Archäologen glauben, das Synhedrium-Gebäude
in Tiberias gefunden zu haben
Israelische Archäologen haben in einer neuen Ausgrabungs-Kampagne
ein großes Basilika-förmiges Gebäude gefunden. Der Leiter
der Ausgrabungen, Yizhar Hirschfeld, Archäologe der Hebräischen
Universität Jerusalem, geht davon aus, dass es sich bei der Basilika
um das Gebäude des Synhedrins handelt, der höchten Autorität
der jüdischen Selbstverwaltung in römischer und byzantinischer
Zeit. Das Gebäude stammt aus dem dritten Jahrhundert, der Zeit, in
der die jüdische Selbstversaltung von Sephoris nach Tiberias übersiedelte.
Der größte Spezialist für diese Zeitepoche,
Ahron Oppenheimer, von der Tel Aviver Universität, besuchte die Ausgrabungsstätte
und kam zu dem gleichen Ergebnis. In Tiberias befand sich die jüdische
Selbstverwaltung bis zur Zwangsauflösung durch die Byzantiner im
Jahr 429 n.Chr. In dem Gebäude tagte der Oberste Jüdische Rat,
das Synhedrin. Hier wurde im fünften Jahrhundert der palästinische
Talmud vollendet. Die Archäologen hoffen, durch weitere Ausgrabungen,
mehr Klarheit über diese für das Judentum wichtige Epoche zu
erreichen.
Kurz vor der neuen Ausgrabungssaison hat Chefarchäologe
Jishar Hirschfeld Pläne veröffentlicht, nach denen das antike
Tiberias als einer der Hauptattraktionen des Landes wieder hergestellt
werden soll. Das alte Tiberias, südlich der jetzigen Stadt, das sich
auf 25 qkm entlang des Sees Genezaret erstreckt, war einst Hauptstadt
der Provinz Galiläa und beherbergte in seiner Blütezeit im dritten
und vierten Jahrhundet 25. bis 30.000 Einwohner.
Tiberias wurde von Herodes Antipas im Jahre 19/20 nach
der Zeitrechnung als seine Hauptstadt erbaut und erhielt den Namen des
regierenden Kaisers Tiberius. Da es auf jüdischen Gräbern erbaut
war, galt es für fromme Juden als unrein. Im neuen Testament wird
niemals erwähnt, dass Jesus Tiberias besucht hat, obwohl sein Hauptwirkungsbereich,
Kapernaum, nur 10 km von Tiberias entfernt ist. Trotz der Vorbehalte wurde
Tiberias später Sitz der jüdischen Selbstverwaltung und Platz
des Synhedriums. Hier wurde die Mischna um das Jahr 200 abgeschlossen,
das Kernstück des Talmud.
Tiberias besitzt eine Reihe von wertvollen Antiquitäten,
die langsam Jahr für Jahr ausgegraben werden. Besonders wichtig ist
das Gebäude des Synhedriums und die Synagoge mit wertvollen Mosaikfußböden.
Im Bereich der Synagoge lassen sich 8 Bebauungsschichten vom 3. bis zum
11 nachchristlichen Jahrhundert ausmachen. Michael Krupp
Oberrabbiner bittet Papst um Aufruf
gegen Antisemitismus
In einem Brief hat der israelische Oberrabbiner, Jona
Metzger, aufgefordert, jede Art von Antisemitismus, die durch den umstrittenen
Film "Die Passion Christi" von Mel Gibson hervorgerufen werden
könnte, zu verurteilen. Der Oberrabbiner appelliert an den Papst,
die seit dem zweiten vatikanischen Konzil 1965 aufgebauten guten Beziehungen
zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum durch einen solchen
Film nicht zu gefährden. Metzger habe den Film selbst nicht gesehen,
habe aber verlässliche Nachricht darüber.
"Der Vatikan muss erklären", schreibt der
Oberrabbiner an den Papst, "dass die jüdische Nation, das jüdische
Volk Jesus nicht getötet hat." Der Film suggeriere eine jüdische
Kollektivschuld am Tode Jesu und sei dadurch in der Lage, die alten antijüdischen
Hasstiraden gegen die Juden zu erneuern.
