Jordanier wollen fünftes
Minarett auf dem Tempelplatz
Eine jordanische Kommission weilte Ende September in Israel
und beriet mit der israelischen Polizei über die Errichtung eines
fünften Moscheeturms auf dem Tempelplatz in Jerusalem. Beobachter
sehen dies als weiteren Schritt der jordanischen Regierung an, ihre Verbundenheit
mit dem drittheiligsten Platz des Islam gegenüber palästinensischen
und israelisch moslemischen Ansprüchen zu verfestigen. Rechte jüdische
Kreise haben angekündigt, dass der Bau "nur über unsere
Leiche" zustande kommen werde, zur Not wollen sie das Oberste Israelische
Gericht anrufen.
Die israelische Regierung habe in der Sache bisher nicht
entschieden, sei aber für Verhandlungen offen, schreibt die Zeitung.
Israel sei interessiert daran, den jordanischen Einfluss auf dem Tempelplatz
zu verstärken, da Jordanien als gemäßigt gilt gegenüber
fundamentalistisch eingestellten palästinensischen und israelisch-islamischen
Gruppierungen, die ebenso versuchen, ihren Einfluss auf diesem am meisten
umstrittenen islamischen heiligen Platz im Nahen Osten zu verstärken.
Haaretz sieht ein mögliches Zugeständnis von Seiten Israels
auch als Belohnung an für die Öffnung des Tempelplatzes für
Nichtmoslems vor 15 Monaten nach dreijähriger Schließung. Michael
Krupp
Madonna sorgt für besondere
Stimmung
Die Popsängerin Madonna wird an einem Kabbala-Treffen
teilnehmen, das am jüdischen Neujahrsfest beginnt. Die Veranstalter,
das internationale Kabbala-Institut, legen allerdings Wert darauf, dass
die Begeisterung für die Popsängerin nicht die Religionsgesetze
bricht, die für die Einhaltung des Feiertages und des Schabbats gelten.
Es sind nur nichtjüdische Fotografen zugelassen und Journalisten
dürfen an den Feiertagen nicht schreiben und Notizen machen. Die
Popsängerin traf allerdings erst nach Anbruch des Feiertages in Israel
ein.
Kabbala ist eine mystische Bewegung im religiösen
Judentum. Die Katholikin Madonna studiert seit einiger Zeit Kabbala und
hat sich seitdem den jüdischen Namen Esther zugelegt. Sie wird bei
ihrem Besuch auch die Gräber großer jüdischer Mystiker
wie das Grab des Rabbi Schimon bar Jochai und Rabbi Akibas in Galiläa
besuchen, ebenso das Grab der Stammvätermutter Rahel auf dem Weg
nach Bethlehem im besetzten Gebiet, über deren mystische Tendenzen
allerdings nichts bekannt ist.
An der Konferenz nehmen auch andere Berühmtheiten
aus dem Schaugeschäft teil wie die Modeschöpferin Donna Karan
und die Schauspielerin Demi Moore. Insgesamt sind es über 2000 Teilnehmer
aus 22 Ländern.
Nach den aufsehenerregenden und zuweilen von Tumulten
begleiteten Auftritten des Popstars Madonna, alias Esther, auf einer internationalen
Kabbalakonferenz haben sich inzwischen einige Rabbiner gegen die populistische
Verwertung der jüdischen Kabbala gewandt. Einer der Rabbiner, Joel
Bin Nun, beschuldigte die Betreiber des Internationalen Kabbalazenturm
in Los Angeles, eine neue Religion einführen und damit das klassische
Judentum ersetzen zu wollen. Die populistische Kabbala sei ein Geschäft,
heidnisch und billig, und habe mit der eigentlichen jüdischen Kabbala,
der jüdischen Mystik, nichts gemeinsam. Michael Krupp
Münzfund in der Nähe von
Qumran
Der bisher größte Münzfund in der Geschichte
Israels und wahrscheinlich der Welt ist am Toten Meer bei Ein Feschcha
in der Nähe Qumrans gefunden worden. Schätzungsweise 300.000
Bronzemünzen sind bisher aus dem Wasser oder am Strand geborgen worden.
Fast alle Münzen sind vom gleichen Typ, dem Anker-Stern Typ des Königs
Alexander Jannai, der von 103 bis 76 vor der Zeitrechnung regierte.
Über den Fund waren in Händlerkreisen längere
Zeit Gerüchte in Umlauf. Nachdem große Mengen der Münzen
auf dem Antikenmarkt erschienen waren, hat eine archäologische Expedition
die Gegend untersucht und noch einmal ca. 1260 Münzen gefunden. Der
Großteil des Schatzes aber befindet sich in der Hand von arabischen
Münzhändlern. 200.000 sollen in Amerika an gläubige Christen
verkauft worden sein, für die Münzen dieses Typs als das "Scherflein
der Witwe" angesehen werden, das Jesus im Neuen Testament lobend
erwähnt (Markus 12, Lukas 21).
Die Münzen zeigen auf der Vorderseite einen Anker
und die griechische Inschrift basileos Alexandrou (Des Königs Alexander),
auf der Rückseite zeigen die Münzen einen Stern oder ein Rad,
und zwischen den Speichen oder Strahlen findet sich die althebräische
Inschrift Jehonatan hamelech, der König Jehonatan, entsprechend dem
hebräischen Namen des Königs. Dieser Münztyp ist der in
Israel am meisten gefundene.
Es handelt sich um die kleinste Einheit im jüdischen
Münzsystem zur Zeit des Zweiten Tempels, der vermutlich noch lange
nach der Herrschaft der Hasmonäer in Geltung blieb und auch zur Zeit
Jesu noch Währungsmittel war. Daher die Vermutung, dass es sich beim
"Scherflein der Witwe" um dieses Geldstück gehandel haben
könnte. Münzen dieses Typs wurden an Touristen für 10 bis
15 Dollar verkauft. Jetzt nach Überflutung des Marktes damit und
dem Ausbleiben der Touristen ist der Preis zum Teil auf 5 Dollar gesunken.
In der letzten Zeit lässt sich aber eine ansteigende Tendenz verzeichnen.
Die Frage, die seit dem ersten Auftauchen der Gerüchte
in Fachkreisen diskutiert wird, ist, wie diese Masse von Münzen,
ca. 300 Kilo, viele Säcke von Münzen, ins Tote Meer gelangt
sind. Zwei Theorien haben sich herausgebildet, eine wirtschaftlich und
eine religiös begründete.
Die wirtschaftliche: Die Münzen finden sich in unmittelbarer
Nähe eines Hafens, der in der letzten Jahren von Jizhar Hirschfeld
ausgegraben wurde. Die Münzen müssen in unmittelbarer Nähe
des Hafens im Wasser versunken sein. Entweder sind Geldsäcke ins
Wasser gefallen oder das Schiff ist in einem Sturm direkt vor der Küste
gesunken. Der Seespiegel war noch vor 20 Jahren 15 Meter höher als
heute und durch das Sinken des Seespiegels wurden die Münzen überhaupt
erst entdeckt. Vom Hafen gab es eine Seeverbindung zum Ostufer des Toten
Meers mit der Festung Machärus. Das Geld kann der Sold für Soldaten
gewesen sein, die dort Dienst taten.
