Informationen aus Israel

von Michael Krupp, z.Z. Belgrad

 

Israelischer Antisemiten Antikarikatur Wettbewerb

Als Reaktion zu dem ausgeschriebenen iranischen Wettbewerb für Holocaust-Karikaturen ist ein israelischer Karikaturist auf die Idee gekommen, selbst einen Wettbewerb zwischen jüdischen Karikaturisten zu veranstalten über die besten antisemitischen Karikaturen.

Amitai Sandorovich, Karikaturist der Zeitung Yedioth Aharonot argumentiert: "Eine starke Nation muss über sich lachen können, und die jüdische Nation kennt eine lange Geschichte jüdischen Humors, der sich selbst verulkt." In der arabischen Presse fänden sich täglich widerwärtige antisemitische Karikaturen, das beste sei es mit Humor darauf zu entgegnen.

Sandorovich hat auf seiner website (www.boomka.org) den Wettbewerb am 14. des Monats veröffentlicht und bereits zahlreiche Karikaturen bekommen. Manche sind nicht besonders, sagt er, aber manche seien gut. Die meisten machen sich über die arabischen antisemitschen Karikaturen und Verschwörungstheorien lustig. Er sammelt für einen Preis für die beste Karikatur. Eine Karikatur zum Wettbewerb findet sich auf der Website von ihm. Einige der Karikaturen sollen später dort veröffentlicht werden.

Neues Oberhaupt der größten Kirche in Israel

Zum Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche von Galiläa ist Elias Chacour ernannt worden. Die griechisch katholische Kirche ist eine unabhängige Kirche, die dem Vatikan untersteht. Sie ist die größte Kirche in Israel mit 55.000 Gläubigen. Chacour wird Nachfolger von Erzbischof Butros Mualem, der 2002 mit der Erreichung des Höchsalters in dieser Kirche von 75 Jahren zurückgetreten ist. Seitdem war dieser Posten vakant.

Die griechisch-katholische Kirche orientiert sich an den Kirchengrenzen des türkischen Reichs, zu dem Palästina einmal gehörte. Demnach untersteht Palästina mit zwei Provinzen, Nord und Süd, dem Patriarchat von Antiochien. Chacour wurde gemeinsam vom Patriarchat Antiochien und dem Vatican aus einer Anzahl von Kandidaten ausgewählt. Die griechisch-katholische Kirche erstarkte im Nahen Osten nach der russischen Revolution von 1917, nachdem die orthodoxe ihren Schutzpatron verlor und zahlreiche orthodoxe Gemeinden sich geschlossen der unierten griechisch-katholischen Kirche anschlossen. Liturgie und Sprache entspricht der orthodoxen Kirche. Alle Gläubigen sind Araber.

Elias Chacour ist einer der fähigsten Männer dieser Kirche in Israel. Er wurde 1939 in Bir Am, einem Dorf an der libanesischen Grenze geboren. Er wurde zusammen mit allen Bewohnern dieses ausschließlich christlichen Dorfes nach der Staatsgründung von der israelischen Armee vertrieben mit dem Versprechen, nach Beruhigung der Verhältnisse zurückkehren zu können. Obwohl das oberste israelische Gericht 1951 die Rückkehr anordnete, hat das Militär bis heute diese Rückkehr verhindert. So wurden die Bürger von Bir Am zu Flüchtlingen im eigenen Land. Die meisten Bürger des Dorfes leben heute im benachbarten Dorf Jisch (Dschisch ausgesprochen, das jüdische Dorf Gush Halav in römischer Zeit).

Chacour studierte wie die meisten Kleriker dieser Kirche in Paris und später in Jerusalem, hier besonders die antiken Sprachen Aramäisch und Syrisch, die Muttersprache Jesu. Chacour war der erste Araber, der an der Hebräischen Universität promovierte. In seiner Jerusalemer Zeit war Chacour sehr aktiv in interreligiösen Kreisen, dem Rainbowkreis und dem Israel-Interfaith Committee. Anfang der siebziger Jahre kehrte Chacour nach Galiläa zurück, wurde Priester in Ibbilin, gründete hier ein angesehenes Gymnasium, das 2003 zur ersten arabischen Universität in Israel umgeformt wurde und mehrere tausend Studenten unterrichtet, meist Christen und Moslems, aber auch Juden offensteht. Die Hälfte des 28 köpfigen Lehrkörpers sind Juden.

