Kreuzfahrerkirche kein Teil von
Talmudhochschule
Der Richter des Obersten Gerichts in Israel, Salim Jubran,
hat den Staat davor gewarnt, die deutsche Kreuzfahrerkirche im jüdischen
Viertel der Jerusalemer Altstadt in den Händen der Talmudhochschule
(Jeschiva) "Esh Hatora" zu belassen. Jede Veränderung der
Baukonstruktion der mittelalterlichen Kirchenruine werde scharfen Protest
von vatikanischer Seite und Deutschland hervorrufen. Die Hochschule hatte
geplant, dort ein Gästehaus zu errichten.
Vor fünf Jahren hatte die Entwicklungsgesellschaft
des jüdischen Viertels in der Altstadt die Kirchenruine "Kirche
und Herberge der Heiligen Maria und der deutschen Ritter" der Talmudhochschule
überlassen. Diese hatte als erste Maßnahme das Gelände
geschlossen und eine Mesusa, einen jüdischen Türsegen, am Eingang
anbringen lassen. Auf heftige Proteste aus dem Ausland, unter anderem
vom katholischen deutschen Ritterorden war das Gelände für Besucher
wieder geöffnet und die Mesusa entfernt worden.
Die Kirchenruine ist das einzige Wahrzeichen in Jerusalem,
das sich vom deutschen Ritterorden erhalten hat. Gerichte haben inzwischen
entschieden, dass das Gelände nicht verändert werden darf. Die
Talmudhochschule weigert sich aber, den Verkauf rückgängig zu
machen. Jetzt ist die Jerusalem Stiftung vor das Oberste Gericht gegangen
und fordert die zwangsweise Annulierung dieses Geschäfts. Der Staat
hat jetzt noch einmal eine Frist erhalten, die Sache zu überdenken.
Kontroverse Diskussion über
Heilige Stätten
In Haifa und in dem arabischen Großdorf Baka Al-Garbie
ist eine zweitägige internationale Konferenz zum Thema "Konfrontation
und Co-Existenz an den Heiligen Stätten - Religiöse, politische
und rechtliche Aspekte im israelisch-palästinensischen Kontext"
zu Ende gegangen. Die Konferenz wurde unter anderem von der Israel Interfaith
Association getragen. Die über vierzig Referentinnen und Referenten
diskutierten teilweise sehr kontrovers die Situation um die Heiligen Stätten.
In der israelischen Presse wurde besonders der Vertreter des Vatikans,
Monseigneur David Jaeger, erwähnt, der die alte Forderung nach einer
Internationalisierung Jerusalem erhob, eine Forderung, die der Vatikan
seit Jahren nicht mehr erwähnt hat.
Jaeger, ein vom Judentum konvertierter Christ, wusste
nicht viel Gutes über die Haltung Israels und der palästinensischen
Verwaltung in Betreff Heiliger Stätten zu berichten. Beide seien
unfähig, sie, wie das Gesetz es vorschreibt, zu verwalten, deshalb
müsse die alte UNO-Resolution von 1947 endlich verwirklicht werden,
die eine Internationalisierung Jerusalems vorsieht. Auch andere Gesprächspartner
machten es den Zuhörern nicht leicht. Palästinenser, wie der
Präsident der christlich-islamischen Gruppe El Lika, Giryis Khouri,
beschuldigte die Israelis, Kirchen entweiht zu haben, auch noch nach 1948.
Jüdische Sprecher bemängelten das fehlende Feingefühl für
die jüdische Vergangenheit auf dem Jerusalemer Tampelberg.
Interessanter waren die Analysen der Konflikte um die
Heiligen Stätten und der Versuch, die Ursachen dafür zu ergründen,
denn dies seien zugleich die Ursachen für den israelisch-palästinensischen
Konflikt überhaupt. Jitzhak Reiter vom Jerusalem Institut für
Israel-Studien, einer der Organisatoren der Konferenz, schilderte an zwei
Beispielen, den Patriarchengräbern in Hebron und dem Samuel-Grab
nördlich von Jerusalem wie unterschiedlich die Konfliktsituation
verlaufe, die erste fühte zur totalen Konfrontation, die andere zu
einer gemeinsamen Verehrung von Juden und Arabern der allen gleich wertvollen
Heiligen Stätte.
