Israelische Rabbiner streiten über
die Heiligkeit Gazas
Mit der Ankündigung des israelischen Premierministers
Ariel Scharon, die jüdischen Siedlungen im Gazastreifen demnächst
zu räumen, ist unter den Rabbinern des Landes ein Streit ausgebrochen,
ob Gaza und Gazaland zum Heiligen Land gehören, das deshalb nicht
aufgegeben werden darf. Während die Siedlerrabbiner ein allgemeines
Fasten ausgerufen haben, "um den teuflischen Beschluss ungültig
zu machen und die gesamte Nation Israel zu retten", erklären
andere Rabbiner, Gaza und Gazaland gehören gar nicht zum Land Israel
nach alten talmudischen Bestimmungen und beanspruche so keine besondere
Heiligkeit.
Beide Seiten führen für ihre Argumentation die
Bibel, den Talmud und die Geschichte der Stadt an. Nach der Bibel wurde
die Stadt dem Stamm Juda zugesprochen. Er hat die Stadt und den Bezirk
aber nicht einnehmen können. Nach der Vertreibung der Kanaanäer
übernahmen das griechische Seevolk der Philister, das vom Meer aus
zur selben Zeit in das Land Kanaan eindrang wie die israelitischen Stämme
aus der Wüste, das Gebiet und machten Gaza zu ihrer Hauptstadt. Der
israelitische Held Simson ließ hier in Philisterhaft den Tempel
des Dagon einstürzen und begrub mit sich zahlreiche Philister unter
den Trümmern des Hauptheiligtums der unbeschnittenen Griechen.
Erst König David vermochte die Stadt zu erobern und
machte sie tributpflichtig. Weiterhin besiedelten aber Philister den Raum,
bis das Gebiet assyrisch und später ägyptisch wurde. Das wiedererstandene
jüdische Reich unter den Hasmonäern vermochte die Stadt 96 v.
Chr. zu erobern. Die völlig zerstörte Stadt wurde von den Römern
durch Pompejus wieder aufgebaut. Gaza kam zur Provinz Judäa, blieb
aber eine heidnische Stadt und wurde als eine der letzten Städte
Palästinas im 6. Jahrhundert christlich.
Wenn auch immer eine große jüdische Gemeinde
in der Stadt lebte, wovon noch eine großartige byzantinische Synagoge
zeugt, die 1965 entdeckt wurde, so erklärt der Talmud doch die Stadt
als außerhalb der Grenzen des historischen Landes Israel liegend,
in dem die biblischen landwirtschaftlichen Bestimmungen von Verzehntung
und dergleichen zu gelten haben. Erst im Mittelalter, als es eine große
jüdische Siedlung in Gaza gab, beschlossen die Rabbiner der Stadt,
dass Gaza zum Land Israel gehört und abgabepflichtig ist. Besondere
Berühmtheit errang Gaza im Jahr 1666 mit dem Auftreten des Pseudomessias
Schabtai Zvi, wobei Gaza zur Hauptstadt der neuen messianischen Bewegung
wurde.
Die letzten Juden verließen Gaza im großen
antijüdischen Aufstand der Palästinenser im Jahr 1929. Nach
der Eroberung des Gazastreifens im Krieg 1967 wurden im Gazastreifen mehrere
jüdische Siedlungen angelegt. Es leben aber keine Juden in Gazastadt
selber. Heute leben in ca 30 Siedlungen 7500 Juden unter über einer
Million Palästinensern im Gazastreifen. Michael Krupp
Bildhauer Tumarkin mit dem Israel
Preis ausgezeichnet
Der Bildhauer Jigal Tumarkin, das enfant terrible der
israelischen Kunst, ist der diesjährige Gewinner des Israelpreises
auf dem Gebiet der bildenden Kunst. Tumarkin, 70 jährig, äußerte
sich überrascht über die Ehrung, nicht, dass er sie nicht verdient
hätte, sagte er, "wenn ein Bildhauer in Israel den Preis verdient
hätte, dann bin ich es, und das ist wahr seit 1970. Aber ich stand
immer am Ende der Liste wegen meines großen Maules."
Tumarkin wurde 1933 in Hamburg geboren und kam als Dreijähriger
mit seiner Mutter in das damalige Palästina. Als überzeugter
Kommunist ging er 1955 nach Ostberlin ans Brechttheater und arbeitete
als Bühnenbildner für das Theater. 1961 kehrte Tumarkin nach
Israel zurück und machte sich hier einen Namen als Avantgarde Künstler
mit Antikriegsdenkmälern. In Israel, Frankreich, Deutschland, Spanien
und Japan befinden sich heute mehr als 100 Plastiken auf öffentlichen
Plätzen. Als wichtigstes Kunstwerk von ihm gilt das Holocaustdenkmal
auf dem Rabin Platz in Tel Aviv vor dem Rathaus der Stadt. Michael Krupp
Orthodoxe Stadträte wollen Rodins
"Denker" nicht nach Jerusalem lassen
Orthodoxe Stadträte aller Fraktionen, die Mehrheit
im Jerusalemer Stadtrat, haben sich den Plänen der Stadt widersetzt,
eine Kopie der Plastik Rodins, "Der Denker" nach Jerusalem zu
bringen und im Zentrum der Stadt aufzustellen. Das Pariser Rodin Museum
ist bereit, die Kopie zu erstellen. Das Geld, 2 Millionen Dollar, ist
von einem privaten Spender zur Verfügung gestellt worden. Der Denker
von Rodin gilt als seine beste Plastik. Sie zeigt einen sitzenden, nackten
Mann, in nachdenkender Haltung, das Kinn auf der Hand aufgestützt.
"Diese Skulptur wird nicht nach Jerusalem kommen.
Ein nackter Mann in der heiligen Stadt - undenkbar", reagierte Vizebürgermeister
Eli Simajof von der orientalisch-orthodoxen Schas-Partei. "Judentum
verbietet Skulpturen in Menschengestalt", sagte der aschkenasische
Stadtrat, Schlomo Rosenstein.
Vor Jahren hatte die Stadt ein Geschenk der Stadt Florenz
aufgrund orthodoxen Widerstandes ablehnen müssen, eine Kopie von
Michelangelos David, ein ebenso nackter Mann, den die italienische Stadt
Jerusalem zu ihrem 3000 jährigen Jubiläum schenken wollte. Diesmal
wollen die säkularen Stadträte aber nicht aufgeben. Der selbst
orthodoxe Bürgermeister Uri Luplianski befindet sich in einer schwierigen
Lage. Michael Krupp
Oberrabiner im Vatikan - Mythen
und Wahrheit
Am Freitag Morgen sind die beiden israelischen Oberrabbiner
gemeinsam zu ihrer historischen Reise in den Vatikan aufgebrochen, der
orientalische Shlomo Amer, und der aschkenasische Jona Metzger. Beide
hatten zuvor die Erlaubnis ihrer Vorgänger im Amt eingeholt, Metzger
die des ehemaligen aschkenasischen Oberrabbiners Josef Eljashiv, und Amer
die des ehemaligen sefardischen, orientalischen Oberrabbiners und Mentors
der Schaspartei, Ovadia Josef. Es ist der erste Besuch beider Oberrabbiner
zusammen im Vatikan, denn bisher hatten sich die Oberrabbiner den Dialog
mit den andereren monotheistischen Religionen aufgeteilt, der Orientale
war zuständig für den Islam, der Aschkenase für das Christentum.
In der israelischen Presse ist der Besuch mit Mythen und
Sagen umwoben, als seien die Oberrabbiner aufgebrochen, um in den Verließen
des Vatikans nach den verlorenen Schätzen des zweiten Tempels zu
suchen, vor allem nach dem goldenen Leuchter, der mit den heiligen Musikinstrumenten
und anderen Kultusgeräten des Tempels nach der Zerstörung Jerusalems
im Jahr 70 n.Chr. nach Rom verbracht wurde, wie man heute noch auf dem
Titusbbogen in Rom sehen kann, der als Siegestor in Rom nach der Bezwingung
des widerspenstigen Judäas nach 5 Jahren Aufstand gebaut wurde und
den triumphalen Einzug der Römer in die Stadt Rom mit jüdischen
Kriegsgefangenen und den Beutestücken aus dem Tempel zu Jerusalem
plastisch darstellt.