Die religiöse Erklärung wurde von den Archäologen
Hanan Eshel und Boas Zisso vorgetragen. Sie finden in der rabbinischen
Literatur den mehrfach geäußerten Hinweis, dass dem Tempel
gewidmete Münzen, wenn sie aus irgendwelchen Gründen nicht in
den Tempel gebracht werden können, im Toten Meer zu versenken sind.
Die Archäologen glauben nun, dass es in der entsprechenden Zeitspanne
Juden gab, die den Tempel als verunreinigt ansahen, wie wir es aus den
Qumranschriften wissen. Da diese Juden ihre Geldspenden nicht nach Jerusalem
bringen wollten, hätten sie gemäß den Bestimmungen die
Münzen im Toten Meer versenkt. Michael Krupp
Israelische Drusen dürfen Heiligtümer
in Syrien und Libanon besuchen
Drusen aus Israel und den Golanhöhen haben vom israelischen
Obersten Gericht die Erlaubnis erwirkt, legal und in einer organisierten
Reise Drusenheiligtümer in Syrien und im Libanon besuchen zu können.
Wenn die syrische Regierung sie hereinlässt, werden im nächsten
Monat 246 religiöse Oberhäupter, die gesamte religiöse
Führung der Drusen in Israel und im Golan, das Grab des Drusenpropheten
Habil in Dschebel Drus in Nordsyrien besuchen. Über die Reiseroute,
ob über den Direktübergang in Kuneitra oder den Umweg über
Jordanien, wird noch verhandelt.
In Israel und im vom Israel annektierten Golan leben über
100.000 Drusen. Die Drusen sind eine vom Islam im 11. Jahrhundert abgespaltene
Geheimreligion. Die Drusen, ca. eine halbe Million, leben hauptsächlich
im Südlibanon und in Nordsyrien, wohin sie durch die Kämpfe
mit den christlichen Libanesen im 19. Jahrhundert verschlagen wurden.
Die Drusen sind ein kämpferisches Volk und dienen in allen Staaten,
in denen sie leben, in der Armee. In Israel sind sie im Gegensatz zu den
Christen und Moslems wehrpflichtig. Michael Krupp
Ministerpräsident will deutsche
Kreuzfahrerkirche erhalten
In einem jahrelangen Streit um die Erhaltung der einzigen
deutschen Kreuzfahrerkirche in Jerusalem, Santa Maria von den Deutschen,
hat der israelische Ministerpräsident, Arieh Scharon, in einem Brief
an das Oberste Gericht sich dafür ausgesprochen, die Kirchenruine
zu erhalten und einen Vertrag mit der nahegelegenen Talmudhochschule Aish
Hatorah Jeshiva zu annullieren.
Die Kirchenruine war nach der Eroberung der Altstadt Jerusalems
durch die Israelis 1967 im jüdischen Viertel entdeckt und in den
siebziger Jahren ausgegraben worden. Zuerst hatten allerdings gewisse
Ressentiments von Regierungsstellen überwunden werden müssen,
die nicht einsehen wollten, warum gerade Kreuzfahrer und Deutsche so hofiert
werden sollten. Der deutsche Konzern Axel Springer hatte die Mittel für
die Anlage eines Parks zur Verfügung gestellt.
1970 war auf bisher nicht ganz geklärte Weise das
Gebiet an die benachbarte amerikanisch ultraorthodoxe Jeshiva Aish Hatora
vermietet worden, die hier ein Kulturzentrum errichten wollten. Unbekannte
hatten hier eine Mesusa, einen jüdisch religiöses Kultobjekt,
an dem Eingang der Kirche befestigt und Schilder mit dem Hinweis auf die
Geschichte des Platzes entfernt. Dies stieß auf größten
Widerstand der Archäologen und anderer Kreise in Israel. Auch die
deutsche Botschaft schaltete sich ein und erklärte, dass die Kirchenruine
ein wichtiger Teil des deutsche Kulturerbes sei. Das Oberste Gericht verbot
damals jede Tätigkeit an der Stelle.
Seitdem ist der Fall vor dem Obersten Gericht anfällig,
das in Kürze zu entscheiden hat, was aus dem Gelände werden
soll. Inzwischen ist der Park verfallen. Zwar ist die Mesusa kurz nach
ihrer Anbringung wieder entfernt worden, aber die alten Schilder wurden
nicht erneuert. Der Park hat heute eher das Aussehen einer Müllgrube
als ein Platz, in dem man sich erholen kann. Michael Krupp
Rückkehrergesetz auch für
Reform-Konvertiten
Israel Generalstaatsanwalt, Menachem Mazuz, hat entschieden,
dass auch Konvertiten der Reform- und der konservativen Bewegung des Judentums
als Staatsbürger nach dem Rückkehrergesetz anerkannt werden
müssen. Mazuz, die höchste richterliche Instanz nach dem Obersten
Gericht, gab auf Anfrage durch die Regierung bekannt, dass nach dem jetzt
geltenden Gesetz alle Konvertiten als Staatsbürger anerkannt werden
müssen, andernfalls müsse man das Rückkehrergesetz ändern.
Nach bisheriger Praxis wurden nur orthodox übergetretene Konvertiten
als Staatsbürger nach dem Grundgesetz zugelassen.
Das Rückkehrergesetz besagt, dass jeder Einwanderer
mit einer jüdischen Mutter oder ein zum Judentum Übergetretener
das Recht auf automatische Staatsbürgerschaft hat. Die religiösen
Parteien haben in der Vergangenheit mehrfach versucht, dass Gesetz in
der Weise abzuändern, dass nur Konvertiten nach dem orthodoxen Religionsgesetz
im Hebräischen ein Wort: kehalacha, nach dem Religionsgesetz, anerkannt
werden sollen. Sie sind aber niemals darin erfolgreich gewesen.
Vor einem Monat hatte der Innenminister, Avraham Poraz
von der säkularen Schinui-Partei, Mazus mitgeteilt, dass er Konvertiten
aller religiösen Strömungen anerkennen werde. Die jetzige Entscheidung
des Generalstaatsanwalt bestätigt die Praxis des Innenministeriums.
Die religiösen Parteien, allesamt orthodox, werden nun erneut versuchen,
eine Gesetzesänderung im Parlament zu erreichen, was bei der jetzigen
politischen Konstelation noch schwerer sein wird als früher. Michael
Krupp
Welt-Gay Parade 2005 in Jerusalem
Die nächste Welt-Gay-Parade 2005 wird in Jerusalem
stattfinden. Auf großen Bannern sah man auf der letzten Welt-Gay-Parade
in Montreal Anfang des Monats in Englisch, Französisch, Hebräisch
und Arabisch die Aufschrift: "Nächstes Jahr in Jerusalem",
der traditionelle Spruch, den Juden am Ende der Pessachfeier in aller
Welt sprechen. Wenn sich nichts ändert, werden am 25. August 2005
Zehntausende Sympathisanten aus aller Welt durch die Straßen von
Jerusalem ziehen.
Die Organisatoren wollen den Schwerpunkt auf das Thema
Religion und Homosexualität legen. Vertreter der drei monotheistischen
Religionen arbeiten bei der Vorbereitung zusammen. Die einzuschlagende
Route soll an einer Synagoge, einer Moschee und einer Kirche vorbeiführen
und darauf aufmerksam machen, dass Homosexuelle nicht religionsfeindlich
sind und im Rahmen ihrer Religionsgemeinschaften anerkannt werden wollen.
Ein anderer Schwerpunkt soll das friedliche Zusammenleben zwischen Arabern
und Juden sein.
