Informationen aus Israel

von Michael Krupp und Ulrich W. Sahm, Jerusalem

Internationale Schule für Holocaust-Studien in Jerusalem eröffnet
Die Forschung- und Gedenkstätte zum Holocaust in Israel, Jad Waschem, hat ihre Tätigkeit international ausgeweitet. Auf dem Gebiet der Gedenkstätte in Jerusalem wurde eine Internationale Schule für Holocaust-Studien eröffnet. Der Direktor der neuen Schule, Motti Shalem, gab bekannt, dass 100.000 Studenten und Lehrer und 50.000 Soldaten in den nächsten Jahren an dem Erziehungsprojekt teilnehmen werden. Aber auch Lehrer und Studenten aus dem Ausland werden in besonderen Schulungsprogrammen ausgebildet werden. Unter den sieben Unterrichtssprachen ist nach Auskunft der Sprecherin von Jad Waschem, Lisa Davidson, auch Deutsch.

Die Finanzen zu dem Unternehmen, bisher 6,5 Millionen Dollar, wurden von dem amerikanischen Millionär Jack H. Pechter, Direktor der TriStar Management Inc., zur Verfügung gestellt. Auch das Archivgebäude der Forschungsstelle wird zur Zeit vergrößert in Erwartung Abertausender Dokumente zum Holocaust aus Osteuropa. Auch die Austellungsfläche des Museums wird zur Zeit beträchtlich erweitert. (Michael Krupp)
Götze Weihnachtsbaum - Streit um ein christliches Symbol in Israel
Die Entscheidung des israelischen Oberrabbiners, Israel Lau, keine Weihnachtsbäume in Hotels zuzulassen, hat Empörung bei Christen und Juden hervorgerufen. "Kreuz und Weihnachtsbaum" seien für Juden verboten, hatte der Oberrabbiner erklärt und deshalb werde Hotels, die den Weihnachtsbaum aufstellten, die Lizenz als erlaubte Herberge für religiöse Juden, die Kaschrut, entzogen.

"Wir leben in einer multi-religiösen Gesellschaft", empörte sich dagegen der lutherische Bischof, Munib Jounan. Touristen seien Christen, Moslems und Juden und alle hätten ein Recht, sich in ihren Hotels zu Hause und akzeptiert zu fühlen. Auch Rabbiner wandten sich gegen die Engstirnigkeit des Oberrabbiners. Der ehemalige Oberrabbiner von Irland und jetzige Direktor der Anti Defamation League in Israel, David Rosen, sagte, es sei schade, dass die oberste religiöse Behörde in Israel nicht den Entscheidungen der früheren Oberrabbiner in Israel folgten, die entschieden hätten, dass die Christen keine Götzenanbeter seien. "Wir sind verpflichtet, die zivilen Rechte und Freiheiten der christlichen Bürger im jüdischen Staat zu verteidigen", sagte Rosen wörtlich. (Michael Krupp)
Interreligiöse Konferenz in Nazareth als Auftakt zum Millennium
Kurz vor Weihnachten und am Ende des alten Millenniums hat am Wochenende in Nazareth eine interreligiöse Konferenz stattgefunden unter dem Thema "Nazareth und Jerusalem". Veranstalter waren die Israel Interfaith Association und die Konrad Adenauer Stiftung. Ehrengast war das Oberhaupt der größten Kirche in Israel, Erzbischof Butros Muallem von der griechisch-katholischen Kirche. An der Konferenz nahm auch ein Professor aus Jordanien teil, Mohanna Hadad, der über das Bild der Juden in der islamischen Geschichte sprach.

Die größte Debatte löste das Eingangsreferat des Jerusalemer protestantischen Theologen Michael Krupp aus, der über die Rivalität von Nazareth und Bethlehem als Städte Jesu im Neuen Testament sprach. Nazarether Christen verteidigten die hervorragende Rolle Nazareths gegenüber Bethlehem gegen Vertreter der katholischen Kirche und von Freikirchen aus Jerusalem. An einem Pannel über die religiöse Bedeutung Jerusalems für die drei monotheistischen Religionen beteiligte sich auch Rabbiner Benny Lau, der Neffe des israelischen Oberrabbiners Israel Lau.

Die 100 Teilnehmer besuchten auch die umstrittene Stelle zwischen Christen und Moslems, den Platz zu Füßen der Verkündigungskirche, auf dem im Jahr 2001 eine Moschee gegen den Willen des Vatikan gebaut werden soll. Am Freitag Mittag hatten sich hier zahlreiche Moslems zum Gebet versammelt. Der ganze Platz war mit Teppichen ausgelegt, während das illegal errichtete Versammlungszelt unaufgerichtet am Boden lag.

Im Streit zwischen Moslems und Christen erwies sich die Konferenz wenig von Nutzen. Während einige Moslems am Gebet vor der Kathedrale teilnahmen, waren die befragten christlichen Teilnehmer nicht bereit, sich öffentlich zu den Vorgängen zu äußern.

Die Konferenz fand in einem kirchlichen Zentrum auf dem Nazareth überragenden Berg statt, von dem einst die Bürger Nazareths gemäß dem Lukasevangelium (Kapitel 4) Jesus in den Abgrund werfen wollten. Heute steht auf der höchsten Stelle eine Moschee, deren Muazin die Konferenz zeitweise an Lautstärke übertraf.