All diese Pracht gilt seit dem fünften Jahrhundert
verschollen, nachdem die Westgoten und Vandalen die Stadt mehrfach geplündert
hatten. Was noch an wertvollen Sachen versteckt und zurückgeblieben
war, wurde in späteren Jahrhunderten in die neue Hauptstadt des byzantinischen
Reiches, nach Konstantinopel, heute Istanbul, verfrachtet. Das Gold ist
sicher längst eingeschmolzen und die mythischen Tempelgeräte
sind für immer verschollen. So wird es keine Rückführung
der größten Symbole des Judentums nach Jerusalem geben können
und einige Beobachter spekulieren, dass die ganzen Geschichten erfunden
wurden, um den Papstbesuch der beiden Oberrabbiner in der ultraorthodoxen
Bevölkerung, die dem Christentum sehr skeptisch gegenübersteht,
schmackhaft zu machen.
Was die Oberrabbiner wahrscheinlich wohl zu Gesicht bekommen
werden, sind die reichen Schätze an hebräischen Handschriften,
die sich nicht in der Verließen des Vatikans, sondern in der wohlgeordneten
und katalogisierten Bibliothek des Vatikans befinden. Dies ist bei weitem
der größte Schatz an hebräischen Handschriften, den es
in der Welt gibt. Über die Hälfte aller Talmudhandschriften,
die weltweit den Verfolgungswahn durch die christliche Welt überlebt
haben, befinden sich heute im Vatikan und stehen der wissenschaftlichen
Welt zur Einsicht zur Verfügung.
Dieser Schatz wurde im 16. Jahrhundert im dreißigjährigen
Krieg aus der Palatina Bibliothek in Heidelberg geraubt. Deutsche Humanisten
hatten durch ausgedehnte Reisen durch den Orient diese wertvollen Handschriften
jahrzehntelang zusammengetragen. Jüdische Wissenschaftler in Deutschland
forderten so in vielen Veröffentlichungen des 19. Jahrhunderts die
Rückführung in die angestammte Heimat, Deutschland. Es ist ein
Glück, dass sie in dieser Angelegenheit nicht erfolgreich waren,
denn alle hebräischen Handschriften und Fragmente, die in Heidelberg
lagerten, sind in den Wirren des letzten Krieges verbrannt. Ob die israelischen
Oberrabbiner ein Recht auf diesen Schatz haben, der vielleicht wertvoller
ist als der goldene Leuchter, ist fraglich und auch die angeblich von
privat gestifteten 16 Millionen zum Ankauf des goldenen Leuchters dürften
dafür für den Erwerb der Handschriften nicht ausreichen.
So wird den Oberrabbinern, wenn sie denn etwas davon verstehen,
das intellektuelle Vergnügen bleiben, in diesem Schatz der jüdischen
Literatur zu blättern und sich inspirieren zu lassen. Ein historischer
Besuch wird es auf alle Fälle sein. Michael Krupp
Alexandria Nachfolge Treffen in Kairo
In Nachfolge des historischen Alexandria Treffens sind
in Kairo erneut christliche, jüdische und moslemische Oberhäupter
in Kairo zusammengekommen, um das Bekenntnis des Alexandria Treffens zu
wiederholen und zu bekräftigen. In Alexandria war auf einem ersten
Treffen dieser Art im Januar 2002 beschlossen worden, dass sich die Religionshäupter
der drei monotheistischen Religionen für die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen
zwischen den verfeindeten Parteien, gegen Gewalt und für einen dauerhaften
und gerechten Frieden in der Region einsetzen wollen.
Das Besondere an dem jetzigen Treffen war, dass auch ein
prominenter Vertreter der Hamasbewegung an dem Treffen teilnahm, dessen
Identität allerdings nicht bekannt gegeben wurde. Prominentester
Verteter aus Israel war der ehemalige Oberrabbiner von Norwegen und Minister
in Israel, Rabbi Michael Melchior, der auch am Alexandria Treffen teilgenommen
hatte. Wichtigste Vertreter der Palästinenser waren die Minister
Imad al-Faluji und Scheikh Tajsir al-Tamimi. Die Delegierten wurden auf
einer Abschlussversammlung vom höchsten islamischen Oberhaupt Ägyptens
empfangen, Scheikh Mohammed Sajed Tantawi, dem Imam der al-Azhar Universität
und Moschee. Michael Krupp
Lateinischer Patriarch widerspricht
dem Präsidenten
Auf einem Empfang für eine Delegation der katholischen
Bischöfe aus aller Welt ist es zu einem Eklat gekommen und zu einer
heftigen Diskussion zwischen einem ärgerlichen Staatspräsidenten
und einem entschiedenen Patriarchen. Es ging um das Thema Terror und Okkupation
und was zuerst ist und die Ursache für das andere.
Das Treffen fand anlässlich des vierten internationalen
Bischofstreffen zur Situation der Christen im Heiligen Land statt auf
Einladung des lateinischen Patriarchen Michel Sabach. 29 Bischöfe
und Priester aus aller Welt hatten sich zu einer viertägigen Konferenz
getroffen. Die deutsche Bischofskonferenz war durch den Vorsitzenden der
deutschen Kommission Justitia et Pax, dem Trierer Bischof Reinhard Marx
vertreten.
Der Staatsempfang beim Präsidenten sollte den Bischöfen
die Gelegenheit geben, Fürsprache zur Milderung der schweren Situation
der palästinensischen Christen einzulegen. Dazu kam es aber nicht,
da der Präsident, Mosche Katzav, mit einer langen Rede zur politischen
Situation und zu Gewalt und Terror begann, der das israelische Leben seit
Ausbruch der zweiten Intifada vor mehr als drei Jahren bestimmt. Katzav
sagte, es werde keinen Frieden in der Region geben, wenn der palästinensische
Terror nicht aufhöre. Sabach konterte, es werde der Terror nicht
enden, solange die Okkupation und die unmenschliche Behandlung der Palästinenser
nicht aufhöre. Alles habe eine Ursache und die Okkupation sei eine
der Ursachen für den Terror.
Sichtlich empört reagierte Katzav: "Damit legitimisieren
Sie Terror. Als geistliches Oberhaupt müssen Sie Terror in jeder
Form ablehnen." "Ist die Erschießung eines einjährigen
Babys und der Mutter, die ihre Kinder schützen will, ein Befreiungskrieg?"
fuhr der Präsident fort, "ich kann es nur kalten Mord nennen.
Ich verstehe ihre Unterstützung für das palästinensische
Volk. Es ist ihr absolutes Recht. Aber Sie müssen jede Art von Terror
verurteilen."
Sabach erinnerte an die strenge Verurteilung von Terror
durch den Papst. Darin seien sich die katholischen Kirchenhäupter
einig. Wenn aber die Leiden, die durch die Okkupation hervorgerufen werden,
gemildert werden könnten, könnten auch die Regierungen Israels
und der Palästinenser stärker gemeinsam gegen den Terror vorgehen.
Dies würde eine klare Botschaft an beide Völker sein, dass sie
wirklich Frieden wollten. Sabbach versprach, er und seine Kollegen würden
fortfahren, für die Sicherheit der Menschen in Israel einzutreten,
er fordere aber auch dasselbe für das palästinensische Volk.
Neben dem deutschen Vertreter nahmen Bischöfe aus
den USA, Kanada, Frankreich, England, Italien und der Schweiz teil. Sie
berieten mit örtlichen Vertretern des Vatikans in Israel und Palästina
und Vertretern der Heimatkirchen die schwierige Situation der Christen
unter Moslems und Juden. Sie informierten sich über die konkreten
gesellschaftlichen Auswirkungen der aktuellen Krise am Beispiel der Bethlehemer
Universität und über Möglichkeiten praktischer Hilfe. Michael
Krupp
Der armenische Patriarch: Wir werden
von jüdischen Zeloten auf der Straße angespuckt
Auf der ersten Sitzung von Kirchenfürsten im Innenministerium
haben sich Kirchenvertreter bitter beschwert über Belästigungen,
die Kirchenleute in Ordenstracht von jüdischen religösen Jugendlichen
zu erdulden hätten. Der armenische Patriarch, Torkom Manoogian, sagte,
er sei selber wie andere Ordensleute mit Flüchen belegt und angespuckt
worden. Die Polizeivertreter auf der Sitzung entschuldigten sich, sie
schützten Prozessionen und dergleichen, könnten aber nicht jeden
einzelnen Geistlichen auf seinen Wegen in der Stadt begleiten.
