Informationen aus Israel

von Michael Krupp und Ulrich Sahm, Jerusalem

Moslemischer Lebensretter mit dem kirchlichen "Berg Zion Preis" posthum geehrt
Omri Jada, ein junger Palästinenser aus dem kleinen Dorf Habla in der Nähe von Qalqilje, der sein Leben verlor, als er ein sechsjähriges jüdisches Kind vor dem Ertinken im See Genezareth rettete, ist posthum mit dem "Berg Zion Preis" ausgezeichnet worden. Den Preis nahm seine Witwe mit ihren drei kleinen Kindern entgegen. Das jüngste ist 10 Monate alt und hat seinen Vater nie gesehen.

Die Tat ereignete sich Anfang August im vorigen Jahr und machte Schlagzeilen: Moslemischer Vater gibt sein Leben für ein jüdisches Kind. Die Jerusalem Post bezeichnete Omri als einen neuen barmherzigen Samaritaner. Das gerettete Kind heißt Goscha und wohnt in Obernazareth. Es ist seitdem traumatisiert und spricht nicht über das, was geschehen ist, sagt aber immer wieder: "Omri hat mein Leben gerettet". In der Laudatio sagte der Nuntius und Botschafter des Vatikan, Monsignore Pietro Sambi, er hoffe, dass dieses Kind, groß geworden, die Tat seine moslemischen Lebensretters bis an das Ende seiner Tage verkünden werde.

Mit Omri Jada wurden zwei weitere Männer ausgezeichnet, ein Jude und ein Christ, die ihr Leben der Versöhnung zwischen Juden, Christen und Moslems geweiht haben, Archimandrit Emile Shoufani aus Nazareth und Reuven Moskovitz aus Jerusalem. Shoufani hatte ein sein Leben prägendes Schlüsselerlebnis während seiner Studienzeit in Paris mit der Lektüre des Buches "Treblinka" von Jean-Francois Steiner und einem Besuch im ehemaligen Konzentrationlager Dachau. Als Direktor des griechisch-katholischen Gymnasiums St. Joseph in Nazareth knüpfte er Beziehungen mit dem jüdischen Gymnasium "Aljada" in Jerusalem an und beide Schulen, Schüler und Lehrer, unterhalten seitdem einen engen Kontakt.

Reuven Moskovitz hat als Kind den Holocaust erlebt. Als Erzieher und Mitbegründer zahlreicher Friedensgruppen und Iniativen hat er sich unermüdlich durch Tat und Schriften für eine Versöhnung zwischen Juden und Arabern, sowie Juden und Deutschen eingesetzt.

Der mit umgerechnet 40.000 DM dotierte "Berg Zion Preis" wurde 1987 von dem deutschen Priester Wilhelm Salberg gestiftet, der 1996 verstorben ist. Salberg, der Sohn eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter, hat den Holocaust im Untergrund überlebt. Der seitdem alle zwei Jahre in der Hagia Maria Sion Abtei (Dormitio) in Jerusalem verliehene Preis ehrt solche Persönlichkeiten und Organisationen, die sich dem Dienst der Versöhnung zwischen den drei Glaubensgemeinschaften Juden, Christen und Moslems in Israel und Palästina gewidmet haben. Prominentester Preisempfänger war bisher der israelische Schriftsteller David Grossman.

Michel Krupp

Die "Klagemauer" ist baufällig - Fallende Steine gefährden Betende
Das israelische Religionsministerium hat einen Sofortbetrag von umgerechnet 50.000 DM bewilligt, um die Stabilität der Westmauer des Tempels, der sogenannten Klagemauer, zu untersuchen. Nachdem sich wieder ein Stein aus der Mauer gelöst und einen Beter leicht verletzt hat, soll eine Kommission die Baufälligkeit der heiligsten Stätte des Judentums untersuchen.

