Informationen aus Israel

von Michael Krupp und Ulrich W. Sahm, Jerusalem

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Israel und Palästinenser in der Sackgasse - Friede in die Ferne gerückt
Wieder einmal zeigt sich, dass der Kampf um die Medien so wichtig ist wie der eigentliche Kampf. Die Bilder des erschossenen palästinensischen Jungen im Schussfeld zwischen Palästinensern und Israelis erschütterte die ganze Welt und nahm sie für die Sache der Palästinenser ein, weil das Fernsehen zufällig life dabei war. Und der Lynchmord an den zwei israelischen Reservisten, die sich in die ungekrönte palästinensische Hauptstadt Ramalla verirrt hatten, vermochte nur deshalb die Welt so zu entsetzen, weil es einem italienischen Fernsehteam gelungen war, ihre Aufnahmen als einzigem der Konfiszierung durch die palästinensischen Behörden zu entziehen.

Die "Intifada El Aksa", so die palästinensische Bezeichnung, ist inzwischen zur "Intifada 2000", so die israelischen Medien, geworden und hat alle Aussichten, auch das Jahr 2001 mitzubestimmen. Was neu an ihr war, ist, dass es im ersten Aufwall auch die israelischen Araber mit sich riss, die bei der ersten Intifada von 1987-1993 nicht beteiligt waren, weil es eine politische Erhebung der Palästinenser war, mit der die israelischen Araber zwar sympathisierten, die aber nicht ihre Sache war. Jetzt ging, so sah es jedenfalls am Anfang aus, um die Bewahrung der religiösen Heiligtümer, das drittheiligste Gut der Moslem, die El Aksa Moschee, schien in Gefahr, und so war aus einem politischen Konflikt ein religiöser geworden.

Inzwischen haben sich die Rollen eingespielt. Längst ist nichts mehr "spontan" an der Intifada 2000. Sie wird von der palästinensischen Führung gesteuert, so, dass sie die Israelis schmerzt, aber nicht so, dass sie über die Stränge schießt. Die Israelis reagieren mit Zurückhaltung, um nicht noch mehr Sympathien in der Welt zu verlieren und ihrerseits die Palästinenser weiter aufzustacheln. Die Intifada ist ein politisches Druckmittel der Palästinenser geworden, um das zu erreichen, was sie auf dem Verhandlungsweg nicht bekommen haben, einen unabhängigen Staat in den Grenzen von 1967, ohne israelische Siedlungen und mit Jerusalem als Hauptstadt.

Israels Ministerpräsident Ehud Barak war Palästinenserchef Jasser Arafat in Camp David vor einigen Monaten so weit entgegengekommen wie kein israelischer Premier zuvor, 90 Prozent der Westbank und ein geteiltes Jerusalem. Es ist sehr fraglich, ob Barak dies seinem Volk hätte verkaufen können. Aber Arafat hat ihn von diesem auf die Probe stellen befreit. Wie schon zuvor wurde er in den kritischen Momenten ganz nahe dem Ziel größenwahnsinnig mit der Parole, alles oder nicht, keine Kompromisse. Ein Frieden beruht aber auf schmerzlichem Verzicht beider Seiten.

Es gibt kein Zurück zum status quo der Besetzung. Die Alternativen heißen Frieden oder Chaos. Im Chaos gehen beide unter, Israelis und Palästinenser. Die ersten Anzeichen davon sind schon zu spüren. Es kommen keine Touristen ins Land, die Wirtschaft stagniert. Für die Palästinenser ist das noch brutaler als für die Israelis. Trotz aller Feuergefechte finden inzwischen wieder Gespräche zwischen den Seiten statt. Es ist nur zu hoffen, dass die Vernunft siegt und der Friedensprozess weitergeführt wird. Die Zeichen dafür sind zwar alles andere als rosig.

Michael Krupp
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Antike Synagoge von Jericho wiederhergestellt

Die Palästinensische Verwaltung hat den israelischen Fernsehveteranen Motti Kirschenbaum nach Jericho eingeladen, sich davon zu überzeugen, dass die antike Synagoge von Jericho, die während der letzten Unruhen verwüstet worden war, wiederhergestellt ist. Eine Reportage darüber sendete das israelische Fernsehen. Demnach hat auch der Mosaikfußboden der byzantinischen Synagoge aus dem 5. nachchristlichen Jahrhundert nicht gelitten.

