Scharfe Aussagen des Justizministers
gegen Häuserabriss
Mit scharfen Worten hat nach Ende Mai der Justizminister,
Tommy Lapid, in der wöchentlichen Kabbinettssitzung am Sonntag Vormittag,
die Zerstörung von Häusern im Gazastreifen durch die israelische
Armee gegeißelt. Andere Minister forderten eine förmliche Entschuldigung
von Lapid, Minister der weltlichen Shinui-Partei. Lapid weigerte sich.
"Die Demolierung von Häusern in Rafah muss stoppen",
hatte Lapid gesagt. "Sie ist nicht menschlich, nicht jüdisch
und fügt uns großen Schaden in der Welt zu... Am Ende wird
man uns aus der UNO ausstoßen, die Verantwortlichen vor das internationale
Tribunal nach Den Haag zitieren und keiner will mehr mit uns sprechen".
Was den besonderen Zorn einiger Minister erregte war der
Ausspruch Lapids: Wenn er im Fernsehen sehe, wie eine alte Frau auf allen
Vieren in den Trümmern ihres zerstörten Hauses nach Medikamenten
suche, erinnere ihn das an seine Großmutter. Bei Lapid, Holocaustüberlebender,
dessen Familie zum größten Teil im Holocaust umgekommen ist,
witterten die Minister sofort einen Vergleich zwischen SS-Schergen und
israelischen Soldaten. Dies sei keineswegs der Fall, rechtfertigte sich
Lapid, aber er sei nicht bereit, solche Bilder hinzunehmen. Michael Krupp
Dirigent Barenboim im israelischen
Parlament ausgezeichnet
Der wohl bekannteste israelische Dirigent, Daniel Barenboim,
ist im israelischen Parlament mit dem Wolfpreis, dem israelischen Nobelpreis,
ausgezeichnet worden. Barenboim übte in seiner Ansprache scharfe
Kritik an der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern.
Der Staatspräsident, Mosche Katzav, und die Kultusministerin, die
den Preis überreichte, zeigten sich sichtlich verärgert. Barenboim
hat das Missfallen israelischer Politiker erregt, nachdem er vor zwei
Jahren im Rahmen des israelischen Festivals öffentlich Wagner gespielt
hatte. Der Sprecher des israelischen Parlaments, Ruven Rivlin, hatte die
Preisverleihung boykottiert.
"Mit Schmerzen in meinem Herzen frage ich mich heute,
wie eine Situation von Eroberung und Kontrolle mit Israels Unabhängigkeitserklärung
in Eintracht zu bringen ist", hatte Barenboim bei der Preisverleihung
gesagt. "Gibt es eine Logik in der Unabhängigkeit eines Volkes
auf Kosten der Rechte eines anderen Volkes?" fragte Barenboim. "Kann
das jüdische Volk, dessen Geschichte voll von Leid und Verfolgung
ist, sich erlauben, sich apathisch gegenüber dem Leiden eines anderen
Volkes zu verhalten?"
Katzav warf Barenboim die Insenibilität, die er anderen
vorhalte, selber vor, indem er gegen die Gefühle der Holocaustüberlebenden
in Israel Wagner gespielt habe. Barenboim wird den Preis in ein von ihm
vor Jahresfrist geschaffenes Jugendorchester im palästinensischen
Ramalla investieren, mit dem er vor der Preisverteilung musizierte. Michael
Krupp
Menschlich Freunde geworden,
politisch Feinde geblieben
Menschlich seien sie Freunde geworden, politisch aber
Feinde geblieben, sagte die Palästinenserin Wafa El Scheich nach
der Rückkehr aus der Schweiz. Frieden könnten nur Politiker
machen, nicht die 11 jungen PalästinenserInnen und Israelis, die
für eine Woche zu einem peacecamp von dem Rotary-Club Muttenz-Wartenberg
bei Basel eingeladen waren. In Israel war das Treffen von der Israel-Interfaith
Association organisiert worden.
Eigentlich waren es 12 junge Leute gewesen, aber eine
Palästinenserin war im letzten Moment abgesprungen, sie hätte
plötzlich Angst gehabt, mit Israelis eine ganze Woche zuzubringen.
Bisher habe sie Israelis nur als Soldaten an den checkpoints erlebt. Auch
für die anderen Teilnehmer war der Entschluss, mit Leuten der anderen
Seite eine ganze Woche zusammen zu sein, nicht leicht gewesen. Die meisten
waren zum ersten mal auf einem solchen Begegnungslager und hatten die
andere Seite von ihrer menschlichen Seite nie kennengelernt.
So waren die ersten Tage voller Spannungen gewesen, die
soweit gingen, dass die israelische und palästinensische Gruppe als
getrennte Blöcke auftraten. Das Eis brach dann in einem Gespräch
mit zwei bewährten Friedensaktivisten in der Schweiz, dem Palästinenser
Edward Badeen, Professor in Basel für Orientalistik, und dem jüdischen
Rechtsanwalt Peter Liatowitsch. Seit zehn Jahren unterhalten sie eine
israelisch-palästinensische Freundschaftsliga. Auch sie hatten zuerst
Schwierigkeiten miteinander. Langsam seien sie sich näher gekommen.