Rabbiner Samuel Rabinowitz, der für die Mauer zuständige Rabbiner sagt, religiöse Hindernisse für eine Reparatur der Mauer seien aus dem Wege geräumt, denn Erhaltung von Menschenleben sei das höchste Gebot im Judentum. Nach einem alten Religionsgesetz sind Verschönerungen und Rundum-Renovierungen an der Mauer verboten.

In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass auch die Südmauer des Tempelplatzes durch größere Umbauten im Inneren des Tempelplatzes und der Umformung der unterirdischen Gewölbe des Tempelplatzes, der sogenannten salomonischen Pferdeställe, in eine Moschee extrem einsturzgefährdet ist. Die Schäden können nur durch eine gemeinsame Zusammenarbeit der moslemischen Tempelbehörde, die für den Innenbezirk des Tempelplatzes verantwortlich ist, und die israelischen Behörden, die für die Außenseite zuständig ist, behoben werden.

Michael Krupp

Deutscher Forscher entdeckt das "wahre" Emmaus
"Wenn es schon drei Emmaus gibt, dann sind es mindestens zwei zuviel", sagt der Paderborner Altertumsforscher Professor Carsten-Peter Thiede, während um ihn herum Studenten der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel mit Schaufeln und Pinseln zwischen Gemäuern aus der Kreuzfahrerzeit buddeln. Er machte sich auf und suchte nach einem vierten Ort der Emmaus gewesen sein könnte, und den er nun für das "wahre Emmaus" hält, in der Autobahnkurve bei Motza, auf der Strecke zwischen Tel Aviv und Jerusalem.

Emmaus ist für Christen ein besonders wichtiger Wallfahrtsort, denn dort erschien Jesus erstmals den Jüngern nach seiner Hinrichtung am Kreuze. In den orthodoxen Kirchen des Ostens wird weniger der Tod Jesu hervorgehoben, sondern seine Auferstehung. Theologisch vielleicht korrekter nennen die Griechen deshalb die Jerusalemer Grabeskirche die Auferstehungskirche.

"Es hat sich in Jahren der Forschung herausgestellt, dass keiner der drei Orte in Frage kommt. Entweder hießen sie nicht Emmaus im ersten Jahrhundert, oder sie sind viel zu weit weg. Nimmt man aber mal an und die antiken Quellen bezeugen es, dass es einen Ort gab, der Emmaus hieß, muss es ein vierter sein. Wir haben nach den Quellen gesucht und meinen ihn hier gefunden zu haben", sagt Thiede.

Der traditionell als Emmaus verehrte Ort beim heutigen Latrun auf halber Strecke zwischen Jerusalem und Tel Aviv hieß im Altertum Nikopolis, die Stadt des Sieges. Diese Stelle liege mit über 30 Kilometern Entfernung vom historischen Jerusalem "viel zu weit weg". Denn laut Lukas 24, 13-35 seien die Jünger "am Nachmittag" von Jerusalem aus nach Emmaus gelaufen und noch am gleichen Abend zurückgekehrt, um den Jüngern die frohe Botschaft der Auferstehung Jesu zu übermitteln. Die Identifizierung des biblischen Kirjat Jearim, dem modernen Abu Gosch, als Emmaus durch die Kreuzfahrer sei eine eher willkürliche Entscheidung gewesen. Das Emmaus bei Latrun sei wegen einer Pest im siebenten Jahrhundert verlassen und dann vergessen worden. In der Krypta der mit wunderbaren und frisch renovierten Fresken ausgestatteten Kreuzfahrerkirche von Abu Gosch gibt es sogar eine Quelle. "Der heilige Franziskus von Assisi kam da mal hin. Wunderbar, nur war es eben nicht im ersten Jahrhundert als Emmaus bekannt und muss deshalb ausscheiden", sagt Thiede. Gleiches gelte für Qubeibe in den palästinensischen Gebieten.

