Informationen aus Israel

von Michael Krupp und Ulrich Sahm, Jerusalem

Israels neue Regierung
Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass gerade der Mann, der den Palästinensern am meisten versprach, das prominenteste Opfer von ihnen wurde. Der Sturz Ehud Baraks war das erste greifbare und direkte Ergebnis der El Aqsa Intifada. Was ist damit gewonnen, für die Palästinenser und für den Frieden der Region? Wohl eher nichts. Das gehört zu der Unlogik im Nahen Osten. Der noch vor eineinhalb Jahren mit großer Mehrheit gewählte Ministerpräsident Israels unterlag mit noch größerem Stimmenunterschied seinem Rivalen, Arik Sharon vom rechten Likudblock, einem Mann, der als Haudegen bekannt ist und der bisher alle Friedensoptionen abgelehnt und gegen alle Friedensverträge gestimmt hat, einem Mann, der für das Massaker an den Palästinsern in Sabra und Shatila auf dem Höhepunkt des Libanonkrieges vor einer israelischen Untersuchungskommission für mitschuldig befunden wurde.

In verhältnismäßig kurzer Zeit ist es diesem Mann gelungen, eine Regierung auf die Beine zu stellen, die von Mitte Links bis Rechts ganz außen alles und alle umfasst. Eine Opposition gibt es nur in dem Linksbündnis Meretz und den miteinander zerstrittenen arabischen Parteien. Die sonst noch in der Opposition stehenden kleineren Blöcke, vor allem die Nationalreligiöse Partei, werden im Laufe der Zeit auch noch in die Regierung aufgenommen werden. Damit wird sich das schon jetzt übergroße Kabinett von 26 Mitgliedern zu einer Rekordgröße in der Geschichte Israels aufblähen.

Jede neue Regierung ist in Israel von einem gewissen Optimismus begleitet worden unter dem Motto, es kann jetzt nur noch besser werden, auch wenn es keinen Anlass dazu in der Realität gibt. Auch die neue Regierung ist eine Folge der Intifada, eine Notstandsregierung, die versucht zu retten, was noch zu retten ist. So war das einzige Versprechen, das Sharon vor den Wahlen abgegeben hatte, die Sicherheit wiederherzustellen. Vom Frieden ist nicht mehr die Rede.

Für sich gesehen hat die Regierung spektakuläre Besonderheiten. So hat sie den ersten Nichtjuden als Minister im Kabinett, Sallah Tarif, der aber von der Menge, die er vertreten soll, nicht akzeptiert wird. Die israelischen Araber setzen nicht nur an ihm aus, dass er als Druse kein richtiger Araber ist, sondern dass er der Rechtsregierung von Arik Scharon als Feigenblatt dient. Dasselbe wirft die linke Fraktion in der Arbeiterpartei auch dem neuen Außenminister der Regierung Scharon vor, Schimon Peres. Man könne von innen besser kontrollieren und das Schlimmste verhüten als von außen, kontert die graue Emminenz der Arbeiterpartei.

Darum scheint es zu gehen, jetzt das Schlimmste zu verhüten, den Aufstand der Paläüstinenser auf ein Minimum zu beschränken, so dass Juden und Araber damit leben können, bis wieder friedlichere Zeiten kommen, wo alles wieder von vorne anfangen kann mit dem Friedensprozess. Bisher haben beide Seiten, Scharon und Arafat, sich bemüht, die Situation nicht noch weiter eskalieren zu lassen, allerdings mehr in Reden als in Taten. Aber vielleicht muss man etwas mehr Geduld haben.