In der Erklärung des Vatikanischen Konzils "Nostra
Aetate" von 1965 hatte die katholische Kirche das jüdische Volk
von der Kollektivschuld am Tod Jesu freigesprochen. Gibson gehört
zu einer Gruppe konservativer Katholiken, die den Reformkurs der Kirche
und die Erklärungen des zweiten vatikanischen Konzils ablehnen. Michael
Krupp
Rabbiner vergleicht Rückzug aus
Gaza mit Münchener Abkommen mit den Nazis
Auf einer Versammlung der Gruppe "Rabbiner für
die Einheit des Landes Israel" in Jerusalem haben ca. 200 Rabbiner
zum Sturz der Regierung aufgerufen, falls Ministerpräsident Ariel
Sharon seine Pläne, die jüdischen Siedlungen aus dem Gazastreifen
abzuziehen, in die Tat umsetzen sollte. Einer der Rabbiner, David Ha-Kohen
aus Bat Jam bei Tel Aviv, verglich die Pläne mit dem Münchener
Abkommen von 1938. "Auflösung der Siedlungen ist ein Verbrechen
gegen das jüdische Volk", sagte Ha-Kohen, "und dafür
gibt es keine Vergebung. Jedes Abkommen, die Siedlungen zu evakuieren
ist wie das Münchener Abkommen mit den Nazis."
Die Rabbiner haben zu einer Massen-Gebetsversammlung an
der Klagemauer aufgerufen und zu Gebeten zur selben Stunde im ganzen Land,
falls jemand verhindert ist, zur Klagemauer zu kommen.
Dem Aufruf einer Gruppe von rechten Rabbinern waren 5000
Gläubige gefolgt, um gegen "den teuflischen Beschluss",
wie sie es nannten, Scharons zu protestieren, 21 Siedlungen im Gazastreifen
und 3 vereinzelt liegende Siedlungen in der Westbank zu räumen. Trotz
strömenden Regens hielten die Protestierenden 2 Stunden im Gebet
aus, bliesen das Schofar Horn, das bei Katastrophen zu blasen ist, lasen
Psalmen und hörten Predigten gegen den Rückzug verschiedener
Rabbiner. Im Gazastreifen leben ca. 7500 Juden unter 1,3 Millionen Palästinensern,
in einer Art Ghettosiedlungen, die stark befestigt sind und vom israelischen
Militär bewacht werden. Nach dem Protestgebet umkreiste die Menge
die Altstadtmauern. Michael Krupp
Mauereinsturz unterbricht Besuche
des Tempelberges für Nichtmoslems
Die Besuche für Nichtmoslems auf dem Tempelplatz
sind vorübergehend unterbrochen worden. Die Mauer, die den Aufgang
zum Mugrabi Tor stützt, ist Mitte Februar eingestürzt. Das Mugrabi
Tor ist das einzige von den israelischen Polizei kontrollierte Tor. Als
Ursache für den Einsturz nennen israelische Archäologen das
Erdbebeben, das in einer Stärke von 5,3 der Richter Skala in der
Woche zuvor den Nahen Osten heimgesucht hatte, und die anhaltenden Schneefälle
in der Nacht zuvor. Die Palästinenser machten die Ausgrabungen zur
Erweiterung des Platzes vor der sogenannten Klagemauer für den Einsturz
der Mauer verantwortlich. Die Erweiterungen waren im Jahr 1967 direkt
nach der Eroberung der Altstadt durch die Israelis vorgenommen worden.
Die 10 m hohe Mauer ist im Gebiet des für Frauen
reservierten Platzes vor der Klagemauer niedergegangen. "Wie durch
ein Wunder" sei keine der 150 Frauen, die zur Zeit des Mauersturzes
auf dem Platz waren, verletzt worden. Die Sektion für die Frauen
ist für die Zeit der Restaurierarbeiten gesperrt. Der Rabbiner der
Mauer, Shmuel Rabinovitch, sagte, man werde die Abteilung für die
Männer unterteilen und den Frauen einen Platz vor der Mauer einräumen.
Nach orthodoxem Bruahc dürfen Frauen und Männer nur getrennt
beten.
Die Jerusalemer Archäologin Eilat Mazar sagte, der
Einsturz der Mauer zeige, wie wichtig eine gründliche Überprüfung
des ganzen Tempelbereiches sei. Vor einiger Zeit sei auch eine Mauer des
islamischen Museums auf dem Tempelplatz in der Nähe der Klagemauer
eingestürzt. Die Reparaturen an der Südmauer seien noch nicht
abgeschlossen und die Ostmauer weise auch Anzeichen für ein Einsturzgefahr
auf. Seit Ausbruch der Intifada vor drei Jahren habe es keine archäologische
Supervision des Tempelbezirkes mehr gegeben. Michael Krupp
Hoherpriester der Samaritaner
verstorben
Der Hohe Priester der Samaritaner, Schalom Ben Amram,
ist im Tel Aviver Shiba Krankenhaus 82 jährig verstorben und auf
dem heiligen Berg der Samaritaner Garizim beerdigt worden. Zu seinem Nachfolger
wurde Elazar ben Tzadaka bestimmt.
