Informationen aus Israel

von Michael Krupp, Jerusalem

 

Ein Symposium zu einem umstrittenen Thema:
Kann ein Christ auch Jude sein?

Die Veranstaltung im Konrad Adenauer Konferenzzentrum in Jerusalem war sehr gut besucht. Ein volles Haus zeugt auch dafür, dass das gewählte Thema auf Interesse stößt. Fast 200 Besucher waren zu dem Symposium erschienen "Religion und Identity", Religion und Identität, mit einem klassischen Fall bereichert: Daniel Rufeisen, der Mönch, der als Jude geboren wurde und dann Priester wurde, und der in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts forderte, unter dem Rückkehrgesetz als Jude einwandern zu dürfen. Ein streibarer Mann oder ein Troublemaker?

Zu der Veranstaltung Anfang November hatte die Konrad Adenauer Stiftung, Jerusalem, und die Israel Interfaith Association gemeinsam eingeladen. Beide Organisationen setzten damit eine bereits langwährende Tradition fort im gemeinsamen Bemühen, Klüfte im Zusammenleben der Bürger Israels zu überwinden. Dies betonte in seiner Einführung Dr. Lars Hänsel, der Direktor der Konrad Adenauer Stiftung in Israel. Moderiert wurde das Symposium von Dr. Michael Krupp von der Israel Interfaith Association.

Dass eine Kluft besteht, machten die beiden Einführungsreferate sehr deutlich. Der Jesuitenpater Dr. David Neuhaus setzte sich für das Recht eines jeden Konvertiten ein, sich auch nach seinem Übertritt aus dem Judentum als Jude zu verstehen. Vor allem ging es ihm darum, aufzuzeigen, dass die katholische Kirche gerade durch Konvertiten wie Daniel Oswald Rufeisen einen neuen Weg zum Judentum gefunden hat. Professor Sergio Yitzhak Minerbi, früherer Botschafter des Staates Israel in einer Reihe von Staaten und zuletzt bei der Europäischen Union in Brüssel, dagegen warnte vor Synkretismus. Man könne entweder Jude oder Christ sein, beides sei nicht möglich.

Wenn Neuhaus den geschichtlichen Hergang zur Entwicklung der Frage "Wer ist Jude" in einer fazinierenden und mit exakten Daten gespickten Übersicht darlegte, stellte Minerbi die Frage: "Wer ist Christ im Staate Israel". Tatsächlich hat die Frage "Wer ist Jude" den Staat Israel von seinen ersten Tagen an nicht losgelassen und hat besonderes Gewicht angenommen in der Zeit nach der ersten Masseneinwanderung aus der Sowjetunion in den 70er Jahren und später in den 90er Jahren aus der ehemaligen Sowjetunion. 300.000 Neueinwanderer haben keine klare Identität, das besagt, dass in allen zivilen Fragen, Eheschließung, Ehescheidung, Beerdigung, in einem Staat, der über kein ziviles Standesamt verfügt, die größten Probleme entstehen.

In der Fortsetzung des Symposiums ging es um den konkreten Fall Daniel Rufeisen, der unter falscher Identität als Dolmetscher bei der deutschen Wehrmacht Hunderte von Juden retten konnte, dadurch aber selbst Verfolgter wurde, und der in einem Nonnenkloster in Polen versteckt und später als Partisan den Krieg überlebte. Die Erlebnisse in der Verfolgung führten dazu, dass er beschloss, Christ und später Priester zu werden. Darüber und über seinen Kampf um Anerkennung in Israel berichtete auf dem Symposium der Sohn seines Bruders, Jossi Rufeisen und die Pastoralsassistentin Daniel Rufeisens, Elisheva Hemker. Auch die Schwierigkeiten, die eine jüdische Familie hat, wenn einer ihrer Mitglieder zum Christentum übertritt und dazu noch Priester wird, wurden deutlich, denn die ganze weitere Familie Rufeisen ist dem Judentum treu geblieben.