Junge Leute haben es einfacher miteinander zu reden, sagte
der Palästinenser Aref Bazbazat, und das trotz der leidvollen Geschichte,
die viele Palästinenser hinter sich hätten. Nachdem er darüber
in der Gruppe gesprochen hatte, war das Eis gebrochen, die Gruppe hatte
zueinander gefunden.
Als Thema hatte sich die Gruppe "Globalisation und
Religion" gewählt. In 10 workshops, die die einzelnen Mitglieder
selbst vorbereitet hatten, sprach man am Rande des Konflikts und war doch
jedesmal mitten drin.
Im Rahmenprogramm gab es einen ganztägigen Ausflug
in die Berge um Biel herum, zusammen mit den Rotariern, offizielle Besuche
in einer Moschee, einer Synagoge und einer Kirche und ein Empfang im Parlament
in Bern. Zur abschließenden Pressekonferenz war die gesamte lokale
Presse und die Fernsehstationen von Stadt und Umkreis Basel erschienen.
Die Gruppe ist fest entschlossen, zusammenzubleiben und die israelische
Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass Frieden nur durch Dialog
und gegenseitiges Kennenlernen erreicht werden kann. Michael Krupp
Trotz Streitigkeiten großes
Osterfest in der Grabeskirche
Wieder einmal sah es so aus, als sollte es gar kein heiliges
Feuer am Ort des traditionellen Grabes Jesu in Jerusalem, der wohl heiligsten
Stätte des Christentums, geben. Die Armenier hatten damit gedroht,
den Zugang zu der Kirche zu verwehren, wenn die griechisch-orthodoxen
Christen ihren Forderungen nicht nachgeben würden und auch der armenische
Bischof das Feuer am heiligen Grab entzünden dürfe zusammen
mit dem griechisch orthodoxen Patriarch. Schließlich gaben die Armenier
nach und in der Osternacht erleuchteten 11.000 Kerzen von Christen aller
Denominationen das Dunkel der ehrwürdigen Kirche wie es in den letzten
tausend Jahren der Brauch war.
Seit Irineos vor zweieinhalb Jahren Patriarch der Griechen
wurde ist der Streit um die Rechte zwischen den Christen in der Grabeskirche
neu entflammt. Nach dem status quo hat nur der griechische Patriarch und
ein armenischer Bischof das Recht die Grotte mit dem Grab Christi zu betreten
und das Feuer, das auf geheimnisvolle Weise einmal im Jahr aus dem Grab
hervorbricht, zu entzünden. Mit diesem Lichtern stecken sie dann
alle anderen Kerzen der Gläubigen in der Kirche und davor an und
Boten bringen das heilige Feuer in alle umliegenden Städte, in denen
es Christen gibt, bis in das galiläische Nazareth und mit dem Flugzeug
bis nach Athen und nach Europa.
Soweit herrscht Einigkeit unter den Christen. Streitpunkt
ist, wer sein Licht am Grab selbst entzünden darf. Die Griechen behaupten,
das sei das Vorrecht des griechischen Patriarchen und von seinem Licht
dürfe der Armenier seine Kerze anzünden. Die Armenier behaupten,
beide zusammen entzünden das Licht am heiligen Feuer selbst. So sei
es immer gewesen. Vor zwei Jahren hatte der Grieche das Feuer des Armeniern
wieder ausgelöscht und nur ein starkes Polizeiaufgebot hatte eine
größere Auseinandersetzung in der Kirche zwischen den Konfessionen
verhinden können. Beide Seiten hatten dieses Jahr vor Ostern die
israelische Regierung gebeten, eine Entscheidung herbeizuführen,
die wollte sich aber in den christlichen Streit nicht einmischen.
Was nun in diesem Jahr in der Grabeskapelle, die von außen
nicht einzusehen ist, wirklich passiert ist, wissen nur der griechische
Patriarch und der armenische Bischof Vicken. Was sie erzählten, war
unterschiedlich, der Grieche sagte, er habe das Feuer alleine entzündet,
der Armenier, sie hätten es zusammen gemacht. Wenn dies auch alle
zufrieden stellte, so forderten doch beide, die israelische Regierung
müsse nun endlich entscheiden, um weitere Zwischenfälle in den
nächsten Jahren zu vermeiden. Von diesem Streit unberührt hielten
die Lateiner, die dieses Jahr mit den östlichen Christen das Osterfest
am selben Tag feierten, ihre Messe am Ostersonntag Morgen in der Grabeskirche
ab, die bei den östlichen Christen Auferstehungskirche heißt.