An einer Fülle von Einzeldarstellungen der Konflikte
um Heilige Stätten im nahöstlichen Raum wurde herausgestellt,
dass die staatlichen Organe, die israelischen wie die palästinensischen,
durch Nichterkennung der sich anbahnenden Probleme Konflikte nicht beseitigt,
sondern eher geschaffen haben. Dass die Konferenz in einer jüdisch-arabischen
Stadt, in der Universität in Haifa, und in einem rein moslemischen
Großdorf, in einer moslemisch-theologischen Hochschule, abgehalten
werden konnte, wurde von einigen Besuchern als hoffnungsvolles Zeichen
für die Zukunft angesehen. Eine weitere Vernachlässigung der
Fragen um die Heiligen Stätten, die schon einmal den Friedensprozess
in Camp David II zum Scheitern gebracht haben, könnte das Zusammenleben
der Menschen in diesem Raum noch mehr gefährden als dies ohnehin
schon der Fall sei.
Dietrich Bonhoeffer nicht als "Gerechter
der Völker" anerkannt
Das Oberste Gericht hat eine Entscheidung der Holocaust
Gedenkstätte Yad Vashem bestätigt, den evangelischen Theologen
und Märtyrer, Dietrich Bonhoeffer, der am 9.4. 1945 im KZ Flossenbürg
von den Nazis wegen seines Widerstandes gegen das Naziregime hingerichtet
wurde, nicht als "Gerechten der Völker" anzuerkennen, da
er die strikten Vorschriften für die Vergabe des höchsten Prädikats
des Staates an Nichtjuden nicht erfülle.
Als "Gerechter der Völker" wird jemand
anerkannt, der unter eigener Lebensgefahr Juden in der Zeit des Dritten
Reichs gerettet hat. Zwar habe Bonhoeffer eine Jüdin, Charlotte Friedenthal,
ins Ausland gebracht und so gerettet, dies sei aber nicht unter Lebensgefahr
für Bonhoeffer selbst geschehen, außerdem sei Frau Friedenthal
Judenchristin gewesen. Yad Vashem erkennt die Rettung von Judenchristen
nicht an, weil nicht klar ist, ob die betreffende Person als Jude oder
als Christ gerettet worden ist.
Fund einer jüdischen Siedlung
In der Nähe des Flüchtlingslagers Shuafat nördlich
von Jerusalem an der alten Römerstraße von Jerusalem nach Neapolis
(Nablus) haben Archäologen eine jüdische Siedlung ausgegraben,
die in der Zeit zwischen den beiden Aufständen, der Revolte gegen
Rom (67-70 n.Chr.) und dem Bar-Kochba-Krieg (133-135) bestand. Bisher
hatte man angenommen, dass die Römer im Großraum Jerusalem
den Verbleib von Juden nicht gestattet haben. Die aufgefundene Siedlung
ist 4 km von der Jerusalemer Altstadt entfernt.
Der jüdische Charakter wurde auf Grund aufgefundener
Steingefäße, wie sie nur von Juden wegen der strikten Reiheitsbestimmungen
benutzt wurden, festgelegt. Die jüdische Gemeinschaft war vermutlich
im Dienst der in der Nähe stationierten römischen Armee. Aufgefundene
Krüge von aus dem Ausland importierten Wein weisen nach Ansicht der
Archäologen auf einen gewissen Reichtum der jüdischen Bevölkerung
hin.
Staatempfang für die christlichen
Kirchen ohne christliche Respons
Zum ersten Mal in der Geschichte des Staates hat der traditionelle
Neujahrsempfang für die Oberhäupter der christlichen Kirchen
in Israel ohne christliche Respons stattgefunden. Der Staatspräsident
sprach und lud darauf zum Empfang ein. Die christliche Respons blieb aus,
um einen Affront zu vermeiden. Der christliche Vertreter, der auf die
Rede des israelischen Präsidenten zu antworten hat, ist traditionell
der griechisch-orthodoxe Patriarch als Vertreter der alteingesessenen
Kirche in Israel/Palästina. Der war aber als Patriarch nicht eingeladen,
weil vom Staat nicht anerkannt, so unterblieb die Rede und die Blamage.
