285.000
Holocaust Überlebende, 20 Prozent davon in materieller Not
Zum Holocaustgedenktag,
der in diesem Jahr in Israel am 29.4. begangen wurde, veröffentlichte
die Zeitung Haaretz einen Überblick zur Situation der Holocaustüberlebenden
in Israel. 45 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre in Israel,
285.000 Menschen, sind Holocaustüberlebende. Davon befinden sich
20 Prozent unter der Armutsgrenze und sind auf Hilfe von außen angewiesen.
Die Holocaustüberlebenden benötigen mehr Geld als Gleichaltrige,
weil sich zahlreiche Gebrechen erst mit erhöhtem Alter einstellen.
Die meisten der Überlebenden sind heute um die 80.
54.000 der Überlebenden
sind als Invalide verschiedenen Grades eingestuft. Sie benötigen
besondere Pflege und befinden sich teilweise in Anstalten. 110.000 der
Überlebenden bekommen aufgrund des Wiedergutmachungsabkommen regelmäßige
Renten von der Bundesrepublik Deutschland, in der Regel zwischen 300 und
400 Euro monatlich. Besser gestellt sind an die 50.000 Überlebende,
die eine Rente von der israelischen Nationalversicherung beziehen, in
der Regel in einer Höhe von 800 Euro. Die meisten anderen beziehen
Renten aus Arbeitsverhältnissen in der Regel 100 bis 150 Euro. Die
meisten Überlebenden haben ihre Ausbildung nicht abschließen
können. Nur 23 Prozent der ehemaligen Ghettobewohner und 14 Prozent
der ehemaligen KZ-Insassen haben eine abgeschlossene höhere Schulbildung
im Gegensatz zu 36 Prozent ihrer Altersgenossen, die nicht den Holocaust
erlebt haben. Michael Krupp
Erwähnung
des Völkermords an den Armeniern in Israels
Israel hat in letzter
Minute die 2000 Broschüren zu den Unabhängigkeits-Feierlichkeiten
des Staates im Mai beginnen, einstampfen lassen und neue gedruckt. Grund
dafür ist der offizielle Protest der türkischen Regierung gegen
die Erwähnung des Völkermords an den Armeniern. Die Türkei
ist zwar namentlich nicht genannt, fühlt sich aber betroffen.
Anlass für die
Erwähnung ist eine der 15 Personen, die ausgesucht wurden, die Fackeln
des Unabhängigkeitstages zu entzünden, die Armeniern Naomi Nalbandian,
"dritte Generation der Überlebenden des Völkermords an
den Armeniern, deren Großvater und Großmutter Armenien auf
der Flucht verlassen mussten und die nach einem langen Nomadentreck via
Libanon und Syrien 1920 in einem Dorf bei Haifa Zuflucht fanden".
So stand es in der alten Broschüre als Selbstidentifikation der Armenierin,
die Krankenschwester in Jerusalem ist und die für ihre Rehabilitationsarbeit
mit Terroropfern ausgezeichnet wird.
Nach dem Protest des
türkischen Botschafters Feridun Sinirilioglu in Israel heißt
der Text jetzt folgendermaßen: "Tochter einer Nation, die lange
zu leiden hatte, deren Großvater und Großmutter Überlebende
des historischen Armeniens sind, die sich 1915 in einem Dorf nahe Haifas
niederließen." Naomi Nalbandian hat sich mit dem Text einverstanden
erklärt, um zu zeigen "dass ich gute Absichten habe". Die
Hauptidee sei es schließlich, dass sie für ihre Arbeit ausgezeichnet
werde, als Schwester, die sich um die Rehabilitierung von Terror-Opfern
verdient gemacht habe.
Aber ein Kern von
Bitternis ist doch geblieben. "Ich als Armeniern habe nicht das Recht
meine Identität auszudrücken. Sie sagen doch auch nicht zu (jüdischen)
Überlebenden des Holocaust der zweiten oder dritten Generation: 'Sag
das nicht'."