Da alle christlichen Konfessionen in diesem Jahr am selben
Tag die Karwoche und Ostern begingen, war es schon am Karfreitag zu einem
großen Aufmarsch in der Via Dolorosa gekommen. Den ganzen Tag waren
Gruppen mit schweren Kreuzen durch die ehrwürdigen Straßen
gezogen, Pilger und einheimische Christen. Unter ihnen war auch wie in
den letzten Jahren eine Gruppe amerikanischer Schauspieler, die verkleidet
in den historischen Rollen die Passion nachspielten mit viel Ochsenblut
ganz ähnlich wie in dem umstrittenen Gruselfilm von Mel Gibson, dessen
illegal gebrannten DVDs überall von den arabischen Pilgern an Interessenten
verkauft wurden, denn in Israel ist der Film bisher noch nicht gezeigt
worden. Michael Krupp
Rabbiner bringen scheidungsunwillige
Frau ins Gefängnis
Zum ersten Mal in der Geschichte des Staates Israel hat
ein rabbinisches Gericht auch eine scheidungsunwillige Frau zu einer Gefängnisstrafe
verurteilt, wenn sie nicht in die Scheidung einwilligt. Bisher sind nur
scheidungsunwillige Männer zu Gefängnisstrafen verurteilt worden.
In Einzelfällen sind Männer in der Haft gestorben, weil sie
sich weigerten, eine Scheidung auszusprechen.
Scheidungen wie Eheschließungen können in Israel
nur von religiösen Gerichten vorgenommen werden, die nach biblischem
Gesetzen Recht sprechen. Nach dem Religionsgesetz kann nur ein Mann die
Scheidung aussprechen. Wenn er das nicht tut und das Gericht entscheidet,
dass der Mann die Scheidung aussprechen muss, kann er mit allen möglichen
Strafen belegt werden, bis er die Scheidung ausspricht. Eine Frau hat
das Recht, die Scheidung zu verweigern. Bisher wurden aber keine Strafen
gegen Frauen angewandt, die sich weigerten. Michael Krupp
"Nach dem Gesetz Moses und Israels"
"Nach dem Gesetz Moses und Israels", so wurde
das Paar R. und A. nach jüdisch orthodoxem Ritus ordnungsgemäß
verheiratet. Als sie aber ihr Urkunde vom Rabbinat abholen wollten, teilte
man ihnen mit, dass die ganze Hochzeit ein Irrtum gewesen sei und sie
sich schnellsten scheiden lassen müssten, sonst würden schwerwiegende
Schritte gegen sie eingeleitet. Nachdem bisher alle Versuche fehlschlugen,
rechtens zusammenbleiben zu können, ging das Paar vor das Oberste
Gericht.
R. und A. sind den alten biblischen Gesetzen zur Eheschließung
zum Opfer gefallen. Andere Gesetze sind in Israel nicht zugelassen, es
gibt bisher kein ziviles Standesamt, obwohl das ein ständiges Wahlversprechen
einiger antiklerikalen Parteien ist, so etwas einzurichten. A. ist Priester,
obwohl er nicht Kohn, Kühn oder Katz heißt, die klassischen
Priesternamen im Judentum. Er ist Nachkomme des ehrwürdigen Priesterstandes,
der einst, vor 2000 Jahren, im Tempel von Jerusalem Dienst verrichtete.
Das Rabbinatsgericht hat das rausbekommen. R. ist eine geschiedene Frau
und das Gestz des Mose und Israels schreibt vor, dass ein Priester keine
Geschiedene heiraten darf.
Aber verheiratet sind die beiden ja nun, ganz ordnungsgemäß.
Wie man diesen Fall lösen kann, dafür gibt es keine Beispiele,
weil so etwas wohl noch nicht vorgekommen ist, dass die Rabbinatsgerichte
vor der Eheschließung so geschlafen und den Fehler nicht bemerkt
haben. Im Ausland können die beiden auch nicht heiraten, denn dafür
benötigen sie vom Rabbinat ein Zeugnis, dass sie unverheiratet sind,
und das sind sie ja nicht. Nun wird mit Spannung die Entscheidung des
Obersten Gerichtes abgewartet, deren Autorität die Mehrzahl der Orthodoxen
aber nicht anerkennt. Michael Krupp
Israel verweigert Kirchenpersonal
Einreisevisen
Mehr als 130 Geistliche allein der katholischen Kirche
haben zur Zeit keine Einreisevisen oder Visaverlängerungen bekommen.
Der Zustand ist beim Personal anderer Kirchen ähnlich. David Jaeger,
ein Sprecher des Vatikans in Rom für israelische Angelegenheiten,
sagte, die Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel seien dadurch ernsthaft
bedroht. Einige Geistliche seien bereits verhaftet worden, weil sie kein
gültiges Visum haben und nur auf Einspruch der Kirche wieder auf
freien Fuß gesetzt wurden. Andere Geistliche wollen das Land, um
wichtige Angelegenheiten im Ausland zu klären, nicht verlassen, weil
sie Angst haben, keine Einreise zu erhalten.
