Oberrabbiner gegen Sex orthodoxer Paare
vor der Hochzeit
Der aschkenasische Oberrabbiner Israels, Jona Metzger,
hat die rituellen Bäder angewiesen, keinen unverheirateten Frauen
den Zutritt zu gewähren. Metzger geht damit gegen einen stärker
werdenden Trend bei orthodoxen Paaren an, vorehelichen Geschlechtsverkehr
zu haben. Immer mehr religiöse Paare leben in wilder Ehe zusammen,
weil sie nicht sicher sind, schon den idealen Partner gefunden zu haben,
oder weil sie Berufspläne nicht durch eine frühe Eheschließung
beeinträchtigen wollen. Eine jüdische Frau ist nach dem Religionsgesetz
angehalten, nach ihrer monatlichen Periode ein Ritualbad aufzusuchen,
ohne dass ihr Beischlaf verboten ist.
Die Diskussion darüber, ob orthodoxe Partner vor
der Ehe Sex miteinander haben können, ist in der letzten Zeit stärker
geworden, nachdem ein Professor der religiösen Bar Ilan Universität,
Tzvi Zohar, dies in einem Artikel in einer akademischen Zeitung als nicht
unbedingt gegen das jüdische Religionsgesetz verstoßend bezeichnet
hat. Zohar zitiert in seinem Artikel mittelalterliche und frühneuzeitliche
Gelehrte wie Nachmanides und Jaakov Emden, die solche Verbindungen als
möglich bezeichnen. Die Frauen dieser Verbindungen werden als Konkubinen
bezeichnet. Die genannten Gelehrten fordern aber die strikte Einhaltung
der Reinheitsbestimmungen, also das rituelle Bad vor dem Geschlechtsverkehr
nach der monatlichen Periode.
Homo- und Lesbenpaare dürfen
in Israel Kinder adoptieren
Der Generalstaatsanwalt, Menachem Mazuz, hat verfügt,
Homo- und Lesbenpaaren nicht mehr die Adoption fremder Kinder über
staatliche Organe zu verwehren, wenn es dem Wohl des Kindes dient. Bisher
hatte der Staat auch im Ausland vorgenommene Adoptionen nicht anerkannt.
Lediglich eigene Kinder eines der Partner durften nach einem Beschluss
des Obersten Gerichts aus dem Jahr 1970 von dem Paar adoptiert werden.
Wenn allerdings die Adoption eines Kindes durch ein Homo-
oder Lesbenpaar gegenüber der Adoption durch einen ledigen Mann oder
eine ledige Frau zur Wahl steht, ist den Ledigen der Vorzug zu geben.
Tunesische Juden als Holocaust Überlebende
in Israel anerkannt
Nach einem fünfjährigen Streit vor israelischen
Gerichten hat der Staat auch Tunesier als Holocaustopfer anerkannt und
sie den europäischen Opfern gleichgestellt. Dies bedeutet, dass ca.
20.000 Juden, die aus Tunesien eingewandert sind, in den Genuss der staatlichen
Rente für Holocaust Überlebende in Höhe von umgerechnet
330 Euro kommen werden.
Im November 1942 hatte deutsche Truppen Tunesien erobert
und begonnen, die Juden in Konzentrationslager zu sperren, bis die Amerikaner
ein halbes Jahr später Tunesien befreiten. Zahlreiche Juden sind
hier umgekommen oder wurden in deutsche Vernichtungslager geschickt.
Jüdische Kreise üben scharfe
Kritik an der lateinischen revidierten Karfreitagsliturgie
Jüdische Kreise in Israel und weltweit haben ihre
"tiefe Enttäuschung" über die revidierte lateinische
Karfreitagsliturgie zum Ausdruck gebracht, die eine generelle Bekehrung
des jüdischen Volkes zum Ausdruck bringt, ohne die es keine Erlösung
gäbe. Besonders enttäuscht, ja betrogen fühlten sich die
jüdischen Partner, die seit Jahren und Jahrzehnten in direktem Dialog
mit dem Vatikan stehen.
"Wenn wir auch anerkennen, dass sich der Text der
diffamierenden Sprache gegenüber den Juden enthält, ist es bedauerlich,
dass das Gebet explizit die Juden auffordert, Christentum zu akzeptieren".
So zitiert das American Jewish Committee den internationalen Direktor
für interreligiöse Angelegenheiten des Komitees, Rabbi David
Rosen, in einer Erklärung. "Dies unterscheidet sich grundsätzlich
vom Text der derzeitigen universalen Liturgie, die von der Rettung der
Juden in allgemeinen Worten spricht. Wir hoffen, dass durch weiteren Dialog,
die vollkommene Umsetzung der Richtlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils
erreicht werden können, die von dem gültigen Bund (Gottes) mit
dem jüdischen Volk handeln, was zu einem tieferen Verständnis
des Wertes der Tora als Mittel zum Heil für das jüdische Volk
führen möge."