1915 bis 1917 sind
eineinhalb Millionen Armenier in der mit Deutschland liierten Türkei
umgekommen. Die Armenier sehen dies als Völkermord an. Hitler hat
auf den Völkermord an den Armeniern als Prototyp für den Holocaust
an den Juden verwiesen mit der Bemerkung, nach ein paar Jahren frage keiner
mehr danach. Die Türkei leugnet bis heute, einen Völkermord
begangen zu haben. Die Armenier sind nach offizieller türkischer
Darstellung in Kriegshandlungen ums Leben gekommen. Die Türkei achtet
peinlich darauf, dass diese Version von befreundeten Nationen befolgt
wird. Michael Krupp
Israel
sperrt Friedensaktivisten aus
Sogenannte Friedensaktivisten
aus Westeuropa, Kanada und den USA sollen künftig nicht mehr nach
Israel einreisen dürfen. Mitglieder einer von der Palästinenserbehörde
gesponserten "Internationalen Solidaritätsbewegung" (ISM),
die sich an Straßensperren und sogar in Kampfgebieten den israelischen
Soldaten als "menschliche Schutzschilde" entgegenstellen, sollen
des Landes verwiesen werden. Schon vor Wochen haben israelische Militärs
das durchblicken lassen, aber darum gebeten, es nicht zu veröffentlichen.
Nach dem Anschlag
in Tel Aviv, wo sich ein muslimischer Brite in einer Jazzkneipe in die
Luft sprengte, drei Menschen tötete und über fünfzig zum
Teil lebensgefährlich verletzte, reifte der gemeinsame Beschluss
der Militärs, des Verteidigungs- und des Außenministeriums.
Der Selbstmordattentäter von Tel Aviv war zusammen mit einem weiteren
Briten, der sich ebenfalls sprengen wollte, aber geflohen ist, mit einem
alternativen Reisebüro nach Israel gekommen. Er hatte zusammen mit
Friedensaktivisten und Palästinensern an einer Gedenkfeier für
Rachel Corrie in Gaza teilgenommen, ehe er sich in Tel Aviv sprengte.
Die 23 Jahre alte
Amerikanerin Rachel Corrie hatte sich vor zwei Monaten einem israelischen
Militärbulldozer entgegengestellt, stürzte und kam ums Leben.
Bei anderen Zwischenfällen in Dschenin und im Grenzgebiet bei Rafah
erhielten zwei weitere Friedensaktivisten Kopfschüsse. Ein Brite
liegt klinisch tot in einem israelischen Hospital.
Die Ermittlungen um
den Tod von Rachel Corrie sind bis heute nicht abgeschlossen. ISM behauptet,
dass Rachel "absichtlich" von dem Militärbulldozer überfahren
und "ermordet" worden sei, als sie die Zerstörung eines
palästinensischen Hauses verhindern wollte. Eine israelische Obduktion
der Leiche ergab, dass Corrie von einem Betonblock in dem Erdhaufen erdrückt
worden sei, den der Bulldozer vor sich herschob, um Gestrüpp beiseite
zu schieben. Der Grenzstreifen sei planiert worden, um Palästinenser
daran zu hindern, Bomben zu legen und Schmugglertunnel nach Ägypten
zu graben. Es seien damals keine Häuser zerstört worden. Corrie
habe auf dem Erdhügel gestanden, sei aber vom gepanzerten Fahrerhaus
des Bulldozers aus nicht zu sehen gewesen. Nach israelischen Angaben seien
die Friedensaktivisten, darunter auch Corrie, aufgefordert worden, das
Gelände zu verlassen. Ulrich W. Sahm
Affront
bei Fischers Besuch in Yad Vaschem
Idee einer Antisemitismus-Konferenz
Bundesaußenminister
Joschka Fischer wurde von einem Reporter des "Christian Science Monitor"
in peinlicher Weise provoziert. Israelische Diplomaten sprachen sogar
von einem "nicht akzeptablen Affront".