Der Zustand hält seit zwei Jahren an. Damals gab
es einen Innenminister von der orientalisch-orthodoxen Partei, Eli Yishai,
der sich mehrfach gegen eine Überfemdung Israels und eine Gefährdung
des jüdischen Charakters des Staates ausgesprochen hat. Seit über
einem Jahr ist aber Avraham Poratz von der antireligiösen Schinui
Partei Innenminister, der eine Änderung der Zustände zugesagt
hat. Nichts habe sich aber seitdem verbessert, sagte Jaeger. Michael Krupp
Lateinischer Patriarch fordert
neue Führerschaft in Israel und Palästina
Ohne eine neue Führerschaft in Israel und Palästina
werde es zu keinem Frieden im Nahen Osten kommen, sagte der lateinische
Patriarch, Michel Sabach. "Das Land benötigt etwas Neues, eine
neue Vision, neues spirituelles Blut, eine Vision, in der die Führer
glauben, dass beide Seiten zum Frieden fähig sind", sagte der
Patriarch in einem vorösterlichen Interview. Sabach ist in Nazareth
geboren und der erste arabisch stämmige Patriarch der lateinischen
Kirche im Mittleren Osten. Er ist verantwortlich für 400.000 Katholiken
in Israel, Palästina und Jordanien.
"Die israelische Regierung bereitet einen permanenten
Krieg vor. Sie kennt nur militärische Aktionen. Sie hat alle Kriege
gewonnen, bisher aber weder Frieden noch Sicherheit erlangt", sagte
der Patriarch weiter. In scharfen Worten verurteilte er auch die palästinensische
Seite, die durch ihre Terrortätigkeit die Israelis nur in ihren militärischen
Aktionen rechtfertigten. Auf diese Weise könne ein Frieden niemals
erreicht werden. Nur wenn die Gewalt ende und das israelische und palästinensische
Volk sich sicher fühlten, werden sie im Stande sein, neue Regierungen
zu wählen, die einenFrieden ereichen könnten. Michael Krupp
Yad Vaschem äußert Bedenken
wegen Flick-Ausstellung in Berlin
In Berlin sollen im September in dem für 7,5 Millionen
Euro umgebauten Museum Hamburger Bahnhof die rund 2500 Werke umfassende
Sammlung zeitgenössischer Kunst des in der Schweiz lebenden Friedrich
Christian Flick ausgestellt werden. Micha Brumlik in "Die Zeit",
Samuel Korn, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland,
und viele Andere haben offene Kritik an der Ausstellung der "Flick-Collection"
geäußert. Korn findet es unerträglich, dass eine Ausstellung
mit dem schwer belasteten Namen Flick in der ehemaligen Reichshauptstadt
stattfinde. Diese Sammlung sei mit Blutgeld bezahlt worden.
Flick ist mit dem Vermögen seines Großvaters
Friedrich Flick als Steuerflüchtling in die Schweiz gezogen. Sein
Großvater wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Kriegsverbrecher
verurteilt. Er war Rüstungslieferant Hitlers und beschäftigte
40.000 Sklavenarbeiter aus Konzentrationslagern in seinen Fabriken. Die
Nachkommen Flicks weigerten sich, in den Zwangsarbeiterfond einzuzahlen.
Auf Anfrage erklärte die israelische Holocaustgedenkstätte
Yad Vaschem in Jerusalem, dass Kinder und Enkel von Nazi-Verbrechern nicht
verantwortlich gemacht werden könnten für die Verbrechen ihrer
Väter. "In manchen Fällen haben diese Kinder und Enkel
ein Gefühl der Verantwortung gezeigt und haben gehandelt, um irgendwie
mit der Schuld ihrer Eltern umzugehen, entweder durch Stiftungen an Holocaust-Opfer,
oder durch die Erforschung und Veröffentlichung von Aspekten der
Schoah."
Gemäß Yad Vaschem vorliegenden Information, habe Flick keinerlei
derartige Schritte getan. "Yad Vaschem glaubt, dass es die Aufgabe
der deutschen Gesellschaft ist, die Verantwortung der künftigen Generationen
für die Taten ihrer Väter anzusprechen. Die deutsche Gesellschaft
muss für sich selber die grundlegenden moralischen Standards setzen."
Flicks Missachtung der Vergangenheit seiner Familie sei "enttäuschend
und falsch". Ulrich W. Sahm
Israel kritisiert Amnesty Report
Das israelische Außenministerium hat noch vor einer
"eingehenden Prüfung" des Reports von Amnesty International
über israelische Häuserzerstörungen in palästinensischen
Gebiete eine "vorläufige Antwort" veröffentlicht.
Es stehe "außer Frage", dass die palästinensische
Bevölkerung infolge des andauernden Konflikts leide, heißt
es in der per Email verbreiteten Erklärung. Doch dieses Leiden sei
eine direkte Folge des palästinensischen Terrors und der Notwendigkeit
Israels, seine Bürger vor solchen "abscheulichen" Angriffen
zu schützen. Es sei bedauerlich, dass palästinensische Terroristen
ihre Aktivitäten aus palästinensischen Bevölkerungszentren
und Wohnungen heraus betrieben.
Seit fast vier Jahren seien Israelis Opfer einer "unbarmherzigen
und fortlaufenden" Kampage palästinensischer Terroristen geworden,
mit dem Ziel "Tod und Zerstörung" zu streuen, "unsere
Region in Aufruhr verwandelnd".