Der Berg Garizim steht unter israelischer Militärkontrolle.
Der palästinensische Gouverneur von Nablus, Mahmoud Alalouz, sagte
bei der Beerdigung: "Er war ein weiser Mann und ein Freund aller
Bewohner von Nablus." Er bezeichnete ihn als treuen Freund der Palästinenser
und als einen ergebenen Parlamentarier. "Dies ist ein großer
Verlust." Der Hohe Priester war Abgeordneter im palästinensischen
Parlament. Arafat übersandte ein Beileidstelegramm. In Haaretz heißt
der Hohe Priester Saloum Cohen. Er ist in Nablus geboren, auf dem Berg
Garizim, studierte an der Najah Universität in Nablus, danach auf
einem samaritanischen Seminar. Sein Vater war ebenso Hoher Priester. Später
lehrte Saloum Cohen am samaritanischen Seminar. Neben seinen geistlichen
Tätigkeiten fungierte er als Schächter (koscherer Schlachter)
für die Gemeinschaft. In seinem profanen Beruf war er Teppich- und
Kristall Handwerker.
Von der einst zahlreichen Gemeinde der Samaritaner ist
heute nur eine Gemeinschaft von fünf Familien oder 650 Personen übriggeblieben,
die zur Hälfte im palästinensischen Nablus, dem biblischen Sichem,
dem Zentrum der Samaritaner, und dem Berg Garizim leben, zur anderen Hälfte
im israelischen Holon. Die im Alten wie Neuen Testament häufig erwähnten
Samaritaner sind die Nachkommen des Nordreiches Israel, das im 8. Jahrhundert
v.Chr. von den Assyrern zerstört wurde, sie lebten mit den Juden,
Nachkommen des Südreiches Juda, meist in Feindschaft, die heute beigelegt
ist. Im palästinensischen Bereich gelten die Samaritaner als Juden.
Sie sind im palästinensischen Parlament mit einem Abgeordneten vertreten.
Die Samaritaner haben als heilige Schrift nur die fünf
Bücher Moses und das Buch Josua, beides in althebräischer Schrift
überliefert. Der Text weicht leicht von der hebräischen Bibel
ab. Seit der Zerstörung ihres Tempels durch den jüdischen Herrscher
Hyrkanos vor über 2000 Jahren halten die Samaritaner ihre Feste auf
dem Berg Garizim unter freien Himmel ab. Zu Pessach schlachten sie noch
die Pessachlämmer wie zur Zeit Jesu im Jerusalemer Tempel. Oberhaupt
der Gemeinde ist der Hohe Priester, der auch bei den Opfern eine besondere
Rolle spielt. Die eigentliche Linie der Hohen Priester ist im 16. Jahrhundert
ausgestorben. So werden die amtierenden Hohen Priester heute aus einer
der 5 Familien bestimmt. Michael Krupp
Scharfe Kritik an antiislamischen
Äußerungen von Touristeminister Benni Elon
Äußerungen des Touristenministers Benni Elon,
Christen sollten anstatt Juden Moslems missionieren, sind von israelischen
jüdischen und arabischen Sprechern scharf zurückgewiesen worden.
Elon hatte vor einer Versammlung evanglikaler Christen die Besucher aufgefordert,
"von Moschee zu Moschee zu ziehen und den Moslems das Licht zu bringen".
Ein Sprecher des Ministeriums, Dagiv Rotenberg, erklärte, der Minister
habe nur die Terroristen unter den Moslems gemeint.
"Erinnere alle moslemischen Mörder an das Gebot
'Du sollst nicht töten'. Mach sie zu guten Christen und zu guten
Menschen", hatte der Minister der extrem rechten Partei "Nationale
Union", den Christen geraten. "Wenn alle verstehen würden,
dass die Juden, die in ihr Land zurückgekehren, keine Kolonialisten
sind, sondern dass sie ein biblisches Gebot erfüllen, sehe die Situation
anders aus." Mit Christen, auch wenn sie feindlich eingestellt sind,
gäbe es immer eine gemeinsame Grundlage zur Verständigung durch
die Bibel, mit Moslems sei das nicht der Fall, weil sie der Bibel Lügen
und Entstellungen vorwerfen.