Erschienen war der von der Kirche abgesetzte Patriarch,
Ireneos I, in vollem Ornat und in Begleitung einer kleinen Schar von Getreuen.
Alle anderen Griechen hatten die Zeremonie geschnitten, so auch der neu
gewählte Patriarch, Theophilos III, der nur als "Bischof"
eingeladen worden war.
Irineos I war Anfang des Jahres von der Synode des unabhängigen
Patriarchats von Israel, Jordanien und Palästina abgesetzt worden,
weil ihm vorgeworfen wurde, heimliche Bodengeschäfte mit einer jüdischen
Gruppe getätigt zu haben. Dies bestreitet der Patriarch bis auf den
heutigen Tag und kämpft um seine Rehabilitierung. Aber außer
Israel haben alle anderen involvierten Staaten, außer Jordanien
und die palästinesische Verwaltung auch Griechenland und der ökumenische
Patriarch von Konstantinopel (Istanbul) die Absetzung von Irineos und
die darauf erfolgende Wahl von Theophilos anerkannt.
Wenn diese Affäre auch das Hauptgespräch unter
den eingeladenen Kirchenobehäuptern war, öffentlich zur Sprache
kam sie nicht. So blieb zur Diskussion die Rede des Staatspräsidenten,
Mosche Katzav, die sich hauptsächlich mit dem Chaos in der palästinensischen
Verwaltung und der Bereitschaft Israels, zu einem Frieden mit den Palästinensern
zu kommen. Der Präsident nannte das Oslo Abkommen von 1993 und den
Abzug aus Gaza im letzten August als deutliches Zeichen der Friedensbereitschaft
von Israels Seite. Er lobte Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas,
warnte aber vor zunehmendem Terror und Chaos in den palästinensischen
Gebieten.
Die palästinesischen Vertreter hörten mit stummer
Miene der Rede des Präsidenten zu, begannen aber eine heftige Diskussion
mit dem Präsidenten nach Abschluss des offiziellen Teils. Der lateinische
Patriarch, der Palästinenser Michel Sabach, diskutierte über
5 Minuten lang aufgeregt und emotional mit dem Präsidenten und warf
ihm vor, zu einseitig die Friedensliebe der Israelis gegenüber dem
palästinensischen Terror betont zu haben.
Bildunterchrift zum angehängten Bild: Der Präsident
des Staates Israel Moshe Katzav, stößt mit dem lateinischen
Patriarchen Michel Sabach und dem abgesetzten griechisch orthodoxen Patriarchen
Ireneos I auf das Neue Jahr an.
Israel befreit Feministin vom Militärdienst
Israel hat eine Rekrutin, die aus feministischen Gründen
den Militärdienst verweigert, vom Militärdienst befreit als
"unfähig für den Militärdienst". Adin Halili,
19, hatte erklärt, Militärdienst sei untrennbar mit sexueller
Belästigung, so dass es ihr als Feministin nicht möglich sei,
in der Armee zu dienen. Außerdem wolle sie sich für eine Entflechtung
des Militarismus im öffentlichen Leben in Israel einsetzen. Die Befreiung
kam, nachdem sie zuvor zwei Wochen für ihre Verweigerung eingekerkert
war.
Wenige Christen in Israel
Rechtzeitig zum Weihnachtsfest und zum Jahresende hat
das Amt für Statistik eine Aufstellung über die Anzahl der Christen
in Israel, einschließlich Jerusalems, veröffentlicht. Demnach
ist die Zahl der Christen absolut gewachsen, relativ zur Gesamtbevölkerung
aber weiter gesunken. Es gibt 146.000 Christen in Israel, das sind 2,1
Prozent der Bevölkerung. 1949 gab es nur 34.000 Christen, sie machten
aber 2,9 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. 1972 waren es 73.800,
2,3 der Gesamtbevölkerung. 119.000 Christen sind Araber, 27.000 Einwanderer
aus der ehemaligen Sowjetunion aus Polen und Rumänien, die auf Grund
jüdischer Verwandter ins Land gekommen sind.
98 Prozent der Christen Israels leben in Städten.
34 Prozent der Christen und Juden sind unter 19 Jahre alt, verglichen
mit 53 Prozent der moslemischen Bevölkerung. Der Bildungsgrad der
Christen ist der höchste im Land und übersteigt auch den jüdischen
Bevölkerungsteil. 66 Prozent der Christen haben das Abitur, bei den
Juden sind es 56 Prozent und bei den Moslems und Drusen 46 Prozent.
