Prophetischer Geist und politisches Engagement

Zur ersten deutschsprachigen Monographie über Abraham J. Heschel

von Michael Heymel

I.

Im angelsächsischen Raum, vor allem in den USA, gilt Abraham Joshua Heschel (künftig: H.) als einer der herausragenden jüdischen Denker des 20. Jahrhunderts. Dies spiegeln auch die bisherigen Forschungsbeiträge wider. Jüdische Gelehrte wie Fritz A. Rothschild, Byron L. Sherwin, Samuel Dresner und H.s Tochter Susannah Heschel haben für jüdische Leser Einführungen in sein Werk gegeben, Edward K. Kaplan und Samuel Dresner legten, freilich erst 1998, den ersten Teil einer Biografie vor, der sich mit H.s Leben in Europa (1907-1940) beschäftigt, Susannah Heschel und Arthur Waskow haben sein politisches Engagement gewürdigt. Weitreichende Perspektiven eröffnet eine 1991 von Harold Kasimov und Byron L. Sherwin herausgegebene Aufsatzsammlung, die H.s Bedeutung für den interreligiösen Dialog darstellt. Christliche Arbeiten, die Mehrzahl von römisch-katholischen Autoren, verfolgten demgegenüber das ökumenische Anliegen, H.s Denken christlichen Lesern zu erschließen. Hier sind vor allem die systematische Studie des Benediktiners John C. Merkle über H.s Tiefentheologie (1985) und das Buch von Donald J. Moore (1989) zu nennen, das die Bedeutung von H.s Spiritualität aufzeigt. Umso bedauerlicher ist, dass sein Werk in Deutschland lange Zeit kaum wahrgenommen wurde. Abgesehen von Aufsätzen des H.-Schülers Fritz A. Rothschild gab es nur wenige deutschsprachige Arbeiten, die sich eingehender mit seinem Denken befassten. Immerhin haben Theologen wie Jürgen Moltmann und Hans Urs von Balthasar sich auf H.s Theologie des göttlichen Pathos bezogen. Michael Heymel widmete sich erstmals der Musik im Werk von H. und wies in neueren (im Buch nicht mehr berücksichtigten) Beiträgen auf die Schlüsselrolle der Prophetie für das Verständnis von H. hin. Seit 1991 ist H.s Leben und Werk in mehreren Tagungen evangelischer Akademien zum Thema gemacht worden. Eine breitere H.-Rezeption wird jedoch nach wie vor dadurch erschwert, dass nur ein Teil der Werke von H. in deutscher Übersetzung vorliegt.

So muss man es als ausgesprochenen Glücksfall betrachten, dass nun der katholische Theologe und Judaist Bernhard Dolna die erste umfassende Studie über diesen prophetischen Denker im deutschen Sprachraum veröffentlicht hat (Bernhard Dolna: An die Gegenwart Gottes preisgegeben. Abraham Joshua Heschel: Leben und Werk. Mainz: Matthias-Grünewald 2001. 383 S., kart. € 28,63. ISBN 3-7867-2315-X). Das Buch, die überarbeitete Fassung einer Freiburger Dissertation, bietet in seiner Einleitung (11-28) zunächst eine Hinführung zum Thema sowie Hinweise zu Methodik und Ziel der Arbeit und zum aktuellen Stand der Forschung. Danach stellt es in vier Teilen (29-348) H.s Leben und seine wichtigsten Gedanken dar. In einem abschließenden Teil (349-368) würdigt Dolna H.s theologisches Anliegen, den Geist des osteuropäischen Judentums zu retten, und fragt, welche Konsequenzen aus der Beschäftigung mit seinem Werk für die jüdisch-christliche Begegnung zu ziehen sind.

II.

Im ersten Teil (29-76) zeichnet Dolna in einer biographischen Skizze den Lebensweg H.s nach und charakterisiert "sein spirituelles Ambiente" (21). Dies geschieht aus der Einsicht heraus, dass H.s "theologisches Denken nicht ohne seine Lebensgeschichte verstanden werden kann" (22). H. wurde am 11. Januar 1907 in Warschau (Polen) als Nachkomme einer schon sieben Generationen umfassenden Familie von chassidischen Rabbinern geboren. Der Chassidismus ist die geistige und zugleich geistliche Quelle, die H.s Persönlichkeit grundlegend geprägt hat, die demokratisierte Form jüdischer Mystik, in der er verwurzelt war, und bis zuletzt "die geistige Heimat seines Lebens" (76).