Die Synagoge war von israelischen Archäologen in den dreißiger Jahren ausgegraben worden. Zum Schutz des reichen Mosaikfußboden, der in der Mitte in einem Medaillon einen siebenarmigen Leuchter, eine Widderhorn und Tempelgeräte zeigt mit der Inschrift "schalom al israel", Friede über Israel, war über den antiken Resten ein Gebäude mit einem Obergeschoss errichtet worden. Dieses Gebäude hat auch die jordanische Herrschaft über die Westbank überlebt. Nach der Eroberung Jerichos 1967 war die Synagoge und das Mosaik für Besucher wieder zugänglich gemacht worden.

In den Osloer Verhandlungen war die Synagoge als jüdische Heilige Stätte anerkannt worden und eine Talmudschule im Obergeschoss hatte die Genehmigung erhalten, weiter zu operieren. Die jüdischen Studenten durften in Jericho nicht übernachten, konnten tagsüber aber hier lernen. Die Synagoge selbst wurde zum Museum erklärt und stand allen Besuchern offen. Bewacht wurde der Komplex von einer gemischt israelisch-palästinensischen Einheit.

Gleich nach Ausbruch der Unruhen vor einem Monat war das ganze Gebiet nicht mehr zugänglich und auch ausländischen Journalisten wurde der Zugang zur Synagoge verwehrt. Bald machte das Gerücht die Runde, die Synagoge sei zerstört worden. Wie die Bilder im israelischen Fernsehen jetzt zeigen, ist der antike Mosaikfußboden unversehrt geblieben, die Räume oben sind völlig neu gestaltet, ein Teil der religiösen Bücher und die Torarollen haben die Zerstörung ebenso überlebt. Die Einladung an das israelische Fernsehen wird von israelischen politischen Beobachtern als Zeichen dafür gewertet, dass die palästinensische Verwaltung daran interessiert ist, die Kontakte zu Israel nicht vollkommen abreißen zu lassen.

Michael Krupp
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Geheimdienst und Rabbiner gemeinsam gegen Siedler-Radikale

Der israelische Geheimdienst und Rabbiner in den jüdischen Siedlungen in der Westbank führen Gespräche in dem vereinten Bemühen, Racheakte von Juden gegenüber Arabern zu verhindern. Der Geheimdienst hat demnach die Rabbiner davon überzeugt, dass es auch in Fällen, in denen Siedlungen wiederholt angegriffen werden, besser ist, auf Selbstverteidigung zu verzichten und die Kriegsführung der israelischen Armee zu überlassen.

So haben die führenden Rabbiner der Siedlerbewegung in der letzten Zeit öffentliche Erklärungen erlassen, die Racheakte gegen Araber verbieten, um zum Beispiel "die israelischen Streitkräfte, die in der Gegend operieren, nicht zu gefährden". "Jetzt", schreibt einer der führenden Rabbiner, Rabbiner Zalman Melamed, "schadet nur ein jeder solcher Akt, und jede Zurückhaltung ist zum Guten".

Den Rabbinern sei es in der letzten Zeit gelungen, eine Reihe geplanter Racheakte zu verhindern. So sagt Rabbiner Jair Schachor in Haaretz: "Wir hören nichts Konkretes - morgen um 8 Uhr werden wir die und die Moschee sprengen - sondern nur Gerüchte und Allgemeines. ... Ich benutze das Podium in der Synagoge, meine Lehrstunden und meinen Stand in der Gemeinde, um davon zu überzeugen, dass solche Taten verboten sind und nur schaden. Neulich kam eine Frau zu mir, die verhindern wollte, dass ihr Mann einen solchen Racheakt begeht. Meine Einmischung und die meiner Kollegen haben in solchen Fällen in der Siedlung eine Stimmung erzeugt, die auch auf solche Randgruppen, die es in jeder Gesellschaft gibt, ihren beruhigenden Einfluss hat."

