Informationen aus Israel

von Michael Krupp, Jerusalem

 

Siegel einer Familie der Tempeldiener aus der Frühzeit des Zweiten Tempels gefunden

Bei Ausgrabungen in der Jerusalemer Davidstadt nahe des Dungtores hat die israelische Archäologin Eilat Mazar einen sensationellen Fund gemacht. Auf einem Steinsiegel findet sich der Name Temach. Die Familie Temach wird in Nehemia 7, 55 als eine Familie von Tempeldienern erwähnt, die von Nebukadnezzar 586 v.Chr. in die Verbannung verschleppt wurden und durch das Kyros Edikt 538 nach Jerusalem zurückkehren durften.

Auf dem Siegel sind neben dem Namen "Temach" zwei bärtige Priester abgebildet, die an einem Räucheraltar Dienst tun. Darüber befindet sich eine Mondsichel, die Mazar als Babylonischen Hauptgott Sin interpretiert. Dieser Synkretismus scheint die Juden nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil nicht gestört zu haben, meint Mazar.

"Jesusgrab" sorgt weiterhin für Unruhe

Auf dem dritten Princeton Symposium in Mishkenot Sheannanim hat die Witwe des Inspektors des Amtes für Altertümer, Ruth Gat, erklärt, ihr Mann, Josef Gat, der Entdecker des sogenannten Jesusgrabes in Talpiot in Ostjerusalem 1980 sei davon überzeugt gewesen, das Grab des Jesus von Nazaret und seiner Familie gefunden zu haben. Aus Angst vor Antisemitismus habe er aber als Holocaustüberlebender diese Überzeugung für sich behalten, weil diese Entdeckung den Berichten des Neuen Testaments widersprochen hätte.

Andere Sprecher auf der Konferenz, wie der Alttestamentler Israel Knohl, meinten, es spreche nichts dagegen, dass dieses Garab nicht das des Jesus von Nazareth sei. Es wäre wichtig, die Nachbargräber, die auf Druck von Ultraorthodoxen damals versiegelt und nicht untersucht wurden, neu nach weiteren Hinweisen zu durchforschen. Andere Wissenschaftler, wie der Archäologe Shimon Gibson von der Universität North Carolina zeigten sich eher skeptisch. Simpson war seiner Zeit Volontär bei den Ausgrabungen. Er sagte, er habe damals von Gat keinerlei Bemerkung gehört, dass es sich um das Grab Jesu von Nazareth handeln könnte.

James Charlesworth, Vorsitzender des Symposiums und Professor für Neues Testament in Princeton, wies die Möglichkeit, dass es sich um das Grab des Jesus von Nazareth handeln könnte, als absurd zurück. Gerade der Namen des Jeshua bar jehosef auf dem Ossuar sei ein Graffiti in einer äußerst oberflächlichen Form auf das Ossuar geschrieben im Gegensatz zu sorgfältig eingravierten Inschriften auf anderen Ossuarien. Die Anhänger des Jesus von Nazareth wären so nicht mit ihrem geliebten Meister umgegangen. Ebenso wies der israelische Archäologe Amos Kloner die Annahme, es handele sich um das Grab von Jesus aus Nazareth als völlig unhaltbar zurück.

Der israelische Filmemacher Simcha Jacobovici, der vor einem Jahr einen Film über das Grab gemacht und damit einen Sturm von Diskussionen ausgelöst hatte, gab sich auf der Konferenz sehr zufrieden. Immerhin stände er mit seiner Theorie, dass es sich um das Grab Jesu von Nazareth handele, nicht allein. Er bedankte sich bei den Veranstaltern, dass eine so hochrangige Konferenz sich mit diesem ernsten Thema beschäftigt habe.

Jacobovici behauptet in seinem Film, die Inschriften Jeshua bar Jehosef, Jehuda bar Jeshua und die zwei vorkommenden Maria seien alle mit der Jesusfamilie verbunden, Jesu habe mit Maria Magdalena, der einen in den Inschriften vorkommenden Maria, den Sohn Jehuda gehabt, die andere Maria sei Jesu Mutter gewesen.