In einem Film, aus dem Ausschnitte auf dem Symposium gezeigt wurden, sagte Daniel Rufeisen zum Schluss, jetzt nach Jahren, sehe er ein, dass er dem jüdischen Volk Unrecht getan habe, von ihm zu verlangen, ihn als Juden anzuerkennen. Die Zeit sei damals noch nicht reif gewesen und sei es jetzt ebenfalls nicht. Israel befinde sich in der Zeit der vierzig Jahre Wüstenwanderung und brauche Zeit, zu sich selbst zu kommen.

Orthodoxe protestieren gegen ultraorthodoxe Gewalt in Bet Shemesh

1500 Einwohner des Jerusalem nahen Städtchens Bet Shemesh haben gegen die zunehmende Gewalt ultraorthodoxer Kreise in der Stadt demonstriert. Die Ultraorthoxen haben überall in der Stadt Schilder aufgestellt, die eine züchtige Kleidung für Frauen verlangen. Außerdem fordern sie getrennte Sitzreihen für Frauen und Männer in den öffentlichen Bussen. Frauen sollen hinten sitzen und Männer vorne. Bei Nichtbeachtung dieser Regel haben ultraorthodoxe Jugendliche mehrfach Gewalt gegen Passagiere angewandt. Bet Shemesh beherbergt viele orthodoxe Einwanderer aus anglosächsischen Ländern, aber auch eine ultraorthodoxe Bewohner sowie eine Minderheit säkularer Juden.

Neue Fragmente des Aleppo Bibelcodex übergeben

In einer feierlichen Zeremonie wurden neue Fragmente des ältesten masoretischen Bibeltextes dem Ben Zwi Institut in Jerusalem übergeben. Die Fragmente dienten bisher als Talismann eines Aleppoer Juden, der vor zwei Jahren in New York verstorben war. Obwohl der Besitzer die Fragmente dem Staat Israel testamentarisch vermacht hatte, dauerte es zwei Jahre, bis die Dokumente übergeben werden konnte, nachdem Israel eine symbolische Summe von einigen hundert Euro an die Familie gezahlt hatte.

Der Bibelcodex von Aleppo wurde 920 u.Z. in Tiberias als Mustercodex der Masoreten geschrieben. Kurz zuvor war das bis heute geltende Vokalisations- uns Akzentsystem für hebräische Bibeltexte eingeführt worden. Der Codex wurde um das Jahr 1000 von der karäischen Gemeinde in Jerusalem erworben. Die Karäer sind bekannt für ihre genaue Bibelkritik (Karäer bedeutet, in der Schrift Lesende. Die Synagoge existiert heute noch, auch die kleine karäische Gemeinde, eine Abspaltung vom rabbinischen Judentum). Während des ersten Kreuzzuges wurde auch die karäische Synagoge in Jerusalem geplündert. Die Handschriften, darunter der Aleppo Codex kamen nach Ägypten und wurden dort für sehr viel Geld an die Juden verkauft.

Maimonides, zeitweise der Vorsteher der jüdischen Gemeinde von Kairo, erklärte den Text als allein gültigen Mustertext für alle Bibelabschriften. Der Codex verblieb 300 Jahre in Kairo und kam 1375 mit einem der Nachkommen des Maimonides nach Aleppo, wo er bis 1947 verblieb. Bei den Pogromen, die nach Israels Unabhängigkeit auch in Aleppo ausbrachen, wurde die Synagoge, die den Codex beherbergte, verbrannt und der Codex galt als verloren. 1958 aber wurden große Teile des Codex in einer alten Waschmaschine über die Türkei nach Israel geschmuggelt. Von den 487 Seiten waren 297 erhalten, das meiste der Toa und das Ende der Schriften ging verloren. Das neue Fragment enthält ein Stück aus dem ersten Buch Mose, Kapitel 12 "Gehe in das Land, das ich dir zeigen werde".