Michael Krupp
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Neue Statistik

Wie das statistische Amt Israels aus Anlass des jüdischen Neujahrfestes mitteilte, gebe es 6,3 Millionen israelische Bürger, von denen 82 Prozent ( 5,15 Millionen) Juden seien und 18 Prozent (1,15 Millionen) Araber.

In der Kategorie "Juden und Andere" seien 4,95 Millionen Bürger als Juden registriert (78,57 Prozent der Gesamtbevölkerung) und etwa 200.000 nichtjüdische Familienangehörige vor allem russischer Einwanderer. Von denen seien 180.000 als "religionslos" eingetragen und 22.100 als Christen.

Im Laufe der vergangenen zwölf Monate wuchs die Bevölkerung Israels um 2,5 Prozent, oder 165.ooo Bürger. 34 Prozent dieses Zuwachses machen die 73.000 Neueinwanderer aus, fast ausschließlich Russen.

Auf Anfrage erklärte das statistische Amt, dass die Zahl der arabischen Christen bis Ende des Jahres 1998 auf 106.600 angestiegen sei, fast 3000 mehr als Ende 1997. Die Zahl der "anderen Christen" vergrößerte sich um 800 Menschen auf 22.100 Ende 1998.

Ulrich W.Sahm
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Patriarch ruft zu Buße auf

Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, hat in einem offenen Brief zur Buße aufgerufen und Gott gebeten, die "Verantwortlichen für die Regierungen in unserem Land zu erleuchten". Die "schmerzhaften und blutigen Ereignisse" nach der "Provokation der religiösen Gefühle auf dem Haram Esch-Scharif, dem erhabenen Heiligtum (dem Tempelberg Jerusalems) bedeutet eines: Das palästinensische Volk verlangt Leben und Freiheit", schreibt Sabbah und äußert die Hoffnung, dass das eher früher als später passieren möge. Gewalt könne nicht die Anleitung für Leben im Heiligen Land sein. Es sei höchste Zeit, dass jeder Führer im Heiligen Land das verstehe.

Die derzeitige "Explosion" sei nicht sinnlos, meint der Patriarch. Jene Jungen und Alten, die ihr Leben opfern, würden nur ihre Heiligen Stätten, ihre Freiheit und ihr Leben verteidigen. "Blut schreit heute nach Gott für Gerechtigkeit und menschliche Würde."

Der Patriarch schlägt vor, dass Frieden und ruhige Zeiten nur durch eine Rückkehr zu den Zeiten vor 1967 denkbar seien. Die Heiligen Stätten dürften nicht angerührt werden und auch kein Verhandlungsobjekt sein. Den Menschen sollte ein Recht auf Leben und Selbstbestimmung gegeben werden. Ein palästinensischer Staat müsse geboren werden und Stabilität erhalten, um seine eigenen Angelegenheiten neu zu organisieren. Die Heilige Stadt Jerusalem sollte ein Ort der Versöhnung sein, nachdem in ihr "Gerechtigkeit" eingerichtet worden sei. Der Patriarch meint, dass Ostjerusalem die Hauptstadt eines palästinensischen Staates und Westjerusalem die Hauptstadt Israels werden sollte. Gleichwohl sollte es eine "Heilige Stadt" bleiben.

Ulrich W.Sahm
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Von Josef zu Jusuf

Das Josefsgrab, im Oktober "zeitweilig" von israelischen Soldaten in Nablus geräumt und unter den "Schutz" der palästinensischen Polizei gestellt, dann aber von eben diesen Polizisten geschändet, gebrandschatzt und zum Teil abgerissen, wurde in den vergangenen Tagen schnell wieder aufgebaut und renoviert. Arafat hatte sich förmlich für die Schändung dieser Heiligen Stätte entschuldigt. Doch was bis vor einigen Tagen noch jüdische Heilige Stätte war, sei inzwischen in eine "Moschee" verwandelt worden, wie der israelische Rundfunk berichtete. Das palästinensische Informationsministerium hatte am Montag Abend Journalisten eingeladen, an einer "sightseeing tour" teilzunehmen, um aus der Nähe die Renovierungsarbeiten am "Schrein des Jusuf" zu beobachten.

