Auschwitz im Comic
von Elisabeth Böker

Die Zeit des Nationalsozialis­mus ist lange her, es gibt im­mer weniger Zeitzeugen, die vom Schrecken zwischen 1933 und 1945 berichten können. Um das Thema dennoch für die heutige Schülergeneration erfahrbar zu machen, geht das Anne Frank Zen­trum in Berlin neue Wege.

„Die Suche” lautet der Titel ei­ner Graphic-Novel (Comic-Ro­man), die den Holocaust themati­siert. Die Leser erfahren die Ge­schichte einer jüdischen Familie, die ins Vernichtungslager Ausch­witz deportiert wurde. Die Ge­schichte wird aus Sicht der Gegenwart erzählt, wechselt aber in Form von Erinnerungen der Holocaustüberlebenden Esther immer wieder in die Vergangenheit. So wird es möglich, sowohl die histo­rischen Fakten zu erläutern als auch den heutigen Umgang damit zu thematisieren.

Entwickelt wurde der 2007 erschienene Comic vom Anne Frank Zentrum in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Amster­dam. Ziel ist es, den Schülern das schwierige Thema Holocaust, also die Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nationalso­zialisten, zu vermitteln.

Von Januar bis Juli 2008 arbei­teten 18 Schulklassen in Berlin und Nordrhein-Westfalen mit dem Comic im Unterricht. In der Testphase ging es darum herauszu­finden, wie die Arbeitsmateria­lien in der Schule genutzt werden können und wie die Schüler darauf reagieren. Ein erster Erfah­rungsbericht des Anne Frank Zen­trums zeigt, dass der Comic auf viel Zustimmung stieß: Mehrere Lehrer berichten, ihre „Schüler hätten den Comic sofort ganz gelesen, obwohl sie nur einen Teil le­sen sollten”. Bei „im Allgemeinen eher zurückhaltenden oder wenig interessierten Schülerinnen und Schülern war ,Die Suche' Anstoß für eine intensive Unterrichtsbetei­ligung”.

Die Lehrer zeigten sich mit dem neuen Angebot zufrieden, denn es bestehe „ein großer Bedarf an er­gänzendem Material zum Thema Holocaust”. Der Comic sei dazu ge­eignet „Diskussionen zu initiie­ren, eine Reflexion unterschiedli­cher Rollen und Dilemmata anzu­regen und ein vertieftes Verständ­nis der historischen Situation und individuellen Geschichten zu ermöglichen”, schreibt das Anne Frank Zentrum. Eine abschließende Einschätzung sei aber erst mög­lich, wenn alle Auswertungen vorliegen.

Doch die bisherigen Ergebnisse zeigen bereits, dass „Die Suche” ge­eignet ist, Schülern dazu zu moti­vieren, sich mit dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte aus­einanderzusetzen.

Eric Heuvel, Die Suche, 61 Seiten, 9,95 Euro, erhältlich im Onlineshop unter www.annefrank.de

Frankfurter Rundschau, 8.9.2008

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