Wegen der Weigerung der palästinensischen Führung,
entsprechend ihrer Verpflichtungen, diesen Terror zu bekämpfen, müssten
Israels Sicherheitskräfte "neue effektive und rechtliche"
Gegenmaßnahmen ergreifen, gegen Terror im allgemeinen und Selbstmordattentate
im Speziellen.
Eine solche Methode sei die Zerstörung von Gebäuden,
von denen ein "Sicherheitsrisiko" ausgehe. Gemäß
dem internationalen Recht würden diese Gebäude als "legitime
militärische Ziele" definiert. Im Gefecht dürften von Terroristen
verwendete Häuser rechtmäßig zerstört werden.
Israel vermeide den Einsatz seiner Luftwaffe oder Artillerie,
um "Kollateralschaden zu minimieren", wie das die 13 gefallenen
Soldaten Anfang Mai beweisen. So zahle Israel "einen schweren Preis
für seine Verpflichtung zivile palästinensische Opfer gering
zu halten."
Weiter heißt es in der offziellen Erwiderung, dass
Häuser für die Herstellung oder das Verstecken von Schmuggeltunnels,
Sprengstoff oder Waffen dienten. Diese Häuser zu sprengen sei oft
die einzige Möglichkeit, "diese Bedrohung zu bekämpfen".
Um das Leben und die Sicherheit seiner Bürger zu
schützen, müsse deshalb Israel in voller Abstimmung mit dem
internationalen Recht "notwendige Maßnahmen" ergreifen,
und gleichzeitig die Rechte jener Palästinenser aufrecht erhalten,
die nicht in Terror involviert sind. Ulrich W. Sahm
Holocaustgelder auch an jüdische
Homosexuelle?
Der israelische Innenminister Josef Paritzki hat "mit
Freude" einem Antrag der Vereinigung israelischer Homosexuellen und
Lesben stattgegeben, Schweizer Gelder für Holocausthinterbliebene
auch jener Vereinigung zukommen zu lassen. Die Schweizer Banken haben
zwei Fonds eingerichtet, mit denen Hinterbliebene von Holocaustopfern
aber auch Organisationen finanziert werden sollen, die sich mit dem Gedenken
des Holocaust beschäftigen.
Die Fonds werden aus "vergessenen Geldern" gespeist,
also Einzahlungen von ermordeten Juden, die über fünfzig Jahre
unentdeckt in den Tresoren Schweizer Banken schlummerten. Der New Yorker
Richter Edward Korman verwaltet die Fonds.
Wie die Zeitung Jedijot Achronot berichtete, habe Paritzki
am 11. März in einem Brief an Korman empfohlen, "die homosexuelle
Gemeinschaft in Israel nicht zu vergessen".
Israelische Holocaustüberlebende beschwerten sich
über die "Einmischung des Innenministers, noch dazu mit offiziellem
Briefpapier". Er wolle politisches Kapital aus seiner Unterstützung
für Homosexuellen schlagen. Kritik kam auch auf bei Minister Natan
Scharansky, der für die "Erstattung jüdischen Eigentums"
verantwortlich ist und eine offizielle Liste empfehlenswerter Institutionen
im Namen des Staates Israel nach New York geschickt habe.
Die israelische Homosexuellenvereinigung gab an, jener
ermordeten Juden gedenken zu wollen, die nicht nur wegen ihrer jüdischen
"Rassenzugehörigkeit" von den Nazis in Todeslager geschickt
worden seien, sondern auch wegen ihrer sexuellen Neigungen. Ulrich W.
Sahm
Perücken-Panik
In Bnei-Brak und Mea Schearim, den beiden Hochburgen ultraorthodoxer
Juden in Israel, ist eine "Perücken-Panik" ausgebrochen,
wie Eti Aflalo bestätigte, die "Beraterin des Ministerpräsidentin
für ultraorthodoxe Angelegenheiten". Im Rundfunk sagte sie am
Sonntag: "Noch nie mussten am Samstag Abend, nach Sabbat-Ausgang,
die Hut-Läden öffnen, um dem Ansturm Herr zu werden."
Am vergangenen Donnerstag hatten Rabbiner nach mehrjähriger
Prüfung und ausgiebigen Beratungen ein halachisches (religiöses)
Urteil gefällt, wonach fromme jüdische Frauen keine Perücken
tragen dürften, die mit natürlichem Menschenhaar aus Indien
hergestellt worden seien.
Die Rabbiner erfuhren von israelischen Reisenden, die
aus Indien zurückkehrten und zu jüdischer Frömmigkeit konvertiert
waren, dass in indischen Tempeln Menschenhaar im Rahmen "heidnischer
Riten" gesammelt und nach Israel verkauft werde, wo der Bedarf an
Perücken besonders groß ist. Die Rabbiner entschieden daraufhin,
dass jüdische Frauen keinen Kopfschmuck tragen dürften, der
im Rahmen von "Götzendienst" hergestellt worden sei.
