Informationen aus Israel

von Michael Krupp, Jerusalem

 

Auch Yad Vashem für Namensänderung von Auschwitz

Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat sich der Bitte Polens an die UNESCO angeschlossen, den offiziellen Namen von Auschwitz im Register der "Stätten des Welterbes" zu ändern. Der bisherige Name "Auschwitz Konzentrations Lager" zeige den wahren Charakter des Ortes nicht an. Die häufig gebrauchte Formulierung als "polnisches Konzentrationslager" verwische noch mehr den Sachverhalt. So hatte Polen gefordert, den Namen in "Früheres nazideutsches Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau" abzuändern, damit dadurch deutlich werde, dass Polen mit der Errichtung und des Betriebs des Lagers nichts zu tun gehabt habe.

Der Generaldirektor von Yad Vashem, Avner Sahalev, hat jetzt die Unterstützung Israels für die Namensänderung zum Ausdruck gebracht. Allerdings fordert er, den Ausdruck "Vernichtungslager" hinzuzufügen. "Birkenau war das größte Todeslager, das als Hauptinstrument zur 'Endlösung' diente", sagte Shalev. "Es war eine Industrie und ihr Ziel war, alle Juden Europas zu ermorden bis zur letzen Person."

Die meisten Juden der Welt leben in Israel

Nach der Statistik, die Anfang Mai veröffentlicht wurde, hat Israels Bevölkerung zum ersten Mal die sieben Millionen Grenze überschritten. Davon sind 5,64 Millionen Juden und 1,387 Millionen Araber. Damit ist das Land Israel zum ersten Mal seit 2000 Jahren seit der Zerstörung des Tempels das Land mit den meisten Juden weltweit. Die Zahl der Juden in den USA, das Land, das bisher die meisten Juden weltweit beherbergte, hatte nach der Volkszählung von 2001 5,4 Millionen Juden, die Zahl wird heute auf weniger geschätzt.

Israel ist zudem das einzige Land der Welt, in dem die jüdische Bevölkerung einen natürlichen Geburtenzuwachs zu verzeichnen hat, und zwar 118.000 im letzten Jahr. 138.000 Babys wurden im letzten Jahr in Israel geboren. Die Anzahl der Immigranten ist dagegen stark rückläufig und betrug lediglich 21.000. Nach Berechnungen werden auch ohne eine nennenswerte Einwanderung über die Hälfte aller Juden weltweit in 20 bis 30 Jahren in Israel leben.

Mutige Erklärung eines ranghohen Vatikanvertreters

Der Vortrag des Custos vom Heiligen Land zur Mitschuld der Christen am Holocaust hat in der israelischen Öffentlichkeit ein großes Eche gefunden. Der Custos, Pater Pierpattista Pizzaballa, ist neben dem lateinischen Patriarchen der ranghöchste Vertreter des Vatikans im Heiligen Land. Auf einer akademischen Konferenz zum Thema "Christentum und Holocaust" in Tel Aviv zum Abschluss des Holocaust-Tages in Israel hatte Pizzaballa in seinem in Hebräisch vorgetragenen Referat indirekt Papst Pius XII kritisiert, etwas, was zuvor noch von keinem italienischen hohen Vertreter des Vatikans zu hören gewesen war.

Wörtlich hatte der Custos Kirchenführer in der Zeit des Holocaust kritisiert, "einschließlich solcher auf der obersten Ebene, die nicht die mutige Haltung aufbrachten, im Geist des Evangeliums im Angesicht des Nasziregims" zu widersprechen. Pizzaballa verwies darauf, dass er in Bergamo geboren sei, in der Stadt, aus der auch Papst Johannes XXIII stamme, der Initiator des 2. Vatikanischen Konzils, das das Verhältnis der Kirche zu den Juden auf eine neue Plattform gestellt habe.

Die Erklärung des Konzils 1965, Nostra Aetate, zur Judenfrage, das die Juden generell an der Mitschuld am Tod Jesu, freigesprochen hat, sei die Antwort auf die tiefe Krise gewesen, in die die katholische Kirche durch ihr Schweigen im der Zeit des Holocaust verfallen sei. "Ich kann mich des schrecklichen Gedankens nicht erwehren", sagte der Custos, "dass Jesus, wenn er in der Zeit des Holocaust gelebt hätte, dasselbe Schicksal wie das jüdische Volke erlitten hätte, er, seine Mutter, seine Familie und alle seine Jünger."

Der Kommentar der Zeitung Haaretz zu diesen Aussagen ist, dass man hoffe, dass diese mutigen Worte eines ihrer höchsten Vertreter die Kirche dazu bewegen werde, ein deutlicheres Schuldbekenntnis abzulegen zu ihrem Schweigen während der Zeit des Holocaust und die Schuld der Kirche anzuerkennen, durch ihren Antijudaismus den Weg zum verbrecherischen Antisemitsmus mitgebahnt zu haben.