Thiede beruft sich auf den römisch-jüdischen Historiker Josefus Flavius und auf jene Manuskripte des Neuen Testamentes, die als Entfernung nach Emmaus "60 Stadien" also etwa 7 Kilometer hin und zurück, angeben und nicht 160 Stadien, worauf sich die Befürworter des Emmaus bei Latrun berufen und die Thiede für eine spätere korrigierende Fälschung hält. Sieben Kilometer seien eine Entfernung, die man leicht an einem Nachmittag zurücklegen könne und am Abend wieder zurückkehren. Thiede habe es mit seinen Studenten erprobt. Josefus berichtet von einem Emmaus, das 30 Stadien von Jerusalem entfernt liege (also sieben Kilometer in einer Richtung) und wo Vespasian aus dem Militärdienst entlassene Legionäre angesiedelt habe. Der Ort sei "Kolonia" genannt worden. Die Autobahnkurve von Motza, immer schon von strategischer Bedeutung, war für Thiede kein Zufallstreffer. Die Entfernung stimmte und Landkarten aus der Zeit vor der Gründung des Staates Israel bestätigen, dass es genau dort ein arabisches Dorf gab, das fast 2000 Jahre seinen Namen aus der Zeit des Vespasian behalten hatte: Kolonia. Emmaus bedeutet "warme Quelle" und deshalb gibt es im ganzen Land verteilt viele Orte, die Emmaus genannt wurden.

Für die israelischen Archäologen war die Gegend um Motza ein "weißer Fleck", obgleich die Altertumsbehörde an der Stelle schon eine Notgrabung ausgeführt hat, als die alte Landstraße zu einer breiten Autobahn ausgebaut wurde. Man stieß vor allem auf Gebäude aus der Kreuzfahrerzeit. Die hatten wohl auch aus militärstrategischen Erwägungen dort eine zweistöckige Festung mitsamt Hospiz errichtet. Thiede ist stolz, bei seiner Ausgrabung einen Dachziegel mit dem typischen Kreuz der Johanniter entdeckt zu haben. Für den bis heute existierenden Johanniterorden wird das eine große Sensation sein, denn es ist der bislang erste Fund eines Johanniterkreuzes aus der Kreuzfahrerzeit im Heiligen Lande.

Für Thiede ging es vor allem darum, eine klaffende Lücke in der Besiedlungsgeschichte dieses Ortes zu füllen. Bisher hatten die Archäologen keinen physischen Hinweis für eine Besiedlung des Ortes in der Römerzeit gefunden. Schon nach den ersten Spatenstichen hielt Thiede jedoch Keramik und verkrustete Münzen in der Hand, die einwandfrei aus der römischen Periode stammen. Bei den künftigen schon geplanten Ausgrabungen rechnet Thiede fest damit, auch auf Häuser und nicht nur Kleinfunde aus der Zeit Jesu zu stoßen.

Thiede ist sich bewusst, dass er mit seiner möglichen Entdeckung eines "vierten" Emmaus gegen liebgewonnene Pilgertraditionen und gegen "Generationen von Wissenschaftlern" ankämpfe. Doch gebe es schon Forscher, die Zweifel an dem traditionellen Emmaus bei Latrun äußerten und das neutestamentarische Emmaus auch eher da vermuten, wo Vespasian seine Legionäre angesiedelt hat und wo es bis 1948 das seitdem verlassene Dorf Kolonia gab.

Ulrich W. Sahm

Christliche "Friedensdemonstration" nach Bethlehem
Rund dreihundert meist ausländische Christen trafen sich am Dienstag Morgen bei päpstlichen Tantur-Institut vor dem israelischen Checkpoint um an einem "Solidaritätskonvoi für Bethlehem" teilzunehmen. Allen voran fuhren die schwarzen Limousinen mit Diplomatennummern der Kirchenführer. Msgr. Sambi, der Nuntius und Vertreter des Vatikans in Israel und Palästina verlas vor den zahlvertretenen Fernsehkameras die auch schriftlich ausgeteilte Botschaft. Der Solidaritätskonvoi gehe von Jerusalem nach Bethlehem mit einer "Botschaft für Frieden der Stadt von El Aka (dem muslimischen Heiligtum) und der Auferstehung (Grabeskirche) zu der Stadt der Geburt des Friedensprinzen (Jesus)." Der Konvoi solle Solidarität mit den "Menschen von Bethlehem unter israelischer Intervention" zeigen und rief zu einem "sofortigen Ende" der Intervention auf.