Für fromme Jüdinnen bedeutet dieser Beschluss
eine unerträgliche Ausgabe und eine umgehende Änderung ihrer
Gewohnheiten. Statt Kunsthaar müssen sie ihre altmodischen Hüte
und Kopftücher aus dem Kleiderschrank hervorholen.
Fromme verheiratete Jüdinnen dürfen gemäß
dem Religionsgesetz ihr Haupthaar nicht zeigen. Ganz besonders fromme
Frauen rasieren gar den Schädel und bedecken ihn mit einem dünnen
Kopftuch. Andere behalten zwar ihr Haar, tragen aber ständig einen
Hut. Bei vielen bürgerte sich freilich die Sitte ein, eine Perücke
zu tragen. Das ist erlaubt, da das eigene Haar versteckt bleibt. Perücken
aus Kunsthaar sind schon für umgerechnet 40 Euro zu haben. In weiten
Kreisen beliebte Perücken aus indischem Menschenhaar kosten immerhin
um die 500 Euro, während nur wirklich reiche Frauen sich die fast
tausend Euro teuren Perücken aus europäischem Menschenhaar leisten
können. Eine Perücke hält etwa zwei Jahre. Im ärmlichen
Bnei Brak bei Tel Aviv, wo viele Frauen zehn und mehr Kinder großziehen,
bedeute der Richtspruch der Rabbiner eine "gesellschaftliche Katastrophe".
Experten der Tel Aviver Universität erklärten,
dass in vielen Tempeln Indiens Frauen ihr Haar scheren lassen, weil das
die "billigste Gabe für die Götter" sei. Von Armut
geplagte indische Frauen hätten nicht das Geld für Früchte
oder Blumen, die sonst den Götzenbildern von Schiwa oder Vischna
dargeboten würden. Ulrich W. Sahm
Christliche Beziehungen mit Israel
"so schlecht wie noch nie"
Fünf Christenführer aus Jerusalem, Katholiken,
Protestanten und Evangelisten haben in der vergangenen Woche einen gemeinsamen
Brief an den amerikanischen Präsidenten George Bush geschickt. Die
Beziehungen zwischen dem Staat Israel und Christen seien "so schlecht
wie niemals zuvor". Das berichtet die Zeitung Haaretz.
Die Christenführer beklagten sich vor allem über
die Weigerung des israelischen Innenministeriums, Mitarbeitern christlicher
Institutionen Aufenthaltsgenehmigungen zu erteilen. Das habe schon zu
personellen Engpässen geführt. Ebenso beklagen sie die Errichtung
einer "Mauer" zwischen Jerusalem und Bethlehem. Heilige Stätten
und christliche Gemeinden würden "auseinandergerissen".
Israel errichtet zwischen Jerusalem und Bethlehem einen Sicherheitszaun,
der in bewohnten Gebieten wie in Abu Dis und in Bethlehem eine Mauer ist.
Viele christliche Einrichtungen erfüllen soziale
Aufgaben an Bedürftigen in Israel und in den palästinensischen
Gebieten. Ein Grund für die verschlechterten Beziehungen sei die
Auflösung des Religionsministeriums und seiner "Christenabteilung".
Die kannte früher die christlichen Gruppen bestens und konnte so
"mit Feingefühl" die entsprechenden Empfehlungen an die
Visa-Behörde weitergeben. Besonders bei Evangelischen tun sich die
israelischen Behörden heute schwer, zwischen "Geistlichen"
und anderen Mitarbeitern zu unterscheiden. Bei den Katholiken gebe es
ein Problem mit Priestern aus Libanon, Syrien und anderen arabischen Ländern.
Die stellen aus Sicht Israels ein "Sicherheitsproblem" dar und
seien oft in erniedrigender Weise bei der Einreise überprüft
worden. Weil deren Anträge vom Geheimdienst überprüft werden
müssten, gebe es Verzögerungen, bestätigte die Sprecherin
des Innenministeriums.
Der internationale Druck zeigte offenbar schon Wirkung.
Premierminister Scharon verordnete die Bildung eines inter-ministeriellen
Ausschusses, um die Probleme der Christen umgehend zu lösen. Nach
einem Treffen mit Abgeordneten, die sich für die Belange der Christen
einsetzen, hat zudem der Innenminister beschlossen, evangelischen Geistlichen,
die in der Vergangenheit eine "A3" Aufenthaltsgenehmigung für
Geistliche innehatten, wieder damit auszustatten, und sie nicht auf "sonstige
Fremde" mit einem "B" Visum herabzustufen. Ulrich W. Sahm
Christen fliehen aus Bethlehem
Der Krippenplatz vor der Geburtskirche in Bethlehem heißt
jetzt "Omar-Platz", entsprechend der Omar-Moschee gegenüber
der Geburtskirche, wo gemäß der Tradition die Krippe Jesu stand.