Michael Krupp

Kirchen in Palästina: Intifada trifft die Christen schwer
Christen aller Kirchen im Raum Palästina sind nach einem Artikel von Darren Fisher in der israelischen Zeitung Haaretz von den Auswirkungen der Intifada betroffen und viele haben ihr Einkommen verloren. 80 Prozent aller palästinensischen Reiseführer und Angestellte der Touristenindustrie sind Christen und haben wie ihre israelischen und moslemischen Kollegen seit Oktober kein Einkommen mehr. Alle Kirchen der Region unterhalten Gästehäuser und Hospize, deren Einnahmen einen Teil des Budgets der Kirchen ausmacht, der jetzt wegfällt. Aber auch das Schulwesen der Kirchen, das als Privatschulwesen vom Staat nicht unterstützt wird, kann die Gehälter der Lehrer nicht mehr aufbringen, weil die Schulgelder, die zwei Drittel des Budgets ausmachten, nicht mehr einkommen, da die Eltern der Kinder bankrott sind.

Auch die Zerstörung von Häusern in israelisch-palästinensischen Feuergefechten trifft besonders die christliche Bevölkerung, da die palästinensischen paramilitärischen Verbände der Tansin vorwiegend von christlichen Wohnvierteln aus wie Bet Jalla, Bethlehem und Bet Sahour das Feuer eröffnen. Allein in Bet Jalla sind 160 Häuser zerstört oder stark beschädigt, fast ausschließlich christliche Häuser. Die Kirchen helfen, so gut sie können, die eigenen Mittel reichen dazu aber nicht aus. So haben sich alle Kirchen an christliche Verbände und Organisationen im Ausland um finanzielle Hilfe gewandt. Sie fordern auch die Christen in der Welt auf, Solidarität zu zeigen und die Christen im Heiligen Land durch Geldspenden zu unterstützen. Sie ermutigen ferner die Christen, sich nicht abschrecken zu lassen und Israel und die palästinensischen Gebiete zu besuchen und vorwiegend in christlichen Hospizen zu wohnen. Dies seien die besten Zeichen christlicher Solidarität.

Michael Krupp

Deutsches Auschwitzkomitee erinnert an Homosexuellen-Schicksal
Bei einem Besuch in Israel hat eine Delegation des deutschen Auschwitzkomitees an das Schicksal der Homosexuellen im Dritten Reich erinnert. Darüber sei in der allgemeinen Öffentlichkeit viel weniger bekannt als über das Schicksal der Juden, sagte Moritz Terfloth, ein Mitglied des Komitees, Historiker aus Hamburg und selbst ein von den Nazis verfolgter nichtjüdischer Homosexueller. Während der Reise wurde in der Reformsynagoge Kol Ha-Neshama in Jerusalem der deutsche Film "Paragraph 175" gezeigt, der das Schicksal der Homosexuellen und Lesben im Dritten Reich dokumentiert. Während ihres zehntägigen Besuchs nahm die Gruppe an einem dreitägigen Seminar in der Holocaustgedenkstätte Jad Waschem teil und besuchte die Holocaustgedenkstätte Lochame ha-Getaot im Norden des Landes.

Ähnlich wie im Fall der Juden hatten die Nazis Homosexuelle und Lesben durch Gesetz von der allgemeinen Bevölkerung abgegrenzt und dafür den Paragraphen 175 geschaffen, der auch noch nach dem Krieg bis zum Jahr 1969 in Geltung war. 100.000 Homosexuelle, meist Männer - Lesben hielten die Nazis für "heilbar" - sind während der Naziherrschaft in Konzentrationslager gekommen, viele sind dort umgekommen. Heute leben noch 12 Homosexuelle, die in den Lagern waren. Das Verhalten der Nazis Juden und Homosexuellen gegenüber sei jedoch unterschiedlich gewesen, sagte Terfloth. Juden seien härter verfolgt worden, besonders schlimm sei es jüdischen Homosexuellen ergangen.

Michael Krupp

Anmerkung: Der im Artikel genannte Moritz Terfloth bittet um folgende Korrektur: Er sei zwar homosexuell und Historiker, aber als 1968 Geborener nicht selbst NS-Verfolgter. Auch sei der Film "§ 175" kein deutscher Film, sondern von zwei US-amerikanischen Regisseuren, die bereits einen Oskar gewonnen haben, gedreht worden.