Eine ähnliche Erklärung gab The International
Jewish Committee on Interreligious Consultations (IJCIC) heraus, dessen
Präsident ebenfalls David Rosen ist.
Auf einem Treffen des Rainbow Klubs, einer akademischen
jüdisch-christlichen Vereinigung in Jerusalem, das der Diskussion
der revidierten Gebetsfassung gewidmet war, erklärte David Rosen
seine tiefe Verletzung über diese "Revision" nach all den
Jahren intimsten Gedankenaustausches. Man könne sogar von einer Art
Betrug reden, nachdem den jüdischen Gesprächspartnern versichert
worden war, dass der Text zu ihrer Zufriedenstellung geändert werden
würde. Er könne sich kaum vorstellen, dass der neue Papst so
naiv sei, zu glauben, dass dieser Text den Juden jetzt gefallen könne.
Bei vielen Gesprächen, an denen auch Kardinal Ratzinger vor seiner
Papstwahl beteiligt gewesen sei, hätten katholische Gesprächspartner,
so auch öffentlich auf mehreren Konferenzen, auch in Jerusalem, wie
auch Kardinal Kasper, erklärt, dass der Bund Gottes mit den Juden
Bestand habe und sie nichts weiteres für ihre Erlösung nötig
hätten. Eine solche Erklärung habe der Kardinal Ratzinger nach
seiner Wahl zum Papst niemals wieder in den Mund genommen.
Der Präsident des Rainbows, der Dekan des vatikanischen
ökumenischen Forschungsinstituts Tantur, Michael MacGary, versuchte
die Gemüter zu beruhigen. Nach einer kurzen Einführung in die
Entwicklung des Verhältnisses der katholischen Kirche gegenüber
dem jüdischen Volk nahm er Stellung zur lateinischen Karfreitagsmesse,
die höchstens von einem Prozent der katholischen Gläubigen verstanden
würde und die mehr durch ihren fremden mystischen Unterton als durch
ihren Inhalt wichtig für die katholischen Gläubigen sei. Der
arabisch-katholische Pater Jemal bezeichnnete das Gebet als eine innerkatholische
Angelegenheit. Wenn er das Gebet spreche, denke er keineswegs herabwürdigend
an die Juden. Dies konnte aber die jüdischen Mitglieder in der Gesprächsrunde
nicht beruhigen.
Die hebräischen Ausgabe der Zeitung Haaretz zitierte
Professor Sergio Itzhak Minerbi, einen langjährigen Kenner der Verhältnisse
im Vatikan. Er bezeichnete die Revision als "grässlich"
(garua). Im Hintergrund stehe der Wille des neuen Papstes, unter allen
Umständen die reaktionären Kräfte innerhalb der Kirche
zufrieden zu stellen, dass dabei der Dialog mit den Juden leide, sei ihm
nicht wichtig. Die Zeitung zitierte weiter den Kirchenhistoriker vom religionswissenschaftlichen
Institut in Bolonia, Professor Alberto Meloni: "Der neue Text charakterisiert
das Verhältnis Benedikt XVI zum Judentum, das weit weniger positiv
ist als das seines Vorgängers Johannes Pauls II. Es handelt sich
nur um nebensächliche und kosmetische Änderungen gegenüber
dem Text, der vor dem Zweiten vatikanischen Konzil existierte."
Die revidierte Fassung hat alle beleidigenden Worte gegenüber
den Juden weggelassen. Er spricht nicht mehr von den "perfiden"
Juden und nicht mehr von "dem Schleier vor ihren Augen" der
entfernt werden muss. Nach Radio Vatikan, veröffentlicht in der gestrigen
Compass Ausgabe, lautet der revidierte Text in Deutsch folgendermaßen:
Wir wollen beten für die Juden. Dass unser Gott und
Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Heiland
aller Menschen. Lasset uns beten. Beugen wir die Knie. Erhebet Euch. Allmächtiger
ewiger Gott, der Du willst, dass alle Menschen gerettet werden und zur
Erkenntnis der Wahrheit gelangen, gewähre gnädig, dass beim
Eintritt der Fülle aller Völker in Deine Kirche ganz Israel
gerettet wird. (oder: dass ganz Israel gerettet werde, wenn die Füller
aller Völker in Deine Kirche eintritt). Durch Christus, unseren Herrn.