Fischer hatte gerade
im "Gedenkzelt" der Holocaustgedenkstätte Yad Vaschem einen
Kranz niedergelegt und in das Gästebuch einen Spruch von Willy Brandt
eingetragen: "Nicht zur Vergangenheit, sondern zur Zukunft sind Erinnerungen
der Schlüssel", als der Journalist umständlich von einem
Vorfall in den besetzten Gebieten vor einer Woche erzählte. Die israelische
Armee habe tausend Männer bei Tulkarem auf Militärlastwagen
geladen und vier Kilometer weit "deportiert". Erst nach drei
Tagen wurde den Männern erlaubt, heimzukehren. Fischer antwortete
diplomatisch: "Der Terror und die Gewalt müssen enden, deswegen
bemühen wir uns darum, Frieden zu schaffen."
Israelische Kameraleute
beschimpften jenen Reporter, eine "Geschmacklosigkeit" begangen
und gegen die "Regeln des Anstands in der Gedenkstätte"
verstoßen zu haben. Auf Weisung des israelischen Außenministers
Silvan Schalom wurde der Reporter zur Seite genommen. Er wurde aufgefordert
sich zu identifizieren und seine Telefonnummer zu nennen. Ebenso wurde
die Gültigkeit seiner Ausweise überprüft. Eine Sprecherin
von Yad Vaschem sagte: "So eine Unverschämtheit haben wir hier
noch nicht erlebt."
*
"Etwas verfrüht" gab das israelische Fernsehen den Vorschlag
bekannt, dass unter der Schirmherrschaft des israelischen Bundespräsidenten
Katzav und des Bundespräsidenten Rau eine "Antisemitismus-Konferenz"
abgehalten werden sollte. Katzav machte Bundesaußenminister Joschka
Fischer den Vorschlag und der versprach, die Idee dem Bundespräsidenten
vorzutragen. Doch ehe Rau davon überhaupt erfahren habe, sei es zu
früh, darüber zu reden, hieß es in Fischers Delegation.
"Uns ist klar, dass die Erscheinungen des Antisemitismus nicht nur
in Israel große Sorge bereiten, sondern auch unsere jüdischen
Bürger in Deutschland ernsthaft beunruhigen. Da müssen wir uns
aktiv engagieren", sagte ein führendes Mitglied der Fischer-Delegation
in Jerusalem. Ulrich W. Sahm
Passahfest
in Saddams Palast
Nur noch 41 Juden in Bagdad
"Es wäre
für mich eine besonders große Freude, das Passahfest in einem
Palast des Saddam Hussein zu feiern." Rabbiner David Lapp ist einer
von 28 amerikanischen Militärrabbinern bei den amerikanischen Truppen
im Irak. Sie haben zusammenklappbare Thorarollen und andere Utensilien
in den Krieg mitgebracht, um zwischen 1500 und 2000 jüdische Soldaten
gebührend zu betreuen. Rechtzeitig zum Passahfest wurden per Post
allen Soldaten koschere Sets mit Wein und ungesäuertem Matzenbrot
zu ihren Einheiten geschickt. Den zentralen Seder-Abend, die traditionelle
Passah-Mahlzeit, auf die das christliche Abendmahl zurückgeht, soll,
wenn alles klappt, in einem der Prunkpaläste des Saddam Hussein veranstaltet
werden, so Rabbiner Lapp in einem Interview im zweiten israelischen Fernsehen.
*
Im Irak, sind heute nur noch 41 Juden und eine einzige "funktionierende"
Synagoge übrig geblieben. Die meisten Juden leben in Bagdad. Die
jüdische Gemeinde in Babylon wurde vor etwa 2700 Jahren gegründet
und ist so eine der ältesten der Welt. Nach der Staatsgründung
Israels 1948 mussten die meisten Juden aus Irak fliehen und wurden heimlich
nach Israel gebracht.