Der Konvoi fuhr an dem zu einer Militärfestung verwandelten Grab der Erzmutter Rachel vorbei in Richtung Geburtskirche. Die ersten zwei Kilometer der Straße waren von den israelischen Panzerketten deutlich gezeichnet. Das Paradise Hotel, einst ein internationaler Treffpunkt war zur Hälfte verkohlt. Jede einzelne Fensterscheibe der einstigen Nobelherberge sah eher wie ein zackiger Weihnachtsstern aus. Einige Menschen standen am Straßenrand vor den verriegelten Läden und winkten dem Konvoi zu, der ihnen immerhin einen halben Tag Ruhe bescherte, weil weder Israelis noch Palästinenser es wagten, die Journalisten und Diplomaten zu beschießen.

Auf dem Krippenplatz herrschte wegen der Gäste aus dem Ausland fröhliches Treiben, wie man es schon seit Monaten nicht mehr erlebt habe. Aber noch frisch ist der Schock des Todes eines 19-jährigen christlichen Mannes, der auf dem Krippenplatz durch eine israelische Kugel von einem weit entfernten Hügel aus getroffen worden war. Um die noch sichtbare Blutlache waren einige Steine gestellt worden. Eine deutsche Nonne meinte: "Endlich beobachten Journalisten auch mal, was hier passiert." Auf die Frage, ob denn die christlichen Würdenträger auch solidarisch demonstriert hätten, als in der Pizzeria in Jerusalem oder vor der Diskothek in Tel Aviv die Selbstmordattentäter israelische Jugendliche in den Tod gerissen hatten, wandte sich die Nonne wortlos empört und wegen der ketzerischen Frage wieder ab.

Pater Guido von der Päpstlichen Mission meinte dazu: "Das ist eine gute Frage, denn wir Kirchen haben niemals Gewalt befürwortet." Es sei aber doch verständlich, dass die mehrheitlich palästinensischen Christen vor allem "ihre eigene Umgebung" sehen. Außerdem würden von den Israelis "ganze Dörfer terrorisiert". Ein katholischer Priester der Jerusalemer Dormitio Abtei schwieg erst betreten und sagte dann: "Der Konflikt dauert an, weil alle Menschen hier auf einem Auge blind sind. Wir Christen können eigentlich gar nicht vermitteln, wenn wir uns so deutlich nur mit einer Seite solidarisieren, denn gelitten wird auch auf der israelischen Seite."

Während die kirchlichen Demonstranten die Geburtsbasilika besuchten, führte eine Frau aus Bethlehem den Korrespondenten in die St. Katharina Kirche neben der Geburtsbasilika. Am Sonntag morgen, während des Gottesdienstes, sei eine israelische Kugel durch ein Kirchenfenster eingeschlagen und eine zweite durch die Tür. Schaden oder Verletzte habe es keine gegeben. "Nein die Geburtskirche selber wurde nicht getroffen", sagte die Frau und dementierte Behauptungen des Bürgermeisters Nassar, wonach in der ganzen Geburtskirche Kugeln verstreut gewesen seien.

Nach dem Gebet in der Geburtskirche fuhr der Konvoi weiter nach Beth Dschallah, ein christliches Dorf, das seit Monaten unter Beschuss steht, weil von dort aus auf jüdische Wohnviertel im Süden Jerusalems geschossen wird.

Ulrich W. Sahm

Propst in Jerusalem eingeführt
In der lutherischen Erlöserkirche in Jerusalem wurde der neue Propst Martin Reyer, bisher württembergischer Bischof in Stuttgart, von Bischof Dr. Rolf Koppe vom Rat der EKD in Hannover in sein Amt feierlich eingeführt. Bei dem ökumenischen Abendmahlsgottesdienst waren der ehemalige Propst Karl-Heinz Ronecker und Vertreter aller christlichen Gemeinschaften Jerusalems anwesend. Abuna Khusan vom armenischen Patriarchat sang die Verse aus Epheser 4, 22-32 auf armenisch. Den Predigttext aus Johannes 5, 1-16 verlasen auf arabisch der lutherische Bischof Munib Younan, und auf Deutsch die Bischöfin Maria Jepsen.