Polizei schließt Armenier vom heiligen Osterfeuer aus

Die Armenier haben sich darüber beschwert, dass die israelische Polizei mehrere hundert Armenier daran hinderte, an der Karsamstagzeremonie des heiligen Feuers in der Grabeskirche teilzzunehmen. Vierhundert von siebenhundert Pilgern, die über Zugangsberechtigungen verfügten, seien von der Polizei gehindert worden, die Kirche zu betreten. Im Ganzen nahmen 15.000 Pilger an der Feier des mysteriösen Osterfeuers teil. 3000 Polizisten versuchten die Ordnung aufrecht zu erhalten, nachdem es in den letzten Jahren immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den einzelnen Glaubensgemeinschaften gekommen war.

Das orthodoxe Osterfest fand dieses Jahr eine Woche nach dem westlichen Osterfest statt. Die Hauptzeremonie ist jeweils das Osterfeuer, das auf geheimnisvolle Weise aus dem Grab Jesu hervorbricht und dann durch den griechisch-orthodoxen Patriarchen an die Gläubigen in der Kirche weitergereicht wird. Die Armenier beanspruchen, gemeinsam mit den Griechen das Feuer weitergeben zu dürfen. Im vorigen Jahr war bei dem Gerangel zwischen dem griechischen Patriarchen und dem Armenier die Fackel des Griechen auf den Boden gefallen und verloschen. Um derartige Szenen auszuschließen hatte die Polizei genaue Absprachen mit den Kirchen zuvor vereinbart.

Die Polizei gab deshalb ihrer Verwunderung über die Beschwerde der Armenier zum Ausdruck und beschuldigte sie, die Ordnung nicht eingehalten zu haben. Die Armenier hätten versucht, russische Pilger abzudrängen und die Polizei so zum Einschreiten gezwungen. Einige Armenier wurden kurzfristig festgenommen. Ansonsten verlief die Zeremonie in der Kirche selber friedlicher als in vergangenen Jahren.

Hamas will YMCA in Kalkilije schließen

Der Stadtrat von Kalkilije will das YMCA in Kalkilije schließen. Ein Aufruf der moslemischen Geistlichen der palästinensischen Stadt an der Grenze zu Israel beschuldigt die Institution christlicher Missionstätigkeit. Die Petition ist vom Mufti der Stadt, Scheikh Salach Edin Sabri, und weiteren 40 Imame und Repräsentanten der Stadtverwaltung unterschrieben. In der letzten Zeit waren mehrere Brandanschläge gegen die Institution verübt worden.

Bei den letzten Wahlen im Januar gingen alle Stadtratssitze an die radikalen Hamas Partei. "Die Präsenz einer solchen Institution in Kalkilije schafft viele Probleme und Zwietracht", heißt es in dem Aufruf, "wie kann es eine solche Organisation in einer Stadt geben, in der es nicht einen einzigen Christen gibt!" Die Leitung des YMCA hat den Vorwurf der Mission zurückgewiesen. Alle Angestellten der Institution seien Moslems. Auch zahlreiche Bürger der Stadt haben sich gegen die Schließung ausgesprochen. Das YMCA organisiert eine Reihe gesellschaftlicher und kultureller Aktivitäten in der Stadt.

Grab eines Talmudgelehrten im Dorf Kana geschändet

Das Grab des Talmudgelehrten Schimon Ben Gamliel im Dorf Kana ist zum wiederholten Mal geschändet worden. Das Eisengitter der Grabanlage wurde heruntergerissen, Die Stufen zur Grabkammer wurden zerschlagen und das Grab wurde mit Unrat überschüttet. Der Sarkophag selbst blieb unbeschädigt. Die Täter sind unbekannt, die Polizei rechnet mit Dorfbewohnern des moslemisch-christlichen Dorfes. Das Touristenministerium, das für die antike Stätten verantwortlich ist, will das Grab wieder herstellen lassen.

Rabban Schimon Ben Gamliel I war der letzte Präsident des Hohen Rates vor der Zerstörung des Tempels in Jerusalem und ist als Märtyrer Im Aufstand gegen die Römer umgekommen. Er ist der Sohn von Rabban Gamliel I, der im Neuen Testament genannt ist und in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt wird. Der Leitspruch von Rabban Schimon ben Gamliel in den Sprüchen der Väter lautet: "Alle meine Tage bin ich unter den Gelehrten aufgewachsen und habe für mich selbst nichts Besseres gefunden als Schweigen. Und nicht das Studium ist die Hauptsache, sondern die Tat. Und jeder, der viel redet, schafft Sünde."

Viele Gräber der jüdischen Gelehrten aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten finden sich heute in oder in der Nähe arabischer Dörfer Galiläas, die in neutestamentlicher Zeit und danach jüdisch waren, wie Kafr Kana, das mit dem Ort des ersten Wunders Jesu nach dem Johannesevangelium identifiziert wird, in dem Jesus auf der Hochzeit von Kana Wasser in Wein verwandelte.