Weiter beklagten die Kirchenvertreter die Erschwerung
durch das Ministerium, für Geistliche Visen zu bekommen. Ebenso seien
die Kontrollen an den Grenzen, besonders zu Jordanien, häufig demütigend
für Geistliche. Der koptische Erzbischof, Anba Abraham, sagte, er
habe seine Schuhe ausziehen müssen und ihm sei sein goldenes Kreuz
das er immer auf der Brust trage, abgenommen und einem Sicherheitstest
unterworfen worden. Die Sitzung im Innenministerium fand statt, nachdem
das Ministerium für religiöse Angelegenheiten seit 1. Januar
2004 aufgelöst ist und die Kompetenzen für die nichtjüdischen
Gemeinschaften in Israel an das Innenministerium übergegangen sind.
Michael Krupp
Israels Staatspräsidenten
zu Christen auf dem Neujahrsempfang: Ich bin optimistisch
Auf dem traditionellen Neujahrsempfang für die Oberhäupter
der christlichen Gemeinschaften in Israel hat Israels Staatspräsident,
Mosche Katzav, in Anwesenheit der drei Patriarchen von Jerusalem sich
optimistisch über die Friedensaussichten für das Jahr 2004 gezeigt.
Es gebe vereinzelte Anzeichen auf palästinensischer Seite, die Mut
zur Hoffnung machten. Israels Außenminister, Silvan Schalom erinnerte
an seinen Besuch Papst Johannes Paul II vor zwei Wochen und bezeichnete
den Papst als einen wahren Freund des jüdischen Volkes und einen
Friedensapostel. Bischof Aristarchos dankte im Namen der Christen Israels
für die Unterstützung, die die christlichen Gemeinschaften in
Israel erhalten. Alle Redner schlossen mit der Bitte um Frieden in der
Region.
Katzav sagte, dass Israel seit zehn Jahren, seit den Vertägen
von Oslo, alles für den Frieden täte. Er nannte als Helden des
Friedens Jitzchak Rabin mit der Unterzeichnung der Osloer Verträge
1993, Ehud Barak mit seinem Friedensangebot in Camp David 2000 und Arieh
Scharon mit der Akzeptierung des sogenannten Fahrplans der Großmächte
für einen Frieden in diesem Jahr. Der Terror sei die größte
Gefahr für den Frieden, nicht nur in Israel, aber besonders hier.
Wenn diePalästinenser den Terror einstellten, brauche kein Sicherheitszaun
gebaut werden und brauchten israelische Soldaten keine Razzien in palästinensischen
Gebieten durchzuführen. Verhandlungen seien der einzige Weg zum Frieden
und nicht Gewalt. So sei es auch zum Frieden mit Ägypten und Jordanien
gekommen. Er hoffe, dass bald Verhandlungen mit Syrien aufgenommen werden
könnten. Aber der wichtigste Partner Israels und das Tor zu einem
Frieden im Nahen Osten seien die Palästinenser.
Silvan Schalom ging auf die Situation der christlichen
Araber in Israel ein und bezeichnete die Gründung einer christlichen
Universität in Ibbelin, Galiläa, als einen Schritt in der Anerkennung
der christlichen Araber im Staat Israel. Noch niemals zuvor seien die
religiösen Oberhäupter so herausgefordert gewesen wie heute,
ihre Stimme zu erheben angesicht von Terrortätern, die aus der Entfernung
von einem Meter auf schlafende dreijährige Kinder schössen mit
dem Ruf Alla al akbar, Gott ist groß. Diese Menschen handelten nicht
im Namen Gottes.
Zum Schluss wurde Bischof Aristarchos, der Sekretär
des griechischen Patriarchen Ireneos I, der weiterhin vom Staat Israel
nicht anerkannt ist, aufgefordert, "seine Worte zu sagen". Aristarchos
machte klar, dass er nicht in seinem Namen, sondern in dem des Patriarchen
und so für alle Christen in Israel spreche. Er sagte, die Region
leide unter der Gewalt, der Gewalt der Terroristen und der der militärischen
Aktionen. Dieser Teufelskreis müsse durchbrochen werden. Israel als
der stärkere müsse den Anfang machen. Michael Krupp
Palästinenser im autonomen Bethlehem
feiern Weihnachten unter sich
10.000 Palästinenser und einige Touristen begrüßen den
Einzug des Patriarchen in Bethlehem
Israelisches Militär wie palästinensische Polizisten
waren außerordentlich freundlich an ihren jeweiligen check-points,
es gab keine Schlangen, zügige Abfertigung und den Gruß "merry
christmas for you". Der Zugang an der Festung des Rahelgrabes war
für normale Autos nicht passierbar, nur für die Karavane des
Patriarchen. Nachdem man auf Umwegen in die Stadt gekommen war, schien
sie wie verlassen. Bis sich das Bild plötzlich wandelte. Kurz vor
der Absperrung der palästinensischen Polizei vor dem Zentrum der
Stadt standen sie schon da, die Trommler und Pfeifer-Chöre der Pfadfinder,
ganz kleine Mädchen und größere Jungen, einige hielten
davon Arafatbilder hoch, die einzigen Arafatbilder in der Stadt, bis auf
das große Plakat mit dem Bild des Reis vor dem Rathaus gegenüber
der Geburtskirche.
Alles war anders als im letzten Jahr. Damals war Bethlehem
von den Israelis besetzt gewesen, für drei Tage des Weihnachtsfestes
hatten sich die israelischen Tuppen zurückgezogen. Es gab keine Trommler
und Pfeifer und keinen Weihnachtsschmuck auf den Straßen. Die Polizisten,
die den Einzug des Patriarchen regelten, waren unbewaffnet und in Zivil.
In diesem Jahr war Bethlehem wieder autonome Stadt, seit fünf Monaten
eine der wenigen palästinensischen Städte ohne Besetzung, wenn
auch abgeschnürt an den Zufahrtswegen. Dieses Jahr wimmelte es überall
von Polizisten in Uniform, manche mit Pistolen, die meisten unbewaffnet.
Alle freundlich, besonders den wenigen Fremden gegenüber, die sie
vor den Scharen von Bettlern beschützten. Bethlehem ist arm georden
ohne Touristen seit dem Ausbruch der zweiten Intifada vor drei Jahren.
Über tausend Polizisten sicherten den Weg durch die
Stadt bis zum Krippenplatz vor der Geburtskirche ab. Der Weihnachtsschmuck
über den Straßen war spärlich, aber es gab ihn. Ganz Bethlehem
hatte sich zur Begrüßung des Patriarchen und seiner Kolonne
eingefunden. Die Zeitung Haaretz schätzte die Menschenmenge auf dem
Krippenplatz allein auf 10.000 Menschen. Moslems mit ihrer hergebrachten
traditionellen Tracht, mit Kefije und Frauen mit Kopftuch standen neben
modern gekleideten christlichen Jugendlichen, die den letzten Schick der
Pariser Mode angezogen hatten, einige mit Weihnachtsmännermütze,
überall schwebten Weihnachtsmänner-Ballons in der Luft, neben
Mickkymouse, Bären und anderen Ungetümen. Aus den Lautsprechern
dröhnte Weihnachtsmusik, Jingle Bells und Silent night.
Zwei Stunden zogen Trommler und Pfeifer-Trupps über
den Krippenplatz, Dudelsack-, Posaunen- und Trompetenbläser. Pfadfinderverbände
jeder Schule im Raum Bethlehems waren vertreten, bis der Patriarch endlich
eintraf, feierlich - soweit das im Gedränge und nach dem Zusammenbruch
der Absperrungsrige der palästinensischen Polizisten möglich
war - von den Würdenträgern der Stadt und dem Aufgebot des örtlichen
Klerus. Als der Patriarch kam, kam die Sonne durch die Wolken. Vor dem
Eingang der Geburtskirche schwenkte der Patriarch noch einmal die Weihrauchgefäße
über die Menge und verschwand dann gebückt durch die niedrige
Eingangstür in die Geburtskirche, die Tür, die so niedrig gehalten
ist, damit die Sarazenen in ihrer Zeit nicht mit den Pferden in die Kirche
einreiten konnten.
Anders als im letzten Jahr zierte kein Arafat Bild den
Eingang der Grabeskirche. Überhaupt gab es viel weniger politische
Parolen. Scharon wurde nicht als blutrünstiges Monster dargestellt.