Oberrabbiner beten in Pekiin

Die beiden Oberrabbiner Israels, Jona Metzger und Shlomo Amar, haben sich in das obergaliläische Dorf begeben und dort in der antiken Synagoge für den Frieden der Dorfbewohner untereinander gebetet. In dem vorwiegend von Drusen bewohnten Pekiin war es kürzlich zu Unruhen gekommen, wobei mehrere Häuser von Juden zerstört worden waren und die wenigen Juden des Dorfes geflohen waren. Der Protest richtete sich an sich gegen die Aufrichtung einer Solarantenne, die bei diesen Unruhen ebenfalls zerstört worden war.

Pekiin ist das einzige Dorf, in dem immer seit der Zerstörung des Tempels vor 1937 Jahren Juden gelebt haben. In den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es noch mehrere solcher Dörfer in Galiläa, in denen im 16. Jahrhundert einige zehntausend einheimische Juden lebten. Diese Juden, die das Land nie verlassen haben, hatten den Namen Mistarabim, Arabisierte (Heute der Name für die israelischen Soldaten, die in den besetzten Gebieten als Araber verkleidet aktiv sind). Von der jüdischen Urbevölkerung in Pekiin ist aber nur noch eine alte Frau übrig geblieben. Die anderen Juden sind zugezogene Juden aus der Diaspora.

Die Synagoge des Dorfes soll aus byzantinischer Zeit stammen. Einige verzierte Steine in der Synagoge stammen sicher von einer byzantinischen Synagoge. Der Bau der heutigen Synagoge geht aber sicher nur auf das 19. Jahrhundert zurück.

Griechisch-Orthodoxer Patriarch endlich anerkannt

Rechtzeitig vor dem Neujahrsempfang des israelischen Staatspräsidenten hat das Kabinett nach zweijährigem Pro und Contra Theophilos III endlich als Patriarchen der ältesten Kirche des Heiligen Landes mit 10 gegen 3 Stimmen anerkannt. Die Gegenstimmen kamen von den Mitgliedern der orientalisch-religiösen Shas-Partei, die dagegen protestierten, dass der Patriarch sich allen Landverkäufen der orthodoxen Kirche an Juden widersetzt.

Der griechische Patriarch gilt als der ranghöchste Kirchenvertreter in Israel und hält die offizielle Erwiderung auf die Rede des Staatspräsidenten. Im letzten Jahr war Theophilos nicht zum Empfang erschienen, weil er nur als Bischof, nicht aber als Patriarch eingeladen worden war. Zugegen war, eingeladen als Patriarch, Irineos I. Aber auch er hielt keine Rede, ebenso wenig wie der Präsident, damals noch Moshe Katzav, der wegen sexueller Anschuldigungen lieber den Mund hielt.

Dieses Jahr, am 31. Januar, wird dann alles anders sein. Ein neuer ehrenwürdiger Staatspräsident, Shimon Peres, und ein endlich anerkannter griechisch-orthodoxer Patriarch werden das Kirchenvolk empfangen.

Theophilos war vor über zwei Jahren von der orthodoxen Kirche als Nachfolger von Irineos eingesetzt worden, dem langfristige Vermietungen von Wohnbereichen in der Jerusalemer Altstadt an eine jüdische Siedlergruppe vorgeworfen wurden, die er allerdings bestreitet. Theophilos hat jetzt die Möglichkeit, diese Langmieten zu annullieren.

Interreligiöses Treffen zur "Heiligkeit des Lebens"

Hochrangige Repräsentanten der drei monotheistischen Religionen haben sich in Haifa getroffen, um ihre Übereinstimmung zu signalisieren, dass Leben heilig ist. Es ging um die praktische Angelegenheit, dass Rettungsdienste, das Rote Kreuz, der Rote Halbmond und der rote Magen David bei ihren Rettungsaktionen nicht behindert werden dürfen, wie dies in der Vergangenheit mehrfach zu verzeichnen war.

Die Vertreter der Religionen waren der Oberrabbiner von Haifa, Shear Jashuv Kohen, der Begründer der Islamischen Bewegung in Israel, Sheikh Abdallah Nimr Darwish, und der Erzbischof der Griechisch-Katholiken, Elias Chaqour. Alle drei sind aktive Mitstreiter in der Israel Interfaith Association.

Darwish sagte , er hoffe, dass sich eine Koalition religiöser Oberhäupter finde, die jegliche religiöse Diskriminierung zurückweisen und die Menschenrechte verteidigen werde. Chaqour warnte vor der zunehmenden Bereitschaft, religiöse Konflikte mit Gewalt zu lösen. "Traurigerweise ist ein zunehmende Welle von Gewalt unter Juden und Arabern zu verzeichnen", sagt er.