Die erste Welt-Gay-Parade fand im Jahr 2000 in Rom statt,
auch einer heiligen Stadt. Hier beteiligten sich zwischen einer viertel
und einer halben Million. In Jerusalem erwartet man nicht solche Massen.
Die erste nationale Gay-parade fand in Jerusalem 2002 statt und zog 4000
Marschierende an. Gegendemonstrationen von orthodoxer Seite haben jeweils
die Paraden begleitet. Auch der orthodoxe Bürgermeister, Uri Lupolianski,
ist von der Idee einer solchen Welt-Parade ausgerechnet in Jerusalem nicht
begeistert, auch wenn sie der Stadt für kurze Zeit viele Touristen
und Einkommen verschafft. Michael Krupp
Vatikan fordert Änderungen
am Mauerbau
Der Vatikan fordert von Israel Veränderungen am Mauerbau
in der Nähe Jerusalems, um christliche Prozessionen nicht zu beeinträchtigen.
Der Vatikan übt über katholische amerikanische Senatoren Druck
auf Israel aus, um das in Elasarije gelegene Lazarusgrab nicht von Jerusalem
abzuschneiden und so traditionelle Prozessionen vom Lazarusgrab nach Jerusalem
aufrecht erhalten zu können.
Elazarije ist das neutestamentliche Bethanien und hat
seinen Namen aufgrund seines prominentesten Bewohners in der Geschichte,
Lazarus, auf Hebräisch Elazar, der nach dem Johannesevangelium durch
Jesus von den Toten auferweckt wurde. Elazarije liegt nach der Grenzziehung
von 1967 außerhalb der Stadtgrenzen Jerusalems, gehörte aber
zu jordanischen Zeit zu Ostjerusalem. Die geplante Mauer, die Israel von
den palästinensischen Gebieten abgrennzen soll, verläuft zwischen
Jerusalem und Elazarije. Die Israelis erklären sich bereit, neben
dem Lazarusgrab ein Tor in der Mauer einzubauen, um die Prozessionen auch
in Zukunft zu ermöglichen. Michael Krupp
Nach einjähriger Renovierung
wieder offen: Schrein des Buches mit den Rollen vom Toten Meer
Mit Schofartönen und Harfen ist der Schrein des Buches,
der die ältesten Bibeltexte der Welt und die wichtigsten Qumranrollen
beherbergt, im Israelmuseum, Jerusalem, durch Staatspräsident Mosche
Katzav wieder eröffnet worden. Der Schrein des Buchs war über
ein Jahr wegen Reparaturarbeiten geschlossen. Die wichtigsten Schriftwollen
waren in der Zeit in einer Sonderaustellung im Israelmuseum zugänglich.
Der Schrein des Buchs war zusammen mit dem Israelmuseum
1965 erbaut worden. Er ist mit seiner weißen Kuppel, die dem Deckel
einer der Krüge, die die Schriftrollen vom Toten Meer enthielten,
nachgebildet ist, eines der Wahrzeichen der Stadt Jerusalems. Am Äußeren
der Anlage hat sich durch den Umbau nichts geändert. Auch im Inneren
ist alles beim Alten geblieben. Durch einen höhlenartigen unterirdischen
Gang gelangt man in den Hauptraum, der die Schriftrollen, die 1947 entdeckt
wurden, beherbergt.
Zur Neueröffnung sind aber Umstrukturierungen in
den Seitenräumen und im Untergeschoss des Hauptraumes vorgenommen
worden. Hauptausstellungsgegenstand ist hier der Musterbibelcodex aus
Aleppo aus dem 10. nachchristlichen Jahrhundert, der als der korrekteste
Bibeltext der Welt gilt. Nach dem Brand der Synagoge von Aleppo in den
Wirren bei Gründung des Staates Israels 1948 ist leider ein Teil
des Codex, der jahrelang als übrhaupt gänzlich verschollen galt,
verloren gegangen. Zum ersten Mal ist auch ein Fragment der Psalmenrolle,
die bei den Ausgrabungen von Massada am Toten Meer durch Jigal Jadin gefunden
wurde, der Öffentlichkeit präsentiert. Einer der Psalmen, Psalm
83, wurde bei der Eröffnungsfeier gelesen. Die Psalmenrolle, vor
über 2000 Jahren geschrieben, enthält denselben Text wie die
heutigen hebräischen Bibeln.
Bei der Eröffnung kündigte der Kurator des Museums,
James Snyder, an, dass das berühmte Modell des Zweiten Tempels, das
sich zur Zeit auf dem Gelände des Holyland Hotels in Westjerusalem
befindet, im Laufe des kommenden Jahres in erweiteter Form in das Israelmuseum
umziehen wird und auf dem Grundstück neben dem Schrein des Buches
eine neue Heimat, und das Museum damit eine zusätzliche Attraktion,
finden wird. Das Tempelmodell von dem israelischen Archäologen Michael
Abijona im Maßstab 1:50 entworfen und nach den neuesten Ausgrabungen
revidiert, gilt als genaustes Abbild des Tempelbezirks zur Zeit Jesu in
der Welt. Michael Krupp
In Qumran wurden keine Schriftrollen
geschrieben
Zwei israelische Archäologen behaupten, Qumran, die
Siedlung am Toten Meer, sei keine Essenersiedlung gewesen und hier seien
keine Schriftrollen geschrieben worden. Die hier gefundenen Rollen stammten
wahrscheinlich aus Jerusalem. Die beiden Archäologen, Juval Peleg
und Jitzhak Magen, haben zehn Jahre in Qumran gegraben und stehen kurz
vor der Veröffentlichung eines umfassenden Berichts, der ihre These
stützen soll. Sie werfen dem ersten Ausgräber, dem Dominikaner
Roland de Vaux vor, er hätte bewusst Ausgrabungsfunde unterschlagen,
die eine Essenersiedlung hätten in Frage stellen können. Andere
israelische Archäologen, unter ihnen der langjährige Kurator
der Qumranschriften, Magen Broshi, bezeichnen diese nicht ganz neuen Theorien,
als baren Unsinn.
Die Zeitung Haaretz stellt diese Nachricht als Hauptnachricht
auf die erste Seite und widmet die ganz zweite Seite in der hebräischen
Ausgabe dem Thema. Bereits früher, so von dem deutschen Neutestamentler
Karl Heinrich Rengstorf in den 50er Jahren, war behauptet worden, die
Schriftfunde vom Toten Meer stammen aus dem Tempel aus Jerusalem und seien
hier vor dem Einmarsch der Römer versteckt worden. 1995 hatte der
amerikanische Forscher Norman Golb behauptet, die Schriften stammten von
verschiedenen jüdischen Gruppen, die gegen Ende des zweiten Tempels
in Jerusalem beheimatet gewesen wären und die sich gegenseitig bekämpft
hätten.
Peleg und Magen behaupten, die Siedlung Qumran sei eine
ganz gewöhnliche Siedlung gewesen. Aufgefundene Kosmetikutensilien
und Schmuck bewiesen, dass es sich um eine reiche Siedlung gehandelt habe.
Nichts von essenischer Armut sei hier anzutreffen. Gegner dieser Profantheorie
halten dagegen, dass in dieser kleinen Siedlung sieben Ritualbäder
gefunden worden seien, dazu Tischreihen, die bisher als Schreibtische
erklärt worden sind, und große Gemeinschaftsräume wie
sie es in "normalen" Siedlungen der Zeit nicht gäbe.
