Dominus Iesus - Betroffenheit und Enttäuschung

(Wien 14.09.00, Koo.cjZ)

Als Reaktion auf die in der Vorwoche veröffentlichte Erklärung "Dominus Iesus" der römischen Glaubenskongregation verfassten der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl - er ist Referent der österreichischen Bischofskonferenz für den christlich-jüdischen Dialog - und der Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Gerhard Bodendorfer, einen Brief an Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg und den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Ariel Muzicant. Das vatikanische Dokument hatte Betroffenheit und Enttäuschung auch im Dialog der Religionen ausgelöst.

Als klärende Reaktion darauf schreiben Krätzl und Bodendorfer: "Das Rundschreiben selbst beruft sich immer wieder auf Konzilstexte und ist daher ganz im Geiste des 2. Vatikanischen Konzils zu lesen, wenngleich der Wortlaut bisweilen anders klingt. Mit der Erklärung "Nostra Aetate" des 2. Vatikanischen Konzils wurde 1965 eine epochemachende Wende in den Beziehungen der römisch-katholischen Kirche zum Judentum eingeleitet. Diese Wegmarkierungen bleiben weiterhin uneingeschränkt gültig."

In der Konzilserklärung "Nostra Aetate" wird voll Hochachtung mit den Worten des Apostels Paulus über die bleibende Erwählung des Judentums gesprochen: Den Juden gebührt "die Herrlichkeit, der Bund und das Gesetz, der Gottesdienst und die Verheißungen." Sie sind "von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich." Es wird also festgestellt, dass diese Heilszusagen göttlichen Ursprungs und wirksam sind. Das nun veröffentlichte Rundschreiben spricht von einer missionarischen Sendung ausdrücklich nur "ad gentes" - an die Völker - und nicht an das Volk, das er sich in Israel erwählt hat.

Zuletzt versichern Krätzl und Bodendorfer dem Oberrabbiner, dem Präsidenten der jüdischen Gemeinden und ihren Mitgliedern, dass auch in Zukunft ihr Bemühen im christlich-jüdischen Dialog auf der Basis einer vorurteilsfreien gleichberechtigten Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinschaft stehen wird: "Wir werden auch weiterhin um möglichst ertragreiche Begegnungen im Gespräch mit der jüdischen Gemeinschaft bemüht sein und bitten Sie, unseren Ausdruck der Verbundenheit entgegen zu nehmen."

Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Wien

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