Trotz Intifada das bisher größte Internationale Filmfestival in Israel
Das am Wochenende zu Ende gegangene Internationale Filmfestival Jerusalem war das größte seit Gründung des Festivals vor 18 Jahren. Keiner der eingeladenen Gäste, Filmkritiker, Regisseure, Schauspieler, Produzenten etc. hatte seine Teilhnahme abgesagt. Die Eröffnungsveranstaltung zu Füßen der Altstadtmauern Jerusalem im sogenannten Sultansteich hatte fast 7000 Zuschauer angezogen. Die 180 Filme, die in fünf Theatern 10 Tage lang gezeigt wurden, waren zum größten Teil ausverkauft. Deutschland war mit 9 Filmen repräsentiert, zum Teil vorgestellt von ihren Regisseuren.
Thema des Festivals war "Exil", Exilantenschicksale in allen Teilen der Welt, die Fremdheit des Menschen in fremdem Land, zum Teil aber auch im eigenen. Unter diese Rubrik fallen auch einige der deutschen Filme wie der Film über Tucholsky "Gripsholm" von Xavier Koller, "Berlin is in Germany" von Hannes Stöhr, über einen Ostberliner, der nach einer längeren Haft sich im neuen Berlin nicht mehr zurechtfindet, "Die innere Sicherheit" von Christian Petzold, über das Leben auf der Flucht ehemaliger Baader-Meinhof Terroristen, oder "Die Unberührbare" von Oskar Roehler über doe Schriftstellerin Gisela Elsner, die nach der Wende sich in Deutschland nicht mehr zurechtfindet und Selbstmord begeht.
Schwerpunkt waren auf dem Jerusalem Festival wie in vergangenen Jahren die neue israelische Produktionen, dreißig Spielfilme und zahlreiche Kurz- und Dokumentarfilme. Mit dem mit 40.000 Dollar dotierten Wolgin-Preis wurde hier der Film "Späte Hochzeit" von Dover Kosashvilli ausgezeichnet, einem Regisseur ursprünglich aus Georgien, der erste Film, der in Israel in Georgisch gedreht wurde und das Schicksal georgische Einwanderer in Israel behandelt, mit der veränderten Situation im neune Land zurechzukommen.
Wie zu erwarten befassten sich viele der israelischen Dokumentarfilme mit der neuen Situation nach Ausbruch der Intifada oder überhaupt dem Problem von Besatzung und Besetzern. Mit dem Preis "Spirit of Freedom" (6000 Dollar) wurde hier der Film von Justine Shapiro "Between the Lines" ausgezeichnet, der das Leben und Arbeiten der israelischen Journalistin Amira Hass schildert, die als einzige israelische Journalisin seit 5 Jahren in Gaza und später in Ramalla, in der palästinensischen Autonomie, lebt und schreibt. An anderen Filmen sind hier zu nennen "A Love beyonds Words" von Shiri Tsur, die das Leben der vierzig Nonnen im Kloster Bet Schamal zum Thema hat, die sich einem Schweigegelöbnis unterworfen haben und ihr Leben in Meditaion und Gebet zubringen.
Als einziger palästinensischer Filmmacherr war Hany Abu-Assad, der in Holland lebt, aufs Festival gekommen. Gezeigt wurde sein Film "Nazareth 2000", eine Mischung von Dokumentar- und Spielfilm, der am Schicksal zweier Tankwarte das schwierige Zusammenleben und Gegeneinanderleben von Christen und Moslems in dieser arabischen Stadt in Israel zum Thema hat. Aus anderen arabischen Staaten kamen Regisseure aus Ägypten, Marokko und Algerien, die aber alle heute in Frankreich arbeiten und sich zum Teil weigerten Interviews zu geben. So war die politische Krise auch bei diesem Festival zu spüren, das sich sicher von anderen Festivals auch durch seine einzigartige Lage im Gehinnomtal zwischen Ost- und Westjerusalem auszeichnet. Michael Krupp