Chacour ist ein kämpferischer christlicher Palästinenser, der sein Leben lang die Sache der palästinbensischen Bevölkerung im Judenstaat vertreten und dafür gefochten hat. Zum neuen Oberhaupt seiner Kirche gewählt sagte er, sein Hauptanliegen werde es sein, für die Aussöhnung zwischen den Bevölkerungsgruppen zu arbeiten und den Dialog zu forcieren. Von den zahlreichen Büchern, die meist in Französisch und Englisch erschienen, sind einige auch ins Deutsche übersetzt, 1988 "Und dennoch sind wir Brüder", 1993 "Auch uns gehört das Land". Ein Film über ihn unter dem Titel "Elias Chacour, Prophet im eigenen Land" wurde von verschiedenen deutschen Fernsehanstalten ausgestrahlt.

Orthodoxer Messerstecher zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt

Das Jerusalemer Bezirksgericht hat einen ultraorthoxen Juden wegen versuchten Mordes zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Jishai Schlissel hatte im letzten Sommer drei Partizipanten der "Schwulen- und Lesben Parade" mit Messerstichen leicht bis mittelschwer verletzt, bevor er von anderen Teilnehmern überwälitgt und der Polizei übergeben werden konnte. Schlissel leugnete vor Gericht die Tat nicht und bekannte, er habe "für Gott morden wollen. Wir können in unserem Land solche Greuel nicht dulden." Das Gericht verurteilte ihn weiter zu umgerechnet 50.000 Euro Schmerzensgeld für die Verletzten.

Die seit einigen Jahren durchgeführte Parade hat bei jüdischen orthodoxen Kreisen heftigste Ablehnung hervorgerufen. Dieses Mal hatten sich aber auch kirchliche und moslemische Oberhäupter dem Protest angeschlossen. 2005 sollte auch die internationale Parade in Jerusalem stattfinden, war aber von den Organisatoren auf Bitten der Polizei auf 2006 verschoben worden, um nicht mit dem Rückzug der jüdischen Siedler aus dem Gazastreifen zur selben Zeit zu kollidieren, der die gesamte Aufmerksamkeit der Polizei in Anspruch nahm. Die Organisatoren gaben aber ihren festen Entschluss bekannt, sie in diesem Jahr in Jerusalem veranstalten zu wollen.

Israel und Palästina nach dem Wahlsieg der Islamisten

Damit hatte niemand gerechnet, nicht einmal die Hamas selbst, die Liste der palästnensischen Islamisten. Sie errang bei den Wahlen am 25.1. des Jahres 74 von den 132 Sitzen des palästinensischen Parlaments und damit die absolute Mehrheit. Fatach, die Partei des verstorbenen Präsidenten Jasser Arafat war nur auf 45 gekommen.

Dies war ein Schock, zuerst natürlich für die Fatach, dann auch für die Israelis und für die freie Welt überhaupt, die auf den erneuten Beginn von Friedensverhandlungen in der Region gesetzt hatten, nachdem sich auch für die israelischen Wahlen am 28.3. des Jahres ein Wahlsieg für die friedensbereite Seite der israelischen Öffentlichkeit abzuzeichnen begann.

Die Hamas, eine Abkürzung für das arabische "Die islamische Widerstandsbewegung", war 1978 im Gazastreifen gegründet worden unter der Duldung der israelischen Besatzer, die sich ein Ausgleich zur alles beherrschenden Fatachbewegung von Arafat versprachen. Hamas begann als sozial-religiöse Bewegung, machte sich beliebt durch Einrichtung von Kindergärten, Suppenküchen und dergleichen für die ärmere islamische Bevölkerung. 1991 gündete sie einen militärischen Zweig, der bald zur größten palästinensischen Terrorgruppe emporstieg und zahlreiche israelische Opfer forderte.