Der neue Propst wurde vor dem Altar kniend von griechischen, armenischen, äthiopischen, syrischen und anderen Popen durch Handauflegen gesegnet. Der Abt der Dormitio, Lindemann, und Pastor Joachim Schroedel sprachen den Segen im Namen der katholischen Kirche in Jerusalem. Der neue Propst wird bis September 2007 im Amt sein. "Das ist viel Zeit, da kann man viel bewegen", sagte Reyer nach dem Gottesdienst.

Ulrich W. Sahm

Hilferuf für Bethlehem
Jerusalems Patriarchen und Kirchenführer haben einen Hilferuf für die von israelischen Truppen zum Teil zurückeroberte Stadt Bethlehem veröffentlicht. Nach den "gezielten Tötungen" habe es nun auch eine "dramatische Intervention" israelischer Truppen in den palästinensischen Autonomiegebieten gegeben. "Panzer überall, belagerte Häuser, einige Gebiete unter Ausgangssperre und viel Schießerei" schreiben die Kirchenführer.

Sie zählen die Orte auf, wo Israel eingedrungen sei und beklagen sich über die Einschränkungen für die Menschen, die nun nicht mehr zu den Universitäten, Hospitälern und den sozialen Einrichtungen gelangen könnten. "Kinder werden überall traumatisiert".

"In der Zeit wo westliche Führer damit beschäftigt sind, Terrorismus zu bekämpfen, scheint es, als wären palästinensische Bürger (Moslems wie Christen) ähnlichen Akten unterworfen worden, die jedoch die Welt kaum beachtet."

Die Kirchenführer beklagen "alle Gewalttaten" und wenden sich an alle Kirchenführer in der Welt und an die Internationale Gemeinschaft, von Israel zu verlangen, diese "unerträgliche Lage" sofort zu beenden und einen Verhandlungsprozess für Frieden und für eine gerechte Lösung zu beginnen.

Der Aufruf wurde am 19. Oktober veröffentlicht und in den israelischen Medien vermeldet. Die Kirchenführer hätten keinen entsprechenden Aufruf oder eine Verurteilung nach dem Attentat auf einen israelischen Minister veröffentlicht, sagte ein israelischer Sprecher im Rundfunk.

Ulrich W. Sahm

APPEAL FROM JERUSALEM ON BEHALF OF BETHLEHEM
WE THE PATRIARCHS AND THE HEADS OF CHURCHES IN JERUSALEM

Appeal to our Brothers and Sisters around the world to help in a lime of urgent need in the Holy Land.

Following the targeted killings, there has been a dramatic intervention, within the last few hours, in the Autonomous Palestinian Territories by the Israeli Armed Forces. Tanks are everywhere; buildings have been sieged; some areas are under curlew and there Is extensive shooting.

We are particularly concerned about Bethlehem (The place of our Savior's Birth) with Beit Jala and Beit Sahour, Aida Refuges Camp, AI-Bireh, Ramallah, Jenin, Nablus and Gaza. The restrictions on movement preventing people going to work. attending school and even university, mean that Charitable Institutions, Hospital, etc.. are placed under great strain to care for residents and patient. Children everywhere are being traumatized.

At a time when Western leaders arc concerned with fighting terrorism it seems that Palestinian residents (both Moslem and Christian) are subjected to similar acts for which the world takes little notice.

Whilst we deplore all acts of violence, we appeal to World Church Leaders and the International Community to make urgent representation to the Israeli Government lo bring this intolerable situation to an immediate end and begin the process of negotiations in order to work towards a peaceful and a just solution.