Die Erklärung hoher Palästinensischer Polizeioffiziere, dass "Juden niemals mehr zu der Grabstätte zurückkehren werden" hatte in Israel Empörung ausgelöst, da vor dem Rückzug nur ein "zeitweiliges Verlassen" der Stätte abgesprochen worden sei. Die Verwandlung der jüdischen Heiligen Stätte in eine Moschee hat die Empörung über den "Vertrauensbruch" der Palästinenser noch vertieft.

Ulrich W.Sahm
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Monsignore aus Mainz in Jerusalem geehrt

Monsignore Klaus Meyer, 75, Pfarrer an der Mainzer St. Stefanskirche, wurde in Jerusalem von dem jüdischen Nationalfonds mit einer Eintragung ins "Goldene Buch" geehrt. Bei der Feier in den Räumen der "Jerusalem Foundation" wurde Meyer als "Brückenbauer" bezeichnet. Meyer hatte auf eigene Initative den russisch-jüdischen Künstler Marc Chagall gewinnen können, die Kirchenfenster der dreimal im Zweiten Weltkrieg zerstörten St. Stephanskirche zu gestalten. "Wenn ein russischer Jude in einer deutschen Kirche nach der Schoah Fenster schafft, dann beweist es, dass Versöhnung doch möglich ist", sagte Johannes Gerster, CDU Politiker und heute Leiter der Adenauerstiftung in Jerusalem. Seine Großeltern hatten in ihrem Sägewerk die jüdische Familie von Klaus Meyer und den heutigen Monsignore selber versteckt und so vor dem sicheren Tod durch Deportation nach Auschwitz gerettet. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Meyer beschlossen, Pfarrer zu werden, weil er "den Menschen helfen wollte." Die Priesterweihe erhielt er 1950.

"Wir haben als Brückenbauer noch eine große Aufgabe vor uns in aller Welt Brücken zwischen Völkern, Nationen, Ländern, Menschen und Religionen zu errichten", sagte der Monsignore in Jerusalem, Sohn eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter.

Am 17. September 2000 ist das Projekt der "größten Sammlung von Chagallwerken in der Welt", in der Mainzer Stefanskirche abgeschlossen worden. So habe der Pfarrer der Stadt Mainz neben dem Dom und Gutenberg die dritte und vielleicht wichtigste Attraktion geschenkt, meinte Anton Issel von der Landesbank Rheinland-Pfalz, der die erste Israel-Reise des Monsignore organisiert und finanziert hatte.

"Ich habe dreißig Jahren die vier jährlichen Reisen zu Chagall in Südfrankreich selber finanziert. Da blieb dann auch kein Geld und keine Zeit mehr übrig, nach Israel zu reisen und die Chagallfenster in der Synagoge des Hadassahospitals oder die Chagall-Teppiche in der Knesset zu bewundern", sagt bescheiden der Monsignore, der sogar einen "entfernten Cousin" in Tel Aviv habe.

Meyer hat in Mainz in der Stefanskirche schon mit 351.000 Menschen jeweils anderthalbstündige "Meditationen" unter den Chagallfenstern veranstaltet. Ohne jemals in Jerusalem gewesen zu sein, habe er in überzeugender Weise Judentum und Christentum und die gemeinsamen Wurzel dargestellt, sagte. Dr. Gerster bei der Feierstunde.

Ulrich W.Sahm
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Palästinenser zerstören antike Synagogen

Im Laufe der Unruhen des letzten Monats sind eine ganze Reihe jüdische Heiliger Stätten, die nach den Osloer Verträgen in die Obhut der Palästinenser übergeben worden waren, entweiht, beschädigt oder zerstört worden. Neben dem Josephgrab und der antiken Synagoge in Jericho, die inzwischen von den Palästinensern wieder hergestellt wurden, betrifft das eine Reihe antiker jüdischer Gräber in arabischen Ortschaften im palästinensischen Bereich, die zum Teil demoliert oder ganz abgerissen wurden. Unter anderem wurden auch antike Synagogen zerstört.