Neue Münze in Israel mit antikem Symbol

Rechtzeitig zum Hanukkafest hat die Nationalbank Israel eine neue Münze mit dem Wert "Zwei Neue Schekel" herausgegeben mit einem Motiv aus den makkabäischen Münzen. Das Hanukkafest geht auf den Sieg der Makkabäer gegen die hellenistischen Seleukiden zurück, denen es gelang, im zweiten vorchristlichen Jahrhundert für hundert Jahre wieder ein selbständiges jüdisches Staatswesen zu schaffen. Makkabäer, auf Deutsch "Hammer", ist der Ehrenname für das priesterliche Geschlecht der Hasmonäer.

Das Motiv auf der Rückseite der neuen Münze entstammt den ersten Münzen, die von einem selbständigen jüdischen Reich geprägt wurden. Sie enthalten ein doppeltes Füllhorn, aus dem Weintrauben und Ähren herausragen. Das Füllhorn ist das Zeichen für Fülle und Reichtum und schmückt viele antiken Münzen. Das Besondere und jüdische an diesen Münzen ist der Granatapfel in der Mitte zwischen den Füllhörnern. Der Granatapfel, ebenfalls ein Zeichen für Fülle und Reichtum, ist ein altes jüdisches Symbol.

Alle hasmonäischen Herrscher haben sich dieser Symbole bedient. Auf der Rückseite enthalten die Münzen die althebräische Aufschrift, z.B.: "Jehochanan, der Hohe Priester und die Gemeinschaft der Juden". Die Bedeutung des kleinen griechischen Buchstabens über der Inschrift, Alef, ist weiterhin umstritten. Keine der angebotenen Deutungern ist zufriedenstellend. Nach dem israelischen Numismatiker Yaakov Meshorer steht sie für den seleukidischen Herrscher Alexander Zebina, was bedeuten würde, dass Hyrkanos I (135-104) noch abhängig von den Seleukiden war. Tatsächlich enthält nur diese erste hasmonäische Münze das Alef auf der Vorderseite.

Das "neue" in den "Zwei neuen Schekeln" weist darauf hin, dass es früher eine alte Schekelwährung gab. Der Staat Israel startete 1948 mit dem englischen System "Pfund" von 1000 Mil, in Hebräisch Pruta genannt, nach der alten jüdischen Kleinmünze zur Zeit des Zweiten Tempels. 1960 war das israelische Pfund so abgewertet, dass man die 1000 Prutot in 100 Agurot verwandelte, ebenso eine antike jüdische Geldwertbezeichnung (1Sam 2,36). 1980 war das Pfund nicht mehr zu retten und eine neue Währung wurde eingeführt, der biblische Schekel, 10 Pfund waren ein Schekel. Die galoppierende Inflation der frühen achtziger Jahre, die eine 10.000 Schekel Note mit dem Bildnis der früheren Ministerpräsidentin Golda Meir hervorbrachte, führte 1985 zur Einführung der "Neuen Schekel". 1000 alte Schekel waren jetzt ein neuer Schekel. Diese Währung blieb stabil und hat sich bis heute erhalten. Die neue Zwei Schekel Münze entspricht 0,35 Euro. Bisher gab es in der Schekelnomination nur 1, 5 und 10 Schekelmünzen.

Palast der Königin Helena gefunden?

Direkt südlich des Dungtors vor den jetzigen Stadtmauern Jerusalems, viele Meter unter dem Schutt der Jahrtausende begraben, haben israelische Archäologen ein monumentales Bauwerk ausgegraben, das sich von allen umliegenden Gebäuden unterscheidet. Auf der Suche nach einer richtigen Zuordnung ist die Vermutung, dass es sich um den Palast der Königin von Adiabene, Helena, handeln könnte, die wahrscheinlichste, so der Leiter der Ausgrabungen, Doron Ben-Ami. Allerdings, schränkt er ein, "Diese Interpretation der Funde sollte mit einer gewissen Zurückhaltung aufgestellt werden in der Hoffnung, dass in der nächsten Ausgrabungskampagne Funde ans Tageslicht kommen, die eine exakte Zuordnung des ganzen Komplexes ermöglichen". Bisher wurde keine Inschrift gefunden.

