Informationen aus Israel

von Michael Krupp, Jerusalem

 

Fluchtweg der Juden bei der Zerstörung des Tempels gefunden

Der jüdische Historiker Josephus Flavius beschreibt in seinem Werk "Der jüdische Krieg", dass zahlreiche Juden bei der Zerstörung Jerusalem durch die Römer im Jahr 70 der Gefangenschaft durch die unterirdischen Entwässerungskanäle entkamen. Bisher war unbekannt, ob es diese Kanäle noch gibt und wo sie sich befanden. Jetzt stießen israelische Archäologen per Zufall auf den Kanal, den man sich nicht so groß vorgestellt hatte.

Bei den Ausgrabungen in der Davidsstadt trafen nach Wegräumen von Schutt in der Höhe von 10 m die Archäologen unter der Leitung von Ron Reich von der Universität Haifa und Eli Shukron von der Antikenbehörde auf ein Loch, das in die Tiefe führte. Sie fanden hier einen Gang von einer Breite von über einem Meter und einer Höhe von 3 Metern, von dem sie bisher an die 70 m freigelegt haben.

Die Archäologen sind sicher, den Hauptentwässerungskanal des antiken Jerusalem gefunden zu haben. Sie schätzen, dass er ca. ein Kilometer lang ist und vom Tempelplatz ins Kidrontal führt mit der Aufgabe, die Regenmassen im Winter ins Kidrontal abzuleiten und die Stadt vor einer Überschwemmung zu bewahren.

Die Mauern des Kanals sind sehr sorgfältig mit Quadersteinen aufgerichtet. Die Decke, die zugleich der Straßenbelag ist, besteht aus großen Steinplatten. Das bisher freigelegte Stück des Kanals ist ausgezeichnet erhalten. Zahlreiche Funde aus der Zeit kurz vor der Tempelzerstörung wurden gefunden, darunter Münzen und Kochgeräte. Die Haushaltsgegenstände beweisen, dass sich zahlreiche Bewohner der Stadt hier für eine längere Zeit versteckt hielten.

Gericht gegen Schachtarbeiten auf dem Tempelberg

Das "Komitee zur Verhinderung der Zerstörung des Tempelberges" hat eine Klage gegen Ministerpräsident Ehud Olmert, andere Minister und die Antikenbehörde eingereicht, die Ausschachtungsarbeiten auf dem Tempelberg durch die moslemische Behörde, den Wakf, genehmigt haben. Die Ausschachtungsarbeiten betreffen einen Graben von 500 m Länge und 1 1/2 m Tiefe. Der Wakf behauptet, die Ausschachtung sei nötig, um alte elektrische Leitungen zu ersetzen.

Dem Komitee gehören die wichtigsten Archäologen des Landes an, aber auch andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie der Schriftsteller A.B. Jehoshua und der ehemalige Bürgermeister von Tel Aviv Shlomo Lahat. Die Mitglieder des Komitees stellen fest, dass durch die Ausschachtungen unwiderbringlich Reste des Ersten und Zweiten jüdischen Tempels zerstört werden, zumal an manchen Stellen die Bodendecke bis zum Grundfelsen nur 1/2 m beträgt. Außerdem würden die Arbeiten durch mechanisches Gerät, Bagger und andere Maschinen ausgeführt. Das Komitee wirft den Politikern und der Antikenbehörde vor, aus Angst vor einer moslemische Reaktion nichts gegen die Zerstörung der Altertümer zu unternehmen.

Madonna feiert Rosh Hashana in Israel

Eine große Gruppe von Hollywood-Stars wird dieses Jahr an einer Reise nach Israel teilnehmen, die das Kabbalah Center in Tel Aviv zum diesjährigen jüdischen Neujahrsfest organisiert. Wie die Zweigstelle des Zentrums in Los Angeles mitteilt, haben neben dem Popstar Madonna noch Guy Ritchie, Demi Moore und Ashton Kutcher ihre Teilnahme bestätigt.

Die Gruppe soll sowohl das Neujahrsfest (Rosh Hashana) als auch den Versöhnungstag (Yom Kippur) mit einer Reihe von Seminaren, Meditationen und Gebeten begehen. Außerdem stehen Besuche in Jerusalem und in Galiläa auf dem Programm.