Nach Gerüchten wurde aber viel mehr von einzelnen Juden gerettet. So wie der Geschäftsmann Sam Sabagh, dessen Fragmente jetzt in Israel angekommen sind, haben wohl auch andere Juden die Synagoge nach dem Brand besucht und einzelne Teile des Codex mitgenommen. Vor einigen Jahren wurde einer der einflussreichsten Handschriftenhändler in einem Jerusalemer Hotel ermordet aufgefunden und es geht das Gerücht, dass es sich dabei auch um den Verkauf einiger Seiten des Codex gehandelt hat.

Der verbliebene Teil des Codex wurde sorgfältig restauriert und ist heute im Schrein des Buches im Israel Museum zusammen mit den wichtigsten Rollen vom Toten Meer ausgestellt.

Erster Durchbruch in der Anerkennung des griechisch-orthodoxen Patriarchen

Das ministeriale Komitee für die Angelegenheiten der griechisch-orthodoxen Kirche hat zum ersten Mal eine Empfehlung an die Regierung ausgesprochen, den vor zwei Jahren von der orthodoxen Kirche in Israel, Palästina und Jordanien gewählten Patriarchen Theophilos anzuerkennen. Bisher hatte der Staat Israel seine Anerkennung verweigert, wenn der Patriarch nicht einem umstrittenen Verkauf einiger Hotels in der Altstadt von Jerusalem an eine jüdische Siedlergruppe zustimmt.

Der Entschluss des Komitees, das jetzt von Rafi Eitan von der Pensionärspartei geleitet wird, kam unter anderem auf amerikanischen Druck und unter direkter Einmischung der amerikanischen Außernministerin Condoleeza Rice zustande. Der frühere Leiter des Komitees, das vor zwei Jahren vom damaligen Ministerpräsidenten Arieh Sharon ins Leben gerufen worden war, Tzachi Hanegbi, hat zugegeben, dass Israel entsprechenden Druck auf den Patriarchen Theophilos ausgeübt habe.

Nach dem Kirchengesetz aus türkischer Zeit muss der Staat oder die Staaten, in deren Grenzen das Patriarchat Verfügungsgewalt hat, der Nominierung eines Patriarchen zustimmen. Jordanien und die palästinensische Autronomie hatten den Patriarchen anerkannt, Israel hat bisher seine Anerkennung verweigert. Inzwischen hatte auch Jordanien seine Anerkennung zurückgezogen, weil Theophilos seiner Meinung nach sich nicht genug dem Druck Israels widersetzt habe. So ergibt sich ein Bild, dass ein Patriarch, Irineos, nur von Israel anerkannt ist, der andere, Theophilos nur von den Palästinensern. Die orthodoxe Kirche hofft, dass durch die jetzige Empfehlung des Komitees der Streit Israels mit der Kirche endlich beigelegt werden kann.

Oberstes Gericht hebt Entscheidung des Oberrabbinats auf

Das Oberste Gericht in Israel hat eine Entscheidung des Oberrabbinats aufgehoben, sich nicht in die Beschlüsse örtlicher Rabbinate in der Frage des Siebentjahres einzumischen. Das Oberste Gericht forderte das Oberrabbinat auf, die ihr vom Staat verliehene Autorität und Verfügungsgewalt in allen Bereichen des religiösen Lebens zu übernehmen und den Status Quo wieder herzustellen.

Das Oberrabbinat hatte zum ersten Mal in der Geschichte des Staates Israel beschlossen, sich nicht in die Entscheidungen örtlicher Rabbinate einzumischen, und jedem Rabbinat es zu überlassen, ob es die Praxis des symbolischen Bodenverkaufs an Nichtjuden, die die Bearbeitung der Böden und die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte im siebenten Jahr ermöglicht, übernehmen wollen oder nicht. Ein Drittel aller Rabbinate hat sich gegen die erleichternde Praxis ausgesprochen und sich für die strikte Einhaltung der biblischen Gebote ausgesprochen.