Nach Angaben eines
Geheimdienstmannes vor dem Einwanderungsausschuss des israelischen Parlaments
seien die meisten Bagdader Juden alte Leute. Der Vorsitzende der etwa
eine halbe Million Menschen zählenden "irakischen Gemeinde"
in Israel, Mordechai Porat, will sich an den amerikanischen Verbindungsoffizier,
General Charles Simpson, wenden, im Falle eines Angriffs auf Bagdad die
Synagoge zu verschonen. Ran Cohen (Meretz-Partei) erzählte bei der
Sitzung, den Amerikanern vor dem Golfkrieg von 1991 einen Stadtplan von
Bagdad übergeben zu haben, in dem alle jüdischen Häuser
gekennzeichnet waren. Ulrich W. Sahm
Patriarch
Sabbah kritisiert den Mufti
Der lateinische Patriarch
Michel Sabbah hat in Jerusalem seine traditionelle Osterbotschaft in arabisch
und englisch verlesen. Darin kritisierte er die Belagerung palästinensischer
Städte und die Zerstörung von Häusern. "Die palästinensischen
Städte und Dörfer werden in große Gefängnisse verwandelt,
in denen die menschliche Würde erniedrigt wird, und wo das Töten
einhergeht mit der Zerstörung von Eigentum." Weiter sagte er:
"Seit der Befreiung der Geburtskirche (in Bethlehem) hat sich für
uns nichts geändert." Die zweideutige Formulierung lässt
offen, wer die Kirche "befreit" habe und wer sie besetzt hatte.
Die palästinensischen Selbstmordattentate erwähnte der Patriarch
nicht, sondern sagte nur, dass die Israelis infolge ihrer Politik gegenüber
den Palästinensern "in Unsicherheit und Angst" leben.
Zum Irakkrieg sagte
Sabbah, dass nur "Frieden zu Frieden führen kann", wie
es auch der Papst gesagt habe. Es sei notwendig, den Terror zu bekämpfen,
aber der Kampf gegen Terror "beginnt mit einem Überdenken der
(eigenen) Kriterien und Werte". Ein erster Schritt zur Beendigung
des Terrors müsse eine Eigenuntersuchung (Self-examination) sein,
um die möglichen Wurzeln des Bösen und des Todes in einem selber
zu finden, Wurzeln, die es dem Starken erlauben, den Schwachen anzugreifen,
Ungerechtigkeit zu erzwingen und Völkern Entbehrungen aufzuladen.
Der Patriarch rief die Politiker auf "ihre Wege zu ändern".
Auf Anfrage, distanzierte
sich Sabbah von einem griechisch-orthodoxen Verbot für Bush und Blair,
die Geburtskirche zu betreten, sowie eines Richtspruchs (Fatwa) des Mufti
von Jerusalem, Ekrem el Sabri, der es den "Mördern Bush und
Blair" verboten hatte, das Heilige Land zu betreten. "Die repräsentieren
nur sich selber", sagte Sabbah. "Der Weg zum Frieden führt
nicht über die Verdammung einzelner Menschen. Präsident Bush
und Blair, gleichgültig welche politische Schritte sie machen, bleiben
für mich menschliche Wesen. " Man müsse ihnen mit Respekt
begegnen, doch sollte ihnen auch "offen und klar" gesagt werden,
dass ihre Schritte falsch seien, "ohne sie jedoch gleich zu exkomunizieren".
Zu Christen, die seit
Ausbruch der Intifada das Heiligen Land verlassen hätten, sagte Sabbah,
dass ihm nur Zahlen aus Beth Sahour bei Bethlehem vorlägen. Etwa
90 Familien, insgesamt 250 Personen, hätten das Land verlassen. Insgesamt
vermutet er, dass von etwa 50.000 Christen in der Gegend von Bethlehem
und Ramallah rund 2000 Christen emigriert wären. Ulrich W. Sahm
Deutschen
Protestanten wurde 30jährige Tradition aufgekündigt
Seit über dreißig
Jahren trafen sich bis zu 200 deutsche Protestanten in der Frühe
des Ostersonntag am so genannten Gartengrab nahe dem Damaskustor. Jenes
vor 150 Jahren entdeckte Kammergrab mit einem Rollstein wird von Protestanten
als das "echte" Grab Jesu verehrt, da es außerhalb der
Stadtmauern liege. Manche protestantischen Forscher bezweifeln die Echtheit
der Grabeskirche als Ort der Kreuzigung Jesu.