Die Schriftrollen vom Toten Meer waren 1947 von einem
Beduinenjungen gefunden worden. In anschließenden Raub- und ordentlichen
Grabungen wurden Reste von ca. 1000 Rollen gefunden, zum Teil in Wohnhöhlen
der Siedlung selbst. Es handelt sich dabei zu einem Drittel um Bibelabschriften,
zu einem Drittel um bekannte apokryphe Schriften, aber in der Originalsprache
Hebräisch oder Aramäisch, die zuvor nur in griechischer Übersetzung
bekannt waren, und zu einem Drittel um bisher unbekannte sektiererische
Schriften, die den Essenenern zugeschrieben wurden. Die Essener waren
neben Pharisäern und Sadduzäern eine der drei Hauptgruppen im
Judentum zur Zeit Jesu und lebten in Abgeschiedenheit vom Rest der Welt.
Die Entdeckung der Rollen gilt als der größte archäologische
Fund des 20. Jahrhunderts.
Das große Interesse der christlichen Welt an den
Schriftrollen ist darauf zurückzuführen, dass sehr viele Gedanken,
die in der zweiten und dritten Gruppe der Schriften an Gedankengut im
neuen Testament erinnern. Von unschätzbaren Wert sind die Bibelhandschriften,
die bis ins vierte vorchristliche Jahrhundert datiert werden und die zum
Teil in althebräischer Schrift geschrieben sind und über 1000
Jahre älter sind als alle bisher bekannten Bibelhandschriften in
Hebräisch. Bis auf das Buch Esther sind alle biblischen Bücher
in Qumran vertreten, vom Psalmbuch sind 35 Exemplare entdeckt worden,
mit zum Teil unbekannten Psalmen. Michael Krupp
Jerusalems Araber aussperren
Zehntausende arabische Bewohner Jerusalems könnten
schon bald aus den 1967 von den Israelis willkürlich gezogenen neuen
Stadtgrenzen ausgesperrt werden. Als Bürger Jerusalems haben die
Palästinenser auf der israelischen Seite der Munizipalgrenzen das
Privileg eines "blauen Ausweises". Der verleiht ihnen zwar nicht
die israelische Staatsbürgerschaft und Wahlrecht, ermöglicht
ihnen aber völlige Bewegungsfreiheit in ganz Israel. Auf dieses Privileg,
allein wegen der Möglichkeit einen gutbezahlten Job auf der israelischen
Seite zu finden, anstatt sich dem Heer der 60 Prozent Arbeitslosen in
den palästinensischen Gebieten zuzugesellen, wollen nur die wenigsten
Jerusalemer Araber verzichten.
Als die Israelis in Abu Dis (Bethanien) im Osten sowie
im Norden Richtung Ramallah Zäune und Mauern errichteten, klagten
Kirchen, Christen und Palästinenser beiderseits des Sperrwalls, von
ihren Geschäftsmöglichkeiten und Familien abgeschnitten worden
zu sein. Die einen wollten weiter unbehindert nach Ramallah oder Bethlehem
unter palästinensischer Kontrolle reisen, während die "ausgesperrten"
Palästinenser sich beklagten, von Jerusalem abgeschnitten worden
zu sein.
Der bisherige wie der künftige Verlauf der Mauer
in Jerusalem dürfte fatale Folgen für die kleine christliche
Minderheit haben. Sie sind entweder von ihren Heiligtümern in der
Altstadt Jerusalems abgeschnitten, oder aber von der Geburtskirche in
Bethlehem. Der neue geplante Verlauf würde Gemeinden in Abu Dis nicht
mehr zerschneiden. Aber Jerusalem bliebe außerhalb ihrer Reichweite.
Zudem pflegen gerade Christen gute Geschäftsbeziehungen mit den Israelis,
was durch einen neuen Verlauf der Mauer erschwert würde.
Wie die israelische Zeitung Maariv berichtet, könnten
die verantwortlichen Israelis sich jetzt das Urteil des Obersten Gerichts
Israels zunutze machen, um möglichst viele Araber auszusperren. Gemäß
der Vorgabe des Gerichts, die Bewegungsfreiheit der Palästinenser
und ihre Lebensumstände möglichst nicht einzuschränken,
könnte das Aussperren möglichst vieler arabischer Viertel gerechtfertigt
werden. Dann würden kaum mehr Familienbande zerschnitten und die
Palästinenser wären unter sich. Bei den noch geheimen Beratungen
wurde argumentiert, dass der Zaun, gemäß dem Urteil, vor allem
die Sicherheit der Israelis garantieren solle. Im eingezäunten Jerusalem
gemäß den heutigen Stadtgrenzen würden aber noch etwa
190.000 Araber verbleiben. Von jenen drohe Gefahr, da sie mit Palästinensern
aus den Autonomen Gebieten kooperieren könnten, um Terroranschläge
zu verüben. Eine Aussperrung der meisten Araber würde diese
Gefahr mindern. Noch seien keine Beschlüsse gefasst.
Konkret würde eine Ausgrenzung der meisten arabischen
Viertel fast eine Rückkehr zur Teilung der Stadt wie in den 19 Jahren
der jordanischen Besatzung zwischen 1948 und 1967 bedeuten. Allerdings
würden die Altstadt Jerusalems mit ihren Heiligtümern (Grabeskirche,
El Aksa und Klagemauer) sowie die seit 1967 in Ostjerusalem errichteten
jüdischen Schlafstätte bei Israel bleiben. Ulrich W. Sahm
Eheregelungen in Israel
In Israel wie in fast allen Ländern des ehemaligen
osmanischen Reiches vermeidet der Staat eine Einmischung in die komplizierten
Ehegesetze der verschiedenen Religionen. Den anerkannten Religionen wird
völlige Hoheit in standesamtlichen Fragen wie Ehelichung und Begräbnissen
belassen. Die von den Geistlichen der Religionsgemeinschaften vorgenommenen
Eheschließungen werden vom Staat anerkannt.
Solange fast jeder Mensch Mitglied einer Religionsgemeinschaft
war, wie in dem 1917 zusammengebrochenen osmanischen Reich, bedeutete
diese Regelung große Religionsfreiheit. Doch im modernen Vielvölkerstaat
Israel mit geringeren religiösen Bindungen lässt sich diese
traditionelle Form der "Religionsfreiheit" kaum mehr aufrecht
erhalten. So sind heute interreligiöse Hochzeiten unmöglich,
weil jede der drei großen Gemeinschaften der Juden, Moslems und
Christen erwarten, dass beide Ehepartner der gleichen Religion angehören.
Eine Eheschließung ist erst dann möglich, wenn einer der Partner
zur Religion des Anderen konvertiert ist.
Ein großes Problem schuf die Masseneinwanderung
von "Juden" aus der ehemaligen Sowjetunion oder aus Äthiopien.