Straße aus der Zeit Jesu entdeckt
Die Straße, die vom Siloahteich zum Tempelberg führt,
ist in voller Länge ausgegraben worden. Teile der Straße, die
der König Herodes gebaut hat, sind schon von Archäologen im
19. Jahrhundert entdeckt worden. Bei Abwässerungsarbeiten unterhalb
des Siloahteichs wurde im vorigen Jahr der ursprüngliche Siloahteich
unterhalb des jetzigen entdeckt. Der ursprüngliche Teich ist weit
größer als der jetzige, der aus byzantinischer Zeit stammt.
Der Teich, den Jesus im Neuen Testament erwähnt, umfasste ca. 4000
qm. In der Folge der Ausgrabungen des Teichs, die noch nicht abgeschlossen
sind, wurde auch die originale Straße, die noch das Pflaster aus
der Zeit Jesu aufweist, entdeckt.
In der angrenzenden Davidstadt wurden weitere wichtige
Funde gemacht. Unter anderem wurden 40 Siegel aus der Anfangszeit der
israelitischen Königszeit, der Könige David und Salomo entdeckt.
Bisher wurden nur Siegelabdrücke aus der Ende der Zeit des Ersten
Tempels, kurz vor der ersten Zerstörung Jerusalems, aus der Zeit
des Propheten Jeremias, gefunden. Die Fülle der Siegel sowie das
Auffinden monumentaler Bauwerke aus der frühen Königszeit belegen
die wichtige Rolle, die Jerusalem seit der Eroberung durch König
David eingenommen hat.
Lateinischer Patriarch gegen die
Sperrmauer
Der lateinische Patriarch, Michel Sabbah, hat die Sperrmauer,
die Israel zur Zeit errichtet, um sich vor palästinenischen Terroranschlägen
zu schützen, als völlig nutzlos bezeichnet. In dem Dorf Abud
pflanzte er an der Spitze von 1000 Demonstranten Mitte Dezember einen
Olivenbaum genau an der Stelle, an der die Mauer errichtet werden soll.
"Wir beten für die Beseitigung der Mauer und die Rückgabe
von unserem und eurem Land", sagte das Oberhaupt der katholischen
Kirche im Heiligen Land.
Bisher sind 35 Prozent des Sicherheitszaunes, wie Israel
Mauer und Zaun bezeichnen, der einmal die gesamte Westbank umgeben soll,
fertiggestellt. Palästinenser bezeichnen den Mauerbau als Landraub
an den Stellen, wo er in palästinensisches Gebiet hineingeht, und
als einseitige Festlegung der zukünftigen Grenzen zwischen Israel
und einem palästinensischen Staat.
Gericht entscheidet für
entführte Kinder
Ein israelisches Familiengericht in Beer Sheva hat die
von Israel nach Italien und wieder nach Israel zurückentführten
Kinder einer israelisch-italienischen Familie dem Vater zugesprochen und
hat sich damit gegen die Entscheidung eines italienischen Gerichts gestellt,
dass die Kinder der Mutter in Italien zugeprochen hatte.
Der Vater, ein Beduine aus dem Negev, hatte während
seines Medizinstudiums in Italien seine zukünftige Frau, eine italienische
Krankenschwester in der Ausbildung, kennen gelernt. Nach Ende des Studiums
war das Paar vor 8 Jahren nach Israel umgesiedelt. 2002 hatte die Mutter
mit den zwei Kindern der Ehe, heute 10 und 12 Jahre alt, Israel verlassen
und hatte aus Italien ihrem Mann mitgeteilt, dass sie und die Kinder nicht
zurückkehren werden. Gleichzeitig begann sie einen Scheidungsprozess.
Der Mann verklagte die Frau vor einem istalienischen Gericht
und forderte die Rückkehr der Kinder entsprechend den Haager Konventionen
ziviler Aspekte internationaler Kindesentführungen. Das Gericht entschied
zugunsten der Frau und stellte fest, dass den Kindern Schaden zugeführt
werde, wenn sie ohne Mutter aufwachsen müssten, da die Mutter erklärt
habe, dass sie nie nach Israel zurückkehren werde.