H. wurde im traditionellen Thoragehorsam des Ostjudentums erzogen und galt schon früh als religiöses Genie. Nach dem Tod seines Vaters übernahm sein Onkel, der Novominsker Rabbi, seine Erziehung. Ungefähr mit 15 Jahren begann er sich für weltliche Studien zu interessieren. 1927 schloss er seine Gymnasialzeit in Wilna ab und ging zum Studium des Judentums und der Philosophie nach Berlin. In seiner Berliner Zeit verfasste er eine philosophische Doktorarbeit über ‚Die Prophetie' (die 1936 in Krakau erschien) und wurde zum Rabbiner ordiniert. Mit seiner Dissertation, einer phänomenologischen Studie über die hebräischen Propheten, erwarb H. sich in Fachkreisen alsbald hohes Ansehen. Die Prophetie sollte für mehr als drei Jahrzehnte zu seinem Lebensthema werden. Den Ertrag seiner Beschäftigung damit wird H. in dem zweibändigen Werk ‚The Prophets' (1962) zusammenfassen.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Frankfurt am Main (1937-1938), wo er auf Einladung Martin Bubers das Jüdische Lehrhaus leiten sollte, wurde H. verhaftet und nach Polen ausgewiesen. Enttäuscht über das intellektuelle Leben in Deutschland, kehrte er zu den Wurzeln seiner chassidischen Umwelt zurück und beschloss, "Themen der mystischen und religiösen Tradition des Judentums in einer für Juden und Christen ...

verständlichen Sprache zu behandeln" (43). Über England gelangte er 1940 in die USA, wo er zuerst als Dozent am Hebrew College in Cincinnati (1940-1945), dann (1946-1972) als Professor für jüdische Mystik und Ethik am Jewish Theological Seminary in New York lehrte. Nach seiner Heirat mit der Pianistin Sylvia Strauss (1946) fing H. an, seine theologischen Hauptwerke zu schreiben: ‚Man is not Alone' (1951), ‚The Sabbat' (1951), ‚God in Search for Man' (1952) und ‚Man's Quest for God' (1954).

Bereits das erste Buch machte den führenden protestantischen Theologen Amerikas, Reinhold Niebuhr, auf H. aufmerksam. Niebuhrs Vorhersage, H. werde eine maßgebende Stimme im religiösen Leben Amerikas sein, bewahrheitet sich: H. führte Gespräche mit fast allen großen Religionsgemeinschaften, er wurde an katholische und protestantische theologische Fakultäten eingeladen, und seine Vorlesung ‚No Religion is an Island' (1965), auf die Dolna leider nicht näher eingeht, wirkte als prophetischer Impuls für den interreligiösen Dialog. H., der im Holocaust fast alle Angehörigen verloren hatte, konnte nicht schweigen, wenn Unrecht geschah. Er ließ sich in den 60er Jahren mehr und mehr zum Einsatz in politischen und sozialen Fragen bewegen. Daneben war er, zusammen mit Kardinal Bea, beim Zweiten Vatikanischen Konzil maßgebend an der Vorbereitung des Dokuments ‚Nostra Aetate' beteiligt, das die Beziehung der katholischen Kirche zum Judentum behandelt.

H.s Fähigkeit, jederzeit Gott und Mensch in einem Gedanken zusammen zu denken, erwuchs aus einem tiefen Gefühl für Heiligkeit und einem besonderen Verhältnis zur Liturgie. Diese spirituelle Kraft wurde besonders am Sabbat kultiviert. In seiner Familie wurde der Geist des Sabbat gelebt, und trotz allen politischen Engagements verlor dieser Tag nie seinen Glanz. Am Morgen eines Sabbat, am 23. Dezember 1972, ist H. gestorben. Er "gehörte zu den Gelehrten, bei denen Leben und Lehre eins sind. Sein lebenslanges Credo hatte gelautet: ‚Nur dazusein ist ein Segen. Nur zu leben ist heilig'" (63). In seinem letzten Werk, ‚A Passion for Truth' (posthum 1973) hatte er sich noch einmal mit den beiden Gestalten des Chassidismus auseinandergesetzt, die für ihn die Pole chassidischer Geisteswelt repräsentierten: dem Baal Schem Tov (ca. 1690-1760) und Rabbi Menachem Mendl von Kotzk (1787-1859).