Jerusalem, October 19. 2001

Letter of H.B. Mons. Michel Sabbah to the Faithful
To our beloved brothers and sisters in the Lord!

The prophet Hosea says: "Yahweh indicts the inhabitants of the country: there is no fidelity, no tenderness, no knowledge of God in the country, only perjury and lies, slaughter, theft, adultery and violence, murder after murder. This is why the country is in mourning, and all who live in it pine away" (Hosea 4, 1-3). These words may be applied, at least partially, to our days. And we all carry the responsibility to purify our time and return to rectitude, justice and goodness.

Brothers and sisters: We are close to you. Together with you we experience the storm happen during these days. With God´s help this crisis will pass. We are with you in these difficult times. We would like to encourage you: Love each other with patience and faith. With the psalmist we say: "Princes persecute me without a cause. But my heart stands in awe of Your word" (Ps 118, 161), and further: "Consider my affliction and deliver me, for I do not forget Your law. Plead my cause and redeem me; revive me according to Your word (118, 153-154).

Our destination is to be born under occupation and be exposed constantly to death. Every human person has the right and the duty to do all possible to him in order to obtain his own liberty. The international community finally has to come to understand that the Palestinian is a human being like all the others and has the right, as every human being, to reconquer his proper dignity and liberty in his own country.

Killing is evil. All violence is evil. All war disfigure the countenance of God, and is therefore evil. Only the murderer strives for murder. He opens the gates of death and makes the person enter. In our Holy Land the element that opens the gates to death is the military occupation. Therefore we say: the suffering of the Palestinian people until today is enough. It´s time to end its tragedy.

To the Israeli people we say: you merit also security and peace. We wish you security and peace. In everybody and in everyone of you we see the dignity which derives from that of God and which is a gift to every human person being Palestinian or Hebrew. The key of death or peace is in your hands and in that of the government you have elected. It is the government that can open or close the gates of death. It is the government that can give you peace or take it away from you. Those who today fight eachother and are thrown into the abyss of death have the right to live and enjoy security. Therfore, it depends on your government to put an end to all occupation that has been pressing upon the Palestinians during decades from this part, depriving them from their dignity and liberty. The United Nations have formulated regulations as base of peace. It would be sufficient to implement them.

With our Brothers, the Patriarchs of the Holy City and all the Heads of the Churches of Jerusalem we declare: It is enough with the bloodshed; it is enough with the fight! Shut the gates of death, of hatred and terror. Stop the shedding of blood that call for other bloodshed. The blood of all victims cries before God and before every human conscience. Restitute the occupied land to the real owners, thus allowing the hearts to regain serenity and for every human being to regain the proper humanity, and for Palestinians and Israelis to regain in equality the proper dignity given by God!

Michel Sabbah, Latin Patriarch of Jerusalem

Vierzig Jahre Aktion Sühnezeichen in Israel
"Wir haben nicht den einfachsten Weg gesucht, als wir uns entschieden, mit Aktion Sühnezeichen nach Israel zu gehen." Der 19 Jahre alte Wehrdienstverweigerer Sebastian hat sich verpflichtet, 18 Monate lang im Diaspora-Museum in Tel Aviv zu arbeiten und Holocaustüberlebende in einem Altenheim zu pflegen. "Wäre ich in Deutschland gebieten, wäre der Ersatzdienst kürzer und leichter gewesen."

Vierzig Jahre lang ist Aktion Sühnezeichen in Israel tätig. "Für die erste Generation waren Begriffe wie Holocaust, Sühne und Schuld ohne weitere Erklärungen verständlich", sagte Martin Lempp, 47, Volontär in den siebziger Jahren und heute Leiter von Aktion Sühnezeichen in Israel. Zu einem Pressegespräch in dem unter Denkmalschutz stehen Haus des Neuerfinders der hebräischen Sprache, Eliezer ben Yehuda, im Jerusalemer Viertel Talpiot hatten sich Volontäre aus allen "Generationen" eingefunden, so auch Meike Tscheppe, Jahrgang 1939. Sie gehörte zu einer der ersten Gruppen deutscher Jugendlicher, die noch vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen nach Israel gekommen war. Der Holocaust war damals bei den Israelis noch in frischer Erinnerung und entsprechend auch die Vorbehalte gegenüber Deutschen. In Israel brach eine Diskussion aus, ob man überhaupt jungen Deutschen erlauben sollte, in Israel zu arbeiten. Dabei wollten sie aus Schuldgefühlen heraus helfen. "Wir gehören zu einer Generation, die nichts vom Holocaust gehört hatte, weder in der Schule noch zuhause", sagte Meike.