Hamas hat immer eine Anerkennung Israels und damit das Osloer Abkommen von 1993 abgelehnt und die Befreiung ganz Palästinas von den "Ungläubigen" gefordert. Nachdem aber durch Terror dem israelischen Feind doch nicht beizukommen war, hatte man sich für einen politischen Kampf entschieden und sich entschlossen, an den palästinensischen Wahlen im Januar 2006 teilzunehmen. Der Vorteil für die israelische Seite an diesem Schritt war zumindest kurzfristig die Absage der gefürchteten Organisation, auf Terrorakte bis zu den Wahlen zu verzichten, und tatsächlich war die Terroraktivität in Israel im Jahr 2005 auf ihrem niedrigsten Stand seit den Ausbruch der zweiten Intifada im Oktober 2000.

Die Verlautbarungen der Hamas nach den Wahlen unterschieden sich nicht wesentlich von den Parolen von früher. Das war auch nicht anders zu erwarten. Aber neben den Ankündigungen, das islamische Gesetz zum Staatsgesetz zu machen, versicherten Politiker der Hamas, dass man keinen Verschleierungszwang einführen und die Bürgerrechte der christlichen Minderheit achten wolle. Wenn man Israel auch niemals anerkennen werde, so könne man doch über eine langfristige Duldung reden, wenn Israel bereit sei, auf die Grenzen von 1967 zurückzugehen, alle Gefangenen freilasse und die palästinensischen Flüchtlinge zurückkehren dürften.

Israel und die westlichen Staaten, die die palästinensische Verwaltung bisher finanziell unterstützt haben, haben es unmissverständlich klar gemacht, dass diese Unterstützung nur weitergehen wird und Verhandlungen geführt werden können, wenn die Hamas einer Entwaffnung ihrer Milizen zustimmt, auf Terror verzichtet, die bisher getroffenen Verträge mit Israel einhält und Israels Existenzrecht anerkennt. Hamas Politiker haben schon erklärt, dass man sie mit Geld nicht kaufen könne und dass man genügend Unterstützung von den islamischen und arabischen Staaten erhalten werde, an der Spitze Iran und Syrien.

Besonders heikel ist die Lage der Christen in den palästinensischen Gebieten. Sie haben sich überproportional politisch bei der Fatach betätigt, 25 Prozent der Fatachführung ist christlich, obwohl der Prozentsatz der Christen in der palästinensichen Bevölkerung nur gerade 3 Prozent beträgt. All dies, um die Lage der Christen in einem palästinensischen Staat unter säkularer Führung abzusichern. Das steht nun in Frage. Es gibt natürlich keine christlichen Politiker in der Hamas. Christliche Führer der Palästinenser wie der lutherische Bischof Munib Jounan haben sich bisher sehr vorsichtig ausgedrückt mit dem Tenor, dass man die politische Entwicklung abwarten müsse, ob sich nicht auch die Hamas, wie viele frühere Terrororganisationen politisch geworden mäßigen werde. So hoffen auch die meisten der Israelis, denn auch die Mehrheit der Palästinenser ist nach einer Umfrage nach den Wahlen weiterhin wie die israelische Bevölkerung für einen Ausgleich und für Frieden.

"Projekt Jesuspark" bei Kapernaum soll weiter gehen

Trotz der israelischen Weigerung mit dem evangelikalen Fernsehprediger Pat Robertson zusammenzuarbeiten, soll das "Projekt Jesuspark" am See Genezareth weiter gehen. Israel hatte kurz vor der Unterzeichnung des 50 Millionenprojekts die Zusammenarbeit mit dem Hauptpartner Robertson abgebrochen nach dessen Anti-Scharon Bemerkungen, dass die Krankheit des Premierministers Gottes Strafe für den Rückzug aus Gaza sei.

Israels Touristenminister Avraham Hirchson sagte, man werde versuchen, mit anderen christlichen Gruppen das Projekt fortzusetzen. Initiatoren des Projekts versprechen sich bis zu einer Million christliche Besucher und Einnahmen von 1,5 Milliarden Dollar jährlich. Das Projekt soll 40.000 Arbeitsplätze schaffen. Israel will den christlichen Betreibern des Projekts das Gelände kostenlos zur Verfügung stellen. Auf dem hügligen Gelände zwischen Tabgha, Kapernaum, dem Berg der Seligpreisungen und Korazim soll eine Art Jesus-Disneyland entstehen, das Christen Leben und Wirken Jesus in der Gegend, in der es stattgefunden hat, näherbringen soll.