Ein Drittel der russischen Juden, schätzungsweise 300.000, galten
zwar in Russland als "Juden", etwa weil sie einen jüdischen
Vater hatten, sind es aber nicht nach herkömmlicher jüdischer
Auffassung, wo allein die Mutter ausschlaggebend ist, ob jemand ein Jude
ist oder nicht. Diese "jüdischen" Russen werden von der
israelischen Orthodoxie nicht anerkannt, können also nicht heiraten,
solange sie nicht eine formelle Konversion gemacht haben. Da sie aber
auch nicht Mitglieder der orthodoxen Kirche sind, bleibt ihnen als Alternative
nur die Hochzeit im Ausland. Ähnlich verhält es sich mit den
Äthiopiern. Problematisch ist ebenso deren Begräbnis, da alle
Friedhöfe des Landes im Prinzip von den Religionsgemeinschaften verwaltet
werden. Das Problem wurde akut, als unter Menachem Begin vietnamesische
"Boat People" ins Land geholt wurden im Rahmen einer humanitären
Geste. Als einige von ihnen starben, stellte sich heraus, dass der Buddhismus
in Israel eine nicht anerkannte Religion ist. Weltlich ausgerichtete Kibbuzim
boten ihre Totenäcker gegen Geld als Notlösung an, indem sie
Begräbnisse von solchen Problemfällen zuließen.
Die Forderung nach einer Einführung staatlicher Friedhöfe
und bürgerlicher Ehen soll vor allem jenen Menschen ein normales
Leben ermöglichen, die nicht in die traditionellen Kategorien passen.
Ebenso empfinden viele junge jüdische Israelis die alten Riten der
jüdischen Religion als abstoßend und wünschen deshalb
die Freiheit, auch ohne die Anwesenheit eines Rabbiners den Ehebund schließen
zu können, obgleich sie berechtigt wären, sich traditionell
zu verheiraten. Die meisten orthodoxen Rabbiner sind gegen eine Freigabe
der standesamtlichen Aufgaben, weil sie so einerseits ihr Monopol verlieren
würden, aber auch, weil sie sich um den "Bestand des jüdischen
Volkes" sorgen machen, wenn am Ende nicht mehr klar sei, wer rituell
als Jude anerkannt werden könnte. Ulrich W. Sahm
Fußball an Neujahr
Der Streit um das Fußballspiel Israel gegen Deutschland
im Stadion von Ramat Gan am Abend des jüdischen Neujahrsfestes ist
letztlich ein hausgemachter Skandal des israelischen Fußballverbandes.
Schon vor über einem Jahr waren alle Fußballverbände von
der Uefa aufgerufen worden, Bedenken und Einwände zu möglichen
Spielterminen einzubringen. Doch zu dem Zeitpunkt überstieg es die
Vorstellungskraft der israelischen Manager, dass ihre Mannschaft im Uefa-Cup
so weit aufsteigen könnte, dass es zu dem Spiel in Tel Aviv kommen
könnte.
Als schließlich klar war, dass das Spiel am Abend
des Neujahrsfestes stattfinden würde, ließen die Israelis erneut
Termine verstreichen und waren sich nicht einig, wie das Spiel verschoben
werden könnte. Wegen der Übertragungsrechte spielte da auch
viel Geld eine Rolle.
Ursprünglich sollte das Spiel am frühen Abend
stattfinden, also zu der Zeit, wo sich die jüdischen Familien zum
traditionellen Abendessen treffen. Da werden Apfelscheiben in Honig getunkt,
"um das neue Jahr zu versüßen". Dann kam der relativ
vernünftige Vorschlag, das Spiel auf den frühen Nachmittag zu
verlegen. Vernünftig war der Vorschlag vor allem deshalb, weil das
keinen Verstoß gegen das Religionsgesetz nach sich gezogen hätte.
Am Neujahrsfest gelten fast alle Verbote, die auch am Sabbat dafür
sorgen, dass fromme Juden weder Autofahren noch rauchen oder kochen. Jüdische
Feste und auch der Sabbat beginnen immer am Abend, nach Sonnenuntergang.
Doch dieser Vorschlag wurde wohl aus technischen Gründen
verworfen. Immerhin stimmte die Uefa zu, das Spiel erst am späteren
Abend stattfinden zu lassen. So sollte den israelischen Spielern ermöglicht
werden, das feierliche Abendessen im Kreise ihrer Familien einzunehmen.
Fromme Juden in Israel hatten versucht, das Spiel durch
einen Beschluss des Obersten Gerichts absagen zu lassen. Doch das Gericht
verweigerte eine Einmischung. Ulrich W. Sahm
DNA von Schafsknochen soll Bibliotheksgeheimnis
lüften
Der amerikanische Archäologe Randall Price will beweisen,
dass die Tote Meer Rollen in dem alten Wüstenkloster Qumran kopiert
worden sind und nicht Teil der Bibliothek des Tempels von Jerusalem. Unter
einem Sonnendach waren Jungarchäologen mit Pinseln und Plastikstäbchen
noch beschäftigt, ganz vorsichtig in Erde gehüllte Knochen freizulegen,
während Price das Ergebnis seiner Grabung einer Gruppe Journalisten
erklärt. Mit Plastikhandschuhen wurden die Knochen herausgelöst
und in Pappkartons auf Küchenaluminium gelegt. "Erstmals graben
wir hier in Qumran Tierknochen so steril wie möglich aus, um ihr
DNS prüfen zu lassen. Zähne sind echte Zeitkapseln. In einigen
Knochen ist sogar noch das Mark erhalten", erzählt Price.
Bei der diesjährigen Grabung auf dem Südplateau
der 2000 Jahre alten Siedlung entdeckte Price teilweise komplett erhaltene
Tongefäße. Sie waren mit Tierknochen und Tonscherben gefüllt.
"Da wurden offenbar die Reste von Tieren nach einem rituellen Mahl
regelrecht begraben. Die Tonscherben sollten wohl verhindern, dass Hunde
sie berühren und verunreinigen." Price sieht darin einen Beweis
für messianische Riten der Essenersekte.
Einige der Töpfe hätten als Kochtöpfe gedient,
wobei einer die gleiche Form hat wie jene Tontöpfe, in denen die
berühmten Tote-Meer-Rollen in Höhlen direkt unter diesem Plateau
versteckt worden waren. Sie sind 1948 wiederentdeckt worden und erregten
weltweites Interesse, weil es sich um eine riesige Bibliothek heiliger
und anderer Schriften aus der Zeit Jesu handelte.
Price will jetzt feststellen lassen, ob die Erbeigenschaften
in den gefundenen Knochen identisch sind mit DNS Strukturen, die man im
Pergament der Tote Meer Rollen identifizieren konnte. "Wenn wir nachweisen
können, dass die Pergamente aus Häuten der gleichen Schafsherde
stammen, deren Knochen hier rituell begraben worden sind, dann wäre
klar, dass die Rollen in Qumran kopiert wurden."
Unter den Journalisten und Archäologen, die zu der
Vorstellung gekommen waren, herrschten Zweifel. "Vielleicht hat da
jemand eine Suppe gekocht und den Topf mitsamt der Knochen nach dem Erdbeben
von 31 vor Chr. stehen lassen", meinte ein Journalist. Aber Price
ließ sich nicht in Verlegenheit bringen und sprang über ein
tiefes Loch, das möglicherweise der Zugang zu einer eingestürzten
Höhle war. Ganz unten in dem Erdloch hatte er einen weiteren tönernen
Kochpott mit Knochen entdeckt. Der Qumranforscher Steven Pfann wollte
bei dieser bemerkenswerten Entdeckung auch nur den gesunden Menschenverstand
walten lassen: "Vielleicht haben die damals ihre Suppe in einem tiefen
Loch aufbewahrt, weil es darin kühler war. Damals gab es noch keine
Kühlschränke."