Über zehntausend Christen (exakt 10.754) haben seit der Ankunft Arafats
in Bethlehem, einen Tag vor Weihnachten 1994, die palästinensischen
Gebiete verlassen. Moslems verdrängen zunehmend die Christen aus
der Geburtsstadt Jesu. Als Bethlehems christlicher Bürgermeister
Chanan Nassar heimkehrte von einer Visite bei Arafat, wo er sich über
Grabschändungen, Morde und Überfälle beschwerte, musste
er erst einmal sein brennendes Auto löschen.
Diese Angaben stammen von zwei namentlich nicht genannten
Christen, die seit 1994 Buch führen zum Zustand der Christen in den
Palästinensergebieten. Ihren Report haben sie anonym nach Israel
geschmuggelt, wo das israelische Militär eine "vertrauliche"
Zusammenfassung schuf. Die wurde israelischen Ministern und dem lateinischen
Patriarchen vorgelegt. "Unter der Hand" gelangte sie auch an
die KNA in Jerusalem. Die darin enthaltenen Details über Christenverfolgungen,
Morde, Vergewaltigungen und Friedhofsschändungen entsprechen voll
den Informationen, die christliche Sprecher immer wieder der KNA mitgeteilt
haben. Mangels konkreter Bestätigungen und umfassender Berichte wurden
sie nie veröffentlicht.
Der lateinische Patriarch bestätigte nach mehrmaligen
Anfragen eine Abwanderung von etwa 2000 Christen, spielte aber die Bedeutung
herunter. Eine "Flucht" von über zehntausend Christen entspricht
voll dem "Eindruck" bei Gesprächen mit Christen in der
Gegend von Bethlehem, wurde aber von den Kirchen dementiert. Patriarch
Sabbah weigerte sich, zu dem neuen Report Stellung zu nehmen.
Gemäß der Zusammenfassung des Reports wuchsen
die Spannungen zwischen Christen und Moslems wegen der Stärkung islamistischer
Strömungen. Problematisch sei das soziale Gefälle zwischen wohlhabenden
Christen und eher ärmlichen Moslems. Den Christen wurde vorgeworfen,
mit Israel "kollaboriert" zu haben, weil sie sich nicht aktiv
an der Intifada beteiligten. Das Chaos in den Palästinensergebieten
führte zu einer Zunahme der Überfälle auf Christen. Mindestens
drei bekannte Christen wurden ermordet. Gleichzeitig litten die Christen
unter einem wirtschaftlichen Niedergang wegen dem Ausbleiben von Touristen.
Dennoch gerieten die Spannungen "nicht völlig aus der Kontrolle",
wegen Arafats Rücksicht auf die christliche Minderheit. Aber es wurden
Friedhofsschändungen verzeichnet, physische Überfälle auf
führende Christen, Zerstörung und Brandschatzung christlicher
Läden, Beschlagnahme von Grundstücken ausgewanderter oder gestorbener
Christen, darunter sogar Grundstücke der Orthodoxen Kirchen.
Christliche Frauen seien beleidigt worden. Christliche
Mädchen "verschwanden". Für Christen gespendete Hilfsgelder
aus dem Ausland wurden beschlagnahmt und an Moslems verteilt.
Weiter heißt es in dem vertraulichen Report, dass
die Christen über Israel empört seien, weil im Rahmen des Kampfes
gegen den Terror unschuldige Christen und ihr Eigentum zum Opfer gefallen
seien. Die Zäune und Mauern in Abu Dis bei Jerusalem und entlang
der Grenze zu Bethlehem würden die enge Verflechtung der Christen
aus Bethlehem mit den Gemeinden in Jerusalem empfindlich treffen. Die
im Bau befindliche Mauer beim Grab der Erzmutter Rachel werde von den
christlichen Gemeinschaften gar als "Todesstoß" empfunden.
Christen in Bethlehem und Bethanien befürchten, von Israel abgespalten
zu werden.
Beigefügte Statistiken ergeben, dass im Januar 1994,
wenige Tage nach der Übergabe Bethlehems an die palästinensische
Autonomiebehörde genau 49.654 Christen in den palästinensisch-kontrollierten
Gebieten im Westjordanland und in Gaza lebten. Seitdem hätten 10.754
Christen diese Gebiete verlassen, etwa die Hälfte von ihnen seit
Ausbruch der El-Aksa-Intifada im September 2000. Allein in Bethlehem,
der größten Konzentration von Christen, sank deren Zahl von
29401 auf nur noch 23.659. Ulrich W. Sahm
Einsturzgefahr bei Tempelbergmauer
Der Winterregen und ein Erdbeben haben die Einsturzgefahr
an der Umfassungsmauer des Jerusalemer Tempelberges verschlimmert. Jetzt
haben sich bedenkliche Ausbuchtungen und Risse auch an der östlichen
Mauer gebildet.