Im zweiten Teil (77-159) zeigt Dolna, dass H. in seinem Nachdenken über den Menschen von den historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts ausgeht, die die Beziehung zwischen Gott und Mensch zutiefst erschüttert haben. Auf diesem Hintergrund fragt er nach dem Menschen und seiner Suche nach Gott. Dabei sind das biblische Menschenbild und die Anschauungen der rabbinischen Tradition für ihn maßgebend. Als ein in Europa ausgebildeter Gelehrter verbindet er jüdische Weisheit mit der Methodik westlicher Philosophie. Charakteristisch für H.s Anthropologie ist, dass sie einen phänomenologischen Zugang zum Menschen mit dem biblischen Menschenverständnis verbindet. So erscheint Menschlichkeit in der Sorge des Menschen um Transzendenz. Die Antwort auf die Frage nach der Bedeutung des Menschen entnimmt H. der biblischen Offenbarung: der Mensch ist Gottes heiliges Bild, als Partner dazu bestimmt, Gott durch sein gehorsames Dasein und Tun nachzuahmen. "Letztlich kann, nach H.s Ansicht, das Menschsein nur vom Pathos Gottes her verstanden werden: vom Pathos als einer transzendenten, transitiven, sich sorgenden Ergriffenheit Gottes vom Menschen. [...] Dieses Pathos Gottes ist für H. die Urerfahrung der Bibel" (158, Hervorh. von Dolna).

Im dritten Teil (160-256) werden die Kategorien religiöser Wahrnehmung erläutert, deren es zur Erkenntnis Gottes bedarf. H. gewinnt diese Kategorien aus der Bibel. Der Aufblick ist die Quelle allen Nachsinnens über Gott. Von ihr aus eröffnen sich drei Wege der Gotteserkenntnis: die Erkenntnis Gottes in der Welt (der Natur), in der Bibel und im geheiligten Tun. Diesen Wegen entsprechen in der jüdischen Tradition drei Aspekte religiösen Lebens: Kultus, Lernen und Tun. Wird die Welt in ihrer Erhabenheit, ihrem Mysterium und ihrer Herrlichkeit wahrgenommen, so vermag dies im Menschen radikales Staunen, Ehrfurcht und Betroffenheit zu erwecken. Am Anfang der Wahrnehmung des Göttlichen steht das Staunen, das sich zur Ehrfurcht entwickeln kann. Ehrfurcht ermöglicht, die Welt in biblischer Sicht zu sehen, d.h. "sich selbst mit Gottes Perspektive zu identifizieren" (175). Weiter wird die Wirklichkeit Gottes aus dem Glauben erkannt. Darunter versteht H. ein reziprokes Verhältnis: der Mensch kann sich auf Gott verlassen, weil Gott sich auf den Menschen verlässt. Glaube ist beharrliche Treue, ganzheitliches Bemühen und Umkehr (teschuwa) zu Gott, eine Sehnsucht nach Hingabe, die auf Gottes Sehnsucht nach Gemeinschaft antwortet. Freiheit ist für H. "wesentlich auf den Glaubensakt ausgerichtet" (192). Der aus dem Glauben wirkende, schöpferische Mensch, der das Ich transzendiert, ist als frei zu bezeichnen.