Vor der Stadtverwaltung hing ein Papstzitat "Nicht Mauern braucht
das Heilige Land, sondern Brücken" und "Macht Bethlehem
nicht zu einem Ghetto". Jemand hielt ein Plakat in die Luft mit dem
Text "Die Mauer stranguliert den Geburtsplatz Jesu". In seiner
Predigt in der Mitternachtsmesse nahm der Patriarch auch Bezug auf die
Mauer, sie werde weder Sicherheit noch Frieden bringen. "Die Wahrheit
ist, Krieg zerstört Volk und Land und kann nicht ein Volk zum Schwigen
bringen, das nach Freiheit dürstet." "Ganz Bethlehem ist
ein großes Gefängnis", sagte der Patriarch vor dem israelischen
Fernsehen.
Das Traurige auch an diesem Weihnachten war das Fehlen
von ausländischen Pilgern. Nur 1200 ausländische Besucher gäbe
es dieses Weihnachtsfest, sagte Bethlehems Bügermeister Hanna Nasser
vor der Presse, und bis zum Ende der Weihnachtssaison am 18. Januar, dem
armeinischen Weihnachtsfest, erwarte man nur 15.000 ausländische
Besucher und das gegenüber 50.000 Fremden täglich in den guten
alten Zeiten vor Ausbruch der Intifada, wo es keinen Platz in den Herbergen
Bethlehems gegeben hat. Immerhin seien 50 Prozent der Hotels dieses Jahr
belegt, meist allerdings durch Journalisten. Mehr als 100 Fernsehcrews
berichteten aus Bethlehem life. Denn Bethlehem, auch mitten in der Krise
des Nahostkonflikt, ist weiterhin die Königin der Welt zu Weihnachten.
Michael Krupp
Israelisches Gericht verurteilt
Enteignungstaktiken der Regierung aufs Schärfste
Das Tel Aviver Magistrats-Gericht hat die Enteignungspolitik
der Regierung aufs Schärfste verurteilt. Das Gericht war von mehreren
Palästinensern angerufen worden, deren Böden in der Gegend Jerusalems
von der Regierung zum Bau des so genannten Verteidigungszaunes enteignet
worden waren. Die Regierung hatte den Besitzern als Entschädigung
eine Summe von umgerechnet 2500 Euro für 1 Dunam (1000 qm) angeboten,
was nach Angesicht des Gerichts einer Vehöhnung der Landbesitzer
gleichkomme.
Die Regierung beruft sich dabei auf Notstandsgesetze aus
dem ersten Jahr nach Staatsgründung von 1949, wonach sie ermächtigt
ist, lediglich 5 Prozent des eigentlichen Marktwertes als Entschädigung
zu bezahlen. Das Gericht stellt fest, dass Notstandsgesetze maximal eine
Dauer von drei Jahren haben und deshalb nicht mehr herangezogen werden
können. Das Gericht fordert die Regierung auf, mit den Bodenbesitzern
zu einer anderen Entschädigung zu kommen. "Die Regierung steckt
ihren Kopf in den Sand und vermeidet es, angemessene Aktionen zu unternehmen",
so das Gerichtsurteil. Michael Krupp
Extreme Religiöse auf beiden
Seiten belegen Genfer Abkommen mit dem Bann
Palästinensische und israelische religiöse Führergestalten
haben das inoffizielle sogenannte Genfer Abkommen mit dem Bann belegt.
Die "Palestinian Religious Scholars Assosiation", eine der führenden
palästinensischen islamischen Körperschaften in der palästinensischen
Autonomie erließ eine Fatwa, eine religionsgesetzliche Entscheidung,
die es jedem Moslem untersagt, ein Abkommen zu unterzeichnen, das nicht
die Rückkehr der Flüchtlinge nach Israel beinhaltet. Ein Zusammenschluss
von 250 rechten Rabbinern bezeichnete die Initiatoren des Abkommens als
"Verräter", die zu ächten seien.
Die moslemische Fatwa stellt fest, dass jeder Flüchtling,
der bereit ist, Kompensationen anzunehmen und auf die Rückkehr zu
verzichten, als Verräter anzusehen ist, wie jemand, der seinen Besitz
an den Feind verkauft, "Widerstand ist der einzige Weg, das palästinensische
Problem zu lösen", heißt es in der Fatwa. Die Rabbiner
fordern, dass die Initiatoren von Genf vor Gericht gestellt und als außerhalb
der menschlichen Gesellschaft (brotherhood of humanity) stehend erklärt
werden sollen. Die Rabbiner sind besonders empört über die Absicht
des Genfer Abkommens, den Tempelberg an die Moslems übergeben zu
wollen.
Das inoffizielle Genfer Abkommen von israelischen Oppositionellen
und Palästinensern, das mit Schweizer Hilfe zustande gekommen ist
und am 1. Dezember 2003 in Genf feierlich veröffentlicht wurde, sieht
eine gegenseitige Anerkennung eines palästinensischen und jüdischen
Staates vor, Jerusalem soll geteilt und Hauptstadt beider Staaten sein,
nur das jüdische Viertel und die sogenannte Klagemauer bleiben unter
israelischer Verwaltung, der Templberg selbst aber unter moslemischer.
Dafür verzichten die Palästinenser auf das Rückkehrrecht
der Flüchtlinge in das israelische Staatsgebiet mit einigen Ausnahmen.
Michael Krupp
Israel gegen Antisemitismus in Europa
Ariel Scharons Warnungen über einen steigenden Antisemitismus
in Europa, wobei von 17 Millionen Moslems in Europa eine besondere Gefahr
für Juden ausgehe, wird mit einer diplomatischen Kampagne ergänzt.
Israels Diplomaten sollen die Regierungen ihrer Gastländer
auffordern, eine "Gesetzgebung gegen Hass" durchzusetzen. Gedenken
an den Holocaust und "Erziehung zu Toleranz" nannte Nimrod Barkan,
Leiter der Abteilung für jüdische Angelegenheiten in der Welt
im israelischen Außenministerium als zweiten Punkt. Toleranz sollte
für Juden wie Moslems gelten. Weiter fordere Israel eine Anwendung
bestehender Gesetze gegen Rassenhetze und Hass, sowie klare Stellungnahmen
öffentlicher Persönlichkeiten gegen antisemitische Auswüchse
Kritik an Israels Politik sei nicht mit Antisemitismus
gleichzusetzen, sagte er. Eine genaue Linie zwischen legitimer Kritik
und antisemitischen Aussagen wollte er nicht ziehen. Kritik an Israel
trage antisemitische Züge, wenn sie "ungenau, verzerrt und irreführend"
sei. Barkan betonte: "Wir haben viele Freunde. Viele Europäer
sind sich der Gefahren des Antisemitismus bewusst."
Barkan unterschied zwischen "rotem, braunem und grünem"
Antisemitismus. "Roter Antisemitismus" sei unter französischen
Intellektuellen verbreitet die Juden absprechen, eine "Nation"
zu sein, weshalb der jüdische Staat "kein Existenzrecht"
habe. "Wir können deren ideologische Gleichsetzung von Juden
mit französischen Kolonialisten in Algier nicht akzeptieren",
sagte Barkan.
Der "braune" Antisemitismus sei "latent"
bei etwa 25 Prozent der Europäer vorzufinden. "Der Anstieg des
Antisemitismus in Deutschland um 3 Prozent seit 1998, wie es der Stern
herausgefunden habe, beunruhigt uns nicht sonderlich", sagte Barkan.
"Drei Prozent liegen innerhalb der üblichen Irrtumsmarge von
Umfragen." Sichtbare Anzeichen dieses Antisemitismus wie Le Pen,
Haider, Möllemann, Hohmann und Günzel zeigten, dass Antisemiten
in ihren Ländern keinen Fuß fassen könnten. Problematischer
sei es in Osteuropa, wo die "Auschwitzlüge" nicht einmal
verboten sei.
Die größte Gefahr gehe vom "grünen
Antisemitismus" aus. Unter den Moslems in Europa werde der arabisch-israelische
Konflikt zu einer jüdisch-muslimischen Auseinandersetzung gemacht.