Eine riesige "Pestbeule" hatte sich vor zwei
Jahren schon an der Südmauer des Tempelberges, östlich der El
Aksa Moschee und über den Ausgrabungen 2000 Jahre alter Ladenstraßen,
Tauchbäder und einer monumentalen Treppe gebildet, über die
auch Jesus den Tempel betreten hat. Weil sich Israel und die muslimische
Wakfbehörde nicht einigen konnten, wurden jordanische Ingenieure
beauftragt, die Beule zu reparieren. Alte historische Steine aus der Kreuzfahrerzeit
wurden inzwischen durch moderne geschliffene Marmorplatten ersetzt, nachdem
das Mauerwerk stabilisiert wurde. Israelische Archäologen wie Ayala
Mazar beklagte die "gefühllose Verschandlung" des historischen
Bauwerks. Sie beschwerte sich darüber, dass die zuständige Behörde,
die israelische Antikenbehörde, aus politischen Gründen kein
Mitspracherecht bei der Konservierungsarbeit habe.
In großer Höhe über den Grundfesten der
Tempelbergmauer mit Steinen aus der Zeit des Königs Salomon und Herodes
droht jetzt auch an der östlichen Mauer ein riesiges Teil abzubrechen
und auf den darunter liegenden muslimischen Friedhof herabzustürzen.
Eine Expertendelegation aus Ägypten und Jordanien hat begonnen, die
Schäden mit Radargeräten zu untersuchen und fotografisch zu
dokumentieren.
Jenseits dieser "Pestbeulen" im Mauerwerk ist
ohne archäologische oder architektonische Überwachung seit drei
Jahren innerhalb der sogenannten "Ställe Salomons" die
größte unterirdische Moschee des Nahen Ostens eingerichtet
worden. Dazu wurde mit Bulldozern historisches Erdreich ausgehoben und
am Wochenende zur Nachtzeit mit Lastwagen abtransportiert.
Die Israelische Regierung wusste von diesen illegalen
Bauarbeiten zu Beginn der Intifada, griff aber nicht ein, um ein weiteres
Blutvergießen zu verhindern. Ulrich W. Sahm
Koschere Straße in Tiberias
Rabbi Rafael Cohen ist jetzt ein glücklicher Mann.
Denn rechtzeitig zum jüdischen Passahfest wurde endlich die neue
Pflasterung der Yochanan ben Zakai Straße in Tiberias am See Genezareth
fertigt.
Drei Jahre hatte der Bau der 750 Meter langen Straße
gedauert und umgerechnet etwa drei Millionen gekostet. Es handelt sich
um eine einzigartige koschere Straße, die es jüdischen Nachkommen
des biblischen Priestergeschlechts, den Kahns und Cohens, erlaubt, sie
zu betreten, ohne sich durch die unter der Straße liegenden Knochen
in 2000 Jahre alten Gräbern zu verunreinigen. Die Grabanlage wurde
vor sieben Jahren entdeckt, als neue Abwasserrohre verlegt wurden. Gemäß
den Vorgaben orthodoxer Juden darf die Totenruhe nicht gestört werden.
Weil die Gräber nicht weggeräumt werden konnten, musste die
Straße zunächst für die Cohanim (Priester) gesperrt werden,
bis eine neu konstruierte koschere Straße darüber gelegt werden
konnte. Mit U-förmigen Betonsegmenten wurde eine "Isolierschicht
aus Luft" geschaffen, wodurch die Seelen der Toten von dem Straßenbelag
darüber getrennt würden.
Der Bau dieser Konstruktion verzögerte sich, weil
der Luftraum zwischen diesen Betonsegmenten absolut sauber sein musste.
Ultraorthodoxe Aufpasser legten sich auf ein Skateboard, fuhren so zwischen
die schmalen Betonbrücken und prüften mit Taschenlampen jeden
einzelnen Bauabschnitt. Sowie sie etwas Dreck sahen, wurde ein Kran gerufen,
um die Betonsegmente anzuheben und eine gründliche Säuberung
zu ermöglichen. Einmal verursachte das Aluminiumschnipsel einer Zigarettenschachtel
den Abriss und Neubau eines Abschnitts.
Yitzhak Nazari, ein Bewohner von Tiberias meint, dass
das viele Geld lieber für Wohlfahrt und Erziehung investiert ware.
"Ganz Tiberias besteht aus Gräbern. Wir wussten immer schon,
dass es Gräber unter der Straße gab. Wieso haben die sich jetzt
erst darauf besonnen?"
Rabbi Cohen, selber Angehöriger des Priestergeschlechts
erwiderte, dass "Gerüchte" nicht ausreichten. Es müsse
Gewissheit über die Existenz von Gräbern geben "und dann
erst fangen die Probleme an."
Zu den Klagen über die hohen Kosten sagte er: "Wer
glaubt, dass hier Geld in den Gulli geworfen wurde, wird selber im Gulli
landen. Jene gerechtfertigten Leute, deren Heiligkeit wir bewahren, werden
uns am Ende eine Lebensgrundlage liefern. Dank der neuen Straße
werden jetzt tausendfach mehr Leute in die Stadt strömen, die bisher
wegen der Gefahr der Verunreinigung fern geblieben sind. Es werden so
viele kommen, dass wir am Ende sogar auf nicht-jüdische Touristen
aus dem Ausland verzichten können." Ulrich W. Sahm
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