Juden in Groß-Gerau

Eine interaktive Spurensuche

Mit moderner Technik leistet das Evangelische Dekanat Groß-Gerau in diesem Jahr einen Beitrag zur Erforschung des ehemaligen jüdischen Lebens in der hessischen Kreisstadt. Unter der Internetadresse www.erinnerung.org ist auf einer gut aufgemachten und übersichtlichen WebSite die Geschichte der jüdischen Menschen in Groß-Gerau dokumentiert.

Die Homepage gibt mit vielen Bildern von damals und heute Auskunft über die Anfänge der Groß-Gerauer jüdischen Gemeinde seit dem 14. Jahrhundert. Es gab während dieser Zeit drei Friedhöfe - von denen der jüngste noch existiert - und drei Synagogen, wobei die letzte - 46 Jahre nach ihrer Einweihung - in der sogenannten "Reichskristallnacht" am 9. November 1938 von Nazis durch Brandstiftung zerstört wurde. Auf der WebSite sind in einem Stadtplan von Groß-Gerau diese sechs Orte der Erinnerung markiert.

Am Abend des 9. November 2001 - 63 Jahre nach der Pogromnacht - wurde im Stadtmuseum von Groß-Gerau der Öffentlichkeit diese neue WebSite vorgestellt. Das Evangelische Dekanat beauftragte Hans-Georg Vorndran (Vorstandsmitglied des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau) mit der inhaltlichen und technischen Erstellung. Vorndran hatte schon in früheren Jahren ein inzwischen vergriffenes Heft über die Geschichte der Juden in Groß-Gerau veröffentlicht, das damals allen Schulen und Kirchengemeinden zur Verfügung gestellt wurde. Seine neue Idee, die vom Evangelischen Dekanat interessiert aufgenommen wurde, war es nun, das Internet zu nutzen, um mit den Möglichkeiten, die dieses Medium bietet, einem breiten Nutzerkreis die Geschichte der Juden in Groß-Gerau zugänglich zu machen.

Nicht nur Menschen in der näheren Umgebung haben damit Zugang zu diesen Ereignissen, sondern beispielsweise auch Angehörige und Nachkommen ehemaliger jüdischer Bürgerinnen, die heute in Israel oder in Amerika leben.

Wichtig war es dem Autor der WebSite nicht nur vergangenes und zerstörtes Judentum zu zeigen. Mehrere Informationen über heutige Synagogen und über jüdisches Leben heute in Deutschland und Hessen machen deutlich, dass Adolf Hitler mit seiner angedrohten vollständigen Vernichtung des Judentums in Deutschland und Europa nicht gesiegt hat. Das Judentum lebt! Eine ausführliche und übersichtliche Linkliste führt zu vielen aktuellen WebSites, beispielsweise über jüdische Feste und Riten. Aktueller Bestandteil der WebSite sind auch die gegenwärtigen Gefahren durch den Rechtsextremismus, worüber in mehreren Texten und Tabellen informiert wird.

Hans-Georg Vorndran, der sowohl die inhaltliche Konzeption der WebSite als auch deren technische Umsetzung realisierte, wies darauf hin, dass unter dem Stichwort "Antisemitismus" vor allem auch die Judenfeindschaft in der Kirche genannt werden müsse. Deshalb habe er sowohl die antijüdischen Bemerkungen des damaligen Groß-Gerauer Pfarrers Scriba von 1930 als auch die antijüdischen Ausfälle von Martin Luther aus dem Jahre 1543 dokumentiert. "Dieser jahrtausendelange christliche Antijudaismus hat dem rassischen Antisemitismus den Boden bereitet".

Groß-Gerau gehört zu den etwa 1000 jüdischen Gemeinden in Deutschland, die im Nationalsozialismus zerstört wurden. In dem Tal der untergegangenen Gemeinden in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem sind zur bleibenden Erinnerung die Namen dieser Städte in große, hohe Felswände eingraviert. Darunter in hebräischen und deutschen Buchstaben auch der Name Groß-Gerau. Die Internetadresse, auf der die Geschichte und die Schicksale Groß-Gerauer Jüdinnen und Juden dokumentiert ist, trägt deshalb den Namen www.erinnerung.org. Denn zur Gestaltung der Gegenwart und Zukunft gehört die Erinnerung.

Die WebSite lädt andere kirchliche und weltliche Gemeinden dazu ein, unter der Internetadresse www.erinnerung.org ebenfalls die Ergebnisse ihrer lokalen Spurensuche zu veröffentlichen.

Die Internet Seite www.erinnerung.org ist nicht der einzige Bestandteil dieser interaktiven Spurensuche. Wer nicht über einen Internet-Zugang verfügt oder wer Online-Kosten sparen will, der kann eine CD-ROM kaufen (DM 31), auf der die komplette WebSite vorhanden ist. Außerdem ist auf dieser CD-ROM die komplette oben erwähnte vergriffene Broschüre über die Geschichte der Juden in Groß-Gerau enthalten, die mit Text und Bildern in hoher Qualität ausgedruckt werden kann. Als Begleitmaterial zur CD ROM steht ein Satz größtenteils farbiger Overhead-Folien zur Verfügung (DM 21). Darauf sind die wichtigsten Fotos und Informationen aus der WebSite zu finden. Beide Medien sind erhältlich beim Evangelischen Dekanat Groß-Gerau, Helwigstr. 30, 64521 Groß-Gerau, Tel. 06152-910273, Fax 910274, email Ev.dekanatGG@compuserve.de

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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