Wenigstens zwischen Juden und Christen endete die Konferenz versöhnlich, als einer der jüdisch-orthodoxen Teilnehmer bekannte, er habe nicht gewußt, dass die hebräische Aussprache des Namens Jesu, Jeshu, eine Beleidigung für die Christen sei, wie es der christliche Referent Abbuna Elias Chaqour im Rundgespräch erklärt hatte. Er jedenfalls werde in Zukunft statt Jeshu immer Jeshua sagen. Angesichts des gewählten Zeitpunktes und des gegenwärtig besonders im Medieninteresse stehenden gewählten Ortes fand die Konferenz auch ein stärkeres Echo im israelischen Radio und Fernsehen. (Michael Krupp)
Offiziell: Papsbesuch im März in Israel, Jordanien und Palästina
Das Amt des israelischen Ministerpräsidenten hat offiziell bekanntgegeben, dass der Papst vom 21. bis 26. März Israel, Palästina und Jordanien besuchen wird. Eine Delegation des Vatikans unter der Leitung von Pater Roberto Tukki, dem vatikanischen Verantwortlichen für den Papstbsuch, hat gerade eine einwöchige Vorbereitungstour abgeschlossen, wobei sie auch mit den wichtigsten israelischen Vertretern des Staates zusammengetroffen ist. Das Außenministerium nannte die offizielle Verlautbarung bevor sich der Vatikan dazu geäußert hat einen "diplomatischen Fauxpas".

Nach der Meinung des israelischen Botschafters beim Vatikan, Aharon Lopez, wird der Höhepunkt "von unserer Sicht aus" ein Besuch des Papstes in der Holcaust Gedenkstätte Jad Waschem sein. Der vatikanische Botschafter in Israel, Nuntius Pietro Sambi, sagte, der Papst werde auch mit den beiden Oberrabbinern zusammentreffen, höchstwahrscheinlich an der wichtigsten heiligen Stätte des Judentums, der Westmauer des Tempels, der sogenannten Klagemauer.

Der Papst wird nach seiner Ankunft, am Purimsfest, zuerst in der Geburtskirche in Bethlehem eine Messe lesen, danach die Grabeskirche und andere heilige Stätten in Jerusalem und schließlich die Verkündigungskirche in Nazareth besuchen. Der Papst wird auch an der Taufstelle Jesu im Jordan untertauchen. Es ist noch nicht klar, für welche Taufstelle sich der Papst entscheiden wird. Bisher gab es nur einen Papstbesuch im heiligen Land, den Besuch Paul VI im Januar 1964. (Michael Krupp)

Weihnachten in Bethlehem 1999/2000 schöner als je zuvor
Bajis Ismail, der Generaldirektor des palästinensischen Tourismus- und Antiquitäten Ministeriums ist sehr zufrieden. Von seinem Büro im fünften Stock in der Manger-Straße übersieht er eine im Bau befindliche Stadt. Die Hotelbettenzahl hat sich im letzten Jahr mehr als verdoppelt und umfaßt heute 2500 Betten. Und alles ist für Weihnachten ausgebucht. Also wieder hätte Josef nur in einem Stall Unterkunft gefunden. Aber Herr Ismail beruhigt, es gibt noch die 4000 Betten in Ostjerusalem.

Auch die Ladenbesitzer sind optimistisch. Es sieht so aus, als würde es jetzt mit der kleinen Stadt um die Jahrtausendwende endlich aufwärts gehen. Der Manger Square (Krippenplatz) ist rechtzeitig zum Jahrtausendsfest fertig geworden, eine fußgängerfreie Zone. Unten in der Stadt gibt es einen Parkplatz für über 100 Busse. Die Parkgebühr beträgt 50 Dollar. Dort, wo die Polizeistation war, ist ein neu renoviertes "Friedens-Zentrum" errichtet. Vor der 1500 Jahre alten Geburtskirche ist eine Riesenbühne errichtet, die in ihren Ausmaßen und Aufbauten die jetzt kleiner wirkende ehrwürdige Kirche überragt. An der Seite ist ein riesiger Bildschirm, auf dem die Mitternachtsmesse für die übertragen werden wird, die in der Kirche keinen Platz finden. Viele internationale Chöre werden auf der Bühne ein Weihnachtskonzert geben. Warme Kleider wird empfohlen. Alkohol ist verboten.

Das übrige Bethlehem wirkt immer noch wie eine Baustelle. Die reichen Nationen der Welt haben sich die Stadt aufgeteilt, jede Nation hat eine Straße oder ein Straßenlabyrinth übernommen und mit den Restaurationsarbeiten begonnen. Manches ist schon fertiggestellt. Einige der mittelalterlichen Häuser sind für Besucher zugänglich und zeigen, wie schön orientalische Architektur sein kann. Bethlehem verspricht, eine sehr schöne Stadt zu werden, die sich sehen lassen kann.

Die Israelis sind an der Grenze zwischen Jerusalem und Bethlehem kurz vor dem wie eine Festung ausgebauten Rahelsgrab erst in den Anfangsstadien eines mehrspurigen Grenzübergangs, der die Abfertigung der vielen erwarteten Besucher beschleunigen soll. Aber der palästinensische Generaldirektor ist optimistisch, es wird keine Staus geben. "Israelis und wir", sagt er, "sitzen im selben Boot, wir brauchen die Touristen und Pilger. Die zu erwarteten Gäste sind Gäste von uns beiden, Palästinensern und Israelis, wir werden sie gemeinsam empfangen." Eine gemeinsame Kommission habe alle Probleme beseitigt, es werde einen unbürokratischen Grenzübergang geben.

Die Stadt ist reichlich dekoriert, viel farbenprächtiger als in den letzten Jahren und weniger kitschig. Auch politische Parolen oder Bilder des Rais, des Palästinenserchefs Jasser Arafat, sind kaum zu sehen. Es soll ein religiöses Fest werden, betont Herr Ismail.