Da würden Juden und Israelis mit den Nazis gleichgesetzt. Die meisten
physischen Attacken auf europäische Juden seien in den letzten Jahren
von muslimisch-arabischen Kreisen ausgegangen. Barkan prophezeit akute
Terrorgefahr für Europa, nachdem radikal-islamische Organisationen
Anschläge auf jüdische Einrichtungen auf der Insel Dscherba
(wobei es deutsche Touristen traf), in Casablanca und in Istanbul verübt
hätten. Die Anschläge in der Türkei zeigen, dass dieser
Terror Juden treffe, weil sie als "Kopf der Schlange" gelten.
Doch eigentlich seien amerikanische, britische und europäische Interessen
das Ziel. Ulrich W. Sahm
Katholischer Tourismus in Israel
Der israelische Tourismusminister Benny Elon ließ
in einer Pressemitteilung einen "deutlichen Anstieg" des katholischen
Pilgertourismus verkünden. Katholiken hätten seit April wieder
ihre Reisen ins Heiligen Land aufgenommen, so der Minister. Bis zum Ende
des Jahres 2003 erwartet er eine Million Touristen insgesamt. Wie üblich
vergleicht das Tourismusministerium die Zahlen jeweils mit dem Vorjahr.
So habe es eine Zunahme von 48 Prozent bei italienischen Touristen, 92
Prozent bei den Spaniern und 29 Prozent bei den Besuchern aus Südamerika
gegeben. Bei diesen Statistiken wird freilich nicht erwähnt, dass
das Jahr 2002 wegen des palästinensischen Terrors und israelischer
Militäraktionen, darunter der Besetzung und Belagerung der Geburtskirche
in Bethlehem eines der schlechtesten Jahre überhaupt für die
israelische Tourismusindustrie war. Im Boom-Jahr 2000 kamen etwa drei
Millionen Touristen nach Israel. Und diese Zahl wäre noch höher
geworden, wenn nicht im letzten Quartal schon die Intifada Besucher aus
dem Ausland abschreckte.
Der Minister hob in seiner Presseerklärung den Besuch
einer Pilgergruppe um den italienischen Kardinal Pio Laghi hervor. Die
Reise sei durch die Opera Romana Pellegrinaggi organisiert worden. Msgr.
Liberio Andreatta, Generaldirektor dieses Reiseunternehmens, gab in einer
eigenen Presseeklärung bekannt, dass er 25.000 Pilger im Jahr 2000
ins Heilige Land geschickt habe, während es in diesem Jahr bisher
nur 1200 waren. "Wir hoffen, bis zum Ende des Jahres auf 1500 zu
kommen." Ulrich W. Sahm
Reflexionen über Christen im
Heiligen Land
Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabah,
hat "Reflexionen über die Anwesenheit der Kirche im Heiligen
Land" veröffentlicht. Sie wurden im Rahmen einer "Theologischen
Kommission" ausgearbeitet. Darin wurden die Lehren der Kirche erwähnt
und die Beziehungen mit Juden und Moslems, Terror und die übrigen
Schwierigkeiten des täglichen Lebens im Heiligen Land. In den 19
Punkten der "Reflexionen" wird als Erstes der Terror als "unlogisch,
irrational und nicht akzeptables Mittel zur Lösung von Problemen"
verurteilt. Im nächsten Punkt wird die Gewalt verurteilt. Die israelische
Besetzung schaffe "ungerechte Situationen", aus denen der Terror
hervorgehe. Verurteilt wird auch die "Mauer", die im "Land
und in den Herzen der Menschen" errichtet werde. "Manche behaupten,
das Heilige Land sei unheilig geworden."
Die Beziehungen der Kirche zum Judentum seien geprägt
durch die Lehren des Judentums. Die seien eine "Wurzel" der
Kirche. Bedauerlich seien die Jahrhunderte langen Feindseligkeiten in
der Geschichte der jüdisch-christlichen Beziehungen. Im Nahen Osten
hätten die Christen jahrhundertlang zusammen mit den Juden den Status
einer Minderheit in einer überwiegend muslimischen Umgebung geteilt,
während im Westen die Christen die überwiegende Mehrheit stellten.
Der heutige Kontext der lokalen Kirche im Heiligen Land sei einmalig,
denn die Kirche existiere seit 1948 in einem jüdischen Staat mit
einer jüdischen Mehrheit, während die nationale Identität
der Mehrheit der (christlichen) Gläubigen "eingeschlossen"
sei in den Konflikt zwischen Israel und der arabischen Welt und spezieller
in den Konflikt zwischen Israel und Palästinensern. Die Autoren der
"Reflexion" heben hervor, dass es auch eine Hebräisch-Sprechende
Gemeinde gebe, die unter den Juden lebe. Erst kürzlich habe der Papst
einen Bischof für diese Gemeinde ernannt. Die Kirche suche ständig
nach einem Dialog "mit unseren jüdischen Brüdern und Schwestern".
Die Kirche sei Zeuge der israelischen militärischen Okkupation palästinensischen
Landes, heißt es da, gleichwohl sei der jüdisch-christliche
Dialog von den "politischen Optionen Israels" zu trennen. Während
die Gläubigen in Israel in einem "permanenten Dialog des Lebens
und der Freundschaft mit ihren jüdischen Nachbarn leben, würden
die katholischen Institutionen in den palästinensischen Gebieten
die Gläubigen über das Judentum und dessen Erbe belehren. (Eine
Nachfrage bei Schwester Bosco, der Leiterin der katholischen Schmidtschule
in Ostjerusalem ergab, dass es seit Jahren keine Hebräischkurse für
die Schüler gebe, angeblich, weil sich kein "guter Lehrer"
zu dem gebotenen niedrigen Gehalt finde. Auch andere jüdische Themen
würden in der Schule "überhaupt nicht" gelehrt)
Im Verhältnis zu den Moslems sei die Realität
von Land zu Land unterschiedlich. Im Heiligen Land sei das Zusammenleben
mit Moslems seit 1400 Jahren von der Suche nach einem Equilibirum zischen
Modernität, Pluralismus, Demokratie und einem Streben nach Friede
und Gerechtigkeit geprägt. Die Haltung der Christen sei bestimmt
durch die positiven Lehren der Kirche über Moslems seit dem Zweiten
Vatikanischen Konzil.
In dem Kapitel über die "Realität"
wird zwar über allgemein gute Beziehungen gesprochen, doch es werden
auch Schwierigkeiten angedeutet: gegenseitiges Unwissen, Unsicherheit
durch ein Vakuum bei den Behörden, Diskriminierung und versuchte
Islamisierung unter "bestimmten politischen Bewegungen". Ulrich
W. Sahm
Der Staat Israel verliert seine Moscheen
Mangelndes Geld, Desinteresse, fehlendes Einfühlungsvermögen
und Ignoranz dürften die Gründe dafür sein, dass der Staat
Israel zunehmend die Kontrolle über die insgesamt 363 aktiven Moscheen
im jüdischen Staat verliert. Fast 1,2 Millionen Moslems werden durch
diese Moscheen religiös versorgt. Wie die Rabbiner für die jüdische
Bevölkerung sind auch die Imame Staatsbeamte. Doch im Laufe der letzten
Jahre haben sich die Moslems in Israel organisiert und eigene Moscheen
mit eigenen Geistlichen eingerichtet. Nur noch 100 Moscheen, weniger als
ein Drittel, werden mit staatlich eingesetzten Predigern besetzt, die
per Ausschreibung ausgewählt werden und denen oft eine minimale religiöse
Ausbildung fehlt. Zwei "Islamische Bewegungen" die radikale
nördliche und die eher gemäßigte südliche haben inzwischen
die Kontrolle über 149 Moscheen erlangt. Weitere 74 Moscheen werden
durch private Spenden finanziert, während die übrigen 40 teilweise
vom Staat unterstützt werden.
Die Abteilungsleiterin für islamische Angelegenheiten
im israelischen Religionsministerium, Chaja Gan, sagte der Zeitung Haaretz,
dass die Belange der Moslems in Israel beim Finanzministerium angesichts
der katastrophalen Wirtschaftslage keinerlei Gehör finden. Deshalb
baue der Staat keine neuen Moscheen. "Religion bedeutet Macht",
kommentiert sie den Konkurrenzkampf zwischen dem israelischen Religionsministerium
und den islamischen Bewegungen, die sich durch Zuwendungen aus dem Ausland,
vor allem Saudi Arabien, finanzieren. Die Geistlichen der islamischen
Bewegung verfügen wenigstens über ein paar Jahre Ausbildung
in der Scharia, dem muslimischen Religionsrecht. Während das israelische
Religionsministerium für einen angehenden Geistlichen oder Vorbeter
ein Gehalt in Höhe von 3000,- Schekeln (576,- €) Bruttogehalt
anbietet, erhalten Berufseinsteiger bei den islamischen Bewegungen um
die 1.350,- € Grundgehalt.