Während Madonna bereits einmal an einer Reise der Kabbalisten nach Israel teilgenommen hat, wird es für Demi Moore und Ashton Kutcher, die beide als Anhänger der jüdischen Mystik gelten, ihr erster Besuch im Heiligen Land sein.

Indische Moslem-Delegation auf Good-Will-Tour in Israel

Eine Delegation von moslemischen Geistlichen aus Indien besucht derzeit auf Einladung des American Jewish Committees Israel. Den Besuch hatte Rabbi David Rosen, ehemaliger Vorsitzender des Steering Committees der Israel Interfaith Association, organisiert. Die Gruppe traf sich mit den Oberrabbinern Schlomo Amar und Jona Metzger, sowie mit israelisch-arabischen Geistlichen. Präsident Schimon Peres gab für die Gruppe einen Empfang. Am Samstag besuchte die Delegation Ramalla und traf sich dort mit palästinensischen Politikern.

Die indische Delegation traf auch mit der israelischen Außenministerin zusammen. Die Außenministerin erläuterte der Delegation Israels Drei-Sphären-Strategie in Bezug auf die Palästinenser, die arabische und muslimische Welt und die internationale Gemeinschaft. Sie hob hervor, dass die Extremisten daran gehindert werden müssten, den bestehenden Konflikt in einen religiösen zu verwandeln. Ein religiöser Konflikt sei unlösbar, während nationale Konflikte durch Kompromisse auf beiden Seiten gelöst werden könnten.

Erklärtes Ziel der indischen Moslems ist es, den Friedensprozess durch Treffen von Geistlichen der verschiedenen Religionen zu fördern. Auch in der Vergangenheit hatten indische Moslems Israel besucht, als es noch keinen Kontakt zwischen Israel und den arabischen Staaten gab. Ganz unproblematisch ist die Reise der indischen Würdenträger in ihrer eigenen Heimat jedoch nicht. Der Präsident der indischen Moslems, Maaluna Iliasi, der die Delegation leiten sollte, sagte in letzter Minute ab aufgrund des energischen Widerstandes moslemischer Fanatiker in Indien.

Sieg der Satmar Chassidim über die Säkularen

Die riesige Masse schwarzgekleideter Chassidim wartete vergeblich auf ihr geistliches Oberhaupt aus Amerika, Rebbe Ahron Teitelbaum, der gekommen war, um das neue Zentrum der Satmar Chassidim in Israel einzuweihen. Den Rebbe störten die Frauen in der Menge. Er hatte klare Anweisung gegeben, die Frauen in einer Seitenstraße fernzuhalten, was den Platzordnern nicht gelungen war. So trat der Rebbe mit zweistündiger Verspätung vor die Menge, die ihm zujubelte, jetzt in Sichtweite vom Rebben eine reine Männergesellschaft.

Auch die Anreise aus New York, wo die meisten Satmar Chassidim leben, war kompliziert gewesen. Da er nicht mit der offiziellen "zionistischen" israelischen Luftfahrtgesellschaft El Al fliegen wollte, hatte er den Umweg über Deutschland gewählt.

Die Satmar Chassidim sind in Israel die kleinste der chassidischen Bewegungen. 20.000 Familien leben in New York und Brooklyn, nur 1.200 Familien in Israel. Jetzt sollte das neue Zentrum der Satmar in Israel eingeweiht werden, um das Ansehen der Satmar zu stärken. Dafür war der Rebbe angereist. Im Zentrum wird es 100 Appartments geben, eine große Hilfe für die immer großen ultraorthoxen Familien im immer enger werdenden Jerusalem.

Der größte Erfolg, den es zu feiern gab, war aber der Sieg über die Säkularen. Der Rebbe hatte seine Leute angewiesen, keinen anderen Platz zu akzeptieren als das ehemalige Edison Kino am Rande vom Orthodoxenviertel Mea Schearim. obwohl das eine halbe Million Dollar mehr kostete als gleichgroße Plätze in Mea Scharim.