Mönche aus dem Kloster "Johannes in der Wüste" vertrieben
Auf einer Pressekonferenz haben die Mönche vor den Toren des Klosters "Johannes in der Wüste", aus dem sie zuvor gewaltsam vertrieben worden waren, ihre Absicht bekundet, das Vatikan-Gericht für innerkirchliche Angelegenheiten anzurufen. Ferner erklärten sie, in Israel zu bleiben. Der Abt der kleinen Gemeinschaft, Pater Elisha, sagte, sie hätten von Klöstern im ganzen Land Angebote erhalten, bei ihnen zu leben, und die Mönche würden die Angebote sorgfältig prüfen.

Die Mönche vom Orden der Theophanie waren in der Nacht nach einem längeren Streit mit den Besitzern des Klosters, den Franziskanern, gewaltsam vertrieben worden, nachdem sie vor 26 Jahren das Kloster überlassen bekommen und wohnbar gemacht hatten.

Kurz vor Mitternacht haben Männer in Zivil die fünf Mönche des Ordens Theophanie, die sich seit einigen Tagen in der Kapelle verschanzt hatten, mit Gewalt aus der Kapelle gezerrt und in das griechisch-katholische Patriarchat in die Altstadt von Jerusalem gebracht. Das war das Ende einer Räumungsaktion, die Gerichtsvollzieher auf Anordnung des Besitzers des Klosters, des Franziskanerordens, seit Donnerstag voriger Woche durchführten.

Abt Pater Elisha erklärte, die Aktion sei besonders deshalb unverständlich, weil sich die Mönche nach Einschaltung des lateinischen Patriarchen bereit erklärt hatten, das Anwesen am Montag um 11 Uhr freiwillig zu räumen. In Verhandlungen zwischen dem lateinischischen Patriarchen und dem griechisch-katholischen Erzbischof Maxmos Saloum, war ausgemacht worden, dass die Mönche vom Orden der Theophanie in Israel bleiben dürften und ein geeignetes Kloster zugewiesen bekommen würden. Pater Elisha hielt die nächtliche brutale Räumungsaktion für einen Racheakt der Franziskaner und ihrer Rechtsanwälte, die eine friedliche Beendigung der Kampagne nicht hinnehmen wollten.

Das Kloster "Johannes in der Wildernis" liegt südlich von Jerusalem und gehört den Franziskanern. Es ist nach der Tradition der Ort, an dem sich Johannes der Täufer vor seinem öffentlichen Auftreten am Jordan zurückzog. Vor 25 Jahren hatten die Franziskaner das damals verlassene und unbewohnbare Kloster einem französischen griechisch-katholischen Orden überlassen, der sich Theophanie (Gotteserscheinung) nennt. Später verlangten sie das Kloster zurückverlangt und bekamen in einem längeren Gerichtsverfahren Recht.

Die Mönche hatten das verlassene Kloster in den judäischen Bergen südlich von Jerusalem von den Franziskanern vor 25 Jahren überlassen bekommen, bewohnbar gemacht, ausgebaut und das umliegende Land bestellt. Der Ort gilt nach einer alten chrisltlichen Tradition als der Aufenthaltsort Johannes des Täufers in der Wüste bevor er seine Tauftätigkeit am Jordanfluss begann. Eine Quelle und ein von ihr gespeistes Wasserbecken ist ein beliebter Taufort für viele Christen. Aber auch viele Juden, Israelis und Touristen, besuchen allschabbatlich den Ort wegen seiner schönen Lage. 30.000 Besucher hatte das Kloster im letzten Jahr zu verzeichnen. Auf Grund des Andrangs hätten die Mönche schließlich Eintritt verlangt. Die Mönche betrieben etwas Landwirtschaft auf den Terassen des Kostergeländes und beschäftigten sich mit Bienenzucht.