Ein hoher muslimischer Geistlicher sagte der Zeitung Haaretz,
dass sich die Gehaltsquelle des Imam auch auf dessen Botschaft in den
Predigten auswirke. Wer vom Religionsministerium finanziert werde, müsse
sich hüten, politische Themen zu berühren. Imame, die von der
islamischen Bewegung das Gehalt beziehen, seien freier, auch für
die islamischen Parteien und deren Ziele zu werben. Ulrich W. Sahm
"Sieg des Lebens"
"Für uns ist es ein Sieg des Lebens", sagt
Toni Matar, arabischer Inhaber des Restaurant Maxim in der Nordisraelischen
Stadt Haifa. Im Oktober hatte sich eine Selbstmordattentäterin aus
Dschenin in dem von Juden und Arabern gemeinsam geführten Restaurant
gesprengt und 21 Menschen getötet. Das Gasthaus wurde dabei schwer
beschädigt. "Maxim" wurde bis auf die Grundmauern ausgeschält
und neu errichtet. Jetzt soll dieses "Symbol jüdisch-arabischen
Zusammenlebens" neu eröffnet werden. Andere Restaurants, die
durch Terroranschläge zerstört wurden, haben längst wieder
ihre Tore geöffnet und erfreuen sich vieler Kunden. "Mike´s
Place" in Tel Aviv, wo im Frühjahr drei Menschen von einem britischen
Selbstmordattentäter ermordet wurden, sei jeden Abend so voll wie
vor dem Anschlag. Café Hillel in Jerusalem, im September Ziel eines
Anschlags, war schon nach einem Monat wieder renoviert. Heute stehen freilich
mehr Wächter vor der Tür als man Gäste in dem Café
sitzen sieht. Auch Café Moment, wenige Meter von der Residenz des
Premierministers in Jerusalem entfernt und Ziel eines schweren Anschlags
im März vor einem Jahr, ist zu jeder Tageszeit gut besucht. Allerdings
ist der Eingang heute befestigt und rund um die Uhr gutbewacht.
Die Pizzeria Sbarro, eines der ersten von Selbstmordattentätern
zerstörte Restaurant in Jerusalem hat nicht mehr so viel Laufkundschaft
wie früher, was am wirtschaftlichen Niedergang des Stadtzentrums
von Jerusalem liegen mag. An einer Wand hängt eine Gedenktafel für
die 11 Toten, darunter eine Großfamilie aus Holland mitsamt den
Kindern, und ein flackerndes elektrisches "ewiges Licht". "Wir
lassen uns durch den Terror nicht besiegen, und lassen auch nicht die
respektvollen Beziehungen zwischen Juden und Arabern in Haifa zerstören",
sagt noch der Inhaber von "Maxim" in Haifa. Ulrich W. Sahm
Christliche Informationen über
Israel
Eine aufwendig gestaltete Internetseite mit vielen Bildern,
interaktiven Landkarten, Videos und informativen Texten liefert "möglichst
akkurate Einblicke" ins Heilige Land, so die Selbstdarstellung des
Portals www.my-holyland.com. Speziell für Christen ist der "Gospel-Path"
gedacht. Da gibt es virtuelle Einführungen in Wege entlang der Heiligen
Stätten in Galiläa und Jerusalem, sowie eine Bildershow christlicher
Zeremonien.
Die Lauder School of Government, Diplomacy and Strategy im Interdisciplinary
Center in Herzliya hat die Seite entwickelt. Federführend ist Hani
Ziv, Autorin mehrer Bücher über Israel.
Nützlich für Pilger sind die aufgelisteten Kirchen aller Konfessionen
mitsamt Besuchszeiten und Telefonnummern.
Ungewöhnlich sind die vielen Luftaufnahmen israelischer Städte
und der Heiligen Städte. Ulrich W. Sahm
Christen und Juden sind keine "geschützte
Minderheit" mehr
Im Rahmen der Radikalisierung des Islam vor allem in Saudi
Arabien droht Christen und Juden in islamischen Ländern der Verlust
des Status einer "geschützten Minderheit". Zu diesem Schluss
gelangt eine Analyse islamischer Fatwas, Rechtssprüche, durch den
Islamforschers und Berater des israelischen Außenministeriums, Jonathan
D. Halevi.
Der Sieg der Islamisten über die Sowjets in Afghanistan,
die Errichtung des weltweiten Netzwerks der El Kaeda sowie die Verbreitung
des Islam in Europa werde von radikalen Islamisten als ein "Weg zur
Restauration des Islam als dominierende Macht in der Welt" wahrgenommen.
Christen und Juden in dieser neuen "Weltordnung" verlieren ihren
Status als Dhimmi, geschützte Minderheit, seitdem militante muslimische
Geistliche vor allem in Saudi Arabien zunehmend zu Massenmord gegen ganze
Gruppen und Völker von "Ungläubigen" aufrufen, anstatt
wie früher nur den Tod von gewissen Individuen (wie Salman Rushdie)
zu fordern. Halevi sieht hier die Gefahr einer ideologischen "Legitimierung
von Genozid".
Der Dschihad (Heilige Krieg) gegen die USA werde als "Recht auf Selbstverteidigung"
bei dem "Terrorkrieg der USA gegen Nationen des Islam" aufgefasst.
Ein Streit sei zwischen einem führenden Mitglied von El Kaeda und
einem saudischen Gelehrten ausgebrochen, ob Moslems das Recht hätten,
nur vier Millionen Amerikaner umzubringen oder aber eher zehn Millionen.
Die Beteiligung der Bürger von Demokratien an der Regierungspolitik
durch Wahlen bedeute, dass sie "Kombattanten" seien und nicht
als unschuldige Zivilisten gelten könnten. Demokratie sei eine "verbotene
Innovation, die muslimischen Werten widerspreche und einer "Ketzerei"
entspreche.
Eine gewisse Abschwächung dieser Ideologie entdeckte
Halevy in Saudi Arabien seit dem 12. Mai 2003, als die Saudis gezwungen
wurden, gegen El Kaeda vorzugehen. Seitdem hätten einige saudische
Geistliche aufgerufen, muslimische Häretiker nicht mehr als "vernichtenswert"
zu beschreiben. Saudi Arabien wurde von einer Serie schwerer Bombenanschläge
heimgesucht, bei denen auch viele Moslems ums Leben kamen. Die "harte
Doktrin" dieser Geistlichen gegen Christen und Juden habe sich jedoch
nicht geändert.
Der israelische Forscher hat seine Analyse mit Verweisen
zu den im Internet verbreiteten muslimischen Fatwas (Richtsprüchen)
in der Zeitschrift "Jerusalem Viewpoints" veröffentlicht
und per Internet weltweit verteilt. Ulrich W. Sahm
Gespräch mit dem Entdecker des
"Herodes-Ankers"
"Vor einem Monat machte ich einen Spaziergang am
Ufer des Toten Meeres und erkannte den Anker. Der Form nach stammt er
aus römischer Zeit." Reines Holz lugte aus dem Salzblock heraus,
der sich um den Anker herum gebildet hatte. So beschreibt Dr. Gideon Hadas
eine sensationelle archäologische Entdeckung aus der Zeit Jesu.
Hadas lebt schon viele Jahre im Kibbuz Ein Geddi, einer
wasserreichen Oase am Westufer des Toten Meeres. Der Archäologe hat
vor seiner Haustür viel zu tun: "Wir graben gerade ein Haus
aus der herodianischen Epoche aus, im Jahr 68 während des ersten
jüdischen Aufstandes gegen die Römer zerstört." Am
Ufer des Toten Meeres wurde vor zweitausend Jahren nach einem verloren
gegangenen Rezept ein Balsamparfum hergestellt, das in die ganze damalige
Welt exportiert wurde und von Kleopatra bevorzugt wurde. Anders als heute
war das Tote Meer damals eine sehr reiche Gegend, die auch von König
Herodes wegen ihrer Heilquellen bevorzugte.