Alle Funde, darunter auch drei winzige Münzen von
Alexander Jannai stammten aus der Periode vor 31 vor Chr. als Qumran durch
ein schweres Erdbeben zerstört wurde. Pfann meinte, dass es in Qumran
zehn verschiedene Besiedlungen gegeben habe. Nicht alle Bewohner Qumrans
seien Mitglieder der Essenersekte gewesen. Zeitweilig hätten in Qumran
wohl einfache Dattelbauern gelebt. Ein Beweis dafür seien zahllose
verkohlte Dattelkerne und ein 2000 Jahre alter Dattelstrunk, die Price
gefunden habe. Ulrich W. Sahm
Russische Juden trinken am liebsten
Messwein
Welchen Wein hat Jesus getrunken? Pater Abé vom
Trappistenkloster Latrun hat darüber noch nicht richtig nachgedacht.
"Die ältesten bekannten Traubenkerne sprechen dafür, dass
es ein Weißwein war. Aber der war wohl kaum klar sondern eher gräulich,
etwas süß und stark wie ein Hammer." In einem saalgroßen
Kühlschrank mit fünf Meter hohen Metallsilos füllt er ein
paar Gläser mit Pinot Gris. Er riecht vorsichtig an dem undurchsichtigen
grauen Wein. "Der ist erst in einem Jahr fertig" und fügt
lachend hinzu: "So hat wohl der Wein in Jesu Zeit ausgesehen, aber
gewiss ganz anders geschmeckt."
Für Pater Abé ist die Weinherstellung kein
Handwerk, sondern eine Kunst. In seinem Kloster auf halbem Weg zwischen
Jerusalem und Tel Aviv, an einer der strategischen Stellen des Landes,
wo seit Jahrhunderten schwerste Kämpfe ausgetragen wurden, werden
jedes Jahr etwa 400 Tonnen Weintrauben geerntet. Die Reben für den
Gewürztraminer, den Sauvignon oder Petite Sirah wurden aus Frankreich
"importiert". Da die Israelis ausländische Setzlinge für
zwei Jahre in Quarantäne tun, bleibt es das Geheimnis des Gottesmannes,
wie seine Mönche und einige arabische Arbeiter aus Ramallah und Ramle
doch immer wieder neue Sorten züchten.
35.000 Liter Wein produziert das Kloster Latrun durchschnittlich
im Jahr. 1893 kauften Mönche das erste Gebäude auf dem Gelände.
Es diente als Herberge für Pilger auf dem damals noch beschwerlichen
Weg von Jaffo nach Jerusalem. Heute rasen die Autos in Sichtweite über
die zentrale Autobahn Nr. 1 von Tel Aviv nach Jerusalem.
"Für die Qualität des Tropfens sind allein
die Trauben verantwortlich und ein klein wenig natürlich auch unsere
Herstellungstechnik", sagt Pater René, 55, aus der Bretagne,
"wo man Wein nicht produziert sondern nur trinkt". Pater Abé
habe immerhin das "Großziehen" von Wein von seinem Vorgänger
gelernt. Doch die kleinen Tricks, die notwendigen Expertisen, holen sich
die kelternden Mönche von jungen Winzern aus Frankreich oder auch
Experten, sogenannten Nenologen, die mal ein ganzes Jahr oder auch nur
für ein paar Wochen in der Abgeschiedenheit des Klosters verbringen.
In dem Hauptgebäude der Winzerei mit riesigen Metallsilos,
in denen der Rotwein gärt, wird die wohlriechende alkoholische Brühe
in primitivster Weise gekühlt. Während moderne Silos im Freien
in der orientalischen Sonne stehen können, doppelwandig sind und
mit einer Klimaanlage bei exakter Temperatur gehalten werden, etwa beim
israelischen Golanwein, gehen die Mönche mit höchst einfachen
Mitteln vor. Kaltes Wasser durchfließt zwecks Kühlung den gärenden
Rebensaft in einem Schlauch. Zudem hängen rund um die Silos nasse
Jutesäcke. Ein Ventilator bläst Luft auf die Säcke und
so entsteht Verdunstungskühle. Noch primitiver geht es nicht, aber
das Ergebnis, der in Flaschen abgefüllte Wein, spricht für sich.
"1927 haben wir mal bei einer Ausstellung in Jaffo den ersten Preis
gewonnen", lacht Pater René. "Wir produzieren Wein, weil
wir davon gut leben können. Wir stellen keine hohen Ansprüche.
Und das Geschäft läuft gut."
Ein Araber aus Ramallah "lüftet" gerade
den künftigen Rotwein. Aus dem Silo sprudelt der undurchsichtige
Rebensaft in einen Bottich aus Plastik während eine Pumpe ihn wieder
hinauf in das Silo transportiert. "Das Lüften des Weines ist
wichtig, damit er eine schöne rote Farbe erhält." Pater
René wurde durch Erfahrung ein Experte.
80 Prozent der Produktion wird im Laden am Klostereingang
verkauft. Im Park, unter Olivenbäumen, fallen israelische Familien
vor allem am Sabbat und an Feiertagen mit Kind und Kegel ein. Sie brutzeln
ihr mitgebrachtes Fleisch auf dem Grill, kaufen sich aber im Klosterladen
einen Grenache oder Riesling, vielleicht auch eine Flasche Olivenöl,
Honig oder Marmelade, von Brüdern eines Nachbarklosters. Die besten
Kunden seien ganze Busladungen russischer Juden. "Die kaufen am liebsten
unseren billigen Messwein. Die mokieren sich über koschere Weine
in jüdischen Läden", erzählt René. 15 Prozent
der Weinernte geht nach Jordanien. Nur an ausgewählte Klöster
in Jerusalem wie Dormitio liefert Latrun den Wein selber. Großhändler
müssen sich abholen, was sie für Restaurants Tel Aviv oder im
palästinensischen Ramallah benötigen.
Pater René stört es nicht, dass seine Weine
für fromme Juden tabu sind: "Um koscheren Wein herzustellen,
müssten fromme Juden den ganzen Prozess überwachen und ausführen.
Wenn ein Nichtjude offenen Wein berührt, verwandelt er sich automatisch
in Messwein und ist nicht mehr koscher. Ein Zehntel der Ernte muss Gott
geopfert, also weggeschüttet werden." Für René ist
entscheidender: "Wir wollen hier arbeiten, den Wein selber herstellen
und verkaufen, denn wir leben davon und verdienen so viel, dass wir Bedürftigen
in Gaza und anderswo helfen können."
Obgleich die Latrunweine in der französischen Tradition
stehen, kann man kaum von "französischen Weinen" aus dem
Heiligen Land reden. Gleichwohl ist der Gewürztraminer, ursprünglich
aus dem Elsass, durchaus ein Genuss. Der noch unfertige "graue"
Pinot verspricht ein guter Tropfen zu werden. Beachtenswerter sind die
Cognacs, einige 15 Jahre lang in Eichefässern gealtert, destilliert
aus "Resten und misslungenen Weinen".
Exklusiv ist das "Elixir", ein süßes
Teufelszeug aus Kräutern und Alkohol. Nur Pater Abé und zwei
weitere Brüder kennen das Geheimnis seiner Zusammensetzung. Nach
längerem Drängen verrät er unter vorgehaltener Hand, dass
von 15 Kräutern im Elixir nur wilde Minze, Salbei und Anis aus dem
Heiligen Land stammen, während Koriander, Melisse und "Angélique"
sowie andere Kräuter aus der Schweiz importiert werden. Ulrich W.