Auf dem Gelände befindet sich als Kuriosum ein Grab mit einer hebräischen Inschrift: Abbuna Avraham Shmueloff. Dahinter verbirgt sich eine der tragischen Geschichten des Landes. Shmueloff war ein Jude aus Buchara, der in der brittischen Armee gegen Deutschland kämpfte und in deutscher Gefangenschaft zum Christentum übertrat und Priester wurde. Nach der Staatsgründung Israels arbeitete er in einigen griechisch-katholischen Dörfern Galiläas. Die arabische Bevölkerung weigerte sich aber, Shmueloff wegen seiner jüdischen Herkunft auf einem ihrer Friedhöfe zu bestatten.

Michael Krupp

Moslemisch-jüdischer Streit um die Westmauer des Tempelberges
Eine religiöse Gesetzesentscheidung (Fatwa) der höchsten moslemischen Stelle in Jerusalem über die Westmauer des Tempels hat das jüdische Rabbinat aufs höchste empört. Der Mufti von Jerusalem, Scheikh Ekrima Sabri, hatte in einer Fatwa erklärt, die gesamte Westmauer des Tempelberges sei islamischer Besitz und nicht der kleinste Stein darin erinnere an eine jüdische Vorgeschichte. Anlass der Entscheidung ist, dass einige Steine in der Westmauer lose sind und repariert werden müssen. Die moslemische Behörde verbietet mit der neuen Entscheidung den Juden, irgendwelche Reparaturen durchzuführen.

Der israelische Oberrabbiner, Israel Lau, sagte in einer Erklärung, der "unerfreuliche Versuch, die Geschichte umzuschreiben", sei keine Überraschung für ihn. "Wenn in dieser Generation, in der es noch Menschen gibt, die vom Feuer in Auschwitz mit einer Nummer am Arm gerettet wodass es solche gibt, die eine 2000 Jahre alte Wahrheit verfälschen wollen." rden sind, Leugner des Holocausts gibt, so ist es nicht verwunderlich,

Die Jerusalem Post veröffentlichte kürzlich einen alten Führer für das Gebiet des Tempelberges der obersten moslemischen Behörde der Zeit, des "Supreme Moslem Council", in der es heißt, dass der heutige Tempelberg dem Ort des Salomonischen Tempels entspricht sei "jenseits jeder Debatte". Der 1930 erschienene Führer stellt weiter fest, dass die Grundmauern der unterirdischen sogenannten Salomonischen Stelle, die die moslemische Behörde 1996 in eine weitere Moschee umbaute, "vermutlich auf die Konstruktion des Salomonischen Tempels zurueckgehen".

Die Westmauer, die sogenannte Klagemauer, mit Steinen von über 7 m Länge, ist ein Teil der heute noch vorhandenen über 20 m hohen Stützmauer des herodianischen Tempelplatzes aus vorchristlicher Zeit.

Michael Krupp

Arafat will Kirchen kontrollieren
Ein Versuch der palästinensischen Autonomiebehörde, die Kontrolle über die christlichen Kirchen in Jerusalem zu erlangen, um so die Hand auf riesigen Landbesitz der Kirchen im jüdischen Westjerusalem und im Staate Israel zu legen, wurde im israelischen Fernsehen "aufgedeckt".

Nach dem Tod des griechischen Patriarchen Diodorus I im vergangenen Dezember sei ein harter Machtkampf im griechischen Patriarchat ausgebrochen. Auf Initiative Arafats sei eine "gemischte Kommission" palästinensischer Politiker und griechischer Kirchenleute ins Leben gerufen, unter anderem, um Druck auf die griechische Kirche auszuüben, zum ersten Mal einen Palästinenser zum Patriarchen zu küren und nicht einen Griechen. Die katholische Kirche war die erste, die mit der langen Tradition ausländischer Patriarchen brach und Michel Sabbah an die Spitze des lateinischen Patriarchats berief. Da die Mehrheit der orthodoxen Gläubigen Araber, also Palästinenser, sind, steht auch das griechische Patriarchat unter Druck, einen Einheimischen zum Patriarchen zu ernennen.