Der arabische Abgeordnete, Achmed Tibi, bezeichnete die
Äußerungen Elons als antisislamisch und rassistisch und dazu
angetan Islamfeindschaft zu schaffen. Rabbiner Michael Melchior, Parlamentsabgeordneter
der religiösen Partei Meimad, nannte die Äußerungen "verrückt".
"Diese Erklärung ist eine Kriegserklärung an den Islam,
welche neue Feindschaft gegenüber dem Judentum hervorrufen wird",
sagte der Parlamentarier, der seit Jahren im interreligiösen Dialog
mit dem Christentum und Islam beschäftigt ist. "Es gibt keine
größere Beleifdigung für die Moslems als diese".
Michael Krupp
Merkwürdiges Einlegeblatt im
Pass von Touristen
Der israelische Tourismusminister Benny Elon wurde in
der vergangenen Woche im Vatikan vom Präsidenten der Bischofskonferenz
wegen eines Einlegeblattes angesprochen, das seit Januar jedem nach Israel
einreisenden Touristen und Pilger in den Pass gelegt wird. Unter dem Titel
"Willkommen im Staat Israel" wird den Besuchern Israels mit
Deportation und einer erneuten Einreiseverweigerung gedroht, falls sie
es wagen sollten, ohne vorherige schriftliche Genehmigung in die palästinensischen
gebiete zu reisen, darunter auch zu zahlreichen christlichen Heiligen
Stätten in Bethlehem, Hebron oder Nablus, dem biblischen Sichem.
"Dieses Einlegeblatt schadet erheblich im Ruf Israels und wir sind
dagegen", zitiert der Sprecher des Tourismusministeriums, Golan Josifon,
seinen Minister bei dem Treffen im Vatikan. "Wir tun alles, um eine
Änderung dieses Blattes zu erreichen, damit es eindeutig nur für
den Gazastreifen, nicht aber für das Westjordanland gelte."
Im Gespräch sagte der Sprecher weiter, dass er nicht
wisse, wer für die problematischen Formulierungen auf dem Einlegeblatt
verantwortlich sei. Ansprechpartner des Tourismusministeriums sei der
Verteidigungsminister. Der Sprecher sagte weiter, dass er hierzu bisher
keine öffentliche Erklärung abgegeben habe und dass unbekannt
sei, ob und wann das Einlegeblatt umformuliert werde.
Im Augenblick erhalten alle Touristen weiterhin das alte
Blatt, was de facto ein Besuchsverbot für Bethlehem bedeutet, falls
die israelischen Behörden ihre eigene Verordnung beim Wort nehmen
sollten. Eine Stellungnahme des Verteidigungsministers steht noch aus.
Ulrich W. Sahm
Neue Impulse für Holocausterziehung
Acht Erzieher des Berliner Instituts "Neue Impulse"
haben während einer Studienfahrt durch Israel neue Wege der Holocausterziehung
erkundet. Wie die Jerusalem Post berichtet, haben sie das Massuah Institute
für die Erforschung des Holocaust im Kibbutz Tel Yitzhak besucht,
um neue Wege der Erziehung über den Holocaust zu erkunden. Das Institut
will den Jugendaustausch fördern und junge Deutsche nach Israel schicken,
um mehr Gespür für die Vergangenheit zu erhalten. "Wegen
der Ausbreitung des Neuen Antisemitismus in Europa ist es wichtig, dass
deutsche Studenten mehr über den Holocaust erfahren", sagte
der Leiter des Instituts Neue Impulse, Pastor Rudi Pahnke, der israelischen
Zeitung.
Nach Angaben der Massuah Direktorin, Aya Ben-Naftali,
wollten zunehmend mehr junge Deutsche "die Verantwortung ablegen
und die Vergangenheit ignorieren." Es gebe einen direkten Zusammenhang
zwischen den Versuchen, einen "Schlussstrich" unter die Vergangenheit
zu ziehen und dem ansteigenden Antisemitismus in Europa. Ulrich W. Sahm
Terror im Schutze christlicher Kirchen
Der ehemalige israelische Gouverneur von Bethlehem, Mosche
Elad, behauptete in einem Rundfunkinterview, dass palästinensische
Terroristen "im Schatten und teilweise sogar mit Unterstützung
christlicher Kirchen und Institutionen in Bethlehem" handeln. Es
gebe durchaus "feindliche Aktivitäten" der christlichen
Kirchen. Die palästinensischen Extremisten wissen, so Elad, dass
Israel gegen Bethlehem nicht so scharf vorgehe wie etwa gegen Hebron oder
Nablus. Israel wolle keine Konflikte mit der christlichen Welt. "Die
Christen interessieren sich nicht für die Einzelheiten und für
die volle Wahrheit. Sie interessieren sich einfach nur dafür, dass
ihre Einrichtungen nicht beschädigt werden", sagte Elad.