Das Kino aus der Gründerzeit, das erste und lange Zeit einzige Kino in Jerusalem, war von Anfang an ein Dorn im Auge der Ultraorthodoxen. Die Säkularen hatten es zu erhalten gesucht, als das Jerusalem Film Festival es vor Jahren renovieren ließ, um dort seine Eröffnung zu feiern. Ohne Erfolg. Die Eröffnung war zugleich die letzte Vorstellung. Die rotbezogenen Plüschsessel und die schönen Vorhänge im Stil der glanzvollen dreißiger Jahre verrotteten. Jetz endlich wurde das Kino abgerissen und die Satmer haben ein neues Zentrum im "verruchten Staat der Zionisten".

Größtes Kreuz der Welt in Nazareth

Das größte Kreuz der Welt, 60 m hoch, und mit einer Kirche von einer Fläche von 400 qm soll in Nazareth gebaut werden. Alle Kirchen haben sich auf das Projekt geeinigt. Es soll allen Bürgern Nazareths, Christen wie Moslems, zugute kommen und Einnahmen bescheren, sowohl beim Bau, bei der Erhaltung und bei dem zu erwartenden Besucherstrom des Mammutkreuzes.

Die Kirche soll auf der Schnittstelle der beider Kreuzbalken errichtet werden. Sie soll 44 m über dem Erdboden liegen und einen phantastischen Blick über die Geburtsstadt Jesu vermitteln. Alle christlichen Denominationen sollen hier Gottesdienste halten dürfen, die life über die Website des Projekts (www.nazarethcross.com) ausgestrahlt werden.

Das Kreuz soll auf dem höchsten Platz Nazareths errichtet werden, direkt neben den Ruinen des alten Nazareth aus der Zeit Jesu. Es soll bedeckt werden von mehr als 7 Millionen "brillanten Mosaik-Kacheln" unterschiedlicher Größe, Struktur und Farbe. Alle Kacheln sollen eine Aufschrift tragen. Über die Website, auf der auch ein Phantom-Bild des Kreuzes zu sehen ist, wird zum Erwerb dieser Kacheln aufgefordert, wobei der Spender Größe, Art und Aufschrift bestimmen kann.

"Naqba" im israelischen Schulbuch

Dass die Erziehungsministerin von der Arbeiterpartei, Juli Tamir, ein Schulbuch genehmigt hat mit dem Wort "Naqba" darin, hat einen Sturm der Entrüstung im gesamten rechten Lager ausgelöst. Das Schulbuch hat den Titel "lichjot bejachad beisrael" "Zusammen zu leben in Israel", das vor einem Jahr in Hebräisch erschien und jetzt in arabischer Übersetzung. Das Buch schildert unter anderem die Geschichte Israels und bemüht sich, auch die arabische Sicht der Dinge zu benennen. So heißt es: Was die Juden als Unabhängigkeitskrieg bezeichnen heißt bei den Arabern "Naqba". Naqba heißt Katastrophe, Unglück.

Wörtlich heißt es: "Der Preis des Krieges war sehr hoch. Viele Juden und Araber kamen ums Leben. Einige der arabischen Bürger waren gezwungen worden ihre Häuser zu verlassen und einige wurden vertrieben und wurden Flüchtlinge in den benachbarten arabischen Ländern. Die meisten Araber, die in Israel geblieben waren, fuhren fort, in ihren Gemeinden zu leben. Aber einige von ihnen wurden Flüchtlinge und waren gezwungen in anderen arabischen Siedlungen innerhalb Israels zu leben, weil ihre Siedlungen während des Krieges oder danach zerstört worden waren."

Juli Tamir sagte zu ihrer Verteidigung. Das Buch sei von dreißig Experten durchgesehen worden. Es sei wichtig, auch die Gefühle der Araber zu respektieren, und es sei gut, dass arabische Kinder ihre Geschichte auch aus israelischen Geschichtsbüchern lernen und nicht nur aus anderen Quellen. Und es sei auch für jüdische Kinder gut, zu sehen wie andere dieselbe Geschichte betrachten. Arabische Abgeordnete begrüßten das Buch, beklagten aber, dass es nicht weit genug gehe.