Nach dem biblischen Gesetz muss der Boden alle sieben Jahre ruhen, darf nicht bestellt und die von selbst wachsenden Früchte dürfen nicht vermarktet werden. Da die Einhaltung dieser Gesetze in der modernen Zeit den Ruin der jüdischen Landwirtschaft im Land Israel bedeuten würde, hat sich seit Beginn des Zionismus vor 120 Jahren die Praxis durchgesetzt, alle jüdischen Böden im Land Israel an Nichtjuden zu verkaufen und am Ende des Jahres zurückzukaufen.

Herzls Enkel soll auf dem Herzl Berg begraben werden

Nachdem im vorigen Jahr nach längeren Bemühungen und entsprechend dem Testaments Herzls, des Vaters des modernen Zionismus, die Kinder Hans und Pauline neben dem Grab Herzls auf dem Herzl Berg beigesetzt wurden, soll jetzt auch der einzige Enkel Herzls hier seine letzte Ruhestatt finden. Die Erlaubnis zur Umbettung gab Israels sefardischer Oberrabbiner Shlomo Amar, der auch die früheren Umbettungen gestattet hatte.

Stefan Theodor Norman Neuman, der Sohn der jüngsten Tochter Herzls Trude Neumann war 1918 in Wien geboren. Nach dem Anschluss Österreichs kam Norman auf eine englische Internats-Schule und entkam so der Verfolgung. Seine Mutter Trude, wurde 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt, wo sich ihre Spur verlor. Norman diente während des Krieges in der britischen Armee in Indien und besuchte 1945 Palästina als einziger der Nachkommen Herzls mit zionistischer Ausrichtung.

Kurz danach wurde er wissenschaftlicher Berater an der Botschaft Britanniens in Washington. 1946 stürzte er sich von einer Brücke in den Tod, nachdem er erfahren hatte, dass seine Eltern im Holocaust umgekommen waren. Damit endete das Geschlecht der Herzls in tragischer Weise. Mit der Umbettung Normans vom Adath Jisrael Friedhof in Washington wird der letzte der Herzl Nachkomme mit dem Stammvater des Zionismus eine ehrwürdige Ruhestätte finden.

Keine Zugeständnisse an das religiöse Establishment

Israels Justizminister Daniel Friedman hat erklärt, es sei besser kein Grundgesetz zu haben als das in Vorbereitung befindliche, das für eine Demokratie unerträgliche Zugeständnisse an das religiöse Establishment mache. Israel ringt seit seiner Staatsgründung um ein Grundgesetz, das bisher an der Frage gescheitert ist, ob Israel eine Demokratie oder Theokratie sein soll.

Der neue Anlauf, ein Grundgesetz zu verabschieden, wurde von Ministerpräsident Ehud Olmert als das größte Geschenk des Parlaments an den Staat zu seinem 60. Geburtstag, der im nächsten Jahr gefeiert wird, bezeichnet. Um die notwendige Zustimmung der religiösen Parteien zu erreichen, klammert das Gesetz alle religiösen Fragen aus und verbietet dem Obersten Gericht, sich in religiöse Fragen einzumischen, wenn sie dem Grundgesetz widersprechen. Auszuklammern sind alle Personenstandsfragen wie Erbrecht, Vermählungen und Scheidungen, die allein den religiösen Gerichtshöfen unterliegen, sowie die Einhaltung der Speisegesetze (Kaschrut) in öffentlichen Bereichen, der Schabbat- und Feiertagseinhaltung sowie Fragen des Rückkehr- und Einwanderungsgesetzes.

Funde aus der Zeit des Ersten Tempels auf dem Tempelplatz

Israelische Archäologen haben bei einer Inspektion der Ausschachtungsarbeiten auf dem Tempelplatzes nahe des Felsendoms in einer versiegelten Schicht Scherben und Knochen gefunden, die aus dem 8. bis 6. vorchristlichen Jahrhunderts stammen. Jon Seligman, Distriktarchäologe für den Bezirk Jerusalem, erklärte, der Fund sei deshalb besonders bedeutsam, weil er behilflich sein könne, die Grenzen und Ausmaße des Tempels zur Zeit des Ersten Tempels zu bestimmen.