"Ohne uns rechtzeitig
zu informieren oder das Gespräch zu suchen" hätten die
Verwalter des Gartengrabes den traditionellen Gottesdienst der deutsch-evangelischen
Gemeinde per Brief aufgekündigt, sagte erbost Propst Martin Reyer.
Der britische Verwalter Peter Wells habe der deutschen Gemeinde per Brief
mitgeteilt, dass sie sich "immer schon mit den deutschen Gottesdiensten
schwer getan" hätten. Reyer schloss eine deutschfeindliche Haltung
infolge des Golfkrieges aus. Angeblich mangele es den Verwaltern des Gartengrabes
an Personal, das Grab in der Frühe zu öffnen.
Reyer beschloss daraufhin,
"eine neue Tradition" zu schaffen. Ebenfalls um 5 Uhr morgens
am Ostersonntag sollten sich die deutschen Christen nun auf dem Dach des
deutschen Hospiztreffen, "über den Dächern Jerusalems"
mit Blick auf Ölberg, Felsendom und allen Kirchen Jerusalems. Ulrich
W. Sahm
Israel
präsentiert Antisemitismusreport für 2002
Das "Koordinierungsforum
zum Kampf gegen Antisemitismus" der israelischen Regierung hat am
Sonntag seinen jährlichen Antisemitismusreport veröffentlicht
(http://www.antisemitism.org.il/english/articles/2002.htm).
"Das Jahr 2002
war ein schweres Jahr in Sachen weltweiter Antisemitismus", heißt
es in dem Report, obgleich die Zahl der antisemitischen Vorfälle
im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sei. Schlimmere Vorfälle
seien zu einer "Routine" geworden.
Als besonders schwerwiegend
wurde die "Atmosphäre des Hasses" gegen Israel und gegen
Juden, als Einzelpersonen wie als Gruppe gewertet. Sie würden "für
alle Übel der Welt" verantwortlich gemacht. Neben einer "ständigen
Propaganda-Lawine" habe es physische Attacken auf Juden in Europa,
Nordamerika, Ozeanien und in der GUS gegeben. Die antijüdische Propaganda
gebe es in allen Ländern der Welt. Ägypten habe antijüdische
Propaganda zu seinem wichtigsten Mittel einer Kampagne gegen Israel gemacht.
Der Schatten des weltweiten
Terrors der El Qaeda Organisation bedrohe nicht die gesamte westliche
Welt, sondern vor allem Juden. Die seien zum wichtigsten Ziel der Organisation
erklärt worden, wie es der Anschlag bei der Synagoge auf Dscherba
im April 2002 gezeigt habe, bei dem 20 Menschen, die meisten davon freilich
deutsche Touristen, gezeigt habe.
Als Trend zeichne
sich ab, dass der weltweite islamistische Dschihad (Heiliger Krieg) die
Juden zu seinen bevorzugten Zielen gemacht habe. Die meisten gewalttätigen
Attacken auf Juden seien von "islamischen Elementen" ausgeführt
worden. Es gebe einen direkten Zusammenhang zwischen Vorgängen im
israelisch-palästinensischen Konflikt und anti-jüdischen Attacken.
Die "feindseligen Einstellungen" gegen Israel und Juden hätten
sich an Universitäten und in den Medien vermehrt, wobei in vielen
Fällen "Kritik an Israel tatsächlich antisemitische Untertöne"
hatte. Die antisemitische Propaganda in der arabischen Welt bediene sich
zunehmend der klassischen antisemitischen Stereotypen, die ihren Ursprung
in Europa haben.
Die Autoren des Reports
entdeckten die Zunahme einer "ideologischen Verbindung" rechts-
wie linksextremer Gruppen mit islamischen Elementen. Diese Annäherung
habe zu gemeinsamen Protesten und Demonstrationen geführt.