Die "zweite Generation", Anfang der siebziger Jahre, kam auf dem Hintergrund der Studentenunruhen mit "Vorstellungen einer weltweiten Gerechtigkeit". Der Name der Organisation wurde zu Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste erweitert, abgekürzt ASF. In Deutschland gab es derweil ein größeres Bewusstsein für den Holocaust aber auch Versuche, sich zu distanzieren. Schuldgefühle allein motivierten nicht mehr. Aus Protest verließen einige Volontäre vorzeitig das Land. Man begnügte sich nicht nur damit, den Opfern des Holocaust zu helfen, sondern suchte auch nach den "Gründen des Rassismus". Nach heftigen Diskussionen wurde beschlossen, auch arabische Projekte aufzugreifen, allerdings nur in Israel. "Es gibt kein einziges Projekt jenseits der grünen Linie, in den besetzten Gebieten", sagte Lempp.

Die dritte Generation von Volontären hat schon in der Schule von der deutschen Vergangenheit erfahren. "Ich sehe den Rechtsextremismus und die Neonazis. Meine Beschäftigung mit der Vergangenheit bedeutet, dass ich eine Wiederholung verhindern will", sagt Sebastian. Der 19 Jahre alte Johannes meint: "In Deutschland wird man nicht damit konfrontiert, Deutscher zu sein. Was die Großeltern angerichtet haben, erfährt man eigentlich erst, wenn man als Deutscher ins Ausland wie nach Israel geht." Martin Lempp fügt hinzu, dass der Wunsch, eine fremde Kultur kennen lernen zu wollen zu hoher Motivation führe, sich freiwillig bei ASF zu melden, um in Israel in der Holocaust Gedenkstätte Yad Vaschem oder in sozialen Einrichtungen tätig zu werden.

Ein peinlicher Einschnitt bedeutete die "Order" aus Berlin an alle Volontäre, Israel am 8. Januar 1991, eine Woche vor Ausbruch des Golfkrieges, zu verlassen. "Wir hatten das Gefühl, dass der Befehl der Zentrale, völlig hysterisch und unproportioniert war", erinnert sich der ehemalige Volontär Stefan, 32. Ausgerechnet die deutsche Organisation, die aus Sühne gekommen war, um zu den Opfern der Nazis zu stehen, hatte auf dem Höhepunkt der Irak-Krise als Erste ihre Mitarbeiter aus dem jüdischen Staat abberufen, wie "Mäuse ein sinkendes Schiff verlassen". Es habe sogar Beschwerden, Wut und Aufregung in der Berliner Zentrale gegeben, als einige Volontäre während des Golfkrieges auf eigene Faust nach Israel zurückkehrten, um sich mit den von ihnen zuvor gepflegten Holocaustüberlebenden, Schwerstbehinderten, Blinden und Alten solidarisch zu zeigen.

Heute habe man die Regeln geändert. Jeder Volontär dürfe selber entscheiden, ob ihm die Lage in Israel zu gefährlich sei. Eine Rückkehr werde nicht als "Vertragsbruch" gewertet.