Die moslemische Behörde Wakf, die die Ausschachtungsarbeiten vornimmt, sowie das "Komitee zur Bewahrung von Altertümer" haben beide die Veröffentlichung zurückgewiesen, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Der Wakf erklärte gemäß seiner Theorie, dass es auf dem Tempelplatz nie einen jüdischen Tempel gegeben habe, es habe keine Inspektion durch israelische Archäologen gegeben. Das "Komitee" ist gegen die Inspektion, da die Ausschachtungsarbeiten illegal seien und es keine professionelle archäologische Überwachung gebe und eine solche Inspektion angetan sei, die Ausschachtungsarbeiten zu legitimieren.

Rabbiner wollen eigenes Konversions-Zentrum gründen

45 Rabbiner aus der religiösen Kibbutzbewegung und dem Verband moderater orthodoxer Rabbiner der Gruppe "Tzohar" haben erklärt, ein eigenes Konversions-Zentrum ins Leben zu rufen, wenn das Oberrabbinat sich nicht bereitwilliger zeigt, in der Konversionsfrage eine freundlichere Haltung einzunehmen.

300.000 Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion sind nach dem Religionsgesetz keine Juden, sondern haben nur jüdische Verwandte. Viele dieser Einwanderer würden gerne zum Judentum übertreten, wenn die Regeln dafür, die das Oberrabbinat aufstellt, nicht so streng wären. Das Oberrabbinat fordert einen strikten religiösen Lebenswandel der Konvertiten und ihrer Familienangehörigen mit genauer Einhaltung aller Religionsgebote nach streng orthodoxen Vorschriften. Die Konversionwilligen sind aber nur zu einem gemäßigt religiösen Leben, wie ihn ihre altisraelischen Nachbarn führen, bereit.

Von den Einwanderern erklären 40 Prozent nach Eintreffen im Land ihre Bereitwilligkeit, zum Judentum überzutreten. Nach einem Jahr Erfahrungen im Land und im Umgang mit dem religiösen Establishment sind das nur noch 20 Prozent. Jährlich erkennen die Konversions-Behörden des Oberrabbinats nur 2000 Übertritte an, die Hälfte davon erfolgt im Rahmen des Militärs.

Nichtjuden können im Land nicht heiraten und müssen dafür ins Ausland gehen, weil es in Israel kein ziviles Standesamt, sondern nur religiöse Behörden für Familienangelegenheiten gibt. Auch bei Bestattungen und anderen Anlässen haben Menschen, die keine Religionszugehörigkeit haben, die größten Schwierigkeiten.

Die Rabbiner, unter ihnen der Sohn des ehemaligen Oberrabbiners, Benjamin Lau, Rabbiner der Ramban-Synagoge in Jerusalem, wollen nun eigene Konversionsgerichte einrichten mit einer liberaleren Haltung. Lau bot dafür seine eigene Synagoge an. Das Problem ist, dass Rabbiner zwar Konversionen durchführen können, so dass die Konvertiten religionsgesetzlich Juden sind, das Oberrabbinat sie aber nicht als Juden registrieren wird, so dass sie weiterhin zum Beispiel in Israel nicht jüdisch heiraten können, weil das Oberrabbinat ein Monopol darüber hat.

Einigung über Feststellung von Gehirntod

Nach langen Verhandlungen haben sich Ärzte, Orthodoxe und Ultraorthodoxe auf die Festlegung von Gehirntod geeinigt, der es Ärzten ermöglichen soll, Transplantationen vorzunehmen. Bisher waren zahlreiche orthodoxe Kreise nicht bereit, bei Transplantationen ihre Zustimmung zu geben, wenn Gehirntod festgestellt wurde, das Herz aber noch arbeitete, besonders wenn Ärzte dies feststellten, denen sie kein Vertrauen schenkten.