Hadas war unfähig, den Block zu bewegen. Es musste
ein Schlitten gebaut werden, um den Anker mit seinem Salzkleid vom Ufer
wegzubewegen. Alles zusammen wog 800 Kilo, wobei Hadas das Nettogewicht
des Ankers allein auf eine halbe Tonne schätzt. "Es wurden in
der römischen Welt immer nur Teile von Ankern gefunden, darunter
Bleiringe, die die Querbalken mit dem Stock des typischen Admiralitätsanker
zusammenhielten. Noch nirgendwo ist ein bestens erhaltener kompletter
Holzanker aus der römischen Zeit entdeckt worden", sagt Hadas,
wobei er die Datierung bisher nur aufgrund der Form vorgenommen habe.
Dieser Ankertypus, 1,80 Meter hoch und fast einen Meter breit, sei vor
allem im westlichen Mittelmeerraum üblich gewesen, bei der Handelsschifffahrt,
jedoch extrem selten im östlichen Mittelmeer. "Herodes ist in
Rom erzogen worden. Er hatte die beste und neueste römische Technologie
in sein Land importiert. Nur so konnte er die gewaltige Bautätigkeit,
darunter des Jerusalemer Tempels, bewältigen.", sagt Hadas.
Als Herodes alt und krank war, sei er zu den Quellen von Kaleroi (heute
in Jordanien) gekommen. Doch die heilsamen Wasser halfen ihm nicht. Der
Historiker Josefus Flavius beschreibt, wie Herodes von Kaleroi nach Jericho
gereist und dort gestorben sei. "Ich fantasiere jetzt mal. Es ist
nicht anzunehmen, dass der alte Herodes auf dem Esel nach Jericho ritt.
Der bestieg wohl seine königliche Yacht und fuhr über das Wasser."
Hadas sagt, dass es viele Quellen für Schiffe und Schifffahrt auf
dem Toten Meer gebe, auch in der Zeit des Herodes: Texte und Mosaiken.
Einen so großen Anker dürfte nur ein "ziemlich großes
Schiff, mindestens 15 Meter lang" gehabt haben, so Hadas. Der große
Herrscher Herodes dürfte in der damaligen Zeit der Einzige gewesen
sein, der sich ein derart großes Boot auf dem Toten Meer geleistet
habe. "Wenn es heißt, dass das vor einigen Jahren am See Genezareth
gefundene Schiff dem Petrus gehörte und das Jesus darauf gefahren
sei, dann werde ich doch wohl behaupten können, den Anker der Yacht
des Herodes entdeckt zu haben", lacht Hadas.
Den Anker entdeckte er am Strand, weil der Meeresspiegel
des Toten Meeres stark gesunken ist, weil Israel und Jordanien das Wasser
aus fast allen Zuflüssen zum Toten Meer umleiten und verwenden. Der
Holzanker sei vermutlich schon vor drei Jahren aus dem Wasser hervorgekommen.
Doch das Holz sei von den Mineralien des Tote Meerwassers durchsetzt,
so dass es trotz der Berührung mit Luft nicht in Staub verfallen
sei. Ulrich W. Sahm
Bischofskonferenz im Heiligen Land
Neun Bischöfe aus aller Welt, darunter Reinhard Marx,
Bischof von Trier, sind zum dritten Mal dem Ruf des lateinischen Patriarchen
in Jerusalem, Michel Sabbah, gefolgt, Christen im Heiligen Land zu besuchen,
um ihnen zu erklären: "Ihr seid nicht allein."
Bei der nachfolgenden Pressekonferenz im Jerusalemer "Ritterpalast"
redete Patriarch Sabbah von "christlicher Verantwortung" gegen
Blutvergießen und gegen Okkupation, allerdings mit dem Versuch,
"nicht Partei zu ergreifen". Mehrere europäische Bischofe
kündigten an, ihren Regierungen und der EU in Brüssel Bericht
über die negativen Auswirkungen und ihrer Eindrücke von der
"Mauer" zu erstatten. Allein der deutsche Bischof Reiner Marx,
der als einziger auch Christen in Nazareth, Tabgha und Haifa besucht hat,
wo bei einem Selbstmordattentat im Restaurant Maxim auch Christen Opfer
einer palästinensischen Selbstmordattentäterin wurden, sagte:
"Die Mauer ist ein Ausdruck für die Situation. Sie zeugt von
einer Situation, die nicht in eine bessere Zukunft führt." Der
amerikanische Bischof sagte als einziger, dass er die Absicht habe, ein
israelisches Hospital und Terroropfer zu besuchen. Alle Anderen redeten
nur von ihren Eindrücken in den "besetzten Gebieten", in
Bethlehem, Beth Sahour und Ramallah.
Patriarch Sabbah wurde zu seinem Streit mit dem israelischen
Staatspräsidenten Mosche Katzav befragt. Sabbah: "Das war nicht
ein Zusammenstoß (clash), sondern eine ganze Serie davon. Es gab
sie schon und es wird sie weiterhin geben." Ausführlich erklärte
Sabbah, dass man nicht ausgewogen bleiben könne, wenn ein Volk der
Unterdrücker sei und das Andere unter Unterdrückung leide, Freiheit
und Land fordere. Er rechtfertige nicht die Selbstmordattentate. Jedoch
müsse die "Ursache des Terrors", so Sabbah, die Okkupation
und die Belagerung verschwinden. Gelächter auslösend sagte Sabbah
abschließend: "Möge Gott den Staatspräsidenten Katzav
und mich selber segnen." Er äußerte den Wunsch, den Staatspräsidenten
zu einem Privatgespräch, ohne Öffentlichkeit und Presse, treffen
zu können, um über die Meinungsverschiedenheiten zu reden.
Hierzu sagte später ein Priester, der in Kairo dient:
"Man muss wohl die Ursachen des Terrors in der Welt etwas differenzierter
sehen. Muhammad Atta aus Kairo, der den 11. September mitveranstaltete,
hatte nichts mit israelischer Okkupation zu tun."
Zur Frage, ob die Bischöfe Kritisches auch über
die palästinensische Autonomiebehörde zu sagen hätten,
fand sich zunächst keiner, der antworten wollte. Der schwedische
Bischof erwähnte schließlich das Problem der künftigen
Verfassung des palästinensischen Staates und die Frage der darin
vorkommenden Garantie einer Religionsfreiheit für Christen.
Patriarch Sabbah wurde nach seinen Kontakten mit dem Hamas-Chef
Scheich Jassin befragt und den Möglichkeiten, einen Waffenstillstand
zu vermitteln. "Wir haben kein echtes Mandat beider Seiten, um als
formelle Vermittler aufzutreten." Um mit Scheich Jassin über
ein Ende des Blutvergießens zu reden, reiche nicht die "christliche
Verantwortung" und der Wunsch nach Frieden. Dazu benötige er
einen Brief (der israelischen Regierung).
Zur Frage, wieso die Bischofskonferenz nicht die Christen
im Staat Israel beachtet und besucht habe, sagte Sabbah, der auch Bischof
der Christen in Israel, Jordanien und Zypern ist, dass sich "die
Kirche in Israel nicht in der gleichen schwierigen Lage befindet".
Mehrere Teilnehmer gestanden nach der Pressekonferenz,
dass das Konzept dieser Bischofskonferenz "dringend geändert"
werden müsse. Sie sei einseitig nur auf die Christen in den palästinensischen
Gebieten und nicht im ganzen Heiligen Land ausgerichtet. Darüber
habe es schon interne Diskussionen gegeben, die aber nicht in die Öffentlichkeit
getragen werden sollten. Ulrich W. Sahm
Archäologische Zerstörung
im Heiligen Land
Der World Archaeological Congress (WAC) hat in einer Presseerklärung
die "Zerstörung archäologischer und kultureller Stätten
in Palästina durch den Staat Israel verurteilt". Dr. Claire
Smith, Präsidentin des World Archaeological Congress, beklagte "die
Zerstörung kulturell bedeutender Orte in Städten wie Bethlehem,
Nablus und Hebron durch israelische Streitkräfte." Sie betrachtet
das als eine "internationale Tragödie".
Es gebe ein "Muster dieser Zerstörungen",
heißt es weiter in der Presseerklärung, allerdings nur unter
Berufung auf "unbestätigte Berichte". Demnach gehe das
Militär in Nablus "nahe" dem Abdula-Hadi-Palast aus dem
Jahr 1855 vor.