Aber Arafat wird seine Aufwartung machen wie in den letzten Jahren und die zu erwartenden VIPs persönlich in der Geburtsstadt Jesu begrüßen. Sie werden im vornehmsten Hotel untergebracht werden, im gerade fertig gestellten Intercontinental. Prominentester Gast wird am abendländischen Heiligen Abend der spanische Ministerpräsident sein, am orthodoxen Weihnachtsfest der russische Präsident.

Überall in der Stadt sieht man reichlich geschmückte Weihnachtsbäume. Sie symbolisieren die islamisch-christliche Einheit, sagt uns ein moslemischer Stadtbewohner. Sogar in Gaza gebe es einen riesigen geschmückten Weihnachtsbaum vor der Stadtverwaltung, obwohl es unter der 1 Million Einwohner im Gazastreifen nur 3000 Christen gibt.

Ein Problem wird auch die palästinensische Verwaltung zur Jahreswende haben, den Auftritt verrückter Christen. Einen Tag vor Heiligabend meldete der israelische Rundfunk, das wieder ein amerikanischer Prediger in den Straßen Bethlehems von der palästinensischen Polizei in Gewahrsam genommen worden sei. Er nennt sich Bobby Bible und stammt aus Los Angeles und verkündet die Ankunft Christi für den 1. Januar 2000. Die Palästinenser haben ihn nach Israel abgeschoben. Auch in der letzten Woche wurden zwei Amerikaner in der Stadt aufgegriffen, die Flugblätter verteilten, auf denen sie den Weltuntergang zur Millenniumswende ankündigten.

* 15.000 Touristen und Pilger waren zum Weihnachtsfest in Bethlehem erschienen, weit weniger als die 60.000, die die palästinensischen Behörden erwartet hatte für das letzte Weihnachten vor dem Millennium, eine Reihe hervorragender Staatschef, die das Christfest in Bethlehem feierten, machten diese Schönheitslücke aber wett. Die Staatschefs von Italien, Spanien und Marokko, sowie der Präsident von Uganda trafen vor den Feierlichkeiten mit Palästinahaupt Jasser Arafat zusammen und bekamen eine Einführung in die gegenwärtige Situation.

Arafats christliche Frau, Suha, begrüßte den lateinischen Patriarchen mit den Worten: "Wir hoffen, dass das neue Millennium unterschiedlich vom jetzigen sein wird, mit einem palästinensischen Staat, mit Jerusalem als seine Hauptstadt." Der Patriarch, Michel Sabach, der erste Palästinenser in diesem Amt, betonte in seiner Ansprache in der Mitternachtsmesse, dass Frieden "in unserem Kontext" die Wiederherstellung der Würde und der Rechte der palästinensischen Flüchtlinge mit einschließt, sowie die Befreiung der palästinensischen Gefangenen und die Achtung des heiligen Charakters Jerusalems.

"Frieden mit dem palästinensischen Volk bleibt das Herz der Probleme", sagte der Patriarch, "und ist die entscheidende Vorbedingung für einen all umfassenden Frieden in der Region. In unserem Heiligen Land, und in der ganzen Region, beten wir, dass der Friede zu einer gerechten Lösung kommen wird, für Palästinenser und Israelis." Den Bürgern Nazareths, Christen wie Moslems, wünschte er eine echte Versöhnung, anspielend auf den Konflikt zwischen Moslems und Christen in dieser Stadt, die seit Jahren über den Bau einer Moschee am Fuße der Verkündigungskirche in Konflikt liegen.

Als gutes Omen für eine Versöhnung in Nazareth war ein gemeinsamer Trommler und Pfeiferchor moslemischer und christlicher Pfadfinder, die durch die Straßen der Stadt zogen zu Ehren von Weihnachten und dem moslemischen Fastenmonat Ramadan. (Michael Krupp)

Szenen vom Jahreswechsel in Israel
Entgegen allen schwarzen Vorhersagen haben die zweitausend von einem Hebroner Tierhändler gesammelten Tauben nicht enttäuscht. Genau zum Jahreswechsel wurden sie in Bethlehem freigelassen. Trotz der finsteren Nacht entschwanden sie im Himmel. Vielleicht waren sie auch von dem langen Feuerwerk verschreckt, das Bethlehem, wo vor 2000 Jahren alles begann, ins Zentrum der Millenniumsfeiern im Heiligen Land rückte. Enttäuscht waren wieder die Organisatoren, denn es waren kaum Touristen gekommen.

In Jerusalem herrschte Tristesse. Bei der Altstadt von Jerusalem, und nur dort, gab es ein wenig festliche Straßenbeleuchtung mit dem Halbmond. Die hatte die Stadtverwaltung freilich zu Ehren des muslimischen Ramadan-Monats aufgehängt. Die ultraorthodoxen jüdischen Viertel waren wie an jedem anderen Sabbat mit Polizeigittern abgesperrt. Die orthodoxen Juden nahmen keinerlei Kenntnis vom "Zivilkalender", der die "Vorwahl" wechselte.

Bei der katholischen "Kirche der Nationen" im Garten Gethsemane hatten sich etwa dreitausend Christen eingefunden. Nach einem Mitternachtsgottesdienst zogen sie mit brennenden Kerzen und Holzkreuzen auf der Schulter in Richtung Altstadt.

Die Moderatoren des israelischen Fernsehens behaupteten, dass Maria dem Jesus im Garten Gethsemane die "Füße gesalbt habe". Es folgte eine Debatte über den "tiefen religiösen Charakter des christlichen Silvesterfestes".

Bei der Klagemauer kam es zu einer Prügelei, als Christen auf dem Vorplatz zu dem jüdischen Heiligtum Kerzen anzünden wollten. Orthodoxe Juden griffen die Christen an und die Polizei musste eingreifen.