Pat Robertson hat sich inzwischen für seine Aussagen entschuldigt. In einem Brief an Scharons Sohn, Omri, schreibt Robertson unter anderem: "Meine Sorge um die zukünftige Sicherheit ihres Volkes hat mich Bemerkungen machen lassen, die im Nachherein unangebracht und unsensibel waren im Licht der allgemeinen Trauer über den Gesundheitszustand ihres Vaters." Israel hat die Entschuldigung zur Kenntnis genommen, gleichzeitig aber verlauten lassen, dass es nicht denkt, weiterhin Robertson an dem Projekt zu beteiligen.

Mittelalterliche Synagoge in Portugal entdeckt

Die mittelalterliche Synagoge des berühmten spanischen Rabbiners Isaak Aboab ist in Porto, Portugal entdeckt worden. Die Synagoge kam bei Reparaturarbeiten in einem alten Haus im ehemaligen Judenviertel zum Vorschein. Das Haus, wie die meisten Häuser des Judenviertels, kam Ende des 15. Jahrhunderts in den Besitz der katholischen Kirche. Das Haus sollte jetzt in ein Altersheim verwandelt werden. Hinter einer Geheimwand wurde der Toraschrein entdeckt. Nach alten Dokumenten steht das Haus genau an der Stelle, an der sich die Synagoge von Aboab befunden haben soll.

Aboab war 1492, dem Jahr der Vertreibung der Juden aus Spanien, mit einigen Hundert Juden nach Porto geflohen und hatte hier politisches Asyl erhalten. 5 Jahre später ereilte allerdings auch die Juden in Portugal das Schicksal der spanischen Juden, indem sie zwischen Zwangstaufe oder Vertreibung zu wählen hatten. Viele Juden ließen sich zwangstaufen, praktizierten aber unter Todesgefahr als Kryptojuden weiter ihren jüdischen Glauben im Verborgenen. Heute gibt es Tausende von Nachkommen dieser Kryptojuden, so auch in Porto. Sie stellten das Gesuch an die katholische Kirche, die Synagoge als Museum über das Schicksal der Juden und Kryptojuden in Portugal umzugestalten.

Happy end einer orthodoxen Affäre

Ajala Amar, die Tochter des orientalischen Oberrabbiners, Schlomo Amar, ist verheiratet. Die Hochzeit fand unter Beteiligung zahlreicher hoher Gäste, Parlamentarieren und Rabbiner statt. Alles, was Rang und Namen hat, einige Tausend, waren erschienen, darunter der Staatspräsident Moshe Katzav. Nicht erschienen war der Bruder der Braut, Meir. Die Polizei erlaubte es ihm nicht. Er war vor einer Woche zu 32 Monaten Gefängnis verurteilt worden wegen Nötigung und Entführung des damaligen Verehrers der Rabbinertochter, den sie im Internet kennengelernt hatte.

Ajala ist gerade 19 Jahre alt, ihr frischvermählter Mann 24, Barak Ben Nissan. Damit ist das, was in der Presse als "die Affäre der Rabbinertochter" bezeichnet wurde, zu einem glücklichen Ende gekommen. Anfang des letzten Jahres hatte die Tochter und die Entführung ihres Verehrers Schlagzeilen gemacht. Ajala hatte einen Verehrer, den sie im Internet kennen gelernt hatte und mit dem sie sich traf, eine Schande für die Familie des Oberrabbiners. Obwohl der junge Mann, damals 17 Jahre, durchaus ein anständiger Mann war, Schüler einer Talmudhochschule und aus demselben Milieu wie die Tochter des Rabbiners.

Meir, das schwarze Schaf der Familie und ein Aussteiger aus der Orthodoxie, der die meiste Zeit bei arabischen Freunden in einem Dorf der Nachbarschaft wohnte, wollte endlich einmal etwas Gutes für die Familie tun und hatte mit zwei arabischen Freunden den jungen Freund entführt. Die drei Männer hatten die damals achtzehnjährige Tochter des Oberrabbiners gezwungen, sie zu ihrem Freund zu bringen. Sie hatten ihn dann in dem arabischen Dorf und später im Haus des Oberrabbiners gedemütigt und gequält, um ihn davon abzubringen, weiterhin Kontakt mit der Tochter des Oberrabbiners zu unterhalten.