Vor drei Monaten entführte darauf der Vater die Kinder
zurück nach Israel, wo ihn das Gericht zwar der Kindesentführung
beschuldigte, ihm aber gleichzeitig die Kinder zusprach und zwar unter
Respektierung des Willens der Kinder. Eine Kinderpsychologin hatte herausgefunden,
dass das Mädchen unter keinen Umständen nach Italien zurückkehren
und der Bruder sich nicht von seiner Schwester trennen wollte.
Lautes Bibelvorlesen Abiturfach
Das israelische Erziehungsministerium hat entschieden,
dass lautes Bibelvorsingen, wie im Synagogengottesdienst üblich,
Abiturfach in säkularen Schulen sein soll. Für korrektes Vorsingen
im mündlichen Abitur erhalten die Schüler 8 Punkte von 100 der
generellen Abiturnote. Mindestforderung ist, dass 6 Verse aus dem ersten
Buch Mose gelesen werden.
Das biblische Hebräisch unterscheidet sich nur unwesentlich
von dem modernen Alltagshebräisch. Trotzdem bereitet es zusehends
Schülern Schwierigkeiten. Die Schule will durch das neue Abiturprüfungsfach
die Vielfalt des Hebräischen unter den Schülern und in der Öffentlichkeit
fördern. Außerdem wird eine Kommission eingerichtet, die die
Bibelkenntnis und Bibelliebe in der säkularen israelischen Öffentlichkeit
fördern soll. An ihrer Spitze steht der Richter des Obersten Gerichts,
Mishael Cheshin. Der 38köpfigen Kommission sollen Vertreter aller
Bereiche des öffentlichen Lebens sowie der Medien angehören.
Israel verurteilt Inthronisation
Die israelische Regierung hat in einer Eingabe an das
Oberste Gericht die Inthronisation des griechisch-orthodoxen Patriarchen
Theophilos III Ende November verurteilt und das Gericht gebeten, auf Grund
dessen die Klage des Patriarchen gegen den Staat zurückzuweisen.
Theophilos hatte den Staat auf Grund der Nichterkennung seiner Wahl zum
Patriarchen zuvor verklagt, worauf das Gericht den Staat verpflichtet
hatte, innerhalb eines Monats darauf zu antworten.
In dem Schreiben an das Gericht bezeichnet der Staat Theophilos
als "Metropolit von Tabor", dem früheren Titel des Patriarchen
und den abgesetzten Patriarchen Irineos als "Seine Heiligkeit, den
griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem". Der Staat argumentiert,
dass Israel nur den Patriarchen Irineos I anerkannt habe, nicht aber Theophilos
und dass seine Inthronisation vor dem Ende des gerichtlichen Verfahrens
unakzeptabel sei. Das Patriarchat ließ durch seinen Rechtsanwalt
Moghrabi mitteilen, dass die Inthronisation eine rein innerkirchliche
Angelegenheit sei, bei der der Staat nichts zu sagen habe. Trotzdem habe
man den Staat vorher darüber informiert.
Der Streit im griechisch-orthodoxen Patriarchat dauert
bereits mehrere Monate, seitdem bekannt wurde, dass der frühere Patriarch,
Irineos I in illegale Immobiliengschäfte verwickelt ist, was er bestreitet.
Er war vor einigen Monaten von der Synode der orthodoxen Kirche abgewählt
und ein neuer Patriarch gewählt worden. Das Kirchenrecht sieht vor,
dass ein Patriarch durch die jeweiligen Regierungen bestätigt werden
muss.
Antikes Gefängnis ausgegraben
Ein antikes Gefängnis aus spätrömischer,
frühbyzantinischer Zeit ist in Tiberias am See Genezareth asusgegraben
worden. Zwei unterirdische Gefängniszellen in einer Größe
von 2,7 x 1,8 m kamen ans Tageslicht. Die Zellen gaben einer unbestimmten
Zahl von auf ihren Prozess Wartenden Unterkunft. Die Zellen weisen eine
Bank auf und ein Fenster, durch das Anverwandte ihre Gefangenen versorgen
konnten. Eine staatliche Verpflegung gab es nicht.