Generalstaatsanwalt fordert Rücktritt von Oberrabbiner

Der Generalstaatsanwalt Menachem Mazuz hat ein Gerichtsverfahren gegen den aschkenasischen Oberrabbiner Yona Metzger eingestellt, zugleich aber seinen Rücktritt gefordert. Mazuz hat angekündigt, dass er weitere Schritte gegen den Oberrabbiner unternehmen wird, wenn er nicht freiwillig zurücktritt. Metzger will sich gegen den Beschluss an das Oberste Gericht wenden. An das selbe Gericht wollen sich auch andere Kreise wenden, wenn der Rabbiner nicht zurücktritt. Politiker religiöser und anderer Parteien haben den Oberrabbiner ebenso aufgefordert, den Empfehlungen des Generalstaatsanwalts nachzukommen.

Metzger wird vorgeworfen, zu den hohen Festen von 2003 bis 2004 mit seiner Familie tagelang in lukrativen Hotels ohne jede oder nur eine symbolische Bezahlung zugebracht zu haben. Als Oberrabbiner ist Metzger auch für die Vergabe von Kaschrut-Zertifikaten zuständig. Die Annahme einer quasi kostenlosen Unterbringung des Oberrabbiners und seiner Familie könnte als Bestechung angesehen werden. Personen des religiösen und öffentlichen Lebens fordern den Oberrabbiner auf, durch seinen freiwilligen Rücktritt die Ehre und das Ansehens des Oberrabbinats zu retten.

Angehöriger der Priesterkaste darf Tochter eines Nichtjuden heiraten

Ein Rabbinatsgericht hat auf Druck des Amtes des Ministerpräsidenten einen Beschluss rückgängig gemacht, der es einem Angehörigen der Priesterklasse verbietet, die Tochter eines Nichtjuden zu heiraten. In einem ersten Bescheid war dem Paar Schmuel Cohen und Irene Plotznikov mitgeteilt worden, dass das jüdische Religionsgesetz eine Eheschließung beider verbietet, weil Cohen, wie der Name schon sagt (Cohen heißt Priester) der Priesterklasse angehört und Irene Plotznikov die Tochter einer jüdischen Mutter aber eines nichtjüdischen Vaters ist. Nach biblischem Recht ist eine solche Ehe verboten.

Der Aktivist der "Bewegung zur Durchsetzung ziviler Eheschließungen", Alex Tancer, hatte Berufung eingelegt und die Verdienste Schmuel Cohens hervorgehoben, der in mehren Kriegen Israels gekämpft hatte und verletzt wurde. Der Beschluss des Gerichtes sei ein Sieg der Bewegung zur Durchsetzung ziviler Eheschließungen und werde vielen ähnlich gearteten Paaren die Möglichkeit zu einer Eheschließung in Israel ermöglichen, sagte Tancer. Bisher hatten solche Paare zur Eheschließung ins Ausland gehen müssen. Es gibt in Israel bisher kein ziviles Standesamt. Familienstandsfragen werden von den verschiedenen religiösen Gerichtshöfen, jüdischen, christlichen oder moslemischen, nach ihrem jeweiligen Recht entschieden.

Straße zum Tempelberg aus der Zeit Jesu gefunden

Die Hauptstraße Jerusalems aus der Zeit Jesu, die vom Siloah Teich zum Tempelberg führte, ist von israelischen Archäologen entdeckt worden. Der im Neuen Testament erwähnte Siloahteich war vor zwei Jahren bei Abwasserkanalarbeiten zufällig gefunden worden. Er ist weit größer als der bisher bekannte Siloahteich, der aus byzantinischer Zeit stammt.

Die Ausgrabungenen an der neu entdeckten Straße werden von den Archäologen Eli Shukrun und Ronny Reich geleitet. Shukrun sagte, dass die neuentdeckte 600 m lange Straße die Bedeutung des Siloahteichs in der antiken Zeit beweise. Jeder Pilger, der den Tempelplatz betreten wollte, hatte sich vorher in dem Teich zu reinigen. Mit Sicherheit hat auch Jesus diese Straße gewählt auf seinem Gang zum Tempelplatz.

Oberhäupter der Christen in Israel und den palästinischen Gebieten appellieren an Israelis und Palästinenser

Nach den Wahlen in Israel haben die Oberhäupter der christlichen Kirchen in Israel und den palästinensischen Gebieten in einer gemeinsamen Erklärung an die Regierungen in Israel und den palästinensischen Gebieten appeliert, den Friedensprozess verstärkt aufzunehmen.

"Wir ersuchen die israelischen Führungskräfte dringend, Mut und Weisheit in der Wiederaufnahme des Friedensprozesses mit den Palästinensern zu demonstrieren," heißt es in der Erklärung. "Gleichzeitig fordern wir die palästinensische Führerschaft auf, eine klare Friedensbotschaft an die israelischen Bürger auszugeben. Wir sind davon überzeugt, dass die große Mehrheit der Israelis und Palästinenser müde sind von diesem Konflikt und sich danach sehnen, in Sicherheit, Frieden und Gerechtigkeit zu leben."

Gleichzeitig warnen die Kirchenoberhäupter die israelische Regierung, die neu gewählte palästinensische Regierung zu übergehen und einseitige Schritte zu unternehmen, die nur Momentlösungen darstellen, dem Frieden aber auf Dauer nicht dienlich sind. Nur bei einem gegenseitigen Verständnis könne es zu einem wahren Frieden in der Region kommen, konstatieren die Kirchenfürsten.

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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