Der Soldatensender interviewte den Vorsitzenden des israelischen "Nudistenvereins". Von den rund 1500 Mitgliedern, die freilich im ganzen Land über kein ordentliches FKK-Gelände verfügen, wollten dreihundert in der Nacht des Millenniums "in unserer Arbeitskleidung" den Massada-Felsen besteigen, um im alten Palast des Herodes ein "Millenniumsgebet" zu sprechen. Der Vorsitzende erwartete keinen Ärger mit den Wächtern, obgleich es in Israel verboten ist, sich in der Öffentlichkeit unbekleidet zu zeigen.

Die mondäne Metropole Israels, Tel Aviv, verwandelte sich in der Millenniumsnacht in "einen großen Verkehrsstau". Die Polizei warnte die Feiernden davor, sich zum alten Hafen von Tel Aviv "zu Fuß oder mit dem Auto" zu begeben, weil alles "völlig überfüllt" sei. Im Hafen befinden sich zahlreiche Nachtklubs.

Auf dem Ölberg von Jerusalem standen an jeder Straßenecke Polizeiwagen und Jeeps des Grenzschutzes mit blinkendem Blaulicht. Die israelische Polizei hatte ihre Präsenz auf dem Ölberg und am Tempelberg verstärkt um einen befürchteten Massenselbstmord von fanatischen Christen oder einen Anschlag auf die Heiligen Stätten zu verhindern. Über dreißig "eigentümliche Christen" seien vorsorglich und zwangsweise in die psychiatrische Anstalt eingeliefert worden. Der israelische Geheimdienst, so ein Polizeisprecher, habe bei ihnen "nach langer Beobachtung" ein "Gefahrenpotenzial" in der Millenniumsnacht entdeckt.

Der Rundfunk meldete, dass die archäologischen Ausgrabungen von Megiddo in Galiläa hermetisch abgesperrt worden seien. Wächter der Altertumsbehörde seien aufgefordert worden, "verdächtige Bewegungen" zu melden. Der Hügel von Megiddo, wo schon König Salomon Gebäude hinterlassen habe, gilt als jener Ort, wo die endzeitlichen Kriege des "Armaggedon" ausbrechen sollen.

Bei den Nachrichtensendungen des israelischen Rundfunks, wo an jüdischen Feiertagen stets ein "fröhliches Fest" gewünscht wird, wurde offenbar beschlossen, die Rabbiner nicht zu provozieren. Die Rabbiner betrachten Silvester als "fremde Ketzerei". So wünschte die Nachrichtensprecherin den Hörern "einen fröhlichen Jahr 2000 Bug".

Auch die Kellner in einem Jerusalemer Restaurant achteten auf das Protokoll. Nach der Bezahlung sagte ein Kellner: "Falls es Sie betrifft, wünsche ich Ihnen ein gutes Neues Jahr."

In Nazareth entzündete Bürgermeister Ramez Geraisi eine "Millenniumskerze". Die sei eine "Botschaft der Hoffnung. Sie soll der Menschheit Gerechtigkeit und Gleichberechtigung bringen". In Nazareth, der größten arabischen Stadt in Israel, wie im palästinensischen Bethlehem, herrschte Enttäuschung, weil "sogar weniger Touristen als im Vorjahr" gekommen seien.

Während der lateinische Patriarch Michel Sabach nur für "geladene Gäste" eine Messe in der Patriarchatskirche las, hat der Propst Karl-Heinz Ronecker der evangelisch-lutherischen Erlöserkirche in unmittelbarer Nachbarschaft von Golgotha gepredigt: "Heute begleiten uns wieder apokalyptische Ängste… Es gab in der Geschichte wohl kaum eine Zeit, in der die Menschen in einem solchen Maß fähig waren, sich selbst und die Erde zu zerstören. Allein die letzten neunzig Jahre haben weit mehr Opfer gefordert als die meisten Jahrhunderte zuvor. Davon sprechen die Toten der Weltkriege. Daran erinnern sechs Millionen ermordete Juden. Darauf verweisen Hunderttausende von Toten und Verletzten, die mit dem Atombombenabwurf über Hiroschima und Nagasaki verbunden sind. In den vergangenen Jahrzehnten sind weder die Forschung, noch der menschliche Vernichtungswille stehen geblieben."

Dem hielt der Propst entgegen: " Gott hat die Welt nicht als Wüste geschaffen. Er will auch nicht, dass wir sie in eine solche verwandeln. Bewohnbar soll diese Erde sein. Bewohnbar sollen wir sie erhalten."

"Israel war der einzige Staat in der westlichen Welt, in dem es keinerlei offizielle Feier zum Jahreswechsel gab", beschwerte sich der Chef der "Wandlungspartei", Tommy Lapid. ""Wir ziehen gleich mit Teheran. Wenn China und Japan feiern konnten, dann gab es keinen Grund, uns die Freude am Feiern zu rauben, auch wenn es sich um ein christliches Fest handelt", meinte Lapid. Ein Sprecher der Stadtverwaltung Tel Aviv meinte, dass die Metropole "noch nie" ein Fest am Sabbat, den jüdischen Ruhetag, ausgerichtet habe. Aber es habe viele private Feiern gegeben. Der Tourismusminister Lipkin Schachak erklärte, dass Israel "langfristig" investiere. Es sei sinnlos, so viel Geld für eine Veranstaltung in einer Nacht auszugeben. "in keinem Land haben die Ausgaben für die Millenniumsfeiern die Zahl der Touristen erhöht" sagte der Minister. (Ulrich W. Sahm)