Es handelt sich um die bisher best erhaltensten antiken
Gefängsnisräume, die in Israel entdeckt wurden. Sie werfen ein
Licht auf die katastrophalen Verhältnisse, denen Untersuchungsgefangene
bis zum Beginn ihres Prozesses ausgesetzt waren. Stellen im Neuen Testament
über die Verhaftung des Paulus oder Petrus sind so besser verständlich.
Gefängnisse für Verurteilte gab es nicht, weil das zu teuer
für den antiken Staat war. Verurteilte wurde entweder hingerichtet
oder zur Zwangsarbeit in den Minen verdammt.
Neuer griechisch-orthodoxer Patriarch
Der neue griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III
ist Ende November unter starker internationaler und kirchlich-ökumenischer
Beteiligung in der Grabeskirche in sein Amt eigeführt worden.Die
israelische Polizei sorgte für einen reibungslosen Ablauf der Zeremonie
und des anschließenden Empfangs, während eine andere Polizeiabteilung
den abgesetzten Patriarchen Irineos I in der Patriarchatswohnung bewachte.
Die Jerusalem Post druckte ein Interview mit Irineos ab, der seiner Hoffnung
Ausdruck gab, dass Israel als ein Rechtsstaat ihn nicht fallen lassen
würde.
Der höchstrangige Gast war der griechische Staatspräsident
Karolos Papoulios, begleitet von einer Delegation von Ministern der griechischen
Regierung. Ebenso nahmen der palästinenische Präsident Mahmoud
Abbas (Abu Masen) und ein hochrangiger Vertreter der jordanischen Regierung
an der Zeremonie teil. Jordanien und die palästinensische Verwaltung
gehören zu dem Verwaltungsbezirk des Jerusalemer Patriarchen. Beide
haben den neuen Patriarchen anerkannt und dem alten ihre Anerkennung entzogen.
Israel hat beides bisher nicht getan.
Nach einem noch aus der türkischen Zeit stammenden
Kirchengesetz müssen die jeweiligen Regierungen der Amtseinsetzung
des Patriarchen zustimmen. Solange Israel den neuen Patriarchen nicht
anerkennt, kann er keine rechtsgültigen Verträge unterzeichnen.
Theophilos wirft dem israelischen Staat vor, ihn mit der Unterzeichnung
von langfristigen Verpachtungsverträgen über Grundbesitz an
eine jüdische Firma, die der alte Patriarch vorgenommen haben soll,
erpressen zu wollen. Die griechisch-orthodoxe Kirche ist der größte
Grundstückbesitzer im Heiligen Land.
Mosaikvilla in Caesarea
Schon in der Antike wusste man zu leben. Wer reich war
und Einfluss hatte, sicherte sich den besten Platz in der Stadt, auf einem
Hügel, nahe am Meer mit einer leichten Brise vom Meer und einem unvergleichbaren
Blick auf die Küste und den Hafen. Man konnte von seinem Schlafgemach
die Schiffe ankommen und abfahren sehen. Und natürlich war das Haus
weit und geräumig für die vielen Gäste. Geblieben ist von
all dieser Pracht einer solchen Villa nur der reich verzierte Mosaikfußboden.
Eine solche Villa wurde jüngst in Caesarea ausgegraben.
Caesarea war von Herodes dem Großen gebaut worden und zu Ehren Caesar
Augustus benannt. Sie war die heidnische Konkurrenz zu Jerusalem und seitdem
Sitz der römischen Verwaltung und später der byzantinischen.
Der Hafen von Caesarea wurde der wichtigste Palästinas und das Amphitheater
direkt am Meer fasste 20.000 Zuschauer. All dies überblickte die
aufgefundene Villa am Meer.
Entdeckt wurde sie bereits vor 50 Jahren, als eine israelische
Armeeeinheit hier einen Unterstand einrichtete, um die gesamte Küste
von Caesarea unter Beobachtung zu haben. Beim Ausgraben eines Schützengrabens
stieß man auf ein Mosaik, das seltsame Vögel darstellte. In
der Not der Zeit und um die Dinge nicht zu komplizieren schüttete
man alles schnell wieder zu und meldete lediglich den Archäologen
den Fund.