Wie der Jerusalemexperte Dr. Eliezer Glaubach in der Dokumentation erklärte, hege Arafat praktische "politische Absichten". Ganze Stadtviertel in Westjerusalem, der Boden, auf dem der Präsidentenpalais und die Residenz des Ministerpräsidenten stehen, seien von den Kirchen gepachtet. Das Polizeihauptquartier ist russischer Kirchenbesitz. Grundstücke der Kirchen liegen in Jaffo, Haifa, Akko, Lod, Ramle und am See Genezareth. Viele dieser Grundstücke wurden von der israelischen Regierung gepachtet. "In zehn, zwanzig oder dreißig Jahren, je nach Standort, laufen diese Verträge aus und müssen erneuert werden. Arafat könnte ein Veto einlegen, wenn er den Schlüssel zu den Kirchen in der Hand hält. Dann würden Israels Präsident, der Regierungschef und wichtige Institutionen auf der Straße stehen."

Der ehemaliger Leiter der "Abteilung für christliche Angelegenheiten" im israelischen Religionsministerium, Uri Mor, sagte in der Dokumentation, dass Israels Regierung über die Absichten und Aktivitäten der von Arafat initiierten "Gemischten Kommission" informiert sei, aber nichts unternehme, sie zu unterbinden. Er warnte vor "verheerenden Konsequenzen", falls die palästinensische Autonomiebehörde über den Umweg der Kirchen große Teile Westjerusalems und des Staates Israel kontrollieren könnte.

Weiter hieß es in dem Bericht, erhärtet durch Interviews mit griechischen Kirchenmännern, dass die Sorge um den Status der Heiligen Stätten in Jerusalem nur ein "Vorwand" gewesen sei, als die Patriarchen durch einen offenen Brief an Präsident Clinton während der Friedensverhandlungen zwischen Barak und Arafat in Camp David ein "Mitspracherecht" forderten. Dieser "erste Versuch politischer Einmischung" habe weniger den Heiligen Stätten gegolten, sondern eher ihrer Sorge um das Schicksal ihres Grundbesitzes in den Grenzen des Staates Israel, sowie die Heiligen Stätten und die Patriarchensitze in der Altstadt Jerusalems unter palästinensische Souveränität gestellt werden sollten.

Ulrich W. Sahm

Unruhe unter Israels orthodoxen Christen
Der "Gemeinderat der Orthodoxen in Israel" hat am Wochenende beschlossen, die Wahl eines neuen griechisch-orthodoxen Patriarchen in Jerusalem zu boykottieren. Dieser Gemeinderat vertritt etwa 60.000 in Israel lebende orthodoxe Christen, alles Araber. Der Rat will keinen Vertreter nach Jerusalem schicken, wo eine Liste möglicher Kandidaten für das Amt des Patriarchen vorbereitet werden sollen. Der bisherige Patriarch Diodorus I. ist im Dezember nach langer Krankheit verstorben.

Im "Geistigen Rat" der griechischen Kirche sitzen 17 Mitglieder der Heiligen Synode, darunter Metropoliten, Bischöfe und verheiratete Gemeindemitglieder. Jedoch sind alle griechischer Herkunft. Dieser "Geistige Rat" hat die Aufgabe, die Zahl der Kandidaten auf nur drei Namen zu kürzen. Die Synode, in der kein einziger einheimischer Priester arabischer Herkunft Mitglied ist, wird dann den Patriarchen wählen. Auch die weltlichen Organisationen in der orthodoxen Glaubensgemeinschaft sind in der Synode nicht vertreten.

Der "Gemeinderat" fordert, dass die Patriarchenwahl entsprechend osmanischer Gesetze oder Regeln der britischen Mandatsmacht aus dem Jahr 1941 durchgeführt werden sollten. Heute richtet sich das griechische Patriarchat nach jordanischen Gesetzen. Die garantieren, dass nur Griechen gewählt werden können während israelische Staatsbürger grundsätzlich ausgeschlossen bleiben. Doch die meisten orthodoxen Gemeindemitglieder sind israelische Staatsbürger und leben in Jaffo, Haifa, Nazareth und anderen Ortschaften Israels.

