KLAK fordert Konsultationsprozess zum gesellschaftlichen Klima

Ricklef Münnich neuer Vorsitzender

Die Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden (KLAK), der Zusammenschluss von Arbeitskreisen in den Landeskirchen im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hat auf ihrer jährlichen Delegiertenversammlung vom 21.-25. Januar 2001 in Berlin einen neuen Vorstand gewählt. Nachfolger des nach 23 Jahren aus dem Amt als Vorsitzenden ausscheidenden Pfarrer Ulrich Schwemer (Heppenheim) wurde der Thüringer Landesjugendpfarrer Ricklef Münnich (46) aus Eisenach. Zum neuen Vorstand gehören Pfarrerin Dr. Ursula Rudnick (Hannover), Pfarrerin Manon Althaus (Berlin), Pfarrer Udo Halama (Bielefeld), Kirchenrat i.R. Dr. Hans Maaß (Karlsruhe) und Pfarrer Wolfgang Kruse (Neuhausen a.d.F.).

Die Delegierten informierten sich auf ihrer Konferenz im Gespräch mit dem Gesandten der Botschaft des Staates Israel Mordechai Lewy über die politische Lage in Israel. Einigkeit bestand innerhalb der KLAK darin, den Menschen im Staat Israel besondere Zeichen der Solidarität zu vermitteln. Sie könnten sich etwa in besonders vorbereiteten Reisen in die Region gerade zum jetzigen Zeitpunkt zeigen.

Bei einem Empfang durch den Bevollmächtigten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesregierung, Prälat Dr. Stephan Reimers, forderten die Delegierten dazu auf, allen Einfluss geltend zu machen, dass die Menschenrechte auch in Palästina geachtet werden. Die KLAK zeigte sich besorgt über mehrere Hinrichtungen in jüngster Zeit.

Ein Themenschwerpunkt auf der Delegiertenversammlung war die Diskussion der">EKD-Studie "Christen und Juden III". Bei grundsätzlicher Zustimmung zum Ziel der Studie, das Verhältnis von Juden und Christen zu erneuern, meldet die KLAK dennoch Kritik und Nachfragen an:
  • Die KLAK kritisiert die mangelnde Eindeutigkeit der Studie in der Frage der Judenmission; die KLAK wünscht eine eindeutige und entschiedene Absage der EKD an jegliche Form von Judenmission.
  • Die KLAK fragt nach weitergehender Klärung des Bundesbegriffs: in welchem Sinn können Christen und künftig nach neutestamentlicher Vorgabe den Begriff des Bundes für sich verwenden, ohne damit zugleich den besonderen Bund Gottes mit seinem Volk Israel zu relativieren.

Während und in zeitlicher Nähe zu dieser KLAK-Tagung wurden erneut zwei antisemitische Ereignisse in Deutschland gemeldet: In Braunschweig wurde am 22. Januar das städtische Mahnmal gegen den Antisemitismus geschändet. In Mühlhausen/Thüringen wurde am 14. Januar die Holztür der Synagoge durch Einkerben eines Hakenkreuzes bleibend gezeichnet.

Die KLAK nimmt zu diesen Ereignissen folgendermaßen Stellung:
  • Der nahezu alltägliche Antisemitismus in allen Teilen unseres Landes bedroht jüdisches Leben in Deutschland und beschämt die Deutschen, Juden und Nichtjuden.
  • Der Antisemitismus zeigt seine Fratze heute gleichermaßen in allen Teilen Deutschlands. Darum bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung aller zur Bekämpfung dieser gesellschaftlichen Krankheit.
  • Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar fordert angesichts dieser und entsprechender vorangegangener Ereignisse, dass endlich ein "Ruck durch die Gesellschaft" (Roman Herzog) geht, um entschlossen und nachhaltig den Antisemitismus in allen Erscheinungsweisen zu bekämpfen.
  • Immer mehr Vertreter aus Industrie und Wirtschaft beklagen, dass solche Ereignisse "standortschädigend" wirken. Die KLAK stimmt dieser Analyse zu und fordert deshalb Industrie- und Wirtschaftsunternehmen dazu auf, sich mit ihren Mitteln stärker zu engagieren, beispielsweise durch Unterstützung folgenden Projekts: Analog zum Beratungsprozess der beiden großen Kirchen Deutschlands "Zur sozialen Lage in Deutschland" sollten sie sich in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland und anderen Partnern aus Religion und Gesellschaft darum bemühen, einen Konsultationsprozess in Gang zu bringen mit dem Arbeitstitel "Zur Verbesserung des gesellschaftlichen Klimas in Deutschland".

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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