage" des Staates Israel, denn an ihr entscheidet sich, wer überhaupt Jude ist und das automatische Recht zur Einwanderung nach Israel erhält.
Ulrich W. Sahm
Frauen dürfen mit Gebetsmantel an Klagemauer beten
Frauen dürfen künftig in einen bisher nur für Männer vorbehaltene Gebetsmäntel gehüllt beten und "laut" aus der Tora, den fünf Büchern Moses, lesen. Jüdisch konservative Frauen hatten beim Obersten Gericht eine Klage auf Gleichberechtigung und Religionsfreiheit an dem wichtigsten Heiligtum des Judentums, der Klagemauer in Jerusalem, eingereicht. Die jüdische Orthodoxie hält in Israel ein Monopol und verhindert jegliche "moderne Strömungen" im Judentum, gemäß ihren neuen Sitten und Gebräuchen an der Klagemauer zu beten.

Das Oberste Gerichte hatte überraschend den konservativen Klägerinnen recht gegeben. Orthodoxe Rabbiner wandten ein, dass die Klagemauer die "wichtigste Synagoge der Welt" sei und dass sie weiter gegen die Einführung von "ketzerischen Werten, die das Judentum zerstören könnten" an diesem heiligen Ort kämpfen würden.

Der Versuch von Reformjuden und Konservativen, Frauen wie Männer in Gebetsmäntel gehüllt an der Klagemauer beten zu lassen, hatte in der Vergangenheit zu gewalttätigem Widerstand orthodoxer Juden geführt. Allein Männer dürfen in orthodoxen Synagogen aus der Tora lesen und öffentlich beten. Die Frauen halten sich auf einer durch Vorhänge oder Gitter verhüllten Frauenempore auf. Ihnen ist traditionell die Beteiligung am Gottesdienst verboten.
Ulrich W. Sahm

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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