In der byzantinischen Synagoge von Estamoa wurden die hebräischen Inschriften aus em Mosaikfußboden rausgemeißelt und mit arabischen Inschriften überschrieben. Ebenso wurden hier jüdische Symbole herausgehauen. Die Zerstörung jüdischer Heiliger Stätten fand aber auch in arabisch besiedelten Gebieten in Israel selber statt. So wurde die antike Synagoge von Shefaram zwischen Haifa und Nazareth während der Unruhen in Brand gesteckt. Die Synagoge in dem heute ganz arabischen Dorf Shefaram ist eine der ältesten Synagogen der Welt, die von der Antike bis in die Gegenwart in Benutzung war.

Michael Krupp
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Innerjüdischer Streit um Rahelgrab

Das israelische Militär hat seine Erlaubnis, eine Massenveranstaltung am traditionellen Todestag der jüdischen Stammmutter Rahel an ihrem Grab vor den Toren Bethlehems durchzuführen, zurückgezogen. Während die National-Religiöse Partei, Mafdal, das Verbot der Militärs als einen Skandal bezeichneten, der es verbiete, Juden und Jüdinnen an ihren heiligsten Orten sich zum Gebet zu versammeln, haben die derzeitigen und ehemalien Oberrabbiner Israel Lau, Ovadja Josef, Abraham Shapira und Mordechai Elijahu eine gemeinsame Erklärung erlassen, die allen gebietet, den Anordnungen der Armee unbedingt Folge zu leisten. Das Gebot zur Erhaltung von Menschenleben sei höher als das Recht, an den heiligen Stätten zu beten.

Am Morgen versammelten sich zahlreiche Frauen mit ihren Kindern am Checkpoint vor dem Rahelsgrab und versuchten trotz des Verbots der Armee auf Umweg zum Grab zu gelangen. Hunderte von israelischen Polizisten hinderten sie daran.

Das Rahelsgrab ist eine Enklave im palästinischen Gebiet und mit einem 400 m langen Korridor mit dem von Israel kontrollierten Stadtgebiet Jerusalems verbunden. Das Militär hatte ursprünglich geplant, die jüdischen Besucher und Besucherinnen mit gepanzerten Wagen zu der zweitheiligsten Städte des Judentums zu transportieren. Die jüdische Verehrung des Rahelgrabs ist seit dem 3. nachchristlichen Jahrhundert bezeugt. Palästinenser bezeichnen seit Neuerem das Rahelgrab als eine Moschee.

Das jetzige Gebäude um das eigentliche Grab stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und wurde von dem jüdischen Philantropen Moses Montefiore errichtet. Der ganze Komplex des Rahelgrabs ist seit Übergabe der Umgebung an die Palästiner mit einer hohen Mauer umgeben. Seit Ausbruch der Unruhen vor 5 Wochen kommt es immer wieder in der Nähe des Rahelgrabs zu Schießereien und zu Stein- und Molotow-Gefechten zwischen israelischem Militär und Palästinensern.

Michael Krupp
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Christen solidarisieren sich mit Kampf der Palästinenser
In Ramallah und Bethlehem haben Vertreter der christlichen Kirchen gemeinsam mit muslimischen Geistlichen am Sonntag durch friedliche Umzüge ihre Solidarität mit dem Kampf der Palästinenser kundgetan.

Als eine "beängstigende Entwicklung" bezeichnete der palästinensische Nachrichtendienst Adameer die Errichtung eines neuen Flüchtlingslagers bei Bethlehem, das den Namen "Hirten 2000" erhielt. Nahe den traditionellen Hirtenfeldern, wo die Engel die Geburt Jesu verkündet haben, sollen 120 palästinensische Familien eine Notunterkunft finden, deren Häuser angeblich durch israelischen Beschuss auf Bet Jalla und Beth Sahour bei Bethlehem "völlig zerstört" worden seien.

Das Lateinische Patriarchat hat einen Nachrichtendienst eingerichtet, über den die Presse per Email Augenzeugenberichte palästinensischer Opfer der israelischen Angriffe erhält. Das Patriarchat verbreitet auch Karikaturen aus der palästinensischen Presse. Fr. Raed Abusahlia, der Sekretär des Patriarchats, sammelt die zum Teil recht militanten Texte palästinensischer Autoren und verbreitet Durchhalteparolen an die Christen. So behauptete er vor zwei Wochen, dass kein einziger Christ wegen der Kriegslage ins Ausland geflohen sei, "weil alle Christen solidarisch mit dem Kampf der Palästinenser" seien.