Der Selbstmordattentäter aus dem Dorf Hussan westlich
von Bethlehem, hatte am Morgen in einem Industrieviertel im Süden
Jerusalems einen Linienbus bestiegen und sich in der "Deutschen Kolonie"
nahe dem Bahnhof Jerusalems in die Luft gesprengt. Eine Analyse der Leichenteile
ergab, dass nicht sieben, wie ursprünglich vermutet, sondern acht
Israelis getötet worden seien. Viele der Opfer, darunter über
sechzig Verletzte, sind Schüler.
Der ehemalige Gouverneur sagte weiter, dass die El Aksa
Brigaden unter dem Befehl Arafats den Anschlag jetzt, einen Tag vor der
Anhörung beim internationalen Gerichtshof in Den Haag verübt
hätten, weil sie genau wüssten, dass Israel zunächst nicht
darauf reagieren werde, um nicht in negative Schlagzeilen zu geraten.
Nach der Anhörung sollte Israel jedoch hart zuschlagen und auch keine
Rücksichten mehr auf die christlichen Einrichtungen in Bethlehem
nehmen, wenn von dort der Terror gegen israelische Bürger ausgehe.
Bethlehem war mehrmals von der israelischen Armee besetzt
und wieder geräumt worden. Die palästinensischen Sicherheitsbehörden
hatten versprochen, dass sie terroristische Aktivitäten gegen Israel
unterbinden würden. Gleichwohl war der Selbstmordattentäter
auf den Bus Nr. 19 vor drei Wochen in Jerusalem ein palästinensischer
Polizist aus Bethlehem. Einen Monat davor hatte ebenfalls ein Polizist
aus Bethlehem einen Anschlag auf eine Straßensperre gemacht und
zwei Soldaten erschossen. In beiden Fällen reagierte Israel nur mit
einem kurzfristigen Eindringen nach Bethlehem, der Sprengung des Hauses
der Attentäter und Verhaftungen. Ulrich W. Sahm
Schweine: Israels tickende Bombe
Das israelische Fernsehen entdeckte eine neue "tickende
Bombe" für die 1,5 Millionen Bürger im Norden Israels rund
um Haifa. Gemeint sind nicht Palästinenser mit Sprengstoffgürtel,
sondern Schweine.
Kaum bekannt, aber für viele nicht-fromme jüdische
Israelis eine geschätzte Delikatesse sind Schinken und Schnitzel
vom Schwein. In Tel Aviv ist es eher schwer, ein wirklich koscheres Restaurant
zu finden. Gleichwohl wird Schwein fast nirgendwo angeboten, sondern lediglich
"weißes Fleisch". Aber jeder weiß, was gemeint ist.
Schweine werden in Israel in mehreren Kibbuzim und christlichen
Dörfern gezüchtet. In Kibbuzim wie Mizra wurde für die
Schweine eine Art Empore aus Beton gebaut. Denn der Kibbuz ist auf "jüdischem"
Boden errichtet worden und da gibt es die Regel, dass so unkoschere Tiere
wie das Schwein nicht auf jüdischem Boden stehen dürften. So
kam man auf die Idee, die Tiere "über" dem Boden stehen
zu lassen. Anders in dem christlichen Dorf Iblin, das jetzt das Opfer
des neuesten "Schweineskandals" des israelischen Fernsehens
geworden ist. Täglich würden da zehntausend Schweine geschlachtet,
im Jahr seien es 200.000, hieß es in der Reportage. Die Schweinezucht
dort gehe nicht mit rechten Dingen zu, denn das Blut der geschlachteten
Tiere werde in ein offenes Becken geleitet, versickere ungeklärt
in den Boden und gerate so ins Grundwasser. Der Reporter sprach von einer
"tickenden biologischen Bombe" und dankte der Umweltministerin,
sofort eine Überprüfung der Missstände veranlasst zu haben.