Die schlimmsten antisemitischen
Anschläge habe es in Frankreich, England und Belgien gegeben, wo
es große muslimische Gemeinden gebe. In Deutschland sei im Jahr
2002 eine "relativ große" Zahl physischer Attacken auf
Juden und Friedhofsschändungen registriert worden. Die seien von
Neo-Nazis und islamischen Elementen ausgeführt worden, "trotz
der jahrelangen Bemühungen der (deutschen) Behörden, jüdische
Gemeinden und ihre Einrichtungen zu schützen". Ulrich W. Sahm
Biblische
Joasch-Tafel zerbrochen
Archäologische Hinweise auf David und Salomo
Der Antiquitätensammler
Oded Golan aus Tel Aviv, der sich als der Besitzer des umstrittenen Ossuariums
zu erkennen gegeben hat, das möglicherweise die Gebeine des Jakob,
Herrenbruder Jesu, enthalten hatte, war auch der Besitzer der ebenso umstrittenen
Tafel des biblischen Königs Jehoasch (Joasch). Am Montag hatte der
Sammler die Tafel an die Polizei übergeben. Dabei ist sie in zwei
Teile zerbrochen, so wie auch der Knochenkasten des Herrenbruders beim
Transport zu einer Ausstellung in Kanada zerbrochen ist.
Die israelische Antikenbehörde
hat jetzt nach Angaben des israelischen Rundfunks zwei Expertenteams zusammengestellt,
die jene Jehoasch-Tafel auf ihre Echtheit überprüfen sollen.
Es könnte eine Fälschung sein, oder aber ein sensationeller
Fund aus dem 9. vorchristlichen Jahrhundert und der erste physische Fund
aus dem salomonischen Tempel in Jerusalem. Wie der Rundfunk meldete, seien
die Experten "nicht unzufrieden" über das Zerbrechen der
Tafel, denn so könne sie eher auf ihre Echtheit überprüft
werden.
Das Geologische Institut
in Jerusalem hat vor einigen Monaten die Tafel untersucht und sie anhand
der Patina und anderer Elemente für "echt" befunden. Sie
entdeckte auf ihr Spuren, die auf einen Brand im Jahr 200 vor Christi
hinweisen. Schriftexperten, Archäologen und Altertumsforscher haben
jedoch erhebliche Zweifel an der Echtheit des Fundes angemeldet.
*
Behauptungen "neuer Historiker" unter den Bibelforschern, die
eine historische Existenz der Könige David und Salomon ins Reich
der Mythen verweisen, wie Adam und Eva, könnten von neueren Ausgrabungen
in Tell Rehov nahe dem See Genezareth widerlegt worden sein. Wie die Hebräische
Universität darstellte, hätten die Archäologen Amihai Mazar
der Hebräischen Universität, Hendrik Bruins der Ben Gurion Universität
in Beer Schewa und andere eine Besiedlungsperiode auf diesem Wohnhügel
im 10. vorchristlichen Jahrhundert nachweisen können. Das passe zu
den urbanen Gesellschaften in Megiddo, Hazor und Gezer, die in der Vergangenheit
als Städte unter der "vereinten Monarchie" des Königs
Salomon zugerechnet worden sind. In Tell Rehov wurden Schichten aus der
Zeit der biblischen Richter (21.-11. vorchristliche Jahrhundert) und bis
zur Periode der assyrischen Eroberungen im 8. Jahrhundert vor Chr. gefunden.
Die C-14 Untersuchungen
von Olivenkernen und verbranntem Getreide hätten eine "sehr
genaue Datierung ohne große Abweichungen" ermöglicht.