Der "Gemeinderat" droht mit einer Klage beim Obersten Gericht Israel, damit die Rechte der israelischen Gemeindeglieder gewahrt bleiben.

Der Kampf des "Gemeinderats" gegen die Kirchenführung dauert schon mehrere Jahre lang an. Der "Aufstand" der Gläubigen richtet sich gegen die "Korruption" in der Kirchenspitze, gegen den Verkauf von gemeindeeigene Grundstücke "als wären sie der Privatbesitz des Patriarchats" und gegen die Vernachlässigung der Gemeindeglieder, denen das Patriarchat weder Schulen noch Kindergärten errichte.

Der "Gemeinderat" hatte im vergangenen November dem israelischen Justizminister und amtierenden Religionsminister Jossi Beilin die Klagen gegen das Patriarchat vorgetragen. Der Minister forderte einen schriftlichen Report über die Zustände in der griechisch-orthodoxen Kirche, doch der ist bis heute nicht fertig.

Ulrich W. Sahm

Neutrale Reaktionen bei Israels Christen
"Gleichgültig wie der israelische Ministerpräsident heißt. Jeder sollte sich an das Wort des Propheten Amos halten: Es fließe wie Wasser das Recht und die Gerechtigkeit wie ein nie versickernder Strom". So reagierte Propst Horst Ronnecker von der evangelisch-lutherischen Erlöserkirche.

Der Sprecher des lateinischen Patriarchats, Fr. Raed, ein Palästinenser, glaubt nicht, dass Scharon der "richtige Mann" sei, Frieden zu schaffen. "Die Politiker um ihn herum werden versuchen, ihn zu zerstören und dann wird ausgerechnet Scharon zu einem Engel."

In einem von ihm veröffentlichten Rundschreiben heißt es, dass "wir Christen" das Ergebnis der demokratischen Wahlen in Israel akzeptieren müssten, auch wenn diese Wahlen ein Ergebnis der politischen Instabilität seien.

Wadia Abu Nassar, der bis vor Kurzem im lateinischen Patriarchat das Büro für die Organisation des Heiligen Jahres leitete und israelischer Araber ist, sieht Scharons künftigen Weg eher nüchtern: "Als Oppositionschef kann er sagen was er will. Sowie er aber in der -Regierungsverantwortung steht, ist er Druck von allen Seiten ausgesetzt und kann nicht mehr frei handeln." Ihm sei keine antichristliche Äußerung Scharons in Erinnerung.

Petra Heldt von der "Ecumenical Fraternity" meinte "als Kirchenperson", dass die säkulare Regierung unter Barak "so viele Auflösungserscheinungen" für die christlichen Kirchen gebracht habe, dass sie froh sei über das Ende dieser Epoche, "die uns Christen großen Schaden beigefügt hat." Unter Barak wurde die "Abteilung für christliche Angelegenheiten im Religionsministerium" nicht wieder mit neuem Personal besetzt, nachdem die alten Mitarbeiter in Pension gegangen sind. Ebenso sollte das Religionsministerium aufgelöst werden.

Ulrich W. Sahm

Konferenz der Auschwitzleugner in Beirut
Das amerikanische "Institut für historische Prüfung" plant eine erste viertägige Konferenz der Holocaustleugner in der libanesischen Hauptstadt Beirut Ende März. Das 1978 gegründete Institut rühmt sich, in der besten Tradition der revisionistischen Geschichtstradition des William Chamberlain die "Wahrheit" zu suchen.

In Jerusalem veröffentlichte die amerikanische "Anti-Diffamation-League" eine scharfe Verurteilung des Versuchs dieser antisemitischen Organisation, ihre Aktivitäten nun auch auf arabische Länder auszuweiten und in Beirut eine Konferenz unter dem Titel "Revisionismus und Zionismus" halten zu wollen. Abraham Foxman, Leiter der ADL, sagte in Jerusalem, dass "die Holocaustleugner aus Europa und den USA zunehmend Gehör bei islamischen Regimes finden, die sich in ihren antisemitischen und rassistischen Ansichten bestätigt fühlen".