Was wissen Israelis über Christen
Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage
Das Unwissen der Israelis über Christentum und Jesus hat ein erschreckendes Ausmaß. Das ergibt eine neue Umfrage des Gallup-Instituts. Bei der repräsentativen Umfrage wurden 479 Israelis aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Kreisen befragt. Überraschen sollte das Umfrageergebnis jedoch nicht. Denn nur ein paar Tausend Christen leben heute noch im Staat Israel. Einen Höhepunkt jüdisch-israelischer Unkenntnis über das Christentum leistete sich kürzlich der Oberrabbiner Israel Meir Lau, der schon als Kind dem heutigen Papst in der gemeinsamen Heimatstadt in Polen begegnet war, ehe die Familie Lau dem Holocaust zum Opfer fiel. Rabbi Lau behauptete, dass Christen sich zu Weihnachten ein Kreuz, einen Weihnachtsbaum und eine Madonnenfigur ins Wohnzimmer stellten und diese dann anbeten! Von Reportern darauf hingewiesen, dass das nicht stimme, meinte der Oberrabbiner: "Es ist nicht meine Aufgabe, alle Feinheiten des Christentums zu kennen."

Wann ist Weihnachten? So lautete eine der Fragen des Gallup-Instituts. Am 18. oder am 27 Dezember? Nur etwa ein Viertel der Israelis kennt das richtige Datum. Und wenn Jesus heute wieder käme, wäre er dann Rabbi, christlicher Prediger, Parlamentsabgeordneter oder Sozialarbeiter? Über die Hälfte der Israelis antwortete "weder noch" oder "keine Ahnung". Möglicherweise wussten die meisten Befragten nicht, wer Jesus war. 8 Prozent behaupteten, dass Jesus wohl Rabbi wäre, während fast 20 Prozent meinten, dass er wohl eher als christlicher Prediger auftreten würde. Vier Prozent vermuten, dass es Jesus nicht gegeben habe.

Immerhin behaupten fast vierzig Prozent der Israelis, einen Christen zu kennen und als "Freund" zu betrachten. Auf den bevorstehenden Papstbesuch im kommenden März reagiert mehr als die Hälfte der Befragten "positiv". Ein Drittel kreuzte "Gleichgültig" an. Nur etwa vier Prozent äußerten sich "negativ".

Unter den befragten orthodoxen Juden meinten 80 Prozent, dass für sie der 31. Dezember "gar keine Bedeutung" habe. Die Juden schreiben schon das Jahr 5760 seit der "Schöpfung der Welt".. Die meisten nichtfrommen Israelis halten das Millennium für einen Anlass für Hoffnung oder für weltweite Festivals. Fast ein Zehntel hält das Millennium für einen Anlass zu mehr Spiritualität und Religion.

13,1 Prozent der Befragten sagten, dass christliche Missionare schon versucht hätten, sie zum Religionswechsel zu bewegen. Für evangelikale Christen bei der Pressekonferenz in Jerusalem, wo das Umfrageergebnis bekannt gegeben wurde, war das ein "schlagender Beweis" dafür, dass christliche Mission "eigentlich kein Thema in Israel ist". Sie widersprachen so den Abgeordneten der frommen Schasspartei, die sich in der Knesset um die Verabschiedung eines "Anti-Missions-Gesetzes" bemühen. Rabbi David Rosen, einer der Verhandler zwischen Israel und dem Vatikan, sagte nach der Pressekonferenz zu diesem Korrespondenten, dass in diesem Punkt die Umfrage wohl unzuverlässig sei: "Manche Israelis betrachten es schon als Mission, wenn sie einem Christen begegnen und der ihnen von seinem Weihnachtsfest erzählt." Immerhin behaupteten jedoch fast zehn Prozent der Befragten, persönlich einen Juden zu kennen, der sich infolge der missionarischen Arbeit habe taufen lassen.

Auftraggeber der Studie war Rabbi Eckstein, der sich in den USA um einen ökumenischen Dialog zwischen Juden und den meist rechtsgerichteten, pro-israelischen fundamentalistischen Evangelikalen bemüht. Deshalb wurde die Pressekonferenz in Jerusalem zusammen mit Vertretern der "Christlichen Botschaft" gehalten. Diese "Botschaft" setzt sich für Israels Siedlungspolitik ein und betreibt eine entschieden anti-palästinensische Politik. "Schockiert" waren sie deshalb über die Antworten auf die letzte Frage. Da sollten die Befragten anzugeben, wie "freundlich" die Christen gegenüber Juden und Israel seien. Die orthodoxen Ostkirchen haben mit 20,1 Punkte den besten Ruf, gefolgt von den Protestanten mit 15,1 Punkten. Am unbeliebtesten sind die Katholiken mit 7,1 Punkten. An vorletzter Stelle stehen die Evangelikalen mit 7,9 Punkten. "Das muss ein Irrtum sein, wobei wir doch ständig Kanäle suchen, dieser Nation den christlichen Segen zu überbringen", meinte enttäuscht Johann Lucca von "Christlichen Botschaft". Er versprach, alles zu tun, um den Israelis zu beweisen, dass die Ostkirchen Israel gegenüber viel feindseliger eingestellt seien als die Evangelikalen. (Ulrich W. Sahm)

Entdeckter "Hebräerbrief" nicht der älteste
Der "älteste" Papyrus des Hebräerbriefs des Apostels Paulus, der er vor einigen Wochen in der Papyrussammlung der Wiener Nationalbibliothek entdeckt und weltweit als Sensation gefeiert wurde, sei keineswegs die älteste erhaltene Handschrift dieses neutestamentarischen Textes. Die Wiener Handschrift wird auf das sechste oder siebte Jahrhundert datiert.