Von insgesamt rund 1500 deutschen Volontären, die bis zum Ausbruch der Intifada in kirchlichen und anderen Rahmen in Israel tätig waren (heute sind es nur noch halb so viele), bleibt ASF mit nur 24 Volontären die berühmteste deutsche Freiwilligenorganisation. Bundespräsident Rau besuchte ASF bei seinem Besuch in Israel 1999 und kürzlich hatte der deutsche Botschafter Rudolf Dressler mit dem stellvertretenden Außenminister Rabbi Michael Melchior den "symbolischen Grundstein" für den Bau eines Gästehauses gelegt. Da sollen Gruppen aus Deutschland wohnen können, wenn sie an Seminaren zum Thema Vergangenheit teilnehmen oder Kontakt zu der jungen Generation in Israel suchen.

Martin Lempp hatte zum Abschluss des Pressegesprächs noch eine kleine Sensation bereit: Im September 2002 werde zum ersten Mal ein junger Israeli als Volontär von ASF nach Deutschland geschickt, um dort in einer Holocaust Gedenkstätte zu arbeiten.

Ulrich W. Sahm

Jüdische Pilger nach Jerusalem
Schon in der Nacht zum Donnerstag vor dem Laubhüttenfest gab es einen der längsten Verkehrsstaus in der Geschichte Israels, als tausende Fahrzeuge fast auf der ganzen 60 Kilometer weiten Strecke von Tel Aviv nach Jerusalem stillstanden. Zwei kleine Unfälle hinderten tausende jüdische Pilger daran, Jerusalem zu erreichen, wo wegen des Laubhüttenfestes und anderer jüdischer Feierlichkeiten etwa 25.000 Menschen den Vorplatz der Klagemauer füllten.

Weil die israelische Polizei Konflikte mit den Moslems fürchteten, wurde nur Männern über 40 erlaubt, den Tempelplatz/Haram A Scharif für das muslimische Gebet zu betreten. So sollten Steinwürfe auf den Vorplatz der Klagemauer verhindert werden.

Die Polizei war mit einem Riesenaufgebot aller ihrer Sondereinheiten in höchster Bereitschaft, um mehrere Demonstrationszüge, etwa von fundamentalistischen "Christen für Israel" von den großen Parks in Richtung Altstadt abzusichern. Über dem Tempelplatz stand ein Zeppelin am Himmel und Hubschrauber der Polizei beobachteten unablässig das Geschehen in der Stadt.

Besondere Vorsichtsmaßnahmen wurden wegen einer kleinen Gruppe rechtsradikaler "Getreuer des Tempels" ergriffen. Wie seit zehn Jahren an den jüdischen Festen wollte die Gruppe auch am Donnerstag wieder einen "Grundstein für den dritten Tempel" auf dem von Muslimen seit 1400 Jahre kontrollierten Tempelplatz legen. Die Polizei hinderte die Gruppe daran, den Stein in die ummauerte Altstadt zu bringen. Der Stein blieb auf einem Parkplatz zu Füßen der Altstadt. Unter schwerem Polizeischutz wurde etwa zwanzig Mitgliedern dieser radikalen Gruppe erlaubt, am Mugrabi-Tor außerhalb des Tempelplatzes ein Gebet zu sprechen. Fünf randalierende Mitglieder der Gruppe wurden verhaftet.

Im Herbst 1990 kam es während einer solchen "Grundsteinlegung" zu schweren Unruhen unter den Moslems auf dem Tempelberg, weil sie glaubten, dass "die Juden" ihr Heiligtum, wo einst der Tempel Salomos stand, stürmen wollten. Schon damals hatte die Polizei den muslimischen Behörden erklärt, dass sie die "Getreuen" daran hindern werde, bis zum Tempelplatz zu gelangen. Bei den Unruhen damals starben 22 Muslime und über hundert wurden verletzt, nachdem Molotowcocktails auf die jüdischen Pilger an der Klagemauer geworfen worden waren und die Polizei den Tempelberg stürmte. Seitdem ergreift die Polizei alle denkbaren Maßnahmen, um eine Wiederholung auszuschießen. Deshalb durften auch in diesem Jahr nur ältere Muslime zum Gebet auf den Tempelberg kommen, der ohnehin seit Beginn der Intifada für Touristen und "Andersgläubige" gesperrt ist.

Ulrich W. Sahm

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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