Jetzt hat der Abgeordnete Otniel Schneller (Kadima-Partei) ein Gesetz im Parlament vorgelegt, das Transplantationen bei Gehirntod ermöglicht. Die Orthodoxen verzichteten darauf, selbst Gehirntod feststellen zu können und begnügten sich damit, dass sie in einem öffentlichen Gremium, das der Staat einzusetzen habe, vertreten sind. Dieses Gremium bestimmt zwei Ärzte, die besonders für diese Aufgabe, Gehirntod festzustellen, ausgesucht werden.

Alternatives Rabbinat für Koscher-Zertifikate

Nachdem der Preis für Tomaten auf umgerechnet über 2 Euro gestiegen ist, hat der Vorsitzende des Konstitutions-Komitees der Knesset, des israelischen Parlaments, das Oberrabbinat gewarnt, nicht tatenlos dem Treiben oder Nicht-Treiben des Rabbinats zuzusehen. Mit Neujahrsanfang vor einigen Wochen befindet sich das Judentum im Schmitttajahr oder Siebentjahr, in dem auf dem Boden des Landes Israel von Juden nichts angebaut werden darf. Nur was von selbst wächst, darf für den Eigenverbrauch benutzt aber nicht vermarktet werden. Dies ist nach Ansicht von Ökonomen in der modernen Zeit nicht durchhaltbar und würde den Ruin der Landwirtschaft Israels und, wenn alles importiert werden müsste, des Staates bedeuten.

In früheren Jahren seit Staatsgründung haben so die beiden Oberrabbiner alle sieben Jahre in einer feierlichen Zeremonie das Land Israels an einen Nichtjuden verkauft und es von ihm am Ende des Jahres zurückgekauft. So konnten die israelischen Bauern ihr Land weiter bearbeiten und ihre Früchte vermarkten. Einige fromme Gemeinschaften haben sich aber nie mit dieser Regelung zurechtgefunden und nur Produkte bei Arabern gekauft, zu erhöhten Preisen, oder von Juden in Gebieten Israel, die nicht zum historischen Land Israel gehören wie Teile des Beth Shean-Tales, Akko, oder die Aravaebene im Negev.

In diesem Jahr haben sich die beiden Oberrabbiner auf Druck orthodoxer Kreise geweigert, diesen Handel abzuschließen und haben es Ortsrabbinern überlassen, je für ihr Gebiet zu entscheiden. Daraufhin haben 12 Kommunen, darunter Jerusalem, beschlossen, sich dem Landverkauf zu verschließen und allen jüdischen Bauern, die ihr Land bearbeiten und ihre Früchte vermarkten, kein Koscher Zertifikat auszustellen. Das bedeutet, dass zwei Millionen Israelis, fast ein Drittel des Bevölkerung des Staates, ohne Koscher-Zertfikate leben muss, für religiöse Juden eine unhaltbare Situation.

In Protest gegen das Oberrabbinat haben sich deshalb mehrere Rabbiner selbständig gemacht und beschlossen zu handeln. Der ehemalige orientalische Oberrabbiner und Mentor der größten religiösen Partei, Shas, Ovadja Josef, hat in eigener Regie das Land an einen Nichtjuden verkauft. Eine Organisation der modernen Orthodoxie, Tsohar, hat auf einer Versammlung beschlossen, Koscher Zertifikate an alle Landwirte zu vergeben, denen die Ortsrabbiner dieses Dokument verweigern. Jeder orthodoxe Jude muss nun selbst entscheiden, ob er sich der alternativen Lösungen bedienen will, oder für den doppelten Preis lieber bei den Hamasleuten in Gaza seine Einkäufe tätigen will.

