Freiheit für die Juden
Der 14. Juli 1789, der Tag des Bastillesturms, ist der Gründungstag
des freien Europa. Auch den Juden brachte die Französische Revolution
erstmals gleiche Rechte
von Christoph Schulte
Der große Aufbruch von 1789 - er hatte unter den
Juden Frankreichs und Deutschlands noch nach Generationen einen magischen
Klang. Heinrich Heine und Karl Marx, Léon Blum, Walter Benjamin
und Gertrud Kolmar beschwören in ihren Schriften immer wieder diesen
Augenblick, diese Zäsur. Denn die Revolution befreite erstmals in
einem Land Europas die Juden mit einem Schlag von jahrhundertealter Unterdrückung
und Angst und machte sie zu gleichwertigen Staatsbürgern einer Demokratie.
Mehr noch: die siegreichen Revolutionsheere, später sogar Napoleon,
trugen im Zeichen von "Liberté, Egalité, Fraternité"
die Judenemanzipation auch in das feudalistische, von Kleinstaaterei gedrückte
Deutschland. Die verhasste alte Ordnung, die Ghettos, die Leibzölle,
die Sondersteuern, die Schikanen bei Reisen, Niederlassung und Familiengründung,
die Behinderungen beim Beten, bei Berufswahl und Bildung, die ebenso umfassende
wie alltägliche Diskriminierung durch Ämter und Behörden,
das alles war mit einem Schlag beseitigt.Experiment Demokratie: Mit zarter
Ironie, doch wirklichkeitsnah schildert Johann Jakob Hoch in seiner Federzeichnung
den Klub der Freiheitsfreunde, der 1792 im Mainzer Schloss tagte. Neben
den christlichen Bürgern - Studenten, Handwerkern, Kaufleuten - sieht
man, erstmals in der deutschen Geschichte überhaupt, auch Juden (hier
durch ihren Bart charakterisiert) als gleichberechtigte Teilnehmer am
politischen LebenFoto: Mainzer Landesmuseum/Ursula Rudischer
Der jüdische Komponist Friedrich Gernsheim zeigte
seiner Tochter noch 1912 bei einem Besuch seiner Vaterstadt Worms den
Ort, an dem in seiner Kindheit das Judengefängnis gestanden hatte.
Es war ein einstöckiges Gebäude, in dem die Obrigkeit solche
Juden einsperrte, die sich dem "Judenzoll" entziehen wollten,
einem Leibzoll, der auf Juden wie auf Vieh erhoben wurde. Als die Revolutionsarmeen
nach der Wende bei Valmy im September 1792 ins Rheinland vorgestoßen
waren und auch das alte Worms besetzt hatten (wo schon im Mittelalter
so berühmte jüdische Gelehrte wie der Talmud- und Bibelkommentator
Raschi oder der Kabbalist Eleasar von Worms gewirkt hatten), schlugen
die Soldaten die Erklärung der Menschenrechte an ebendiesem Judengefängnis
an. Dann verlasen sie sie laut, les droits de l'homme, und erklärten
die Gleichheit aller Menschen und Bürger in Worms. Gernsheims Großvater
kletterte daraufhin auf eine Leiter und zertrümmerte das Schild "Judengefängnis"
mit dem Beil: Ein Jude erkannte die Zeichen der neuen Zeit und zerschlug
ein verhasstes Symbol der jahrhundertealten Knechtschaft. Die Revolution
hatte ihn befreit.
Auch das benachbarte Mainz war von den Franzosen besetzt
worden, der Kurfürst geflohen. Gleich danach, im Oktober 1792, bildete
sich hier eine Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit, ein
Klub nach Pariser Vorbild, dem im selben Monat noch der 24-jährige
jüdische Geldmakler und Hofagent Nathan Maas beitrat. Am 3. November
halfen Maas und der Weisenauer Jude Isaak Beer zusammen mit anderen Bürgern
- christlichen Handwerkern, Geistlichen, Akademikern - bei der Aufrichtung
des ersten Freiheitsbaumes auf dem Mainzer Höfchen, nahe dem Dom.