Übereinstimmend mit der jüdischen Tradition behauptet H. einen "Vorrang des gläubigen Tuns vor dem Wissen" (zit. nach 198). Nur aus dem Leben mit Gott erwächst wirkliche Gotteserkenntnis. Israels religiöse Existenz zielt darauf ab, der Gegenwart Gottes im Tun der Gebote (mizwot) innezuwerden, wie sie durch das jüdische Gesetz festgelegt sind. Mizwot sind Wege des Menschen zu Gott. Sie "sind gegeben, um Gott zu verherrlichen und den Menschen zu heiligen" (201), insofern sie es ihm ermöglichen, "göttliche Bedürfnisse zu menschlichen Zielen zu machen" (202). Feiern ist für H. etwas grundsätzlich anderes als Amüsement. Es heißt, aktiv auf das Geschenk des Lebens antworten. Die Kunst des Feierns besteht darin, sich über das Alltägliche erheben und die Einzigartigkeit eines Augenblicks erfassen. Eindrückliches Beispiel für diese Bedeutung der Feier ist der Sabbat.

Derjenige Akt, der das eigentliche Sein des Menschen als Gottes Partner erst begründet, ist das Beten. "Die Würde des Menschen besteht für H. in dem Geschenk, dass der Mensch Gott anreden kann" (215). Beten heißt, in die Gegenwart Gottes eintreten, das Selbst transzendieren und sein Herz dem lebendigen Gott zuwenden. Der ursprüngliche Zugang zum Gebet ist das Preisen und Singen, daneben unterscheidet H. als weitere Zugänge das Leiden und das Bemühen, seine eigenen Gedanken für Gott zu öffnen. Damit das Gebet zum Ereignis werden kann, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: das Gespür für das Unsagbare, das Verständnis des Gebets als ein Tun, das sowohl das liturgische Gebet wie das gesamte Handeln umfasst, und die Ehrfurcht vor dem Wort. "Durch solch ein Beten findet Gott eine Wohnstatt im Menschen und der Mensch Wohnung in Gott" (253).

Im vierten Teil seines Buches (257-348) wird H.s Theologie des göttlichen Pathos vorgestellt, wie sie in ‚The Prophets' formuliert ist. Dabei geht es um Gottes leidenschaftliche Suche nach dem Menschen, wie sie die Bibel und hier besonders die Propheten enthüllen. Offenbarung ist nach H. "ein Augenblick ..., in dem Gott in Kontakt zum Menschen kommt" (263). Der Mensch wird heimgesucht von Gott und erfährt ein Ereignis im Leben Gottes. Dieses Geschehen nimmt H. an den biblischen Propheten wahr. Die Bedeutung der Propheten liegt nicht nur in ihrer Botschaft, sondern auch in ihrem Leben. Sie sind persönlich einbezogen in das, was Gott im Innersten bewegt, und davon mitergriffen. Pathos bedeutet, dass Gott niemals neutral, jenseits von Gut und Böse ist, sondern stets aufmerksam der Welt zugewandt und sorgend von ihr betroffen. "Das göttliche Pathos wird ... durch die Handlungen der Menschen veranlasst und bestimmt" (294). Als von Gott inspirierter Mensch gibt der Prophet "Einsicht in Gottes Einsicht in den Menschen und in Seine Ergriffenheit vom Menschen" (H., zitiert 301). Er fühlt mit dem göttlichen Pathos. "Sympathie ist die Antwort des ganzen Menschen auf das Pathos Gottes" (310), das Mitfühlen mit den Gedanken und Anliegen Gottes. H. beschreibt das göttliche Pathos wie auch die prophetische Sympathie jeweils am Beispiel der einzelnen Propheten Israels. An der jüdischen und christlichen Rezeption dieser von H. herausgearbeiteten Grundzüge der Prophetie zeigt Dolna, dass die Lehre vom göttlichen Pathos ein wesentlicher jüdischer Beitrag für die christliche Theologie ist, sofern diese sich zentral auf den Gott der Liebe bezieht. Es werde jedoch nicht genügend beachtet, dass das göttliche Pathos zu einer menschlichen Antwort herausfordere. Deren Gewicht macht Dolna gerade an den Konsequenzen deutlich, die H. selbst aus dem Studium der Prophetie zog. H. erkannte, dass es angesichts der unermesslichen menschlichen Leiden keine Grenze der Betroffenheit gibt, und engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen in den USA. Im Staat Israel sah er die Erfüllung prophetischer Sehnsucht. In seinem 1967 geschriebenen Israel-Buch betonte er die Herausforderung, göttliche Verheißungen, die die Propheten erschlossen haben, für alle Menschen zu realisieren. Zugleich warnte er davor, politische Macht über Gerechtigkeit zu stellen.