Das Schwein als solches erregt in Israel verständliche
Emotionen, weil es absolut unkoscher ist. Eine viel schlimmere Verseuchung
der Bäche und Flüsse in Israel verursachen freilich die Schlachtereien
von koscheren Tieren. Tonnenweise wird da Salz auf das frisch geschlachtete
Fleisch gestreut, um ihm jegliche Flüssigkeit zu entziehen, vor allem
Blut, dessen Genuss den (frommen) Juden verboten ist. Das Salz für
das Koschern von Fleisch bedeutet gemäß einer anderen Reportage,
die vor einigen Wochen gesendet wurde, eine in der Welt unvergleichbare
Belastung für das Grund- und Trinkwasser in Israel. Doch niemand
käme in Israel auf die Idee, das "koschern" des Fleisches
zu verbieten, weil es die Flüsse verseucht. Ulrich W. Sahm
Arafat will auf dem Tempelberg begraben
werden
Palästinenserpräsident Jassir Arafat scheint
über seinen Tod nachzudenken. Gemäß Pressemeldungen habe
er prüfen lassen, auf dem jüdischen Tempelberg, seit 1300 Jahren
unter muslimischer Herrschaft und als Haram esch Scharif bekannt, beerdigt
zu werden. Die El Aksa Moschee dort gilt als drittheiligstes Heiligtum
nach Mekka und Medina.
Die radikale "muslimische Freiheitspartei",
angeblich eine "winzige Fraktion" mit großem Einfluss
auf die Wakf-Behörde, die das Sagen auf dem Berg hat, äußert
in Flugblättern "scharfen Widerspruch". "Wir warnen
vor diesem üblem Ungläubigen, der eine christliche Ungläubige
geheiratet hat und warnen vor einer Verunreinigung der heiligen El Aksa
Moschee", heißt es in dem Flugblatt. Eine Beerdigung auf dem
Berg sollte nur "feurigen Moslems" vorbehalten bleiben.
Die muslimische Freiheitspartei stellte sich auch gegen
die Beerdigung des PLO-Vertreters in Jerusalem, Faisal Husseini. Der erlag
2001 einem Herzinfarkt in Kuwait. Gemäß einer Behauptung von
Arafat, weil er drei Wochen zuvor israelisches Tränengas eingeatmet
habe.
Die gleiche Gruppe verhinderte im Dezember den ägyptischen
Außenminister Ahmed Maher daran, in der El Aksa Moschee zu beten
und verursachte einen für Arafat sehr peinlichen diplomatischen Zwischenfall.
Maher wurde verprügelt und im Hadassa-Hospital behandelt.
Ein rechtsradikaler israelischer Abgeordneter, Arjeh Eldad,
Nationale Union, brachte in der Knesset eine Gesetzesvorlage ein, um jegliche
Begräbnisse auf dem Tempelberg zu verbieten. Eldad will verhindern,
dass der Tempelberg, wo einst der Tempel Salomos stand und wo Jesus bei
den Pharisäern in die Lehre ging, zu einem "palästinensischen
Nationalsymbol" werde. Eldad behauptet, dass eine arabische Familie
über "Grundbesitz nahe der Klagemauer" verfüge, und
die Absicht habe, diesen für ein Begräbnis Arafats zur Verfügung
zu stellen. (so wie Josef von Arimathea sein gekauftes Familiengrab für
das Begräbnis von Jesus "zur Verfügung" stellte).
Eldad argumentiert, dass seit der Zeit des Zweiten Tempels (der Periode
Jesu) Begräbnisse innerhalb der Stadtmauer Jerusalems verboten gewesen
seien. (Diese Regel galt in der Tat auch in der Periode Jesu). Eine einzige
Ausnahme sei für die Gefallenen des jüdischen Viertels 1948
gemacht worden." Zynisch schlägt Eldad vor, dass der in Kairo
geborene Arafat in Ägypten begraben werden sollte, so wie viele Juden
in Israel, in ihrem "Land der Väter" begraben werden wollen.
Der arabische Knesset-Abgeordnete Ahmad Tibi, ein enger
Vertrauter Arafats, warf Eldad vor, "Palästinenser im Leben
und im Tod zu verfolgen". Ulrich W. Sahm
Mel Gibson "leugnet Holocaust"
Die renommierte israelische Antisemitismusforscherin Anat
Peri behauptet in einem Kommentar in der Zeitung Maariv, dass es einen
Zusammenhang zwischen Mel Gibsons Film "Passion" und der antisemitischen
"Auschwitzlüge" gebe.
Mel Gibson weigerte sich in Interviews, antisemitische
Äußerungen seines Vaters zu kritisieren. Der hatte wiederholt
behauptet, es hätte keinen Holocaust gegeben, die Juden seien ganz
einfach von Europa in die USA und nach Israel ausgewandert. Sie hätten
den Holocaust erfunden, um Geld zu erpressen und die Welt zu kontrollieren.