Neuinterpretation des Siegels aus
der Davidstadt
Nachdem ein Siegel, das vor gut einem Monat bei den Ausgrabungen
in der Davidstadt im südlichen Jerusalem zum ersten Mal veröffentlicht
wurde (vgl. Materialdienst 1/2008, S. 32) ist die Diskussion über
die richtige Lesung des Siegels nicht abgebrochen. Höchstwahrscheinlich
hat die Leiterin der Ausgrabung, die Archäologin Dr. Eilat Mazar,
einen kapitalen Lesefehler begangen. Sie hat von rechts nach links den
Namen Temach gelesen und ihn mit dem in der Bibel erwähnten Namen
einer Familie von Tempeldienern identifiziert.
Sie übersah dabei, dass es sich hier um ein Siegel
handelt, in dem die Schrift in Spiegelschrift eingeprägt ist, obwohl
die Buchstaben deutlich in Spiegelschrift eingemeißelt sind. Über
die Buchstaben Mem und Tav gibt es keine Diskussion, schwieriger war der
letzte, oder besser gesagt, der erste Buchstabe zu lesen. Mit viel Phantasie
konnte man darin ein Kaf erkennen. Wenn man einen Abdruck machen würde,
ist aber deutlich Schin und Lamed zu lesen.
Wenn man das Siegel abdruckt, was sie anscheinend nicht
gemacht hat, ergibt so die Inschrift den Namen Schlomit, ein weit verbreiteter
weiblicher Name, der natürlich auch in der Bibel vorkommt, zum Beispiel
in 1 Chron 3,19. Damit stellt sich erneut die Frage des Alters. Mazar
hatte das Siegel in die Zeit kurz nach dem babylonischen Exil verlegt,
weil dorthin der Name Temach hinpasst, nun sind Paläographen eher
der Meinung, dass das Siegel vom Schriftbild her eher in das Ende der
Zeit der Könige Jehudas, in das späte siebte vorchristliche
Jahrhundert, also noch in die Zeit des Ersten Tempels hineingehört.
Damit ergibt sich auch eine Neuinterpretation der dargestellten Rauchopferszene,
die zwei Priester unter einem Halbmond vor einem Rauchopferaltar zeigt.
Dies könnte sich durchaus auf den Opferdienst im Tempel beziehen
und nicht auf einen heidnischen babylonischen Kult, wie mazar angenommen
hat.
Um welche Schlomit es sich gehandelt haben mag, ist nicht
zu sagen, da der Name sehr verbreitet war. Zweifellos aber handelt es
sich um eine einflussreiche Frau, die über ein eigenes Siegel verfügte,
was in dieser Zeit gar nicht selbstverständlich war.
Aschkenasischer Oberrabbiner fordert
Palästinastaat in El Arish
Oberrabbiner Jona Metzger hat sich für die Bildung
eines Palästinastaates in El Arish auf der Sinaihalbinsel ausgesprochen.
El Arish ist die nächst größere ägyptische Stadt
zum Gazastreifen hin und heute nach Sprengung der Grenzmauer Haupteinkaufsplatz
der Einwohner des Gazastreifens. Metzger hat die Vereinigten Staaten,
die Europäische Union und England aufgefordert, bei der Bildung des
Palästinastaates auf der Sinaihalbinsel behilflich zu sein. Nach
Metzger würde das viele Probleme lösen. Der Plan würde
"alle armen Leute aus Gaza in ein wundervolles neues Land bringen
mit Zügen, Bussen und Autos wie in Arizona". Und die Israelis
hätten ihre Ruhe.
In einem Interview mit der britischen Zeitung "The
Jewish News" sprach Metzger sich auch gegen die Beschlagnahme Jerusalems
als heilige Stadt durch die Moslems aus. Moslems hätten Mekka und
Medina und bräuchten keine dritte Stadt. Moslems dürften auf
dem Gebiet des Tempelberges beten, aber Jerusalem gehöre den Juden.
El Arish war seinerzeit auch von Theodor Herzl nach dem
Kischinev Pogrom 1903 als nationale Heimstatt vorgeschlagen worden, allerdings
als jüdische nationale Heimstatt. England hatte seinerzeit in den
Plan eingewilligt, eine zionistische Mission besuchte El Arish, kam aber
zu dem Schluss, dass das menschenleere Gebiet ohne Nilwasser unfruchtbar
sei. Da die Ägypter das Wasser verweigerten, nahmen die Zionisten
Abstand von dem Plan.
Slowakischer Bischof posthum als
Judenretter von Israel ausgezeichnet
Die israelische Holocaust Gedenk- und Forschungsstätte
hat posthum neun Slovaken ausgezeichnet, die während des Krieges
Juden unter Lebenseinsatz gerettet haben. Unter ihnen ist auch ein Bischof,
Bischof Pavel Peter Gojdic von Presov. Gojdic war der einzige slovakische
Bischof, der während des Krieges öffentlich gegen die Judenermordung
protestierte. Gojdic hat Hunderte von Juden gerettet, indem er sie pro
forma taufen ließ.
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