Die Freunde der Republik feierten sich selbst und machten
sich Mut. Doch in die Freiheitsfanfaren mischten sich Misstöne. Nathan
Maas wurde von einem Rabbiner gebannt und, allerdings folgenlos, aus der
Gemeinde ausgeschlossen. Der Pakt von Juden mit der Revolution war den
frommen Traditionalisten nicht geheuer, bedeutete er doch den gefährlichen
Abbruch eines Sonderverhältnisses zwischen Juden und einer christlichen
Obrigkeit, die gegen Barzahlung und Gehorsam den Schutz der Gemeinden
vor dem christlichen Pöbel garantierte. Hier war das Verhalten von
Maas tatsächlich revolutionär, denn er verwirklichte politische
Gleichheit als jüdischer Republikaner und erkannte die vermeintlich
gottgegebenen Herrschaftsverhältnisse nicht mehr an. Die aus Frankreich
importierte Demokratie entmachtete nicht nur den Mainzer Erzbischof als
Landesfürsten, sie entmachtete zugleich auch den Rabbiner als die
von der christlichen Obrigkeit eingesetzte und akzeptierte traditionelle
religiöse und juristische Autorität, welche die innerjüdischen
Angelegenheiten regelte.
Das Aufrichten des Freiheitsbaumes und die Debatten im
Mainzer Klub waren vermutlich die erste öffentliche, gleichberechtigte
Teilnahme von Juden am politischen Leben in Deutschland. Widerwillig zollten
diesem Umstand auch die judenfeindlichen Flugschriften der Revolutionsgegner
Anerkennung, indem sie die Beteiligung sogar von Juden an den Umtrieben
in Mainz als besonders schändlich attackierten. Hier feiert eine
Rhetorik der politischen Rechten Urständ, die "Jude" und
"Revolutionär" in eins setzt. Sie wird, historisch falsch,
aber wirksam, seit mehr als zwei Jahrhunderten in immer neuen Variationen
wiederholt - bis hin zur Dämonisierung jüdischer Politkommissare
in der Sowjetunion zu Agenten des jüdischen "Tätervolks"
durch den Fuldaer Bundestagsabgeordneten Hohmann.
Tatsächlich waren die Juden Europas 1789 auf ihre
volle, demokratische Emanzipation überhaupt nicht vorbereitet. Die
Honoratioren und Schtadlanim wollten im Namen der Aufklärung die
in den verschiedenen Monarchien Europas erreichten rechtlichen Ausnahmeregelungen
erhalten und erweitern - der Sturz der Monarchie, dazu Demokratie, Wahlrecht
und die politische Souveränität lagen ganz außerhalb ihres
Erwartungshorizonts und wurden nirgendwo gefordert.
Um 1789 lebten circa 40.000 Juden im Reich Ludwigs XVI.,
obwohl königliche Edikte von 1394 und 1615 die Ansiedlung von Juden
auf dem Territorium Frankreichs untersagt hatten und sie vertrieben worden
waren. Eine Ausnahme bildeten Avignon und das Comtat Venaissin, die den
Päpsten unterstanden. Sie hatten den Juden die Anwesenheit dort gestattet.
Außer in Avignon gab es unter dem Ancien Régime lediglich
in Bordeaux und dem Südwesten sowie in Elsaß-Lothringen nennenswerte
Gemeinden, in Paris selbst lebten nur einige jüdische Familien.