Gibson Junior hingegen behauptet von sich, weder Holocaustleugner noch
Antisemit zu sein.
Obwohl der Film die Schuld der Juden an der Kreuzigung
Jesu betone, und die Schuld der Römer schmälert, falle es in
der Tat schwer, bei Gibson antisemitische Motive zu entdecken, gesteht
die Forscherin.
In einem weltweit ausgestrahlten Fernsehinterview wurde
Gibson gefragt, ob er nicht befürchte, dass sein Film Judenhass entfachen
könnte. Gibson antwortete, er habe "Schindlers Liste" gesehen,
ohne dass bei ihm Hass gegen Deutsche entflammt sei.
Der Vergleich seines Films mit "Schindlers Liste"
sei kein Zufall, behauptet Peri. Gibson vergleiche zwischen der Ermordung
der Juden Europas durch die Nazis und der Kreuzigung Jesu. Gibson habe
in dem Interview ebenso betont, dass nicht die Juden Schuld an der Kreuzigung
Jesu gewesen seien. Doch der Vergleich mit Schindlers Liste enthülle
Gibsons Überzeugung, dass die Juden Jesus getötet hätten,
so wie die Nazis Juden getötet haben.
Eine Leugnung des Holocaust oder seine Rechtfertigung
durch Antisemiten seit der Schoah, so Peri, bezwecke keine Verneinung
der Ereignisse. Vielmehr solle in der christlichen Weltordnung der Status
der Juden als ewige Schuldige am Tod von Jesus gewahrt bleiben. Deshalb
müssten die Juden "für alle Ewigkeit verurteilt bleiben".
Der Holocaust jedoch verwandle die Juden jedoch in Ankläger, während
die Christen zu "Schuldigen und Sündern" würden. Eine
Anerkennung des Holocaust "erschüttert für viele Christen
die Struktur ihrer Welt, nämlich die traditionelle Gleichsetzung
der Juden mit dem Übel der Welt."
Die Gleichsetzung von Juden oder Israelis mit den Nazis
habe so auch eine religiöse und theologische Dimension. Sie solle
die Identität der Juden mit dem "Bösen" bewahren,
um die Juden, trotz des Holocaust weiterhin als "Gottesmörder"
darstellen zu können. Peri erwähnt in ihrer Analyse nicht ausdrücklich,
dass bei den christlichen Kirchen erst infolge des Holocaust ein Umdenken
eingesetzt hat und dass erst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil der
Gottesmordvorwurf fallen gelassen worden ist.
Die Kombination des Films von Mel Gibson mit der Holocaustleugnung
seines Vaters vermittelt die Botschaft, dass der Status der Juden als
Gottesmörder nicht aufgehoben worden sei, trotz christlicher Judenverfolgungen
und Auschwitz. Ulrich W. Sahm
Historische Fehler in Gibsons "Passion"
Der Jerusalemer Anthropologe und Altertumsforscher Joe
Zias stellte auf Anfrage von KNA eine Liste historischer "Fehler"
auf, die er in Mel Gibsons Film "The Passion" entdeckt habe.
Jesus wird mit langem Haar gezeigt, doch langes Haar trugen
damals nur Nazariten, also eine Form von Mönchen, nicht aber die
Nazarener, die Bewohner der Stadt Nazareth. Vermutlich habe nicht Jesus
selber das Kreuz getragen, sondern Simon, wie das drei von vier Evangelien
berichten. Ausgerechnet Johannes, das jüngste und wohl "unhistorischste"
Evangelium behauptet, Jesus habe das Kreuz selber getragen. Unhistorisch
sei eine Szene, in der Jesus mit Maria über einen eben fertig gestellten
Esstisch diskutiert. Die Szene sei unecht, weil die Menschen sich damals
anlehnten oder zum Essen auf den Boden setzten. Der Sturz an der 14. Station
des Leidensweges und die Szene mit Veronika stehe nirgends in den Evangelien
und sei deshalb als unhistorisch zu betrachten.
Die Behauptung, Jesus sei an einem isolierten Ort gekreuzigt
worden, sei falsch. Es war vielmehr ein sehr belebter Ort, "denn
sonst wäre nicht die beabsichtigte Botschaft an das Volk rübergekommen".