Sahm
Wo Johannes der Täufer taufte
Die Höhle war bis 1999 durch Gestrüpp fast unsichtbar.
"An einem nassen Wintertag führte mich Reuven Kalifon zu der
Höhle. Sie war fast bis zur Decke mit Erde gefüllt. Aber im
Putz nahe dem Eingang sah ich eine rohe Kritzelei, die Abbildung eines
Menschen. Er hatte einen Stab in der Hand, einen groben Lendenschurz und
eine betonte Haarpracht. Das konnte nur Johannes der Täufer sein."
Dr. Shimon Gibson hat seitdem unter strengster Geheimhaltung die Höhle
erforscht und von einer vier Meter hohen Erdschicht befreit. "Ich
wollte nichts vorzeitig veröffentlichen, um die Archäologie
nicht durch vorzeitige Publikationen zu blamieren."
Gleichwohl erkannte er schon früh, dass die Entdeckung
der Höhle eine Weltsensation sei. "Alles ist hier anormal",
sagt Gibson in dem Pfirsichfeld des Kibbuz Zuba, wo die künstliche
Höhle schon während der zweiten Eisenzeit, zwischen dem achten
und sechsten vorchristlichen Jahrhundert 24 Meter tief und etwa 4,5 Meter
hoch und ebenso breit in den Felsen geschlagen worden ist. Das ist die
Zeit des Königs Salomon und der biblischen Propheten. Der Archäologe
Egon Laas war mit der Untersuchung des wasserdichten "hydraulischen
Gipsputzes in vier Schichten" beauftragt: "Wir haben darin organische
Elemente gefunden. Zwei Institute untersuchen sie unabhängig voneinander.
Beide bestätigten identisch die zweite Eisenzeit als Alter."
Nur wieso wurde in der Zeit des Salomon irgendwo in der Landschaft, einige
Kilometer fern der nächsten Ortschaft eine sauber verputzte Zisterne
in den Fels gehauen. War es überhaupt eine Zisterne? Wahrscheinlich
nicht, denn üblicherweise wird durch ein Loch in der Decke das gesammelte
Wasser geschöpft. Doch hier führt eine monumentale Treppe mit
21 Stufen herab in das unterirdische Reservoir. Die Archäologen stehen
da noch vor rätseln.
Im ersten Jahrhundert, also zwischen Jesu Geburt und der
Zerstörung Jerusalems im Jahr 70, muss es einen intensive rituelle
Aktivität in der Höhle gegeben haben. Aus dem "archäologischen
Kontext" heraus, so Gibson, sei klar, dass in jener Zeit ein einzigartiger
Felsbrocken nahe dem Eingang gelegt wurde. Darin sind eine kleine Vertiefung,
ein kleiner Kanal und ein längliches Loch gemeißelt worden.
Ein linker Fuß, bis zur Schuhgröße 44 passt genau hinein,
nicht aber ein rechter Fuß. Der Stein kann nicht zur Fußwaschung
gedient haben. "Wahrscheinlich wurde der linke Fuß geölt."
Doch dafür gibt es keine jüdische Tradition. Bei den christlichen
Armenier wird allerdings an Gründonnerstag bis heute Butter oder
Öl unter die Füße der Priester gerieben.
Die nächste Überraschung waren Unmengen von
Scherben. "Wir fanden eine Viertelmillion Scherben und keinen einzigen
vollständigen Krug", erzählt Egon Laas. Der ganze Boden
war damit übersät. Keine einzige Scherbe wurde außerhalb
der Höhle gefunden. "So etwas haben wir an keiner anderen Stelle
erlebt", gesteht Laas. Die zahllosen zertrümmerten Krüge
hätten in der Periode Jesu auf dem Esstisch zum Eingießen von
Wasser gedient und etwa zwei Liter gefasst. "Die Zisterne ist viel
zu groß, um als typisches jüdisches Ritualbad gedient zu haben.
Die Treppe und der Ölungsstein zeigen, dass das Wasser auch nicht
hoch genug stand zum Untertauchen, wie das im jüdischen Ritualbad
üblich ist. So schließen wir auf einen uns unbekannten Ritus,
wobei mit dem Krug nur ein wenig Wasser geschöpft wurde. Vielleicht
wurde damit durch Übergießen getauft. Danach wurde der Krug
auf dem Boden zerschlagen." Gibson ist weniger vorsichtig. Für
ihn steht fest, dass Johannes der Täufer, im zwei Kilometer entfernten
Ein Kerem geboren, hier einen Taufritus ausführte, der sich von den
jüdischen Traditionen abhob. Egon Laas, der "nur das erklären
kann, was ich finde und sehe", kann Gibsons Theorie zwar nicht bestätigen:
"Aber wir haben auch nichts gefunden, was dieser Theorie widersprechen
würde."
Im elften Jahrhundert, just bei der Ankunft der Kreuzfahrer
aus Europa, endet abrupt die rituelle Verwendung dieser Höhle. Offenbar
waren auch die ortsansässigen Christen vor den mordenden Kreuzfahrern
geflüchtet. Die Kreuzfahrer wussten, dass es in der Gegend eine Höhle
mit einer Johannes-Tradition gab. Aber sie fanden sie nicht und niemand
verriet ihren Standort. In einem Kilometer Entfernung fanden sie eine
andere Höhle, errichteten über ihr ein Kloster und nannten sie
"Johannes in der Wüste". Archäologen stellten fest,
dass nichts bei dieser anderen Höhle auf eine Verwendung vor dem
12. Jahrhundert hinweise. "Wir haben hier also eine ununterbrochene
christliche Tradition um eine Höhle des Johannes. Nur wanderte die
Tradition unter den Kreuzfahrern zur Hauptstraße zwischen Jerusalem
und der Küste. Ulrich W. Sahm
Israel soll Palmsonntagsprozessionen
ermöglichen
Der amerikanische Senator Rick Santorum, ein "katholischer
Freund Israels", wie die israelische Zeitung Haaretz in ihrer Online
Ausgabe berichtet, habe in einem Brief an Ministerpräsident Scharon
gefordert, wieder die Palmsonntagsprozessionen in Jerusalem zu ermöglichen.
Die 10 Meter hohe Mauer in Abu Dis im Osten Jerusalems, versperrt die
alte Straße nach Jericho, über die Jesus nach Jerusalem eingezogen
ist. Jenseits dieser Mauer liegt das traditionelle Grab des Lazarus, über
dem 1883 eine franziskanische Kirche errichtet worden ist Unter der Kirche
gibt es Weinpressen, Zisternen und 2000 Jahre alte Gräber mit Rollsteinen
als Türen. Von dieser Stelle begann immer an Palmsonntag die Prozession
entlang der Via Dolorosa zur Grabeskirche in Jerusalem. Die Mauer macht
den Fußweg direkt nach Jerusalem unmöglich. Der Umweg im Auto
über Maaleh Adumim und einem Tunnel unter dem Scopusberg würde
über eine halbe Stunde dauern.
Wie die israelische Zeitung schrieb, hätten "israelische
Beamte" mit "christlichen Stellen" schon Gespräche
aufgenommen, um einen Durchgang in der Mauer nahe dem Grab des Lazarus
zu schaffen.