Wie der Paderborner Experte für Papyri und alte Handschriften, Professor Carsten-Peter Thiede, diesem Korrespondenten im Gespräch mitteilte, seien seit Jahrzehnten Papyri des Hebräerbriefs bekannt, die aus dem 3. und 4. Jahrhundert stammen (P12, P13, P17), in einem Fall sogar aus dem frühen 2. Jahrhundert (P46). Die berühmte Sammelhandschrift P46 befindet sich heute geteilt in Dublin und Ann Arbor. In ihr sind längst die Verse 2,9-11 und 3,3-6 enthalten, die auch der neu entdeckte Wiener Papyrus wieder gibt.

Insgesamt sei gerade Hebräerbrief seit der Antike ungewöhnlich gut bezeugt, sagt Thiede. Es gibt nicht weniger als elf Textzeugnisse aus dem griechischsprachigen Ägypten. Es könnte sich noch herausstellen, dass der Wiener Papyrus älter ist, als zurzeit angenommen; doch spricht nichts dafür, dass er älter ist als der berühmte P46, in dem der Hebräerbrief unter den Paulusbriefen steht.

Thiede kritisiert auch die Behauptung in den Medien wegen der Zuschreibung des Briefs an den Apostel Paulus. Das sei zwischen dem 2. und 7. Jahrhundert nicht ungewöhnlich gewesen. Doch seit dem Mittelalter glaube kaum noch ein Forscher, dass dieser Brief von Paulus stammt. Auch der Wiener Papyrus behauptet das nicht. "Die Anonymität des Hebräerbriefs ist in der Tat eines der wenigen Gebiete, auf dem sich liberale, konservative, evangelikale und andere Bibelforscher heute einig sind", sagt Professor Thiede.

Thiede stellt fest, dass mit der Entdeckung in Wien "die Liste der bekannten neutestamentlichen Papyri lediglich um eine Nummer gewachsen ist." (Ulrich W. Sahm)

Palästinensische Polizei überfällt Kloster
Die palästinensische Polizei hat am Samstag Morgen in Jericho ein Kloster der Weißrussischen Kirche überfallen und die fünf Mönche in Polizeigewahrsam genommen. Bei der Aktion schaute ein Vertreter des Moskauer Patriarchats zu. Nachdem die Mönche abgeführt waren, durften die Vertreter der Moskauer Kirche das Anwesen übernehmen. Wie der ihn München ansässige Erzbischof Mark der weißrussischen Kirche sagte, habe der amerikanische Konsul in Jerusalem über den palästinensischen Religionsminister versucht, Arafat zu erreichen. Arafat habe angeblich versprochen, den alten Zustand wieder herzustellen. Erzbischof Mark: "Ich glaube aber Arafats Versprechen nicht, solange er sie nicht einhält".

In einem 1997 von der palästinensischen Polizei gewaltsam in Hebron übernommenen Kloster sässen bis heute die Vertreter der Moskauer Kirche. Wie Erzbischof Mark berichtete, seien die fünf Mönche inzwischen freigelassen worden. Es sei ihnen jedoch verboten worden, wieder in ihr Kloster zurückzukehren. Am Dienstag dürften sie ihre persönlichen Sachen abholen, habe ihnen die Polizei gesagt. "Wir haben viele Araberinnen als Nonnen in unseren Klöstern und stehen den Palästinensern sehr nahe. Aber Streit unter Kirchen über Eigentum darf nicht mit Brachialgewalt gelöst werden. Das entspricht nicht unseren Vorstellungen von Demokratie"" empörte sich der Erzbischof in einem Gespräch mit diesem Korrespondenten. Das Kloster in Jericho besteht aus zwei Gebäuden und "einem der schönsten blühenden Gärten" in der Oasenstadt am Toten Meer. In einem der Gebäude gibt es ein Mosaik aus dem ersten Jahrhundert, was beweise, dass es schon früh als Kirche verwendet worden sei.

Die Moskauer orthodoxe Kirche streitet sich seit dem Sturz der russischen Zaren mit den zarentreuen "Weißrussen" (mit Hauptsitz in New York) um die Rechtsnachfolge der einstmals vereinten Kirche. Im Staat Israel wurde in den fünfziger Jahren aller russischer Kirchenbesitz der Moskauer Kirche übergeben, um so eine politische Annäherung mit der damaligen Sowjetunion unter Stalin herbeizuführen. Das prowestliche Jordanien, das damals im Westjordanland und in Ostjerusalem herrschte, beließ den russischen Besitz bei den Weißrussen. Seitdem Israel 1967 die "jordanischen" Gebiete eroberte, kommt es immer wieder zu Konflikten. Während Israel aber nichts unternahm, die Besitztumsverhältnisse zu ändern, haben die Palästinenser 1997, nach ihrer Übernahme der Städte im Westjordanland, in Hebron damit begonnen, weißrussischen Kirchenbesitz an die Roten zu übergeben. (Ulrich W. Sahm)

Kunst der frühen Christen
"Christliche Kunst" entstand nicht auf einen Schlag mit der Entstehung des Christentums. Die Kunstexperten reden von "christlicher Kunst" erst ab dem Dritten oder Vierten Jahrhundert. Dennoch waren auch die ersten Christen nicht "kunstlos", wenn sie im Rahmen ihrer "neuen", sich entwickelnden Religion, nach ihren Vorstellungen für ihre Toten Sarkophage schmückten oder tönerne Gefäße schufen und gleichzeitig im alten (jüdischen) Kontext blieben.

Das Jerusalemer "Bibel Land Museum", eine Stiftung des Kunstsammlers und Millionärs Elie Borowski, nahm sich aus Anlass des Millenniums vor, die Kunst der frühen Christen zu untersuchen und als Sonderausstellung dem Publikum vorzustellen. "Wir suchten etwas Besonderes, das auch in den Rahmen unserer ständigen Ausstellung biblischer Kunst passte", sagte die Kuratorin Joan Goodnick Westenholz während einer Presseführung.