Aus Moses Dobruka alias Edler von Schönfeld
wird Junius Frey
Die Juden von Bordeaux stammten von spanischen und portugiesischen
Flüchtlingen ab. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
waren sie - zumeist erfolgreiche, gebildete und wohlhabende Kaufleute
- wieder selbstbewusst an die Öffentlichkeit getreten, ausgestattet
mit königlichen Schutzbriefen und Privilegien. Die Juden im Osten
Frankreichs hingegen waren "Beutefranzosen", erst Ende des Dreißigjährigen
Krieges Untertanen des französischen Königs geworden, nachdem
der Kaiser das Elsaß im Westfälischen Frieden an Frankreich
weitestgehend abgetreten hatte. Es waren ebenso arme wie fromme Landjuden;
die Ansiedlung in den Städten blieb ihnen verwehrt. Immer wieder
und besonders bei Missernten wurden gegen sie Vorwürfe des Wuchers
laut und entluden sich in Gewaltakten, da viele Bauern bei Juden verschuldet
waren und die Zinsen nicht zahlen konnten. Ihre im Vergleich zu den religiös
liberalen und wohlhabenden "Portugiesen" in Bordeaux miserable
Lage brachte die Elsässer im späten 18. Jahrhundert dazu, in
Eingaben und Denkschriften an den König auf die Verbesserung ihrer
Situation zu dringen. Sie wollten Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit,
wollten endlich Schulen und forderten, die Sondersteuern abzuschaffen.
Eine Revolution planten sie nicht.
Es war ein an Moses Mendelssohn in Berlin geschicktes
Mémoire der elsässischen Juden, das den preußischen
Reformbeamten Christian Wilhelm Dohm 1781 zu seiner Schrift Ueber die
bürgerliche Verbesserung der Juden inspirierte. Dieses berühmteste
Manifest der europäischen Aufklärung zugunsten der Gleichberechtigung
der Juden wurde unter dem Titel De la réforme politique des juifs
postwendend von Jean Bernoulli übersetzt und 1782 in Frankreich publiziert.
Dohms Ziel ist es, die Juden durch religiöse, rechtliche, berufliche,
schulische und wirtschaftliche Gleichstellung zu "nützlicheren
Gliedern der bürgerlichen Gesellschaft" zu machen. Nicht demokratische
Rechte, politische Souveränität, strebte Dohm an, sondern die
"bürgerliche Verbesserung" der Juden als ökonomisch
nützliche Untertanen einer spätabsolutistischen Monarchie.
Seine Forderung wurde auch von der Haskala, der jüdischen
Aufklärungsbewegung, übernommen, die sich nach 1770 Berlin im
Kreis um Mendelssohn gebildet hatte. Der Haskala, durch königlich
privilegierte jüdische Kaufleute, Manufakturbesitzer und Bankiers
finanziert und getragen, ging es vor allem um Eigentumsschutz, Niederlassungs-
und Handelsrechte, Bildung und die intellektuelle Anerkennung der Juden
unter christlichen Monarchen; von Demokratie war nicht die Rede.
So kamen der Fall der Bastille am 14.Juli 1789, die Erklärung
der Menschen- und Bürgerrechte am 26. August 1789 und die damit verbundene
Entmachtung Ludwigs XVI. auch für diese jüdischen Aufklärer
überraschend. Allerdings: Noch waren die Juden außen vor; die
Déclaration schloss ihre Emanzipation nicht mit ein. Doch jüdische
Repräsentanten in der konstituierenden Nationalversammlung ergriffen
jetzt die große Chance und erreichten nachträglich, am 28.Januar
1790, die Emanzipation der Juden von Bordeaux, am 27.September 1791 dann
die aller Juden auf französischem Boden.
Gemäß dem berühmten Diktum des Abgeordneten
Stanislas de Clermont-Tonnerre, den Juden müsse man "als Nation
[
] alles verweigern, den Juden als Individuen hingegen alles gewähren",
war für diese revolutionäre Entwicklung jedoch ein Preis zu
zahlen: Sie wurden nur als Individuen und nur unter der Bedingung, dass
sie auf einen eigenen Status als Gemeinde und Nation verzichteten, zu
gleichberechtigten Citoyens erklärt. Sie sollten, so bekräftigte
es Napoleon 1806, keine Nation in der Nation bilden.
Trotz dieser Bedrohung ihrer kollektiven Identität
optierten die meisten französischen Juden von 1791 an für die
Revolution. Als im Sommer 1792 Reichstruppen in Frankreich einrückten,
kämpften sie in den eilig aufgestellten Freiwilligenheeren für
das freie Vaterland: Allons enfants de la patrie!