In seinem letzten "Pressebericht" freilich behauptete er, dass "alle Ausländer" geflohen seien, lässt aber unerwähnt, dass viele der geflohenen Ausländer Palästinenser mit ausländischem Zweitpass sind und nach Absprachen zwischen Großbritannien und Israel die Genehmigung erhielt, mit ihrem ausländischen Pass das Land zu verlassen. In den Presseberichten wird der palästinensische Sprachgebrauch verwendet, indem etwa die palästinensischen Toten als "Märtyrer und Helden" bezeichnet werden. Palästinensische Aktivitäten wie Schüsse, Bomben und Angriffe bleiben unerwähnt, während die israelischen Aktivitäten als "Grausamkeiten" bezeichnet werden. In den Pressemitteilungen des lateinischen Patriarchats, wurde mit keinem Wort der Terroranschlag durch eine Autobombe im jüdischen Teil Jerusalems erwähnt oder gar verurteilt.

Ulrich W.Sahm
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Tausende Christen fliehen aus palästinensischen Gebieten

Tausende Christen seien Ende Oktober aus den palästinensischen Autonomiegebieten geflohen. Das bestätigte Schlomo Dror, der israelische Verantwortliche für die "Zivilverwaltung in den besetzten Gebieten". Allein in den ersten Tagen der Unruhen habe die israelische Zivilverwaltung 600 Anträge für die Ausreise registriert. Jeder Antrag habe für ganze Familien gegolten, sodass es sich da schon um Tausende Menschen handelte. "Danach haben wir nicht mehr Buch geführt", sagte Dror.

Die Israelis hätten nicht geprüft, ob es sich um Moslems oder Christen handelte. "Die meisten Anträge kamen jedoch aus Bethlehem, Jericho, Ramallah und Nablus, den größten Zentren mit christlicher Bevölkerung. Wenn jemand George heißt und nach Griechenland oder Zypern will, dürfte klar sein, dass es kein Moslem ist", meinte Dror. In den meisten Fällen habe es sich um Palästinenser gehandelt, die entweder einen fremden Pass besitzen oder mit einer Ausländerin verheiratet sind. Die Israelis hätten sich auf Bitten europäischer Länder "großzügig" verhalten und nicht nur den Inhabern ausländischer Pässe zur Ausreise verholfen sondern auch ihren Angehörigen, die nur palästinensische Ausweise besäßen. Die Zivilverwaltung habe mit dem israelischen Außenministerium und mit fremden Botschaften kooperiert. Die britische Botschaft aber auch andere Auslandsvertretungen hätten in einigen Fällen die Ausreisewilligen mit Diplomatenwagen abgeholt, durch die israelischen Straßensperren geschleust, ihnen Hotelzimmer und Flugtickets besorgt. "Üblicherweise hat der örtliche Pass Vorrang, also der palästinensische Pass eines Palästinensers", erzählt Dror. "Doch haben wir schon zu Beginn der Unruhen vor drei Wochen dem britischen Außenminister Robin Cook versprochen, Palästinensern mit doppelter Staatsangehörigkeit dem ausländischen Pass Vorrang zu gewähren."

Nach Aussage der Flüchtenden habe Angst vor Gewalttaten innerhalb der palästinensischen Gebiete und ein Zusammenbruch der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den palästinensischen Gebieten und Israel im Vordergrund der Ausreisewelle gestanden.

Die Jerusalem Post berichtet, dass ein Grund für die Flucht von Christen eine im palästinensischen Fernsehen live übertragene Freitagspredigt in einer Moschee in Gaza gewesen sei. Der Imam habe dazu aufgerufen Juden zu ermorden und Christen anzugreifen. Kurz darauf habe es Attacken auf Christen in Gaza gegeben. Islamisten haben auch Hotels angezündet, deren Inhaber Christen sind und deshalb ihren Gästen auch alkoholische Getränke ausschenkten.

Ulrich W.Sahm
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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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