Die ersten Christen waren Juden und deshalb in der jüdischen Tradition verwurzeln. Die Freiheit der Heiden, ihre "Götter" mit Bildern zu verherrlichen, schreckte sie zunächst ab. Auch dauerte es mehrere Jahrhunderte, ehe die zunächst als "peinlich" empfundene Hinrichtung des christlichen Messias am Kreuz der Römer zu einem gängigen Motiv christlicher Kunst wurde. Ein Fresco aus Pompeji, so die Kuratorin, beweise, dass die biblischen Geschichte in der römischen Welt schon vor dem Aufkommen des Christentums bekannt und verbreitet gewesen seien.

Biblische Motive wie der Sündenfall des Adam oder das Opfer des Isaak durch Abraham, dienten den ersten Christen als künstlerische Grundlage, allerdings gemäß ihrer "neuen" Interpretation. Jesus galt als "zweiter Adam" und Erlöser der Menschheit vom Südenfall. Abbildungen von Adam und Eva neben dem "Baum der Weisheit" werden mit der christlichen "Neuinterpretation" der alten jüdischen Paradiesgeschichte in Verbindung gebracht. Der Biss in den Apfel habe dem Menschen "Erkenntnis" über den Sexualakt gegeben. Dieses "Schamgefühl" seit dem Sündenfall sei den jüdischen Interpreten der Bibel fremd gewesen und vom Christentum einführt worden. Die "Friedenstaube" des Noah wurde bei den ersten Christen zum "Heiligen Geist". Populär bei den ersten Christen sei auch die Geschichte der drei Engel (Sendboten Gottes), die Abraham die Geburt seines Sohnes Isaak ankündigten. Gemäß der christlichen Interpretationen seien die drei Engel eine Inkarnation der Dreifaltigkeit gewesen, welche dem Judentum natürlich unbekannt ist.

Zu der ungewöhnlichen Ausstellung über frühe christliche Kunst, als es offiziell noch keine "christliche Kunst" gab, haben das Römisch-Germanische Museum in Köln, die Staatlichen Museen in Berlin sowie Museen aus Israel, Kanada, Italien und Frankreich mit Leihgaben beigesteuert. Zu der Ausstellung ist ein 160 Seiten starker Katalog mit farbigen Abbildungen der Ausstellungsstücke und ausführlichen wissenschaftlichen Erklärungen veröffentlich worden. (Ulrich W. Sahm)

Grab der Maria unter Wasser
Das Grab der heiligen Maria neben dem Garten Gethsemane in Jerusalem ist bis unter die Decke mit Wasser vollgelaufen. Die Kirche in einer alten unterirdischen Zisterne wurde erstmals nach dem Konzil von Ephesus 431 erwähnt. Fünfzig breite Treppen führen 16 Meter tief zu dem in den Fels gehauenen Kirchenschiff hinunter. Ein Sarkophag hinter dem griechischen Altar und neben einer muslimischen Gebetsnische gilt als das "Grab der Maria", wobei die Katholiken in Ephesus in der Türkei das Grab der Maria entdeckt haben und dort verehren.

Die Jerusalemer Kirche mit dem Mariengrab wird von den den Griechen und Armeniern gemeinsam verwaltet. Hunderte Öllampen und alte Ikonen schmückten das unterirdische Gotteshaus. Die getäfelten Holzeinhüllungen beim armenischen Altar wurden erst vor wenigen Jahren erneuert. Die Kunstwerke in der Kirche dürften jetzt alle verloren sein. Der griechische Metropolit Christodulos redete von einer "Katastrophe" und von einem "riesigen Schaden", denn viele der alten Kunstwerke seien unersetzbar.

Die hohen Stufen vor dem einzigen Eingangstor zu der Zisternenkirche dienen auch als ein Damm gegen einbrechendes Wasser. Doch die schweren Regenfälle in der Nacht ließen vom Ölberg und dem Skopusberg das Wasser in großen Mengen ins Tal fließen, wo die Kanalisation offenbar verstopft war.

"Wir hatten die Stadtverwaltung darauf aufmerksam gemacht, dass die Kanäle mit Bauschutt verstopft seien, aber die haben nicht reagiert", schimpfte ein griechischer Mönch. Seine dunkelgraue Arbeitskutte war mit Schlammspritzern verschmutzt.

Die Kirche sei innerhalb einer halben Stunde vollgelaufen. Fünf Mönche und Nonnen konnten von der Polizei aus der untergehenden Kirche gerettet werden. 16 Meter tief steht das schmutzigbraune Wasser. Das Wasser bedeckte die oberste Stufe und stand bis unter die Decke. Die Feuerwehr wird Tage brauchen, das Wasser wieder herauszupumpen. Am Montag morgen behauptete die Polizei, dass möglicherweise ein Frau im Grab der Maria ertrunken sei. Zeitweilig wurde erwogen, Militärtaucher in dem trübbraunen Wasser nach der mutmaßlichen Toten suchen zu lassen. Doch vor Ort meinte ein Polizist, dass Opfer in der überfluteten Kirche "unwahrscheinlich" seien. (Ulrich W. Sahm)

In dem Hof oberhalb der alten Kirche sind an den Wänden Spuren früherer Überschwemmungen zu sehen.

Israel kritisiert Patriarch Sabah
Noch keine Einigung über die Grabeskirche
Ungewöhnlich scharfe Kritik äußerte der Abteilungsleiter für christliche Angelegenheiten im israelischen Religionsministerium, Uri Mor, an dem lateinischen Patriarchen Michael Sabah und an seiner am Dienstag veröffentlichten "Weihnachtsbotschaft". Mor sagte: "Die Botschaft besteht zu neunzig Prozent aus Politik, redet über einen palästinensischen Staat und andere Dinge. Ich dachte, Sabah sei ein Geistlicher und Religionsführer. Falls es sein Wunsch ist, Politiker zu sein, möge es ihm wohl bekommen, doch das ist unvereinbar mit seinem Amt als Patriarch." Mor fügte hinzu, dass Sabah "wohl aus guten Gründen" in keiner Weise in die Vorbereitungen des Papstbesuches in Israel einbezogen worden sei, obgleich er der hochrangigste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land ist.