Der Frau des Rabbiners wurde vorgeworfen, die drei Männer um halb vier morgens in das Haus gelassen zu haben, ihnen Kaffee gemacht zu haben und nichts gegen die weitere Quälerei des jungen Mannes, dessen Name nicht bekannt gemacht ist, getan zu haben, obwohl sie gewusst hat, dass der junge Mann gegen seinen Willen festgehalten wurde.

Das ist nun alles vergessen, die Frau war zwar vom Gericht gerügt, aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden, wie zuvor der Oberrabbiner selber, der in besagter Nacht seelenruhig in seinem Zimmer geschlafen haben will. Der junge Verehrer wurde mit einer Geldbuße aus dem Haus des Oberrabbiners entgolten. Und Ajala ist glücklich verheiratet. "Gott sei Dank", sagte ein anderer Bruder der Braut, Elijahu Amar, hat die "Affäre" die Reputation unserer Schwester nicht geschadet, "sie ist jetzt mit einem der feinsten jungen Männer verheiratet".

Als deutscher protestantischer Pfarrer in Belgrad

Seit Oktober sind meine Frau und ich in Belgrad mit dem Auftrag des kirchlichen Außenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die kirchliche Situation in Belgrad und Serbien zu untersuchen mit dem Hintergrund der eventuellen Einrichtung einer dauerhaften seelsorgerlichen Betreuung protestantischer Deutscher oder Deutschsprechender in dieser Region.

Ich selbst bin Pfarrer im Ruhestand und habe die letzten 37 Jahre im Auftrag meiner Kirche in Jerusalem, Israel, zugebracht. Ich habe in Deutschland und in Israel evangelische Theologie, Judaistik und Islam studiert. Ich war die ersten Jahre Leiter der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste in Israel, später Studienleiter des Theologenprogramms der EKD "Studium in Israel" und Dozent an der Hebräischen Universität Jerusalem für rabbinische Literatur (Mischna, Talmud, Midrasch) und frühes Christentum, Korrespondent der Nachrichtenagentur epd (Evangelischer Pressedienst) und u.a. Präsident der Israel Interfaith Association (Gespräch zwischen Juden, Christen und Moslems). Meine Frau, Daniele, eine Französin, war jahrelang Journalistin am israelischen Rundfunk. Die Gemeinde in Jerusalem hat mich in einem Gottesdienst im September des letzten Jahres feierlich nach Belgrad entsandt.

Zuerst also ging es darum, die kirchliche und interreligiöse Situation in Belgrad und Serbien kennen zu lernen. Hierbei waren mir die Konrad Adenauer Stiftung Belgrad und die Deutsche Botschaft Belgrad besonders behilflich. Die Konrad Adenauer Stiftung hat unter der hervorragenden Leitung des an den Religionen interessierten Leiters Dr. Lamers eine Reihe guter Veranstaltungen durchgeführt, bei denen wir eine erste gute Kenntnis der religiösen Situation vermittelt bekamen. Die beiden MitarbeiterInnen, Jelena Jablanov-Maksimovi und Saša Had iahmetivi waren besonders in der Anfangsphase unseres Aufenthaltes intensiv um uns bemüht. Die deutsche Botschaft stellte ihren ausgezeichneten Kenner der religiösen Verhältnisse in Serbien, den orthodoxen Theologen Ivica Tuci , zur Verfügung, der mir zahllose Begegnungen ermöglichte, angefangen beim orthodoxen Patriarchen, dem Mufti und dem Rabbi von Belgrad, den Häuptern der verschiedensten Kirchengemeinschaften, dem katholischen Erzbischof in Belgrad, sowie dem reformierten und lutherischen Bischof, beide in der Voivodina. Aber auch die Vertreter der Freikirchen, Baptisten, Adventisten und andere lernte ich in der ersten Zeit kennen. Besonders eindrucksvoll war für mich der Besuch bei den Adventisten, die über eine Kirche mit 800 Plätzen verfügen, die bei jedem Gottesdienst voll sein soll. Auch die drei baptistischen Gemeinden haben weit mehr als die Lutheraner und Reformierten in Belgrad zusammen genommen.

