Jede Menge Jesus-Filme
von Rudolf Worschech (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Filme um die Figur des Erlösers sind fast so etwas wie ein eigenständiges Genre im Kino: Weit mehr als 100 Filme zeigen Jesus Christus in der Hauptrolle, vom Stummfilm der Brüder Lumière aus dem Jahr 1897 über David Wark Griffiths "Intolerance" (1916) und Curt Oertels Dokumentarfilm "Es war ein Mensch" (1950) bis zu "Die größte Geschichte aller Zeiten" (1963). Es gibt das Musical "Jesus Christ Superstar" und epische Bibelverfilmungen des Fernsehens in den neunziger Jahren.

Die wichtigste Zeit des Jesusfilms waren die fünfziger und frühen sechziger Jahre, als Hollywood die Geschichte der Evangelien in monumentale Schauwerte kleidete und auch Filme, in denen der Messias nur in einer Nebenhandlung vorkommt wie "Das Gewand" (1953) oder "Quo Vadis" (1951), zu Publikumsrennern wurden. Diese Werke haben unser Bild des Jesus von Nazareth geprägt. So wundert es nicht, dass die Filme danach durch andere Erzählweisen und Perspektiven mit der Passionsgeschichte frei umgegangen sind.

Die wichtigsten Jesus-Filme:

"Ben Hur" - Regie: Fred Niblo (USA 1924-1926).
Die Verfilmung des 1880 erschienen Bestsellerromans verknüpft die Lebensgeschichte Christi mit dem Konflikt zwischen dem Juden Ben Hur und dem römischen Hauptmann Messala. Nur die Hände Jesu sieht man in diesem Film, den William Wyler 1959 noch einmal mit Charlton Heston in der Titelrolle aufwendig adaptierte: In beiden Filmen bildet das Wagenrennen den dramaturgischen Höhepunkt.

"König der Könige" - Regie: Nicholas Ray (USA 1960).
Jeffrey Hunter spielte Jesus in dieser opulenten Verfilmung des Lebens Christi: Allein für die Bergpredigt wurden 20.000 Komparsen aufgeboten. Ray, einer der interessantesten Regisseure Hollywoods, leistet sich an einigen Stellen Abweichungen von der Konvention, wenn er etwa Judas als tragischen Idealisten schildert, der zwischen der Untergrundbewegung des Barrabas und der Lehre Jesu aufgerieben wird.

"Das 1. Evangelium - Matthäus" - Regie: Pier Paolo Pasolini (Italien 1964).
In der süditalienischen Höhlenstadt Matera, wo auch Mel Gibson seinen Film "Die Passion Christi" drehte, realisierte der Regisseur und Schriftsteller Pasolini seine Adaption des Matthäus-Evangeliums. In kargen, schwarz-weiß gehaltenen und mit der Passionsmusik von Bach und Kompositionen von Mozart, Webern und Prokofjew unterlegten Bildern folgt der Film dem Lebensweg Jesu von der Geburt an. In vielen Szenen stellt der Marxist Pasolini die Armut des einfachen Volkes dem Hochmut der Reichen gegenüber.

"Monty Python's Das Leben des Brian" - Regie: Terry Jones (Großbritannien 1979).
Der zur Zeit Christi geborene Brian wird von seiner Anhängerschar zum Märtyrer gemacht. Der Film des britischen Komiker-Sextett galt zu seiner Zeit als blasphemisch und war eine Zeit lang in England verboten. Aber: "Das Leben des Brian" parodiert auch die Stereotypen des Bibelfilms, die sich in den fünfziger und sechziger Jahren etabliert hatten.

"Das Gespenst" - Regie: Herbert Achternbusch (BRD 1982).
Eine Christusfigur ("Der 42. Jesus") steigt wegen der Klage einer enttäuschten Oberin vom Kreuz, um als "Ober" tätig zu werden und mit der Polizei und einem Bischof in Konflikt zu geraten. Achternbuschs Tragikomödie wurde von der katholischen Kirche abgelehnt, aber von der Jury der Evangelischen Filmarbeit zum "Film des Monats" nominiert.

"Die letzte Versuchung Christi" - Regie: Martin Scorsese (USA 1988).
Nach dem 1952 erschienenen Roman des griechischen Schriftstellers Nikos Kazantzakis steht bei Scorsese der Mensch Jesus Christus im Mittelpunkt. Christus ist zwar auch bei Scorsese ein Erwählter, aber einer, der bis zum Schluss um die Gewissheit seiner Sendung ringt. Noch am Kreuz hat er die Vision, dass er gar nicht hätte sterben müssen, sondern heiraten und Kinder hätte haben können. Auch Scorseses sehr realistisch in Szene gesetzte Passionsgeschichte führte zu Protesten.

"Jesus von Montreal" - Regie: Denys Arcand (Kanada 1989).
Ein Schauspieler inszeniert auf einem Hügel über der Skyline von Montreal das Passionsspiel neu. Denys Arcand, dessen "Die Invasion der Barbaren" gerade in den Kinos läuft, verschränkt die Probenarbeiten mit der Geschichte des Schauspielers Daniel und konfrontiert so die Ggenwart mit der Botschaft der Evangelien.

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