Paris wurde jetzt ein Wallfahrtsort für Revolutionsanhänger
und Abenteurer aus aller Herren Länder, auch für Juden. Gershom
Scholem berichtet uns von dem Frankisten Moses Dobruka aus Mähren,
der zunächst als Freimaurer und Heereslieferant unter dem Namen Franz
Thomas Edler von Schönfeld in Wien geadelt worden war, dann die Seiten
wechselte und 1792 über Straßburg nach Paris kam. In Frankreich
nahm er seinen dritten Namen an, Junius Frey (!), und wurde Jakobiner.
In den Auseinandersetzungen zwischen den Revolutionsfraktionen geriet
Dobruka alias Edler von Schönfeld alias Frey schließlich
unter Korruptions- und Spionageverdacht, wurde verhaftet und im April
1794, auf dem Höhepunkt des Robespierreschen Tugendterrors, guillotiniert.
Dobrukas Schicksal zeigt, nach Scholems Ansicht, eine exemplarische
Vita zwischen osteuropäischer Kabbala und dem Eintritt der Juden
ins politische Leben der Moderne, in der sie nach Jahrhunderten der Abwesenheit
wieder selbst Geschichte machen.
Dabei verschlechterte sich in jenen Tagen der terreur
auch ihre Lage. Nicht wenige der armen und frommen elsässischen Landjuden
hatten die neuen Freiheiten genutzt, um nach Paris und in andere Städte
zu ziehen. Aber unter dem religionsfeindlichen Regime der Jakobiner wurden
nicht nur Kirchen, sondern auch Synagogen in Ställe und Lagerhallen
verwandelt. Sonntag und Sabbat, jeglicher Religionsunterricht sollten
verschwinden, die Feiertage wurden profaniert. Neben Priestern fielen
Rabbiner dem Terror zum Opfer, jüdische Notabeln gerieten wegen ihrer
Verbindungen ins Ausland, zum Ancien Régime, den Girondisten oder
emigrierten Adligen in Bedrängnis, manche starben auf dem Schafott.
Erst der Sturz Robespierres, des "Unbestechlichen", am 27. Juli
1794 machte diesem Albdruck ein Ende.
Saul Ascher kämpft vergeblich gegen die fanatischen
Nationalisten
Die jüdischen Aufklärer in Berlin, Prag und
Wien hatten von alledem Kunde und wurden in ihrer allgemein skeptischen
Haltung bestätigt. Sie beobachteten die Ereignisse in Frankreich
aus der Distanz, blieben loyal gegen ihre Landesherren, vertrauten nach
wie vor auf den aufgeklärten Fürsten und drängten weiter
auf "bürgerliche Verbesserung". Trotz der Niederlage der
deutschen Koalitionstruppen gegen die Soldaten der Revolution war ein
Umsturz in Preußen vollkommen unwahrscheinlich. Weder die jüdischen
Honoratioren noch die jüdischen Aufklärer dachten daran.
Für die Haskala in Preußen, die nach Mendelssohns
Tod von den Kaufleuten Daniel Itzig und David Friedländer angeführt
wurde, war der Kampf gegen die orthodoxen Rabbiner und die Verbreitung
der innerjüdischen Aufklärung nach Osteuropa, die Einrichtung
von Schulen und die Etablierung eigener Zeitschriften und Druckereien
ein viel naheliegenderes und vor allem realistischeres Ziel. Und sie war
mit diesem Reformismus bei der Obrigkeit letztlich erfolgreich, obwohl
der Reformeifer der preußischen Beamten durch die Ereignisse in
Frankreich und die nachfolgenden Kriege stark gedämpft und die Verabschiedung
des vergleichsweise fortschrittlichen preußischen Landrechts von
1791 um Jahre hinausgezögert wurde. Erst 1794 trat es in einer konservativ
entschärften, wenn nicht gar deformierten Fassung in Kraft.
Doch es gab auch erklärte jüdische Republikaner.