Ob es genügend an evangelischen Gottesdiensten interessierte Deutsche oder Deutschsprechende gibt, ließ sich nur in der Praxis, mit abgehaltenen Gottesdiensten, erweisen. Ich hatte zuvor 200 deutsche Firmen angeschrieben, die in Serbien tätig sind. Einige Deutsche im Gottesdienst entstammten denn auch diesem Bereich. Einige schrieben zurück, sie seien zwar eine deutsche Firma, hätten aber kein deutsches Personal.

Das erste Problem war, für die Gottesdienste einen Raum zu finden. Zwar haben alle Freikirchen ihre Räume angeboten, aber ich war in dieser Frage zurückhaltend. In den katholischen Kirchen, zu deren internationalen Gottesdiensten wir selber gingen, gab es zwar guten Willen, aber auch Bedenken. Die ehemals deutsche Kirche in Zemun, die als Nachtklub in den letzten Jahren missbraucht worden war mit einer Bar im Altarraum, lauschigen Sitzecken in den Nischen der Kirche und schwer heizbar schien mir für ein an deutsche Verhältnisse gewohntes Publikum schwer zumutbar zu sein. Dass auch alle anderen Kirche kaum geheizt werden und dass die Kälte zur Opferbereitschaft der Gläubigen gehören soll, habe ich dann im Laufe der Zeit zur Genüge kennen gelernt.

Ich dachte zuerst an die deutsche Botschaft, wo ja häufig im Ausland Gottesdienste stattfinden, wenn es keine protestantischen Kirchen gibt, so zum Beispiel auch im benachbarten Bulgarien in Sofia. Aber der Botschafter lehnte ab. So fand der erste Gottesdienst im Dezember am Dritten Advent im Goethe Institut statt. Immerhin waren über vierzig Menschen gekommen, Familien mit Kindern, Botschaftsangehörige, Lehrer, Eltern und Schüler der deutschen Schule. A propos deutsche Schule. Hier freute man sich ebenso endlich einen deutschen Pfarrer zu haben und übertrug mir eine Unterrichtseinheit in der 9. und 10. Klasse, Thema, "der interreligiöse Dialog", ein Thema auch aktuell im ehemaligen Jugoslawien.

An Weihnachten sollte eigentlich nichts stattfinden, da fast alle Deutschen auf Heimaturlaub waren, denn Deutschland ist ja nicht so weit. Trotzdem, wenige Verbliebene forderten etwas zu Weihnachten. Nachdem es mir nicht möglich war, rauszubekommen, ob es irgendwo zu Heilig Abend einen Gottesdienst gab, veranstalteten wir selbst einen, zusammen mit der slowakischen lutherischen Gemeinde. Und diesmal in der Zemunkirche, die die Slowaken seit zwei Jahren benutzen dürfen. Wir hatten die Kirche schön hergerichtet in dreitägiger Arbeit, Schlösser repariert oder angebracht, die Toilette in Stand gesetzt und einen Weihnachtsbaum aufgestellt. Die slowakische Gemeinde hatte riesige Vorhänge spendiert, die die Bar abdeckten. Alles in allem war wieder eine Kirche entstanden, die auch den Deutschen gefiel, so dass wir beschlossen, hier künftig die Gottesdienste abzuhalten. Der erste fand im Januar statt mit 20 Gottesdienstbesuchern, der nächste soll am 19. Februar und der vorerst letzte dann am 19 März sein. Im anschließenden Gespräch war zu spüren, dass die, die gekommen waren, wirklich froh waren über die neue Möglichkeit evangelische Gottesdienste in Deutsch zu haben. Eine Familie, die in der Nähe wohnt, hat für den kommenden Gottesdienst im Anschluss daran zu sich nach Hause eingeladen.

Inzwischen hatte mich die reformierte Gemeinde in Novisad, gebeten, hier einen deutschen Gottesdienst zu halten. Der erste fand am 5. Februar statt, am 5. März soll er in der lutherischen Kirche in Novisad gehalten werden und der vorerst letzte am 2. April. In Novisad waren es viele Kirchenbesucher, an die fünfzig. Damit hatte niemand gerechnet. Der reformierte Pfarrer sagte, nur 10 davon gehörten zu seiner Gemeinde, die anderen hatten wohl lange keine Kirche mehr besucht und wollten vielleicht sehen, was es damit auf sich habe. Der nächste Sonntag wird zeigen, wie groß das wirkliche Interesse an deutschen evangelischen Gottesdiensten hier ist.