Die Forscher kamen zum Ergebnis, dass die Stadt Rehov im 10. Jahrhundert
besiedelt war und durch ein großes Feuer zerstört wurde, das
mit der Herrschaft des Pharao Schischak zeitlich zusammenfalle. Dieser
Pharao fiel im Jahr 925 vor Chr. im Heiligen Land ein, was sowohl in der
Bibel (1. Könige 14:25) wie auch auf der Siegesinschrift am Tempel
des Amon in Karnak in Ägypten erwähnt ist. Rehov wird ausdrücklich
als eroberte Stadt erwähnt. Da Schischak nur wenige Jahre nach dem
Tode des Salomon die Stadt Rehov zerstörte, behaupten die Forscher,
dass sie unter Salomon existierte und blühte. Damit sei ein neuer
"Anker" für die historischen Wohnschichten in Rehov, Hazor,
Megiddo einerseits und den biblischen Berichten über die "mythologischen
Könige" andererseits geschaffen worden. Ulrich W. Sahm
Südmauer
des Jerusalemer Tempelbergs gerettet
Renovierungsarbeitern
jordanischer Fachleute hätten die Südmauer des Jerusalemer Tempelberges
stabilisiert. Das sagte der Chef der jordanischen Delegation, Raef Nadscham,
der palästinensischen Zeitung "El Kuds". Vor einigen Monaten
bildete sich eine "Beule" an der Mauer. Sie ragte auf einer
Fläche von 190 Quadratmetern bis zu 80 Zentimeter hervor. Die israelische
Antikenbehörde redete von "akuter Einsturzgefahr". Weil
sich aber Israel und die muslimsche Behörde Wakf nicht über
die dringend notwendigen Reparaturarbeiten einigen konnten, wurden Jordanier
als Kompromisslösung gerufen. Die verkitteten die lockeren Steine
mit Klebstoff und Zement. Jetzt sollen die maroden alten Steine auf einer
Fläche von 140 Quadratmetern originalgetreu nachgebildet und ausgetauscht
werden.
Als Ursache für
die Beule an der rund 2000 Jahre alten Mauer nannten die jordanischen
Ingenieure "eine unsachgemäße jahrelange Umleitung von
Regen und Abwasser". Ulrich W. Sahm
Gut
bewachtes Osterfeuer
Mit einem Riesenaufgebot
sorgte die israelische Polizei dafür, dass Tausende der von weither
aus Russland oder Äthiopien angereisten orthodoxen Christen an ihrem
Osterfest nicht zur Grabeskirche in der Altstadt Jerusalems gelangen konnten.
Sogar auf dem Dach der verwinkelten fast 2000 Jahre alten Kirche standen
Polizisten, während andere den Vorplatz frei hielten. Sogar in der
Kirche, zwischen dem "Gefängnis Jesu" und dem Grab hatte
die Polizei mit blauen Gittern "Fluchtwege" eingerichtet, sodass
der ohnehin beschränkte Platz für die Gläubigen zusätzlich
beschränkt wurde. Schläuche der Feuerwehr lagen auf dem Boden,
während in versteckten Ecken, und sogar im Eingangsraum zur benachbarten
lutherischen Erlöserkirche Krankenbetten für alle Notfälle
bereitstanden.
Wegen Streitigkeiten
zwischen den Griechen und Armeniern, die beide Anrechte auf die Kirche
mit Golgatha und dem Grab Jesu haben, durften nur jeweils 3000 Gläubige
beider Kirchen an den Feiern teilnehmen. Die Armenier, in der Jerusalemer
Kirchenhierarchie an zweiter Stelle, verlangten mehr Rechte, weil ihre
Gemeinde in Jerusalem heute größer sei als die der griechisch-orthodoxen
Kirche, dem prima inter paris. Die Israelis drohten den orthodoxen Christen
zunächst, nur insgesamt 3000 zu der Osterfeuerzeremonie zuzulassen,
solange sich die beiden orthodoxen Kirchen nicht geeinigt hätten.
Der Höhepunkt
der Feier ist die "Osterfeuer-Zeremonie". Aus dem leeren Grab
des Auferstandenen wird das Feuer herausgereicht und mit Kerzenbündeln
der Gläubigen herausgetragen.
Die Israelis rechtfertigen
die Sicherheitsmaßnahmen mit Brandgefahr, solange sich die christlichen
Kirchen nicht darauf einigen können, zusätzliche Tore und Eingänge
zur Kirche als Notausgänge zu schließen. Im Laufe der Jahrhunderte
wurden von 12 existierenden Toren alle bis auf eines versiegelt. Keine
Gemeinde gönnte es der anderen, eigene Tore zum Gotteshaus zu besitzen.
