Es bleibt noch viel zu tun

Ist der Passionsfilm von Mel Gibson schon in Inhalt und Machart erschreckend genug, die anschließende Diskussion nach der Vorführung in einem Kino in Wiesbaden war es vielleicht noch mehr. Etwa 50 von den 200 Besucherinnen waren zu später Stunde noch für das Gespräch im Kinosaal geblieben. Pfarrer Werner Schneider-Quindeau, bis vor kurzem Filmbeauftragter der EKHN, eröffnete mit dem im Folgenden abgedruckten kurzen Statement, in dem er den Film inhaltlich und formal kritisierte. Das erste, was er danach zu hören bekam, war der Vorwurf, so etwas könne ja nur einer sagen, der vom Glauben abgefallen sei. Auf diesem Niveau bewegte sich der anschließende Gedankenaustausch noch öfter. Das "Gespräch" stand einmal kurz vor dem Abbruch, als sich einige Teilnehmer lautstark anschrieen.

Schneiders Kritik, der Film sei in mehreren Punkten antijüdisch, begegneten mehrere Besucher mit dem Hinweis, nur Juden hätten mit diesem Film Probleme und etwas später - der Zusammenhang blieb unklar -: dass Juden zu kritisieren seien, hätten sie sich selbst zuzuschreiben. Und: die Tatsache, dass der Vorhang im Tempel zerrissen sei, heiße eindeutig, dass der Alte Bund zu Ende sei.

Die Mehrzahl der verbliebenen BesucherInnen, spendete all jenen Beifall, die den Film und das, was Gibson damit transportierte, lobten. Auch ein katholischer Pfarrer, der ebensolches tat, hatte gegenüber dem Protestanten Schneider die Sympathien auf seiner Seite.

Fazit: Es bleibt noch viel zu tun im christlich-jüdischen Gespräch. Allerdings: Manche Menschen werden wir niemals erreichen.

Hans-Georg Vorndran

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