Jedenfalls ist deutlich, dass es mehr Deutsche in der Voivodina gibt, als ich angenommen hatte. Es gibt aber keinen protestantischen Pfarrer aus dieser Gruppe der Donauschwaben, nur einen katholischen, Jakob Pfeifer in Od aci, der auch Priester in Apatin ist und dort Gottesdienst unter anderem in Deutsch hält. Bei einem Besuch bei ihm machte es den Eindruck, als freue er sich über die Präsenz eines evangelischen Kollegen. Deutsche Gottesdienste soll es auch noch in Verbas und in Subotica geben, allerdings nicht regelmäßig. Nach Subotica bin ich demnächst eingeladen und werde dort in Erfahrung bringen, wie das verläuft.

Noch einige Worte zu der Kirche in Zemun und zu den protestantischen Gemeinden in Belgrad. Die Kirche in Zemun ist zur Zeit die einzige protestantische Kirche im Raum Belgrad. Die Stadtkirche in Belgrad selbst, ebenfalls eine ehemalige deutsche Kirche, ist von einem renommierten Theater, Bitlef, besetzt. Zur Benutzung bleibt so nur die Kirche in Zemun. Hier trifft sich die slowakisch lutherische Kirche, der Gottesdienst ist in Slowakisch, zumindest ein Deutscher beteiligt sich regelmäßig an den Gottesdiensten, obwohl sein Slowakisch sehr schlecht ist. Die Kirche gehört der Stadt Belgrad und wird von der Munizipalität Zemun, wo bei den letzten Wahlen die Radikalen gewonnen haben, verwaltet. Kürzlich ist sie unter Denkmalschutz gestellt worden und sie soll, wie es in der Verlautbarung der Behörde heißt, wieder sakraler Benutzung dienen. Den Slowaken und einer Volkstanzgruppe ist sie inzwischen in einjährigen Verträgen zur Benutzung überlassen. Die Slovaken halten hier regelmäßig Gottesdienst, haben aber keinen Pfarrer, so dass ein serbischer Theologe, Luka Ilic, der in Holland Theologie studiert hat und dort auch ordiniert wurde, ehrenamtlich diesen Dienst übernimmt. Seine Frau, Angela, ist von der Gemeinde als Organistin angestellt. Sie spielte bisher auch in allen deutschen Gottesdiensten. Im März geht das Paar zu einem Deutschstudium an der Volkshochschule Reutlingen nach Deutschland.

Der slowakisch-lutherische Bischof schätzt die Instandsetzung der Zemunkirche auf 30.000 Euro. Wenn er die hätte oder eine Zusage dafür, sagte er mir, könne er auch einen langfristigen Vertrag mit der Stadt erreichen. Vor allem müsste das Mobilar des Nachtclubs raus aus der Kirche und die Zwischendecke, die die Kuppel verdeckt. Der Besitzer des Nachtclubs ist aber bankrott gegangen und untergetaucht, so dass niemand wagt, etwas anzurühren, weil er dann mit Forderungen kommen könnte.

Protestantische Gottesdienste gibt es im Raum Belgrad sonst noch in ungarischer Sprache (reformiert) in einem Wohnhaus im 5.Stock und in einer katholischen Kirche gibt es anglikanische Gottesdienste. Es wäre wünschenswert, wenn es gelingen würde, die Zemunkirche zurückzubekommen und zu renovieren und allen Protestanten zur Benutzung zur Verfügung zu stellen. Wenn dann entschieden werden sollte, einen deutschen Pfarrer auf Pensionärsbasis wie in Sofia nach Belgrad zu schicken, könnte hier auch die deutschsprechende Gemeinde angesiedelt werden. Für die Einrichtung einer solchen Stelle gibt es meiner Ansicht nach inzwischen genügend gute Gründe.

Seit Oktober 2005 ist Michael Krupp im Auftrag des kirchlichen Außenamtes der EKD zunächst für ein halbes Jahr in Belgrad, um dort den Aufbau einer evangelischen deutschsprachigen Gemeinde vorzubereiten. Über elektronische Medien wird er auch dort die Ereignisse in Israel verfolgen und darüber berichten.

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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