Vizebürgermeister distanziert sich
von NT Verbrennungen
Nachdem es Proteste aus aller Welt hagelte, hat sich der
Vizebürgermeister von Or Jehuda, Uzi Aharon, von der Verbrennung
von Neuen Testamenten distanziert. Er bedauere, dass durch die Aktion
die Gefühle von Christen in aller Welt verletzt worden seien und
er selber habe, nachdem er zu dem Feuer gestoßen sei, ein Neues
Testament aus den Flammen gerettet.
Zuvor hatte er das Vorgehen von Talmudhochschülern
in einem Interview als einen Akt bezeichnet, "das Übel aus unserer
Mitte zu beseitigen". Was war geschehen? In Or Jehuda, einem kleinen
Ort in der Nähe von Tel Aviv mit einer hauptsächlich orthodoxen
Bevölkerung und einer Talmudhochschule leben verhältnismäßig
viele Falasch Mura, äthiopische Judenchristen, die ins Land einwandern
durften mit der Absicht zum Judentum zurückzukehren. Wie ihre russischen
Kollegen, deren Religionszugehörigkeit nicht geklärt ist, sind
sie in besonderer Weise christlichen Missionaren ausgesetzt, die Massen
von Missionsschriften in Russisch und Amharisch, darunter das Neue Testament,
drucken und in den Häusern der Neueinwanderer verteilen.
Diesem Treiben wollte der Vizebürgermeister, zur
orientalisch orthoxen Schas-Partei gehörend, ein Ende setzen. Mit
Lautsprecherwagen fuhr er durch das Städtchen und forderte alle Bürger
auf, die Missionsschriften zu sammeln. Schüler der Talmudhochschule
gingen anschließend durch die Straßen und sammelten in den
Häusern die Missionsschriften ein. Dass sie sie darauf auf einem
großen Scheiterhaufen nahe einer Synagoge verbrannten, will der
Vizebürgermeister weder angeordnet noch gebilligt haben.
Die christlichen Gemeinschaften in Israel fordern nun
eine polizeiliche Untersuchung und eine Bestrafung der Täter, da
es sich um eine Verunglimpfung einer Religionsgemeinschaft handele, was
nach dem Gesetz strafbar sei. Die Verbrennung der Missionsschriften ist
ein letztes Ereignis in einer Reihe antimissionarischer Aktivitäten
jüdisch-orthodoxer Kreise, die sich durch die zunehmende Missionierung
herausgefordert sehen. Das schlimmste Ereignis dieser Art geschah vor
zwei Monaten in der Siedlerstadt Ariel, wo der Sohn eines Missionars durch
ein Bombenpaket, als Purimsgeschenk getarnt, verletzt wurde. Die Polizei
hat bisher keine Täter ausfindig machen können.
Religiöse Standesämter registrieren
keine Konvertiten mehr
Die religiösen Standesämter im Land haben aufgehört,
Konvertiten bei Hochzeitsgesuchen als Juden zu akzeptieren, solange nicht
Oberrabbiner Shlomo Amar, zuständig für Konversionen im Land,
genaue Angaben verfügt hat, wie in Zukunft zu verfahren ist. Einer
der wichtigsten Vorsitzenden der religiösen Standesämter, Rabbi
Yitzhak Ralbag, Vorsitzender des Standesamtes Jerusalem, erklärte,
er werde sich strikt an die Anweisungen von Amar orientieren, unbesehen
des Beschlusses des obersten rabbinischen Gerichts, das in der vorigen
Woche verfügt hat, die Konversionen der letzten Jahre nicht anzuerkennen.
Auch vor dem Beschluss des obersten Gerichts hatten mehrere
Standesämter Konvertiten nicht zu Heiraten zugelassen, weil sie die
Rechtmäßigkeit der Konversionen in Frage stellten, wie die
Standesämter in Aschdod, Petach Tikva und Rechovot. Die Heiratswilligen
hatten sich aber zu helfen gewußt, indem sie andere Standesämter
außerhalb ihres Wohnbezirkes aufsuchten. So war der Oberrabbiner
von Rosch ha-Ajin, Azaria Basis, bereit, alle Konvertiten des benachbarten
Petach Tikva zu registrieren.
Die Rabbiner des gesamten Landes erwarten jetzt ein klares
Wort von Oberrabbiner Amar. Amar hat den Beschluss des obersten Gerichts
zurückgewiesen oder auf einen besonderen Fall eingeschränkt.
Dies genügt aber den Rabbinern als Stellungsnahme nicht.
Umstrittener Besuch evangelikaler
Amerikaner
Der Fernseh-Evangelist John Hagee hat sich bitter enttäuscht
geäußert über die Ablehnung, die ihm aus jüdischen
Reformkreisen entgegengebracht wurde. "Wir versuchen nicht, den Friedensprozess
zu unterminieren", sagte er bei einem Besuch in Israel. Der amerikanische
Evangelist befindet sich zur Zeit mit 1000 Anhängern auf einer good-will
Tour durch Israel.