So blieb nur ein einziges Tor, dessen Schlüssel traditionell von
zwei muslimischen Familien verwaltet wird.
Zu Ostern herrschte
früher im Christenbasar in Jerusalem Hochkonjunktur. Mangels Touristen
und zu scharfer Bewachung blieben viele Läden geschlossen. Israelische
Grenzschützer und Polizisten hatten alle Basargassen rund um die
Kirche großräumig abgesperrt. Reingelassen wurden nur solche
Christen, die sich rechtzeitig im griechischen oder armenischen Patriarchat
einen "Ausweis" besorgt hatten. Tausende Pilger warteten hinter
Gittern und wurden erst zur Grabeskirche durchgelassen, als die religiösen
Zeremonien vorüber waren. Ulrich W. Sahm
Holocaust
Gedenktag in Israel
Der Holocaust Gedenktag
in Israel steht im Zeichen immer größerer zeitlicher Entfernung
zu dem Völkermord, einem biologischen Verschwinden der letzten Zeitzeugen
aber auch eines wachsenden Interesses an der Zäsur in der Menschheitsgeschichte,
die jener Massenmord verursachte.
Avi Beker, Direktor
des jüdischen Weltkongresses, bemerkte "ein weltweit immer größeres
Interesse an der Schoah, was durch die Errichtung von Museen und neuen
Gedenkstätten zum Ausdruck kommt" Die Initiative dazu gehe in
vielen Fällen von Nichtjuden aus. Auf der anderen Seite gebe es eine
besorgniserregende Zunahme des Antisemitismus. Anstelle von Vandalismus
komme es vermehrt zu Anschlägen und Schüssen auf Juden.
Eine neue Studie der
Tel Aviver Universität von Dr. Dina Porat stellte 311 antisemitische
Zwischenfälle in aller Welt fest, wobei in 50 Fällen Gebrauch
von Schusswaffen gemacht worden sei. Europa führe mit 178 Attacken
gefolgt von Russland mit 59 und den USA mit 34 Anschlägen auf Juden
oder auf jüdische Einrichtungen. Bis zum Jahr 2001 seien fast alle
Anschläge gegen jüdische Einrichtungen gerichtet worden, wie
Synagogen oder Friedhöfe. Im vergangenen Jahr jedoch seien in 60
Prozent der Fälle Menschen angegriffen worden.
Ein neues Phänomen
in Amerika und Europa sei die Verbreitung eines "intellektuellen
Antisemitismus" unter Akademikern. Alte antijüdische Vorurteile
würden da fast unbemerkt in die Kritik gegen Israel oder sogar, in
jüngster Zeit, gegen den Irak-Krieg der Amerikaner eingebracht, indem
ständig auf die wenigen jüdischen Berater und Beamte in der
amerikanischen Regierung hingewiesen werde. So werde die Vorstellung einer
"jüdischen Weltverschwörung" erneuert, wie sie vom
zaristischen Geheimdienst in dem antisemitischen Machwerk "Die Weisen
von Zion" erfunden wurde.
Die zentrale Holocaustgedenkstätte
in Israel, Yad Vaschem, begeht in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen.
Ursprünglich auf etwa 300.000 Besucher im Jahr ausgelegt, ist die
Gedenkstätte mit einer "Allee der Gerechten", einem "Gedenkzelt",
Museen, Skulpturen, einem "Tal der zerstörten Gemeinden"
und Forschungsinstituten dem Ansturm der jährlichen zwei Millionen
Besucher längst nicht mehr gewachsen. Umfassende Umbauarbeiten, darunter
die Errichtung eines neuen unterirdischen Museums, sollen erst im Jahr
2005 abgeschlossen sein. Derweil hat die Gedenkstätte nach 50 Jahren
ihr Logo ausgewechselt. Der alte Leuchter mit sechs Armen, der ein wenig
an das israelische Staatssymbol, der siebenarmigen Menorah, erinnerte
besteht jetzt aus einem Stückchen Stacheldraht, aus dem zwei grüne
Blätter wachsen. Ulrich W. Sahm
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