Informationen aus Israel

von Michael Krupp, Jerusalem

 

Die "lateinische Messe" von Papst Benedikt XVI hat viele jüdische Kritiker

Der Vorschlag von Papst Benedikt XVI, die lateinische Messe wieder zuzulassen, ist von einigen jüdischen Kreisen kritisiert worden. Die Befürchtung ist, dass damit die Reformen, die mit den Beschlüssen des 2. Vatikanischen Konzils 1965 begannen, rückgängig gemacht werden könnten. Abraham Foxman, Direktor der Antidefamation League (ADL), nannte den Entschluss des Papstes einen Schritt in die Vergangenheit.

Wenn jetzt wieder die auf dem Konzil eliminierten Texte gegen die "ungläubigen Juden" benutzt werden dürften, sei das kein gutes Omen für die zukünftigen Beziehungen von Juden und Katholiken, so Foxman. In dieselbe Richtung gehe der Wunsch des Papstes, Papst Pius XII heilig zu sprechen. Papst Pius XII wird vorgeworfen, nicht gegen den Judenmord unter dem Naziregime öffentlich Stellung genommen zu haben.

Gründungssitzung des Rates der Religionsoberhäupter in Israel

Wie vom Israelisches Außenministerium verlautet ist erstmalig der "Rat der Religionsoberhäupter in Israel" zusammengetreten. Anwesend waren die Oberrabbiner Metzger und Amar, der muslimische Kadi Abd al Hakim Abu Samara, der nur von Israel anerkannte griechische Patriarch Irinäus, der Metropolit Erzbischof Elias Shakur sowie die führenden Vertreter der anderen christlichen Kirchen, das Oberhaupt der drusischen Gemeinschaft, Vertreter der Bahai-, Achmedinen- und Samaritanergemeinschaften und Vertreter der Regierungsministerien.

Zu Beginn des Jahres 2007 war auf Initiative des Außenministeriums und des Innenministeriums ein Planungsstab aus Repräsentanten der verschiedenen Religionen in Israel gebildet worden. Daraus ist nun der "Rat der Religionsoberhäupter in Israel" entstanden, der in Zukunft geistliche Anstrengungen auf verschiedenen Gebieten, wie etwa Schutz der heiligen Stätten, Organspenden und Erziehung koordinieren soll.

Die Teilnehmer unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung, in der zum friedlichen und respektvollen Zusammenleben der Menschen im Staat Israel aufgerufen wird. Außerdem erteilen die Religionsoberhäupter jeglicher Gewalt im Namen Gottes eine Absage und verpflichten sich zur freien Religionsausübung und zum Schutz der heiligen Stätten der verschiedenen Religionen. Im Anschluss wurde ein Grußwort der stellvertretenden Ministerpräsidentin und Außenministerin Tzipi Livni verlesen.

Jordanien zieht Anerkennung von Patriarch Theophilos zurück

Jordanien hat den griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, Theophilos, die Patriarchenwürde aberkannt. Als Begründung wurde angegeben, dass der vor zwei Jahren gewählte Patriarch nicht tatkräftig genug Schritte gegen den Verkauf von Immobilien an eine rechte jüdische Organisation in der Altstadt von Jerusalem unternommen habe. Wegen dieses Verkaufs oder der langzeitigen Verpachtung war sein Vorgänger, Irineos, von der Kirche abgesetzt und Theophilos gewählt worden. Jordanien und die palästinensische Verwaltung hatten Theophilos anerkannt, während Israel an Irineos festhielt.

Nach orthodoxem Kirchenrecht müssen alle Staaten, über dessen Gebiet die Amtsbefugnis des Patriarchen von Jerusalem reicht, ihre Anerkennung aussprechen. Momentan ergibt sich eine Situation, in der Israel Irineos, die palästinensische Verwaltung Theophilos und Jordanien keinen von beiden als Patriarchen anerkennt.

Orthodoxe Rabbinen gegen den Besuch der Siedlerrabbiner auf dem Tempelplatz

Alle Zeitungen in Israel haben über die scharfe Kontoverse der orthodoxen Rabbiner gegen den Besuch der Rabbiner des nationalreligiösen Lagers auf dem Tempelplatz berichtet. Zum ersten Mal hatte Mitte Mai eine solche Gruppe von Rabbinern gemeinsam den Tempelplatz besucht, nachdem sie zahlreiche Vorkehrungen getroffen hatte, die die Reinheitsbestimmungen für das Betreten des Tempelberges betreffen. Eine der orthodoxen Zeitungen bezeichnete die nationalreligiösen Rabbiner als "Götzenanbeter", ein anderes nannte sie "Anbeter des zionistischen Kalbes, die den Tempelberg entweihen".

Alle nichtzionistischen orthodoxen Kreise, die Lithauer Orthodoxen, die Hassidim und die Orientalen, lehnen einen Besuch auf dem Tempelplatz strikt ab. Aber auch einige führende Rabbinen des nationalreligiösen Lagers sind weiterhin gegen den Tempelbesuch. Ihre Argumentation ist, dass man nicht weiß, wo das Allerheiligste oder das Heilige des Tempelberges sich befand, das nur Priester bzw. der Hohepriester betreten dürfen. Aber auch wenn nur bestimmte Bezirke betreten werden, die mit Sicherheit nicht zum heiligen Bezirk gehört haben, so kann der gesamte Tempelberg nur in Reinheit betreten werden. Eine solche Reinheit ist aber nach dem Untergang des Tempels im Jahre 70 n.d.Z. nicht mehr möglich.

Erste arabische Sprachakademie in einem nichtarabischen Land

Das israelische Parlament hat zugestimmt, eine arabische Sprachakademie in Israel zu gründen. Die Akademie wird neben der hebräischen Sprachakademie wirken und einen jährlichen Etat vom Staat von umgerechnet ca. 1 Million Euro haben. Sie wird die erste arabische Sprachakademie in einem nichtarabischen Staat sein.

Das Gesetz wurde von der ersten christlich-arabischen Abgeordneten Nadja Hilou und dem ehemaligen Oberrabbiner von Norwegen Michael Melchior, beide Arbeiterpartei, angeregt. Melchior sagte, eine der Forschungsziele der neuen Akademie wird es sein, die Verbindungen der antiken linguistischen Verbindungen zwischen dem Arabischen und dem Hebräischen zu untersuchen.

 

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