Ein paar Tage zuvor hatte Rabbi Eric Yoffie, Präsident
des vereinigten Reformjudentums auf einer Konferenz der Bewegung in Cincinnati,
Ohio, eine Zusammenarbeit mit den Evanegelikalen, und besonders mit Evangelist
John Hagee, dem Begründer der Bewegung "Christian United for
Israel" ausgeschlossen. Nicht aufgrund der extremen Haltung der Evangelikalen
gegenüber Homosexuellen oder Abtreibungsbefürwortern, sondern
auch wegen ihres militanten Antiislamismus und Antikatholizismus. "Wie
können wir von anderen erwarten, gegen antijüdische und antiisraelische
Erklärungen vorzugehen, wenn wir antiislamische und antikatholische
Erklärungen von Freunden' hinnehmen", sagte Yoffie.
Der Hauptgrund aber, warum Israel mit den christlichen
Zionisten nicht zusammenarbeiten sollte, sei der, weil eine solche Alliance
für Israel gefährlich sei. Er beschuldigte die amerikanischen
Evangelikalen, durch ihre radikale Ablehnung jeglicher Zugeständnisse
an die Palästinenser, besonders bei der Räumung von besetztem
Land, den Frieden zu verhindern. Hagee äußerte demgegenüber
in Jerusalem, er lehne zwar Landrückgaben ab und halte das für
gefährlich, wenn aber Israel sich für einen solchen Schritt
entscheiden sollte, werde seine Bewegung ihre Hilfe für Israel nicht
einstellen.
In Israel ist die Haltung zu den Evangelikalen durchaus
gemischt. Bei einer Internet-Umfrage der Zeitung Haaretz teilten 43 Prozent
die skeptische Haltung von Yoffie, 48 Prozent meinten, die christlichen
Zionisten seien gut für Israel und 9 Prozent gaben vor, sie seien
gut für Israel und schlecht für Amerika.
Die Jesajarolle zum ersten Mal seit
40 Jahren für zwei Monate ausgestellt
Als Krönung der 60 Jahr-Feier des Staates Israel
ist die öffentliche Zurschaustellung der ersten Jesajarolle aus Höhle
1 in Qumran, die 1947 entdeckt wurde, zu werten. Nachdem der Shrine of
the Book 1965 seine Tore öffnete und einem breiten Publikum die Möglichkeit
gab, die ältesten biblischen Schriftrollen der Welt zu bestaunen,
war die Jesajarolle das Prunkstück der Ausstellung, aufgerollt unter
der Rotunde, die dem Deckel einer der Schriftrollenkrüge nachgebildet
ist. Diese Rotunde konnte in einer Art Aufzug im Kriegsfall tief in die
Erde versenkt werden. Die erste Jesajarolle ist die einzige vollständig
erhaltene Rolle von den ca. 200 biblischen Schriftrollen. Das Buch Jesaja
war das beliebteste Buch der Qumrangemeine, mehr als 20 verschiedene Rollenfragmente
zu dem Propheten wurden in Qumran im Laufe der Zeit gefunden.
Nach zwei Jahren befürchteten die Museumsleiter,
dass das ständige Ausgesetztsein dem - wenn auch gedämpften
- Licht, der Rolle auf die Dauer schaden könnte und so verschwand
sei für vierzig Jahre in einem dunklen klimagesicherten Raum und
in der Rotunde fand eine Kopie Platz. Jetzt ist die Originalrolle in einem
dunklen Nebenraum ausgestellt zusammen mit antiken Schwertern und Pflugscharen,
von denen eine aus einem Schwert umgebogen wurde.
Bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung, die
den Namen hat "Schwerter zu Pflugscharen - Friedensvisionen in der
Jesajarolle", die Mitte Mai zwischen der schwarzen Wand und dem weißen
Dach des Shrine of the Book im goldenen letzten Abendlicht draußen
eröffnet wurde, sprach nach einer englischen Vorrede des Museumsleiters
Snyder, Michael Melchior, ehemaliger Oberrabbiner von Norwegen und Parlamentsabgeordneter
in Hebräisch, denn diese Sprache würde der Prophet besser verstehen.
Melchior zitierte die vielen Jesajastellen zum Frieden. Ehrengast war
der griechische Patriarch Theophilos. Der Kurator des Shrine of the Book,
Adolfo Roitman, hob in seiner Ansprache hervor, dass das größte
Wunder der Rollen nicht das sei, dass die Jesajarolle sich 2000 Jahre
so perfekt erhalten habe, sondern dass das Volk Israel auch heute noch
an die Friedensvision des Propheten glaube.
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