Der amerikanische Senator bestätigt Israel Recht
auf die Schutzmauer, aber sie dürfe nicht christliche religiöse
Traditionen verhindern. Santorum äußerte sich auch erfreut
über eine Wiederaufnahme der Gespräche zwischen dem Vatikan
und Israel seit Juli. Doch diese Gespräche machten keinen Sinn, so
der Amerikaner, wenn die israelische Delegation keine Vollmacht habe,
über den Verlauf des Sperrwalls zu verhandeln.
Nach Angaben des "Haaretz" habe auch der Vatikan
Druck auf Israel ausgeübt, durch die Mauer christliche Traditionen
nicht zu behindern. Doch weder bei israelischen Stellen noch bei der Nuntiatur
in Jerusalem war es möglich, dafür eine Bestätigung zu
erhalten. Ulrich W. Sahm
Anschlag auf Jerusalems Tempelberg
befürchtet
"Die akute Gefahr eines Anschlags jüdischer
Extremisten auf dem Tempelberg Jerusalems ist heute größer
als jemals zuvor." Zachi Hanegbi, der israelische Minister für
innere Sicherheit, äußerte diese "beängstigende"
Prognose im israelischen Fernsehen. Rechtsextremistische wie fundamentalistische
Juden planen nach Angaben des Ministers einen Anschlag auf die Heiligen
Stätten des Islam auf dem Tempelplatz, dem Felsendom und der El Aksa
Moschee, um so den politischen Prozess eines Abzugs aus Gaza und einer
Abtrennung Israels von den Palästinensern zu stoppen.
Der ehemalige Polizeichef Jerusalems, Arieh Amit, sagte
dazu in einem Rundfunkinterview, dass der Minister mit diesen Informationen
nicht an die Öffentlichkeit getreten wäre, wenn er nicht "konkrete
Informationen über die Planungen" eines solchen Anschlags hätte.
"Die Mischung aus religiösem Fanatismus und politischem Extremismus
ist normalerweise das Rezept für ein großes Unglück",
sagte Amit. Er erwähnte den "fanatischen" Literaturprofessor
Hillel Weiss, der Gruppen um sich vereinige, die auf den Ruinen der muslimischen
Heiligtümer einen jüdischen Tempel errichten wollten.
Unter rechtsgerichteten Juden, so Amit, habe sich viel
"Frustration" über die Fortschritte bei Scharons Rückzugsplänen
aufgestaut. "Für die kommt das einem Ende der Welt gleich."
Ein Anschlag auf dem Tempelberg sei für diese Gruppen ein "vorzügliches
Werkzeug, diesen politischen Prozess zu stoppen".
Amit sagte weiter, dass der Geheimdienst und die Polizei
"enorme Anstrengungen" machten, um einen solchen Anschlag zu
verhindern. Auf dem Tempelberg gebe es eine Polizeistation mit einer Sondereinheit
der "Schutzpolizei für Heiligen Stätten". Der Tempelberg
sei bestens abgesichtet, sagte Amit, aber "die größte
Gefahr geht von jenen aus, die wir nicht kennen, und die von außen
auf die Moscheen mit Raketen oder Mörsern schießen könnten."
Amit warnte, dass ein Erfolg dieser Extremisten "höchste Gefahr
in einer Zeit ohnehin angespannter Beziehungen zwischen Israel und der
arabischen Welt birgt." Er prophezeite einen "echten Heiligen
Krieg der Moslems gegen die Juden" im Falle eines gelungenen Anschlags.
1969 hatte ein christlicher Fundamentalist aus Australien,
Michael Rohan, die El Aksa Moschee in Brand gesteckt. In den achtziger
Jahren versuchte der "Jüdische Untergrund" Sprengstoff
unter den Felsendom zu schmuggeln, wurde aber rechtzeitig verhaftet. Ende
der neunziger Jahre verhinderte die Aufmerksamkeit eines deutschen Korrespondenten
den bislang nicht veröffentlichten Versuch einer radikalen Gruppe,
den Felsendom von der Luft aus zu bombardieren. Mitglieder dieser Gruppe
sagten, dass sie die "Apokalypse" herbeiführen wollten.
Sie wüssten, dass eine Zerstörung des Felsendoms einen Weltkrieg
auslösen könnte. Das würde aus ihrer Sicht das Kommen des
Messias beschleunigen. Ulrich W. Sahm
Gesuchte Terroristen im Geburtshospital
versteckt
Im Matheser Geburtshospital "Zur Heiligen Familie"
in Bethlehem hielten sich über ein Jahr lang zwei von Israel gesuchte
Terroristen versteckt. Eine Sondereinheit der israelischen Armee erfuhr
von Adnan Abajat, Befehlshaber der Arafat nahestehenden Tanzim-Gruppe
in Bethlehem, stürmte am Dienstag das Hospital und verhaftete Abajat
sowie Ratab Ali Nabhan. Bei der Festnahme wurde geschossen, aber niemand
wurde verletzt.
Aus israelischen Militärkreisen verlautete, dass
Abajat seit Oktober 2000 an zahlreichen Überfällen und Hinterhalten
beteiligt gewesen sei. Er habe sechs israelische Soldaten und Polizisten
erschossen. Bei anderen Überfällen wurden drei israelische Zivilisten
getötet und eine schwangere Frau schwer verletzt. In dem Versteck
im Hospital entdeckten die Israelis große Mengen Munition, Gewehre
und andere Waffen. "Wir fanden in dem Hospital in Bethlehem größere
Mengen Munition und Sprengstoff als nach wochenlangen Razzien im Stadtkern
von Nablus, der als Hochburg des Terrors gilt", sagte ein Offizier.
In Bethlehem hieß es, dass der dänische Oberarzt
und andere Mitarbeiter von den Tätigkeiten Abajats auf dem Gelände
des von Frankreich finanzierten Hospitals vermutlich gewusst hätten.
In einer offiziellen israelischen Erklärung heißt
es, dass ein Teil des Hospitalpersonals den palästinensischen Kämpfern
geholfen habe, während das übrige Personal und die Patienten
"durch deren aufgezwungene Anwesenheit gefährdet wurden".
In einem Bericht des zweiten israelischen Fernsehen am
Dienstag Abend hieß es: "Tausende Christen sind inzwischen
aus Bethlehem und Umgebung geflohen, weil sich palästinensische Kämpfer
ihnen aufzwangen und die Christen als menschliche Schutzschilde missbrauchten."
Gemäß der vierten Genfer Konvention verliert
ein Hospital seinen Status als geschütztes Objekt, sowie es von bewaffneten
Kämpfern benutzt wird.
Der 31 Jahre alte Abajat sei im April 2002 zusammen mit
anderen Kämpfern in der Geburtskirche eingeschlossen gewesen. Doch
sei es ihm gelungen, durch den israelischen Belagerungsring zu entkommen.
Wenige Monate später wurde er zum Chef der Tanzim-Kämpfergruppe
in Bethlehem ernannt.
Wie die Zeitung Jedijot Achronot berichtet, habe das israelische
Militär am Dienstag Morgen das Hospital umstellt und gleichzeitig
die Hospitalleitung von dem bevorstehenden Überfall unterrichtet,
um die Arbeit des Krankenhauses nicht zu beeinträchtigen und um zu
verhindern, dass sich die gesuchten Kämpfer in die Krankzimmer flüchten.
Mit Lautsprechern seien sie aufgefordert worden, sich zu ergeben, was
sie nach vier Stunden getan hätten. Ulrich W. Sahm
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