Vatikan will antijüdische Gebete ausmerzen

Der ranghöchste Beamte nach dem Papst, Kardinal Tarcisio Bertone, hat versucht, die Bedenken jüdischer Kritiker gegen den neu vom Papst zugelassenen lateinischen Ritus zu zerstreuen. Man könne überlegen, sagte er, antijüdische Stellen zu streichen. Bisher heißt es im Karfreitagsgebet, Gott möge den Schleier vom Herzen der ungläubigen Juden nehmen, damit sie Jesus Christus erkennen.

Harry Potter und der Schabbat

Der orthodoxe Vizeprimeminister und Minister für Handel, Eli Yishai von der orientalisch-religiösen Shas-Partei, hat angekündigt, dass er gegen die Buchläden, die den neuen und letzten Harry Potter Roman der englischen Schriftstellerin J.K. Rowling " Harry Potter and the Deathly Hallows" in der Schabbatnacht verkaufen, strafrechtlich vorgehen will. Steimatzky, der größte Buchhandelskonzern Israels entgegnete, die Lizenz zum Vertrieb des Buches vom Verlag nur unter der Bedingung bekommen zu haben, den Verkauf des Buches zu dem weltweit festgelegten Termin zu starten.

Dieser Termin ist nach israelischer Zeit 2:01 Schabbat Morgen. In Zeitungsannoncen wirbt Steimatzky mit einer Riesenparty im alten Hafen von Tel Aviv, einem berühmten Vergnügungsgebiet der Stadt "ohne Pause", die am Freitag Abend um 8 Uhr beginnt und ihren Höhepunkt am Schabbat Morgen um 2:01 erreicht mit dem Verkauf des Buches. Yishai forderte: "Es muss doch eine Grenze geben für das Verlangen, so wie alle Völker zu sein".

Verlängerung des Freistellungsgesetzes für orthodoxe Jugendliche

Die Regierung hat eine Verlängerung für 5 Jahre des sogenannten Tal-Gesetzes beschlossen. Das Gesetz soll es orthodoxen Jugendlichen ermöglichen, mit einem verkürzten Militärdienst von einigen Monaten in den Arbeitsprozess eingegliedert zu werden. Der Militärdienst für Männer beträgt in Israel drei Jahre. Orthodoxe Jugendliche waren bisher vom Militärdienst befreit, wenn sie auf einer Jeschiva (Talmudhochschule) lernten und nicht arbeiteten. Die Folge war, dass die Jugendlichen keinem Beruf nachgingen oder lernten und bis ins fortgeschrittene Alter in einer Jeschiva eingeschrieben waren.

Das Tal-Gesetz sieht vor, dass Jugendliche ein Jahr einer Arbeit nachgehen können ohne ins Militär eingezogen zu werden. Danach können sie sich entscheiden, ob sie in eine Jeschiva zurückkehren oder den Kurzmilitärdienst ableisten wollen, um dann weiter arbeiten zu können.

Das Gesetz hatte bisher keine großen Ergebnisse erbracht. In diesem Jahr sind 11 Prozent der Jugendlichen als Orthodoxe vom Militärdienst befreit. Dies entspricht dem Anteil der Erstklässler in orthodoxen Privatschulen vor 12 Jahren. Zur Zeit beträgt der Anteil der Erstklässler in diesen Schulen 23 Prozent, so dass Experten ausrechnen, dass in 12 Jahren fast ein Viertel der israelischen Jugendlichen aus orthoxen Gründen nicht zum Militär eingezogen wird.

Gesetzesentwurf für eine zivile Eheschließung umstritten

Justizminister Friedmann und der orientalische Oberrabbiner Amar haben sich auf einen Gesetzesentwurf zur Einführung der Möglichkeit einer zivilen Trauung für bestimmte Bevölkerungsgruppen geeinigt. Der Gesetzentwurf soll vor allem den 300.000 Einwanderern aus den GUS Ländern entgegenkommen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören und die nicht als Juden anerkannt sind.

Einige Bürgerrechtsverbände begrüßten den Gesetzesentwurf, andere kritisierten ihn. Die Kritiker hoben hervor, dass damit eine neue Kaste in Israel geschaffen werde, die nur untereinander heiraten könne. Dies käme vielleicht nur 5 Prozent der Betroffenen entgegen.

 

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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