Mor vermutet, dass Sabah einem "Missverständnis" unterliege, wenn über "neue Verhandlungen" zu der Moschee in Nazareth spreche. Mor erklärte, dass es keine neuen Verhandlungen gebe. Der von Sabah ausgesprochene Wunsch, an Stelle der umstrittenen Moschee vor der Verkündigungsbasilika ein interkonfessionelles Zentrum errichten zu lassen, sei eine "sehr gute, aber alte Idee." Der Minister für innere Sicherheit, Schlomo Ben Ami, habe diese Idee den Islamisten vorgetragen, doch die hätten abgelehnt.

Die Islamisten haben inzwischen, wiederum illegal, ein Zelt auf dem Platz errichtet, das sich innerhalb von Minuten "per Knopfdruck" aufrichten oder wieder abbauen lässt. Mor erzählt, dass hochrangige Polizeioffiziere den Moslems mit einem Ultimatum gedroht hätten. Falls das Zelt nicht umgehend weggeräumt werde, dann könnte die Regierung den für die Moslems günstigen "Kompromiss" zur Errichtung einer Moschee auf dem Platz wieder zurückziehen. Die Moslems hätten auf das Ultimatum noch nicht reagiert, während Christen in Nazareth sich schon wieder über gewalttätige Überfälle beschwert hätten.

Bei der Pressekonferenz in Jerusalem sagte weiter der höchste israelische Beamte, der sich um christliche Belange kümmert, dass es immer noch keine Einigung über einen Notausgang für die Grabeskirche in Jerusalem gebe. Die Griechen hätten ein "großes Nein" zu dem Notausgang geäußert. Die Armenier hätten "Ja, aber" gesagt. Alles hänge davon ab, wer den Schlüssel erhalte. Die Lateiner mit den geringsten Rechten in der Grabeskirche hätten den Israelis "Ja" gesagt. "Lebenserhalt von Menschen sollte alle Regeln des Status Quo außer Kraft setzen." Doch der franziskanische Kustos würde durch die Öffnung eines Notausganges nur profitieren, weil das Tor auf Kosten der Rechte einer der anderen Kirchen durchbrochen würde, während die Katholiken auch einen Schlüssel, also zusätzliche "Rechte" erhielten. Die ägyptischen Kopten, von den Moslems in ihrem Land unter Druck gesetzt, wollen nur zustimmen, wenn "mehrere Tore" aufgebrochen würden, damit nicht aussehe, als ob die Kopten den Israelis einen Gefallen täten. Die Äthiopier schließlich seien wankelmütig, jedoch an einer engen Zusammenarbeit mit Israel interessiert. Mor sagte, dass eine direkte Fernsehübertragung der Zeremonien in der Grabeskirche auf Bildschirme in Jerusalemer Kirchen erwogen werde, "damit mehr Christen daran teilnehmen können, ohne sich in die Grabeskirche drängen zu müssen und in Lebensgefahr zu begeben."

Bei den Osterfeierlichkeiten, wenn Tausende mit brennenden Fackeln und Kerzen in dem Gotteshaus mit verschlossenen Türen stehen, drohe akute Lebensgefahr. "Es gibt keine Straße zur Grabeskirche, sodass nicht einmal die Feuerwehr kommen könnte", sagte Mor. Mangels Einigung unter den Christen sei beschlossen worden, dass die israelische Polizei die "zu spät gekommenen" darin hindern werde, das Gotteshaus zu betreten, sowie es zu voll sei.

Zu dem bevorstehenden Papstbesuch sagte Mor, dass Vertreter des Vatikans und Israels "im besten Einvernehmen und in voller Kooperation" die Reise des Heiligen Vaters vorbereiten. Noch sei nichts endgültig, weder die vom Papst besuchten Stätten noch die Einzelheiten seines Sicherheitsschutzes. Im Norden Israels werde es eine Messe mit "mindestens hunderttausend Gläubigen" geben. Die Absicht oder Hoffnung des Papstes, in der Grabeskirche in Jerusalem eine Messe zu lesen, sei "kompliziert". Da die katholische Kirche keine vollen Rechte in der Grabeskirche habe, müsse der Vatikan erst noch Verhandlungen mit den Griechen und den Armeniern führen, um die Erlaubnis für eine Messe zu erhalten.

Mor sagte, dass neben dem Ministerkomitee zu dem Streit um Nazareth und dem Ausschuss zur Frage des Notausganges in der Grabeskirche erstmals auch ein Ministerausschuss "für Christen und christliche Angelegenheiten" gegründet worden sei. Bisher seien die Belange der Christen nur von Staatsbeamten behandelt worden. Es habe keine entscheidungsfähige politische Stelle gegeben. Das werde sich jetzt ändern. In dem neuen Ausschuss sollen Fragen wie Aufenthaltsgenehmigungen für Mitarbeiter der Kirchen, die Besteuerung kirchlicher Einrichtung und Sicherheitsfragen entschieden werden. Ein besonders empfindlicher Punkt seien die erniedrigenden Sicherheitskontrollen an den Grenzen Israels. "Wir haben eine dicke Akte mit Klagen von Christen aller Konfessionen. Alle werden gleich schlecht behandelt. Die Sicherheitsleute am Flughafen diskriminieren niemanden…" (Ulrich W. Sahm)

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