Zweifelsohne handelt es sich um einen Bau aus der Zeit des Zweiten Tempels, der bei der Eroberung Jerusalems im Jahr 70 zerstört wurde. Auf dem Fußboden, der mit den Resten der eingefallenen Mauern und Decken bedeckt und so versiegelt war, wurden 72 Münzen gefunden, die alle, soweit sie bisher identifiziert wurden, aus der Endzeit des Zweiten Tempels stammen. Die zuletzt datierten Münzen stammen aus dem zweiten bis vierten Jahr des jüdischen Aufstandes, aus den Jahren 68 bis 70. Auch die anderen Funde, Gebrauchsgegenstände aller Art, weisen auf diese Zeit hin.

Einige der Mauern stehen bis zu einer Höhe von 5 m, solide gebaut, aus Quadern, die mehrere Hundert Kilogramm schwer sind. Das Gebäude ist gewaltsam zerstört worden, indem die Seitenmauern aufgebrochen worden waren, so dass die Decken einfielen. Das Gebäude hatte mindestens zwei Stockwerke.

Die erhaltenen Pflasterungen und Wanddekorationen sind etwas Besonderes für den Jerusalemer Raum und in gewissen Weise fremdartig, so dass auch dies zur Annahme führte, dass die Besitzer des Palastes keine gewöhnlichen Jerusalemiten waren.

Der jüdische Schriftsteller Josephus, der zur Zeit des Jüdischen Krieges lebte, daran als Befehlshaber teilgenommen hatte und ihn beschreibt, spricht zweimal bei der Eroberung Jerusalems durch die Römer von Palästen, bis zu denen die Feuerbrunst reichte (5,252f und 655) und benennt die Paläste des Munbaz und der Helena. Nach der örtlichen Beschreibung der Paläste in der Jerusalemer Unterstadt kommt man beim Palast der Helena ziemlich genau zu der Stelle, wo der monumentale Palast jetzt ausgegraben wurde.

Derselbe Josephus beschreibt in seinem anderen Hauptwerk, die Jüdischen Altertümer, im 20. Buch sehr ausführlich die Geschichte des Königgeschlechts von Adiabene, am oberen Tigris, heute Iraq, das durch jüdische Händler im ersten nachchristlichen Jahrhundert zum Judentum konvertierte und sich mit Teilen der Familie in Jerusalem niederließ, dort Paläste erbaute und auch eine monumentale Grabanlage anlegen ließ, die heute als "die Königsgräber" nördlich des Damaskustors eine Touristenattraktion darstellen.

Königin Helena war die Frau des Königs Munbaz und die Mutter des gleichnamigen Munbaz, der mit ihr nach Jerusalem zog. In der Mischna und der sonstigen rabbinischen Literatur wird sie mehrfach und immer lobend erwähnt. Sie war eine sehr fromme Frau, die zweimal für sieben Jahre das Naziräergelübdes auf sich nahm (Mischna Nazir 3,6), in einer Hungersnot Getreide in Ägypten und Datteln in Zypern aufkaufte und an die Armen in Jerusalem verteilte. Sie spendete die goldene Tafel im Tempel mit den Geboten für die ehebrecherische Frau (Mischna Joma 3,10) und zusammen mit ihrem Sohn Munbaz andere goldene Geräte für den Tempeldienst.

Josephus beschreibt im Jüdischen Krieg auch die Einnahme des Palastes, wo sich Mitglieder der Königsfamilie und andere Notabeln der Stadt versammelt hatten. Die Römer nahmen die gesamte Gesellschaft gefangen, um sie später als Faustpfand handeln zu können (6,356f). Einige im Boden des Palastes ausgehobene Löcher weisen allerdings darauf hin, dass nicht die gesamte Bewohnerschaft des Palastes in römische Hände fiel, sondern die Flucht durch diese Löcher angetreten haben mag.

Helena war schon vor diesen Ereignissen in Adiabene gestorben, ihre Gebeine aber waren nach Jerusalem gebracht und in der Grabstätte der Könige beigesetzt worden. In der jüdischen Folklore spielt sie eine große Rolle. In späterer Zeit wurde sie dann mit Helena der Mutter Kaiser Konstantins verwechselt, die die ersten monumentalen Kirchen in Jerusalem bauen ließ und so kommt sie auch im Prozess Jesu als Schiedsrichterin vor in den späten jüdischen Beschreibungen des Lebens Jesu, den sogenannten Toldot Jeshu.

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