Der Berliner Buchhändler Saul Ascher war der prominenteste unter
ihnen, als Buchautor, Pamphletist und Redakteur. In seinem Leviathan (1792)
fordert er die Reform der jüdischen Religion gegen die Widerstände
der Rabbiner; seine die Französische Revolution rechtfertigende und
reflektierende Schrift Ideen zur natürlichen Geschichte der politischen
Revolutionen publizierte er wegen eines Verbots durch die preußische
Zensur 1802 anonym - schon das Wort Revolution im Titel hatte ausgereicht,
die Obrigkeit zu alarmieren.
Seine Streitschrift mit dem trefflichen Titel Germanomanie
(1815), welche den Franzosen- und Judenhass der Romantiker ebenso hellsichtig
attackiert wie jene germanische Mythen spinnende Gedankenwelt der fanatischen
Deutschtümler um Friedrich Ludwig Jahn und Ernst Moritz Arndt, wurde
von Burschenschaftlern auf dem Wartburgfest 1817 verbrannt. Nur die jüdischen
Zeitgenossen selbst haben ihn nicht beachtet. Der junge Heine (der als
rheinländischer Jude allerdings wusste, was er den Franzosen verdankte)
beschreibt 1826 den einsamen, aber aufrechten alten Ascher als Fossil
der versunkenen Aufklärungsepoche: "Vernunft! Wenn ich jetzt
dieses Wort höre, so sehe ich noch immer den Doctor Saul Ascher mit
seinen abstrakten Beinen, mit seinem engen, transcendentalgrauen Leibrock
[
]. Dieser Mann, tief in den Funfzigern, war eine personifizierte
gerade Linie
"
Der Aufstieg und die Siege Napoleons, allemal die französische
Besatzung überall in Europa verschärften bei vielen deutschsprachigen
Juden eine Ablehnung der Revolution. Obwohl das neue Gesetzbuch, der Code
Napoléon, die Situation der Juden in den besetzten Gebieten erheblich
verbesserte (und sie etwa im Königreich Westfalen, unter Napoleons
Bruder Jérôme, schon 1808 den Nichtjuden gleichgestellt wurden),
blieben sie zumeist loyale Untertanen ihrer Fürsten. Sie erlebten
ihre "bürgerliche Verbesserung" schließlich, indem
sie im "Befreiungskrieg" gegen Napoleon Soldat wurden beziehungsweise
erstmals werden konnten - das preußische Emanzipationsedikt hatte
sie 1812 zu "Einländern" erklärt. Doch es war nur
eine kurze Gleichheit: Der Wiener Kongress stellte 1815 mit den allerchristlichen
Monarchien auch die fortwährende Diskriminierung der Juden in Staat
und Gesellschaft wieder her.
Seit der Französischen Revolution und mit der Französischen
Revolution als Schibboleth verlief die Geschichte der Juden in Frankreich
und die der Juden in Deutschland gegenläufig. Denn dort folgte auf
die staatsbürgerliche Gleichberechtigung durch die Revolution die
gesellschaftliche Integration und die bildungsbürgerliche Akkulturation
des Juden zum Israélite français. Im Deutschen Reich hingegen
wurden die Juden erst 1871 politisch emanzipiert, nachdem sie sich längst
als deutsche Bildungsbürger mosaischen Glaubens und wackere Kämpfer
für das Vaterland akkulturiert hatten. Frankreich erlebte eine Judenemanzipation
von unten, revolutionär, demokratisch. In Deutschland wurde sie von
der Obrigkeit gewährt. Es sollte, wir mussten es grausam erfahren,
eine Emanzipation auf Widerruf werden.
Der Autor ist apl. Professor für
Philosophie und Jüdische Studien an der Universität Potsdam.
Sein Buch "Die jüdische Aufklärung" wurde 2003 mit
dem Gleim-Preis ausgezeichnet
Christoph Schulte: Die jüdische Aufklärung
Verlag C.H. Beck; 279 S., 24,90 Euro
Die Zeit, 8.7.2004
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