Auf ihren Internetseiten hat das "Institute of Historical Review" ausführlich schon bestehende Kontakte mit islamischen Staaten dargestellt. Der französische Gelehrte Roger Garaudy, 1998 in Paris zu einer Geldstrafe wegen der von ihm vertretenen Holocaustlüge verurteilt, hatte vor einigen Monaten arabische Länder wie Ägypten und Libanon sowie Iran besucht. Im Iran hätten 600 Journalisten und 160 Parlamentsmitglieder eine Petition zugunsten von Garaudy unterzeichnet, weil der gegen die "zionistische Lobby" ankämpfe, die weiterhin Zahl der "sechs Millionen" verwende. Irans Präsident Khamenai empfing Garaudy und gratulierte ihm. Das Institut erwähnt auch einen führenden Schweizer Revisionisten, Jürgen Graf, der nach Teheran geflüchtet sei, weil man ihm in der Schweiz den Prozess wegen der Verbreitung der Holocaustlüge machen wollte. Ein österreichischer Holocaustleugner, Wolfgang Fröhlich, habe im Mai 2000 Asyl in der iranischen Botschaft in Wien erhalten.

In dem Protestschreiben des ADL heißt es weiter über die Organisatoren der Konferenz: "Sie glauben, dass sie durch das Leugnen des Holocaust die Legitimität des jüdischen Staates untergraben könnten, indem sie behaupten, dass der Holocaust eine historische Fabrikation gewesen sei, mit der Absicht, Sympathien für die Juden und für Israel zu sammeln."

Ulrich W. Sahm

Israelische Soldaten schwören aufs Neue Testament
Der oberste Erziehungsoffizier der israelischen Armee, General Elazar Stern, wurde aufgefordert, vor dem Einwanderungsausschuss der Knesset Rechenschaft über "rassistische Äußerungen" abzulegen, die er über nichtjüdische Soldaten gemacht habe. Der General dementierte Behauptungen, wonach "Nichtjuden schlechtere Soldaten seien als Juden." Aufgefordert, sich zu entschuldigen, sagte der General dass er sich lediglich dafür entschuldigen könne, nicht in Rechnung gezogen zu haben, dass es Leute gibt, die ihn falsch verstehen könnten. Er fügte dann eine weitere Beleidigung gegen Einwanderersoldaten hinzu. Die hätten ihn falsch verstanden, weil Hebräisch nicht ihre Muttersprache sei. Ebenso meinte er wieder, dass nichtjüdische Offiziere keine richtigen Offiziere seien, weil sie weniger motiviert als Juden seien. Die christlichen Soldaten müssten zu Juden gemacht werden, damit sie ein "echtes Zusammengehörigkeitsgefühl mit dem jüdischen Staat erhielten". Der General wiederholte seine Forderung nach einem "freundschaftlichen Anreiz zur Konversion zum Judentum" für die christlichen Einwanderer. Weltlich ausgerichtete Abgeordnete meinten dazu, dass die Armee keinen "missionarischen Auftrag" habe und ultraorthodoxe Abgeordnete verurteilten die "freundschaftlichen Anreize".

Der General behauptete, dass 96 von 436 rekrutierten nichtjüdischen Einwanderern im Januar gefordert hätten, ihren Treueid mit einem Exemplar des Neuen Testaments zu schwören. Der Erziehungsgeneral behauptete, dass die Mehrheit dieser Soldaten gar keine Christen seien, sondern den Schwur auf dem Neuen Testament "als Provokation und aus Protest gegen ihre Behandlung durch die israelischen Behörden bei ihrer Eingliederung" verlangt hätten. Eine neue lautstarke Kontroverse brach im Sitzungssaal in der Knesset aus. Die Einwanderungsministerin Juli Tamir schlug daraufhin vor, alle Soldaten, gleichgültig welcher Religionsangehörigkeit, den Teuerschwur auf die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel (vergleichbar mit dem deutschen Grundgesetz) abzulegen. Ulrich W. Sahm

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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