Bibel in gerechter Sprache

von Hanne Köhler

Gerechte Sprache, was ist denn das? Und wem kann eine Übersetzung gerecht werden? Diese Zeit Fragen stellen sich sofort, wenn von dem derzeitigen Übersetzungsprojekt "Bibel in gerechter Sprache" die Rede ist. Der Titel führt somit unmittelbar zum Profil dieser Übersetzung. Das Projekt hat sich, neben der selbstverständlichen Aufgabe jeder Übersetzung, dem Original gerecht zu werden, zwei Hauptanliegen verpflichtet:

Geschlechtergerechtigkeit, d.h. in der Übersetzung sollen die in den Texten genannten und mitgemeinten Frauen sichtbar und Frauen als heute angesprochen erkennbar werden.

Gerechtigkeit im Hinblick auf den jüdisch-christlichen Dialog, d.h. die Übersetzung soll dem jüdisch-christlichen Gespräch gerecht werden und deutlich machen, dass Jesus Jude war und es sich in der Bibel fast durchgängig um jüdische Schriften handelt. Das heißt vielfach Texte gegen ihre antijudaistische Auslegungstradition zu übersetzen.

Mehr als 50 Übersetzerinnen und Übersetzer beraten in einem intensiven Prozess seit dem Jahr 2001 den deutschen Wortlaut dieser Bibel. Die fertige Übersetzung wird 2006 im Gütersloher Verlagshaus erscheinen. Im Herausgabekreis sind u. a. Marlene und Frank Crüsemann, Jürgen Ebach, Martin Leutzsch und Luise Schottroff vertreten; im Beirat unter Vorsitz des Kirchenpräsidenten der EKHN Peter Steinacker u. a. Friederike von Kirchbach und Klaus Wengst. Ein Spezifikum ist, dass noch bis November 2004 vorläufige Übersetzungen in der Praxis erprobt werden und die Rückmeldungen in die Arbeit mit einfließen. Mehr als 230 Personen und Gruppen beteiligen sich an diesem spannenden Prozess und machen diese Bibelübersetzung zu ihrer Sache.

Die Ev. Kirche in Hessen und Nassau trägt mit einer Pfarrstelle wesentlich zu den Kosten für die Organisation und Koordination der Arbeit bei. Aber die darüber hinausgehenden Sachkosten und vor allem das aufwendige Tagungskonzept während der Entstehungszeit der Übersetzung müssen über Spenden finanziert werden. Obwohl die Übersetzerinnen und Übersetzer für ihre mehrjährige Arbeit nur eine symbolische Aufwandsentschädigung erhalten entstehen hohe Kosten durch die Treffen der einzelnen Übersetzungsgruppen, für die Vernetzung dieser Arbeit quer zu den biblischen Büchern und die Tagungen des Gesamtplenums. Diese Kosten sollen nicht über den Verkaufspreis der Bibel aufgebracht werden, sondern durch Spenden. Von der notwenigen Summe von 250 000 Euro ist bereits mehr als die Hälfte eingegangen oder fest zugesagt. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass viele Frauen und Männer nicht nur auf diese Bibelübersetzung warten, sondern auch bereit sind, finanziell dazu beizutragen, dass diese erarbeitet werden kann. Diese Finanzierung der Übersetzungsarbeit macht bereits vor Erscheinen deutlich, wie groß der Bedarf, der Wunsch nach einer Übersetzung in gerechte Sprache ist. Gleichzeitig wird nicht nur der Wortlaut der Bibel in gerechter Sprache die theologische Landschaft mitprägen, sondern hoffentlich auch der unter Beteiligung so vieler laufende Entstehungsprozess. Ziel ist, dass künftig im theologischen Diskus sowohl Geschlechtergerechtigkeit als auch, gleichgewichtig, Sensibilität für den jüdisch-christlichen Dialog nicht mehr vernachlässigt werden kann.

Nähere Informationen, auch zu den Unterstützungsmöglichkeiten, im Internet unter www.bibel-in-gerechter-sprache.de oder über die Ev. Akademie Arnoldhain, Projekt Bibel in gerechter Sprache, Im Eichwaldsfeld 3, 61389 Schmitten, E-Mail

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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