Freudenfest des Wasserschöpfens

Das alte Freudenfest aus der Zeit des Zweiten Tempels, das in die Laubhüttenwoche fällt und mit großen Freudenumzügen begangen wird, ist in Israel nach der Staatsgründung wieder zum Leben erweckt worden. In der Mischna, dem ersten Teil des Talmud, findet sich eine ausführliche Beschreibung über die Ausgelassenheit in Jerusalem zu dieser Zeit. Es heißt dort, dass jemand, der das Wasserschöpf-Fest nicht miterlebt hat, noch nie eine richtige Freude erfahren hat.

Dieses Fest haben in diesem Jahr ultraorthodoxe Kreise verboten, weil es in den letzten Jahren zu Ausschweifungen geführt haben soll und zu einer Vermischung von Frauen und Männern auf den Straßen und Plätzen. Nach den strikten Anordnungen der Rabbiner dürfen Frauen und Männer nur verschiedene Bürgersteige, oder, wenn es die nicht gibt, Straßenseiten beim Hingehen und Verlassen der Festlichkleiten benutzen und selbstverständlich ist auf den Plätzen strikte Trennung einzuhalten.

Die chassidische Chabadbewegung, die Lubawitscher, hat nun bekannt gegeben, dass sie sich der Anordnung der Rabbiner nicht beugen und in ihren Wohnbezirken die Feierlichkeiten wie jedes Jahr begehen wird, unter strikter Einhaltung der Geschlechtertrennung. Einige ultraorthodoxe Kreise haben angekündigt, dass sie dann zur Stelle sein werden, um heftig gegen die Feierlichkeiten zu protestieren.

Jordanien investiert in den Tempelberg

Das jordanische Königreich hat beschlossen, sich wieder stärker in die Angelegenheiten des Tempelberges in Jerusalem zu kümmern. Zu diesem Zweck hat König Abdullah II ein Komitee eingerichtet, das er einem seiner Prinzen, Prinz Ghasi, anvertraut hat, und das die Aufgabe hat, die Belange des Tempelberges in einer Hand zu konzentrieren. Inzwischen hat das Komitee einen Betrag von 1,5 Millionen Dollar überwiesen bekommen. Damit sollen die Feuerschutzeinrichtungen auf dem Tempelberg verbessert, sowie die Mosaikarbeiten restauriert werden.

Das Königreich, das früher alleine für die Belange der moslemischen Heiligtümer auf dem Tempelberg verantwortlich war, tritt damit in Konkurrenz zum Nordzweig der "Islamischen Bewegung" in Israel unter der Führung von Sheikh Raed Salah, der in Israel einige Zeit im Gefängnis saß und dem Jordanien in letzter Zeit die Einreise verweigerte. Weitere Konkurrenten sind die palästinensische Autonomie, die Königreiche Marokko und Saudiarabien sowie die Golfstaaten.

Steinbruch für die Quadersteine des Zweiten Tempels gefunden

Bei einem Bau einer Schule in Ramat Shlomo im Norden von Jerusalem sind israelische Archäologen bei Notgrabungen auf den Steinbruch gestoßen aus dem die Riesenquader für die Kontruktionsarbeiten des Tempelberges und Tempels unter Herodes dem Großen gebrochen wurden. Das Gebiet des Steinbruches erstreckt sich auf einen halben Hektar. Dies ist der einzige Steinbruch in der Umgebung Jerusalem aus der Zeit des Zweiten Tempels, in dem Quader in einer Länge von 5 bis 8 Meter herausgeschnitten wurden. Das Gebiet ist noch heute bei den Arabern für seinen guten und festen Stein bekannt, der auf Arabisch malakeh heißt, Königsstein.

An den Resten ist auch noch erkenntlich, wie damals gearbeitet wurde, sagte die leitende Archäologin. Man habe zuerst den Quader von allen vier Seiten ausgesägt und dann mit Eisenkeilen den Stein von seinem Boden weggesprengt. Einer der Rieseneisenkeile wurde auf dem Gelände gefunden neben zahlreichen Münzen und Keramik der Zeit.

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