Diese haben nun das ganze Gelände ausgegraben und
eins der schönsten und best erhaltensten Mosaiken des Landes in einem
Privathaus ans Tageslicht gebracht. Sie haben es konserviert, einen Zaun
darum errichtet und es dem Publikum zugänglich gemacht, das sogar
darauf herumspazieren darf.
Das 16 x 14,5 m große Mosaik enthält in seinem
Zentrum 120 Medaillons. Jedes Medaillon stellt einen anderen Vogel dar,
Wildvögel der Region, Pfauen, Gänse, Enten, allerlei Wasservögel
und Pelikane. Ringsherum auf einem Fries finden sich Tierdarstellungen,
wilde Tiere, wie sie einst in Palästina gelebt haben oder von den
Römern zu Schauspektakeln ins Land gebracht worden waren. Darunter
befinden sich Wölfe, Hunde, Gazellen, Antilopen. Leoparden, Löwen
und Elephanten.
Dieses Mosaik stellte den Innenhof der Villa dar. Der
Eingang war mit geometischen Mustern verziert. Von den Gebäudeteilen
ist nichts übrig geblieben. Auch Inschriften hat man nicht gefunden
und waren vorraussichtlich auch nicht vorhanden. So werden wir den Namen
des Erbauers oder wer hier gelebt und residiert hat, nicht erfahren. Die
Archäologen gehen davon aus, dass es ein Christ war, vielleicht der
christliche Herrscher der Stadt, denn in der byzantinishen Zeit wurde
Caesarea als Regierungsstadt am frühsten christlich, nachdem das
Christentum zur Staatsreligion erklärt worden war.
Auf den christlichen Hintergrund weist auch ein aufgefundener
Mosaiktisch hin, der einzigartig ist und nicht dergleichen in der byzantinischen
Welt aufweist, wie der Restaurator, Jaques Neguer, sagt. Der Tisch stand
im Obergeschoss und ist bei der Zerstörung der Villa im Jahr 638
bei der Eroberung Caesaqreas durch die Moslems auf das Mosaik im Innenhof
gefallen. Hier haben ihn die Archäologen gefunden. Seine Platte setzt
sich aus mit Gold durchzogenen Glassteinchen zusammen, die in besonderer
Weise gebrannt wurden und einzeln mit einem Blumenmotiv oder einem Kreuz
gestempelt worden waren.
Der Tisch wird zur Zeit in Jerusalem restauriert und wird
dann im Israelmuseum ausgestellt werden. Die Villa wird dann nur ihrenMosaikfußboden
repräsentieren können. Dieser aber lohnt einen Besuch allzumal.
Da die Villa sich außerhalb des Nationalparks Caesareas befindet,
muss man sie in der freien Natur suchen zwischen den Sanddünen und
den Waldstücken, die die Küste säumen. Hinweisschilder
gibt es bisher nicht, aber der eingezäumte Hügel etwas südlich
vom Hafen auf dem Weg zum alten römischen Wasseräquadukt weist
den Weg.
Neue Methode der Beseitigung von
Synagogen
Das israelische Militär hat eine neue Form gefunden,
wie mit den Synagogen in aufgegebenen jüdischen Siedlungen umzugehen
ist. In Sa-Nur in der Westbank wurde die Synagoge, die erst kurz vor der
Zwangsevakuierung fertiggestellt worden war, begraben. Ein riesiger Erdhügel
wurde über der Synagoge aufgehäuft, unter dem sie völlig
verschwand. Die Snagoge konnte nicht demontiert und sollte nach Regierungsbeschluss
nicht zerstört werden. Nach dem "Begräbnis" wird sich
jetzt das Militär aus dem Gebiet zurückziehen. Anders allerdings
als im Gazasteifen bleibt das Militär in der Westbank präsent.
Die Synagoge in einer anderen aufgegebenen Westbanksiedlung, Kadim, konnte
vollständig demontiert und nach Israel überführt werden.
Seit Oktober 2005 ist Michael Krupp im Auftrag des
kirchlichen Außenamtes der EKD zunächst für ein halbes
Jahr in Belgrad, um dort den Aufbau einer evangelischen deutschsprachigen
Gemeinde vorzubereiten. Über elektronische Medien wird er auch dort
die Ereignisse in Israel verfolgen und darüber berichten.
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