Die bestätigte Zerstörung schließe Fundstellen
ein, die durch die israelische Altertumsbehörde zwischen 1967 und
1993 zum Teil ausgegraben worden seien, so Smith, allerdings ohne Orte
zu nennen. Von besonderer Bedeutung sei die "Vernichtung kulturell
wichtiger Stätten" durch die Mauer, welche die israelische Regierung
in den Palästinensergebieten errichte.
Auf Anfrage erklärte dazu Dr. Hanswulf Blödhorn,
Leiter des Deutschen evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft
mit Sitz in Jerusalem, dass ihm nur ein Fall von Zerstörung eines
byzantischen Mosaiks auf der Trasse der "Mauer" nahe Jerusalem
bekannt sei. Während der Bauarbeiten kam ein Mosaik zum Vorschein
und wurde teilweise zerstört. Die israelische Altertumsbehörde,
der per Gesetz jeder archäologische Fund gemeldet werden muss, verklagte
deshalb die israelische Armee.
In der Altstadt von Nablus habe es Schäden an Gebäuden
aus der osmanischen Zeit gegeben. Es sei jedoch nichts über Zerstörungen
an "antiken" Stätten bekannt, wobei Blödhorn mit "antik"
alles aus der Periode der Kreuzfahrer und früher meint.
In Bethlehem kam es zu Vandalismus im Sakralbereich der
Geburtskirche, vor allem durch europäische Friedensaktivisten, während
der Belagerung der Kirche im Frühjahr 2002. "Die palästinensischen
Besatzer der Kirche haben nach Angaben von griechischen Mönchen die
Geburtsgrotte respektiert und nicht betreten," sagte Blödhorn.
Zwei Mosaikengel aus dem 12. Jahrhundert erlitten Beschädigungen
durch einzelne Gewehrkugeln. Einem Engel wurde die Nase und einem anderen
das ganze Gesicht weggeschossen. "Ansonsten weiß ich nichts
von Zerstörungen antiker Stätten Bethlehem", sagt Blödhorn.
Palästinenser zerstörten nach schweren Kämpfen
zu Beginn der Intifada bei Nablus das Josefsgrab, das seit der Antike
von Bedeutung ist. Das Gebäude und der Katafalk stammen allerdings
aus jüngerer Zeit. Ebenso gab es einen Brand in einem Gebäude
über dem "Schalom al Israel" Mosaik aus dem vierten Jahrhundert
In Jericho. Das Mosaik sei jedoch nicht beschädigt worden.
Der Paderborner Archäologe Carsten Thiede wies auf
die schweren mutwilligen Zerstörungen von Überresten aus der
Zeit der Könige Salomon und Herodes auf dem Jerusalemer Tempelberg
durch die muslimische Behörde Wakf hin. Mit Baggern wurde seit November
2000 im Schatten der Intifada ohne jede Archäologenüberwachung
historisches Erdreich ausgehoben, um in den etwa 2000 Jahren alten "Salomonischen
Ställen" eine riesige unterirdische Moschee einzurichten. Die
israelischen Behörden schritten nicht ein, um kein weiteres Blutvergießen
zu verantworten. Ulrich W. Sahm
Millionen Jahre Geschichte in moderner
Lagerhalle
Über zehn Millionen Jahre Geschichte des Heiligen
Landes lagern jetzt in einer neuen modernen Industriehalle von 180.000
Quadratmetern Grundfläche. Im Industriegelände von Beth Schemesch,
auf halber Strecke zwischen Jerusalem und Tel Aviv, hat Israels Antikenbehörde
ihr neues Zentralmagazin eingeweiht. Alle archäologischen Funde seit
der Staatsgründung 1948 sind nun dort auf Metallregalen und in modernen
Archivschränken gesammelt. Von 1,5 Millionen Jahren alten Steinwerkzeugen
der ältesten menschlichen Siedlung in Oubadije am See Genezareth
über Knochenkästen aus der Zeit Jesu, byzantischen Brotstempeln
zur Herstellung von Oplaten und bis hin zu einer verrosteten Kanone aus
der Zeit des Napoleon liegen da etwa eine Million Fundstücke unter
einem blauen Dach. "Fast ebenso viele Fundstücke befinden sich
in Museen oder auf Ausstellungen in aller Welt", sagt die Archäologin
Galit Litani bei einer Journalistenführung. "Es ist unsere Politik,
die Stücke auszuleihen und zu zeigen. Archäologie hat einen
erzieherischen Wert." Damit die Funde ausgeliehen werden können,
besteht die Antikenbehörde darauf, dass sie nach einer Leihgabe wieder
ins Zentrallager zurückkehren und nicht in Museumskellern verschwinden.
Nach der Restaurierung in Labors in Jerusalem werden die
archäologischen Funde mit einer Nummer versehen, digital fotografiert
und in der neuen Halle eingelagert. "Wir können jedes Stück
bis hin zum Regal oder der Schublade lokalisieren. Eines Tages soll die
ganze Sammlung ins Internet gestellt werden und jedermann zugänglich
gemacht werden", sagt Litani. In Israel gebe es die weltweit erste
komplett im Computer registrierte Sammlung aller archäologischen
Funde eines Landes.
In die 180.000 Quadratmeter große Halle soll noch
eine Zwischendecke eingezogen werden. "Durch eine Verdopplung des
Lagerplatzes wären unsere Kapazitäten ausreichend für weitere
zehn Jahre", meint Litani. Jeden Tag kämen neue Funde zum Vorschein.
Per Gesetz müssen sie von der Antikenbehörde gepflegt und aufbewahrt
werden. Wenig empfindliche Steinfunde liegen im Freien, im Augenblick
noch Regen und Sonne ausgesetzt. "Zum Glück haben wir hier in
Israel kein zu großes Problem mit Luftverschmutzung und saurem Regen",
behauptet Litani zwischen steinernen Weinpressen und schwarzen Mörsern
aus Basalt.
Die israelische Archäologie könne sich nicht
mit dem Reichtum Ägyptens messen. In der Lagerhalle stehen aufgereiht
auf grauen Metallregalen zahllose Amphoren, Pötte und Bruchstücke
geschmückter Marmorfriesen aus der Kreuzfahrerzeit. Beeindruckend
ist die Sammlung von fast tausend Ossuarien, Grabkästen aus Stein.
In der Zeit des Königs Herodes wurden darin die Knochen der Verblichenen
gesammelt. Einige sind schlicht in Sandstein gehauen. Andere sind wunderbar
verzieht und mit dem Namen des Toten versehen.
Auf der Büroetage zieht Litani eine Schublade nach
der anderen auf. Hunderte Glasfläschchen liegen da beisammen auf
einer hellblauen Stoffunterlage. "Die Glasfunde stammen vor allem
aus der jüdischen und der christlichen Periode, weil es sich um Grabbeilagen
handelt. Die Moslems begraben ihre Toten ohne Beigaben. Obgleich auch
sie wohl Glasgeschirr verwendeten, ist da nicht viel erhalten." In
einer Ecke, unter einem roten Feuerlöscher, steht ein Schränkchen
mit zahllosen schmalen Schublädchen aus Plastik, wie sie in Büros
für Akten verwendet werden. Darin lagert eine Schmuck- und Goldsammlung
aus dreitausend Jahren: Ohrringe, Spangen und beschriftete Goldblättchen,
die vor zweitausend Jahren dem Toten für seinem Weg ins Jenseits
auf den Mund gelegt wurden. Einige Räume sind klimatisiert für
organische Funde und Fresken.
Doch in Israel gibt es auch noch andere Magazine für
archäologische Fundstücke. Aus politischen Gründen dürfen
sie nicht in die neue Halle von Beth Schemesch gebracht werden. Im Jerusalemer
Rockefellermuseum liegen alle Funde, die vor 1967 im Westjordanland gemacht
wurden, darunter auch die Tote Meer Rollen von Qumran. "Die gehören
Jordanien", sagt Litani zögerlich, ohne sich weiter über
"Politik" äußern zu wollen. Nur aus rein technischen
Gründen, um die empfindlichen Pergamente und Papyri vor Pilzbefall
und Feuchtigkeit zu schützen, sei ein Teil der wohl bedeutendsten
Sammlung von Originalschriften aus der Zeit Jesu in das Israelmuseum im
Westteil der Stadt ausgelagert worden. Da liegen sie in einem abgedunkelten
Raum in schweren Tresoren mit Klimaanlage und Feuchtigkeitsmessern. Ulrich
W. Sahm
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