III.

Mit seiner großen Studie über H. ist Dolna ein anspruchsvoller Beitrag zur jüdisch-christlichen Begegnung gelungen, der nachvollziehbar macht, was diesen jüdischen Denker auszeichnet. Es ist die Polarität von Theologie und sozialem Handeln, prophetischem Geist und politischem Engagement (siehe das Titelbild, das H. zusammen mit Martin Luther King zeigt), die ihn für Juden und Christen zu einer wegweisenden Gestalt macht. Seine Beiträge zu sozialen Zeitfragen, in denen sich H. unerhört direkt als prophetischer Zeuge äußert, werden in dem Buch freilich allzu summarisch (vgl. 51ff; 340f) behandelt.

Dolna zeigt, wie tief H.s Werk vom Geist der Bibel und des osteuropäischen Judentums getränkt ist, und dass Christen vieles aus diesem Werk lernen können. Gerade von H. her wird die Glaubenserfahrung lebendig, aus der Jesus lebte. Überdies werden in dem Buch einige Lehren H.s angeführt, die das christliche Glaubensverständnis besonders befruchten und vertiefen können: das Verständnis des Gottesbundes als einer wechselseitigen Verpflichtung zur Partnerschaft; der Hinweis, dass jüdischer Glaube aus dem Tun erwächst und Jesus im Geist des Judentums zum Tun seiner Worte aufruft; die Betonung des Sabbats, die Christen ermutigen kann, den Sonntag würdig und festlich zu feiern; das Leben aus Gottes Erbarmen, das eigentlich alle Christen zum Gebet für Israel bewegen müsste.

Die vorgelegte Monographie lässt weitere Übersetzungen der englisch und hebräisch geschriebenen Bücher H.s ins Deutsche überfällig erscheinen. So liegt etwa sein Opus Magnum über die Propheten, dessen Rang vielleicht nur Gerhard von Rads ‚Theologie des Alten Testaments' (1958/1960) vergleichbar ist, vierzig Jahre nach seinem Erscheinen (!) immer noch nicht übersetzt vor. Wer wagt es, dieses Werk endlich auf deutsch herauszubringen?

H. kann moderne Protestanten inspirieren, in ihrem Umgang mit der Bibel die Heiligkeit der biblischen Worte ernstzunehmen und die Bedeutung der Liturgie und des Singens für die Gotteserkenntnis zu erfassen. Was H. auf einer vor-theologischen, existentiellen Ebene als Erfahrung des Unsagbaren und Ehrfurcht vor dem Wort verstanden hat, fand in der protestantischen Theologie bisher nur bescheidene Resonanz, obwohl hier Anknüpfungspunkte sowohl für Liturgik und Homiletik wie für das Gespräch mit Kunst, Musik und Literatur gegeben sind. So wären wichtige Einsichten H.s, die Dolna in seiner Interpretation des Gesamtwerks vorstellt (vgl. 97ff; 229f; 252f), noch zu rezipieren. Zu hoffen bleibt, dass diese Arbeit, die an eine beachtliche katholische H.-Rezeption anknüpfen kann, jetzt auch die Aneignung H.s in evangelischen Kreisen kräftig befördert.

Störend wirkt sich beim Lesen eine erhebliche Anzahl von Druckfehlern und sinnentstellenden Versehen aus. Das Buch hätte verdient, sorgfältiger lektoriert zu werden.

Der Verfasser ist evangelischer Pfarrer und Publizist. Er hat mehrere Aufsätze über Heschel (in: Judaica 1999, Heft 2; Deutsches Pfarrerblatt 5/2000; Meditation 4/2001) veröffentlicht und bei christlich-jüdischen Tagungen über verschiedene Aspekte von Heschels Werk referiert. Eine stark gekürzte Fassung des hier abgedruckten Beitrags wird in der Theologischen Literaturzeitung erscheinen.

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