Pilatus ließ an das Kreuz von Jesus zur Abschreckung eine dreisprachige
Inschrift mit dem Spottsatz "Jesus von Nazareth, König der Juden"
anbringen, womit er zum Aufständischen gegen die römische Oberherrschaft
abgestempelt wurde.
In Gibsons Abendmahlsszene wechseln die Frauen von Aramäisch
ins Hebräische und singen das berühmte "Ma nischtana"
- Lied ("Was ist heute anders als an anderen Tagen") aus der
Pessach-Liturgie jüdischer Familien. Die Melodie entstand freilich
erst im Mittelalter, über tausend Jahre nach Jesu Tod.
Jesus murmelt mehrfach das hebräische Wort "Adoni"
(Herr) und nicht das Aramäische "Aloa", weil die Filmemacher
wohl verwirrt waren wegen der richtigen Aussprache des Gottesnamens.
Die Filmmusik sei von Scorcees Film "Letzte Versuchung
des Christus" mit leichten Variationen entnommen worden. Zias kommentiert
dazu: "Da wird einer gekreuzigt und im Hintergrund hört man
Musik."
In einer Szene mit Herodes tagen die Männer Schmuck
an ihrer Kleidung. Damals war es aber jüdischen Männern strikt
verboten, Schmuck zu tragen.
F. Zugibe, ein Pathologe aus New York, sagte zu Zias nach
seinem Besuch im Kino: "Niemand in der Welt hätte eine derartige
Prügelei überlebt, wie sie der Filmjesus durchmachte."
Als letzten Punkt erwähnt Zias das Annageln Jesu
durch die Füße. In Jerusalem sind Knochen eines Gekreuzigten
aus der Zeit Jesu, Johanan, Sohn des Hagkol, in einem Ossuarium auf dem
Skopusberg entdeckt worden. Sie stellen den einzigen physischen Beweis
für die Praxis der Kreuzigung unter den Römern dar. Es stellt
sich aber heraus, dass der Nagel nicht durch den Fuß getrieben wurden,
sondern seitlich durch die Beinknochen. Zias, der diesen einmaligen Fund
untersucht hatte: "Die Fußknochen könnten gar nicht das
Gewicht des Körpers tragen und würden auseinanderreißen."
Ulrich W. Sahm
Palästinenser leiden wie Christus
im Film
"Die Palästinenser sind heute noch Leiden ausgesetzt
wie Jesus am Kreuz." Das sagte Nabil Abu Rdeneh, der enge Vertraute
und Berater Jassir Arafats, nachdem sie gemeinsam mit einer christlichen
Delegation und Chanan Aschrawi "Die Passion Christi" von Mel
Gibson in dem kleinen Fernsehgerät angeschaut haben, das in Arafats
Büro in der Mukata in Ramallah steht. Arafat erklärte, dass
der Film "historisch und beeindruckend" sei. Die christliche
Chanan Aschrawi sagte nach der Privatvorführung der DVD-Kopie: "Der
Präsident hat das Gefühl, dass der Film nicht antisemitisch
sei".
Bisher hat kein israelischer Filmverleih den Gibson-Film
in sein Programm aufgenommen. In der Zeitung "Haaretz" erschien
ein langer Kommentar zu dem Film, der "die Post-Vatikan-II-Ära
von Weltlichkeit und politischer Korrektheit zurücklasse und jetzt
wiederbelebe, was zwanzig Jahrhunderte lang die einzige und schlimmste
Anklage gegen das jüdische Volk war: Waren es die Juden, die den
Christus getötet haben." Sowie der Film auch in Israel und Palästina
gezeigt werden, könnte er "die Flammen palästinensischer
Wut gegen Israelis entfachen", heißt es in der Zeitung.
In der palästinensischen Gesellschaft, auch unter
den Moslems, gebe es eine "starke Identifizierung" mit Jesus.
In arabischen Karikaturen und Kommentaren werde Jesus als "heiliger
Rebell" dargestellt, der einen hoffnungslosen aber letztlich siegreichen
Todeskampf gegen die Übermacht der (römischen) Besatzungsmacht
geführt habe. Bethlehems Bürgermeister und Arafat haben wiederholt
behauptet, dass Jesus "der erste Palästinenser" sei. Arafat
hat das in seiner ersten Rede nach dem israelischen Rückzug aus Bethlehem
1995 gesagt und in einer Botschaft an den Papst behauptet.
Die israelische Zeitung erwähnt auch palästinensische
Befreiungstheologen wie Naim Ateek, wonach Jesus "ein Flüchtling
war und unter Okkupation lebte". Ulrich W. Sahm
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